Erstens Samuel 29
Wir schließen heute die Reihe über das Leben Davids ab. Nun lese ich den ersten Teil des Predigttextes vor.
Die Ausgangslage und die Begegnung mit den Philistern
Erstens versammelten die Philister ihr ganzes Heer bei Awek. Israel lagerte sich an der Quelle bei Israel. Die Fürsten der Philister zogen daher mit ihren Hundertschaften und Häuserschaften.
David aber und seine Männer zogen hinterher mit Achis. Die Obersten der Philister sprachen: „Was sollen diese Hebräer?“ Achis antwortete ihnen: „Das ist David, der Knecht Sauls, des Königs von Israel, der nun bei mir gewesen ist Jahr und Tag. Ich habe nichts an ihm gefunden seit der Zeit, da er abgefallen ist, bis heute. Ihr wisst das ja.“
David war ins Philisterlager übergewechselt und versuchte dadurch, sein Leben zu retten. Doch die Obersten der Philister wurden zornig auf ihn. Sie sprachen zu Achis: „Schick den Mann zurück! Er soll an den Ort zurückkehren, den du ihm angewiesen hast, damit er nicht mit uns zum Kampf zieht und unser Widersacher wird im Kampf. Denn womit könnte er seinem Herrn einen größeren Gefallen tun als mit den Köpfen unserer Männer? Ist das nicht dasselbe David, von dem sie im Reigen sangen: ‚Saul hat tausend geschlagen, David aber zehn Tausend‘?“
Da rief Achis David zu und sprach zu ihm: „So wahr der Herr lebt, ich halte dich für redlich. Dass du mit mir aus- und eingehst im Heer, gefällt mir gut. Denn ich habe nichts Arges in dir gespürt seit der Zeit, da du zu mir gekommen bist, bis heute. Aber du gefällst den Fürsten nicht. Kehre um und geh hin mit Frieden, damit du nicht tust, was den Fürsten der Philister nicht gefällt.“
Die Zurückweisung Davids und seine Reaktion
"Darf ich?" Aber er sprach zu Achis: "Was habe ich getan, und was hast du in deinem Knecht gespürt seit der Zeit, da ich dir gedient habe bis heute, dass ich nicht mitziehen darf und kämpfen gegen die Feinde meines Herrn, des Königs?"
Achis antwortete David: "Ich weiß es wohl, denn du bist mir lieb wie ein Engel Gottes. Es ist ja immer schön, wenn wir gelobt werden, aber sie müssen aufpassen, wenn es aus dem falschen Mund kommt."
Obwohl ich ein Philister bin, sage ich: Für Knechte Gottes ist das immer das Beste. "Du bist mir wie ein Engel", ist doch zu fragen. Aber die Obersten der Philister haben gesagt: "Lass ihn nicht mit uns hinaufziehen in den Kampf."
So macht euch nun früh am Morgen auf mit den Knechten deines Herrn, die mitgekommen sind. Macht euch früh am Morgen auf und zieht weg, sobald der Tag anbricht.
Da machten sich David und seine Männer früh am Morgen auf, um wegzuziehen und ins Philisterland zurückzukehren. Die Philister jedoch zogen hinauf nach Israel.
Die Zerstörung von Ziegler und Davids Schmerz
Als David mit seinen Männern am dritten Tag nach Ziklag kam, waren die Amalekiter in das Südland und nach Ziklag eingefallen. Sie hatten Ziklag eingenommen und mit Feuer verbrannt. Dabei nahmen sie die Frauen und alles, was in der Stadt war, klein und groß, gefangen.
Sie töteten jedoch niemanden, sondern führten die Gefangenen weg und zogen ab. Als David mit seinen Männern ankam und sah, dass die Stadt mit Feuer verbrannt war und ihre Frauen sowie Söhne und Töchter gefangen genommen worden waren, erhoben David und die Leute, die bei ihm waren, ihre Stimmen und weinten, bis sie nicht mehr weinen konnten.
