Let's fetz? - Streit
Einleitung und persönliche Motivation zum Thema Streit
Diese Predigt heißt "Let's Fetz", aber mit einem Fragezeichen dahinter. Das bedeutet, es ist keine Aufforderung, dass wir uns jetzt fetzen sollen, sondern es ist die Frage: Ist das eine richtige Lebenseinstellung? Da sagt man "Let's Fetz", ja klar, das muss schon fetzig hergehen.
Wie bin ich zu dem Ganzen gekommen? Irgendwann habe ich realisiert, dass ich heute Morgen hier reden darf. Dann dachte ich mir, dass das, was ich eigentlich vorhatte, vielleicht für so einen Rahmen nicht passt. Denn ich hätte eher einen Overheadprojektor gebraucht, und das ist hier wirklich schwierig, ebenso wie das ganze Equipment drumherum.
Was machst du denn? Wer mich kennt, weiß, dass ich so ein Freak bin, der gerne Bibelverse auswendig lernt und andere dazu treibt. Wer das nicht glaubt, der mag mal in den Tick1-Kurs reinhören. Die haben gerade 25 Stück auf dem Tisch bekommen, und die ersten Beschwerden laufen schon ein: "Wie kannst du bloß?"
Also, ich habe wirklich etwas dafür übrig, Bibelverse auswendig zu lernen. Ich denke, dass jeder Vers, den man im Kopf hat, auch im Leben angewendet werden kann. Das geht so weit, dass ich mir vor ein paar Wochen überlegt habe: Was sind eigentlich die Bibelverse, die ich mit meinen Kindern im nächsten Jahr, also im kommenden Schuljahr, auswendig lernen will? Was sind die Bibelverse, die wir auch als Familie lernen wollen?
Ich habe mir eine Sammlung gemacht von, ich glaube, fünfzig Themen, zu denen wir Bibelverse lernen wollen – immer so zwei Stück pro Thema. Eines der Themen hieß Streit.
Da dachte ich: Streit, das ist eigentlich etwas, über das ich noch nie so richtig eine Predigt gehört habe. Ich weiß irgendwie, Streit ist nicht richtig. Aber wie falsch ist Streit eigentlich? Ich meine, ist es nur ein bisschen falsch, so dass man sagen könnte, man darf sich schon ab und zu streiten? Oder ist es so falsch, dass man sagen müsste, Streit ist völlig ausgeschlossen? Was sagt denn die Bibel dazu?
Definition und Verständnis von Streit
Bevor ich heute Morgen auf das Thema als solches eingehe, möchte ich zunächst erklären, was ich unter Streit verstehe. Wenn man allgemein Eheberatungsbücher liest – ich weiß nicht, ob ihr das macht – wird man feststellen, dass der Begriff Streit sehr weit und unterschiedlich definiert wird.
In der modernen Psychologie gilt alles als Streit, bei dem man nicht einer Meinung ist. Jede Form von Diskussion wird also als Streit gewertet. Entsprechend spricht man in unserer Welt auch von einer Streitkultur: Wie streite ich richtig mit dem anderen?
Diese Art von Streit meine ich heute Morgen jedoch nicht. Mir geht es heute Morgen um eine andere Form von Streit. Wenn ich über Streit oder das andere biblische Wort Zank spreche – oder Zank und Streit, Zänkereien und Streitereien – dann meine ich Situationen, in denen sich zwei Leute richtig fetzen. Wenn zwei laut werden, wenn sie sich gegenseitig Ausdrücke an den Kopf werfen oder wenn man merkt, dass es nicht mehr darum geht, einen Konsens zu finden, sondern nur noch darum, die eigene Meinung durchzudrücken.
Das meine ich heute mit Streit. Ich meine nicht jede Diskussion, die es mal in einer Freundschaft oder Ehe geben mag, wenn man unterschiedlicher Meinung ist, sondern ich meine Streit im Sinne von heftigen Auseinandersetzungen.
Biblische Haltung zum Streit
Was sagt die Bibel über Streit? Eigentlich ist alles ganz einfach. Wenn die Bibel keine Streitkultur kennt, weil sie gegen Streit ist, dann müsste es auch irgendwo einen Vers geben, der sagt, ob ein Mensch streiten soll. Und diesen Vers habe ich euch hier aufgeschrieben: 1. Timotheus 2,24a.
Dort steht eigentlich alles, was wir zu dem Thema wissen müssen: „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten.“ Sehr simpel, oder? Er soll nicht streiten. Das heißt, immer wenn ihr streitet, liegt ihr eigentlich falsch. Es ist schön zu wissen, dass es ganz einfach ist. Keine komplizierte Theologie – alles, was ihr heute Morgen mitnehmen müsst, ist: Streit ist falsch.
