Herr Präsident, liebe Freunde, es geht zu Ende. Ich muss jetzt noch ein paar Bekanntmachungen machen. Wenn so eine Konferenz zu Ende ist, hat das Wort Gottes für mich persönlich auch eine besondere Bedeutung. Abends liege ich dann in meinem Bett mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Das lachende Auge ist voller Dankbarkeit gegenüber meinem Gott, der dafür gesorgt hat, dass die Konferenz noch existiert. Ich bin vor über 40 Jahren eingestiegen. Die Menschen, die damals dabei waren, sind heute alle in der Ewigkeit. An dem Tisch hier vorne saßen andere Leute, die ebenfalls alle in der Ewigkeit sind.
Eine neue Generation ist gekommen, und diese ist wieder eingestiegen in die Therstigen School Conference. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als junger Pfarrer zum ersten Mal hier vorne stand. Nun sind es meine jungen Freunde, die hier vorne stehen.
Wenn ich in der Ewigkeit bin, werde ich hoffentlich weitermachen – und eure Kinder auch. Das ist das lachende Auge, die Dankbarkeit gegenüber Gott, der die Konferenz erhalten und gesegnet hat.
Dankbarkeit und Erinnerung an die Konferenzgeschichte
Wie viel haben wir mitbekommen? Wir haben seit dem Nachmittag gespürt, dass das nicht nur Erkenntnis ist. Das, was wir bekommen, ist Speise, das ist Brot, nicht wahr? Davon leben wir.
Vielleicht geht es uns ja so wie dem Battaker, der sagte: „Wenn ich in der Kirche bin, ist mein Herz so groß wie ein Berg. Aber am Montagmorgen ist mein Herz und mein Glaube so klein wie ein Reiskorn.“ Und wenn wir heute auch so stehen, dann gehen wir durchs Rote Meer im Glauben, nicht wahr? Doch morgen haben wir schon Angst vor einer Pfütze. Das kann sein. Aber es ist derselbe Herr, nicht wahr?
Ja, das ist lachendes Auge, und dann habe ich ein weinendes Auge.
Die Herausforderung der persönlichen Begegnungen
Nach der Konferenz ist mir bewusst geworden, dass ich als Konferenzleiter versäumt habe, manches anzusprechen, über das ich eigentlich nicht rede, das aber dennoch vorhanden ist. Es gibt so viele Geschwister, mit denen man gern einmal sprechen möchte.
Gleich nach dem Krieg hatte ich eine Freizeit im Lippischen bei einem Schreinermeister. Ist er noch hier? Oh, er wird oben in der Verhandlerversammlung sein. Ja, da ist er! Das war ein Kampf in einer kleinen lippischen Stadt mit ein paar höheren Schülern. Der Kampf war so heftig, dass ich acht Wochen später im Krankenhaus lag – ganze acht Wochen lang. Und trotzdem war es herrlich.
Nichts hat mich mehr gefreut, als wenn mich hier jemand begrüßt hat. Ja, wir müssten mal eine Stunde zusammen plaudern, nicht wahr? So ist das: Da kommt einer und sagt, wir haben mal ein Gespräch auf dem Spaziergang geführt. Ach ja, ich erinnere mich kaum, da müsste man weitermachen.
Verstehen Sie, da kommt ein lieber Bruder, und ich möchte ihn der Gräfin vorstellen, aber ich habe gerade keine Zeit. Denn da rufen zehn andere an, und hinterher denke ich: Eigentlich schade, ich kann nicht mehr. In zehn Minuten kann ich höchstens zehn Leute sprechen, aber keine hundert. Das tut mir dann leid, und es ist ein weinendes Auge.
Dafür bitte ich um Verzeihung. Das ist also keine Gleichgültigkeit, sondern die Not eines Konferenzleiters. Er möchte am liebsten jedem die Hand geben und mit jedem zehn Minuten sprechen, aber das geht nicht. Trotzdem wollen wir uns lieb haben.
Glaube als andere Sichtweise in Krisen
Jetzt kommt noch ein Wort Gottes. Ich möchte auch noch etwas zum Text sagen. Ich hoffe, dass ich mit dem, was ich zum Text sage, nicht im Gegensatz zu dem stehe, was der Bruder Finanzrat gesagt hat.
Er sagte, sie gingen durchs Meer wie durch trockenes Land. Das hat mich auch sehr berührt. Der Bruder Finanzrat erwähnte, dass es hinterher so aussah, als sei der Weg durch das Meer eine matschige Angelegenheit gewesen. Ja, das glaube ich auch.
In Krisen haben wir Herzklopfen, selbst wenn der Glaube noch so stark ist. Aber ich möchte jetzt besonders hervorheben, dass der Glaube die Dinge einfach anders sieht als der Unglaube.
