Dank für die Hoffnung inmitten von Leid und Tod
Herr, danke, dass du uns diese überwältigende Hoffnung schenkst. In einer Welt voller Tod, Sterben, Leiden und auch Angst gibst du uns diese wunderbare Zuversicht. Wir wollen sie immer fester fassen und uns immer mehr auf die große Offenbarung freuen.
Dass wir hinübergehen zur Herrlichkeit, so wie man in die Heimat reist. Amen! Was sind wir für reiche Menschen mit dieser Zukunft und dieser Geborgenheit schon heute! Wir wissen, dass wir nicht ins Dunkel gehen.
Im Alter wird vieles weniger, die Kräfte lassen nach, und Krankheiten kommen. Trotzdem wissen wir, dass wir eine Heimat haben. Der Herr wird uns bei jedem Schritt leiten.
Lieder als Ausdruck der himmlischen Sehnsucht
Als erstes Lied habe ich ein wunderbares Lied von Friedrich Conrad Hiller herausgesucht. Es ist nicht von unserem Philipp Friedrich Hiller, und soweit wir wissen, sind sie nicht verwandt. Es gibt noch mehr Gnadenleute, die solche Verse dichteten:
"O Jerusalem, du Schöne, da man Gott beständig ehrt
und das himmlische Getöne heilig, heilig, heilig hört.
Ach, wann komme ich doch einmal hin zu deiner Bürgerzahl!
Ach, wie wünsche ich, dich zu schauen, Jesus, liebster Seelenfreund,
bald auf deinen Salemsauen, wo man nicht mehr klagt und weint,
sondern in dem höchsten Licht schauet Gottes Angesicht.
Komm doch, führe mich mit Freuden aus der Fremde hartem Stand,
hol mich heim nach vielem Leiden in das rechte Vaterland,
wo dein Lebenswasser quillt, das den Durst auf ewig stillt.
O der auserwählten Stätte voller Wonne, voller Zier,
ach, dass ich doch Flügel hätte, mich zu schwingen bald von hier
nach der neu erbauten Stadt, welche Gott zur Sonne hat!"
Wunderbar ist dieser Ausblick, die Freude auf die Herrlichkeit! Marie Schmalenbach hat es in ihrem wunderbaren Lied so ausgedrückt:
"Brich herein! Süßerschein selger Ewigkeit,
leucht in unser armes Leben,
unsren Füßen Kraft zu geben,
unserer Seele Freud!
Hier ist Müh, morgens früh und des Abends spät,
Angst, davon die Augen sprechen,
Not, davon die Herzen brechen,
kalter Wind oft weht.
Jesus Christ, du nur bist unserer Hoffnung Licht,
stell uns vor und lass uns schauen jene immergrünen Auen,
die dein Wort verspricht.
Ewigkeit, in die Zeit leuchte hell hinein,
dass uns werde klein das Kleine
und das Große groß erscheine, selge Ewigkeit."
Diesen Blick brauchen wir immer wieder, damit uns die heute so groß vorkommenden Nöte im Blick auf die Ewigkeit klein erscheinen. Wir werden überwinden durch des Lammes Blut.
Und ein wunderbares Lied, das eigentlich zum Jahreswechsel gesungen wird und doch so gut passt, auch im Blick auf die Ewigkeit, die vor uns liegt.
Umgang mit Leid und Abschied
Warum gibt es so viel Leiden und so kurzes Glück? Warum müssen wir uns immer wieder trennen, obwohl wir so sehr geliebt haben? So manches Auge ist gebrochen, und mancher Mund schweigt nun, der einst liebevoll gesprochen hat. Du armes Herz, warum sind diejenigen, die uns vorausgegangen sind und hier so fehlen, nicht mehr bei uns? Aber sie wollten nicht mehr zurückkommen. Wenn sie vor dem Thron Gottes sind, dürfen wir sie uns auch nicht zurückwünschen, denn sie sind am Ziel.
Damit das nicht vergessen wird, schreibt die Fürstin Reuss, was man so gern vergisst: Diese arme Erde ist nicht unsere Heimat. Der Herr hat uns allen, die wir auf ihn getauft sind, in Zions goldenen Hallen ein Heimatrecht erkauft. Hier gehen wir und streuen die Tränensaat ins Feld. Dort aber werden wir uns freuen im seligen Himmelszelt. Wir sehnen uns hinüber dorthin, ins Vaterhaus, und wissen: Die Geschiedenen ruhen dort schon aus.
O, das ist sicheres Gehen durch diese Erdenzeit. Wir sollen nur immer vorwärts sehen, mit seliger Freudigkeit. Doch oft wird uns durch Grabeshügel der klare Blick verbaut. Herr, gib der Seele Flügel, dass sie hinüberschaut. Hilf du uns durch die Zeiten und mache das Herz fest. Geh selbst uns zur Seite und führe uns heimwärts. Und ist es uns hier unten auch so öde und so allein – o, lass uns in deinem Frieden hier schon selig sein.
Das schwerste Erlebnis ist immer, am Grab eines Kindes zu stehen. Ich denke noch immer mit großer Bewegung an ein kleines Mädchen, das plötzlich Leukämie bekam. Sie war anderthalb Jahre alt. Die Eltern warfen uns nur noch einen Zettel in den Briefkasten: „Wir sind im Olgäle“, das ist in Stuttgart das Kinderkrankenhaus. Unsere einzige Tochter mit anderthalb Jahren hat Leukämie.
Wie oft haben wir sie begleitet, standen am Krankenbett des Kindes. Ein süßes kleines Mädchen, dessen Haare dann ausfielen. Tapfer schob sie ihren Wagen mit der Infusion. Man hat gebetet, man hat gehofft, und der Herr hat es anders gemacht.
Und dann standen wir in der Klinik, sahen, wie die Mutter ihr kleines Kind noch so liebevoll anzog, mit einem Kleidchen. Es lag da wie eine Puppe. Da kann man keine Worte mehr finden. Der Trost des Evangeliums ist das Einzige, was da noch weiterreicht.
Und dann die Beerdigung: Ein herrlicher Frühlingstag, die Bäume blühten, die Vögel zwitscherten. Das kleine weiße Särglein, und die Mutter hielt den Sarg fest. Sie wollte dieses Kind nicht loslassen. Und dann waren es nur die Gottesworte und die Lieder, die Frieden schenkten in dieser wahnsinnigen Spannung, in dieser Trauer, in diesem Schmerz, den niemand erklären kann. So gaben wir dieses Kind Gott wieder zurück.
