Wir haben heute als Predigttext Johannes 12, Verse 20 bis 50.
Als ich davor saß, dachte ich, ich müsste von Ihnen die Erlaubnis erbitten, nur die ersten sechs Verse zu nehmen, statt der angegebenen dreißig. Sonst kämen Sie nicht mehr rechtzeitig zum Mittagessen nach Hause – nur deshalb.
Johannes 12, Verse 20 bis 26: Was Menschen von Jesus abstößt.
Die Anfrage der Griechen und Jesu Antwort
Es waren aber etliche Griechen unter denen, die hinaufgekommen waren, um auf dem Fest anzubeten. Diese traten zu Philippus, der von Bethsaida in Galiläa stammte, baten ihn und sprachen: „Herr, wir möchten Jesus gerne sehen.“
Philippus ging daraufhin zu Andreas und sagte es ihm. Andreas und Philippus berichteten es Jesus weiter.
Jesus antwortete ihnen und sprach: „Die Zeit ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde.“ Verherrlicht – das bedeutet, jetzt kommt die große Klarstellung vor der Welt. Jetzt darf es sogar der Letzte sehen.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
Wer sein Leben liebt, wird es verlieren. Wer aber sein Leben auf dieser Welt hasst, wird es erhalten zum ewigen Leben.
Wer mir dienen will, der folge mir nach. Und wo ich bin, da soll auch mein Diener sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.
„Herr, erkläre uns dieses harte Wort“, sagten sie. Amen!
Der große Aufbruch zu Jesus und die Realität verschlossener Türen
Wir haben beim letzten Mal darüber gesprochen, dass viele Menschen von Jesus angezogen werden. In großen Scharen kommen sie zu ihm.
Letzte Woche fand in Norddeutschland eine Tagung der Missionen statt. Dabei hörten wir erneut von vielen Kontinenten dieser Welt von einem großen Aufbruch, der für mein Begreifen in diesen Jahren nahezu beispiellos ist.
In den letzten Jahren gab es in Afrika Länder, in denen oft an einem Ort 1.500 Menschen auf einmal getauft wurden. So ist es zum Beispiel in Äthiopien geschehen. Gerade in diesen Ländern erfahren wir jedoch, dass kurz darauf die Türen geschlossen werden. Es ist dann nur noch unter Lebensgefahr möglich, sich zu einem Gottesdienst zu versammeln.
Diese Gegensätze liegen sehr nah beieinander – nicht bei uns heute, aber draußen in der Welt: der große Aufbruch zu Jesus hin auf der einen Seite und die verschlossenen Türen auf der anderen. Deshalb hängen die beiden Predigten heute eng zusammen.
Es geht um den großen Zug der Menschen zu Jesus hin. Damit muss ich auch heute noch einmal anfangen, bevor ich das andere ansprechen kann: Was Menschen zu Jesus zieht und was sie von ihm abstößt.
Ich habe heute nur zwei Punkte. Der erste betrifft enttäuschte Menschen auf der Suche.
Die Suche der Griechen und ihre Erwartungen
Es waren Griechen nach Jerusalem gekommen. Was hatten sie dort verloren? Die Griechen verfügten doch über eine so hohe Kultur. Ich besuchte ein humanistisches Gymnasium, und noch heute gilt die griechische Geisteswelt als das Beste für Schüler. Uns wurde immer erzählt, dass das humanistische Gymnasium besser sei als das naturwissenschaftliche.
Viele Menschen reisen auch heute, zweitausend Jahre später, nach Griechenland, um die Trümmer der Akropolis zu besichtigen. Damals gab es in Griechenland doch viele herrlichere Heiligtümer. Warum wollten diese Griechen gerade nach Jerusalem? Sie hatten doch Platon, Sokrates und viele andere große Denker.
Merkwürdig! Inmitten dieser großen griechischen Geisteswelt lebten Menschen, die suchten. Es ist etwas Wunderbares am suchenden menschlichen Geist. Wir sollten ihn niemals abwerten, wenn Menschen aufbrechen und sich nicht mit dem Erreichten zufrieden geben. Fragen können wunderbar sein, wenn man wirklich nach dem sucht, was diese Welt zusammenhält, und sich nicht mit oberflächlichen Antworten der Philosophie oder Wissenschaft zufrieden gibt.
