Einführung in das Thema der Wachsamkeit
Eine liebe Begrüßung hier, lieber Rainer, und ganz herzlichen Dank! Ich bin heute Abend mit Bangen hierher gekommen, weil ich über das Thema nachgedacht habe. Viel lieber hätte ich Mut gemacht, erquickt und eine Freudenbotschaft verkündet, getröstet. Aber das Thema ist trotzdem ganz wichtig, und es ist mir gestellt worden.
Ich möchte noch einmal diesen Vers aus Matthäus 25,13 lesen. Matthäus 25,13 sagt Jesus: „Darum wacht, denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.“ Wenn man in die Bibel hineinschaut, wird deutlich, dass die größte Gefahr für die Jesusleute von der Gemeinde selbst ausgeht – von innen, nie von außen. Die Feinde des Reiches Gottes können die Gemeinde nie ernsthaft bedrohen. Dafür ist Jesus viel zu stark.
Überall in der Bibel wird zur Wachsamkeit aufgerufen, und die Gemeinde wird dazu ermahnt. Das Schlimmste ist die Glaubenslosigkeit der Christen, die Harmlosigkeit der Christen. Die ganze Sache des Reiches Gottes ist von dieser Seite her bedroht.
Wir waren sehr beeindruckt, als vor vielen Jahren Führer aus der Weltchristenheit zu uns kamen und große Vorträge in den Kirchen hielten. Ich erinnere mich noch an Sam Otonaike, einen großen Ölmanager aus Nigeria, der zu den evangelikalen Kirchen gehörte. Er sagte damals: „Schaut euch Nordafrika an, dort gab es blühende Gemeinden. Der Islam hat alles ausgelöscht.“
Geht einmal hinüber in die Türkei und steht an den Trümmern der großen Kathedralen, die dort einst standen. Oder geht nach Ägypten: Alles ist zerfallen, weil Gott seine Hand abgezogen hat und weil die Gemeinde nicht treu war im Wachen. Das ist sicher richtig, dass wir das so sehen.
Das Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen
Deshalb noch einmal kurz zum Zusammenhang: In welchem Zusammenhang sagt uns Jesus dieses Wort „Wacht“?
Jesus erzählt das herrliche Gleichnis von einer großen festlichen Hochzeit. Ich muss das noch hinzufügen, weil es nicht bei allen ganz klar ist: In der Bibel ist die Hochzeit das allergrößte Fest, das auf Erden gefeiert werden kann.
Sagen Sie es allen jungen Leuten: Eine Hochzeit beginnt erst dort, wo das gemeinsame Leben von zwei Liebenden beginnt. Das kann man nicht vorwegnehmen, irgendwo zwischen Tür und Angel.
Bei der Hochzeit feiern viele Leute mit. Dort waren die Brautjungfern, die zur Trauung notwendig waren. Sie hatten ihre Lampen dabei und warteten auf das Kommen des Bräutigams. Mit diesem Bild hat Jesus sich als Bräutigam dargestellt. Die Vereinigung mit der Gemeinde, der Braut, und dem Bräutigam ist im Bild der Hochzeit das größte Fest.
Die Brautjungfern warten also auf das Kommen des Bräutigams, also auf den kommenden Jesus. Doch die Ankunft verzögert sich, und die Brautjungfern werden müde und schlafen ein. Der Abend wird dunkel. Plötzlich schreien sie: „Der Bräutigam kommt, der Bräutigam kommt!“
Sie fahren auf und wollen ihre Lampen in die Hand nehmen, doch die Lampen verlöschen. Da waren fünf törichte Brautjungfern. In der Bibel ist das Wort „töricht“ ein Ausdruck für den allerschlimmsten Blödsinn, den man machen kann – für das allerdoofste und verrückteste, was man tun kann.
Es waren also fünf törichte und fünf kluge Brautjungfern. Die törichten hatten vergessen, Ersatzöl dabei zu haben. Sie sagen zu den anderen: „Gebt uns von eurem Öl!“ Doch die antworten: „Nein, das geht nicht. Die kann ich nicht vom anderen kriegen.“
Dann wollen die törichten Brautjungfern Öl kaufen, doch das klappt nicht mehr. Schließlich kommt der Bräutigam, die Hochzeit beginnt, und die anderen, die fünf törichten, kommen plötzlich und klopfen an die Tür.
Da passiert das Schreckliche: Sie schreien an der Tür: „Herr, Herr, tu uns auf!“ Er aber spricht: „Amen, wahrlich…“
Es ist in der Bibel immer etwas Besonderes, wenn „Amen“ oder „wahrlich“ kommt. Es ist eine ganz wichtige Bestätigung von Jesus, ein ganz dickes Kernwort.
Im Johannes-Evangelium sagt Jesus: „Ich sage euch, ich kenne euch nicht.“ Damit will Jesus sagen, dass man sehr fromm sein kann und doch alles verpassen kann.
Die Warnung vor dem breiten Weg und die Realität der Gefahr
Wir haben es ganz ähnlich; es gibt ja viele Stellen in der Bibel, die das Thema behandeln. Besonders in der Bergpredigt finden sich ähnliche Aussagen. Interessant ist, dass die Bergpredigt auch von vielen Nichtchristen akzeptiert wird. Dabei sind sich die Leute offenbar nicht bewusst, was dort alles steht.
Im siebten und letzten Kapitel der Bergpredigt sagt Jesus, der Weg sei breit, der ins Verderben führt. Das Verderben ist das totale Chaos, die Hölle, die vor uns steht. Jesus betont, dass nur wenige den Weg durch die Enge finden.
Wenn man das heute in der Gemeinde erwähnt, kommt oft sofort der Einwand: „Du willst mir Angst machen.“ Will ich wirklich Angst machen? Oder ist es nicht vielmehr so, dass Jesus uns darauf hinweisen wollte, so wie ich jemanden warne, wenn eine Gefahr droht?
In unserer Welt ist es merkwürdig, wie viele Gefahren vor uns liegen. Im Moment will es kaum jemand zur Kenntnis nehmen, in welcher kritischen Lage wir wirtschaftlich stehen. Wir stehen längst am Abgrund, wegen der enormen Verschuldung Deutschlands. Wir haben ein Problem durch Griechenland, weil dort lange über die Verhältnisse gelebt wurde. Wann wollen wir das je wieder abtragen? Unsere Kinder werden die Schulden nie bezahlen können.
Wir wollen die Gefahren gar nicht sehen, die uns drohen, wenn doch alles so schön läuft. Wenn wir jedoch betrachten, was in unserer Welt an Gefahren lauert, wird das deutlich.
Neulich erzählte mein Schwiegersohn, der eine tolle Predigt über die Hölle hielt, folgendes: Am Vesuv leben viele Italiener illegal, das Gebiet ist von der Mafia kontrolliert. Die großen Vulkanologen sagen, dass der Vesuv in den nächsten zwanzig Jahren ausbrechen wird. Die Lavamasse wird über Neapel hinwegfließen. Doch jeder schlägt die Warnungen in den Wind. Bald wird man das in der Zeitung lesen, und die Leute werden „töricht“ sein, sagt Jesus. Sie haben die reale Gefahr gar nicht wahrhaben wollen, nicht damit gelebt und sich nicht damit auseinandergesetzt.
Darum ist es nötig, dass wir uns mit dem auseinandersetzen, was das Evangelium sagt. Jesus hat besonders die Gläubigen der Gemeinde gewarnt: Seid wachsam! Es ist unverantwortlich, wenn wir diese Warnung unterschlagen wollen.
Die ernste Botschaft der Bergpredigt und die Gefahr der Verkennung
Und dann steht das in der Bergpredigt so erschütternd da: Wenn er kommt, schlagen plötzlich welche an die Tür und rufen noch einmal: „Herr, Herr, tu uns auf!“ Das doppelte „Herr“ ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass es ganz besonders fromme Leute sind. Sie sagen: „Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen Wunder getan? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben?“
Was sagt Jesus darauf? „Ich kenne euch nicht.“ Man kann also ganz fromm sein – und Jesus kennt uns nicht. Sie haben Kreise geleitet, im Chor gesungen, Freizeiten gehalten und waren bei großen Glaubenstreffen. Doch Jesus sagt: „Ich kenne euch nicht.“
Darum ist es nicht immer so, dass wir einfach unterscheiden können, wer zu den Aussenstehenden gehört und für wen wir evangelisieren sollen. Ich habe jede Evangelisation immer als einen Ruf an mich selbst empfunden. Ich bin immer wieder dankbar, wenn die Gemeinde auch an der Evangelisation teilnimmt.