Zu den gefangenen Frauen gehörten auch zwei Frauen Davids: Ahinoam, die Israelitin, und Abigail, die Frau Nabels, des Karmeliten. David geriet in große Bedrängnis, weil die Leute ihn steinigen wollten. Die Seele des ganzen Volkes war erbittert, jeder wegen seiner Söhne und Töchter.
Davids Gebet und Gottes Antwort
Wir lesen weiter aus 1. Samuel 30,6-7.
David aber stärkte sich im Herrn, seinem Gott. Er sprach zu dem Priester Abjatar, dem Sohn Ahimelechs: „Bring mir das Ephod!“
Abjatar brachte David das Ephod.
David befragte den Herrn und sprach: „Soll ich dieser Schar nachjagen, und werde ich sie einholen?“
Der Herr antwortete: „Jage ihr nach, du wirst sie einholen und die Gefangenen befreien.“
Darauf zog David mit den sechshundert Mann, die bei ihm waren, aus. Als sie an den Bach Beso kamen, blieben einige zurück. David aber und vierhundert Mann jagten der Schar nach.
Die zweihundert Mann, die zurückblieben, waren zu müde, um über den Bach Beso zu gehen. Wahrscheinlich fehlte ihnen auch der Mut, keine Courage mehr.
Die Begegnung mit dem Ägypter und der Sieg über die Amalekiter
Und sie fanden einen Ägypter auf dem Feld, den vierten. Sie brachten ihn zu David und gaben ihm Brot zu essen und Wasser zu trinken. Außerdem gaben sie ihm ein Stück Feigenkuchen und zwei Rosinenkuchen. Nachdem er gegessen hatte, kam er wieder zu sich, denn er hatte drei Tage und drei Nächte nichts gegessen und kein Wasser getrunken.
David sprach zu ihm: „Zu wem gehörst du? Woher kommst du?“ Er antwortete: „Ich bin ein ägyptischer Junge, ein Knecht von Aequitas. Mein Herr hat mich zurückgelassen, weil ich vor drei Tagen krank wurde. Wir sind in das südliche Land Kretas und in Juda sowie in das südliche Land Calypso eingefallen und haben dort mit Feuer viele Lager verbrannt.“
David fragte ihn: „Willst du mich zu diesem Schach führen?“ Er antwortete: „Spüre bei Gott, dass du mich nicht töten und auch nicht in die Hände meines Herrn übergeben wirst. Dann will ich dich zu diesem Schach führen.“
So führte er David hin, und siehe, sie hatten sich über das ganze Land ausgebreitet. Sie aßen, tranken und feierten ein Fest wegen all der großen Beute, die sie aus Juda mitgenommen hatten.
David schlug sie vom Morgen bis zum Abend des nächsten Tages, so dass keiner von ihnen entkam, außer vierhundert jungen Männern. Diese stiegen auf Kamele und flohen. So gewann David alles zurück, was die Amelie Kita genommen hatten, auch seine beiden Frauen. Es fehlte nichts – weder Klein noch Groß, weder Söhne noch Töchter, weder Beute noch sonst etwas, was sie sich genommen hatten. Alles wurde zurückgebracht.
Sie nahmen die Schafe und Rinder und trieben sie zu David. Die Leute hörten das und sprachen: „Das ist Davids Beute.“
Die gerechte Verteilung der Beute und Davids Weisheit
Und zu den zweihundert Männern, die zu müde gewesen waren, um mitzugehen und am Bach Beso geblieben waren, gingen sie hin. Sie gingen zu David und den Leuten, die mit ihm waren. Dort traten sie zu ihnen und grüßten sie freundlich.
Wir sprachen: „Befindet sich unter den Männern, die mit David gezogen sind, jemand Böses oder Heiloses?“
Weil diese Männer nicht mit uns gezogen sind, soll man ihnen nichts von der Beute geben, die wir zurückgewonnen haben. Jeder soll nur seine Frau und seine Kinder mitnehmen und keinesfalls mehr.