So waren sie nach Jerusalem gekommen und suchten dort beim Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Sie waren hinaufgezogen zum Tempel und hatten die wunderbaren Gottesverheißungen des Alten Testaments gehört. Doch all das reichte ihnen immer noch nicht. Diese unersättliche Suche gefällt mir.
Glauben Sie nicht, dass das nur damals so gewesen wäre. Auch heute gibt es Menschen um uns herum, die mit diesem Heilshunger suchen. Sie wandern von einer Religion zur anderen, von einer Heilslehre zur nächsten, weil sie das Wahre noch nicht gefunden haben.
Die Relevanz der Botschaft für Suchende
Was kann die Antwort allein sein? Ach, denke ich, wenn dort oben jemand im Tempel gestanden hätte und gedacht hätte: Diese Griechen kann ich doch begeistern für den altjüdischen Tempelkult. Das wäre doch furchtbar gewesen, wenn er gesagt hätte: Ich mache da oben einen Abend und erkläre diesen Griechen, die hergereist sind, die Altersversorgung der Priesterschaft oder wie bei uns die Eintreibung der Zehntsteuer in Israel funktioniert.
Liebe Freunde, ich habe manchmal Angst, dass wir unsere Mitchristen und Mitmenschen hier mit nebensächlichen Themen aufhalten – etwa über Organisationsfragen der Kirche. Als ob das suchende Menschen interessieren würde. Diese Griechen wollten doch wissen: Wozu lebe ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn meines Lebens?
Wir wollen von dem reden, was Menschen allein in ihrem Suchen weiterhelfen kann. Es ist auch nicht unsere Aufgabe, darüber zu sprechen, wie vergänglich die Dinge der Welt sind. Das könnte ein gutes Predigtthema sein. Aber das merken die Leute doch am allerbesten selbst: wie die Dinge der Welt vergänglich sind, wie Geld entwertet wird.
Wie heißt es doch vorher in der Bild-Zeitung: „Dollar stürzt in die Inflation.“ Das weiß doch jeder – da braucht man keine Predigt mehr dazu. Oder dass das Leben verrinnt und Menschen sterben müssen – das müssen wir doch nicht verkündigen. Das spüren die Menschen selbst. Auch dass es in der Welt das Böse gibt – darunter leiden diese Menschen doch.
Was ist das Sehnen dieser Menschen? Es bricht aus diesen Griechen heraus: „Wir wollten Jesus gerne sehen.“ Das sagen wir immer wieder in unseren Tagen so offen, auch wenn sich manche darüber ärgern. Das ist der einzige Dienst, den wir heute tun können: unseren suchenden Zeitgenossen immer wieder zu sagen, das ist unser Thema. Alles andere ist Randsache.
Darum geht es uns bei unseren Gemeindeveranstaltungen: Menschen den Weg zu Jesus zu zeigen. Wir haben Angst, wir könnten ihm im Wege stehen, wenn die anderen immer nur Unsinn reden – über die Christen, über die Kirche, über die Hofhacke-Gemeinde oder über die komischen Pfarrer – und dabei Jesus nicht sehen.
Darum wollen wir laut sagen: Das andere ist alles Nebensache. Das andere kann man alles anders organisieren, aber ihr müsst Jesus sehen – er ist es.
Die Anziehungskraft Jesu durch seine Hoffnung
Was hat denn diese Griechen an Jesus angezogen? Man muss darüber nachdenken. Ich meine, dass Jesus so positiv war.
In unseren Tagen werden Christen oft mit verschiedenen Etiketten belegt. Man fragt: Wo gehörst du hin? Bist du progressiv, konservativ oder altmodisch? Wenn mir jemand einen Namen geben wollte, den ich mir gefallen ließe, dann wäre es nur dieser: Ich will positiv sein. Ich will ja zum Leben Ja sagen.
Die Menschen in der Welt sind längst enttäuscht. Sie haben keinen Mut mehr und hängen nur noch mit dem Kopf nach unten. Das war das Anziehende bei Jesus: Er war nie ohne Hoffnung.
Menschen sind oft ohne Hoffnung. Sie fragen sich: Was soll ich denn noch schaffen? Wozu lebe ich? Hat alles noch einen Sinn? Bei Jesus war immer Hoffnung.
Menschen sind mutlos. Jesus war nie mutlos, nicht einmal in der Passionswoche. Nicht einmal im Angesicht des Todes war er mutlos.
