Liebe Freunde, Kurt Tucholsky hat einmal gesagt: Das deutsche Schicksal sei, vor einem Schalter zu stehen, das deutsche Ideal hingegen, hinter einem Schalter zu sitzen.
Die Menschen vor dem Schalter sind immer in der Mehrheit, aber die hinter dem Schalter haben die Macht. Und genau das macht diejenigen vor dem Schalter oft verdächtig – besonders dann, wenn die Macht missbraucht wird.
Irgendwie haben die Leute etwas gegen Beamte, vor allem gegen Zollbeamte. Eine Reisegesellschaft ist in einem anderen Land gewesen und kommt zurück. Jeder hat etwas eingekauft, und kurz vor der Grenze fängt das Versteckspiel an. Jeder versucht, seine Einkäufe irgendwo zu verstecken.
Dabei ist auch ein katholischer Mönch dabei. Ihr wisst ja, Mönche tragen oft Kutten mit großen Ärmeln und haben eine besondere Handhaltung. Dieser Mönch hat sich zwei Päckchen Kaffee gekauft und versteckt sie unter den Armen.
Als er an die Grenze kommt, hat er die Hände zusammengelegt. Alle werden kontrolliert, und der Zöllner fragt: „Na, Pater, haben Sie auch etwas gekauft?“
„Ja“, sagt der Mönch, „zwei Pakete Kaffee.“
„Na, zeigen Sie mal her!“
„Das kann ich leider nicht“, antwortet der Mönch, „die habe ich bereits unter den Armen verteilt.“
Die gesellschaftliche Stellung der Zöllner und ihre Verachtung
Es ist doch eigenartig: Jeder freut sich, wenn ein Zöllner eins auf den Hut kriegt. Das war offenbar schon immer so. Zur Zeit von Jesus war es nicht nur so, dass die Leute gerne mal über den Zöllner gelacht haben, sondern die Zöllner waren regelrecht verhasst. Das lag daran, dass sie für die römische Besatzungsmacht arbeiteten.
Israel hatte damals ein einziges Problem, und das hieß Freiheit. Die römische Führung hatte damals nichts anderes im Kopf, als jede freiheitliche Bestrebung zu unterdrücken. Ihr wisst ja aus dem Geschichtsunterricht, dass das römische Weltreich untergegangen ist. Jeder, der die Geschichte kennt, weiß, dass das bisher immer so gewesen ist: Wer seine eigenen Untertanen unterdrückt, ist bereits dem Untergang geweiht.
Und seht ihr, mit einer solchen, dem Untergang geweihten Macht, mit der römischen Besatzungsmacht, arbeiteten die Zöllner zusammen. Deshalb galten sie in Israel als Verräter an der nationalen Sache, als Verräter an der Sache des ausgebeuteten Volkes.
Von so einem in der Bevölkerung verhassten Typ erzählt uns die Bibel im Lukasevangelium Kapitel 19. Der Mann heißt Zachäus, wohnt in Jericho, ist ein kleines, kurzes Kerlchen, aber jeder Zoll ein Zöllner, ein Gangster höherer Ordnung. Er nämlich beutet seine Unterzöllner aus – also mit allem Wort ein Miststück.
Er kennt in seinem Leben nur eins: das Geld. Wo andere im Gesicht zwei Augen haben, da hat er zwei Dollarstücke drin. Begriffe wie Ehrlichkeit, Anständigkeit, Nächstenliebe oder Hilfe waren für ihn Fremdwörter. Und so etwas wie Gott kannte er überhaupt nicht. Gott? Was für Spinnerei! Das ist doch Dummfang. Das Einzige, was im Leben zählt, ist Geld.
Zacchaeus’ Neugierde und die Begegnung mit Jesus
Zum Beruf eines Zöllners gehörte bekanntlich die Neugierde. Zacchaeus war neugierig. Als er eines Tages hört, dass der Prophet Jesus in die Stadt kommt, will er ihn natürlich sehen.
Er hatte schon von Jesus gehört, was kein Wunder ist. Jesus hatte gerade vor der Stadt ein Wunder getan, er hatte einen Blinden geheilt. Das war die Sensation des Tages, alle sprachen von ihm. Nun heißt es, er kommt durch Jericho. Also flitzten alle, die Beine hatten, auf die Straße. Jeder wollte ihn sehen. Es gab dichtes Gedrängel auf allen Bürgersteigen – und Zacchaeus war natürlich mittendrin.