Da sprach David: „Ihr sollt nicht so handeln, meine Brüder, mit dem, was uns gegeben wurde. Er hat uns behütet und diese Schar, die über uns gekommen war, in unsere Hände gegeben. Wer sollte in dieser Sache auf euch hören?
Wie der Anteil derjenigen, die in den Kampf gezogen sind, soll auch der Anteil derjenigen sein, die beim Tross geblieben sind. Jeder soll den gleichen Anteil haben.“
So blieb es von diesem Tag an. David machte daraus eine Satzung und ein Recht für Israel bis auf diesen Tag.
Persönliche Reflexionen über Davids Geschichte und das eigene Leben
Liebe Schwestern und Brüder, ich kann bei diesen Geschichten aus den Psalmen immer besonders mitfühlen. Ich habe auch beobachtet, dass es vielen von Ihnen beim Hören der Predigt genauso ging. Man fühlt sich auf Schritt und Tritt an Ereignisse des eigenen Lebens erinnert.
Was war das für eine Not, als David zurückkam nach drei Tagen Abwesenheit vom Lager? Schon von Weitem sahen sie die Rauchwolken. Was wird das sein? Nach und nach verdichtet sich die Gewissheit: Nun hat es uns getroffen – dein Haus, deine Familie. Warum gerade dort? Er steht da und blickt hinunter. Er sieht nur noch rauchende Trümmer.
Solche Stunden hat wahrscheinlich jeder von uns schon irgendwo erlebt. Und wenn das bei gläubigen Menschen eintritt, ist die Verbitterung oft besonders groß. Man fragt dann: Gott, warum hast du mich nicht bewahrt? Ich habe doch so viel zu dir gebetet. Ich meine, dass gerade in unseren Tagen diese Frage besonders drängend ist. Wahrscheinlich deshalb, weil sich so viele Menschen von Gott abgewandt haben. Erst in schweren Erlebnissen beginnt man überhaupt wieder zu fragen: Gott, wo bist du?
In guten Tagen denkt man ja kaum daran. Wenn aber Schwere eintritt, dann ist dieser Schrei da, der bis zum Überdruss heute zitiert wird: „Draußen vor der Tür, Wolfgang, bau ich halt. Wo bist du, lieber Gott?“ Das ist doch eine Frage, die die Bibel behandelt. Gott ist in unserem Leben da, auch wenn uns Schweres geschieht. Warum denn? Er kann uns ja gar nicht helfen.
Das war schön bei diesen Geschichten, wie hier: Man wird plötzlich zum Zuschauer. Da sieht man viel besser als im eigenen Leben, dass Gott David gar nicht helfen kann, weil er auf einem bösen Weg ist. Wenn Gott ihn aus der Not retten würde, würde er zum Handlanger der Bosheit werden. Gott hat die Häuser nicht angezündet.
Bei diesem Kurzschluss erfahren wir immer wieder, dass Leute so tun, als ob Gott ursächlich schuld wäre an dem Bösen, das uns trifft. Das steht ja alles nicht da. Das, was David betrifft, ist einfach das, was in dieser Welt passiert. Er hat ja die Amalekiter vorher überfallen, sodass sie jetzt zurückschlagen. Das ist die Art, die er selbst ausgesät hat, die hier aufgeht.
Wir brauchen Gott dann nicht das in die Schuhe zu schieben, sondern müssen erkennen, dass Gott uns keinen Schutz mehr gewährt, von dem wir sonst so lange gelebt haben. Das steht hier. Und das Schwere lässt Gott geschehen in unserem Leben, damit wir endlich anfangen zu fragen, ob wir noch auf dem richtigen Kurs sind. Und das begann bei David in dieser schweren Stunde.