Eigentlich denke ich, wir könnten an dieser Stelle Schluss machen. Aber wir machen das natürlich nicht. Ich habe noch ein bisschen mehr aufgeschrieben und hoffe persönlich, dass das Thema für die meisten von euch heute Morgen mehr oder weniger eine Wiederholung ist. Nichts wirklich Neues. Wenn das der Fall ist, würde ich mich freuen. Ich denke jedoch, die meisten haben irgendwo ein Gespür dafür, dass Streiten falsch ist.
Jetzt habe ich euch noch einen Bibelvers dazu gegeben, der auch in der Bibel steht. Eigentlich müsste das reichen. Trotzdem wollen wir uns heute drei Dinge anschauen:
Erstens, wie ist das Urteil Gottes über Streit? Also, er ist dagegen, das habe ich schon gesagt.
Zweitens, was kann ich machen, um in meinem Leben Streit aus dem Weg zu gehen, wenn es schon falsch ist?
Und drittens, was mache ich, wenn ich in meinem Leben Streit habe und ich damit nicht fertig werde? Also wenn es nicht ein normales Problem ist, bei dem man sagt: „Okay, das kriegen wir wieder unter die Füße“, sondern wenn Streit zu Hause die Norm und nicht die Ausnahme ist – wie gehe ich damit um?
Das sind die drei Punkte, auf die ich heute Morgen eingehen werde. Soweit ich das beurteilen kann, habt ihr auf euren Zetteln auf der Vorderseite eine Gliederung und auf der Rückseite so ziemlich alle Bibelverse, die ihr braucht – mit Ausnahme von zwei oder drei. Die Anwendung unten ist für euch, wenn ihr zu Hause weiter über das Thema nachdenken wollt. Alles andere könnt ihr mitlesen.
Gottes Haltung zu Streit und die Ursachen
Herr Präsident! Wie steht Gott zu Streit? Er ist gegen Streit. Damit man versteht, warum Gott gegen Streit ist, schauen wir uns an, was eigentlich hinter einem solchen Streit steckt. Wer sind die Menschen, die streiten? Was sagt die Bibel? Wie charakterisiert sie Leute, die streiten? Was ist ihr Motiv, was wollen sie eigentlich damit?
Wenn man solche Fragen untersucht, schaut man im Allgemeinen ins Buch der Sprüche. Ich werde euch heute mit Sprüchen fluten. Ihr werdet nicht alles verstehen oder gleich nachvollziehen können. Nehmt euch in Ruhe zu Hause noch einmal Zeit und überlegt es euch. Die Sprüche sind für jeden eine sehr gute Grundlage, um weise und vernünftige Lebensentscheidungen zu treffen – egal, ob jemand mit Gott etwas am Hut hat oder nicht. Wenn das heute rüberkommt, würde mir das schon sehr reichen.
Kehren wir zurück zu unserem Thema Streit. Was passiert, wenn Johnny einem auf die Nase haut? Wie bitte? Da fließt Blut. Wenn Johnny richtig zuschlägt, wird die Nase platt und es läuft Blut heraus. Genau das hat der Schreiber der Sprüche in einem Vers verarbeitet, und zwar im ersten, den wir auf der Rückseite finden: Sprüche 30,33 heißt es: „Denn das Pressen der Milch bringt Butter hervor.“
Ich hatte mir gedacht, damit könnte ich nicht so viel anfangen. Aber wenn man Milch lange genug schüttelt, entsteht tatsächlich Butter – ob ihr es glaubt oder nicht. Und weiter heißt es: „Das Pressen der Nase bringt Blut hervor.“ Das war das Beispiel mit Johnny. Wenn du nur ordentlich genug auf die Nase drückst und presst, läuft irgendwann Blut heraus. Das ist ganz logisch.
Vielleicht fragt ihr euch: Was will uns das sagen? Der Schreiber der Sprüche macht eine Analogie und sagt: „Das Pressen des Zorns bringt Streit hervor.“ Das heißt, wenn ich Zorn gegen einen anderen hege und diesem Zorn immer nachgebe, kannst du sicher sein, dass es irgendwann zum Streit kommt. Ein Grund dafür, warum Menschen streiten, ist also Zorn aufeinander.
Aber Zorn ist bei weitem nicht alles. Der zweite Punkt, den die Bibel als falsche Motivation nennt, warum Menschen überhaupt anfangen zu streiten, ist Habgier. Schaut euch einfach den nächsten Vers an, Sprüche 28,25: „Der Habgierige erregt Streit.“
Das Wort „habgierig“ ist hier etwas zu eng übersetzt. Wörtlich heißt es „die unbegrenzte Seele“ – jemand, der einfach nicht genug bekommen kann und nicht zufrieden ist mit dem, was er hat. Solche Menschen sind potenzielle Streitkandidaten, die Streit vom Zaun brechen.