Aber so sehr er sich auch auf die Zehenspitzen stellte, um etwas zu sehen, er sah nichts. Es ging ihm wie denen, die ganz hinten sitzen und nur den blonden Kopf des Vordermanns vor sich sehen. Zacchaeus sah nicht nur Köpfe von Vordermännern, er sah nur Rücken, die ihm alle die kalte Schulter zeigten.
Denn genauso klein, wie er war, so groß war die Wut der Leute auf ihn. Gerade weil er so kurz war, hätten sie ihn ja ruhig in die erste Reihe lassen können. Er hätte ja niemandem die Sicht versperrt. Aber nein, gerade nicht. „Der Zacchaeus nimmt uns unser gutes Geld weg, und jetzt nehmen wir ihm mal die gute Aussicht weg.“ Endlich eine Gelegenheit, diesem „Hundesohn“ eins auszuwischen und ihn vom Anblick des Gottessohnes auszuschließen. Wozu braucht so einer Jesus zu sehen?
Die Bürger von Jericho sind längst ausgestorben, aber ihre Nachkommen leben heute noch – auch in unseren christlichen Kreisen. Das sind die Leute, die sagen: „Hauptsache, ich habe einen Sitzplatz. Hauptsache, ich kann gut sehen. Hauptsache, mir geht es gut. Hauptsache, ich komme mit dem Rücken an die Wand.“
Ich erinnere mich an einen Landesjugendsonntag im Röhrserwer Park draußen. Einige kamen ganz zeitig und setzten sich ganz vorne auf die Wiese. Dann wurden die Behinderten dahinter aufgestellt. Als die Veranstaltung losging, kamen die Letzten, die gerne die Band sehen wollten, und stellten sich vorne hin. Alle anderen, die hinter ihnen saßen – das waren Hunderte – sagten: „Wir sehen nichts mehr, setzt euch hin!“ Das hat die gar nicht interessiert. Sie standen vorne wie die Einsen und versperrten allen anderen die Aussicht.
Also sage ich: Wir finden die Nachfolger von Jericho auch in unseren eigenen Reihen. Vielleicht sind wir selbst solche Leute. Das sind nämlich die Christen, die sich besser vorkommen als andere Leute und dann, wenn bestimmte Typen mal in eine Kirche kommen, sagen: „Was will der hier denn?“
Ich war mit Wolfgang auf der Jugendwoche. Da haben die Pfarrer uns beschuldigt, weil Punker in der Kirche waren. Sie sagten: „Solche Leute bringt ihr in die Kirche rein?“
Zacchaeus’ Findigkeit und seine Entscheidung, Jesus zu sehen
Na gut, also zurück nach Jericho. Dort hatten die Bürger nicht nur einen großen Buckel, sondern sie hatten auch einen kleinen Verstand. Deshalb hat Zachäus sie ausgetrickst. Sie hatten nämlich vergessen, dass zum Beruf des Zöllners nicht nur Neugierde gehört, sondern auch Findigkeit.
Ein Zöllner muss ja etwas finden, dazu ist er ja da. Und wenn er nichts findet, muss er etwas erfinden. Und erfinderisch war er tatsächlich. Er sagt nämlich zu denen, die ihm dort einen Buckel zeigen: „Rutscht mir doch ein Buckel runter!“ Dann rennt er dem Festzug voran. So macht er es wie die Leute, die bei der Friedensfahrt etwas sehen wollen und auf eine Leiter steigen.
Zachäus steigt auf einen Maulbeerbaum, dessen Äste sich über die Straße strecken. Hinter dichtem Laub verborgen hängt er dort und will „Lucke Lucke“ machen, wenn Jesus unter ihm vorbeigeht.
Nun müsst ihr euch mal vorstellen, was für ein Hallo das war, als dieser Mensch auf den Baum kletterte. Er war ja nicht irgendwer, sondern ein stadtbekannter Bürger. Er war einer der reichsten Männer von Jericho. Er kaufte seine Kleidung nicht im Konsum, sondern exklusiv. Das heißt, als Zöllner hatte er so viele Devisen, dass er sich im Shop nur bedienen musste.