Die Bedeutung der Verzweiflung und der Suche nach Gott
Es gibt Augenblicke im Leben, in denen man vor Verzweiflung fast den Mut verliert – und das ist gut so. Hoffentlich beginnen wir in solchen Momenten, nach Gott zu fragen und uns selbst zu hinterfragen.
Man kann schreien: „Warum, Gott?“ Doch vielleicht ist es an der Zeit, dieses Fragezeichen in sich zuzulassen. Könnte es sein, dass Gott mich gerade in meine Schwäche, in Not und Leid führt? Vielleicht will Gott mich nicht woanders hinlenken, und anders kann er mich gar nicht mehr steuern, als dorthin, wo ich wieder bereit bin, mich von ihm leiten und führen zu lassen.
Darum möchte ich heute zuerst über ein Thema sprechen: „Mit vollem Dampf in die falsche Richtung.“
Der falsche Weg Davids und Gottes Bewahrung
Mit Volldampf in die falsche Richtung
Ich habe das letzte Mal mit Ihnen ein wenig näher beleuchtet, wie David nach Ziklag ging. Es war ja eine Stadt des Friedens. Dort waren offenbar Israeliten, die sich mit den Philistern versöhnt hatten. Und das war anziehend für David. Er konnte aussprechen: „Aus dem Kampf.“ Dort kann man doch ganz gut leben.
Wir beurteilen ja oft nach dem äußeren Empfinden, ob es ein Weg Gottes ist. David war bestimmt davon überzeugt, dass Gott ihn hier hingestellt hat. Ja, er konnte ganz fröhlich singen. Aber es war kein Weg Gottes. Er hatte ihn eigenmächtig beschritten.
Das kann dann ja manchmal ratlos machen, wenn man gar nicht sicher weiß, ob es ein Weg Gottes ist oder nicht. Aber wie wir vorhin gelesen haben, da haben sie doch wahrscheinlich auch den Atem angehalten, wie David nun mit den Leuten von Ziklag, mit den Philistern, mit hineingezogen wird in den großen Endkampf gegen Israel.
Man darf nicht vergessen, dass er auf dem falschen Kurs war. Nein, man kann manchmal so verbohrt sein und immer meinen, man sei ganz richtig – völlig falsch. Warum darf man das nicht mehr merken? Warum kann man es nicht mehr kritisch prüfen? Man weiß es nicht. Wahrscheinlich ist man sich selbst gegenüber so blind. Und er eifert sich sogar. Er will unbedingt mitziehen in den Kampf.
Er geht zu den Fürsten der Philister und sagt: „Ich gehe mit.“ Will er denn selber gegen seine Brüder das Schwert nehmen? Ja. Und das ist doch nicht Gottes Wille. Wie kann Gott den Verrückten nur stoppen? Er kann ihn gar nicht stoppen. Doch denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen.
Gott macht das manchmal über Dinge, die uns sogar maßlos ärgern. Da war das Misstrauen im Kreis der Philisterfürsten. Die sagten: „Nehmt doch den Hebräer nicht mit! Der Hebräer wird uns bestimmt ein Verräter werden. Lass ihn zuhause.“ Wie hat sich David geärgert! Für ihn war das eine Herabsetzung seiner Würde. Er wollte doch ein treuer Begleiter der Philister sein. Er hat sich schier überschlagen, den Philistern sich anzubiedern.
Darf ich in dieser ganzen Haltung ein Bild des Christen sehen, der sich so oft mit den Feinden des Reiches Gottes vertragen will und dabei die Sache des Evangeliums verrät? Aber Gott ist so wunderbar treu, dass er David auch in dieser Lage noch bewahrt. Er benutzt das Misstrauen der Philisterfürsten, um David vor einem Mitziehen in den Kampf zu bewahren.
Ach, was sind wir für dumme Leute! Manchmal ärgern wir uns und sagen: Warum lässt Gott bei uns so laufen? Warum ist das bei mir so schwierig gewesen? Warum habe ich diese Not erlebt? Dass Gott bewahren kann, ist groß. Und das ist sogar seine untreuen Leute bewahrt.