Paul Gerhard musste das auch viermal erleben. Von seinen fünf Kindern sind ja vier klein gestorben, auch der Junge. Er hat ein Lied über den Tod eines Kindes gedichtet, und das ist so bewegend:
Du bist zwar mein und bleibst mein, wer will mir anders sagen? Doch bist du nicht nur mein allein. Der Herr von ewigen Tagen hat das meiste Recht an dir. Er fordert und erhebt von mir dich, o mein Kind.
Mein Wille, mein Herz und Wunsches Fülle – so sagt mein Herz und meint es gut. Gott aber meint es noch besser. Groß ist die Liebe in meinem Mut, in Gott ist sie noch größer. Ich bin ein Vater und nichts mehr, Gott ist der Väter Haupt und Ehr. Ein Quell, aus dem Alt und Jung in aller Welt entsprungen.
Ich sehne mich nach dem Kinde mein, und der mir es gegeben will, dass es nah dem Throne sein im Himmel solle leben.
Ich spreche: Ach weh, mein Licht verschwindet! Gott spricht: Willkommen, du liebes Kind! Dich will ich bei mir haben und ewig reichlich laben.
O süßer Rat, o schönes Wort und heiliger, als wir denken: „Bei Gott ist ja kein böser Ort, kein Unglück und kein Kränken, keine Angst, kein Mangel, kein Versehen. Bei Gott kann keinem Leid geschehen. Wen Gott versorgt und liebt, wird nimmermehr betrübt.“
Das ist mir auch besonders wichtig.
Die Zuversicht im Angesicht des Todes
Wir haben es am Totenbett meines Schwagers, des Bruders Rolf, im kleinsten Kreis bei der Aussegnung gesprochen: Jesus lebt, mit ihm auch ich.
Tot, wo sind nun deine Schrecken? Er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht. Das ist meine Zuversicht.
Jesus lebt, ich bin gewiss: Nichts soll mich von Jesus scheiden – keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, kein Leiden. Er gibt Kraft zu dieser Pflicht. Das ist meine Zuversicht.
Jesus lebt, nun ist der Tod mir der Eingang in das Leben. Welchen Trost in Todesnot wird er meiner Seele geben, wenn sie gläubig zu ihm spricht: Herr, Herr, meine Zuversicht!
Die vollendete Gemeinde vor Gottes Thron
Wir lesen aus Offenbarung 7 von der vollendeten Gemeinde vor dem Thron Gottes, Offenbarung 7,9-17:
Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen. Sie riefen mit großer Stimme:
„Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserem Gott, und dem Lamm!“
Alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten und um die vier Gestalten. Sie fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht, beteten Gott an und sprachen:
„Amen! Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Einer der Ältesten fing an und sprach zu mir: „Wer sind diese, die mit den weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen?“
Ich sprach zu ihm: „Mein Herr, du weißt es.“ Er antwortete mir: „Diese sind es, die aus der großen Trübsal gekommen sind. Sie haben ihre Kleider gewaschen und sie hell gemacht im Blut des Lammes.
Darum stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel. Der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen.
Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten. Es wird auch nicht mehr auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze.
Denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers. Und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.“
Bedeutung der Beerdigung für den Glauben
Das bewegt heute viele von uns: Wie wird unsere Begräbnisfeier gestaltet? Ich darf Sie einfach bitten: Verfügen Sie bei Ihrer Beerdigung und geben Sie dies auch Ihren Kindern und Verwandten weiter, dass kein ungläubiger Pastor sprechen darf – ganz klar. Das ist leicht zu regeln. Ich sage immer, es kann ja irgendein lieber Mitchrist die Beerdigung halten, es muss ja kein Pastor sein. Das ist ja so unwichtig, ob das in die Kirchenbücher eingetragen wird, für die, die landeskirchlich orientiert sind. Aber es sollte Trost und die Hoffnung des Glaubens bei der Beerdigung sichtbar werden.
Auch für die Freunde und Kollegen, die noch kommen, sowie für Nachbarn, die sich dort versammeln, ist das ganz wichtig. Wir trauern nicht wie die, die keine Hoffnung haben. Darum wollen wir das Siegeswort am Grabe haben. Uns interessiert auch nicht der Lebenslauf mit allen Details; das ist ja nicht das Entscheidende, wenn der Tod gesprochen hat und alles ausgelöscht hat. Das Vergängliche vergeht, und das ist wichtig zu sagen, aber das Größte bleibt.
Mich beeindruckt immer sehr ein Wort, wenn jemand es nur am Grab auslegen kann: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Wer an mich glaubt, sagt Jesus, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer da lebt und glaubt, der wird nimmermehr sterben, sondern darf hindurchgehen zur Herrlichkeit. Darum möchte ich immer, dass auch diese Trauerfeiern von gläubigen Christen eine Siegesfeier sind.
Die Afrikaner machen das so meisterhaft: Sie holen die Trompeten hervor und singen dann die Osterlieder. Das ist ein Jubel. Er hat das Ziel erreicht. Den Ton darf man auch nie vergessen: Es ist der, der ans Ziel gekommen ist, durch alle Trübsal und alle Schwierigkeiten hindurch. In unserer Familie war es so schön in Hülben in der Kullenfamilie, wenn man an Sommertagen dort auf einem Alpfelsen saß und am Ende „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ sang. Dann kommen all die Verse:
„Ach wäre ich da, ach stünde ich schon,
Großer Gott, vor deinem Thron,
Und trüge meine Palmen, die Sehnsucht!“
„Erwähle mich zum Paradies und lass mich bis zur letzten Reise
An Leib und Seele grünen.“
Das ist sehr wichtig. Wenn der Herr das schenkt, dass ich bis zu meiner Todesstunde noch wirken darf und meine Kräfte noch beieinander habe, dann mache in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werde ein guter Baum und lass mich Wurzel treiben.
Es war wichtig, dass ich das heute schon erleben darf und auch diese Ewigkeitsgedanken habe, mitten in dieser Welt. Wie meine Frau das Lied von Julie Hausmann, Marie Schmalenbach, gelesen hat, war mir interessant. Sie war so arm, dass man aus ihrem verbleibenden Geld nicht mal den Sarg bezahlen konnte. Sie hat das Lied geschickt. Das ist oft schwer. Es war damals auch die Inflationszeit, und die Gemeinde hat es dann übernommen.
Aber es ist ja immer so wichtig, dass wir nicht an den Kümmerlichkeiten unseres Lebens stehenbleiben. Für die Angehörigen ist das immer schwer. So wollen wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit sagen: Gibt es etwas Schöneres als heimzukommen zur Herrlichkeit? Wenn einer von uns heute abgerufen würde, gäbe es etwas Schöneres? Sie würden keine Stunde hier vermissen.
