Lebensweg und Berufung
Frau Präsidentin Wiesbaden!
Im April 1966 wurde sie an die Pädagogische Hochschule in Braunschweig als Professorin berufen. Dort erhielt sie 1972 die ordentliche Professur.
1970 habilitierte sie sich an der Universität Marburg für Neues Testament und erhielt die Venia Legendi, also die Vorlesungsbefähigung, an der Theologischen Fakultät der Philipps-Universität in Marburg. 1971 wurde ihr dort der Titel Honorarprofessorin verliehen.
1977 wurde sie ordentliche Professorin an der Technischen Universität in Braunschweig. In dieser Zeit, in ihrer bibelkritischen Phase, wie sie heute sagt, schrieb sie Standardwerke der historisch-kritischen Methode. Dazu gehören die Gleichnisse Jesu und andere Bücher, die sie später verworfen hat.
Am 5. November 1977 übergab sie ihr Leben ihrem Herrn Jesus Christus. Sie tat Buße für ihr verkehrtes theologisches Denken und Lehren, wie sie selbst schreibt.
1980 ließ sie sich aus gesundheitlichen Gründen pensionieren. Das bedeutete jedoch nicht, dass sie im Ruhestand war. Denn 1982 begann sie mit 56 Jahren eine ganz neue Tätigkeit auf dem Missionsfeld in Indonesien, Bato, an der Bibelschule, wo sie Vorlesungen hielt.
Auch heute ist sie noch unterwegs, soweit ich weiß, von Südafrika bis Norwegen und von Australien bis Indonesien. Das ist auch ein Geschenk des Herrn, dass er ihr mit inzwischen 73 Jahren noch diese Gesundheit geschenkt hat.
Ja, das war kurz zur Biografie.
Die Grundlage des Glaubens
Wir beginnen mit zwei Versen aus Gottes Wort, die gewissermaßen den Hintergrund bilden für das, was ich sagen werde. Vor diesem Hintergrund sollten Sie alles betrachten.
Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei und zu jedem guten Werk völlig zugerüstet ist. So steht es jedenfalls in einer Übersetzung, die dem Urtext entspricht.
In Indonesien habe ich es anders erlebt. Dort hatten meine Studenten bereits eine historisch-kritische Bibelausgabe. Dort hieß es dann: Alle Schrift, soweit sie von Gott eingegeben ist. Das bedeutet, man unterschied zwischen dem, was in Gottes Wort von Gott eingegeben ist, und dem, was es nicht ist.
In dieser Situation konnte ich ihnen nur raten, fleißig Griechisch zu lernen, damit sie diese Verfälschungen erkennen können.
Die Suche nach dem Glauben in der Jugend
Nun, als ich so um die zwanzig Jahre alt war, war das Tausendjährige Reich am Ende. Die Kirche, von der mir eine Mitschülerin gesagt hatte: „Ach, in zehn Jahren gibt es doch keine Kirche mehr“, die gab es noch immer.
Ich begann dann darüber nachzudenken, wie das denn eigentlich mit dem Glauben sei. Ich fing auch wieder an, zur Schule zu gehen. Ich war schon auf der Lehrerbildungsanstalt gewesen, und wir hatten dort Religionsunterricht. Aber der Pastor, bei dem wir diesen Unterricht hatten, war nicht in der Lage, uns etwas von Jesus zu sagen. Man hörte dies und das, was sicher nicht ganz uninteressant war, aber das, wonach das Herz fragte, das bekam man nicht zu hören.
Ich ging sogar einmal zu dem Pastor hin, was einem Schüler ja nicht so leicht fällt. Aber alles, was er mir dann sagte, war: „Zerbrich dir nicht den Kopf so sehr, zerbrich den Willen, das ist mehr.“ Einen Gebrauchsanweiser bekam ich nicht, wie man denn den Willen zerbrechen könne. Auch warum ich das machen sollte, war mir nicht klar.