Wann muss nicht unser Glaubensleben fortwährend überprüft werden? Und der große Ernst: Ich will das mal ganz salopp sagen – es gibt keine Stelle in der Bibel, die nicht klar sagt, dass man verloren gehen kann. Und ich habe noch nie eine Bibelstelle gefunden, die besagt, dass es eine heimliche Hintertür gibt, durch die man an Jesus vorbei selig werden kann.
Trotzdem ist das das beliebteste Thema in Hauskreisen. Da wird bis nachts um zwölf darüber gesprochen, dass es doch sicher noch etwas gibt, durch das alle gerettet werden. Der große Ernst, den Jesus fortwährend auch in seinen Gleichnissen betont hat: Zwei liegen auf einem Bett, einer wird angenommen, der andere verworfen. Ein Korb mit Fischen – die faulen Fische werden ausgelesen. Einer wird vom Abendmahl ausgeschlossen, weil er keine festliche Kleidung trägt. In all diesen Gleichnissen steckt dieser große Ernst: Man kann verloren gehen.
Und hier in diesem Abschnitt wieder die klugen und törichten Jungfrauen. Man kann ganz nah bei Jesus sein wollen. Sie waren erlöst, sie hatten die Nachfolge ergriffen und warteten sehnsüchtig auf den Anbruch des Gottesreiches, die Hochzeit, wenn Christus sich für immer mit der Gemeinde vereinigt. Und doch waren sie nicht dabei. Sie haben das große Fest verpasst.
Es war bodenloser Leichtsinn: Sie hatten kein Öl dabei. Sie wurden schläfrig. Sind sie alle schläfrig geworden? Ja, kluge und törichte Jungfrauen sind schläfrig geworden. Aber worum geht es? Um das Öl.
Erster Punkt: Das Glaubensfeuer bewahren
Und deshalb mein erster Punkt – ich habe sieben Punkte, die mir heute Abend wichtig sind: Wie steht es mit deinem Glaubensfeuer?
Wenn wir an so einem Tag beieinander sind, brennt das Glaubensfeuer lichterloh. Freude an Jesus, wir singen Lieder, wir treffen einander, wir stehen unter dem Wort. Aber du musst wissen: Du kannst es, wenn es kritisch wird, bei niemandem borgen. Du kannst dich nie zurückziehen und sagen: Meine Mutter war froh, sie war fromm und im Gemeindedienst tätig, sie hat mir geholfen. Oder: Ich habe einen gläubigen Freund, und er kann mir manchmal auch helfen. Du stehst ganz allein vor deinem Herrn.
Und das ist so schwierig, wenn wir in den nächsten Tagen wieder in den Krisen unseres Lebens sind, die Sorgen über uns hereinbrechen, die Anfechtungen kommen, die Glaubensschweifel wieder über uns hereinbrechen. Wir haben Ängste vor der Zukunft, wissen nicht, wie wir das alles meistern sollen. Dann kommen die Fragen: Hört Gott mein Gebet überhaupt? Oder ist er stumm? Was ist überhaupt los? Wir sind im Zeitdruck, kommen nicht mehr zur Stille.
Dann fragen wir uns, warum der Teufel uns noch so oft verführen kann. Plötzlich wird unser Glaubensfeuer immer schwächer, und da ist kein Vorrat mehr da – es verlischt.
Wir waren immer wieder durch die Worte von Jesus eine Hilfe: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit den Sorgen dieses Lebens, und dass jener Tag nicht plötzlich über euch komme wie ein Fallstrick.“ Die Sorgen dieser Welt setzen uns zu. Wir sind hineingestellt in unsere Berufsaufgaben. Man kann nicht fortwährend an die Bibelworte denken, und dann brennt das Feuer einfach herunter.
Mich belastet das auch sehr. Wir haben einen großen Verlust von Glaubensleuten. Überlegt euch mal, wer vor ein paar Jahren noch bei euch im Verein oder in der Gemeinde war. Und wo sind sie heute? Irgendwo sind sie – weggeblieben, auf der Strecke geblieben.
Wir evangelisieren super, wir können viele zu Jesus führen, aber wir können sie ganz schlecht bei Jesus halten. Es war ein Evangelist, Billy Graham, der gesagt hat: Es braucht fünf Prozent der Anstrengung, einen Menschen zu Jesus zu führen, aber 95 Prozent, ihn bei Jesus zu halten. Darum müssen wir heute aufpassen, wie wir in unseren Gemeinden den Glauben stärken.
Ich bitte euch: Geht als Seelsorge und Hirten denen nach, die lügen im Glauben. Wir haben ganz viele, die den Herausforderungen nicht mehr gewachsen sind. Und je mehr wir auch Ältere haben, desto wichtiger ist diese Aufgabe.
Wenn ich die Älteren besuche, die große Verantwortung in der Gemeinde hatten, frage ich: Hast du heute schon im Wort Gottes gelesen? Dann sagt er: Ach, ich habe halt in der Zeitung gelesen, und die Kraft reicht eben nicht mehr. Dann sitzt man da, und das ist erschütternd, wenn das Feuer des Glaubens abstirbt.
Da ist das Hirtenamt neben dem Evangelisationsamt so wichtig. Was ist das Hirtenamt? Beim Paulus sind sie gleichwertig zusammengestellt. Nicht jeder ist zum Evangelisationsdienst fähig, aber viele sind fähig zum Hirtenamt. Das war der Barnabas in der Bibel, der „Sohn des Trostes“, der mit den Müde Gewordenen gesprochen hat. Er hat einst mitgeholfen, als er zur Gründung der Gemeinde in Antiochien kam, und den Saulus hereingezogen. Da sind Leute des Gesprächs, nicht Draufgänger wie die Evangelisten, sondern Menschen, die verstehen, wo einer in Not ist und die ein Herz haben.
Auch bei Johannes Markus, der einmal auf einer Missionsreise ausgebüxt war: Paulus sagt, mit dem will ich nichts mehr zu tun haben, aber Barnabas sagt: Ich schaffe es trotzdem noch einmal, ich gebe ihm eine zweite Chance.
Wo sind die Hirten in unseren Gemeinden? Ich bitte euch, überlegt, wie wir den Hirtendienst verstärken können, damit man denen nachgeht, die im Glauben abgefallen sind – auch denen, die in schwere Sünde gefallen sind.
Paulus hat einen guten Rat gegeben: Was soll man machen, wenn einer in Sünde gefallen ist? Schließt sie außen an? Nein! Helft ihnen wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die Geistlichen! Tut doch diesen Dienst, dass keiner zurückbleibt, der einmal dabei war bei uns, und dass die Flamme wieder brennen kann – dass die Flamme wieder lodert und der Klimmende doch nicht ausgelöscht wird!
Jesus sagt: „So seid allezeit wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen allem, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn.“ Wir sollen in wacher, aufmerksamer Beachtung der Wiederkunft Jesu leben, auf die wir zuleben.
Der zweite Punkt, der mir wichtig ist: Vergiss nicht das Ziel, vergiss nicht das Ziel!
Unsere Generation heute ist in besonderer Gefahr, vor lauter materiellen Sorgen, vor politischen Fragen unserer Zeit, vor Wirtschaftsfragen, vor den Fragen der Gemeindeorganisation völlig zu vergessen, dass wir auf Abruf hier sind. Ihr seid junge Leute, noch viele unter euch. Ich bin ein alter Mann, da weiß man nicht, wie lange es dauert, aber wir können ganz einfach sagen: Bis zum Jahreswechsel werden einige nicht mehr aus unserer Mitte da sein.
Wir sind auf Abruf da. Und ganz wichtig ist, dass wir bereit sind für die Ewigkeit. Das ist das Erste eines Christen.
Ich denke nicht, dass wir noch große Chancen haben, in dieser gottlosen Welt unseren Einfluss noch einmal zur Geltung zu bringen. Wir leben nicht mehr im christlichen Abendland, wir werden es nicht mehr aufrichten können. Was wir tun können: Wir können Jesus gehorsam sein, seinen Willen tun, Gemeinde bauen, das Reich Gottes bauen. Es wird nur noch ein Stück weit in dieser Welt sein, aber wir können diese Welt nicht mehr prägen, wir werden sie nicht mehr verändern können.
Wer ein wenig den Kommunismus verfolgt hat und das Dritte Reich, der sieht: Der gottlose Mensch hat sich auch im Westen an die Stelle Gottes gesetzt und gibt vor, er sei Gott. Der gottlose Mensch unserer Zeit behauptet, dass er Erlösung schaffen könnte ohne Gott und dass er das Heil der Welt schaffen könnte ohne Gott.
Die Welt lebt in einem Machbarkeitswahn ohnegleichen. Barack Obama wird deshalb bejubelt: „Yes, we can!“ – Wir machen es, wir schaffen es. Doch der Lack ist schon etwas abgeblättert.