Für die Angehörigen ist es schwierig, das ist ganz klar, die alles noch ausrichten müssen. Was ist da schwierig? Einen Schrank auszuräumen, aber für einen selbst wollen wir immer doch sagen: Herr, ich bin bereit, wenn du mich holst zu deiner Ewigkeit. Ich habe meine Sachen abgeschlossen. Das ist so wichtig. Und das, was noch zu klären war oder wo wir noch Streit und Zank haben, das wollen wir in Ordnung bringen, damit wir bereit sind, zu dem Herrn zu treten.
Denn es ist die größte Erhöhung unseres Lebens, berufen zu sein zur Herrlichkeit. Und es ist so wunderbar, wie viele Leute uns auch vorangegangen sind. Ich denke immer wieder an die mutigen Widerstandskämpfer des Dritten Reiches, die eine große Gewissheit hatten, selbst in Abschiedsbriefen. Sie sagten: Ich weiß und habe erlebt, wie Jesus bei mir ist und wie ich voller getrosteter Hoffnung sein kann.
Ein Sohn eines Bibelschullehrers in Wiedernest wurde von der Gestapo verhaftet. Er hatte so Freude an Sprachen und wurde nicht eingezogen, weil er einen schweren Herzfehler hatte. Da wechselte er in einem Laden mit einem russischen Kriegsgefangenen ein paar Worte auf Russisch. Das wurde beobachtet. Im Dritten Reich hat das genügt. Dieser junge Mann wurde verhaftet, in einem kurzen Schnellprozess vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.
Der Vater, also Bibelschullehrer in Wiedernest, nahm noch Verbindung mit einem Kriegskameraden auf, der dort als Wachhabender Dienst im Berliner Plötzensee-Gefängnis hatte. Er sagte: „Kommen Sie schnell!“ Und dieser junge Mann, der vorher gar nicht fest im Glauben war, sagte den Eltern nur: „Ich weiß es, es geht zu Jesus.“ Das war den Eltern ein großer Trost. Zum Schluss ließ er in einem Zettelchen, das ein Wächter dann rausschmuggelte, sagen: „Ich habe noch zwei andere zu Jesus führen dürfen.“
So herrlich, wenn plötzlich das Grauen des Todes überstrahlt wird von der herrlichen Evangeliumsbotschaft, die wir haben. Ich denke auch an das schöne Lied „O Jerusalem, du Schöne“, wo diese Verse zeigen: Was ist das, in der großen Schar der Patriarchen zu sein, in dem großen Lobgesang?
Das ist so wichtig, dass wir in dieser Welt das klar bekennen, gerade auch auf dem Friedhof. Wenn Sie dort sind, schauen Sie immer ein wenig um sich. Da sind oft Leute, die keine Hoffnung haben. Wenn Sie Leute ansprechen wollen: Der Friedhof ist oft ein sehr guter Platz, weil dort viele verzweifelte Menschen sind, die man trösten kann und denen man zusprechen kann: Jesus hat dich lieb, und er ist der Überwinder des Todes.
Oder geben Sie ihnen ein Traktat. Das ist so wunderbar. Ich habe ja schon einmal erwähnt, was Fritz von Bodelschwing in seinen Predigten sagte: Das wird der lebendige Gott selbst tun, der die Tränen aus unseren Augen wischt. Die nehmen wir noch mit in die Ewigkeit.
Mein erster Punkt: Wir müssen durch die Traurigkeiten dieser Welt hindurch. Leider gibt es keine Umleitung, auf der man außen herumfahren kann. Wir müssen durch die Trübsal hindurch. Das ist für manche schwer, auch wenn wir sie begleiten. Manchmal wird das Stück für Stück ausgekostet, und der Herr lässt uns das spüren. Warum tut er das? Damit wir merken, dass das alles nicht für die Ewigkeit wichtig ist.
Weder unsere Gesundheit noch Geldfragen oder wirtschaftliche Probleme sind das Entscheidende. Das wird abgestreift, wie so viele Menschen heute durch Hunger und Leiden in den Ländern der Dritten Welt gehen. Aber auch durch viele Schmerzen und Unrecht, wenn man an die schrecklichen Christenverfolgungen denkt und was ihnen dort zugemutet wird.
Es geht auch immer durch das Erkennen eigener Schuld. Oft ist es im Leben schwer, zurückzudenken, wie wenig wir dem Herrn gedient haben. Das bewegt uns dann, und wir hätten doch noch viel mehr den Herrn lieben sollen. Das ist wichtig.
Das Blut von Jesus Christus macht uns rein von aller Sünde. Das ist auch so schön in diesem Wort: Die, die zur Herrlichkeit kommen, tragen weiße Kleider. Aber nicht, weil sie vollkommen sind, sondern weil sie ihre Kleider hell gemacht haben im Blut des Lammes. Es gibt keinen anderen Weg für uns als diese Vergebung.
Wir werden geläutert in diesen Leiden, gehen hindurch und sagen: Es ist allein die Vergebung von Jesus. Das wollen wir auch auf dem letzten Leidensweg immer wieder einander zusprechen und sagen, dass die Hoffnung darin besteht, dass wir die Vergebung haben, auch wenn wir durch große Trübsale hindurchgehen.
Aber der Herr hat auch hier die Leiden verkürzt, sonst würde kein Mensch selig. Und das Zweite, was wir auch vorhin schon gehört haben, ist aus dem Paul-Gerhardt-Lied zum Tod eines Kindes: Gott will uns ganz nah bei sich haben.
Es gibt immer wieder solche Berichte, die sich ab und zu in der christlichen Legendenbildung von Totenauferweckungen finden. In unseren Tagen heißt es, irgendwo in Nigeria habe ein unbekannter Prediger einen nach 24 Stunden Tod zum Leben erweckt. Dann sage ich immer klipp und klar: Das ist eine Schufterei, wenn jemand vom Thron Gottes wieder zurückgeholt wird in diese Welt.
Das will doch gar keiner. Wir haben doch das Ziel erreicht. Es ist in unserer Zeit gar nicht da, und wir haben die Todeslinie noch nicht überschritten. Es wird erst sein, wenn Jesus den Tod überwunden hat, den letzten Feind. Das war im Handeln von Jesus noch wichtig, bei den Aposteln. Aber heute für uns ist das nicht mehr wichtig.