Der Vers geht weiter: „Wer aber auf den Herrn vertraut, wird reichlich gesättigt.“ In solchen Sprüchen stehen immer beide Seiten einer Sache drin. Deshalb wird deutlich, was das Problem des Habgierigen ist: Er vertraut nicht auf Gott. Weil er nicht auf Gott vertraut und seine Sicherheit und Genüge nicht in Gott findet, versucht er, immer mehr zu bekommen. Auf dem Weg des Raffens ist er bereit, Streit vom Zaun zu brechen.
Also: Zornige Menschen und Menschen, die habgierig sind und nicht genug bekommen können, sind Menschen, die streiten.
Doch es gibt noch eine weitere Gruppe, und das ist mein persönlicher Vers. Wenn ihr mir mal einen Vers nennen wollt, wenn ich streite, dann ist das meiner. Es ist Sprüche 13,10: „Durch Übermut gibt es nur Zank, bei denen aber, die sich raten lassen, Weisheit.“
Nicht nur Zornige und Habgierige streiten oft, sondern auch Übermütige. Übermütige Menschen meinen immer, alles besser zu wissen. Sie machen Vorschläge und bitten darum, dass man sie kommentiert oder kritisiert. Aber wehe, man übt Kritik!
Ich merke das immer wieder bei mir selbst: Ich finde meine eigenen Ideen so genial und schön. Wenn ich sie jemandem präsentiere und der sagt, so kannst du das nicht machen, merke ich, dass ich eigentlich gar nicht um Rat gebeten habe, sondern Bestätigung wollte. Übermütige Menschen, die sich nichts raten lassen und sich zu viel auf sich selbst einbilden, sind Menschen, die Zank oder Streit produzieren.
Aber es ist noch schlimmer mit dem Streiten. Es gibt eine weitere Gruppe, die nächste, und das sind die Falschen. Wir müssen uns dazu Sprüche 16,28 anschauen: „Ein Mann der Falschheit entfesselt Zank, und ein Ohrenbläser entzweit Vertraute.“
Wenn man diesen Vers liest und vielleicht schon jemanden kennengelernt hat, der wirklich so ist, muss man sagen: Das ist eine traurige, aber leider wahre Sache. Es gibt Menschen, die bewusst Streit entfachen. Solche Leute nennen wir „falsche Hunde“ – Menschen, denen man keinen Millimeter über den Weg trauen darf.
Die Bibel bezeichnet diese Leute mit zwei Begriffen: Ohrenbläser und Splötter. Was ein Splötter ist, weiß jeder, oder? Aber wisst ihr, was ein Ohrenbläser ist? Habt ihr eine Idee?
Ein Ohrenbläser ist nicht einfach ein Schleimer. Er ist jemand, der hintenrum Schlechtes sagt. Genau: Einer, der zischend und verleumderisch zwischen anderen etwas ins Ohr flüstert.
Und das Schlimme daran? Das wäre ja noch nicht so schlimm, wenn es solche Leute gäbe. Aber die Bibel sagt etwas Furchtbares dazu. In Sprüche 26,22 heißt es: „Die Worte des Ohrenbläsers sind wie Leckerbissen, und sie gleiten hinab in die Kammern des Leibes.“
Ich könnte hier eine Predigt halten, und wahrscheinlich werdet ihr das meiste in den nächsten 15 Minuten wieder vergessen. Das interessiert kaum jemanden. Aber wenn ich euch den letzten Tratsch ins Ohr flüstere, dann ist der Mensch dafür gemacht. Das fließt hinein, man muss sich nicht anstrengen, es gleitet hinab und man möchte mehr hören. Tratsch ist einfach etwas, das man stundenlang anhören kann, ohne Details zu vergessen. Wir sind dafür gemacht.
Die Leute, die Tratsch produzieren, sind Ohrenbläser. Luther hat sie als Verleumder übersetzt. Aber Verleumder hat schon dieses „Psch, psch, psch“ – jemanden etwas ins Ohr flüstern. Solche Leute sind gefährlich.
Wir haben schon öfter gesagt: Wer auf Tratsch hört, macht sich mitschuldig. Wir sollten wirklich darauf achten, unsere Ohren vor so einem Dreck zu verschließen. Wenn jemand kommt und sagt: „Ich muss dir mal erzählen, Jürgen hat etwas Schlimmes angestellt, hast du das schon gehört?“ – dann sollte man antworten: „Nein, habe ich nicht gehört, möchte ich auch gar nicht hören. Hast du mit ihm schon darüber gesprochen?“ – „Nein, aber jetzt lass mich erzählen.“
Wir sollten unsere Ohren vor Tratsch und schlechtem Gerede über andere verschließen. Es geht uns nichts an. Vielmehr sollten wir liebevoll sein, wenn es um Probleme anderer geht, und langmütig im Umgang mit ihnen.