Der Machbarkeitswahn war die größte Torheit unserer Zeit. Wir merken in unseren Tagen, dass wir keines der großen Weltprobleme lösen können: weder Armut noch Ungerechtigkeit, noch das Problem des Trinkwassers, noch die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und all die Verwüstung dieser Welt.
Da stehen verrückte Utopien im Raum. Es ist doch gut, wenn man noch Utopien hat – Glaube und Träume. Wir haben eine gewisse Hoffnung, dass Jesus kommt und heute schon anfängt, sein künftiges Reich zu bauen. Das ist Aufgabe der Christen.
Ich möchte Jesus treu sein, heute an dem Platz, wo ich bin, sein Reich bauen. Da haben wir einen Auftrag, da sind wir gesandt, und da dürfen wir wirken, soweit uns der Herr Raum gibt.
Mein Vater war einst im politischen Raum tätig. Er hat im Dritten Reich sein Amt verloren. Es ist immer schön, wenn Christen auch dieses Ding tun, aber sie werden merken, wie schmal der Raum wird, in dem sie wirken können.
Und es ist wunderbar, was uns Jesus noch für Möglichkeiten gibt, auf seine große Zukunft hinzuwirken. Das ist mir auch immer wieder in Verbindung mit der Weltmission groß bewusst geworden, was unser Herr noch tut, obwohl die Zeichen der Endzeit nahe sind.
Ich denke an die iranische Atombombe, die über Israel schon hängt. Wir sind sehr nah dran in dieser letzten bösen Zeit, dem großen Abfall im Glauben.
Wenn man mal durch Stuttgart geht – das war doch mal eine Stadt –, wo findet man heute noch glaubende Gemeinden? Geht doch durch eure Städte.
Auf der anderen Seite gibt es in den Hecken und Zäunen noch einmal große Aufbrüche. Der große Aufbruch in China, den hat ja niemand für möglich gehalten. Als Mao Zedong da war, waren alle Kirchen geschlossen. Und er hat mit der kleinen Mao-Bibel den Triumph aufgelöst. Bei uns war die Begeisterung bei den Studenten groß.
Dann hat Gott noch einmal dort, wo es keine Gemeinde mehr gab, diesen riesenhaften Aufbruch geschenkt: 70 Millionen bekennende Jesusleute heute in China, ganz ähnlich in Kuba.
Wir haben in Laos und Kambodscha diesen großen Aufbruch trotz Verfolgung. Wir haben sie in den islamischen Ländern, das ganz wunderbare Zeichen. Wir haben sie nicht bei uns, wir haben einen kleinen Raum.
Wir sollten einfach diesen Raum wahrnehmen, treu sein, dem Herrn dienen und sagen: Es ist ein Wunder, wenn ich heute noch Gemeinde bauen darf, Menschen zum Glauben rufen darf in der kurzen Zeit. Denn unsere Hoffnung enttäuscht nicht.
Hoffnung, der Sauerstoff des Glaubens, dass ich weiß: Ich warte auf die Wiederkunft Jesu, dass diese Welt verwandelt wird, mit einem neuen Himmel und einer neuen Erde.
Wir sollten wieder davon reden, dass wir eine Zukunft haben, dass wir nicht resignieren über das Geschehen der Weltpolitik, auch über die großen Rückschläge, die wir dort empfinden.
Es gibt in der Entwicklungspolitik, weil wir da tätig sind, auch mit unseren Werken, fast niemanden mehr, der weiß, was man tun soll. Alle Methoden, die wir angewandt haben, haben zu keiner Hilfe geführt. Viele Dinge sind sogar noch schlimmer geworden, mit der Ungerechtigkeit in der Welt.
Keiner weiß, wie das Problem der Armut gelöst werden soll. Das ist eine große Not heute in der Welt.
Deshalb wissen wir, dass wir eine Zukunftshoffnung haben. Wir wollen in kleinen Stücken da etwas tun, in Jesu Namen. Wo Liebe getan wird, wo Gerechtigkeit geschieht, hat das Bedeutung für die Ewigkeit, denn nichts, was wir tun, ist vergeblich.
Vergiss nicht das Ziel, auf das wir zuleben – jeden Tag ein Stück näher zu Jesus hin. Und wir sagen unseren jungen Leuten immer wieder: Seid bereit, jeden Tag bereit.
Wenn man im Flugzeug unterwegs ist und sich am Flughafen das Flugzeug fertig macht, die Stewardessen sich auf ihren Sitz schnallen, dann sagt der Kapitän: „Ready for take off!“ Das ist für mich das Herrlichste, wenn man es als Gläubiger hört: Ready for take off! Das muss Christenlosung sein, wenn der Herr uns heimholt, vielleicht bald schon in die Ewigkeit.
Wir wollen hier treu sein. Da habe ich gar keine Sorge, wir sind treu. Aber wir wollen auch bereit sein, dass wir uns nicht verlieren in den Geldfragen, den Problemen dieser Welt.
Wir haben eine große Enkel-Schar. Wenn wir dann ein Familienfest haben, sage ich immer: Eines Tages kommt die Nachricht: Der Opa ist tot. Dann sagt der Enkel: Stimmt nicht, der Opa ist lebendiger als vorher. Das ist wunderbar.
Dann habe ich den Enkeln immer gesagt: Was wird das für eine furchtbare Sache sein, wenn ich sage: Wo ist der Walli, wo ist die Chrissi, wo ist der Maxi, der Ronni, der Manu und die Steffi? Wenn nur einer fehlen würde in der Ewigkeit, vor dem Thron Gottes.
Das muss auch in unserer Arbeit wieder das Ziel sein, dass wir dieses Ziel erreichen.
Wir werden die Nöte der Welt nicht lösen können, weil der Mensch unserer Tage das nicht mehr schafft. Deshalb sind wir nicht weltfremd. Christen sind mit beiden Füßen in der Welt, aber wir lassen uns nicht entmutigen und resignieren nicht über die schweren Probleme dieser Welt.
Und die schlimmste Not – da sind wir beim dritten Punkt – ist die geistliche Verführung.
Jesus hat davor gewarnt: Es kommen falsche Christusse. Das macht uns Not, wenn heute viele Mitchristen keine persönliche Lebensbeziehung zu Christus haben. Das ist die schlimmste Not. Da bricht die Gemeinschaft auch auseinander.
Wenn Menschen Jesus nur als eine theologische Formel sehen und keine persönliche Verbindung zu ihm haben.
Aber ganz arg schlimm ist in unseren Tagen auch, dass der Mensch das Maß aller Dinge geworden ist.
Wir haben eine verrückte Denkweise, die in uns allen tief drinsteht: Der Mensch bestimmt alles, und von ihm her geht alles aus.
Der große Modezar Karl Lagerfeld hat den schönen Satz gesagt: „Es beginnt alles mit mir und hört mit mir auf, basta.“ So, wie er es gesagt hat, sagen wir es meist nicht so schön, aber das ist die große Not, die wir schon im Thessalonicherbrief angedeutet finden.
Der große Abfall: Wenn der Mensch der Bosheit offenbart wird, wird der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, der vorgibt, er sei Gott.
Ich glaube nicht, dass dafür noch ein dritter Tempel in Jerusalem gebaut werden muss. Ich glaube, dass dieser Abfall schon längst geschehen ist.
Bis hinein in die Christenheit vollzieht sich das.
Jesus sagt, ich glaube das, ich nehme das noch aus dem Evangelium heraus: Er ist das Maß aller Dinge, er bestimmt, was gilt.
Da sorge ich mich, dass unser Glaubensleben oft ganz diesseitig geworden ist. Wir sorgen uns um Wohlergehen, Berufsprobleme, Wirtschaft – und natürlich.
Wir dürfen das alles in unseren Glauben hineinpacken, aber ist das alles?
Die Eheprobleme, die Sorgen um Gesundheit und um liebe Menschen, um den Mitmenschen, die Glaubenszweifel – diese ichbezogene Denkweise unseres Glaubens?
Wenn uns die irdischen Dinge allein in Atem halten und wir vergessen, dass das Zeitliche klein ist, das Kleine und das Große, das große Schande.
Was ist das alles im Licht der Ewigkeit?
Wir sollten wieder die große Schau haben, dass diese irdischen Dinge hineingenommen werden in die Heiligung für Christus – natürlich unser Berufsleben, unser Eheleben –, aber im Blick auf den kommenden Jesus gelebt werden.
Das können wir von den klugen Jungfrauen lernen.
Wir haben das große Ziel, wo wir hinwollen: In Wort, Werk und allem Wesen soll Jesus sein und sonst nichts.
Matthäus 24 nennt Jesus so viele Punkte, und da ist einer der schlimmen: Die Gesetzlosigkeit wird überhandnehmen.