Es gab auch Zeiten, die ich selbst miterlebt habe, auch hier in Gemeinden von Württemberg, wo manche Leute in seelischer Übersteigerung gesagt haben: Der Tote wird wieder auferstehen. Nein, das wünschen wir gar nicht. Wenn jemand gestorben ist, ist er beim Herrn, und Gott will ihn ganz nah bei sich haben. Ich brauche solche spektakulären Dinge nicht. Ich glaube Ihnen auch nicht, und sie sind nie dokumentiert. Sie werden behauptet, aber uns ist so wichtig, dass es ein Heimgang zum Herrn ist.
Etwas Schöneres gibt es gar nicht, wenn ich hindurchgegangen bin. Noch ein zweites Mal zu sterben, wünsche ich niemandem. Dann bin ich beim Herrn in der Herrlichkeit und darf teilhaben an seiner neuen Klarheit und Vollendung meines Leibes. Es sollte kein Leid, kein Geschrei, kein Schmerz und keine Klage mehr sein. Alles ist neu geworden.
Und dann steht immer vom Lamm da – und das ist so wunderbar. Dieses Lamm ist das Bild des gekreuzigten Jesus mit seinen Wundmalen. Das ist überall in der Offenbarung so. Das wichtigste Kennzeichen der Offenbarung ist nicht, dass viel von äußeren Schönheiten gesprochen wird. Wir wissen gar nicht, wie die vollendete Schöpfung sein wird.
Wir wissen nur, dass wir Jesus sehen werden. Und das Schönste ist seine Liebe als das geschlachtete Lamm, das sich für uns geopfert hat, mit seinen Wundmalen. Das ist für uns die größte Freude und die größte Hoffnung. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.
Das Große ist, dass Jesus uns hindurchgebracht hat, auch durch diesen schweren Weg, und das dürfen wir wissen. Uns ist ja oft bange, was an Leiden noch bevorsteht. Sie brauchen sich nicht zu sorgen. Der Herr wird keine Last auflegen, die schwerer ist, als dass wir sie tragen können.
Wir hatten einmal eine liebe Frau aus der Gemeinde im Sterben begleitet. Es war eine ganz schreckliche Nacht. Wir blieben mit mehreren Angehörigen dabei. Die Frau hat so furchtbar geschrien und gelitten. Am nächsten Morgen war sie wieder nüchtern und konnte klar mit uns reden.
Wir fragten: Was war denn so schlimm? Sie sagte: Ich weiß nicht, was schlimm war, ich habe gar nichts empfunden. Das möchte ich Ihnen aus der Erfahrung vieler Begleitungen bei Kranken sagen: Man darf sich nicht anstecken lassen. Wenn man dabei sitzt, kann man oft kaum das Stöhnen ertragen.
Der Herr hat versprochen, dass es unsere Lieben gar nicht so spüren. Sie wissen selbst, dass es oft so ist, dass man in der Nacht im Traum vielleicht auch laut schreit oder Laute von sich gibt. Unsere Sterbenden werden vom Herrn hindurchgetragen. Da steht, dass er sie aus der Trübsal heimführt.
Sie brauchen sich keine Sorgen machen, weil der Herr treu ist und uns in seiner großen Liebe hindurchführt. Aber wir wollen die Menschen nicht mehr aufhalten. Wir wollen die irdischen Dinge vorher lösen. Das ist ganz wichtig, dass alles geordnet ist.
Es ist wichtig, dass junge Leute ihr Testament machen und ihre Verfügungen treffen. Natürlich nicht nur die Patientenverfügung, sondern auch die Sorgevollmacht. Meine Frau hat die volle Vollmacht, mich auch in eine Heilanstalt einzuweisen. Das ist ihr übertragen. Das habe ich vor dem Notar gemacht, damit ich sicher sein kann, dass es auch gilt.
Man kommt anders nie in ein Alten- oder Pflegeheim, wenn niemand die Vollmacht hat, alle Geschäfte wahrzunehmen. Es ist ganz wichtig, dass Sie einen Menschen des Vertrauens einsetzen können. So können Sie sagen, dass das Leben nicht unnütz an Apparaten verlängert wird. Das wollen wir nicht und brauchen wir nicht.
Wenn unsere Sterbestunde kommt und menschlich keine Hilfe mehr möglich ist, wollen wir keine Verlängerung haben. Der Vater meiner Frau war auch klar, dass er stirbt. Der Arzt sagte, man könne nichts mehr tun. Er wollte ihn ins Krankenhaus bringen, aber mein Schwiegervater sagte: Nein, das will ich nicht.
Dann wollten sie eine Infusion anlegen, und der Arzt sagte: „Der verdurstet doch.“ Mein Schwiegervater antwortete: „Ich habe keinen Durst.“ Was soll man da für ärztliche Verlängerungsmaßnahmen vornehmen, wenn jemand sagt: Ich bin bereit und habe mein Leben abgeschlossen?
Es stirbt sich leichter, wenn man weiß, man hat eine Hoffnung. Und das dürfen Sie alles auch hinterlassen und regeln. Das ist wichtig, denn ich gehe zu dem Herrn, und ich bin hier schon in seiner Hand.
Es ist eine Notlage, die ich Ihnen auch sagen möchte: Wenn jemand in der Sterbestunde oder im Tod einen Schlaganfall bekommt und der Rettungsdienst kommt, wird mindestens eine halbe Stunde reanimiert. Das ist etwas ganz Schlimmes. Alle müssen rausgehen, weil dann jemand aufbäumt. Da sage ich oft: Dann betet doch noch und ruft den Rettungsdienst nicht mehr.
Das merkt man doch, besonders wenn man das Leben vollendet hat. Da braucht man das nicht mehr. Die Rettungsdienste müssen das machen, sie können es gar nicht stoppen, wenn sie kommen. Darum ist es wichtig: Ich brauche keinen Rettungsdienst, wenn ich weiß, ich habe mein Leben abgeschlossen, auch bei schwerem Leiden.
Es war ganz schwer, neulich eine Frau, die sehr schwer Krebs hatte. In einer Klinik starb sie im Aufzug, und dann reanimierten sie sie, damit sie noch einige Monate länger ihr Krebsleiden tragen konnte. Das ist die Pflicht der Klinik. Man könnte sie verklagen, wenn sie das nicht tut. Das liegt aber am Irrsinn unserer menschlichen Pflegeverordnungen.
Ich sage Ihnen das nüchtern, damit Sie vorsorgen und diese Leute, die Pflege und Vorsorge gemacht haben, sagen: Das erlaube ich nicht. Die Ärzte sind ihnen auch dankbar. Wenn Sie das in Ihren Akten vermerken, brauchen die das, weil heute so viel prozessiert wird. Es muss für sie klar sein: Nein.
