Täuschung durch die Sinne und die Bedeutung des Glaubens
Er schmeckte den guten Braten und roch nach Wildbret. Rebekka hatte es irgendwie so hingekriegt, dass es nach Wildbret roch. Er betastete Jakobs Arme, und es war das Wildbret von Esau, aber es war nicht das Wildbret Esaus. Es waren die Haare von Esau, aber es war nicht Esau. Er roch seine Kleider, ja, das waren Esaus Kleider, aber es war nicht Esau.
Isaak hatte sich nicht auf das verlassen, was er gehört hatte. Er verließ sich auf seine anderen Sinne. Dabei hatte er das Hören vernachlässigt – das Hören des Wortes Gottes. Denn er hatte ein Wort Gottes als Basis. Wer ein Ohr hat, der höre, und das hat er nicht getan. Er verließ sich auf andere Sinne: auf seine Gefühle, auf seine Empfindungen, auf seinen Geschmackssinn, seinen Tastsinn und seinen Geruchssinn. So ließ er sich täuschen.
Er verließ sich auf seine Vorliebe – den Esau, den er sowieso liebte. Auf das verließ er sich. Er gebrauchte nicht seinen Verstand, der auf Gottes Wort gegründet sein sollte.
Man staunt, dass er hier trotzdem als Glaubenszeuge genannt wird. Das bezieht sich darauf, dass er im Nachhinein Jakob noch einmal gesegnet hat. Dann segnete er ihn wirklich im Glauben. Als Jakob das Haus verließ, segnete er ihn im Glauben auf die Verheißung. Da lernte er, wieder auf die Verheißung Gottes zu achten. Er verstand endlich, dass Gott im Spiel war. Dann handelte er im Glauben auf die Verheißung.
Vorher musste er lernen, sich nicht auf die Emotionen zu verlassen. Das ist auch für uns wichtig: Wir sollen uns nicht auf unsere fünf Sinne als solche, als physische Sinne, verlassen, sondern auf Gottes Wort. Darauf sollen wir hören.
Manche Prediger spielen sehr stark mit den Gefühlen der Leute. Das ist nicht ungefährlich. Wir sollen Gottes Volk lehren, sich auf Gottes Wort zu verlassen und im Glauben zu leben – nicht auf die Gefühle. Die Gefühle sind nicht der Segen, sondern die Verheißung Gottes ist der Segen.
Manche von uns, vielleicht wir alle, haben unsere Mühe mit uns selbst. Da haben wir unsere Hochs und Tiefs, und dann lassen wir uns mitreißen. Jakob und Isaak mussten lernen, auf das Wort Gottes zu achten. So wurde Isaak schließlich doch ein Prophet in dem Segen, den er gegeben hat – im Glauben. Als solcher wird er hier genannt: als Glaubenszeuge.
Jakobs Leben und seine Glaubensentwicklung
Im Glauben segnete Jakob im Sterben jeden der Söhne Josephs. Dabei beugte er sich und huldigte über das Obere seines Stabes hinweg.
Jakob glaubte an die Verheißung Gottes. Doch in jungen Jahren und noch lange danach hatte er seine eigenen Vorstellungen davon, wie man die Verheißung Gottes verwirklichen könnte. Er dachte, er müsse sich das Erstgeburtsrecht mit ein bisschen List erkaufen und dann noch den Segen stehlen. Dabei zerstörte er fast alles, was man zerstören kann.
Er verlor den Kontakt zu seinen Eltern, seine Beziehung zu seinem Schwiegervater Laban war zerstört, und seine Verbindung zu Esau war sowieso schon ruiniert. Außerdem musste er lange Wege zurücklegen und viele Glaubenslektionen durchmachen. Rahel starb ihm, Josef wurde ihm entrissen und ging verloren. Simeon war monatelang im Gefängnis, den verlor er ebenfalls. An Benjamin klammerte er sich noch, doch schließlich musste er auch ihn hergeben wegen einer Hungersnot im Land der Verheißung.
Ist das der Mann, den Gott segnet? Sieht so der Mann aus, den Gott segnet? Ja, haben wir im Ersten Mose gelernt, ja, so sieht es aus. Denn im Verlauf der weiteren Geschichte sehen wir, dass all diese Wege Gottes nötig waren, um Jakob zu segnen.
Schließlich konnte Jakob den wichtigsten Mann, den politischen Herrscher, segnen. Er hatte gelernt, nicht auf sein eigenes egoistisches Denkmuster zu vertrauen. Das ist auch für die Empfänger des Hebräerbriefs wichtig: nicht auf ihre eigenen Denkmuster zu vertrauen, sondern auf Gottes Wort.
Auch für uns ist es wichtig, nicht auf unsere eigenen Vorstellungen zu vertrauen, wie unser Leben ablaufen soll. Wir alle haben unsere eigenen Pläne. Wir müssen lernen, diese loszulassen. Gott nimmt uns manchmal durch harte Prüfungen viel weg und zerschlägt vieles von dem, was wir uns selbst ausgedacht haben.
Am Ende seines Lebens beugte sich Jakob, lehnte sich auf seinen Stab und betete an. Es heißt, er huldigte über das Obere seines Stabes hinweg. So konnte er seine Söhne im Glauben segnen und wusste, dass ihre Zukunft sicher ist.
Warum wusste er das? Weil er im Glauben stand. Er nahm das Wort der Verheißung als bare Münze an. Die Verheißung Gottes ist sicher, und deshalb wusste er, dass die Zukunft seiner Söhne sicher ist. So segnete er die Söhne Josephs, Ephraim und Manasse.
Josephs Glaube und seine Hoffnung auf das verheissene Land
Und dann lesen wir in Vers 22: Im Glauben dachte Joseph am Ende seines Lebens an den Auszug der Söhne Israels und erteilte den Befehl bezüglich seiner Gebeine.
Joseph, der Vizekönig von Ägypten, hatte alles, was man sich nur wünschen kann. Er besaß alles. Und doch hielt er an dem Wort Gottes fest. Er war überzeugt, dass Gottes Programm nicht über Ägypten läuft. Man hätte denken können: Gott hat mich in Ägypten als Vizekönig eingesetzt. Das Programm zur Welterlösung läuft also über Ägypten, die Großmacht, die Supermacht.
Doch Gottes Plan für diese Welt läuft nicht über die Supermacht, sondern über das winzige Israel – nur ein paar Familien, siebzig Leute. Die Hoffnung für die Welt liegt nicht in Ägypten, sondern in diesem kleinen Israel. Und Joseph, obwohl er der Vizekönig von Ägypten war, behielt diesen Blick.