Menschen können zornig sein, habgierig, übermütig, einfach falsch oder – der letzte Punkt, der auch zum Zorn führt – hasserfüllt. Und damit bin ich beim letzten Punkt, den die Bibel als Grundlage für Streit nennt: Hass.
Menschen, die hassen, sind Menschen, die streiten. Sprüche 10,12 drückt das so aus: „Hass erregt Zänkereien, aber Liebe deckt alle Vergehen zu.“
In diesem Vers steckt nicht nur das Negative, dass Hass Streit verursacht, sondern auch das Positive, was wir tun können, um Streit zu vermeiden: den anderen lieben.
Der Vers macht auch deutlich, dass wir in Beziehungen, in der Ehe oder mit Freunden, oft mit dem Verhalten des anderen konfrontiert werden. Wenn sie sich komisch verhalten, stehen wir vor der Entscheidung: Breche ich einen Streit vom Zaun oder lasse ich es sein?
Dieser Vers sagt ganz klar: Wenn ich streite, hasse ich den anderen eigentlich. Ich liebe ihn nicht, egal, was ich mir einbilde oder einrede. Oder bin ich bereit, den anderen trotz seiner Macken und seines falschen Verhaltens wirklich zu lieben? Diese Entscheidung müssen wir treffen: Streite ich oder lasse ich es sein?
Zusammenfassung der biblischen Ursachen von Streit
Ich habe in der Bibel keinen anderen Grund für Streit gefunden als Zorn, Habgier, Übermut, Falschheit und Hass.
Das sollte uns deutlich machen, warum Gott dagegen ist: Die Motivation für Streit ist falsch. Man kann nicht sagen, der Streit war doch gut. Nein, Streit ist falsch.
Ich versichere dir, dass dort, wo Streit in deinem Leben vorhanden ist, egal wie sehr du dich bemühst, vor deinem eigenen Gewissen eine Rechtfertigung zu finden, letztlich die Bibel Recht behalten wird. Dein innerstes Motiv wird falsch sein.
Praktische Regeln zur Vermeidung von Streit
Deswegen möchte ich euch zwei Regeln vorstellen, die auch in der Bibel stehen. Sie betreffen das Verhalten eines Christen und zeigen, wie wir Streit vermeiden können. Die erste Regel ist vielleicht noch einfacher als die zweite.
Die erste Regel lautet: Hör auf, bevor der Streit anfängt. Hör auf zu streiten, bevor der Streit überhaupt begonnen hat, bevor du das erste Wort gesagt hast und bevor dein Zorn, der langsam hochkommt, dir sagt, dass man so nicht weitermachen kann. Bevor du dem Zorn Raum gibst, hör auf.
In Sprüche 20,3 wird das sehr fein ausgedrückt. Interessanterweise sind die Sprüche oft sehr kritisch gegenüber Männern. Später werde ich noch einen Vers für die Frauen nennen, aber zuerst dieser Vers: „Ehre ist es dem Mann, vom Streit abzulassen, jeder Narr aber fängt Streit an.“ Merkt ihr, wie die Bibel von jemandem spricht, der streitet? „Du Narr, du Dummkopf, du völliger Überidiot! Weißt du, was du da tust? Du bist ein Narr!“
Ein Narr ist jemand, der nicht weiß, was er tut, wenn er anfängt zu streiten. Ehre ist es dem Mann, vom Streit abzulassen. Hör auf, lass die Finger davon! Das gilt für dich genauso!
Manche werden sagen: „Ja, aber ist es nicht so, dass man ab und zu mal in einer Beziehung einen Streit braucht? Man sagt doch, das Gewitter reinigt die Luft, oder? Oder man muss einfach ab und zu mal den Dampf ablassen. Und wenn ich den Dampf nicht ablasse, wohin soll ich sonst damit?“
Weil das eine weit verbreitete Meinung ist, möchte ich zwei Dinge dagegenhalten – immer aus der Bibel, aber ich könnte es euch auch aus meinem persönlichen Leben beweisen. Ich habe eine Vergangenheit, in der wir uns öfter gestritten haben, und ich weiß, wovon ich spreche.
Manche sagen, Streit reinigt eine Beziehung. Die Bibel sagt jedoch zweierlei: Erstens, das stimmt nicht, Streit verschließt Beziehungen. Und zweitens, Streit macht Beziehungen auf Dauer ungenießbar.