Und dieser vornehme Herr klettert jetzt auf einen Baum wie ein Schuljunge beim Kirschenmausen. Vielleicht reißt er sich ein Loch in die Hose, der Interschlips rutscht schief, und der Salamanderschuh rutscht runter – was weiß ich. Jedenfalls klebt er da oben wie ein Laubfrosch auf der Leiter und macht Stielaugen.
Mit einem Wort: Der Mann macht sich einfach lächerlich. Er macht sich vor den Leuten zum Obst. Aber das macht ihm gar nichts aus. Es ist ihm egal, ob die Leute ihn auslachen und ob seine Hose und sein bürgerliches Image kaputtgehen.
Es geht ihm nur um das eine: um den Einen. Er will Jesus sehen. Und tatsächlich hat kein anderer Bürger von Jericho so gute Chancen, ihn zu sehen wie Zachäus auf seinem Baum.
Als nämlich Jesus an dem Maulbeerbaum vorbeikommt, bleibt er genau darunter stehen. Der ganze Festzug stockt. Jesus schaut nach oben ins Gebüsch und sagt: „Hey du da oben, Zachäus, komm mal sofort da oben runter! Ich muss mit dir reden. Ich will heute in dein Haus kehren.“
Denn Zachäus bleibt sprachlos, als Jesus ihn da oben entdeckt in seinem Versteck und ihn auch gleich mit seinem Namen anspricht.
Die persönliche Ansprache Jesu und die Aufforderung zur Umkehr
Und ihr wundert euch vielleicht auch darüber, dass Jesus seinen Namen kennt. Ich weiß nicht, woher, aber ich wundere mich nicht darüber. Denn so ist es eben: Jesus kennt uns alle bei unserem Namen. Bevor der Mensch sieht, hat Gott ihn schon gesehen.
Ob sich der Mensch vor Gott versteckt, so wie der Stammvater Adam hinter dem Baumstamm oder wie Zachäus hinter dem Laub des Baumes – in jedem Fall entdeckt uns das Auge Gottes. Es ruft uns mit seiner Stimme und sagt: „Du, komm raus, ich habe mit dir ein Wörtchen zu reden.“
Du fühlst dich vielleicht da unten ziemlich sicher in der Kirche, hinter dem Rücken deines Vordermannes. Vielleicht bist du ganz froh, dass du hier in der Masse des frommen Fleisches untertauchen kannst. Du versteckst dich wie Zachäus. Du bist neugierig wie Zachäus. Du bist vielleicht ein distanzierter Beobachter wie Zachäus. Du bist ein Sünder wie Zachäus. Und Jesus ruft dich wie den Zachäus und sagt zu dir: „Du, komm raus aus deinem Versteck, aus deiner reservierten Haltung, aus deiner Verstiegenheit, aus dem Verhau der Argumente, die du dir zurechtgemacht hast. Komm hier zu mir!“
Meistens antwortet der Sünder, wenn er von Gott gerufen wird, mit „Ja, morgen“. Das heißt praktisch: gar nicht. Zachäus lässt sich nicht zweimal rufen. Er ist Zollbeamter und hat selbst schon tausendmal zu anderen Leuten gesagt: „Fahren Sie mal rechts ran, machen Sie mal die Kofferklappe auf.“ Wenn es so weit ist, kannst du nur noch die Klappe halten und die Klappe aufmachen. Da bist du nämlich erkannt.
Als Zollbeamter weiß er: Wenn ich erkannt bin, dann ist es aus. Wenn man erst mal entdeckt ist, kann man sich nicht mehr wie ein Chamäleon im grünen Laub verstecken. Stattdessen muss man heraustreten und Farbe bekennen – wer man ist.
Also, wer bist du? Was für ein Mensch bist du? Bist du einer, der zu Jesus will, oder bist du einer, der bloß so herumhängt im Leben und gar nicht genau weiß, wo er eigentlich hingehört?
Es gibt viele Menschen, die sich Christen nennen und Woche für Woche in unserer Gemeinde, in den jungen Gemeinden, dabei sind. Vielleicht bist du auch so einer, der immer dabei ist, aber noch nie Jesus wirklich sein Herz gegeben hat, sein Leben geöffnet hat.
Heute ruft Jesus dich und sagt: „Komm raus aus der Masse der Mitläufer. Steig mal aus dieser Rolle des distanzierten, klugen Beobachters aus. Bleib nicht länger hängen im Geäst deiner lächerlichen Standpunkte. Klammer dich nicht mehr krampfhaft an deine Vorurteile. Lass die Zweifel und Bedenken los. Lass dir Gottes Frieden schenken.“
Jesus ruft dich in sein Reich.