Das ist erstaunlich. Im Glauben dachte er am Ende seines Lebens an den Auszug der Söhne Israels. Joseph hatte von Abraham, Isaak und Jakob gelernt, von dem Glauben dieser Männer, die an die Verheißung Gottes glaubten.
Israel war zu jener Zeit nicht im verheißenden Land. Israel war jetzt in Ägypten, sozusagen ausgezogen aus dem Land. Dort lebten sie in einer Enklave in Gosen. Aber Joseph glaubte an die Verheißung Gottes, an Abraham: „Ich werde euch herausführen“ (1. Mose 15). „Ihr werdet Fremdling sein im Land, 400 Jahre lang, und dann werde ich euch herausführen.“ Israel wird zurückgeführt werden.
Das war Joseph vor Augen. Seine Gebeine sollten nicht in Ägypten bleiben. Er sagte: „Ich möchte, dass meine Gebeine im verheißenden Land beerdigt werden.“ Er wollte kein Mausoleum in Ägypten haben. Er war sich klar: Er wollte Teil dieser Kette Gottes sein, in der Erfüllung der Verheißung zur Befreiung und Erlösung der Menschheit. Und das soll über Israel laufen. Das war sein Glaube.
Mose und der Glaubensmut seiner Eltern
Dann lesen wir weiter von anderen Beispielen. In Hebräer 11,23 wird berichtet: Im Glauben wurde Mose, als er geboren war, drei Monate von seinen Eltern versteckt. Die Eltern sahen, dass er ein feines, anmutiges Kind war, und sie fürchteten nicht die Verordnung des Königs.
Moses Eltern erkannten in diesem Baby etwas Besonderes. Gott half ihnen dabei. Das Kind war besonders schön, ein feines Kind. Das griechische Wort dafür bedeutet „ein städtisches Kind“. In der Stadt sind alle Leute fein, städtisch – also nicht irgendein Kind vom Land. Nein, dieses Kind hatte ein außergewöhnliches Aussehen.
Das gab den Eltern Kraft und Vertrauen in Gott. Sie glaubten, dass dieses Kind etwas Besonderes war, und riskierten ihr Leben. Tag für Tag vertrauten sie auf Gott. Nach drei Monaten war ihr Vertrauen so groß, dass sie darauf vertrauten, Gott werde einen anderen Weg finden, das Kind zu bewahren.
Sie orientierten sich die ganze Zeit nicht am König, nicht am Pharao, sondern an Gott. Das wird hier besonders hervorgehoben: ihr Glaube. Das heißt, sie lebten auch auf eine Zukunft hin. Gott hat eine Zukunft mit diesem Volk, Gott hat eine Zukunft mit unserem Volk.
So wurden sie Mitarbeiter Gottes. Sie waren nicht einfach willenlose Werkzeuge, die sagten: „Ja, Gott, vielleicht machst du etwas, vielleicht nicht, wir schauen, was du machst.“ Nein, sie sagten: „Herr, wenn wir dein Volk sind, bewahre uns, bewahre dieses Baby und gebrauche es für deine Zwecke. Wir wollen Mitarbeiter sein.“
Sie wurden Mitarbeiter im Werk Gottes der Erlösung der Menschheit. Sie vertrauten darauf, dass Gott dieses Kind bewahren würde. Zuerst riskierten sie ihr eigenes Leben, indem sie das Kind versteckten. Dann vertrauten sie Gott an und stellten das Kind im Schilf am Ufer des Nils ab: „Jetzt bist du dran, Herr. Handle!“
Sie handelten im Glauben, erfahren wir hier. Vom Bericht selbst erfahren wir nicht viel über die Eltern Mose, aber hier bekommen wir neues Licht. Das war Glaube an Gott. Sie sagten: „Wir möchten Mitarbeiter sein in einem großen Werk der Erlösung.“
Das ist auch für uns wichtig, für die Empfänger des Briefes sehr wichtig. Wollen wir Mitarbeiter sein im Werk der Erlösung? Wir kleinen Menschen dürfen ein Mosaikstein sein, ein Glied in der Kette, wie Gott in dieser Welt den Segen Abrahams bringt.
In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde. Wir dürfen ein kleines Mosaikstück in diesem Ganzen sein, ein Kettenglied. Man fragt sich, wie die anderen Israeliten gedacht haben. Das steht nicht da, aber diese Eltern waren bereit und hatten diesen Glaubensblick: Gott wird handeln.
Gott hatte seine große Freude daran, dass seine Kinder ihm Großes zutrauten. Die Eltern hier waren keine unrealistischen Schwärmer, sondern sie bauten auf die Verheißung Gottes an Abraham. Sie hatten das reine Wort Gottes vor Augen und schauten darauf, auch wenn die Soldaten des Pharaos kamen.
Ein bisschen Glaube führte zu mehr Glaube, denn Glaube wurde gestärkt. Gott hat ein großes Anliegen, dass wir ihm mehr vertrauen.
Moses bewusste Entscheidung für das Volk Gottes
Und dann lesen wir weiter vom Glauben Moses. Im Glauben weigerte sich Moses, als er erwachsen war, als Sohn der Tochter des Pharao genannt zu werden. Er zog es vor, lieber Übles zu erleiden zusammen mit dem Volk Gottes, als für kurze Zeit den Genuss der Sünde zu haben.
Für größeren Reichtum als die Schätze in Ägypten hatte er nämlich die Schmach Christi erachtet. Denn er sah weg von den irdischen Gütern und hin auf die göttliche Vergeltung, auf die Belohnung. Im Glauben verließ er Ägypten und so weiter.
Hier sehen wir also, dass Mose alles aufgegeben hat. Man fragt sich, was ihn dazu veranlasste, alles aufzugeben. Er war bereits erwachsen, kein ungehorsamer Junge mehr. Die Tochter des Pharao hatte ihn aufgezogen. Und es heißt, dass er sich, als er erwachsen war, geweigert hat. Er war also kein jugendlicher Rebell, sondern bereits in Verantwortung, etwa vierzig Jahre alt.
Was hat ihn also veranlasst? Es war kein hitzköpfiger Enthusiasmus, sondern ein wohlüberlegtes Abwägen. Es war eine ruhige, bedachte Entscheidung. Das wird uns hier in Hebräer 11,24-26 gesagt.
Er hat sich überlegt und dann entschieden: Welches Übel wähle ich? Es gab zwei Übel. Das eine Übel war, mit dem Volk Gottes Schmach zu leiden. Das andere Übel war, im Genuss der Sünde zu leben – entweder ein zeitlicher Genuss der Sünde oder das Leiden.