Das ist auch ein großes Zeugnis, wenn Sie sagen: Sie brauchen nichts zu machen, ich bin bereit. Ich unterschreibe das gern und gebe auch gern die Vollmacht, dass ich keine Verlängerung will. Ich will bei Gott sein.
Das ist in den Liedern so schön, gerade in dem Lied von Gellert: „Jesus lebt, mit ihm auch ich; tot, wo sind nun deine Schrecken?“ Wir wollen gar nicht darüber nachdenken, weil es oft so ist, wie ein Heimholen, wie bei Elia oder Henoch, wie der Herr uns von dieser Welt nimmt. Das spielt auch in der Bibel kaum eine Rolle.
Wir haben gar keine Sterbegeschichten in der Bibel, außer der Steinigung des Stephanus. Sonst wissen wir nicht, wie sie gestorben sind. Das ist auch gar nicht wichtig. So wichtig ist, dass ich weiß, wohin ich gehe und dass ich beim Herrn bin.
Sie werden all die schönen Lieder finden, auch als Trost. Ich habe schon an das Philipp-Spitta-Lied „Bei dir, Jesu, will ich bleiben“ erinnert, wo die drei Verse das schildern und sagen, dass sie fröhlich hinüberziehen, wie man nach der Heimat reist – fröhlich hinüberziehen mit großer lebendiger Hoffnung.
Da sind die Lieder wunderbar, auch die Lieder, die wir singen, nicht nur die, die wir sprechen, weil sie eine große Zukunft haben. „Gloria sei dir gesungen mit Menschen und mit Engelzungen, mit Harfen und mit Simpeln schön.“ Das Wunderbarste.
Beim Posaunentag in Ulm sind oft zehntausend Bläser vor dem Münster versammelt. Dann kommen die Münsterglocken, und die Posaunen blasen noch einmal: „Gloria, seid ihr jetzt so herrlich!“ Diese Zukunft weiß jeder, was sie für uns bedeutet: die Vollendung unseres Lebens nach aller irdischen Kümmerlichkeit.
Und das Letzte: Schließen Sie sich dieser großen Karawane an. Das ist eine große Karawane vor uns gewesen. Wenn wir daran denken: Sie haben in Ihrer Familie Glaubenszeugen gehabt, die vorausgegangen sind, die es auch mit den Liedern schon gesagt haben, auch in dem herrlichen Lied „In des Hirten Arm und Schoß“:
„Amen, ja, mein Glück ist groß.“
Gibt es etwas Wunderbareres für solche Stunden, dass wir das wissen, weil ich Jesus Schäflein bin? Und dass wir so viele Zeugnisse haben. Ich finde, in den Liedern ist das predigtmäßig so verpackt, weil in unseren Predigten meist Referate gehalten werden.
Wir sollten unseren jungen Predigern sagen: Gebt uns das Zeugnis weiter, so wie es uns die Lieder zusprechen. Wenn ich im Evangeliumsrundfunk Andachten machen muss, werden die vorher eingesandt und immer von einem Redaktorenteam korrigiert.
Der Schrift nach meine ich immer, es sind junge Mädchen, die das machen. Sie ändern in meinen Andachten immer das Du zum Sie. Das war ein alter Wunsch von Horst Marquard, der sagte, man müsse den Hörer höflich mit Sie anreden und nicht mit Du.
Jetzt ist meine Frau auf den erleuchteten Gedanken gekommen, dass sie einfach doch die alte Version hält. Bis jetzt hat es der Aufnehmende nie gemerkt. Denn bei diesen Ansprachen, auch bei Bibelworten und Liedversen, ist es so herrlich, dass sie alle im Du sind:
„Fürchte dich nicht,
jetzt fürchte dich nicht,
fürchte dich nicht, ich bin bei dir.“
Das müssen Sie wissen: „Hab keine Angst, ich bin bei dir, weiche nicht, ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich helfe dir auch.“ Das brauchen wir auch in unseren Predigten wieder, diesen konkreten Zuspruch: „Du wisse es!“ Und das dürfen wir auch den Sterbenden und Leidenden sagen: Es geht zur Herrlichkeit. Das ist das Wunderbare.
Wir haben so viel erlebt, auch in unserer Gemeinde. Ein junger Mann, ein Physikstudent, war im Jugendchor meiner Frau. Es war ein wunderbarer Jugendchor. Dann kam der Anruf: Er liegt im Robert-Bosch-Krankenhaus, sehr schwer erkrankt. Meine Frau fuhr gleich hin.
Es war etwas, was ganz selten ist: eine galoppierende Leukämie. In wenigen Tagen starb ein gesunder junger Mann. Er war von Haus aus Katholik. Im Bibelkreis fragten wir nie, welche Religion oder Konfession jemand hat. Er war ein gläubiger Jesusjünger, und das war so schön.
Als meine Frau ihn besuchte, war sein erstes Wort: „Vierundzwanzig Jahre, es geht zur Herrlichkeit.“ Wenn das ein junger Mensch begriffen hat!
Interessant war, dass er in der Nacht vor dem Sterben seinem Vater, also einem Katholiken, sagte: „Da drüben liegt das Neue Testament, schlag auf Psalm 23, Vater, das ist für dich.“ Es war ihm nur noch wichtig, dass der Vater das auch ergreift.
In unserer Gemeinde sind vielleicht die meisten jungen Leute durch diesen Tod zum Glauben gekommen. Das hat viele Gleichaltrige bewegt. Wie bringe ich meine Sterbestunde zu?
Deshalb ist es oft Gottes Ratsschluss, wie er Dinge geschehen lässt, auch für die anderen. Dass ich mich dieser Karawane anschließe, die zur Herrlichkeit zieht, dass wir dieses große Ziel haben und dass unsere Beerdigungen keine Trauerfeiern sind, sondern Siegesfeiern, die das Lamm rühmen.
Das Lamm ist der gekreuzigte Jesus, der uns durchbringt bis zum Ziel. Er bringt uns durch. Wir können das alles nicht selbst bestehen. Kein Mensch hat das je gekonnt, so stark ist niemand. Aber der Herr Jesus ist so stark. Dafür hat er sein Leben gelassen, damit uns dies zugesprochen wird.
Es gibt einen Vers von Tersteegen: „Welt, du bist uns zu klein.“ Wir gehen durch Jesu Leiden hin in die Ewigkeiten. Es soll nur Jesus sein. Das ist das größte und herrlichste Ziel unseres Lebens, auf das wir zuwandern: die Ewigkeit.