Da heißt es, Gott sprach zu Mose: „Was schreist du? Sag ihnen, dass sie ziehen, dass sie marschieren!“ Doch wohin denn? Da war das Meer. Und Mose sagt im Glauben: „Los!“
Bestimmt gab es vernünftige Leute in Israel, die dachten: „Das ist doch verrückt, können sie wirklich ins Wasser marschieren?“
Aber Mose sieht im Glauben trockenes Land. Er sieht den Weg im Glauben, der sich ja erst vor ihren Schritten öffnet, nicht wahr?
Die Vernunft sah nur die Wogen des Meeres, der Glaube sah Gottes Pfad für sich.
Und da möchte ich sagen: Wer zum Heiland gehört und sich durch sein Blut erkauft weiß, der hat andere Augen.
Ich kann mich mit Unglauben nicht mehr verständigen oder darüber diskutieren. Ich sehe die Dinge einfach anders als ein Mensch, der ungläubig nur nach der Vernunft lebt.
Glaube und Vernunft am Kreuz
Nehmen wir uns das Kreuz unseres Heilandes vor. Die Vernunft kann hier höchstens einen tapferen Märtyrer sehen, der in den Tod geht und uns vormacht, wie man stirbt.
Der Glaube hat jedoch ganz andere Augen und sagt: Da ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt. Wir sehen es anders, nicht? Liebe Freunde, das gilt für alles – auch für schwierige Lagen.
Der Unglaube gibt sich in schwierigen Situationen verloren und schimpft verzweifelt. Der Glaube dagegen sagt: Welch eine Chance für meinen Herrn, sich herrlich an mir zu beweisen.
August Hermann Francke sagte: „Ich bin gespannt, wie mein Herr mich aus dieser Schwierigkeit herausführt.“ Man sieht die Dinge anders, und das gilt nämlich auch im Blick auf sich selbst.
Die innere Sicht im Glauben
Im vorigen Jahrhundert lebte im Wuppertal ein Mann namens Johann Peter Diederich. Er war Kaufmann und Lederhändler. Was ich von ihm gelesen habe, hat meinem Herzen wohlgetan. Es war ein gewaltiger Mann Gottes.
Einmal erzählte er, wie jemand ihm Vorwürfe machte: „Du willst ein Christ sein? Du mit einem sorgenvollen Geist? Und verdienen willst du, und du bist doch kein Christ?“ Dem konnte er nur Recht geben. Dann sah er sich selbst an und entdeckte noch viel mehr Fehler, als der andere an ihm gesehen hatte.
Er dachte: Die ganze Welt kann mich nur verachten. Sie sieht mich in meiner Armseligkeit, als jemanden, der dem Heiland nur Schande macht. So ging er ein paar Tage in großer Bedrücktheit umher.
Doch auf einmal fiel ihm ein: So kann man nicht leben. Er sagte wörtlich: „Dann nahm ich meine Bibel und legte meine Hand darauf. Ich sah mich selbst an, als in die Gerechtigkeit Jesu gekleidet. Ich sah mich als den, der gekleidet ist mit der Gerechtigkeit, die der Heiland für Sünder erworben hat. Und ich sagte: Nun bin ich in den Augen Gottes versöhnt, gereinigt, gedeckt durch das Blut, und so will ich mich ansehen.“
Verstehen Sie den Unglauben? Der andere sah in Peter Diederich nur einen wackligen Christen. Doch als er sich selbst im Glauben ansah, sah er ein versöhntes Kind Gottes, das von Gott geliebt, erwählt und angenommen ist.
Man könnte noch lange weitermachen.
Die Bedeutung geistlicher Perspektive
Der Glaube hat andere Augen.
Ich habe früher einmal erzählt, dass meine Mutter im Alter eine Brille brauchte. Damals gab es noch keine so praktischen Brillen, mit denen man sowohl in der Ferne als auch in der Nähe sehen konnte. Wenn sie etwas in der Nähe ansehen musste, brauchte sie die Brille. Wenn sie jedoch ihre acht Kinder ansah, konnte sie die Brille nicht gebrauchen. Damit sie die Brille nicht verlegte, schob sie sie einfach hoch auf die Stirn.
Eines Tages sagte jemand: „Wir haben eine Mutter mit vier Augen.“ Darauf antwortete sie ganz ernst: „Ja, ich habe vier Augen. Zwei, mit denen ich in diese Welt hineinsehe, und zwei, mit denen ich allzeit in den Himmel hineinsehe. Nun sehe ich alles im Licht der Ewigkeit.“
Das wünsche ich uns: solche neuen Augen, solche Himmelsaugen, die auch die alltäglichen Dinge im Licht der Ewigkeit sehen.
Abschluss mit Lobpreis
Nun, liebe Freunde, lasst uns noch einmal aufstehen und einen Lobgesang anstimmen. Singen wir noch einmal den Vers von heute Morgen nach. Ich finde, es wird viel zu wenig gelobt.
Wer ist es, der da singt? Du, meine Seele! Singe, du meine Seele! Das ist Nummer 20, Vers 4. Wer kennt ihn nicht?