Leiden war aber in Wirklichkeit kein Übel. Das war die absolut richtige Entscheidung. Es hat sich herausgestellt, dass es gar kein Übel war, sondern gut, sehr gut, mit dem Volk Gottes zu leiden. Das andere aber war ein Übel. Sünde darf man niemals wählen – das war ihm klar.
Die Lebendigkeit der Glaubenshelden im Jenseits
Und zu den Geistern der vollendeten Gerechten hier noch in Hebräer 12: Die Geister der vollendeten Gerechten sind jetzt beim Herrn, sind jetzt bei Gott, wie Gott sagt. Der Herr Jesus sagt: Gott ist ein Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Gott ist aber nicht ein Gott der Toten, sondern ein Gott der Lebenden.
Das bedeutet, dass sie ihm leben. Abraham, Isaak und Jakob haben jetzt Leben. Sie haben Leben in der jenseitigen Welt, sie leben. Der Körper ist zwar nicht auferweckt, dennoch haben sie Leben.
Das heißt, wir müssen annehmen, dass Gott ihnen mit dem Tod eine Art geistliches Leben gegeben hat. Das müssen wir annehmen. Sie leben ihm, sie leben.
Vorher waren sie nicht wiedergeboren, als sie auf der Erde waren. Die Wiedergeburt von Menschen auf Erden geschieht durch den Geist Gottes, ab Pfingsten. Menschen werden wiedergeboren durch den Geist Gottes.
Aber die Toten, die im Alten Testament sterben, leben dann, wenn sie zu ihm kommen, offensichtlich. Also beim Tode offensichtlich. Mehr kann man nicht sagen, oder jedenfalls ich nicht. Und ich denke, wir sollen nicht zu viel sagen, weil wir gar nicht so viel wissen.
Aber Tatsache ist, dass die Gläubigen Freude erleben. Lazarus wird getröstet im Schoß Abrahams. Das Schoß Abrahams ist natürlich eine Metapher, ein Bild. Dennoch bleibt die Wahrheit gleich: Er genießt Freude. Nur so weit.
Wir sind also jetzt aufgerufen, darauf zu achten, dass er den Redenden nicht abweist.
Die Aufforderung zur Gnade und ehrfürchtigem Dienst
Vers 28, die siebte Aufforderung: Lasst uns Gnade haben.
Darum, da wir ein unerschütterliches Königreich in Empfang nehmen, mögen wir Gnade haben. Die Tatsache, dass wir ein unerschütterliches Königreich erhalten, motiviert uns. Ebenso motiviert uns die Erkenntnis, dass es um Gnade geht und nicht um eine Leistung.
Wir wollen jetzt Gnade haben und in dieser Gnade leben. Gott gab uns Gnaden, Gaben zum Dienen. Gott gibt uns Gnade, das heißt in Form von Kraft, zuvor in Form von Vergebung. Gnade bedeutet Vergebung. Gott schenkt uns etwas, Gnade heißt Hilfe und Kraft.
„Meine Gnade genügt dir“, sagt der Herr Jesus in 2. Korinther 12. Sie ist ausreichend für dich. „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ und kommt in den Schwachen zur Vollendung.
Wir haben also Gnade nötig zum Dienen. Lasst uns Gnade haben, durch die wir Gott auf eine ihm angenehme Weise den gebührenden Dienst verrichten mögen – mit Scheu und einer gewissenhaften, ehrfürchtigen Haltung.
Hier haben wir wieder das Wort von Euler Beyer: Diese gewissenhafte Haltung. „Gottes Furcht“ ist ein bisschen zu wenig ausgedrückt. Es ist eine gewissenhafte, ehrfürchtige Haltung, denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.
Das heißt, wir denken daran, dass Gott ein heiliger Gott ist. Deshalb wollen wir ihm mit einer gewissen Ehrfurcht dienen.
Praktische Anweisungen zu Liebe und Glauben
Das bringt uns zu Kapitel 13. In diesem Kapitel gibt er weitere, jetzt ganz praktische Anweisungen über Liebe und Glauben – vor allem zuerst über die Liebe, also erstens über die rechte Liebe. Alle Verse von Kapitel 6, Vers 1 bis 6 handeln letztlich von Liebe, insbesondere von der Bruderliebe.
Die Frage war, wie man in einem Glauben lebt, der Gott die Treue hält. Wie lebt man als Christ, als jemand, der festhält am Bekenntnis der Hoffnung, der bleibt und Gott die Treue halten möchte? Er sagt: Die Liebe bleibe, die Bruderliebe.
Warum soll sie bleiben? Weil sie gefährdet ist, wieder zu schwinden. Es ist so leicht, dass die Liebe erkaltet, dass man sich nicht mehr trifft und die Liebe irgendwie abkühlt. Das ist auch in der Ehe eine Gefahr: Man gewöhnt sich einfach daran und nimmt den Liebesdienst des anderen als selbstverständlich hin. Man drückt sich nicht mehr aus, man zeigt keine Liebe mehr.
Die Liebe soll bleiben. Eines Tages wird die Liebe der Vielen in der Welt erkalten. Leider färbt das manchmal auch auf die Gemeinde ab. Deshalb soll die Liebe bleiben.
In Vers 2 geht es um die Liebe zu Fremden – vergesst nicht die Fremdenliebe, die Gastfreundschaft. Die Liebe zum Fremden, zu dem, der anders ist. Hier geht es um Geschwister, die man aufnimmt. Man darf auch andere Menschen aufnehmen, aber hier ist die Gastfreundschaft untereinander gemeint. Dadurch haben etliche ohne es zu merken Engel beherbergt. Gastfreundschaft kann ein Erweis der Liebe sein, siehe Matthäus 25.
In Vers 3 geht es um die Liebe zu Gefangenen und Bedrängten. Denkt an die Gebundenen, als Mitgebundene, und an die Übelbehandelten – solche, die selbst im Leibe sind. Wenn man selbst im Gefängnis war, kann man sich gut vorstellen, was die anderen durchmachen, die im Gefängnis sind.
Er sagt, wir sollen an die denken, die im Gefängnis sind, als ob wir mit ihnen gefangen wären. Das heißt, man soll sich in ihre Lage hineinversetzen und sich mit denen identifizieren, die Not leiden und übel behandelt werden. Wir sollen daran denken: Wir sind auch noch im Leibe.
Noch einmal: Hier geht es um Gläubige, Mitgebundene, also im Kontext um die Geschwister in der Gemeinde Jesu. Dabei denken wir auch an Matthäus 25: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Die Brüder Jesu sind gemeint.