Die Gesetzlosigkeit – gilt das für uns selbst?
Vor zehn oder zwanzig Jahren wäre es noch gar nicht denkbar gewesen, was heute in evangelikalen Gruppierungen als Bruch göttlicher Ordnungen möglich ist und toleriert wird.
Da werde ich ängstlich.
Geht das noch? Sind wir noch in dieser Klarheit auf den kommenden Jesus Christus, dass wir im Gehorsam leben?
Es ist wirklich so: Wenn Sie diese Begegnung mit Christen in Verfolgungsländern haben, mit welcher Leidenschaft sie auf Christus hinleben.
Ich traf in Kuba einen Gemeindeleiter, und wir sprachen ihn an. Er sagte: „Du kannst so gut Englisch.“ Dann sagte er: „Ja, ich war Touristenguide in Kuba, der große Traumberuf – Touristenguide, die kriegen Trinkgeld.“
In Kuba sind die Schaufenster übervoll, aber man muss mit Euro oder Dollar bezahlen. Wenn man Pesos hat, muss man mit Lebensmittelkarten in Hinterhofläden kommen, da gibt es fast nichts. Wenn man zwei Eier im Monat bekommt, kann man glücklich sein.
Also sagte er: „Ich war Touristenguide, ich habe Dollar und Euro in Massen bekommen. Dann bin ich zu meinem Chef gegangen, war so ein 32-jähriger Kerl, und habe gesagt: Ich steige aus. Er sagte: Was machst du? Ich werde Prediger. Er sagte: Du spinnst. So hast du es bereut? Nein, ich habe es nie bereut. Ich brauche diese ganzen Dinge nicht.“
Und ich habe in diesem furchtbar notleidenden Land mit einem stalinistischen Kommunismus in Kuba die Botschaft des Evangeliums.
Und da sind wir immer wieder den materiellen Dingen längst erlegen und haben das große Ziel verloren.
Im Hebräerbrief wird uns geschildert, wie eine Gemeinde da ist, die den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet hat.
Haben wir richtig gehört? Den Raub ihrer Güter mit Freuden.
Und da ist dann: Es ist ein köstliches Ding, wenn das Herz fest werde.
Sind wir wirklich wieder los von den materiellen Dingen?
Das ist die große Gefahr in unseren westlichen Kulturen, dass wir an diesen Dingen hängen und darüber das große Ziel des Kommens des Herrn Jesus verlieren.
Wenn das Herz fest wird, wenn im tosenden Sturm Festigkeit da ist, ein Baum, der steht und der Sturm an ihm rüttelt, der Stamm steht fest, ganz fest.
Das geschieht durch Gnade, in der Gnade von Christus geborgen in der letzten bösen Zeit.
Ich hatte in China einst noch mit den Hauskirchengemeinden eine Begegnung mit Wang Mingtao, der 23 Jahre im Straflager war, dann schon weit über 90 Jahre alt, weil er eine Hauskirche in Shanghai geleitet hat.
Ich war eingeladen, dort dabei zu sein.
Man saß in einer Drei-Zimmer-Wohnung auf dem Boden, vielleicht 120, 130 Leute, ein dreistündiger Gottesdienst.
Ich habe ihn gefragt: „Was gibst du mir mit für die Christen in Deutschland?“ Da hat er gelacht, er war schon erblindet: „Deutschland, ja ja, ihr habt viele Werke, vergesst die erste Liebe zu Jesus nicht.“
Und das war mir so ein Vermächtnis eines solchen Mannes, dass das das Entscheidende ist: Wie stehe ich zu Jesus? Wie steht die Gemeinde zu Jesus? Oder überfahren uns die materiellen Sorgen heute, dass wir ganz nur noch darin sind, in diesen Geldfragen?
Auch jetzt, in einer Zeit, in der wir sicher auf große Inflationen zusteuern.
Vierter Punkt: Solo geht es nicht.
Solo meine ich nicht im Blick auf die Lebensgemeinschaft, sondern ich meine das wunderbare Geschenk der Gemeinde.
Was hat uns Gott in der Jesusgemeinde geschenkt, wo wir zusammenkommen?
Es ist gar nicht wichtig, in welcher Gruppierung wir jetzt sind und welcher Denomination wir angehören, dass wir in dieser Welt Schwestern und Brüder finden, mit denen wir beten können, mit denen wir das Wort auslegen.
Das ist das allergrößte Geschenk.
Chinesische Brüder, die in 23 Jahren Haft sagten: „Ich habe nicht einen Bruder gehabt, denn das war das Allerschlimmste der Haft. Alle anderen Folter hätten wir ertragen, aber das keinen Bruder zu haben.“
Und was ist das, dass wir das haben?
Aber in unserer Zeit ist die Gemeinde wieder besonders bedroht.
Es ist ja richtig: Wir wollen Menschen gewinnen, wir wollen attraktive Gemeinde sein, wir wollen weltoffene Gemeinde sein, wir wollen alle einladen.
Aber wir dürfen nie vergessen: Trotzdem bleiben wir Gemeinde Gottes.
Wir unterliegen nicht dem Urteil einer gottlosen Welt, ob die uns gut findet, sondern wir stehen vor dem Richterspruch des Herrn.
Wir wollen Gemeinde Gottes sein und ihm treu sein.
Ich bin immer sorgsam: Es ist eine gute Absicht, wenn wir wachsende Gemeinde sein wollen, aber ob wir nicht zu viel hineinmischen.
Jesus hat gesagt: Ich will meine Gemeinde bauen. Er ist der Baumeister.
Herr Jesus, baue du die Gemeinden.
Im ganzen Neuen Testament steht nie etwas von der Forderung eines Wachstums in Zahlen.
Es steht aber drin: Im Wachsen auf Christus hin soll die Gemeinde wachsen – in der Liebe, in der Treue, in der Hingabe zu Christus.
Das soll uns gar nicht sorgen, wenn eine Gemeinde mal klein oder kümmerlich ist.
Das ist gar nicht wichtig, wenn nur Christus da ist, wenn wir seinem Wort treu sind.
In den Sendschreiben der Offenbarung heißt es: „Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot.“ Das ist das Schlimmste.
Also: Der Name von Christus, und nichts mehr von der Kraft Christi ist da.
In diesem Zusammenhang bin ich am meisten erschrocken, in wie vielen Gemeinden die Bibelstunde aufgegeben wurde.
Wenn Sie die Bibelstunde nur als eine langweilige Veranstaltung kennen, dann kennen Sie das Wort Gottes nicht.
Es muss jedes Mal so sein, dass es gegen den Strich unseres Denkens geht, dass es uns aufrüttelt, dass uns das Wort trifft, dass wir es irgendwo so machen.
Ich habe sogar in der Gemeinde immer erlebt, dass die meisten Leute zum Glauben gekommen sind – außenstehend in der Bibelstunde, nicht im Gottesdienst.
Das ist so wunderbar, dass wir am Wort Gottes dran sind.
Heute Mittag habe ich gesagt: Das Wort Gottes ist Träger des Heiligen Geistes.
„Meine Worte sind Geist und Leben“, und wenn wir dieses Wort hören, dann wird in unserem Leben etwas bewirkt, geschieht eine neue Geburt, weil der Geist Gottes durch das Wort zu uns kommt und dort schafft und tätig ist.
Das ist so wichtig.
Martin Luther hat ja eines in der Vorrede zur deutschen Messe gesagt: Es sei das Allerschönste, wenn wir einmal Gottesdienste feiern ohne viel Gesang.
Ich bin nicht gegen Musik, aber das Entscheidende geschieht auch dort, wo wir das Wort Gottes auslegen.
Es ist wichtig, dass wir das Wort Gottes gerne hören und lernen und dass wir darüber auch die Verbindung zu den Vätern und Müttern des Glaubens nicht verlieren.
Tor Spengel erwähnt die großen Zeugen des Glaubens.
Ihr habt hier die Erinnerung an Zinzendorf, Bodelschwingh, Hudson Taylor.
Wir sollen von ihnen lernen und merken: Wir sind nur hineingepflanzt in eine große Stafette.
Wir wollen treu sein. Wir machen keine neue Gemeinde, sondern wir sind in diese alte Gemeinde hineingestellt, die zurückgeht auf den Grund der Apostel und Propheten, und wollen treu sein – treu dem Herrn.
Der fünfte Punkt ist wichtig: Das Wachsein heute ist verwurzelt auf dem Felsengrund des Wortes Gottes.
Das Glaubensfeuer kann nur brennen – nicht durch Events.
Dein Glaubensfeuer kann nur brennen durch das Wort Gottes.