Die Dringlichkeit der Entscheidung und die Autorität Jesu
Und er ruft dich, genau wie den Zachäus, erstens zu einer Entscheidung und zweitens zu einer sofortigen Entscheidung. Jesus ruft dich in sein Reich. „Warte nicht und komme gleich“, heißt es in dem Lied.
Jesus sagt: „Komm sofort da oben runter.“ Er fordert den Zachäus nicht zu einer unverbindlichen theologischen Diskussion auf. Sondern spricht mit Befehlston: „Sofort kommst du her.“ Das ist die Sprache der Autorität, eine Aufforderung zum Gehorsam. Es geht um jetzt, es geht um heute, es geht um deine Entscheidung in diesem Gottesdienst, in diesem Moment.
Jesus sagt zum Zachäus: „Ich muss sofort bei dir einkehren.“ Er sagt nicht: „Ich möchte“ oder „Ich könnte mir vorstellen, dass ich heute Abend mal zu dir komme.“ Er fragt auch nicht: „Hättest du vielleicht etwas dagegen, wenn ich mich heute Abend bei dir einlade?“ Nein, er sagt: „Ich muss zu dir.“
Da steckt ein göttlicher Zwang, eine göttliche Notwendigkeit dahinter, ein innerer Drang, verstehst du? Und er sagt, es muss heute sein. Das heißt, du hast keine Zeit zu verlieren, um noch länger so herumzuhängen – unentschieden, zwischen Ja und Nein. So kann das nicht bleiben.
Es ist schade um jeden Tag deines Lebens, den du ohne mich lebst. Jetzt ist der Moment gekommen, wo du Ja sagen musst. Morgen, das will ich dir sagen, ist eine Ausrede. Und es ist außerdem eine ganz große Täuschung. Morgen wachst du vielleicht in der Hölle auf.
Aber die Uhr, die du heute an deinem Arm trägst, sagt heute. Dein Pulsschlag sagt heute. Und die Bibel sagt: „Heute, wo ihr seine Stimme hört, verstockt euer Herz nicht“ (Hebräer 3,7-8).
Die persönliche Einladung Jesu und die Bereitschaft zur Annahme
Du heißt nicht Zacchaeus, vielleicht heißt du Andreas oder Renate. Du sitzt nicht auf irgendeinem Baum, sondern auf der harten Kirchenbank. Das spielt jetzt keine Rolle. Entscheidend ist, dass du mich hörst.
Jesus hat zu seinen Dienern gesagt: „Wer euch hört, der hört mich.“ Und du hörst es jetzt durch meine Stimme, wenn Jesus zu dir sagt: „Du, ich muss zu dir! Entscheide dich, ich muss heute in dein Leben hinein!“
Manchmal denke ich: Wenn ein Pfarrer von heute so gewesen wäre wie Jesus, dann wäre die Geschichte ganz anders verlaufen. Ich stelle mir vor, Jesus wäre unter dem Maulbeerbaum gewesen und hätte vielleicht nach oben gerufen: „Hallo, da oben! Ist das wirklich wahr, dass Sie Herr Zacchaeus sind?“
Von oben hätte vielleicht jemand gesagt: „Psst, Ruhe! Entschuldigen Sie bitte.“ Dann hätte Jesus hochgerufen: „Herr Zacchaeus, können Sie bitte mal sprechen?“
Aber vielleicht hätte Zacchaeus geantwortet: „Nein, jetzt bin ich beschäftigt, lassen Sie mich in Frieden.“
Jesus hätte gefragt: „Herr Zacchaeus, dürfte ich Sie noch etwas fragen? Könnten wir vielleicht einen Termin ausmachen?“
Zacchaeus hätte zurückgefragt: „Ja, ist das denn so wichtig?“
Der Pfarrer hätte gesagt: „Na, ich würde schon meinen, dass es für Sie wichtig sein könnte.“
Zacchaeus hätte gesagt: „Na gut, Montag in vierzehn Tagen habe ich einen freien Termin.“
Aber so hat sich Jesus nie benommen, und die Geschichte ist auch nicht so abgelaufen. Überhaupt nicht. Jesus sagt zu dem Mann: „Sofort kommst du da runter!“ Er sagt: „Ich muss in dein Haus, ich muss in dein Leben.“
Das heißt, da steckt ein Zwang dahinter. Jesus sagt: „Ich bin in dich so verknallt und verliebt, ich muss bei dir rein, also mach jetzt auf!“
Verstehst du? Es geht nicht um eine Entscheidung, die du vielleicht morgen, übermorgen oder irgendwann treffen könntest. Es geht um heute.