Menschen sind enttäuscht. Jesus war nie enttäuscht. Das hat die Menschen angezogen.
Das soll unser Predigtthema sein: Es lohnt sich zu leben, es lohnt sich, Mensch zu sein. Mensch zu sein ist etwas Großes, weil dahinter ein wunderbarer Gedanke Gottes steht.
Ich stelle mir das so vor: Diese Griechen standen irgendwo in einer Basarstraße Jerusalems und hörten Jesus reden – von ferne. Sie kamen nicht durch, weil so viele andere Menschen dort standen. Und sie hatten ja ihre schweren Probleme.
Menschen reden immer nur über Probleme, sie reden über Schwierigkeiten. Und dann redet Jesus von einem Weg, den man gehen kann. Einem Weg, der zum Frieden und zur Seligkeit führt. „Ich bin der Weg und die Wahrheit“ und das reiche, unbegrenzte, erfüllte Leben.
Das zog diese Männer an. Sie wollten Jesus gerne sehen. Sie wollten Leben haben. Sie wollten ihm einmal persönlich begegnen.
Darum brechen viele Menschen auf und suchen ihn. Wir haben ein Thema, das wir in die Welt hinausrufen wollen. Wir wollen es so weit wie möglich bekannt machen.
Ein positives Thema: Leben lohnt sich.
Jesu harte Botschaft und die Abstoßung mancher Menschen
Nun aber, was bietet Jesus? Hier stoßen wir auf das, was viele Menschen ablehnt. Können Sie das noch einmal im klaren Gegensatz sehen?
Viele Menschen kommen her. Viele saßen ergriffen zum ersten Mal in unserem Gottesdienst, nachdem wir sie eingeladen hatten. Vielleicht sitzt jetzt jemand unter uns, der sich nach langer Zeit wieder einmal getraut hat. Und irgendwie berührt ihn das ganz tief. Er spürt: Das ist eine Antwort, die größer und weiter ist als alles, was ich bisher kannte.
Dann hört er hin: Was bietet mir Jesus nun als Lösung? Und dann ist er abgestoßen. Warum? Was bietet Jesus?
Er hat diesen Männern, diesen Griechen, kein Wunder gegeben. Es wäre beeindruckend gewesen, wenn er ihnen ihre Bandscheiben geheilt hätte – auf einmal –, oder ihre Kopfschmerzen genommen, ihre wirtschaftlichen Nöte gelöst hätte, oder was uns gerade als Last bewegt. Jesus hat Wunder getan. Aber viel häufiger hat er auf Wunder verzichtet – nicht weil er es nicht konnte, sondern weil er sagt: Ich will Größeres geben, viel, viel Größeres.
Und was ist das Größere? Das Größere ist sein Sterben. Das soll größer sein.
Jetzt verstehen wir wieder, warum Menschen abgestoßen sind. Das ist doch keine Antwort auf das Suchen der Menschen. Auf lebenshungrige Menschen, die sich um Jesus drängen, bietet er Sterben an.
Jesus sagt: Wenn ich euch etwas ganz, ganz Großes anbieten soll, dann erzähle ich euch die Geschichte vom Weizenkorn, das in die Erde fällt und verwest. Die feuchten Erdschollen liegen darüber, und es verschimmelt. Keiner achtet mehr darauf. Das ist das Geheimnis des lohnenden, reichen, ewigen Lebens.
Wer das haben will, der muss wie ein Weizenkorn in die Erde fallen können.
Darum haben sich doch so viele Konfirmanden immer wieder abgewendet, weil sie gemerkt haben: Ich muss etwas in meinem Leben aufgeben. Das haben wir bei so vielen Freunden entdeckt, die sich noch dreimal umgedreht haben, bevor sie unsere Kreise verlassen haben.
Und bei uns selbst mag es im Moment zerren: Soll ich das wirklich für Jesus hergeben, opfern und auf den Tisch legen? Kann ich es nicht mitnehmen?
Jesus spricht von einem Weizenkorn, das in die Erde fällt und verwest. Das ist doch nicht anziehend für lebenshungrige Menschen, für Menschen, die das Leben gewinnen wollen. Doch Jesus sagt: Euer Leben ist so oder so einem verwesenden Weizenkorn gleich.