Na ja, ich dachte, ich sollte vielleicht Theologie studieren, wenigstens so nebenbei, neben einem anderen Studienfach. So wollte ich am Ende herausfinden, was es denn mit dem Glauben auf sich hat. Dann sagte mir eine Mitschülerin: „Du bist ja schön blöd, nimm doch Volltheologie, dann bekommst du doch wenigstens einen Studienplatz.“
Ich ließ mich überreden, doch umso mehr beschäftigte mich die Sache. Denn das war ja eigentlich eine halbe Lüge, ich wollte ja gar nicht wirklich Theologie studieren. Am Ende, nachdem ich das Abitur hatte, sagte mein Vater noch: „Du willst doch Theologie studieren. Da gibt es so eine Freizeit für Abiturienten, da willst du doch sicher hin.“
Ich wollte gar nicht, aber ich war viel zu feige, meinem Vater das zu sagen. Also fuhr ich dahin. Dort begegnete mir ein Pastor, der Jesus persönlich kannte. Eigentlich hatten sie für uns Abiturienten einen Pastor Doktor vorgesehen. Aber durch Gottes Weisheit bekam dieser gerade seine Grippe, und sie mussten in letzter Minute auf jemanden zurückgreifen, den sie wahrscheinlich niemals für uns Abiturienten genommen hätten.
Doch dieser Pastor kannte Jesus persönlich. Er hatte auch den Mut, uns zu sagen, dass wir es nötig hätten, gerettet zu werden, dass wir ihn als Heiland brauchten. Von uns zwanzig stimmten dann sechs oder sieben zu.
Das war ein Tag großer Freude. Danach ging aber jeder in sein eigenes Leben zurück. Für mich bedeutete das einige Monate später, dass ich dann zum Studium kam.
Erfahrungen im Theologiestudium
Die Universität, an der ich einen Studienplatz erhielt, war Marburg. Marburg bedeutete für uns Theologiestudenten vor allem Bultmann. Die anderen Professoren waren sozusagen der Rest. So habe ich tatsächlich die historisch-kritische Theologie in Reinkultur erlebt.
Es hätte jedoch keinen wirklichen Unterschied gemacht, wenn ich an einer anderen deutschen theologischen Fakultät studiert hätte. Denn an jeder einzelnen wäre mir nichts anderes begegnet als die historisch-kritische Theologie.
Für viele von Ihnen ist die historisch-kritische Theologie vielleicht ein Fremdwort. Was das bedeutet, werden Sie gleich verstehen, wenn ich es mit meinen Erfahrungen erläutere.
Im ersten Semester hatte ich natürlich noch die Sprachen zu studieren. Trotzdem war ich bereits im Griechisch-2-Kurs. Gegen Ende des Semesters wagte ich es, in Bultmanns Vorlesung zu gehen. Er las damals über den ersten Korintherbrief. Ich kam in die Vorlesung, als er bei Kapitel 12 war, kann mich aber an nichts aus den Kapiteln 12, 13 und 14 erinnern.
Was ich jedoch nicht vergessen werde, ist, was er sagte, als er zu Kapitel 15 kam. Dort, wo es heißt, dass Christus für unsere Sünden geschlachtet worden ist nach den Schriften, dass er begraben wurde und am dritten Tag nach den Schriften auferweckt worden ist, und dass er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen, danach mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt noch leben, einige aber auch entschlafen sind.
Zu dieser Stelle, 1. Korinther 15,4-6, sagte Bultmann: „Hier ist Paulus nicht auf der gewöhnlichen Höhe seiner Theologie, denn er redet von der Auferstehung Jesu, als wäre sie ein historisches Faktum.“
So lernte ich als junge Studentin im ersten theologischen Semester, dass es nicht erlaubt sei, die Auferstehung Jesu als theologisches Faktum zu betrachten. Diese Theologen hätten besser auf das gehört, was im gleichen Kapitel, Verse 17-19 steht: „Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden. Also sind auch die, welche in Christus entschlafen sind, verloren gegangen. Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die Elendesten von allen Menschen.“
Das ist die exakte Beschreibung eines historisch-kritischen Theologen. Er glaubt an Jesus. Wenn Sie einen solchen Theologen fragen, ob er an Jesus geglaubt hat, wird er selbstverständlich bejahen, schließlich ist er Theologe. Aber er glaubt an Jesus nur in diesem Leben.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Das macht ihn wirklich zu den Elendsten von allen Menschen.