Wenn der Herr Jesus sagt, was ihr an den Brüdern Jesu getan habt, dann sind sie natürlich auch eure Brüder. Es geht dort nur um zwei Gruppen. Das würde hier zu weit führen.
Eheliche Liebe und Geldliebe
Dann weiter als solche, die auch selbst im Leibe sind. Nächstens von der ehelichen Liebe, Kapitel 13, Vers 4: Ehrenhaft sei die Ehe.
„Bei allen, bei allem, bei allem in jeder Hinsicht oder bei allen – beides ist möglich – und das Bett unbefleckt, aber Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.“ Die Ehe ist etwas Ehrenhaftes, und die geschlechtliche Liebe in der Ehe ist etwas Ehrenhaftes. Deshalb soll sie in Ehren gehalten werden. Das Bett bleibt unbefleckt, befleckt würde es durch Ehebruch.
Ehebruch in Gedanken wäre ebenfalls Ehebruch, allerdings ohne Auswirkungen im praktischen Leben. Zum Glück nicht, sonst gäbe es schon viele Katastrophen. Aber es ist genauso eine Befleckung. Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten, auch solche, die es nur in Gedanken sind. Es gibt Gedankenehebrecher. Da muss man zu Gott kommen und das bekennen.
Dann, in Vers 5 und 6, geht es um Geldliebe. Eure Lebensweise sei ohne Geldliebe. Wir sollen nicht das Geld lieben. Was soll man denn sonst lieben? Wir sollen Gott lieben und ihm vertrauen, dass er uns versorgt. Eure Lebensweise sei ohne Geldliebe. Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist, mit dem Vorhandenen. Denn er hat gesagt: „Ich werde dich auf keinen Fall verlassen, auch nicht im Stich lassen“, so dass wir guten Mutes sagen können: „Der Herr ist mein Helfer, und ich will mich nicht fürchten. Was soll ein Mensch mir tun?“
Also, diese Liebe zu Gott soll uns prägen und dieses Vertrauen zu Gott, nicht Geldliebe. An Geld soll man nicht zu viel denken. Jemand hat gesagt: „Nur nicht zu viel ans Geld denken.“ Das würde man liebgewinnen. Man denkt sich ja: „Dicker Bankkonto, dann bin ich sicher.“ Bin ich sicher? Was ist meine Sicherheit? Welchen Platz haben die irdischen Dinge in meinem Leben, und welchen Platz hat Gott, die Liebe zu Gott, in meinem Leben? Woran hänge ich wirklich?
Woran hänge ich wirklich? Woran man hängt, das merkt man daran, wie man reagiert, wenn einem etwas weggenommen wird. Wenn das Auto kaputtgeht – Katastrophe, wirklich. Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, auch wenn es der Sohn kaputtgefahren hat.
Wir gehen einkaufen. Was sagt die Bibel über das Einkaufen? Wir müssen schon einkaufen, das ist richtig. Aber man muss sich fragen: Ich soll doch lernen, mit dem zufrieden zu sein, was ich habe. Meine Frau, die geht nicht einkaufen, die geht immer zum Flohmarkt und zu diesem und jenem, und da findet sie so viele Sachen oder Hilfsgüter. Da sagen sie: „Weißt du, da sind Hilfsgüter dabei, aber such dir alles Beste vorher raus.“ Und dann gibt es weiter. Und dann sammeln sie sich Sachen an, und ich sage: „Was machen wir mit so vielen Sachen?“ Wir haben sie nicht einmal gekauft und haben so viele Sachen. Wir müssen die wieder loswerden. Das ist oft eine richtige Not, oder?
Manche anderen kaufen sich Sachen und wissen dann auch nicht mehr, wie sie sie loswerden. Wir müssen schauen, dass wir uns nicht zu viel anhäufen. Wir sollen mit dem Vorhandenen zufrieden sein. Wir gehen nicht deshalb einkaufen, weil wir einfach unzufrieden sind mit allem, was wir haben, sondern wir sollen das einkaufen, was wirklich nötig ist.
Weiter: Diese Liebe – wir sollen zufrieden sein mit dem, was vorhanden ist, und auf die Verheißung Gottes achten, der gesagt hat: „Ich werde dich auf keinen Fall verlassen.“ Das ist schön. Im Griechischen steht hier nicht nur „Ich werde dich nicht verlassen“. Im Griechischen ist hier eine starke Verneinung: „Ich werde dich auf keinen Fall, keineswegs verlassen und gar nicht im Stich lassen.“ Das Griechische hat hier eine starke Verneinung.
Gott hat sich verpflichtet, die Gläubigen, die Glaubenden, zu bewahren und nicht im Stich zu lassen, so dass wir wirklich guten Mutes sagen können: „Der Herr ist mein Helfer, und ich werde mich nicht fürchten.“
Vers 7 bis 17 behandeln die Beziehung zu den Leitenden und ihrem Glauben.
Achtung und Nachahmung der geistlichen Leiter
Vers 7 bis 17 behandelt verschiedene Themen. Zuvor geht es um Leitende, und in Vers 17 wird erneut auf Leitende Bezug genommen. Dazwischen steht der Glaube und der Inhalt des Glaubens, den diese leitenden Personen uns vermittelt haben.
Zuerst finden wir hier drei Aufgaben:
Die erste Aufgabe in Vers 7,
die zweite Aufgabe von Vers 7 bis 16,
und die dritte Aufgabe in Vers 17.
Die erste Aufgabe lautet: Denkt an eure Leiter, an eure Leitenden, die euch das Wort Gottes gesagt haben. Dabei handelt es sich nicht nur um Gemeindeleiter, wie wir sie heute kennen, oder um Pastoren, wie wir sie nennen. Es sind die Leiter in Gottes Volk. Immer wieder gibt es Geschwister, die Gott als leitende Personen gebraucht – egal, ob sie vor Ort sind, unterwegs oder an einem anderen Ort. Von ihnen dürfen wir profitieren.
Hier waren also Geschwister gemeint, vielleicht auch die Apostel, aber wahrscheinlich mehr als nur die Apostel, denn es heißt: „Eure Leitenden“. Das schließt nicht nur die erste Generation ein, sondern auch weitere, von denen viele bereits verstorben sind.
Diese Leiter haben euch das Wort Gottes gesagt. Das ist ihr besonderer Wert. Sie sind so wertvoll, weil sie das Wort Gottes in den Mund genommen und verkündigt haben. Deshalb haben sie so einen hohen Wert.
Wir sollen aber auch auf ihr Leben achten. Niemand kann Gottes Wort wirklich weitergeben, wenn er nicht entsprechend lebt. Das ist immer eine Herausforderung für jeden Lehrer. Mein Gebet und meine Bitte an euch ist, dass wir uns nicht als vollkommen ansehen, sondern erkennen, wie wenig wir von dem, was wir anderen sagen, selbst wirklich umsetzen.