Schauen wir uns den ersten Punkt an: Streit verschließt Beziehungen. Sprüche 18,19 sagt dazu: „Ein getäuschter Bruder ist unzugänglicher als eine befestigte Stadt.“ Das bedeutet, wenn man jemanden einmal hintergangen hat, glaubt er einem nie wieder. Und Streitigkeiten sind wie der Riegel einer Burg.
Du denkst vielleicht, deine Streitigkeit öffnet etwas, und endlich herrscht wieder Frieden. Aber in Wirklichkeit ist es andersherum. Wenn du dich mit jemandem streitest, wird dein Verhältnis nie besser. Egal, wie friedlich danach alles an der Oberfläche wirkt, im Herzen ist etwas verschlossen. Da geht ein Riegel zu, und du kommst an sein Herz nicht mehr heran.
Je mehr du dich mit jemandem streitest, desto mehr verschließt sich das Herz des anderen. Das erlebt man immer wieder, auch bei älteren Ehepaaren. Da sagt der eine plötzlich: „Von mir reicht es jetzt. Ich habe die Nase voll, ich gehe, ich lasse mich scheiden.“ Und der andere ist völlig überrascht und meint: „Hey, das war doch gar nichts!“
Wenn man dann genauer nachfragt, stellt man fest, dass es zwanzig Jahre lang Zänkereien und Streit gab. Irgendwann wird es einfach zu viel, und jemand gibt auf. Das ist sicher nicht richtig, aber es ist die Folge permanenten Streits.
Aber Streit verschließt nicht nur das Herz des anderen, sondern macht Beziehungen auch ungenießbar. Dazu habe ich einen sehr passenden Vers gefunden, der jedem irgendwie einleuchtet: Sprüche 21,9 sagt: „Besser auf dem Dach in einer Ecke wohnen als mit einer zänkischen Frau in einem gemeinsamen Haus.“
Jetzt müssen nicht die Frauen lachen und denken, es ginge wieder nur um sie, und die Männer nicht sagen: „Ha, die anderen!“ Sondern wir sollten uns überlegen, was das bedeutet. Ich werde dazu auch für beide Seiten etwas sagen.
Erstens heißt das, dass Streit Beziehungen tatsächlich vergiftet. Der Vers sagt: Wenn du eine zänkische Frau hast – das gilt aber genauso für einen Mann, der sich ständig streitet – dann ist das so eine unangenehme Situation, dass du besser auf dem Dach wohnst. Da kann es auch tropfen, feucht und modrig sein, aber allein in der Ecke zu wohnen ist besser als unten mit ihr im Haus.
Wir verstehen das Bild. Ich möchte dazu noch etwas sagen, weil das Bild der zänkischen Frau oft von Männern so interpretiert wird, als wären sie selbst nicht so.
Und wahrscheinlich stimmt das sogar. Wenn wir die Bibel betrachten, wie Männer und Frauen streiten, finden wir einen interessanten Unterschied: Bei den Männern beginnt es oft mit Bitterkeit. Ein Mann ist nicht unbedingt zänkisch, sondern wird im Lauf der Zeit bitter auf seine Frau und reagiert dann aus dieser Bitterkeit heraus.
Deshalb werden Männer von Gott aufgefordert, ihre Frauen zu lieben und nicht bitter auf sie zu sein. Bei den Frauen scheint Bitterkeit nicht das erste Problem zu sein. Vielmehr neigen sie dazu, zänkisch zu sein.
Zänkisch bedeutet, den anderen ständig zu kritisieren. Jemand, dem man es nie richtig machen kann, der immer noch eine Idee hat, wie man es besser hätte machen können. Rumkritisieren, nörgeln, immer auf jeden kleinen Fehler hinweisen – das scheint eher das Problem der Frauen zu sein.
Während die Bitterkeit, die dann in einer Art Explosion hochkommt – „Jetzt reicht es mir, ich will mich auf den Tisch hauen, ich bin der Mann!“ – eher das Problem der Männer zu sein scheint.
Aber beide zusammen haben das Problem des Streits. Und beide haben das Problem, dass ein Streit immer dazu führt, dass sich das Herz des anderen verschließt und nicht mehr öffnet. Dadurch wird die Beziehung ungenießbar.
Also lautet die Regel: Hör auf, bevor der Streit anfängt. Er bringt nichts!
Regel 2: Distanz zu Streitenden schaffen
Regel 2: Da habe ich geschrieben, man soll sich von dem trennen, der streiten will. Mir ist dazu bisher nichts Besseres eingefallen. Was ich damit meine, wird aus Sprüche 22,10 deutlich. Dort heißt es: „Treibe den Spötter fort, so zieht der Zank mit ihm hinaus, und Streiten und Schimpfen hören auf.“ Das bedeutet, man soll sich von Leuten distanzieren, die Streit suchen. Versuche, zwischen dir und dem anderen eine Distanz zu schaffen, damit du nicht selbst den Streit beginnst.