Die Bedeutung der sofortigen Entscheidung am Beispiel von Billy Graham
Billy Graham hat einmal zusammen mit seinem Schwiegersohn eine Evangelisation in einem großen Stadion durchgeführt. Die ersten drei Tage predigte sein Schwiegersohn, der heute noch lebt, und in den letzten drei Tagen übernahm Billy Graham selbst.
Eines Tages kam Graham etwas zu früh und setzte sich ins Stadion, um der Predigt seines Schwiegersohns zuzuhören. Am Ende der Predigt kam der Moment, in dem der Prediger die Zuhörer aufforderte, nach vorn zu kommen, wenn sie sich für Jesus entscheiden wollten.
Da klopfte Billy Graham einem Mann, der vor ihm saß, auf die Schulter und sagte: „Denken Sie nicht, dass es an der Zeit ist, Ihr Leben Jesus zu geben und sich zu entscheiden?“ Der Mann drehte sich um und antwortete: „Ich entscheide mich morgen, wenn die große Kanone predigt.“
Er wollte also auf Billy Graham warten, bis dieser seine Predigt hielt, obwohl Billy Graham bereits hinter ihm saß und ihm auf die Schulter getippt hatte.
Es geht darum, den Moment zu erkennen, in dem man jetzt lebt, und nicht auf etwas zu warten, das vielleicht erst morgen kommt. Nutze den günstigen Augenblick der Gnade. Denn es könnte sein, dass der Ast, auf dem du heute sitzt, morgen schon abgesägt ist und Jesus dann längst weitergegangen ist.
Mach es wie Zachäus: Er kam sofort, rutschte wie ein Blitz den Baumstamm herunter und zerschrammte sich dabei das andere Hosenbein. Das war ihm egal. Wie eine reife Pflaume fiel Zachäus Jesus in die Arme. Und Jesus sagte zu ihm: „Dich hat Gott heute angenommen.“
Die Annahme und Veränderung durch Jesus
Bisher hat Zacchaeus nur die Leute ausgenommen und sich dadurch alle gegen sich aufgebracht. Nun begegnet ihm jemand, der ihn annimmt, der auf seiner Seite ist und öffentlich für ihn eintritt. Jesus wirft ihm seine Verworfenheit nicht vor, sondern ist einfach gut zu ihm.
Zum ersten Mal im Leben erlebt Zacchaeus, wie jemand zu ihm in sein Haus kommt und sich vor allen Leuten auf seine Seite stellt. Jesus macht nicht nur Worte, sondern auch Taten. Arm in Arm gehen die beiden durch ganz Jericho. Der Mann ist glücklich, es gibt ein Festessen, und er freut sich. Doch alle anderen spotten über ihn.
Ein lautes Volksgemurmel beginnt, weil Jesus sich ausgerechnet diesen lächerlichen Zwerg herangewinkt hat. Es herrscht allgemeine Empörung darüber, dass Jesus ausgerechnet beim verhassten Zöllner zum Mittagessen eingeladen ist. So etwas hatten sie damals von Jesus nicht erwartet.
Ihr wisst ja, in einer Stadt wie Karl-Marx-Stadt bekommen wir oft hohen Besuch. Da kommen manchmal Astronauten oder Präsidenten von irgendwoher. Diese Gäste fahren immer von der Autobahn in die Stadt hinein. In der Stadt gibt es das Kongresshotel und andere große Hotels, wo man gut essen kann. Es gibt auch viele andere Gaststätten. Doch hohe Gäste gehen meistens in ein Hotel.