Möge der Herr uns helfen und Gnade schenken, damit wir nicht anderen predigen und selbst verwerflich werden.
Nachahmen des Glaubens der Vorbilder
Zweite Aufgabe: Man soll ihren Glauben nachahmen, Vers 7 am Ende
Schaut euch den Ausgang ihrer Lebensführung, ihres Lebenswandels an und ahmt deren Glauben nach. Wie haben sie abgeschlossen? Schaut euch das an und macht es auch so. Lebt ebenso. Es ist gut, wenn wir an Brüder denken, die den Lauf vollendet haben, und uns mit dem beschäftigen, wie sie den Glaubensweg gegangen sind. Ihren Glauben wollen wir nachahmen.
Welches Verständnis von Sünder meint er? Mose hat natürlich viel von seinen Eltern gelernt. Die Eltern haben ihn einige Jahre aufgezogen. Wir wissen nicht genau, wie viele Jahre, aber in den ersten Jahren kann ein Kind sehr viel lernen. Die Kommunisten haben gesagt: „Gib mir dein Kind für drei Jahre, ich mache einen Kommunisten daraus.“ Man lässt die ersten drei Jahre ein Kind erziehen, und es wird ein Kommunist.
Mose hat viel gelernt. Er hatte offensichtlich weiterhin Kontakt zur Familie. Er wusste, wer seine Eltern waren. Die Gebete der Familie begleiteten ihn. Es war das Studium der Geschichte. Er kannte die Geschichte Israels, offensichtlich auch die Verheißung Abrahams. Er hatte Kontakt zu Israeliten, auf jeden Fall. Er war sich immer bewusst, woher er kam.
Hier hören wir immer wieder: Ein Bruder sagte, er wog ab, er wählte, er weigerte sich, und er wechselte das Volk und das Land. Er wog ab, er wählte, er weigerte sich, er wechselte das Volk und wechselte das Land – lauter „wie“. Also ganz mit Bedacht. Eine sehr kluge Entscheidung, denn er wusste, dass die Schmach für das Volk nur zeitlich begrenzt ist. Die Schmach und die Sünde in Ägypten sind zeitlich begrenzt. Der Genuss ist zeitlich begrenzt, und dann kommt ewige Schmach auf der einen Seite oder hier die zeitliche Schmach und dann ewiger Genuss.
Jetzt darf man wählen: Was wollen wir lieber? Zeitlichen Genuss und ewige Schmach oder zeitliche Schmach und ewigen Genuss? Er hat das Richtige gewählt. Er schaute auf die ewige Belohnung, auf den ewigen Genuss.
Da ist etwas, was mir heute Morgen ganz wichtig geworden ist. Ich habe das vorher nicht gesehen. Man liest einen Vers, liest und liest, und merkt nicht, was da steht. Vers 27: „Im Glauben verließ er Ägypten, er hatte den Grimm des Königs nicht gefürchtet.“ Das erfahren wir gar nicht im zweiten Mose; das ist etwas, was wir hier erfahren. Er hatte den Grimm des Königs nicht gefürchtet.
Ich habe mir immer gedacht, das war eine voreilige Handlung: Da hat er den Ägypter erschlagen, und jetzt muss er laufen. „Das hast du davon mit deinem voreiligen Handeln.“ Aber auch in Apostelgeschichte 7 ist es nicht so. Dort heißt es, er merkte, das Volk Gottes war einfach noch nicht bereit für den Befreier. Das war Taktik, es war nicht Furcht vor dem König. Er hatte den König nicht gefürchtet, den Zorn des Königs. Der König würde ihn nicht umbringen. Er musste nicht fürchten, vor dem König zu fliehen.
Es steht da: Er hatte den Zorn des Königs nicht gefürchtet. Das war nicht der Grund, warum er geflohen ist. Er steht ganz schön da: Er hatte den Zorn des Königs nicht gefürchtet. Als er aus Ägypten floh, im Glauben verließ er Ägypten und ging in die Wüste.
Hier ist noch nicht vom Auszug die Rede, wir sind noch nicht so weit. Der Auszug kommt in Vers 28. Zuerst geht er weg von Ägypten ins Land Midian, im Glauben, ohne den Grimm des Königs zu fürchten. Denn er hielt stand, als sehe er den Unsichtbaren, oder denn er harrte aus als Seher den Unsichtbaren.
Ich habe noch etwas vergessen: Vers 25. Er achtete es für größer, mit dem Volk Gottes ungemacht zu leiden. Das Volk Gottes – das war für ihn kein leerer Ausdruck. Volk Gottes bedeutete für ihn sehr viel.
Ich bin hier am Hofe des Königs, des Pharaos, und dort ist das Volk Gottes versklavt und entwürdigt. Aber das Volk Gottes spielt eine wichtige Rolle in der Erlösung der Menschheit, im Gottesprogramm zur Erlösung der Menschheit. Dieses Volk Gottes hat ein besonderes Verhältnis zu Gott.
Stelle ich mich zu dem Volk Gottes oder nicht? Jetzt denke ich an die Leser, die Empfänger des Briefes, Gläubige. Sie stehen vor der Frage: Will ich mich zu Jesus Christus und zu seinem Volk stellen? Dieses mickrige kleine Ding da, ein paar Gläubige, irgendwo verstreut. Und da ist das Judentum in aller Kraft und Herrlichkeit, ein Judentum, das den Messias verlassen hat und zur Welt geworden ist.
Aber da ist das Volk Gottes, verbunden mit Christus. Dieses kleine Völklein soll eine große Rolle spielen. Das sind die wenigen Gläubigen in Frankenthal und Höningen und wo auch immer. Diese paar Gläubigen sollen eine besondere Rolle spielen im Gottes Erlösungsplan für diese Welt.
Da sind die Supermächte, die Präsidenten, die Europäische Union und alles Mögliche. Da ist das Leben. Und ich bin klein, mit ein paar Christen in meiner Umgebung. Mose glaubte, dass dieses kleine Volk Gottes der Kern für die Erlösung der Menschheit ist. Da wird Gott jetzt etwas tun.
Die Basis seines Glaubens war das Wort Gottes, die Verheißung Gottes an Abraham. Glauben wir auch, dass das Volk Gottes, dass ich mit dieser Schar verachteter Christen, oft entwürdigt, eine besondere Rolle in der Geschichte der Menschheit spiele? Mose wusste, es gibt keinen größeren Dienst, als diesem Volk Gottes zu dienen und für dieses Volk Gottes zu leben.