Wir können in der Welt Ehre, Schätze und Reichtümer zusammentragen, wie wir wollen. Am Ende fällt das Weizenkorn in die Erde und verwest.
Unser Leben ist so sterblich, so sterblich, dass sich viele Menschen mit falschen Hoffnungen betrügen – am Sterben, als ob es doch irgendwo weitergeht und lebt.
So hart ist das alles: „Fleisch ist wie Gras, und seine Güte wie die Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt.“ Ja, Gras ist das Volk, so vergänglich sind wir. Das spüren wir alle.
Dass unser Leben so verwest, das spürt auch ein junger Mensch. Er wird sich anstrengen und mühen, um seinem vergänglichen Leben noch etwas abzugewinnen, um dieser Samenkornexistenz doch etwas Bleibendes abzuringen.
Ich verstehe, dass heute junge Menschen frustriert sind – wie man so modern sagt. Sie sind frustriert, weil sie spüren: Die Berufschancen bieten mir nicht mehr, was ich brauche. Es ist sogar fraglich, ob ich überhaupt die Karriere machen kann, die ich mir wünsche.
Dann liegt das gar nicht an diesen Zeiterscheinungen, die uns so viel Kummer machen und Depressionen hervorrufen oder junge Menschen zum Verzweifeln bringen. Nein, daran liegt es nicht.
Sondern wir lassen uns täuschen, als ob wir durch die Karriere, die wir einmal angestrebt haben, unserem Leben mehr abbringen könnten – Bleibendes, Ewiges, Großes.
Darum sind wir so wild in der Arbeit beschäftigt. Manche Menschen kennen nichts anderes mehr, um ihrem Leben etwas Bleibendes abzuringen, weil sie nicht wahrhaben wollen, dass sie ein verwesendes Samenkorn sind.
Und Jesus sagt: Es ist eine ganz, ganz große Befreiung, wenn man diese Samenkornexistenz akzeptiert und sagt: Ja, Herr, das bin ich.
Jesu Leben als Beispiel und die Frucht des Sterbens
In einem noch viel tieferen und umfassenderen Sinn hat Jesus gelebt. Er wollte mit seinem Leben nicht mehr sein als ein Weizenkorn, das in die Erde fällt. Doch bei Jesus geht es weiter: Er stirbt und bringt viel Frucht für Gott.
Darum steht hinter seinem kleinen, unscheinbaren Leben etwas viel Größeres. Jesus meint, dass dies das Anziehendste in der Welt ist. Gerade Menschen, die abgestoßen sind von der Nichtigkeit ihres eigenen Lebens, sollten darauf hören.
Es gibt ein Ziel. Es ist nicht wahr, dass man nichts in die Ewigkeit hinübernimmt. Man kann sogar viel hinübernehmen, wenn man nur Frucht bringt für Gott. So klein mein Leben auch ist und so sehr es auch verwest – wenn Gott nur Ja dazu sagt, hat es Bedeutung.
Ich möchte das heute jungen und alten Menschen zurufen. Alten Menschen, die sagen: „Wozu lebe ich noch? Mein Leben ist gelaufen, und ich weiß nicht mehr, warum Gott mich noch leben lässt mit meinen Beschwerden.“ Oder jungen Menschen, die fragen: „Wozu lebe ich? Was ist der Sinn?“
Es mag nichts Großes in den Augen der Menschen sein, aber es ist das Große, dass ich vor Gott etwas wagen darf. Indem ich sterbe, indem ich für mich nichts mehr will, aber für Gott etwas Großes. Und ich sage: Herr, es ist gar nicht wichtig, dass ich groß erscheine, dass ich glänze oder leuchte. Wenn nur Frucht daraus wird für viele – so wie Jesus in dieser Passionszeit beten konnte: „Herr, dein Wille geschehe, nicht mein, dein Wille.“
Wenn mein Leben nur so gleichförmig wird mit dem, was Gott vorhat, nichts für mich, gar nichts mehr für mich – daran entscheidet sich alles, sagt Jesus. Entweder willst du etwas für dich erjagen in deinem Leben, du trachtest nach hohen Dingen. Trachte nicht danach, sonst wirst du dein Leben am Ende verlieren, und vor Gott wird es ein Nichts sein.
Oder aber Jesus sagt hart: Du hasst dein Leben. Hassen heißt hier, du willst nichts mehr für dich, alles für Gott, alles für die anderen. Es soll nur noch Frucht sein für ihn.