Wie ist das über diese Geschichte heute wieder groß geworden: Dass die Geduld Gottes uns behütet hat, obwohl wir Gott ungehorsam waren. Und wir leben von dieser Güte Gottes, die wir ja gar nicht verdient haben. Wir konnten schon davon kriegen. Und er überschüttet uns noch mit seiner Behütung.
Dass wir uns manchmal den Weg vom Monat gehen dürfen, ist ein Segen. Wir würden ja ganz Gott verlieren, wenn Gott uns nicht manchmal mit massiven Mitteln unseren eigenen Willen stoppen würde – diesen sündigen Eigenwillen.
Ich möchte Sie bloß ein Stück zur Zurückhaltung auffordern, dass Sie nicht immer meinen, wir Christen dürften die Fäuste ballen, wenn wir etwas nicht verstehen. Das wollen wir einmal rückblickend ansehen, aus der Ewigkeit rückwärts geschaut, ob das bei Gott wirklich so war, dass er uns schwere Wege geführt hat.
Und selbst wenn wir uns manchmal so etwas zugefügt hat, zufügen lassen, was uns gar nicht gepasst hat, so ist es sehr wohl zu fragen, ob es uns nicht zum Segen war. Denn denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen.
Lieblinge Gottes sind wir wie David. Warum? Weil er sie erwählt hat. Wenn Sie es wissen wollen, ob Gott Gedanken der Liebe über Sie hat, dann bitte ich Sie in dieser Passionswoche: Blicken Sie auf den gekreuzigten Jesus.
Das ist das größte Opfer für Sie. Da bringt er Ihnen das Kleine vorenthält. Dann ist es nicht, weil er es Ihnen nicht gönnt, sondern weil seine Wege ein bisschen anders laufen – seine Segenswege. Das macht uns ruhig, auch im Leiden, auch dann, wenn uns Schweres widerfährt.
Gottes Führung auch in schweren Zeiten
Darf ich mit Volldampf in die falsche Richtung fahren? Wie kann Gott das zulassen? Darf ich nur zurückgebracht werden? Er muss mich auf den Weg von Mauern führen. Und genau das macht doch Gott – das Misstrauen der Philisterfürsten wird benutzt.
Manchmal muss man über den Humor Gottes richtig lachen. Zum Beispiel über David, der noch ganz beleidigt reagiert. Doch Gott, in seiner Güte, denkt viel weiter, als wir ahnen. Und wie der Arsch noch die Liebeserklärung zu David sagt: „Du bist mir wie ein Engel Gottes.“
Ich habe ja vorhin bei der Lesung unterbrochen. Da muss einem ja schlecht werden, wenn das ausgerechnet von den Philistern kommt – die Israel vernichten wollen, Antisemiten durch und durch. Aber sie sind so blind dafür.
Wir sollten anders denken – von der Liebe Gottes, die uns manchmal auch schwere Hindernisse in den Weg stellt.
Die notwendige Besinnung nach schweren Erlebnissen
Muss nun das zweite „zur Besinnung gekommen“ so besinnung gekommen? David kommt ja wunderbar zur Besinnung, aber leider erst durch das schwere Erleben. Er steht vor den rauchenden Trümmern von Ziklag, und alle sind weggeführt – alle seine lieben Familienmitglieder. Da weinten sie, bis sie nicht mehr weinen konnten.
Was ist das für ein Vertrauen, das entstanden ist? Ist es wirklich nötig, dass Gott uns so tief brechen muss? Wenn es bei einem David nötig war – von dem ich immer noch glaube, dass er ihnen und mir haushoch überlegen war in der Treue des Glaubens –, wie schwer hat es dann Gott bei uns, unseren eigenen Willen zu brechen, der sich nicht Gott zur Verfügung stellen will?
