Prioritäten richtig setzen

Wilfried Plock
0:00:00
0:21:32

Einleitung

Schweres Thema – jedes Wort auch an mich

Wichtiges Thema

Den eigenen Weinberg hüten

Hoheslied 1, 6: (Homiletik) „Meiner Mutter Söhne……setzten mich als Hüterin der Weinberge ein. Meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet.“

Ich glaube es gibt zwei ganz große Gefahren für uns, die wir im Weinberg des Herrn arbeiten: die eine Gefahr ist die Sünde, die uns gemäß Hebräer 12 ständig umstrickt. Und die andere Gefahr heißt: falsche Prioritäten! D.h. Dinge, die an sich gut sind, können sich an die erste Stelle meines Lebens schieben, wie z.B. der Beruf, die Karriere oder bestimmte Hobbys…

Es kann passieren, dass andere kommen, und mich zu Hütern ihrer Weinberge machen wollen.

  • da kommt mein Chef und sagt: Wir brauchen unbedingt einen neuen Abteilungsleiter…
  • da kommt der Vorsitzende irgendeines Vereins und sagt: Du, wir brauchen unbedingt einen neuen Schatzmeister….
  • und dann vernachlässige ich mein verborgenes Leben mit dem Herrn…
  • und dann vernachlässige ich mein Ehe- und Familienleben…
  • und dann vernachlässige ich meine Gesundheit… u.a.m.

Ich soll zuständig sein für das geistliche Wohl einer Gruppe oder gar einer Gemeinde - aber mein eigenes Wohl bewahre ich nicht.

Leiterschaft und Gefahren

5.Mose 17, 14-20 lesen Gesetz über den König Israels - der König war der Leiter des Volkes - grundlegende Prinzipien über Leiterschaft. Das geht viele von uns an. Wir verheirateten Männer sollen von Gott her die Leiter sein in Ehe und Familie. Leiterschaft ist nur ein anderer Ausdruck für „Haupt sein“.

Der Leiter Israels sollte drei Dinge vermeiden:

  1. Macht (V.16) - nicht viele Pferde… Macht kann einen Menschen blind und taub machen für Gott.

  2. Viele Frauen – außereheliche Sexualität (V.17) - nicht viele Frauen…

  3. Silber und Gold (V.17) = Geld und materieller Erfolg Howard Hendriks untersuchte 2.000 Leiter in den Staaten über einen Zeitraum von zwei Jahren. Das Ergebnis war erschütternd: 246 von ihnen waren gefallen - allesamt wegen Frauen! Dann forschte Hendriks weiter nach den Ursachen. Dabei machte er folgende hoch interessante Entdeckung. Diese Männer waren in ihrer Persönlichkeit sehr verschieden. Aber…

  • alle 246 hatten einen zu lockeren Umgang mit dem anderen Geschlecht
  • allesamt hatten die Einstellung: Mir kann das nicht passieren!
  • und alle 246 hatten keine fruchtbare Stille Zeit mehr!

V. 18-20 lesen Eines sollte der König Israels unbedingt tun: täglich auf die Stimme des Herrn hören!

Liebe Brüder und Schwestern, Männer und Frauen sind sehr verschieden. Männer werden meistens auf anderen Gebieten versucht als Frauen. Bei uns Männern geht es oft über die Augen – Augenlust. Ein aufreizendes Bild von einer völlig fremden Frau kann genügen, um uns zu erregen. Das weiß der Teufel auch. Und darum braucht es viel Gnade und viel Selbstdisziplin, um auf diesem Gebiet nicht zu versagen. Es kommt nicht immer gleich zu Unzucht oder Ehebruch … Wenn ich jetzt fragen würde:

  • Wer von uns hat sich in diesem Jahr schon an unzüchtigen Bildern geweidet? In Zeitschriften oder am Computer?
  • Wer hat Filme angeschaut, die seine Seele beschmutzt haben?
  • Wer ist zu einer anderen Frau gegangen (oder anderen Mann) oder gar zu einer Hure? Wer müsste sich jetzt ehrlicherweise melden?

Frauen sind anders als Männer. Frauen interessieren sich nicht für Fotografien von fremden Männern. Frauen sind sehr beziehungsorientiert und sehnen sich nach Nähe, nach Verständnis und nach guter Kommunikation. Schwestern, die diese Dinge in ihrer Ehe nur sehr unzureichend bekommen, sind darum manchmal in Gefahr, sich in romantische Träume zu verlieren. Sie malen sich in ihrer Phantasie aus, wie sie von einem Mann bewundert und verwöhnt werden. Ob das dem HERRN gefällt?

Die Bibel sagt: „Besser ein Langmütiger als ein Held, und besser, wer seinen Geist beherrscht, als wer eine Stadt erobert“ (Sprüche 16, 32).

Wir brauchen Selbstdisziplin und einen guten Charakter!