Eine weitere treffende Beschreibung eines historisch-kritischen Theologen finden wir in Gottes Wort, im 2. Petrusbrief 3,3-4: „Und zuerst dies wisst, dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden, die nach ihren eigenen Begierden wandern und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an.“
Ich erinnere mich noch, wie Bultmann sagte: „Wir müssen uns nun darüber im Klaren sein, dass Jesus nun seit bald zweitausend Jahren nicht wiedergekommen ist und müssen anfangen, zu interpretieren, was in solchen Stellen steht.“
Zweifel an der Jungfrauengeburt
Nun noch etwas zur Frage der Jungfrauengeburt. Als ich in meinem dritten Semester war, las ich Budtmanns Buch über die Geschichte der synoptischen Tradition. Kurz nach Weihnachten kam ich zu dem Abschnitt über die Jungfrauengeburt. Hier schreibt Bultmann etwa, diese Geschichte sei gedacht worden, um ein Problem zu lösen, nämlich das Problem, dass Jesus ja Jesus von Nazareth genannt wird, aber als der Messias hätte er in Bethlehem geboren werden müssen.
Heute würde ich sagen: Was für ein Problem ist das? Es gibt doch kein Gesetz, dass ein Mensch nur nach seinem Geburtsort genannt werden kann und nicht nach dem Ort, wo er vom Kleinkindalter an aufgewachsen ist. Aber damals glaubte ich natürlich meinem Professor. Und er fuhr dann noch fort: Alles, was da in diesem Abschnitt über den Kaiser Augustus und den Zensus steht, das hat Lukas selbst hinzugefügt.
Also das Ganze nur eine erfundene Geschichte? Es war ja erst ein paar Wochen nach Weihnachten, ich hatte noch die Predigt unseres Pfarrers ein bisschen im Ohr, wo er versucht hatte, die vielen Flüchtlinge in unserer Gemeinde zu trösten und ihnen gesagt hat, ja, der Herr Jesus war ja doch auch eine Art Flüchtling, er hatte keinen anderen Platz als die Krippe, um dort hineingelegt zu werden.
Nun überlegte ich: Der war ja Pastor, also hatte er Theologie studiert, also musste er doch wissen, was hier geschrieben stand. Wie konnte er dann so etwas sagen? Ich versuchte, zwei und zwei zusammenzuzählen und bekam fünf heraus.
Nun suchte ich Hilfe und ging zu unserem Studentenpastor. Aber da habe ich keine geistliche Hilfe bekommen. Alles, was er mir versucht hat klarzumachen, mit zwei Beispielen, die ich Ihnen ersparen will, war der doppelte Wahrheitsbegriff der historisch-kritischen Theologie.
Ja, sagen die, wenn ein Kind sie fragt: "Ist das wirklich wahr?", dann will es hören: "Ja, das ist passiert." Aber für Erwachsene können sogar Märchen wahr sein. Denn das sind ja Geschichten mit einer gewissen Meinung.
Wenn Sie einen dieser Theologen fragen: "Glauben Sie, dass Jesus auferstanden lebt?", dann wird er Ihnen sagen: "Aber doch selbstverständlich." Sollte es Ihnen aber einfallen zu fragen: "Heißt das, dass das Grab leer war?", dann wird er antworten: "Aber selbstverständlich nicht." Und Ihnen den Eindruck geben, dass Sie doch etwas sehr Dummes gesagt haben.
Dies also zu einigen grundlegenden Dingen. Ich lernte nun etwas über die Prinzipien des Studierens. Wenn man diese Theologie studiert, wird einem gesagt: So, wie es dasteht in der Bibel, kann es auf keinen Fall gewesen sein, so als hermeneutische Grundeinsicht.
Ich möchte Ihnen das an einem Beispiel klar machen. Sie wissen, was in der Bibel steht über die Einnahme des Heiligen Landes durch Israel mit Gottes Hilfe. Die Theologen sagen: Nein, nein, so war das nicht, sondern die Israeliten waren ja Nomaden und hatten ihre Herden mit Kleinvieh, mit Schafen und Ziegen.
