Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Die Speise zum ewigen Leben – Teil 1.
Einführung in die Szene am See Genezareth
Jesus ist mit seinen Jüngern wieder auf der anderen Seite des Sees von Genezareth. Natürlich spricht sich das Geschehene schnell herum. Außerdem ist etwas anderes logisch: Wer Brot vermehren kann, der kann auch heilen. Das war vorher schon klar, aber jetzt geht es richtig rund.
Markus 6,53-56: Als sie hinübergefahren waren, kamen sie in das Land Genezareth und legten an. Als sie aus dem Boot stiegen, erkannten sie ihn sofort. In der ganzen Gegend liefen die Menschen umher und trugen die Kranken auf Betten hierhin und dorthin, von wo sie hörten, dass er sei. Wo immer er in Dörfer, Städte oder Gehöfte hineinging, legten sie die Kranken auf den Marktplätzen hin und baten ihn, nur die Quaste seines Gewandes berühren zu dürfen. Alle, die ihn anrührten, wurden geheilt.
Jesus wird zum Volkshelden. Doch wir kommen noch einmal zurück zu dem Tag, als er mit seinen Jüngern am Westufer ankommt. Um den Text richtig zu verstehen, müssen wir uns ein wenig mit der Geografie beschäftigen.
Die Suche der Volksmenge nach Jesus
In Johannes 6,22 heißt es: Am folgenden Tag sah die Volksmenge, die jenseits des Sees stand, dass dort kein anderes Boot war als nur eines. Sie bemerkten auch, dass Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Boot gestiegen war, sondern dass die Jünger allein weggefahren waren.
Mit der Volksmenge jenseits des Sees ist die Gruppe gemeint, die sich aus der Perspektive des Ortes, an dem das Wunder geschehen war, auf der anderen Seite des Sees befindet. Es sind also die Leute, die dort sind, wohin die Jünger gefahren waren. Ihnen fallen zwei Dinge auf: Erstens ist nur ein Boot da, kein anderes Boot. Zweitens wissen sie, dass die Jünger Jesu allein weggefahren waren.
Es handelt sich also um Menschen, die bei der Speisung der Fünftausend dabei gewesen waren. Wir wissen nicht, wie sie nach Hause gekommen sind, aber jetzt sind sie dort. Sie hatten die Jünger allein abfahren sehen und merken, dass kein anderes Boot über den See gefahren war.
In Johannes 6,23 steht: Es kamen aber andere Boote aus Tiberias nahe an den Ort, wo sie das Brot gegessen hatten, nachdem der Herr gedankt hatte.
Tiberias liegt ebenfalls auf der Westseite des Sees von Galiläa, genau wie Kapernaum. Es scheint, als habe sich die Nachricht von dem Wunder sehr schnell herumgesprochen. Nun beginnt man, Jesus zu suchen.
Aus Tiberias fahren also Boote über den See, um Jesus zu finden. Man weiß ja, dass nur die Jünger mit dem Boot über den See gefahren waren. Deshalb muss Jesus noch auf der anderen Seite sein, dort, wo das Wunder stattgefunden hat – so lautet jedenfalls der logische Schluss.
In Johannes 6,24 heißt es weiter: Da nun die Volksmenge sah, dass Jesus nicht dort war, noch seine Jünger, stiegen sie in die Boote und kamen nach Kapernaum und suchten Jesus.
Wenn man Jesus sucht, ist Kapernaum die nächste logische Möglichkeit, denn dort war Jesus sehr oft. Sie fahren also wieder zurück, vom Ostufer ans Westufer, und diesmal nach Kapernaum.
Die Begegnung in Kapernaum und die eigentliche Frage
Johannes 6,25: Und als sie ihn jenseits des Sees gefunden hatten, sprachen sie zu ihm: „Rabbi, wann bist du hierher gekommen?“
Man merkt, dass ihnen die ganze Sache ein bisschen suspekt ist. Sie wissen, dass die Jünger mit dem Schiff über den See gefahren waren. Sie wissen auch, dass Jesus allein auf den Berg gegangen war. Aber sie haben keine Vorstellung, wie Jesus es so schnell geschafft hat, ebenfalls auf die Westseite des Sees von Galiläa zu kommen – und das, ohne von irgendjemandem gesehen worden zu sein. Eigentlich hätte er doch noch auf der Ostseite sein müssen.