Folie: Chinesische Mauer Alex Strauch erzählte von der chinesischen Mauer. Das muss ein gewaltiges Bauwerk sein! Die Mauer ist 2.450 km lang, 16 m hoch und 5-8 m dick. Die Chinesen haben über 1000 Jahre an ihr gebaut. – Trotzdem gab es drei große Invasionen von Westen her. Wie war das möglich? Ganz einfach. Die Feinde hatten jedes Mal die Torwachen bestochen. Die Chinesen hatten alle Energie ins Bauwerk gesteckt, aber dabei den Charakter der Torwachen vernachlässigt!

Ihr Lieben, das darf uns im Gemeindebau nicht passieren! Deshalb betont die Schrift den Charakter der Ältesten so stark! Im Werk Gottes ist Charakter alles!

  • Wenn im Reich Gottes ZEIT verloren geht, dann geht etwas verloren …
  • Wenn im Reich Gottes KRAFT verloren geht, dann geht etwas verloren …
  • Wenn im Reich Gottes GELD verloren geht, dann geht etwas verloren …
  • Wenn aber im Reich Gottes der CHARAKTER verloren geht, dann geht ALLES verloren …

Wir haben von den 246 Männern gehört …

Wie konnte es dahin kommen?

Ich denke, es geschieht nicht von heute auf morgen. Es ist ein schleichender Prozess, ein Abgleiten hin zu falschen Prioritäten. Und die Wurzel ist, wenn ich meinen eigenen Weinberg nicht hüte; d.h. wenn ich vor lauter Aktivität und Trubel nach außen mein Innenleben vernachlässige.

Ich fürchte, John Stott hatte Recht, als er einmal feststellte: „Das meistgekaufte Buch ist leider auch das am meisten vernachlässigte. Wahrscheinlich gibt es Zehntausende von Leuten, die zwar die Bibel kaufen, sie aber so gut wie nie lesen. Sogar in den evangelikalen Gemeinden ist im Bereich Bibelwissen gähnende Leere. Nur wenige haben die eingeübte Gewohnheit, täglich die Bibel zu lesen und darüber nachzudenken.“

Übrigens, wenn ich Stille Zeit sage, dann meine ich nicht so etwas Technisches, sondern eine ganz persönliche Zeit der Stille vor meinem Gott.

  • eine Zeit über der geöffneten Bibel…
  • eine Zeit in der Anbetung vor dem Vater…
  • eine Zeit der Fürbitte vor dem Thron der Gnade….
  • eine sehr dynamische, lebendige Zeit, die jeden Tag anders aussieht. Lasst uns an der Quelle leben! Natürlich gibt es dabei Höhen und Tiefen. Walter Tlach: „Christsein ist nicht Gleichstrom, sondern Wechselstrom. Aber Hauptsache, der Strom fließt!“

Johannes Busch: „Ohne tägliche Stille im Dienst stehen heißt, an der Front liegen, während der Feind den Nachschub abgeschnitten hat.“

Geoffrey Thomas schreibt in seinem Buch “Reading the Bible” (zit. im ÄK von Alex Strauch): “Du mußt eifersüchtig über die Zeit wachen, die Dir am besten paßt und in der Deine Gedanken frei vom lauten Alltag sind. Diese Zeit wird oft angegriffen werden und wir opfern sie unter Druck leider fast automatisch. Aber Schwachheit in diesem Bereich bedeutet Schwachheit in allem. Und umgekehrt. Stärke hier bringt eine Stärke, die sich auch in anderen Umständen offenbart … Die Selbstverleugnung, die Du für Deine tägliche Stille Zeit benötigst, bleibt eine andauernde Pflicht für jeden Christen.” Darf ich an dieser Stelle ganz persönlich werden: Trifft es jemanden unter uns? Habe ich, ohne es zu beabsichtigen, die Situation Deines Lebens beschrieben? Liebe Schwester, lieber Bruder, …… Priorität Nr.1 in unserem Leben heißt: unseren eigenen Weinberg hüten!

Wie können wir unseren eigenen Weinberg hüten?

Da gibt es sicher verschiedene Wege - das sollte jeder von uns persönlich herausfinden. Aber ich möchte zeugnishaft darlegen, was mir für mein Leben wichtig wurde. Ich will das keinesfalls absolut setzen. Du brauchst nichts davon zu übernehmen. Du kannst alles ganz anders machen. Aber höre einfach mal, welche Grundsätze mir zur Hilfe geworden sind….

1. Grundsatz: Kein Tag meines Lebens ohne Stille vor Gott

22 Jahre lang Leben mit dem Herrn - viel falsch gemacht – oft versagt - manchmal alle Sicherungen durchgebrannt – aber eines darf ich dankbar bezeugen: bisher kein Tag ohne Wort und Gebet - und das soll mit Gottes Hilfe auch so bleiben … Hudson Taylor (tröstlich)

2. Grundsatz: Tägliche Gebetsgemeinschaft(en) mit meinem Ehepartner

Wie viele gläubige Ehepaare beten nicht mehr miteinander! 1.Petrus 3, 7! Das gemeinsame Gebet wie eine Klammer um den Tag… Wenn du (noch) nicht verheiratet bist … wöchentliche GG mit Bruder oder Schwester!