Der Glaube kann überhaupt nur leben aus dem Wort Gottes, weil von nichts anderem der Glaube herkommt, als dass das Wort Gottes sich nähert, dass der Glaube aus dem Wort Gottes gezeugt wird.
Da kommt mein Glaube her, und da muss ich immer wieder zurück.
Da muss ich die anderen mitnehmen als ein Hirte und sagen: Komm, wir lesen wieder das Wort miteinander.
Die schlimmste Not der westlichen Christenheit ist, dass das Vertrauen ins Bibelwort tief erschüttert ist.
Ist das Wort der Bibel noch wirklich verlässliches Wort Gottes?
Natürlich ist es das.
Ich bin überzeugt, dass keine Silbe dieses Wortes hinfallen kann.
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Es mag Stellen der Bibel geben, die wir nicht verstehen, dann lassen wir sie liegen.
Wir haben so viel, was wir verstehen können.
Dieses Wort Gottes ist uns gegeben, nicht als ein löchriger Rettungsschirm, sondern als ein verlässlicher Grund unseres Glaubens, auf dem wir leben können.
Ich will nicht darüber reden, woher das kommt.
Aber ganz wichtig ist, dass wir mit diesem Wort Gottes leben.
Überall in der Welt ist nur dort Aufbruch lebendiger Gemeinde, wo das Wort Gottes geheiligt und gerne gehört wird.
In der äthiopischen Kirche, die gar nicht alt ist, die das Wort des Lebens hat – sie entstand 1944 in der größten Verfolgung, im italienischen Krieg unter Mussolini, mit wenigen Gläubigen –, heute ist sie eine der am stärksten wachsenden Kirchen mit über sieben Millionen nüchternen, bibeltreuen Leuten.
Dort gibt es nur Bibelschulung.
Man wird erst nach sechs Monaten getauft, nach Prüfung.
Es gibt 3000 Bibelschulen im Land, wo die Mitarbeiter zugerüstet werden.
Jeder Christ in der Dritten Welt hat im Gottesdienst eine Bibel auf dem Schoß, auch in China jeder!
Sie wollen nachlesen, ob das wirklich das Wort Gottes ist, was da gepredigt wird.
Das nehmen sie im Prediger nicht einfach so ab.
Wir haben einen großen Fehlbedarf, dass wir im Wort Gottes bleiben, um wache Christen zu sein.
Das Wort Gottes hören und nicht nur die Stellen herausschneiden, die uns am meisten gefallen.
Nur das Wort Gottes kann Frucht schaffen.
Das Wort Gottes kann aufgehen, wie im Bild vom vierfachen Acker.
Es wächst und trägt Frucht.
Ich kann keine Frucht machen, sondern das Wort schafft das.
Erweckung kommt nur immer aus dem verkündigten Wort.
Die Geschichte von Bogengrün ist eine Geschichte des Wortes Gottes, von gläubigen Menschen, die das Wort in ihrem Leben wachsen ließen.
Das ist überall so, in den vielen Beispielen von Zeugen des Glaubens.
Wo kann dein Glaubensfeuer wieder wachsen?
Und wie ist das mit der stillen Zeit?
Es nützt nichts, wenn wir 15 Minuten am Morgen des Tages „runterspulen“ und abstoppen und sagen: „15 Minuten beim Bibellesen.“
Kommt es zu der Begegnung mit Christus? Kann der Geist Gottes dich verändern, trifft es dich, weist es dich zurecht, mahnt es?
Das ist so wichtig.
Das Wort Gottes kann uns verändern und neu machen.
Es dringt bis ins Innerste unseres Lebens.
Das ist so wichtig auf dem Felsengrund des Wortes Gottes.
Ich habe noch zwei Punkte, die mir wichtig sind.
Der sechste Punkt: Im Leiden nicht müde werden.
Ich habe neulich in der Passionswoche in einem großen christlichen Werk, einem großen Freizeitheim, eine Bibelwoche gehalten und das Thema des Leidens gewählt.
Interessanterweise sind in der Bibel alle Worte vom Leiden mit der Freude verknüpft.
„Freut euch, wenn ihr mit Christus leidet“, „Freut euch, wenn ihr in Anfechtung fallt.“
Es war die geringste Zahl der Teilnehmer, die sich zu dieser Bibelwoche und der Karwoche angemeldet hat – nicht weil es die Karwoche war, sondern weil wir das Leiden ausblenden.
Dr. Acit Fernando, der Leiter von Jugend für Christus, hat ein tolles Buch über Leiden in der Bibel geschrieben.
Es ist in Amerika erschienen, in Deutsch übersetzt und hat in Deutschland den etwas unglücklichen Titel „Aus Tränen werden Sterne“ bekommen.
Der Henssler Verlag hat gerade 1500 Exemplare verkauft.
Dabei ist das Thema des Leidens heute das aktuellste Thema.
Ich habe niemanden in eurer Gemeinde, der nicht schwer mit dem Leiden kämpft.
Ob der eine schon seine Krebssymptome hat, ob die Ehe zerbricht, ob die Kinder aus der Bahn geraten – überall Leiden.
Wir merken nicht, dass wir die christliche Erfahrung erst im Leiden machen, im Streit der Mitarbeiter, in den Frustrationen, im Burnout – überall, wo wir drin sind.
Das ist in der Bibel überall das Thema.
Schaut mal beim Paulus: Durch Leiden zur Herrlichkeit.
Das wird ausgeblendet, und das müssen wir wieder erkennen.
Unser Glaube reift nur, wenn wir sehen, dass nicht Wohlstand und Gesundheit die Hauptsache sind.
Wie kann so ein Unsinn gedeihen, dass Leute meinen, wenn sie richtig beten, werden sie nicht mehr krank?
Genau das Gegenteil ist richtig, wenn man Paulus anschaut: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft vollendet sich in deiner Schwachheit.“
Ich treffe neulich bei einem Bibelvortrag einen Mann im Rollstuhl.
Ich frage: „Wie lange geht das?“ Er sagt: „Seit meiner Geburt, es wird immer schlimmer.“
„Wie ertragen Sie das im Glauben?“
„Warum fragen Sie so? Ich hätte Jesus nie gefunden, wenn ich die Krankheit nicht gehabt hätte.“
Wie viele Leute haben wir in unserer Gemeinde, die genau das Gleiche sagen können?
Überrascht werden in unserer Gemeinde ein paar gottlose Leute, die zum Glauben gekommen sind über den Tod ihrer Kinder.
Das ist eine Realität, die wir erfahren haben.
Deshalb wünschen wir es uns nicht.
Aber wir wissen, dass es heidnisches Denken ist, wenn einer sagt: „Hauptsache gesund.“
Das ist eine Frechheit für den, der unter ihnen heute krank ist.
„Hauptsache“ stimmt doch nicht.
„Hauptsache du hast Christus und das ewige Leben vor dir.“
Die Leiden dieser Welt können wir nicht ausklammern in der großen Bewegung, die wir als Christen haben.
Die Gemeinschaft der Leiden gehört auch zur Gemeinde.
Die Gemeinde trägt die Leiden der anderen mit und betet dafür.
Hausbesuche sind die schönste Gelegenheit.
Ich möchte jedem Pastor, jedem Jugendleiter zurufen: Die größte Gelegenheit ist der Hausbesuch.
Bis heute gehen die Türen auf.
Leute sagen: „Warum kommen Sie erst jetzt?“
In 30 Jahren Gemeindetätigkeit erinnere ich mich an keinen Besuch, bei dem ich nicht mit den Leuten beten konnte, obwohl sie oft keine Kirchenmitglieder waren.
Die Leute warten auf uns.
Weil die Leute so schwere Lasten haben, verwundet sind, von schweren Benachteiligungen reden.
Mein Vater hat mich nicht studieren lassen.
Da sitzt eine Frau mit 75 Jahren und sagt: „Wissen Sie, ich komme nicht darüber hinweg, mein Vater war so ungerecht zu mir.“
Sagen Sie: „Sie müssen Ihr Leben in den Griff kriegen.“
Dann erzählen wir von Christus und der Perspektive, die wir haben, weil wir auf ein großes Ziel zuleben.
Und das Letzte, was ich noch sagen will:
Der einzige Platz, der recht unter dem Kreuz steht.
Keiner von uns kann das Reich Gottes bauen.
Wir sind eine Belastung für die Gemeinde, wo wir dazugehören.
Wenn es eine reine Gemeinde gäbe und wir träten dort ein, wäre sie schon immer rein.
Deshalb sind wir nüchtern und wissen, dass wir täglich die Gnade von Jesus brauchen.
Wir brauchen gar nicht viel denken an große Ehre, große Macht oder das, was wir erreichen.