Nun flieht er, er will kommen als Befreier. Wir lesen in Apostelgeschichte 7, dass es von Gott war. Es war nicht einfach ein voreiliger Zug von Mose, der unreife Mose hat einfach zu früh gehandelt. Nein, Gott schickte ihn als Befreier.
Aber wer hat es nicht verstanden? Wer war nicht bereit? Das Volk war nicht bereit, Mose war bereit. Mose war gereift, Mose war der Mann Gottes, den Gott schicken wollte. Aber das Volk war nicht bereit (Apostelgeschichte 7).
Sie haben nicht erkannt. Vers 20: Zu dieser Zeit wurde Mose geboren und war gottesfürchtig. Er wurde drei Monate im Hause seines Vaters ernährt und aufgezogen. Als er aber ausgesetzt worden war, nahm ihn die Tochter Pharaos für sich auf und zog ihn auf als ihren Sohn.
Mose wurde erzogen und erwies sich in aller Weisheit der Ägypter und war mächtig in Worten und Taten. Als er volle vierzig Jahre alt war, stieg der Gedanke in sein Herz, nach seinen Brüdern, den Söhnen Israels, zu sehen.
Als er sah, wie ihnen Unrecht geschah, leistete er Widerstand. Er schlug den Ägypter und verschaffte den Unterdrückten Recht. Er meinte, seine Brüder würden verstehen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung gebe (Vers 25). Aber sie verstanden nicht.
Vers 27: Einer von diesen Israeliten sagte: „Wer setzte dich zum Obersten und Rechtssprecher über uns?“ Vers 28: „Willst du mich etwa auch umbringen, so wie du gestern den Ägypter umgebracht hast?“ Auf dieses Wort hin floh Mose.
Israel war nicht bereit, Mose aber war bereit. Es war gut, dass er in die Wüste ging. Dort hatte er weiterhin diesen Gedanken. Er sagte nicht: „Ich bin ein Versager, es wird wahrscheinlich nichts aus meinem Leben. Dann lasse ich es halt, werde Hirte für mein restliches Leben und gehe sterben und fertig.“ Nein, das war nicht seine Absicht, für immer Hirte in der Wüste zu bleiben.
Er wartete auf die Zeit, und dann handelte Gott. Gott sagte: „Jetzt ist Zeit, jetzt ist Zeit.“ Natürlich hatte Mose auch seine Schwächen. Er sagte, er könne nicht reden und so weiter. Aber wir lernen hier: Im Glauben hat er gehandelt.
Schlussendlich vollzog er das Passa. Im Glauben vollzog er das Passa. Er lebte, als sehe er den Unsichtbaren. Er harrte aus als Seher den Unsichtbaren. Dann vollzog er im Glauben das Passa und das Besprengen mit Blut, damit der, der die Erstgeburt umbrachte, sie nicht anrührte.
Die Ägypter wurden verschlungen, als sie den Versuch machten. Der Auszug geschah ebenfalls im Glauben. Sie standen vor dem Meer und mussten wieder mit einem unsichtbaren Gott rechnen, mit einer Unmöglichkeit. Gott machte das Unmögliche möglich: Sie gingen durch das Rote Meer auf dem Trockenen.
Im Glauben fielen die Mauern Jerichos, nachdem sie sieben Tage lang um die Stadt gezogen waren. Die Israeliten mussten dreizehnmal um die Stadt Jericho ziehen – zuerst sechsmal und dann noch siebenmal.
Man fragt sich, warum sie so oft herumziehen mussten. Das scheint sinnlos. Nein, es war nicht sinnlos. Die Israeliten sollten sehen, wie aussichtslos es war. Menschlich gesehen war es unmöglich, so eine Stadt einzunehmen.
Aber im Glauben fielen die Mauern Jerichos, weil sie auf Gott vertrauten. Menschlich gesehen unmöglich, aber mit dem Glaubensauge sehr wohl möglich.
Rahab – ein Beispiel für Glauben und Treue
Vers 31: Im Glauben wurde die Hure Rahab, nachdem sie die Kundschafter aufgenommen hatte, nicht zusammen mit denen umgebracht, die im Unglauben und Ungehorsam waren.
Rahab ist eine besondere Geschichte. Ich habe diese Geschichte sehr gern in Josua Kapitel 2 und auch in den weiteren Kapiteln dort gelesen.
Rahab war eine Hure, die das älteste Gewerbe der Welt ausübte, wie man so sagt. Lust ohne Liebe und Liebe ohne Treue, Liebe ohne Moral – das war ihre ganze Art. Das war auch die kananitische Art, oder die der Kanaaniter. Sie hatten in besonderer Weise auf diesem Gebiet Schwächen. Die Kinder Kanaans verehrten ihre Götzen, tote Götter, Götter, die keine Personen sind. Diese Götter kannten keine persönliche Liebe, nichts – entpersönlichte Statuen, dahinter tote Götter.
In der Bibel sind Hurerei, Götzendienst und Hurerei immer gepaart, was interessant ist. Die zwei gehören zusammen: Götzendienst und Hurerei. Bei der Hurerei geht es um entpersönlichte Liebe, eine Liebe ohne echte Personenbeziehung, geschlechtliche Liebe ohne Treue und ohne Moral.
Rahab, diese Frau, hört jetzt von einem Gott der Liebe und Treue, von dem Gott Israels. Es heißt, sie hörte und sie glaubte. Sie nimmt die Kundschafter auf, weil diese Botschafter von diesem Gott sind und ihn vertreten. Sie zeigt nun ihre Bundestreue diesem Gott gegenüber. Sie will auch diesem Gott treu sein und nimmt die Kundschafter bei sich auf.
Jetzt hat sie die Kundschafter im Haus und muss sie schnell verstecken. Gut, sie versteckt sie da oben auf dem Dach. Dann sind die Polizisten wieder weg. Danach holt sie die Leute herunter, und es folgt das Gespräch, das in Josua 2 steht. Vielleicht sollten wir ein paar Verse lesen.
Ich habe mir Josua 2, Verse 9 bis 13 aufgeschrieben. Es ist ein bisschen schade, dass die deutschen Übersetzungen das Wort Jahwe nicht übersetzen, also Jahwe als „Herr“ übersetzen, denn dadurch verliert die Geschichte ein wenig ihre Pointe. Sie sagt: „Wir haben gehört, dass Jahwe die Wasser des Schilfs (Schiefen) ausgetrocknet hat.“ Und weiter in Vers 11: „Denn Jahwe, euer Gott, ist der Gott im Himmel.“ So schwört mir doch bei Jahwe!