Sie wird nicht mehr Hunger noch Durst kennen, es wird auch keine Sonne oder Hitze auf ihnen lasten. Denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers. Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.
Wir wissen nicht alles von der Ewigkeit, wir können nicht alles ausdeuten. Aber das, was dort steht, genügt zur Freude, Dankbarkeit und zum Loben.
Wir wollen noch beten: Lieber Herr, danke, dass du uns diese Hoffnung gibst und dass so viele Liederdichter uns das auf so praktische Weise zusprechen. Herr, wir bitten dich, dass du auch vor uns alle Traurigkeit und alle Todeszeichen zerbrichst in der großen Glaubenshoffnung aus deinem Wort.
Danke, dass wir dein Wort haben und dass du uns das zugesagt hast und wir das auch wissen dürfen in allem, was uns bewegt. Ganz herzlichen Dank für diese große und lebendige Hoffnung. Ach Herr, ich bitte durch Christi Blut, mach es nur mit meinem Ende gut. Amen.
Der Weg durch Traurigkeit und Trübsal
Mein erster Punkt: Wir müssen durch die Traurigkeiten dieser Welt hindurch. Leider gibt es keine Umleitung, auf der man außen herumfahren kann. Wir müssen durch die Trübsal hindurch.
Das ist für manche schwer. Auch wenn wir sie begleiten, wird oft noch Stück für Stück ausgekostet, dass der Herr uns das spüren lässt. Warum tut er das? Damit wir merken, dass all das nicht für die Ewigkeit wichtig ist. Weder unsere Gesundheit noch Geldfragen oder wirtschaftliche Sorgen. Das wird abgestreift.
Viele Menschen gehen heute durch Hunger und Leiden, besonders in den Ländern der Dritten Welt. Aber auch hier erleben viele Schmerzen durch Unrecht. Wenn man an die schrecklichen Christenverfolgungen denkt, wird deutlich, was ihnen dort zugemutet wurde.
Es geht auch immer durch das Erkennen eigener Schuld. Oft ist es im Leben schwer, wenn wir zurückdenken, wie wenig wir dem Herrn gedient haben. Das bewegt uns. Wir hätten doch noch viel mehr den Herrn lieben sollen. Und das ist wichtig.
Das Blut von Jesus Christus macht uns rein von aller Sünde. Das ist auch so schön in diesem Wort: Die, die zur Herrlichkeit kommen, tragen weiße Kleider – aber nicht, weil sie vollkommen sind, sondern weil sie ihre Kleider hell gemacht haben im Blut des Lammes. Das ist kein anderer Weg für uns als diese Vergebung.
In diesen Leiden werden wir geläutert. Wir gehen hindurch und sagen: Es ist allein die Vergebung von Jesus. Das wollen wir auch auf dem letzten Leidensweg immer wieder einander zusprechen und sagen, dass die Hoffnung darin besteht, dass wir die Vergebung haben – auch wenn wir durch die großen Trübsale hindurchgehen.
Aber der Herr hat auch hier die Leiden verkürzt, sonst würde kein Mensch selig.
Nähe Gottes in der Sterbezeit und Ablehnung von spektakulären Auferstehungen
Und das Zweite, was wir auch vorhin schon gehört haben, ist beim Paul-Gerhardt-Lied über den Tod eines Kindes: Gott will uns ganz nah bei sich haben.
Es gibt immer wieder solche Berichte, die sich ab und zu in der christlichen Legendenbildung finden, etwa von Totenauferweckungen. In unseren Tagen wird zum Beispiel erzählt, dass irgendwo in Nigeria ein unbekannter Prediger einen Menschen nach 24 Stunden Tod zum Leben erweckt habe.
Dann sage ich immer klipp und klar: Das ist eine Schufterei, wenn jemand vom Thron Gottes diesen Menschen wieder zurück in diese Welt holt. Das will doch gar keiner. Wir haben doch das Ziel erreicht.
In unserer Zeit ist das gar nicht der Fall, und wir haben die Todeslinie noch nicht überschritten. Es wird erst dann sein, wenn Jesus den Tod überwunden hat, den letzten Feind. Das war im Handeln von Jesus noch wichtig und bei den Aposteln, aber heute für uns ist das nicht mehr wichtig.
Es gab auch Zeiten, die ich selbst miterlebt habe, auch hier in Gemeinden in Württemberg, wo manche Leute in seelischer Übersteigerung gesagt haben, der Tote werde wieder auferstehen. Nein, das wünschen wir gar nicht.
Wenn jemand gestorben ist, ist er beim Herrn, und Gott will ihn ganz nah bei sich haben. Ich brauche solche spektakulären Dinge nicht. Ich glaube auch nicht daran, und sie sind auch nie dokumentiert.
Das Lamm als Zeichen der Hoffnung und Begleitung durch Leiden
Es wird oft behauptet, aber für uns ist es besonders wichtig, dass der Heimgang zum Herrn etwas Wunderschönes ist. Es gibt nichts Schöneres, als nach dem Leben noch ein zweites Mal zu sterben, um beim Herrn in der Herrlichkeit zu sein. Das wünsche ich niemandem, sondern ich selbst freue mich darauf, beim Herrn in der Herrlichkeit teilzuhaben. Dort erfahre ich die neue Klarheit und die Vollendung meines Leibes.
Es wird kein Leid mehr geben, kein Geschrei, keinen Schmerz und keine Klage. Alles ist neu geworden. In der Offenbarung wird immer wieder vom Lamm gesprochen, und das ist so wunderbar. Dieses Lamm ist das Bild des gekreuzigten Jesus mit seinen Wundmalen. Das ist das wichtigste Kennzeichen der Offenbarung. Dort wird wenig von äußeren Schönheiten gesprochen, und wir wissen gar nicht genau, wie die vollendete Schöpfung aussehen wird.
Wir wissen nur, dass wir Jesus sehen werden. Das Schönste an ihm ist seine Liebe als das geschlachtete Lamm, das sich für uns geopfert hat. Seine Wundmale sind für uns die größte Freude und die größte Hoffnung. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.
Das Große daran ist, dass Jesus uns durch diesen schweren Weg hindurchgebracht hat. Das dürfen wir wissen. Oft haben wir Angst vor dem, was an Leiden noch bevorsteht. Doch wir brauchen uns keine Sorgen zu machen. Der Herr wird uns keine Last auflegen, die schwerer ist, als dass wir sie tragen können. Das hat er versprochen.