Johannes 6,26: Jesus antwortete ihnen und sprach: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und gesättigt worden seid.“
Seine Antwort ist eigentlich keine direkte Antwort auf ihre Frage. Sonst hätte er etwas sagen müssen wie: „Na ja, ihr fragt euch, wie ich so schnell auf die andere Seite des Sees gekommen bin. Tja, wisst ihr, das liegt daran, dass ich einmal quer rübergelaufen bin. Und das geht halt deutlich schneller als außenrum.“
Aber Jesus sagt nichts Derartiges. Er antwortet, doch seine Antwort betrifft nicht die eigentliche Frage. Jesus macht das übrigens öfter so. Er antwortet oft nicht auf die direkt gestellte Frage, sondern auf eine dahinterliegende Thematik. Er nimmt quasi das ganze Thema, um das es geht, vorweg.
Die wahre Motivation der Volksmenge
Und auch diesmal geht es den Leuten nicht wirklich um die Frage, wann oder wie Jesus auf die andere Seite gekommen ist. Das Thema ist viel banaler. Gestern gab es etwas zu essen. Und es wäre super, wenn sich genau das heute wiederholen würde – eine kostenlose Mahlzeit.
Das ist der Grund, warum sie ihn suchen. Johannes 6,26: Jesus antwortete ihnen und sprach: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen und gesättigt worden seid.“
Die Brote und Fische, die sie gestern gegessen haben, sind für sie kein Zeichen, sondern einfach nur Brote und Fische. Sie sind gesättigt worden, und als ihr Magenknurren vorbei war, war auch ihr Interesse an diesem Jesus vorbei. Mehr als satt wollten sie nicht sein. Das Wunder war klasse, keine Frage, aber es war für sie eben kein Zeichen.
Was ist ein Zeichen? Ein Zeichen ist etwas, das über sich hinausweist. Ein Beispiel: Ein Schwangerschaftstest ist ein Zeichen. Er weist über sich hinaus und zeigt auf etwas viel Größeres hin, nämlich auf neues Leben. Und genau das ist die Speisung der Fünftausend ein Zeichen.
Das Problem ist, dass sie darin kein Zeichen gesehen hatten. „Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt.“ Eigentlich hätten sie nach der Sache mit den fünf Broten und zwei Fischen zu Jesus hingehen und fragen müssen: „Sag mal, wer bist du? Und was willst du uns mit diesem Wunder sagen? Was ist das tiefere Geheimnis, das sich hinter diesem Wunder verbirgt?“ Das wären gute Fragen gewesen.
Denn ebenso wenig, wie wir heute solche Wunder erleben, hatten auch sie so etwas noch nicht erlebt. Wunder sind die absolute Ausnahme. Und wenn sie passieren, dann ist es einfach falsch und unvernünftig, wenn man sie achselzuckend einfach akzeptiert und sich ausschließlich darauf freut, dass dieser Jesus das mit den Broten morgen vielleicht noch einmal macht.
Macht er eben nicht. Aber was er macht, das ist ihnen ein Vorwurf: „Ihr sucht mich aus dem falschen Grund.“
Einladung zur Selbstreflexion und Abschluss
Es ist gut, wenn wir uns zu Beginn dieses Textes, der eine Predigt ist, die Jesus in Kapernaum hält, schon einmal die Frage stellen: Warum sind wir mit Jesus unterwegs?
Was motiviert uns, ein Leben für Jesus zu führen? Geht es uns um das ewige Leben, das wir nur bei Jesus finden? Oder folgen wir vielleicht einer viel banaleren Agenda, weil es uns eher um Gesundheit, Wohlstand, innere Ausgeglichenheit und ein angenehmes Leben geht?
Ich kann nur sagen: Hoffentlich nicht.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, was dich im Innersten motiviert, Jesus zu folgen. Was willst du von ihm haben?
Das war's für heute.
Tipp: Verzichte einmal in der Woche auf das Mittagessen und nutze die Zeit, um deine zwölf wichtigsten Anliegen als Fastengebet vor den Herrn zu bringen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