Ich habe diese Regel für meine eigene Ehe als etwas sehr Positives bewertet. Doch ich möchte euch zunächst eine andere Geschichte zeigen, und zwar die von David. Kennt ihr die? David ist schon gesalbt, aber er ist immer noch ein Hirtenjunge. Sein Vater sagt zu ihm: „Du, deine Brüder sind im Krieg. Zieh doch mal hin und bring ihnen etwas zu essen.“
Der kleine David schnappt sich seine Sachen, läuft hin und trifft seine Brüder. Er erlebt, wie das Heer der Israeliten schon seit vierzig Tagen dort steht. Alle sind ein wenig verängstigt, denn auf der anderen Seite steht ein Mann namens Goliath. David schaut sich das an und fragt sich: „Was soll das eigentlich? Was macht dieser dicke Kerl da drüben?“ Er kann nicht verstehen, warum niemand mutig genug ist, im Namen des Herrn zu Goliath zu gehen und ihm den Kopf abzuschlagen.
Seine Brüder stehen dabei, und ihnen ist das natürlich furchtbar peinlich. Da kommt der Kleinste und sagt: „Ey, was steht ihr hier die ganze Zeit rum? Ihr sollt doch kämpfen! Ich bringe euch hier Essen fürs Kämpfen, und nicht, dass ihr nur rumsteht.“ Einer der Brüder wird zornig auf David und sagt: „Was weißt du denn schon?“ Er will ihn zurechtweisen.
Wisst ihr, was David macht? Er kümmert sich nicht darum. Er sagt: „Schon gut“, dreht sich weg und redet mit einem anderen weiter. Das finde ich sehr interessant, denn an dieser Stelle hätte er leicht einen Streit vom Zaun brechen können wegen der Situation mit seinem Bruder. Aber er tut es nicht. Er wendet sich einfach ab. Er lässt den, der Streit anfangen will, stehen und sagt: „Nein, mit dir rede ich nicht weiter, da gibt es noch andere.“ Dann unterhält er sich mit einem anderen.
Eine andere Einrichtung, die in eine ähnliche Richtung geht, haben wir in unserer Ehe eingeführt. Sie nennt sich Ehebesprechungsabend. Die Idee dahinter ist Regel 2 plus ein anderer Bibelvers, den ich euch gleich zeigen werde. Die Idee ist: Wenn du aufgebracht bist und sofort losstreitest, gibt es nur Zoff. Das bringt nie wirklich eine Lösung.
Wir haben uns angewöhnt, dreimal im Jahr einen Abend einzulegen, an dem wir alle Probleme auf den Tisch bringen können. Das heißt, wenn ich ein Problem mit meiner Frau habe, schreibe ich es mir auf. Ich weiß, dass ich an diesem Tag mit ihr darüber reden kann.
Wisst ihr, was lustig ist? Viele der Probleme, die in dem Moment, in dem ich sie aufschreibe, ganz groß und wichtig erscheinen und über die ich unbedingt reden muss, sind eine Woche später, wenn ich sie noch einmal durchgehe oder wenn der Termin kommt, nicht mehr so wichtig. Dann denke ich: „Ey, was war das damals? Ich weiß schon gar nicht mehr, worüber ich mich da streiten wollte.“ Das ist ganz interessant.
Die Idee dazu kommt ebenfalls aus den Sprüchen.
Weisheit im Umgang mit Streit
Ich möchte euch einen Vers zeigen: Sprüche 12,16. Ich habe ihn euch auch hinten drauf geschrieben, weil mir aufgefallen ist, dass Streit in dem Moment, in dem man richtig sauer ist, selten konstruktiv ist. Und genau das sagen auch die Sprüche: Sprüche 12,16 – „Der Narr zeigt seinen Unmut noch am selben Tag.“
Das hat mich damals sehr angesprochen, und ich dachte: Das ist mein Vers. Das war vor zweieinhalb Jahren. Ich dachte, genau das ist wichtig: Wenn man es schafft, nicht am selben Tag, an dem man sauer ist, seinen ganzen Unmut herauszulassen, sondern stattdessen sagt: „Ich habe meinen Tag, ich schreibe das auf, und das geht nicht verloren“, dann verändert das vieles.
Ob die Wellensittiche jetzt drei Monate länger zusammen in einem Käfig sitzen – was ich eigentlich nicht will – oder die Schubbande noch ein bisschen länger nicht gemacht wird, das ist dann erstmal egal. Ich schreibe es erst mal auf. Dieses Konzept hat meine Ehe sehr revolutioniert.