3. Grundsatz: Regelmäßige, bewusste Kommunikation mit meinem Ehepartner

  • regelmäßiges Austauschen von geistlichen Dingen
  • regelmäßiges Austauschen von seelisch, emotionalen Dingen
  • regelmäßiges Austauschen von Zärtlichkeiten und Sexualität Kommunikation ist der Schlüssel einer harmonischen Ehe!

Übrigens: Bewahrende Wirkung! Nicht immer gleich Ehebruch – Zeitschriften, Filme, das Internet, etc.

4. Grundsatz: Bewusste, offene Beziehung mit meinen Kindern

Montagnachmittag ein Extra-Nachmittag pro Monat (bereits alle im Kalender!) Was man nicht plant, kommt nicht vor!

Wir fragen viele Jugendliche und Erwachsene, die ein christliches Elternhaus hatten, was für sie das Schönste und was das Schlimmste war. Es ist interessant, aber es kommen fast immer die gleichen Antworten: Das Schönste: wenn die Eltern (bes. die Väter) Zeit für die Kinder hatten

Das Schlimmste: wenn die Eltern (bes. die Väter) keine Zeit für die Kinder hatten

Ich weiß, dass es noch schlimmere Dinge geben mag. Aber in „normalen christlichen Familien“ scheint fehlende konzentrierte Aufmerksamkeit so mit das Schlimmste zu sein. Darum denkt daran, ihr Väter: Man hat wohl noch nie von jemandem auf dem Totenbett gehört: „Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit im Büro verbracht!“ Außerdem: Wenn wir heute unsere Kinder vernachlässigen, disqualifizieren sie uns in 10-15 Jahren vielleicht von unserem Dienst für den Herrn!

1.Timotheus 3, 4-5: Fam. = kleine Gemeinde

5. Grundsatz: Für Ausgleich und sportliche Betätigung sorgen

Über meinem Schreibtisch hing lange Zeit ein kleiner Spruch von Doris Siegenthaler: „Wer jetzt keine Zeit für Gesundheit investieren will, wird später mehr Zeit für Krankheit aufbringen müssen.“ Ich versuche 1 x pro Woche zu joggen (schwimmen, Rad fahren, etc.). Rasen mähen … Zu meinem persönlichen Weinberg gehört noch ein

6. Grundsatz: Dienstzusagen nur nach Prinzipien

  • Stimmt der Rahmen der Veranstaltung?
  • Entspricht der angefragte Dienst wirklich meinem Gabenschwerpunkt?
  • Kann ich diesen Dienst tun, ohne dass andere Bereiche darunter leiden? die Familie? die Gemeinde?

Ehrlich: Ich bin von Natur ein gutmütiger Mensch. Ich kann von Haus aus sehr schwer Nein sagen. Aber ich mußte eines lernen, und ich bin immer noch dabei, das zu lernen: Das Wörtchen ‘Nein’ ist das zeitsparenste Wort, was es gibt!

Wenn Dein Dienst hauptsächlich in Deiner Heimatgemeinde ist, kannst Du diesen Grundsatz trotzdem anwenden….

Schluss

Hoheslied 1, 6:

„Meiner Mutter Söhne……setzten mich als Hüterin der Weinberge ein. Meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet.“ Ich bin ganz bewusst sehr persönlich-seelsorgerlich an dieses Thema herangegangen. Es ist ein Vorrecht, dass wir im Weinberg des Herrn arbeiten dürfen. Aber lasst uns auf gar keinen Fall unseren eigenen Weinberg - sprich: unser Innenleben - vernachlässigen.

Irrlehre ist schlimm… Irrleben ist genauso schlimm…

Wo es unbemerkt zum Irrleben gekommen ist, wünschte ich uns Offenheit, Vertrauen und Mut, darüber zu reden - vielleicht heute noch mit jemandem darüber zu reden zu beten. Wenn die Windschutzscheibe verschmutzt ist, hat meine keine gute Sicht … Wenn unser Inneres verschmutzt ist, haben wir keine gute Sicht auf unseren HERRN. Wir sehen ihn höchstens noch verschwommen (und vielleicht eines Tages gar nicht mehr). Lass es nicht soweit kommen! Tu Buße und fang neu an! Nimm Seelsorge in Anspruch! Sei nicht stolz! Der Herr ist treu. Er wartet auf uns. Er will den glimmenden Docht wieder zu einer hellen Flamme werden lassen. „Da wir nun diese Verheißung haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes“ (2. Korinther 7, 1). Butler