Erfahrungen mit Leiden und Sterben in der Gemeinde
Wir hatten einmal eine liebe Frau aus der Gemeinde im Sterben begleitet. Es war eine ganz furchtbare, schreckliche Nacht, in der wir mit mehreren Angehörigen bei ihr geblieben sind. Die Frau hat so furchtbar geschrien und gelitten. Am nächsten Morgen war sie wieder nüchtern und konnte klar mit uns reden. Wir fragten sie, was denn so schlimm gewesen sei. Sie antwortete, sie wisse nicht, was schlimm war, denn sie habe gar nichts empfunden.
Diese Erfahrung möchte ich Ihnen aus vielen Begleitungen bei Kranken weitergeben: Man darf sich nicht anstecken lassen. Wenn man dabei sitzt, kann man das Stöhnen oft kaum ertragen. Doch der Herr hat versprochen, dass unsere Lieben das gar nicht so spüren. Sie wissen selbst, dass es oft so ist, dass man in der Nacht im Traum vielleicht auch laut schreit oder Laute von sich gibt. Unsere Sterbenden werden vom Herrn hindurchgetragen.
Es steht geschrieben, dass er sie aus der Trübsal heimführt. Deshalb brauchen sie sich keine Sorgen zu machen. Der Herr ist treu und führt uns in seiner großen Liebe hindurch.
Wir wollen die Menschen nicht mehr aufhalten. Die irdischen Dinge sollten wir vorher regeln. Das ist sehr wichtig, dass alles geordnet ist. Besonders junge Leute sollten ihr Testament machen und ihre Verfügungen treffen. Dabei sind nicht nur Patientenverfügungen wichtig, sondern auch die Sorgevollmacht.
Meine Frau hat die volle Vollmacht, mich auch in eine Heilanstalt einzuweisen. Diese Vollmacht habe ich ihr übertragen. Ich habe das vor einem Notar geregelt, damit ich ganz sicher sein kann, dass es auch gilt. Denn ohne eine solche Vollmacht kommt man sonst nie in ein Alten- oder Pflegeheim. Es ist wichtig, einen Menschen des Vertrauens zu haben, den man einsetzen kann.
So kann man sicherstellen, dass das Leben nicht unnütz an Apparaten verlängert wird. Das wollen wir nicht und das brauchen wir nicht. Wenn unsere Sterbestunde kommt und menschlich keine Hilfe mehr möglich ist, dann wollen wir auch keine Verlängerung haben.
Umgang mit medizinischen Maßnahmen am Lebensende
Der Vater meiner Frau wusste klar, dass er sterben würde. Der Arzt sagte, man könne nichts mehr tun und wollte ihn ins Krankenhaus bringen. Mein Schwiegervater aber sagte: „Nein, das will ich nicht.“
Dann wollten sie ihm natürlich eine Infusion legen. Der Arzt meinte: „Der verdurstet doch.“ Mein Schwiegervater antwortete: „Ich habe keinen Durst.“
Was soll man da für ärztliche Verlängerungsmaßnahmen ergreifen, wenn jemand sagt: „Ich bin bereit und habe mein Leben abgeschlossen“? Es stirbt sich auch leichter, wenn man weiß, dass man eine Hoffnung hat. Das macht es leichter.
Das dürfen Sie alles auch hinterlassen und regeln. Das ist wichtig. Denn ich gehe zu dem Herrn, ich bin hier schon in seiner Hand. Das ist eine Not – das möchte ich Ihnen auch sagen.
Wenn Sie in der Sterbestunde oder sogar im Tod sind, wenn jemand zum Beispiel einen Schlaganfall bekommt und der Rettungsdienst gerufen wird, dann wird mindestens eine halbe Stunde reanimiert. Das ist etwas ganz Schlimmes.
Da müssen alle rausgehen, weil dann einer aufbäumt. Da sage ich einfach: „Dann betet doch noch und ruft den Rettungsdienst nicht mehr.“ Das merkt man doch, besonders wenn man das Leben vollendet hat. Da braucht man diese Maßnahmen nicht mehr.
Der Rettungsdienst muss das aber machen, das kann man gar nicht stoppen. Wenn sie kommen, müssen sie handeln.
Darum ist es wichtig: Ich brauche keinen Rettungsdienst, wenn ich weiß, ich habe mein Leben abgeschlossen – auch bei schwerem Leiden.
Es war ganz schwer, neulich eine Frau, die sehr schwer an Krebs erkrankt war. In einer Klinik ist sie im Aufzug gestorben. Dann haben sie sie reanimiert, damit sie noch einige Monate länger ihr Krebsleiden tragen konnte.
Das ist die Pflicht der Klinik. Man könnte sie verklagen, wenn sie das nicht tut. Das liegt aber am Irrsinn unserer menschlichen Pflegeverordnungen.
Ich sage Ihnen das nüchtern, damit Sie vorsorgen. Die Leute, die die Pflege und Vorsorge regeln, sagen: „Das erlaube ich nicht.“ Die Ärzte sind ihnen auch dankbar.
Wenn Sie das in Ihren Akten vermerken lassen, brauchen die das. Heute wird so viel prozessiert. Das muss für Sie klar sein: Nein, das will ich nicht.
Das ist auch ein großes Zeugnis, wenn Sie sagen: „Ich brauche nichts zu machen, ich bin bereit.“ Ich unterschreibe das gern und gebe auch gern die Vollmacht, dass ich keine Verlängerung wünsche. Ich will bei Gott sein.
Das ist in den Liedern so schön, gerade in dem Lied von Gellert: „Jesus lebt, mit ihm auch ich tot, wo sind nun deine Schrecken?“
Die Bedeutung des Heimgangs und der Hoffnung im Glauben
Wir wollen auch gar nicht darüber nachdenken, weil es doch oft so ist wie beim Elia oder bei Henoch: Der Herr nimmt uns von dieser Welt heim. In der Bibel spielt das Sterben selbst kaum eine Rolle. Es gibt kaum Sterbegeschichten, außer der Steinigung des Stephanus. Sonst wissen wir gar nicht, wie die Menschen gestorben sind. Das ist auch gar nicht wichtig.
Wichtig ist, dass ich weiß, wohin ich gehe und dass ich beim Herrn bin. Sie werden viele schöne Lieder finden, die auch Trost spenden. Ich habe schon an das Lied von Philipp Spitta erinnert: „Bei dir, Jesu, will ich bleiben“. Dort schildern die drei Verse auch, wie man fröhlich hinüberzieht, so wie man in die Heimat reist – mit einer großen, lebendigen Hoffnung.