Nun stellt euch vor, eine Delegation kommt von der Autobahn hereingefahren, an der Leipziger Straße. Der Chef sagt dann: „Tomarisch Lenkradowitsch, fahren Sie mal die Bornaer Straße links runter, wir essen heute in der Dorfschenke, wo der Theo manchmal sonntags seinen Gulasch löffelt.“
Nichts gegen unsere Dorfschenke – die hat sogar einen goldenen Löffel bekommen und bietet ausgezeichnetes Essen. Aber es ist doch eine Tatsache, dass man im Hotel Moskau oder hier in der Stadt besser bedient wird. Jeder erwartet doch, dass hohe Gäste nicht in der Dorfschenke essen, sondern im Hotel speisen.
Seht ihr, so eine Erwartungshaltung hatten die Menschen damals auch. Sie dachten natürlich, dass Jesus beim Herrn Pfarrer oder beim Herrn Bürgermeister zum Essen geht, aber doch nicht zum Zacchaeus, dem größten Schlitzohr der ganzen Stadt. Deshalb gab es das große Genöle über Jesus, und sie sagten: „Nur guckt euch den an, bei einem Sünder ist er eingekehrt!“
Die zentrale Botschaft der Bibel: Jesus sucht die Sünder
Leute, genau dieser Satz, den die braven Bürger mit ihrer ganzen Verachtung aussprechen, ist bei einem Sünder eingekehrt. Dieser Satz bildet das Zentrum der Bibel und fasst die gesamte frohe Botschaft zusammen. Wir sagen diesen Satz nicht im Ton einer maulenden Entrüstung, sondern im Ton der Dankbarkeit und Freude: Bei einem Sünder ist er eingekehrt.
Gott sei Dank ist es so, dass Jesus bei den Sündern einkehrt, dass er sich solche Leute aussucht. Dabei ist es ihm egal, ob es ein reicher Ausbeuter wie Zachäus oder ein einfacher Arbeiter wie Petrus ist. Er sucht sich Menschen aus, die von anderen vollkommen übersehen und von den Frommen verachtet werden. Diese Frommen meinen oft, Jesus könnte nur zu ihnen kommen; an ihnen geht er ohne Halt vorbei.
Denn Jesus ist nicht auf der Suche nach den Selbstgerechten, sondern nach den Sündern. Also nach Menschen, die mit Gott, der Welt und sich selbst nicht mehr klarkommen. Die frommen Spiesser lässt er stehen, und er geht zu denen, die sonst Spiessruten laufen müssen und vor denen die Menschen ausspucken.
Natürlich weiß Jesus, was für ein Mensch Zachäus ist und dass die Art, wie er gelebt und die Menschen betrogen hat, eine Schande ist. Aber Jesus weiß auch, dass Zachäus trotz seines ganzen Reichtums im Grunde ein ganz armes Schwein ist. Er ist aus der Gesellschaft ausgestoßen. Genau deswegen geht Jesus zu ihm hin.
Gerade die schwarzen Schafe liebt Jesus am allermeisten. Und gerade wenn du für dich schwarz siehst, weil du kein Land mehr siehst, weil du Angst hast, weil dein Leben bis oben hin mit Sünde vollgepackt ist, weil du nicht weißt, wohin mit deiner Schuld – gerade dann sagt Jesus zu dir: „In dein Leben muss ich hinein, damit es dort wieder hell wird, damit die Angst verschwindet und du wieder Land siehst.“
„Ich bin gekommen“, sagt Jesus, „um die Verlorenen zu suchen.“ Mensch, Jesus sucht dich.
Die bedingungslose Annahme und die Einladung zur Umkehr
Es gibt Menschen, die, wenn sie hören „Jesus sucht dich“, sofort ihren Walkman aufsetzen, auf Bayern 3 umschalten und nicht mehr zuhören. Sie sind ständig auf der Flucht vor Gott. Sie merken ganz genau: Gott will etwas von mir. Aber sie wissen nicht, was er von ihnen will.
Viele denken, Jesus mache tausend Vorschriften: „Du musst dies tun, und das darfst du nicht.“ Doch wo steht das eigentlich geschrieben? Wo steht in unserer Geschichte, Lukas 19, ein einziges Wort davon, dass Jesus eine einzige Bedingung gestellt hätte?