Also: „Der Narr zeigt seinen Unmut noch am selben Tag.“ Wir trennen hier etwas. Da ist Streit, und wir trennen die Streitparteien – in dem Fall auch zeitlich. Die Ehebesprechungsabende sind deshalb interessant, weil sie uns vor zwei Fehlern bewahren, die sonst immer wieder auftauchen.
Der erste Fehler ist, dass man grundlos streitet, also sich über Dinge Gedanken macht und streitet, die es eigentlich gar nicht wert sind. Zum Beispiel über die Wellensittiche in Käfigen und Schubbändern.
Als ich meine Frau geheiratet habe, muss ich euch etwas vorwegnehmen: Ich war jemand, der ein Buch nie weiter als bis zu 90 Grad aufgeschlagen hat. Warum? Das schont den Buchrücken. Ich empfand das immer als sehr logisch und konsequent. Wenn man ein Buch auf 90 Grad aufschlägt, kann man darin lesen, es wieder zuklappen, und es sieht danach eigentlich noch genauso aus wie vorher.
Meine Frau wusste von meiner persönlichen Einschätzung zum Umgang mit Büchern natürlich wenig. Und sie erdreistete sich, meine Bücher so weit aufzumachen und offen liegen zu lassen. Das müsst ihr euch mal vorstellen!
Dann fing sie mit etwas an, das mich an den Rand der Verzweiflung trieb: Sie fragte mich tatsächlich, ob sie in meinen Büchern mit ihren Stiften etwas unterstreichen dürfte. Könnt ihr euch vorstellen, was das für mich bedeutete? Jemandem mit einem Stift in einem Buch Striche machen – irre!
Im Nachhinein, das ist jetzt ungefähr zehn Jahre her, haben wir beide unseren Umgang mit Büchern ein bisschen angeglichen. Was man merkt: Man kommt nach Hause, der Schreibtisch ist bedeckt mit Büchern, die falsch aufgeschlagen sind. Man könnte sich darüber streiten. Und wenn man impulsiv ist und der Tag nicht gut gelaufen ist, fällt das noch leichter.
Aber wenn man das aufschreibt und darüber nachdenkt, ist es wirklich ein Grund, sich zu streiten? Dann wird man feststellen: Nein, eigentlich ist das grundlos. Die Sprüche warnen uns davor, grundlos mit jemandem zu streiten.
Das Gleiche gilt nicht nur, wenn gar kein Grund vorliegt, sondern auch, wenn man über Nebensächlichkeiten streitet – über Dinge, bei denen es prinzipiell möglich wäre, sie zu streiten, die es aber eigentlich doch nicht wert sind.
Auf einen weiteren Bibelvers möchte ich noch eingehen: 2. Timotheus 2,23. Das ist der letzte Bibelvers hinten. Dort heißt es: „Aber die törichten und unnötigen Streitfragen weise ab, da du weißt, dass sie Streitigkeiten erzeugen.“
Gott macht hier deutlich: Es gibt in der Gemeinde Fragen, über die man sich streiten kann, aber man soll es nicht tun. Es gibt törichte und unnötige Streitfragen.
Tatsächlich gibt es in der Gemeinde Nebensächlichkeiten, bei denen ich nicht darauf pochen werde, dass ihr glaubt, was ich denke. Es ist mir fast egal, was ihr glaubt.
Ich habe mir überlegt, ob mir so etwas einfällt. Zum Beispiel: Ob ihr über 1. Mose 6, die Söhne Gottes, glaubt, dass es große Riesen sind oder Engel. Es ist mir fast egal. Ich habe eine Meinung, aber es ist mir egal, was ihr glaubt.
Oder ob ihr den Leviathan im Buch Hiob für einen Dinosaurier, ein Krokodil oder ein Nilpferd haltet – es ist mir wirklich egal. Ihr könnt eine Meinung dazu haben, ich auch, aber ich werde mich nicht mit euch darüber streiten.
So könnte ich die Liste auch im Neuen Testament weiterführen. Es gibt einfach Sachen, über die man sich streiten kann. Aber wenn man überlegt, ob diese kurze Zeit, die wir auf der Erde haben, es wert ist, über solchen Quatsch zu streiten, dann kann man nur sagen: Nein.
Ist meine Ehe es wert, über manchen Quatsch zu streiten? Oder wäre es nicht besser, manches Mal, auch wenn der Anlass da ist, zu sagen: Nein, wirklich nicht!
Unsere Zeit ist viel zu kurz. Vielleicht kann man auch sagen: Wir sind viel zu verliebt, um jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen. Da werden wir irgendeine Lösung finden. Im besten Fall werden wir uns einfach einander stehen lassen.