Unsere Verlegenheiten sind Gottes Gelegenheiten. In der Not, in dieser totalen Verzweiflung, also nicht mehr aus- und ein Wissen, weiß David gar nicht mehr, was er machen soll. Sein Plan, bei den Philistern sich das ruhige Leben zu suchen, war gescheitert. Im Gegenteil: Er war ja mitschuldig an diesem Angriff der Amalekiter. Jetzt war alles in seinem Leben zerstört, und er wusste nicht mehr aus noch ein.
Wissen Sie, was dann noch bleibt? Er stärkte sein Vertrauen. Kapitel 30, Vers 6: „David aber stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott.“ Können Sie das auch noch in den großen Krisenstunden Ihres Lebens? Wenn man so tut, als ob das nur eine Fluchtbewegung von uns wäre? Das ist das Höchste, was Menschen je tun können: Wenn wir keinen Schritt mehr weiter wissen, wenn vor uns nur noch das Grauen sich ausbreitet, wenn wir sagen: Ich bin völlig ratlos.
Welch eine Freudenbotschaft bringt uns das Evangelium! Einer, der sich verlaufen hat in eine Sackgasse, wo es keinen Ausweg mehr gibt, der darf umkehren, erstarken sein Vertrauen und er fragt nach Gott. Jetzt fängt er zum ersten Mal an, nach Gott zu fragen. Das war in den ganzen letzten Kapiteln nicht mehr da. Da wusste David immer, was er tun wollte und was offenbar Gottes Gedanken waren. Jetzt fragt er wieder.
Und er holt den Leibrock – und dann alles. Dafür liegt der Priester vor ihm, kommt in den Leibrock, befragt er Gott. An solchen Stellen wollte ich Ihnen das erhalten. Da bin ich so tief bewegt, dass Gott sofort antwortet. „Da dieser Elende rief, hörte der Herr und half ihm aus seinen Nöten.“
Ich denke immer so: Darf ich mich doch zuerst noch ein dreijähriger Probezeit wieder durchmachen, bevor Gott wieder mit mir anfangen kann? Aber Gott handelt sofort. Seine Vergebung ist so umfassend, wenn wir uns zu ihm hinwenden. In dem Augenblick überschreitet er uns, geht uns entgegen, liebt uns.
Das hat uns ja immer wieder auch ein wenig verdorben in unserem Glauben. Wenn wir das hören, dass Gott so gütig ist, so warmherzig, da meinen wir, das sei bei Gott irgend so was Läppisches, und wir merken gar nicht mehr, wie Gottes Blut in das Herz sich ergießt. „Darf ich wieder zuwenden?“ Und ich darf das heute all denen sagen, die in diesem Gottesdienst dasitzen und die so verwundert sind, wie da sie sagen: „Mein Herz ist voll Bitterkeit, ich bin in Auflehnung gegen Gott.“
Sie können uns nur in der Passionsgeschichte sehen, wie Gott sie in Liebe sucht. Wir kein Opfer zu groß hält, um ihnen Rettung und Heilung zu schenken.
Gottes Liebe trotz Leid und Zerbruch
Also, dann darf ich zur Besinnung kommen – über das Rauchen, über die Trümmer von Sikla. Gott muss uns manchmal das Liebste zerbrechen, bis wir wieder anfangen, nach ihm zu fragen und ihn zu suchen.
Gott tut das nicht aus Schadenfreude, wie man sagt: „Du musst die Lektion auch durchmachen.“ Nein, Gott tut das mit blutendem Herzen. Er hat selbst gespürt, was es heißt, seinen Sohn ins Leiden zu schicken.
Das darf man nie statistisch sehen. Doch oft gibt es keinen anderen Weg, uns zur Umkehr zu bewegen, als dass wir wenigstens ein Stück weit schmecken müssen, worauf wir uns eingelassen haben.