Im 1. Korinther 13 hat Paulus das große Lied der Liebe geschrieben und auch noch einmal einige Aussagen gemacht, wie sie Jesus schon in der Bergpredigt macht.
Wenn ich alle meine Habe den Armen schenken würde – was ich nie tun werde –, wäre es nichts ohne die Jesusliebe.
Wenn ich Märtyrer wäre und meinen Leib verbrennen ließe, ohne die Jesusliebe ist es nichts.
Paulus spricht von der Jesusliebe, der Liebe, die Jesus am Kreuz von Golgatha offenbart hat.
Wir haben uns wahnsinnig lieb – meine Frau und ich sind schon 46 Jahre verheiratet.
Es wird immer schöner, darf ich jedem anderen Ehepaar sagen.
Liebe wird immer toller.
Aber die Liebe von uns ist nicht vergleichbar mit der Jesusliebe.
Die Jesusliebe mit meinen Kindern – und die meinen Paulus – diese Jesusliebe, die alles überstrahlt und uns umgibt.
Sie soll uns tragen in dieser Welt, und die wollen wir weitergeben.
Wenn ich Zungenrede, sagt Paulus, wenn ich alle Geheimnisse wüsste, alle Prophetien kenne, wenn ich einen Glauben hätte, der Berge versetzt – es wäre nichts gegenüber der Jesusliebe.
Das ist das Größte, was wir haben: die Jesusliebe, die dich trägt.
Davon wollen wir ein Leben lang reden, allen Menschen erzählen.
Ohne diese Jesusliebe am Kreuz, die mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat, die mich täglich herausreißt aus den Bindungen der Sünde, bin ich nichts.
Das ist unsere Freude, wenn wir dienen können, wenn wir unser Leben für den Dienst einbringen können.
Diese Freude im Herrn Jesus Christus wollen wir suchen.
Wir wollen die Zeit in dieser Welt ausnutzen mit dem Auftrag, den er uns gibt.
Das Wachsamsein ist wichtig für unsere Gemeinden, damit wir uns nicht verlieren in irgendwelchen Ideologien, wie Gemeinde aussehen müsste.
Wir wollen Gemeinde Jesu sein, dem Herrn treu sein und diesen Weg gehen.
Wir danken, dass er uns gebraucht und in seinen Dienst nimmt.
Und jetzt singen wir ein Lied.
Da steht in unserem Programm das Lied Nummer zwanzig: Groß ist unser Gott.
Dritter Punkt: Die geistliche Verführung erkennen
Und die schlimmste Not, da sind wir beim Dritten, ist die geistliche Verführung. Jesus hat davor gewarnt: Es kommen falsche Christusse. Das macht uns Not, wenn heute viele Mitchristen keine persönliche Lebensbeziehung zu Christus haben können.
Das ist die schlimmste Not, und dadurch bricht auch die Gemeinschaft auseinander. Wenn Menschen Jesus nur als eine theologische Formel sehen und keine persönliche Verbindung zu ihm haben, ist das sehr problematisch.
Ganz besonders schlimm ist in unseren Tagen auch, dass der Mensch zum Maß aller Dinge geworden ist. Wir haben heute eine sehr verrückte Denkweise, die tief in uns allen steckt: Der Mensch, also ich, bestimmt alles, und von ihm geht alles aus. Der große Modezar Karl Lagerfeld hat den schönen Satz gesagt: „Es beginnt alles mit mir und hört mit mir auf, basta.“ So schön, wie er es gesagt hat, sagen wir es meist nicht, aber das ist die große Not.
Diese Not finden wir schon im Thessalonicherbrief angedeutet. Dort wird vom großen Abfall gesprochen: Wenn der Mensch der Bosheit offenbart wird, erscheint der Sohn des Verderbens. Er ist der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott oder Gottesdienst heißt, und vorgibt, er sei Gott.
Ich glaube nicht, dass dafür noch ein dritter Tempel in Jerusalem gebaut werden muss. Ich glaube, dass dieser Abfall schon längst geschehen ist. Bis hinein in die Christenheit vollzieht sich das, dass Jesus das Maß aller Dinge ist und bestimmt, was gilt.
Ich nehme das noch aus dem Evangelium heraus: Jesus ist das Maß aller Dinge, er bestimmt, was gilt. Und da sorge ich mich, dass unser Glaubensleben oft ganz diesseitig geworden ist. Wir sorgen uns um Wohlergehen, Berufsprobleme, Wirtschaft und natürlich auch um vieles andere. Wir dürfen das ja alles in unseren Glauben hineinpacken. Aber ist das alles?
Die Ehe-Nöte, die Sorgen um Gesundheit, um liebe Menschen und um den Mitmenschen, die Glaubenszweifel – diese ichbezogene Denkweise unseres Glaubens, wenn uns die irdischen Dinge allein in Atem halten und wir vergessen, dass das Zeitliche uns klein macht. Das Kleine und das Große – was ist das alles im Licht der Ewigkeit?
Wir brauchen wieder die große Schau, die Erkenntnis, dass diese irdischen Dinge in die Heiligung für Christus hineingenommen werden. Natürlich unser Berufsleben, unser Eheleben – aber im Blick auf den kommenden Jesus sollen wir leben.
Das können wir von den klugen Jungfrauen lernen. Wir haben das große Ziel, das wir erreichen wollen: In Wort und Werk und allem Wesen soll Jesus sein und sonst nichts.
In Matthäus 24 hat Jesus viele Punkte genannt, und einer davon ist besonders schlimm: Die Gesetzlosigkeit wird überhandnehmen. Die Gesetzlosigkeit – gilt das für uns selbst? Vor zehn oder zwanzig Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, was heute in evangelikalen Gruppierungen als Bruch der göttlichen Ordnungen möglich ist und toleriert wird.
Da werde ich ängstlich. Geht das noch? Sind wir noch in der Klarheit auf den kommenden Jesus Christus, leben wir im Gehorsam?
Es ist wirklich so: Wenn man Christen in Verfolgungsländern begegnet, spürt man mit welcher Leidenschaft sie auf Christus hinleben. Ich traf in Kuba einen Gemeindeleiter, und wir sprachen miteinander. Er sagte: „Du kannst so gut Englisch.“ Dann erzählte er, dass er Touristenguide in Kuba war – der große Traumberuf, Touristenguide, denn die bekommen Trinkgeld.
In Kuba sind die Schaufenster zwar übervoll, aber man muss mit Euro oder Dollar bezahlen. Wenn man Pesos hat, muss man mit Lebensmittelkarten in Hinterhofläden gehen, wo es fast nichts gibt. Wenn man zwei Eier im Monat bekommt, kann man glücklich sein.
Er sagte: „Also ich war Touristenguide, ich habe Dollar und Euro in Massen bekommen. Dann bin ich zu meinem Chef gegangen, war so ein 32 Jahre alter Mann, und habe gesagt, ich steige aus.“ Sein Chef fragte: „Was machst du?“ Er antwortete: „Ich werde Prediger.“ Der Chef sagte: „Du spinnst.“ Aber bereut hat er es nie. Er sagte: „Ich brauche diese ganzen Dinge nicht.“ Und in diesem furchtbar notleidenden Land mit stalinistischem Kommunismus in Kuba bringt er die Botschaft des Evangeliums.
Wir sind oft den materiellen Dingen längst erlegen und haben das große Ziel verloren. Im Hebräerbrief wird uns geschildert, wie eine Gemeinde den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet hat – habt ihr richtig gehört: den Raub ihrer Güter mit Freuden.
Es ist ein köstliches Ding, wenn das Herz fest wird. Sind wir wirklich los von den materiellen Dingen? Das ist die große Gefahr in unseren westlichen Kulturen: dass wir an diesen Dingen hängen und dadurch das große Ziel des Kommens des Herrn Jesus verlieren.
Wenn das Herz fest wird, wenn im toschenden Sturm Festigkeit da ist, wie ein Baum, der steht und der Sturm an ihm rüttelt, aber der Stamm feststeht – ganz fest –, dann geschieht das durch Gnade. In der Gnade von Christus sind wir geborgen in der letzten bösen Zeit.
Ich hatte in China einst noch mit den Hauskirchengemeinden eine Begegnung mit Wang Mingtao, der 23 Jahre im Straflager war. Er war schon weit über 90 Jahre alt, weil er eine Hauskirche in Shanghai geleitet hat. Ich war eingeladen, dabei zu sein. Man saß in einer Drei-Zimmer-Wohnung auf dem Boden, vielleicht 120 bis 130 Leute, ein dreistündiger Gottesdienst.