Ich kann für uns sagen: Dadurch, dass wir versuchen, den Streit in unserer Ehe durch diese Ehebesprechungsabende zu trennen – und da mag es noch tausend andere Lösungen geben – reduzieren wir die Menge von grundlosen und nebensächlichen Streits. Weil man Zeit hat, noch einmal darüber nachzudenken und sich zu überlegen, ob einem der Abend wirklich wert ist, darüber zu reden.
Nach ein, zwei Monaten ist man oft gar nicht mehr so sicher, ob das alles ein Grund zum Streiten war.
Stattdessen sollten wir das Ziel im Auge behalten, das wir alle miteinander haben. Das gilt für jeden, der heute Morgen hier ist. Und das Ziel habe ich euch ganz fett noch einmal darunter geschrieben: Römer 14,19: „So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden und der gegenseitigen Erbauung dient.“
Wir sollen also nicht streiten – das war der erste Bibelvers: Hört auf damit! Vielmehr sollen wir das tun, was dem Frieden und der gegenseitigen Erbauung dient. Wir sollen einander zum Segen und nicht zum Fluch werden.
Wir sollen uns nicht Gedanken machen darüber, was wir am anderen aussetzen können, was uns nicht passt oder wo er sich mal wieder daneben benommen hat. Stattdessen sollen wir uns fragen: Wie kann ich dem anderen helfen, in seinem Christsein und in seinem persönlichen Leben voranzukommen? Wie kann ich ihm Unterstützung bieten? Was kann ich tun, damit es ihm besser geht und nicht schlechter?
Immer dann, wenn wir streiten, verlieren wir dieses Ziel aus den Augen.
Umgang mit dauerhaftem Streit und Gottes Hilfe
Zum Schluss möchte ich noch zwei, drei Minuten auf einen anderen Punkt eingehen. Dieser Punkt lautet: Was mache ich, wenn ich merke, dass Streit zu mir gehört? Wenn ich feststelle, dass ich mit dem Streit nicht fertig werde und zwar gerne alles so machen würde, wie die Bibel es sagt, aber in meinem Innersten Streit an der Tagesordnung ist und meine Natur bestimmt.
Wenn du das so sagst, dann kann ich nur darauf antworten: Um mit uns selbst fertig zu werden, um mit dieser Tendenz in uns fertig zu werden – immer unsere Position durchzusetzen und deshalb auch zu streiten –, muss man die Kraft Gottes in seinem eigenen Leben haben. Es geht gar nicht anders. Sonst bleibt das, was ich euch vorgestellt habe, immer nur ein Ideal. Ihr werdet sagen: „Stimmt, eigentlich ist es richtig.“ Aber ohne die Kraft Gottes wirst du mit deinem an vielen Stellen verkürzten Charakter nicht fertig werden. Es wird nicht klappen.
Im Galaterbrief, Kapitel 5, Verse 19 und folgende, sind Streitigkeiten, Zänkereien und Hader eine Beschreibung für einen Menschen, der Gott nicht wirklich kennt. Wenn jemand permanent streitet und das Leben eines Menschen davon bestimmt wird, dann kennt er Gott nicht. Dann hat er die Kraft Gottes in seinem Leben noch nicht erfahren.
Damit meine ich nicht Christen, die sagen: „Ich kämpfe an der Stelle noch, ich will eigentlich nicht streiten.“ Das meine ich nicht. Ich meine jemanden, der sagt: „Ja, Streit, das ist mein Leben. Da weiß ich nicht, was ich dagegen tun soll.“
Dann sage ich dir: Es gibt einen Weg raus aus dem Streit. Dieser Weg führt über das Angebot Gottes, das er jedem Menschen macht. Dieses Angebot heißt: „Kommt her zu mir, all ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben.“
Das heißt: Da, wo ein Mensch sagt: „Ja, Streit macht mein Leben aus, ich bin ein Mensch, der streitet, und ich komme nicht davon los“, da kann ich dir sagen: Du hast die Möglichkeit, davon frei zu werden, wenn du zu Gott kommst. Denn Gott ist wirklich derjenige, der dich von dir selbst befreien kann, und das ist das, was du brauchst.
Zusammenfassung und Abschluss
Ich denke, wenn dazu noch Fragen bestehen, ist nach dem Gottesdienst noch Zeit dafür.
Ich möchte noch einmal zusammenfassen: Den Knechtesherren soll man nicht streiten lassen. Streit führt zu nichts. Streit ist immer von der Bibel her betrachtet mit bösen Motiven verbunden.
Wenn wir zwei Tipps geben dürfen, dann sind es diese: Regel eins – Hör auf zu streiten, bevor der Streit überhaupt beginnt. Regel zwei – Trenne dich von demjenigen, der mit dir streiten will.
Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.
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