Da ist diese Frau, und sie hat jetzt ein Problem. Sie will gerettet werden. Zwei Kundschafter sind bei ihr, denen sie das Leben gerettet hat, und die sie nun gehen lässt. Aber wie kann sie selbst gerettet werden? Sie weiß, dass der Gott Israels mit diesem Volk ist. Es war ein großes Risiko, diese Kundschafter aufzunehmen, doch nun hat sie noch ein weiteres großes Risiko.
Sie bittet die Männer: Versprecht mir, dass ihr mich rettet! Sie hat Erfahrung mit Menschen, die Liebe ohne Treue geben. Sie kennt es, wenn Menschen ihre Versprechen nicht halten, etwa Eheversprechen. Wie viele Männer hat sie schon gehabt, die nicht treu waren? Nun sind wieder zwei da.
Ihr Leben hängt davon ab, dass diese Menschen treu sind und ihr Versprechen halten, wenn die Stadt zerstört wird. Wie kann sie sich die Treue dieser Männer garantieren? Was soll sie sie schwören lassen? Was gibt ihr die Garantie, dass sie ihr Leben bewahren?
Dann sagt sie: „Okay, schwört mir bei Jahwe!“ Das ist das Garantiemittel. Jahwe ist der treue Gott, der „Ich bin, der ich bin“, der Gott, der seine Verheißungen wahr macht. Der Gott, dem Mose sich als treuer Gott offenbart hat.
„Nun schwört mir doch bei Jahwe, dem Gott der Treue, dem Ewigen, dem Zuverlässigen, dem, der seine Verheißungen wahr macht! Bei diesem Gott, wenn Gott wirklich treu ist, dann bin ich sicher.“ Sie schwören und tun es bei Jahwe.
Sie weiß: „Jetzt hängt mein Leben an der Treue Jahwes, denn sie haben bei Jahwe geschworen.“ Wenn Jahwe treu ist, dann ist sie sicher. Sie vertraut darauf, dass dieser Jahwe sie liebt und ihr treu bleiben wird. Zum ersten Mal in ihrem Leben lernt sie eine Liebe kennen, die mit Treue verbunden ist.
Wird Gott sie im Stich lassen? Niemals. Nun kann sie ruhig sein, sie vertraut und kann ruhig schlafen. Sie hat sich von ihren Götzen abgewandt hin zu dem lebendigen und treuen Gott. Sie hat sich von den Götzenbildern abgewandt zu dem lebendigen und treuen Gott.
Das steht auch in 1. Thessalonicher 1, Vers 9. Nicht nur die Hure Rahab war das, sondern auch andere. Paulus erzählt dort von den Thessalonichern, wie sie sich bekehrt haben – von den Götzenbildern weg hin zu dem lebendigen und wahren Gott, um diesem lebendigen und wahren Gott zu dienen. Einem Gott, der wahr und zuverlässig ist.
Der Glaube an den treuen und liebenden lebendigen Gott wird sie nie im Stich lassen. Im Hebräerbrief lesen wir später auch: „Ich werde dich nicht verlassen und nicht im Stich lassen“, sodass wir guten Mutes sagen können: Der Herr ist mein Helfer (Hebräer 13,5-6).
1. Thessalonicher 1,9 und Hebräer 13,5 sind hier wichtige Stellen. „Der Herr ist mein Helfer, ich werde mich nicht fürchten. Was soll ein Mensch mir tun?“ Dann war sie sicher.
Wir lesen hier: Im Glauben wurde die Hure Rahab nicht umgebracht. Das war das Entscheidende. Warum wurde Rahab nicht umgebracht? Weil sie auf diesen Jahwe, den treuen und zuverlässigen Gott, ihr Vertrauen setzte.
Hebräer 13,5-6: „Ich werde dich nicht im Stich lassen und nicht verlassen“, spricht dieser treue Jahwe.
Glaubenshelden und ihre Erfolge, Bewahrungen und Kräftigungen
Und wir gehen weiter. Leider können wir nur kurz verweilen bei diesen gewaltigen Glaubenszeugen. Was soll ich noch sagen? Die Zeit würde nicht ausreichen, um von Gideon, Barak, Simson, Jephtha, David, Samuel und den Propheten zu erzählen.
Durch den Glauben haben sie große Erfolge errungen: Sie haben Königreiche überwunden, Gerechtigkeit bewirkt und Verheißungen erlangt. Erfolge durch den Glauben, nicht wahr? Königreiche überwunden, Gerechtigkeit bewirkt, Verheißungen erlangt – große Erfolge durch den Glauben.
Jetzt kommen drei Bewahrungen durch den Glauben: Löwenmäuler wurden verschlossen, die Kraft des Feuers gelöscht und der Schärfe des Schwertes entkommen. Beispiele dafür sind Daniel, Daniels Freunde, Elija und Elisa und andere.
Drei Erfolge, drei Bewahrungen – und nun drei Kräftigungen: Von Schwachheit zu innerer Kraft gelangt, im Krieg stärker geworden und Armeen von Fremden zum Weichen gebracht.
Also: Drei Erfolge, drei Bewahrungen, drei Kräftigungen. Von Schwachheit zu Kraft gelangt – wir denken an Gideon. Im Krieg stark geworden – wir denken an Jonathan und andere. Armeen von Fremden zum Weichen gebracht – wir denken an David, wie er Goliath besiegt hat, und so weiter.
Frauen erhielten ihre Toten durch Auferstehung. Wir denken an Sarepta und die Tsunamitin, unter Elija und Elisa.
Doch das ist nicht alles. Es gibt Beispiele, wo Menschen durch den Glauben etwas gewonnen haben, Großes erhalten haben. Jetzt aber geht es ums Verlieren.
Leiden und Verzicht im Glauben
Ab Vers 35 heißt es in der Mitte: „Andere aber wurden gefoltert, da sie, um eine bessere Auferstehung zu erlangen, die Erlösung nicht annahmen, nicht ergriffen.“
Eine bessere Auferstehung – was ist besser als die Auferstehung ins Leben zurück? Wie die Sunamitin ihr Kind wiederbekommt oder wie die Frau, die Witwe von Zarepta, ihren Sohn aus den Toten zurückerhält. Was gibt es Besseres als so eine Auferstehung?
Die Auferstehung aus den Toten, die Auferstehung ins ewige Leben, wo man nicht mehr stirbt, das ist eine bessere Auferstehung. Eine viel bessere Auferstehung, die erst in der Zukunft erfolgen wird.