David hat sich auf das Ränkespiel der politisch Mächtigen eingelassen. Er hat sich auf die Sicherheiten verlassen. Doch das Spiel ist das des Landes, und da gibt es keine Sicherheiten. Das muss man spüren, denn anders kann man nicht zur Besinnung kommen.
Der neue Kurs und die Herausforderung der Gemeinschaft
Jetzt muss ich noch zum dritten Punkt des neuen Kurses sprechen. Es werden drei Gedanken sein.
Der erste war: Mit Volldampf in die falsche Richtung.
Der zweite: Wie darf ich zur Besinnung kommen?
Und der dritte: Der neue Kurs.
David erfährt ja auch von den Leuten viel Widerspruch. Sie wollten ihn zuerst steinigen. Man kann sich die Empörung der Männer gut vorstellen. Warum hat er das getan? Darf ich auch in diesem kurzen Kriegszug hinausgeführt werden? Gerade in der Zeit wurde ja Ziklag überfallen. Und sie stehen da und ballen die Fäuste gegen ihn.
Vielleicht war das der Punkt, an dem David zur Besinnung kam: Als seine eigenen, täuschenden Freunde sich gegen ihn wandten. Da merkt er: Ich brauche jemanden, der für mich eintritt. Also wendet er sich wieder an Gott.
Dann ziehen sie nach, und es gelingt ihnen durch ein großes Wunder, indem sie Ägypter gefangen nehmen, die Feinde zu überfallen. So können sie die ganze Beute wieder zurückbringen.
Dann kommen sie zurück an den Bach Besor. Dort sitzen zweihundert Mann und lümmeln sich auf ihren Luftmatratzen herum. Verstehen Sie das? So wie das eben ist – sie rauchen ihre Zigaretten oder was auch immer.
Die anderen, die gekommen sind und gearbeitet haben, murren und sagen zu David: Die bekommen nichts von der Beute. Sie bekommen zwar ihre Frauen und Kinder zurück, aber von der Beute bekommen sie nichts.
Das muss ich Ihnen zum Schluss erzählen.
Davids gerechte und barmherzige Haltung
Sie treffen hier einen verwandelten David an. David spricht in dieser Weise, wie wir es bei ihm bisher noch überhaupt nicht kennen. Er sagt, es soll gleich geteilt werden, und alle sollen das bekommen. Warum? Weil er in seinem Leben die überwältigende Gnade Gottes erfahren hat. Das kann man nicht vergessen: Gott vergibt dir alle deine Sünden, und dann will David keinem anderen nachrechnen oder Bosheiten vorhalten.
Unter Christen gibt es so viele hartherzige Leute, so viel Rechnen, so viel Bosheit und Bitterkeit. Wir sollten doch die Art lernen, die David hier in seiner ganzen eigenen Lebensgeschichte an sich selbst durchgemacht hat. Er sagt: Ich will herzlich werden, wie mein Vater im Himmel barmherzig ist. Ich will das weitergeben.
Wenn Gott uns schon gebeugt hat, dann will er uns milder machen im Umgang mit den Gestrandeten und Schuldigen. Er will, dass wir etwas von der großen Barmherzigkeit Gottes leben. Nicht indem wir lange Predigten halten und mit großen Worten anderen noch wissen lassen, wie gut wir sind. Sondern indem wir den Müden und Verzagten entgegengehen und sie lieben. So, wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn dem Lumpen entgegen gelaufen ist und ihn in die Arme genommen hat.
Ich frage mich manchmal, wenn wir so ruhig und so kühl im Gottesdienst sitzen, ob der Herr selbst unser Herz aufgeweicht hat. Dann gäbe es manchmal noch mehr Herzlichkeit, auch gegenüber den Neuen, über das hinaus, was wir erlebt haben – der wunderbaren Güte, die wir gar nicht verdient haben.
So hat David erlebt, und das hat sein Leben verwandelt. Daher macht er aus uns Menschen, die bis in die Tiefe ihres Herzens umgewandelt sind, Arme.