In der Sommerzeit waren sie in der Lage, diese Herden in der Einöde zu weiden. Wenn in Kanaan die Felder abgeweidet waren, durften sie in das Land und ihre Herden auf den abgeernteten Feldern abweiden. Mit der Zeit ließ dann der eine oder andere sein Zelt zurück oder grub einen Brunnen. Am Ende hatten sich dann die Familien einzeln alle in das Land eingeschlichen.
So erzählt man das. Im Übrigen, woher wissen die, dass das so war? Nun, sie machen Rückschlüsse aus Verhältnissen, die wir hier in Deutschland haben. Etwa die Hirten in der Schwäbischen Alb, die bringen ihre Schafe nach Heidelberg, wo selten Schnee fällt.
Aber das ist natürlich nicht die gute Art eines Historikers, aus der Gegenwart in solch einer simplen Weise Rückschlüsse auf die Verhältnisse in der Geschichte zu ziehen.
Wenn Sie nun solch einen Theologen fragen: "Ja, aber wie kommt das denn? Schließlich steht doch in der Bibel ganz anders." Dann wird er Ihnen sagen: "Ja, so hat das Volk Israel das an seinem Glauben gesehen." Aber das ist ja ein merkwürdiger Glaube, der dann angeblich ohne jede reale Grundlage entstanden sein soll.
Der Theologiestudent, der das annehmen soll, muss da gewaltig viel glauben. Aufs Ganze gesehen kann ich sagen, er muss viel mehr glauben als jemand, der alles glaubt, was in Gottes Wort steht.
Wunder hält dagegen die historisch-kritische Theologie nicht für glaubwürdig. Das meint man, das könne nicht geschehen sein. Deshalb sind sie auch auf literarische Abhängigkeit der Evangelien untereinander angewiesen.
Denn es ist ja wohl noch denkbar, dass eine Wundergeschichte von einem Einzelnen erfunden wäre, aber dass die gleiche Wundergeschichte unabhängig voneinander zwei, drei oder vier Mal erfunden sein sollte, das strapaziert nun jede Möglichkeit zu sehr. Da muss dann eben schon der eine vom anderen abgeschrieben haben.
Aber eine andere Grundidee, die jeder Theologiestudent zu übernehmen hat, ist: Man soll Gottes Wort so studieren, als gäbe es Gott nicht. Als methodisches Prinzip heißt es, es kann durchaus sein, dass Ihnen Gott begegnet, wenn Sie die Bibel so studieren. Aber ich sage Ihnen: Dann wird Ihnen niemals Gott begegnen.
Das ist wie beim Computer: Was Sie auf dem Monitor sehen, hängt von dem Programm ab, das Sie gewählt haben. Wenn Sie ein Computerspiel gewählt haben, dann bekommen Sie kein Buchhaltungsprogramm auf dem Monitor.
Wenn ich also das Programm wähle, Gottes Wort so zu studieren, als gäbe es Gott nicht, schätze ich, dass ich da nicht die geringste Chance habe, ihm zu begegnen.
Noch eine Anmerkung zum Studium der Propheten: Da wird einem gesagt, man habe zu unterscheiden zwischen dem, was echt ist, was also auf den Propheten selbst zurückgeht, und dem, was nicht echt ist.
Ich nehme mal theoretisch: Hier Jeremia 26. Es heißt dann etwa, unterstreichen Sie bitte die Verse in Ihrer Biblia Hebraica, die wahrscheinlich echt sind. Also unterstreichen Sie für dieses Kapitel, das ist jetzt theoretisch, Vers 2 und 4, Vers 11 und 12, dann mit Unterbrechung noch Vers 13, das ist nicht sicher echt, aber er könnte echt sein, und dann Vers 19 bis 21.
So ähnlich läuft das denn. Die unterstrichenen Verse sind die, von denen dann der historisch-kritische Theologe annimmt, dass sie auf den Propheten zurückgehen. Der Rest soll dann alles später hinzugefügt sein.