Diese Lieder sind ganz wunderbar, nicht nur die, die wir sprechen, sondern auch die, die wir singen. Sie haben eine große Zukunft. Gloria sei dir gesungen, mit Menschen- und Engelzungen, mit Harfen und mit schönen Zimbeln.
Das Wunderbarste ist der Posaunentag in Ulm. Dort versammeln sich oft zehntausend Bläser vor dem Münster. Wenn dann die Münsterglocken läuten, blasen die Posaunen noch einmal „Gloria“. Diese herrliche Zukunft ist jedem bekannt: die Vollendung unseres Lebens nach aller irdischen Kümmerlichkeit.
Die Gemeinschaft der Glaubenszeugen und das Weitergeben des Zeugnisses
Und das Letzte noch: Schließe dich dieser großen Karawane an. Es ist eine große Karawane vor uns gewesen. Wenn wir daran denken, haben Sie in Ihrer Familie Glaubenszeugen gehabt, die vorausgegangen sind. Diese haben es auch mit den Liedern schon gesagt, zum Beispiel in dem herrlichen Lied „In des Hirten Arm und Schoß, Amen, ja, mein Glück ist groß.“
Gibt es etwas Wunderbareres für solche Stunden, als dass wir das wissen? Dass ich Jesus Schäflein bin und dass wir so viele Zeugnisse haben. Ich finde, in den Liedern ist das predigtmäßig so verpackt, weil in unseren Predigten meist Referate gehalten werden. Wir sollten unseren jungen Predigern sagen: Gebt uns das Zeugnis weiter, so wie es uns die Lieder zusprechen.
Wenn ich im Evangeliumsrundfunk Andachten machen muss, dann müssen diese vorher eingesandt werden. Sie werden immer von einem Redaktorenteam korrigiert. Nach meiner Beobachtung sind es meist junge Mädchen, die das übernehmen. Sie ändern bei meinen Andachten immer das Du in ein Sie.
Das war ein alter Wunsch von Horst Marquard, der immer sagte, man müsse die Hörer höflich mit Sie anreden und nicht mit Du. Jetzt ist meine Frau auf den erleuchteten Gedanken gekommen, dass sie einfach doch die alte Version beibehalten. Bis jetzt hat es der Aufnehmende nie bemerkt.
Denn bei diesen Ansprachen, auch bei den Bibelworten und den Liedversen, ist es so herrlich, dass sie alle im Du sind: „Fürchte dich nicht“, „Fürchte dich nicht“, und „Das musst du wissen.“
„Hab keine Angst, ich bin bei dir, weiche nicht, ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich helfe dir auch.“ Und das brauchen wir auch in unseren Predigten wieder, diesen konkreten Zuspruch: „Du wisse es.“
Das dürfen wir auch den Sterbenden und den Leidenden sagen: Es geht zur Herrlichkeit. Das ist das Wunderbare.
Zeugnisse von jungen Menschen im Glauben
Wir haben so viel erlebt, auch in unserer Gemeinde. Ein junger Mann, ein Physikstudent, war dabei. Es kam der Anruf: Er sank bei meiner Frau im Jugendchor. Es war ein wunderbarer Jugendchor. Dann kam die Nachricht, dass er im Robert-Bosch-Krankenhaus liegt, sehr schwer erkrankt. Meine Frau fuhr sofort hin.
Es war etwas, das ganz selten ist: eine galoppierende Leukämie. Innerhalb weniger Tage starb dieser gesunde junge Mann. Er war von Haus aus Katholik. Im Bibelkreis fragten wir uns natürlich nie, welche Religion oder Konfession jemand hat. Er war ein gläubiger Jesusjünger, und das war so schön.
Als meine Frau ihn besuchte, waren seine ersten Worte: „Vierundzwanzig Jahre, es geht zur Herrlichkeit.“ Wenn das ein junger Mensch begriffen hat!
Es war dann interessant: In der Nacht vor seinem Sterben sagte er zu seinem Vater, der Katholik war: „Da drüben liegt das Neue Testament, schlag auf Psalm 23, Vater, das ist für dich.“ Ihm war nur noch wichtig, dass der Vater das auch ergreift.
In unserer Gemeinde sind vielleicht die meisten jungen Leute durch diesen Tod zum Glauben gekommen. Das hat viele Gleichaltrige sehr bewegt. Es stellte sich die Frage: Wie bringe ich meine Sterbestunde zu?
Deshalb ist es oft Gottes Ratsschluss, wie er Dinge geschehen lässt, auch für die anderen. Dass ich mich dieser Karawane anschließe, die zur Herrlichkeit zieht. Dass wir dieses große Ziel haben und unsere Beerdigungen keine Trauerfeiern sind, sondern Siegesfeiern, die das Lamm rühmen, den gekreuzigten Jesus, der uns durchbringt bis zum Ziel.
Er bringt uns durch. Wir können das alles nicht bestehen. Kein Mensch hat das je gekonnt. So stark ist niemand. Aber der Herr Jesus ist so stark. Dafür hat er sein Leben gelassen, damit uns dies zugesprochen wird.
Das Ziel unseres Lebens: Die Ewigkeit mit Jesus
Es gibt einen Vers von Tersteegen: „Welt, du bist uns zu klein.“ Wir gehen durch Jesu Leiden hindurch in die Ewigkeit. Es soll nur Jesus sein.
Das ist das größte Ziel, das herrlichste Ziel unseres Lebens, auf das wir zuwandern: die Ewigkeit. Dort wird es weder Hunger noch Durst geben. Auch wird die Sonne oder irgendeine Hitze nicht auf sie einwirken. Denn das Lamm, mitten auf dem Thron, wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers.
Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen. Wir wissen nicht alles von der Ewigkeit und können nicht alles deuten. Aber das, was dort steht, genügt zur Freude, zur Dankbarkeit und zum Loben.
Schlussgebet um Trost und Hoffnung
Wir wollen noch beten. Lieber Herr, danke, dass du uns diese Hoffnung gibst und dass so viele Liederdichter uns das auf so praktische Weise zusprechen.
Herr, wir bitten dich, dass du auch vor uns alle Traurigkeit und alle Todeszeichen zerbrichst in der großen Glaubenshoffnung aus deinem Wort. Danke, dass wir dein Wort haben, dass du uns das zugesagt hast und dass wir das auch wissen dürfen in allem, was uns bewegt.
Ganz herzlichen Dank für diese große und lebendige Hoffnung. Ach Herr, ich bitte durch Christi Blut, mach es nur mit meinem Ende gut. Amen!