Das ist ja gerade das Herrliche: Er stellt keine Bedingung. Jesus sagt nicht zu dem Zöllner: „Hören Sie mal zu, ziehen Sie sich erst einmal anständig an, entschuldigen Sie sich bei den Leuten, die Sie betrogen haben, zahlen Sie das ganze Geld zurück, bringen Sie erst Ihr Leben in Ordnung. Dann, wenn Sie das alles geregelt haben, kommen Sie wieder zu mir, und dann wollen wir mal darüber sprechen, ob wir miteinander Freunde werden können.“
Nein, Jesus sagt zu dem Zöllner, zu diesem alten Ekel, zu diesem Betrüger: „Du, ich muss zu dir.“ Das ist keine Bedingung, sondern eine einzigartige Verheißung. „Ich komme“, sagt Jesus, „um die Verlorenen zu suchen und selig zu machen.“
Das heißt also: Jesus will dich glücklich machen. Also mach doch mal die Riegel der Tür deines Lebens auf und nimm ihn in dein Leben auf!
Die Folgen der Bekehrung und das neue Leben
Zachäus nimmt Jesus sofort auf, und er bekehrt sich auf der Stelle. Die Echtheit seiner Bekehrung zeigt sich in der Echtheit seiner Reue. Diese wiederum zeigt sich darin, dass er sein Leben wirklich ändert.
Zachäus trat vor den Herrn und sagte: „Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen. Und wenn ich jemanden betrogen habe, gebe ich es vierfältig zurück.“ Vielleicht wirst auch du heute Abend, wenn du Jesus in dein Leben aufgenommen hast, andere Dinge aus deinem Leben entfernen – geklaute Gegenstände, geborgte Bücher, die du absichtlich nicht zurückgegeben hast, Alkohol, falsche Freunde oder falsche Geschlechtspartner.
Vielleicht kannst du dir jetzt noch gar nicht vorstellen, dass du ohne bestimmte Dinge leben könntest und dass du die Kraft dazu bekommst. Lass erst einmal Jesus in dein Leben hinein, und dann bekommst du die Kraft, um ein neues Leben anzufangen.
Zachäus konnte sich das auch nicht vorstellen, dass er einmal ein anderer Mensch werden könnte. Noch eine halbe Stunde zuvor hatte er darauf bestanden: „Geld ist alles, und das genügt, ich habe alles.“ Dabei war das eine große Lüge, eine Selbstillusion. Damit hatte er sich selbst betrogen. Er hatte zwar Geld und alles, aber eines hatte er nicht: Frieden mit Gott. Er hatte keinen Frieden in seiner Seele. Das geraubte Geld machte ihn nicht froh.
Das war der Grund, warum er auf den Baum geklettert war. Es war der Grund, weil er sich nach einem anderen Leben sehnte. Und das ist auch der Grund, warum du heute Abend hier bist. Weil du dich im Grunde deines Herzens danach sehnst, dass Friede in dein Leben einkehrt – ein gutes Gewissen, damit du wieder leben kannst, wieder durchblickst und anderen Menschen wieder in die Augen schauen kannst.
Wenn du Jesus sehen möchtest, diesen Frieden haben möchtest und dieses neue Leben, dann bekommst du es genauso, wie Zachäus es bekommen hat. Jesus stellte ihm keine einzige Bedingung, und dir stellt er auch keine. Er stellt sich ganz einfach vor dich hin und sagt: „Du, ich muss in dein Leben.“ Er sagt nicht: „Du musst mir aufmachen“ oder Ähnliches. Überhaupt nicht, du musst gar nichts.
Jesus kommt zu dir so, wie du heute Abend hier in die Kirche gekommen bist. Er stellt sich vor dich hin und sagt: „Du, ich muss zu dir.“ Wenn du ihn aufnehmen willst, dann sag es ihm doch. Du brauchst es ihm nur mit einem einzigen kurzen Satz oder Wort zu sagen: „Ja, Jesus, komm rein!“
Die Einladung zur persönlichen Entscheidung und das Versprechen Jesu
Am Ende der Bibel, in der Offenbarung, sagt Jesus: „Hört gut zu, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und mir öffnet, bei dem werde ich eintreten und mit ihm essen.“
Du brauchst Jesus nur zu sagen: „Ja, komm rein!“ Öffne ihm dein Leben! Ein einziges Wort genügt, um dein Leben zu verändern.
Wenn wir gleich nach dem Gebet zusammen unser Lied singen, in dem es heißt: „Sprich doch mal mit Jesus“, dann nimm dieses Lied ernst. Rede mit Jesus, sag ihm, dass du ihn aufnimmst.
Ich weiß, dass er zu seinem Wort steht. Ich weiß, dass er jeden rettet.