Sie haben auch einige Grundregeln dafür, um zu unterscheiden, was hier als echt und was als nicht echt gilt. Echt soll nur das sein, was Gottes Zorn und Gericht vorhersagt. Alles andere, was noch an Gutem verheißen ist für das Volk Israel, wird dann erklärt, habe Israel sich selbst zurechtgemacht, als es in schlechten Zeiten war, um sich damit selbst zu trösten.
Das ist ja eine merkwürdige Sache, dass man sich so etwas zurechtmacht und sich dann dadurch noch getröstet fühlen kann. Das ist so ungefähr wie die Geschichte von Münchhausen, der sich ja angeblich an seinem eigenen Zopf aus dem Dehnsumpf herausgezogen hat.
Und alle Prophezeiungen über die anderen Völker, die zum Beispiel Babylon oder Ägypten oder Idumäa dann gerichtweis sagen, dies soll Israel sich in seinem Chauvinismus zurechtgemacht haben, als es Israel schlecht ging. Da es zu den anderen Völkern sagte: "Wartet nur ab, ihr bekommt's auch noch."
Das ist also die Art und Weise, wie man in der historisch-kritischen Theologie mit den Prophetenbüchern umgeht. Und weil man zum Beispiel die Worte über die anderen Völker nicht für echt hält, vermisst man alle erfüllten Verheißungen.
Denn abgesehen von den Endzeitprophezeiungen sind ja diese ganzen Prophetien schon erfüllt. Ich habe mal eine Freizeit über die erfüllten Verheißungen in der Bibel gemacht. Ich habe mich nur auf die Prophezeiung über Ägypten beschränkt, weil man ja nicht alles in eine einzige Woche hineinbekommt.
Ich habe einen Reiseführer von Ägypten mit so einer geschichtlichen Einführung daneben gelegt und konnte nur sagen: Ja, Schlacht auf das, da steht es, Schlacht auf das. Es war also wirklich sichtbar erfüllt. Die Verhältnisse in Ägypten heute sind ein Spiegel dessen, was in der Bibel verheißen war.
Und das ist jetzt nur Ägypten, da sind ja noch viel, viel, viel mehr Völker. Aber alles das verpassen die historisch-kritischen Theologen.
Aber es ist noch schlimmer: Weil sie von vornherein nur die Prophezeiungen gelten lassen, die von Gottes Zorn und Gericht über Israel sprechen, haben sie am Ende dann einen anderen Gott.
Diese Theologen sagen, der Gott Israels ist der Gott des Zornes und des Gerichtes. Sie kennen genug Stellen, ich meine: "Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat" oder "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln" – so unendlich viele Stellen aus dem Alten Testament, die wahrlich nicht Androhung von Gericht sind und Wort von Gottes Zorn.
Aber diese Theologen sagen Ihnen: Der Gott des Alten Testamentes ist der Gott des Zornes und des Gerichtes, und Jesus hat dann einen anderen Gott gebracht. Sie meinen damit einen anderen Gottesbegriff, und das sei nun der Gott der Liebe.
Sie verstehen dann wirklich den Gott des Neuen Testamentes als den lieben Gott, der ja nun auch selbstverständlich vergibt. Und damit verpassen sie die wahre Liebe Gottes, nämlich: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, der für uns ans Kreuz gegangen ist.
Das ist der Liebesbrief Gottes, Golgatha, dass Gott für unsere Sünden seinen eingeborenen Sohn gegeben hat. Sonst wären wir ewiglich verloren, weil der heilige Gott den Sünder nicht annehmen kann.
Und diese wunderbare, herrliche Liebe Gottes wird von diesen Theologen nicht wahrgenommen, obwohl sie genug vom Kreuz reden. Aber sie verstehen nicht, dass das Kreuz eben nichts anderes ist, als dass der Herr Jesus an unserer Stelle gelitten hat und dass das Gottes Liebe ist.
Und das Schlimme ist, dass deshalb die wirklich frohe Botschaft von ihnen nicht verkündigt wird.
Da kann es sein, Sie bringen jemanden als Leuchting in die Kirche, dann wird er getauft und geht vielleicht auch noch zum Kindergottesdienst und wird zum Konfirmandenunterricht geschickt und am Ende konfirmiert. Dann lässt er sich später auf alle Fälle kirchlich trauen.