Ich fragte ihn: „Was gibst du mir mit für die Christen in Deutschland?“ Er lachte, war schon erblindet, und sagte: „Deutschland, ja ja, ihr habt viele Werke, vergesst die erste Liebe zu Jesus nicht.“
Das war mir so ein Vermächtnis eines solchen Mannes: Das Entscheidende ist, wie stehe ich zu Jesus, wie steht die Gemeinde zu Jesus? Oder überfahren uns die materiellen Sorgen heute so sehr, dass wir ganz nur noch darin gefangen sind – in diesen Geldfragen? Auch jetzt, in einer Zeit, in der wir sicher auf große Inflationen zugehen.
Vierter Punkt: Die Bedeutung der Gemeinschaft in der Gemeinde
Vierter Punkt: Solo geht es nicht.
Dabei meine ich nicht die Lebensgemeinschaft, sondern das wunderbare Geschenk der Gemeinde. Was hat uns Gott in der Jesusgemeinde geschenkt, wenn wir zusammenkommen? Es ist gar nicht wichtig, in welcher Gruppierung oder Denomination wir sind. Entscheidend ist, dass wir in dieser Welt Schwestern und Brüder finden, mit denen wir beten können und das Wort auslegen. Das ist das allergrößte Geschenk.
Chinesische Brüder, die 23 Jahre Haft erlitten, sagten, sie hätten keinen Bruder gehabt. Das war das Allerschlimmste in der Gefangenschaft. Alle anderen Foltern hätten sie ertragen, aber keinen Bruder zu haben, war unerträglich. Und was ist mit uns? Wir haben das Geschenk der Gemeinschaft.
Doch in unserer Zeit ist die Gemeinde wieder besonders bedroht. Es ist richtig, dass wir Menschen gewinnen wollen. Wir möchten eine attraktive, weltoffene Gemeinde sein und alle einladen. Aber wir dürfen nie vergessen: Wir bleiben Gemeinde Gottes. Wir unterliegen nicht dem Urteil einer gottlosen Welt, ob sie uns gut findet oder nicht. Vielmehr stehen wir vor dem Richterspruch des Herrn und wollen Gemeinde Gottes sein und ihm treu bleiben.
Ich bin immer sorgsam, wenn es um das Wachsen der Gemeinde geht. Es ist eine gute Absicht, wenn wir wachsen wollen, aber wir sollten nicht zu viel hineinmischen. Jesus hat gesagt: „Ich will meine Gemeinde bauen.“ Er ist der Baumeister. Herr Jesus, baue du die Gemeinden! Im ganzen Neuen Testament steht nichts von der Forderung nach einem Wachstum in Zahlen. Aber es steht drin, dass die Gemeinde im Wachsen auf Christus hin wachsen soll – in Liebe, Treue und Hingabe zu Christus.
Es soll uns nicht sorgen, wenn eine Gemeinde mal klein und kümmerlich ist. Das ist nicht wichtig, solange Christus da ist und wir seinem Wort treu bleiben. In den Sendschreiben der Offenbarung heißt es: „Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot.“ Das ist das Schlimmste. Der Name von Christus ist da, aber nicht mehr die Kraft von Christus.
In diesem Zusammenhang bin ich am meisten erschrocken, wie viele Gemeinden die Bibelstunde aufgegeben haben. Wenn Sie die Bibelstunde nur als langweilige Veranstaltung kennen, dann kennen Sie das Wort Gottes nicht. Es muss jedes Mal so sein, dass das Wort gegen den Strich unseres Denkens geht, uns aufrüttelt und trifft. Ich habe in der Gemeinde erlebt, dass die meisten Menschen zum Glauben gekommen sind – außenstehend – in der Bibelstunde, nicht im Gottesdienst.
Das ist so wunderbar: Wir sind am Wort Gottes. Heute Mittag habe ich gesagt, dass das Wort Gottes Träger des Heiligen Geistes ist. Jesus sagt: „Meine Worte sind Geist und Leben.“ Wenn wir dieses Wort hören, geschieht etwas in unserem Leben. Es bewirkt eine neue Geburt, weil der Geist Gottes durch das Wort zu uns kommt, dort schafft und tätig ist. Das ist so wichtig.
Martin Luther hat in der Vorrede zur deutschen Messe gesagt, es sei das Allerschönste, wenn wir Gottesdienste feiern, auch ohne viel Gesang. Ich bin nicht gegen Musik, aber das Entscheidende geschieht auch dort, wo wir das Wort Gottes auslegen. Es ist wichtig, dass wir das Wort Gottes gerne hören und lernen. So verlieren wir auch nicht die Verbindung zu den Vätern und Müttern des Glaubens.
Thor Spengel erwähnt die großen Zeugen des Glaubens. Ihr habt hier die Erinnerung an Zinzendorf, Bodelschwingh oder Hudson Taylor. Von ihnen nehmen wir und merken: Wir sind nur hineingepflanzt in eine große Stafette. Wir wollen treu sein. Wir machen keine neue Gemeinde, sondern sind in diese alte Gemeinde hineingestellt, die zurückgeht auf den Grund der Apostel und Propheten. Und wir wollen treu sein, treu, treu dem Herrn.
Fünfter Punkt: Das Wort Gottes als Fundament des Glaubens
Und da ist der fünfte Punkt wichtig: Ja, dieses Wachsein heute ist verwurzelt auf dem Felsengrund des Wortes Gottes. Das Glaubensfeuer kann nur brennen – nicht durch Events. Dein Glaubensfeuer kann nur durch das Wort Gottes brennen.
Der Glaube kann überhaupt nur aus dem Wort Gottes leben, denn von nichts anderem kommt der Glaube her, als dass sich das Wort Gottes nähert und aus dem Wort Gottes gezeugt wird. Mein Glaube kommt von dort, und ich muss immer wieder zu diesem Ursprung zurückkehren. Dabei muss ich auch die anderen mitnehmen, wie ein Hirte, und sagen: Komm, wir lesen wieder das Wort miteinander.
Die schlimmste Not der westlichen Christenheit ist, dass das Vertrauen ins Bibelwort tief erschüttert ist. Ist das Wort der Bibel noch wirklich verlässliches Wort Gottes? Natürlich ist es das. Ich bin überzeugt, dass keine Silbe dieses Wortes hinfallen kann. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Es mag Stellen in der Bibel geben, die wir nicht verstehen. Dann lassen wir sie eben liegen. Wir haben so viel, was wir verstehen können. Aber dieses Wort Gottes ist uns nicht als ein löchriger Rettungsschirm gegeben, sondern als ein verlässlicher Grund unseres Glaubens, auf dem wir leben können.
Ich will nicht darüber reden, woher das kommt, aber ganz wichtig ist, dass wir mit diesem Wort Gottes leben. Überall auf der Welt gibt es nur dort einen Aufbruch lebendiger Gemeinde, wo das Wort Gottes heilig gehalten und gerne gehört wird.
In der äthiopischen Kirche, die gar nicht so alt ist, die das Wort des Lebens hat – entstanden 1944 in der größten Verfolgung während des italienischen Krieges unter Mussolini mit wenigen Gläubigen – ist heute eine der am stärksten wachsenden Kirchen mit über sieben Millionen nüchternen, nur bibeltreuen Leuten.
Dort war es immer so: nur durch Bibelschulung. Du wirst erst nach sechs Monaten getauft, nach einer Prüfung. Es gibt 3000 Bibelschulen im Land, wo die Mitarbeiter zugerüstet werden. Jeder Christ in der dritten Welt hat im Gottesdienst eine Bibel auf dem Schoß, auch in China, sogar im Busch. Dort wollen sie nachlesen, ob das wirklich das Wort Gottes ist, was gepredigt wird. Das nehmen sie dem Prediger nicht einfach so ab.
Wir haben einen großen Fehlbedarf darin, im Wort Gottes zu bleiben, um wache Christen zu sein. Das Wort Gottes zu hören und nicht nur die Stellen herauszupicken, die uns am meisten gefallen. Nur das Wort Gottes kann Frucht bringen, dass das Wort Gottes aufgeht. Das wird so schön im Bild vom vierfachen Ackerfeld dargestellt: Es wächst und trägt dann Frucht.
Ich kann keine Frucht machen, sondern das Wort schafft das. Die Erweckung kommt immer nur aus dem verkündigten Wort. Die Geschichte von Bogengrün ist eine Geschichte des Wortes Gottes, von gläubigen Menschen, die das Wort in ihrem Leben wachsen ließen. Und so ist es überall in den vielen Beispielen, die wir von den Zeugen des Glaubens haben.
Wo kann dein Glaubensfeuer wieder wachsen? Wie ist das mit der stillen Zeit? Es nützt nichts, wenn wir 15 Minuten am Morgen des Tages einfach nur durchspulen und abstoppen und sagen: „15 Minuten beim Bibellesen.“ Kommt es zu einer Begegnung mit Christus? Kann der Geist Gottes dich verändern? Trifft es dich? Weist es dich zurecht? Mahnt es dich? Das ist so wichtig.