Das Leben im Dienst Gottes und die Herausforderung der Nachfolge
Wir wissen, dass uns Gott in unserer Nähe Zeugen gegeben hat, Menschen, die vielleicht gar nicht lange gelebt haben. Einer, den viele von uns kennen, wurde kaum über zwanzig Jahre alt. Sein Lebensmotto war rückblickend für uns: Nur etwas für die Sache Jesu soll daraus entstehen.
Genau das meint Jesus, wenn er sagt, dass dieses Leben mehr ist als alles andere. Es ist mehr als ein Leben, das in den Augen der Welt glänzt und leuchtet. Dann fragt uns Jesus: Welche Lebensinhalte wollen wir uns heute geben? Was ist das Wesentliche?
Wenn jemand eine große Karriere vor sich hat, aber sie nicht vor Jesus leben kann, nicht aus seiner Hand nimmt und nicht im Gehorsam vor ihm lebt, dann ist das problematisch. Jesus kann uns große Aufgaben geben, doch wenn sie nicht aus seiner Hand kommen, führt das in die Verwesung.
Darum heißt es: Trachte nicht nach hohen Dingen, sondern nach den höchsten Dingen, damit dein Leben Frucht trägt.
Wir denken an kranke Menschen, und erstaunlich viele sitzen auch in unseren Gottesdiensten. Gott hat ihnen viel zerbrochen und zerschlagen. Ich sage ihnen mutig: Es ist gut, dass Gott es getan hat, so wie er uns allen Dinge zerschlagen kann. Denn Gott sagt: Darin lag es gar nicht, wo du es gesucht hast. Es lag nie bei den großen Zielen, die du angestrebt und aufbauen wolltest.
Gott kann viel zerschlagen. Jesus konnte auf so viel verzichten. Vieles wird Gott uns gar nicht an Verzicht aufladen. Wir müssen viel weniger tragen, als wir oft denken.
Am Ende aber war Jesus derjenige, der das große, erfüllte Leben hatte. Ich darf vor meinem Herrn all das niederlegen, was mein Eigenes ist, das, was ich selbst aufbauen will. Ich darf das Größte, das Allergrößte ergreifen, wenn das Weizenkorn heute, jetzt, nicht in die Erde fällt und stirbt.
Wenn ich das nicht einmal vor meinem Herrn klar mache, bleibt es allein. So allein kann man durch die Welt gehen mit seinen großen Gaben, die Gott einem anvertraut hat, und doch nie Frucht bringen.
Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Amen.
Gebet und Bitte um Gottes Führung
Wollen beten, du unser Herr. Vor dir stehen wir mit Stolz und Ehrsucht, mit dem ganzen Hochmut, der uns so oft erfüllt. Oft trotzen wir dir und wollen unserem Leben, das bereits vom Tod gezeichnet ist, etwas Bleibendes abringen.
Herr, wir beugen uns vor dir, wir beugen uns unter deine gewaltige Gerichtshand. Wir sehen nicht nur, wie der Tod und die Krankheit unser Leben zeichnen, sondern auch, wie Mächte des Verderbens uns immer wieder in ihrer Gewalt haben und uns bestimmen, Böses zu tun.
Da wollen wir nur vor dir alles hintragen, in unserer ganzen Ohnmacht und Schwäche. Wir wissen, dass du aus solchen nichtigen Menschen noch einmal etwas ganz Neues machen kannst – heute schon, mitten in dieser Welt.
Nimm du unser Leben und mache daraus etwas zum Lob deiner großen Herrlichkeit. In Wort und Werk und allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen, gebrauche uns so zu deinem Dienst, dass etwas für deine Sache herauskommt.
Wir befehlen dir jetzt all jene an, die durch schweres Leiden hindurchgehen und dein Reden dort nicht verstehen. Die deinem Wort verschlossen sind, erreiche du sie. Lass uns gelingen, dass wir sie erreichen, auch die, die wir jetzt besuchen wollen, mit denen wir reden wollen und denen wir von diesem Geheimnis sagen wollen: dass du dort, wo das Leben verloren wird, neues Leben, fruchtbringendes Leben schenken willst.
Gebrauche uns dazu, dass wir in dieser Welt viel Frucht bringen für dich.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und behüte uns, Herr. Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