Nun folgen vier Arten von Verfolgung: Andere nahmen Prüfungen, Spott, Geißelung, Fesseln und Gefängnis auf sich. Vers 36 nennt vier Arten von Verfolgung. Danach folgen vier Arten des Märtyrertods: gesteinigt, zersägt, versucht und durch das Schwert getötet.
„Versucht“ heißt hier wahrscheinlich durch Folter oder sonstige Versuchungen, um sie zu Fall zu bringen. Das ist die Lesart des traditionellen Textes. Gesteinigt, zersägt, versucht und starben durch das Schwert – hier kommen vier weitere Leiden.
Sie zogen umher in Schafspelzen und Ziegenfellen, also mussten sie herumwandern. Sie waren Mangel leidende, Bedrängte, Übelbehandelte. Wir denken an Elija, wir denken an David. Sie wurden übel behandelt, die Welt war ihrer nicht wert. Sie zogen umher in Wüsten, auf Berggegenden, in Höhlen und in Erdlöchern. Wir denken an David, wir denken an die Propheten zur Zeit Elias und so weiter.
Und diese alle – jetzt kommt die Schlussbemerkung – denen durch den Glauben Zeugnis abgelegt wurde, erhielten nicht die Verheißung. Das ist es mit dem Glauben. Auf der einen Seite sehen wir Glaubenshelden, die durch den Glauben Großes vollbracht haben. Auf der anderen Seite sehen wir Glaubenshelden, die durch den Glauben auf vieles verzichten mussten. Gott hat es so geführt.
Wie Gott uns führt, das ist seine Sache. Wir wissen nicht, ob wir durch den Glauben große Siege erleben, gewaltige Dinge, die der Herr durch uns tut, und uns darüber freuen. Oder ob wir durch den Glauben Gefängnis, Leid und Schmach erfahren. Das ist eine Sache der Führung Gottes, aber es ist durch den Glauben. In beider Hinsicht leben wir im Glauben an den Unsichtbaren.
Sie erhielten das Zeugnis oft erst nach dem Tod. Viele dieser Glaubenszeugen haben erst nach dem Tod Gottes das Zeugnis gehabt, und Gott sagt zum Himmel: „Wohlgetan, guter und treuer Knecht.“
Fest 33 – Moment, ich muss gerade im Griechischen nachschauen – ja, das dürfte das gleiche Wort sein. Ich schaue gerade nach: „Verheißungen erlangten“ bedeutet „entgegennahmen“. Das andere Wort, neununddreißig, ist nicht dasselbe. Das eine heißt „davontragen“ im Sinne von als Lohn bekommen, als Lohn erhalten, ja mehr noch, in Empfang nehmen. Das andere heißt einfach, eine Verheißung bekommen.
Sie haben Verheißungen, das heißt hier, sie haben Verheißungserfüllungen erlangt. Sie haben erlebt, wie Gott ihnen die Erfüllung von Verheißungen schenkte. Sie haben die Erfüllung von Verheißungen erlebt. Gott hat ihnen etwas verheißt, und sie haben das im Glauben festgehalten. Dann haben sie die Verheißungserfüllung erlebt.
Die anderen wiederum nicht. Aber ich weiß nicht, ob man da viel daraus machen soll, dass hier nicht dasselbe griechische Wort verwendet wird. Sie trugen die Verheißung nicht davon, das heißt, sie haben die Verheißungserfüllung nicht erlangt. Die einen haben es erlangt, viele haben große Siege erlebt, andere haben nichts in der Hand und sind so gestorben. Aber sie haben im Glauben gelebt, im Glauben daran festgehalten, denn Gott hatte in Bezug auf uns etwas Besseres vorgesehen, damit sie nicht ohne uns vollendet würden.
Lange, der Kommentator, sagt hier, dass obwohl ihnen das Glaubenszeugnis ausgestellt worden war (Vers 39), sie nicht die Verheißung erhalten haben. Die Verheißung ist die des Messias, des neuen Bundes, das Bessere, das der Verfasser im Brief immer wieder gegenüber dem Alten hervorgehoben hat.
Gott hat uns etwas Besseres vorgesehen. Das Bessere ist das vollendete Heil in Christus, der Messias selbst, sein Königreich. Ohne uns sollen sie nicht vollendet werden, ohne uns sollen sie nicht die Auferstehung erleben. Wir werden alle gemeinsam dann auferstehen.
Das hat Gott so gemacht: Sie müssen alle aufeinander warten, und dann kommen sie alle gemeinsam zur Auferstehung. An jenem Tag, an dem Herr Jesus wiederkommt, gibt es ein Volk Gottes, nicht zwei Völker Gottes – kein jüdisches und kein christliches, keine alttestamentliche und keine neutestamentliche Gruppe –, sondern ein Volk Gottes, eine große Gemeinde.
Sie alle erhielten den Heilsstand nicht zu Lebzeiten. Wenn Gott die Alten auf die Erfüllung der Verheißung warten ließ, so tat er es wegen der Heiligen des neuen Bundes. Gott wollte, dass die Seinen alle zugleich die Vollendung erlangen. Die Versetzung der Alten in den Stand der Vollendung in Christus konnte nicht vorher stattfinden und nicht ohne die Sammlung und Auferstehung der Heiligen des neuen Bundes.
Die Heiligen des neuen Bundes sollten nicht ausgegrenzt werden von der Zahl derer, die die Vollendung erlangen. Sie werden alle zusammen vollendet. Schlatter sagt, die späteren Wege müssen die früheren warten. Gott will, dass wir Glauben erweisen und im Glauben nicht nur leben und leiden, sondern auch sterben, ohne die Verheißung zu empfangen.
Denn der Festsaal Gottes ist noch nicht voll, und noch sind nicht alle Garben Gottes reif geworden. Die Alten mussten unseretwegen im Glauben verharren, damit auch wir im Reich Gottes noch Raum hätten. Wie sollten wir uns weigern, ihnen auf ihrem Glaubensweg nachzugehen und so wie sie zu hoffen, mit der lebendigen Hoffnung, die an den Unsichtbaren gebunden ist? Schlatter hat das sehr schön ausgedrückt.
Also müssen die späteren wegen der früheren warten. Die Ersten müssen auf die Zweiten warten. Dann werden sie alle zusammen vollendet – eine große Gemeinde.
Wenn die früheren so lange gewartet haben, dann wollen wir doch auch jetzt noch ein kleines Stück weitergehen. Zu dieser Stelle, Hebräer 11, Vers 39, muss das irgendwo bei Adolf Schlatter stehen.
Damit schließt hier die Schilderung der Glaubenszeugen. Es wurde uns klar und deutlich vor Augen geführt, was für ein Glaube das ist, der durchhält.
Wir kommen zur Pause.