Das Wort Gottes kann uns verändern und neu machen. Es dringt bis ins Innerste meines Lebens. Das ist so wichtig – auf dem Felsengrund des Wortes Gottes.
Ich habe noch zwei Punkte, die mir wichtig sind. Der sechste Punkt: Im Leiden nicht müde werden.
Sechster Punkt: Im Leiden nicht müde werden
Ich habe neulich in der Passionswoche in einem großen christlichen Werk, einem großen Freizeitheim, eine Bibelwoche gehalten. Das Thema war das Leiden. Es ist interessant, dass in der Bibel alle Worte zum Leiden mit der Freude verknüpft sind. So heißt es zum Beispiel: „Freut euch, wenn ihr mit Christus leidet“ oder „Freut euch, wenn ihr in Anfechtung fallt“.
Es war die geringste Zahl an Teilnehmern angemeldet für diese Bibelwoche und die Karwoche. Nicht, weil es die Karwoche war, sondern weil wir das Leiden ausblenden. Dr. Acit Fernando, der Leiter von Jugend für Christus, hat ein ganz tolles Buch über Leiden in der Bibel geschrieben. Es ist in Amerika erschienen und wurde ins Deutsche übersetzt. In Deutschland bekam es den etwas unpassenden Titel „Aus Tränen werden Sterne“. Der Henssler Verlag hat gerade 1500 Exemplare verkauft.
Dabei ist das Thema Leiden heute das aktuellste Thema. Ich kenne niemanden in eurer Gemeinde, der nicht schwer mit dem Leiden kämpft. Ob jemand schon seine Krebssymptome hat, ob eine Ehe zerbricht oder die Kinder aus der Bahn geraten – überall gibt es Leiden. Und wir merken nicht, dass wir die christliche Erfahrung erst im Leiden machen – im Streit der Mitarbeiter, in Frustrationen, im Burn-out und überall, wo wir drin stecken.
Das ist in der Bibel überall das Thema. Schaut mal bei Paulus nach: „Durch Leiden zur Herrlichkeit“. Das wird oft ausgeblendet. Wir müssen wieder erkennen, dass unser Glaube nur reift, wenn wir verstehen, dass nicht Wohlstand und Gesundheit die Hauptsache sind. Wie kann so ein Unsinn entstehen, dass Leute meinen, wenn sie richtig beten, werden sie nicht mehr krank?
Genau das Gegenteil ist richtig, wenn man Paulus betrachtet. Er sagt: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft vollendet sich in deiner Ohnmacht, in deiner Schwäche.“ Dort ist die christliche Kraft erst richtig da.
Neulich traf ich bei einem Bibelvortrag einen Mann im Rollstuhl. Ich fragte ihn, wie lange das schon so sei. Er antwortete: „Seit meiner Geburt, und es wird immer schlimmer.“ Ich fragte, wie er das im Glauben erträgt. Er sagte: „Ich hätte Jesus nie gefunden, wenn ich die Krankheit nicht gehabt hätte.“ Wie viele Leute in unserer Gemeinde können das Gleiche sagen?
Überraschenderweise sind in unserer Gemeinde auch ein paar gottlose Leute durch den Tod ihrer Kinder zum Glauben gekommen. Das ist eine Realität, die wir erfahren haben. Deshalb wünschen wir uns das Leiden nicht. Aber wir wissen, dass es heidnisches Denken ist, wenn jemand sagt: „Hauptsache gesund.“ Das ist eine Frechheit gegenüber denen, die heute krank sind. „Hauptsache“ stimmt nicht, sondern „Hauptsache du hast Christus“ und das ewige Leben vor dir.
Die Leiden dieser Welt können wir nicht ausblenden in der großen Bewegung, die wir als Christen haben. Die Gemeinschaft der Leiden gehört dazu, auch die Gemeinde, die die Leiden mitträgt. Das ist wunderbar: Eine Gemeinde trägt die Leiden der anderen mit und betet dafür.
Hausbesuche sind die schönste Gelegenheit dafür. Ich möchte jedem Pastor und jedem Jugendleiter zurufen: Die größte Gelegenheit sind bis heute die Hausbesuche. Die Türen gehen auf. Kommt, ihr, die ihr erst jetzt kommt!
Wenn wir junge Leute für Jesus gewinnen wollen, dann geht das nicht über große Zettel, sondern über das mündliche, herzhafte Anteilnehmen am Schicksal der Leute, am Anteilnehmen der Kranken und das Einladen der Menschen. Selbst in meiner Großstadtsituation, in den großen Hochhäusern, wo die Leute oft nicht einmal wissen, wer ihre Nachbarn sind, sagen die Menschen immer wieder: „Warum kommen Sie erst jetzt?“
In 30 Jahren Gemeindetätigkeit erinnere ich mich an keinen Besuch, bei dem ich nicht mit den Leuten beten konnte, obwohl sie oft keine Kirchenmitglieder waren. Die Menschen warten auf uns.
Weil die Leute so schwere Lasten tragen, sind sie verwundet. Sie sprechen von schweren Benachteiligungen. Zum Beispiel sagt eine Frau mit 75 Jahren: „Wissen Sie, ich komme nicht darüber hinweg, mein Vater war so ungerecht zu mir.“ Dann sagen wir nicht einfach: „Sie müssen mal das Leben in den Griff kriegen.“ Stattdessen erzählen wir von Christus und von der Perspektive, die wir haben, weil wir auf ein großes Ziel zuleben.
Siebter Punkt: Die Liebe als Fundament des Dienstes
Und das Letzte, was ich noch sagen möchte: Der einzige Platz, der wirklich zählt, ist unter dem Kreuz. Keiner von uns kann das Reich Gottes aus eigener Kraft bauen. Wir sind eine Belastung für die Gottesgemeinde, zu der wir gehören.
Wenn es eine reine Gemeinde gäbe und wir träten dort ein, dann wäre sie schon immer rein gewesen. Deshalb müssen wir ganz nüchtern anerkennen, dass wir täglich die Gnade von Jesus brauchen. Wir sollten uns nicht zu sehr mit Gedanken an große Ehre, große Macht oder das, was wir erreichen können, beschäftigen.
Im 1. Korinther 13 hat Paulus das große Lied der Liebe geschrieben. Er macht darin auch einige Aussagen, die an die Bergpredigt Jesu erinnern. Wenn ich all mein Hab und Gut den Armen schenken würde – was ich nie tun werde – wäre das ohne die Liebe Jesu nichts wert. Wenn ich Märtyrer wäre und meinen Leib verbrennen ließe, ohne die Liebe Jesu, wäre das ebenfalls bedeutungslos.
Paulus spricht von der Jesusliebe – der Liebe, die Jesus am Kreuz großartig offenbart hat. Meine Frau und ich sind seit 46 Jahren verheiratet, und unsere Liebe wird immer schöner. Das darf ich jedem Ehepaar sagen: Liebe wird immer toller. Aber unsere Liebe ist nicht vergleichbar mit der Liebe Jesu oder der Liebe zu meinen Kindern. Die Jesusliebe, von der Paulus spricht, ist eine Liebe, die alles durchdringt und uns umgibt. Sie soll uns in dieser Welt tragen, und diese Liebe wollen wir weitergeben.
Paulus sagt weiter: Wenn ich in Zungen reden könnte, alle Geheimnisse kennen würde, alle Prophezeiungen verstehen würde und einen Glauben hätte, der Berge versetzt, wäre das alles nichts ohne die Jesusliebe. Diese Liebe ist das Größte, was wir haben – die Liebe Jesu, die dich trägt. Davon wollen wir unser Leben lang reden und allen Menschen davon erzählen.
Ohne diese Jesusliebe am Kreuz, die mich als verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat und mich täglich aus den Bindungen der Sünde herausreißt, bin ich nichts. Das ist unsere Freude: wenn wir dienen können, wenn wir unser Leben in den Dienst einbringen dürfen. Diese Freude wollen wir suchen – im Herrn Jesus Christus.
Wir wollen die Zeit in dieser Welt nutzen und den Auftrag erfüllen, den er uns gibt. Wachsamkeit ist wichtig für unsere Gemeinden, damit wir uns nicht in irgendwelchen Ideologien verlieren, wie Gemeinde aussehen müsste. Wir wollen Gemeinde Jesu sein, dem Herrn treu bleiben und diesen Weg gehen. Wir danken ihm, dass er uns gebraucht und uns in seinen Dienst nimmt.
Und jetzt singen wir ein Lied. In unserem Programm steht das Lied Nummer zwanzig: Groß ist unser Gott.