Dann werden die eigenen Kinder zur Taufe gebracht und zum Unterricht, und am Ende wird er schließlich durch einen evangelischen Pastor auch beerdigt. War also sein ganzes Leben kirchlich und ist doch verloren, weil ihm niemals jemand gesagt hat, dass er Jesus selbst als Heiland annehmen muss.
Das ist ein Schritt, den jeder persönlich tun muss. Es genügt nicht, irgendwo kirchlich zu sein und irgendwo dazuzugehören.
Das ist sonst ungefähr so, wie wenn Junge und Mädchen miteinander gehen, nicht? Vielleicht jeden Sonntag und noch ein paarmal in der Woche, sie gehen aus und machen vieles zusammen, und am Ende sind sie nicht verheiratet.
Verheiratet sind sie, wenn sie zum Standesamt gehen.
Und so brauchen wir auch, dass wir diesen persönlichen Schritt zu Jesus tun. Jesus hat wirklich alles für uns getan. Und wir sind wirklich jede einzelne Gemeinde, und keiner ist ausgeschlossen, keiner soll verloren gehen.
Aber das eine gehört dazu: dass jeder auch persönlich annehmen muss dieses große Geschenk, das ihm gemacht ist. Und wenn wir das nicht tun, dann bleiben wir verloren.
Und das kann wirklich jeder für sich machen. Er kann zu jemand anderem gehen, der den Herrn Jesus schon kennt, und sagen: "Bitte bete für mich, bete mit mir." Er kann es aber auch ganz einfach in seinem Schlafzimmer machen und zu Jesus kommen.
Es haben sogar Leute schon gesagt: "Herr, wenn es dich gibt, dann zeige mir das, und dann will ich an dich glauben." Aber dieses kleine Bisschen muss man nun wirklich machen.
Oder das ist so, wie ein Schiff am Untergehen: Es liegen genug Bretter herum, aber man muss sie wirklich ergreifen, sonst geht man unter.
Und das wird eben verschwiegen aufgrund der historisch-kritischen Theologie, und das ist eigentlich das allerschlimmste Ergebnis dieser Bibelkritik.
Nun, ich selbst bin solch ein Bibelkritiker gewesen. Ich habe das, was ich selbst mal gelernt habe im Studium, dann meinen Studenten weitergebracht. Ich habe mich vielleicht sogar bemüht, es noch konsequenter zu tun.
Und wenn ich dann in meinem Proseminar das allererste Mal zu dieser Gruppe von Studenten sprach, habe ich ihnen gesagt: Das, was hier zwischen diesen beiden Buchdecken ist, ist nicht Gottes Wort.
Ja, es kann sein, dass ein Abschnitt davon für Sie vielleicht Gottes Wort wird, sei es, wenn Sie ihn in der Predigt hören oder wenn Sie es selbst lesen, aber an und für sich ist das: "Was zwischen den Buchdecken ist, ist nicht Gottes Wort."
Gott hat es mir vergeben, Halleluja!
Und so auf dieser Grundlage habe ich dann meine Studenten gelehrt.
Und wenn da nicht Gottes große Gnade wäre, dann würde das noch weitergehen. Nun ja, jetzt wäre ich dann pensioniert oder emeritiert, aber sonst würde das noch weitergegangen sein.
Aber Gott ist gnädig und barmherzig, und das Erste, was er in meinem Fall getan hat, war, dass er mich zwei wichtige Erfahrungen machen ließ.
Die erste war, dass bei der historisch-kritischen Theologie unterm Strich keine Wahrheit herauskommt, und das war ein Schock für mich.
Denn das habe ich doch gemeint, und so ein bisschen war es bei mir wie bei dem Christophorus, der immer dem größten König eigen sein wollte.
Für mich war es sehr wichtig, da zu sein, wo die Wahrheit ist. Und wenn ich merkte, da ist aber die Wahrheit, na ja, dann bin ich weitergezogen.
Dies war ein richtiger Schock, durch eine Reihe von Einzelerlebnissen feststellen zu müssen, dass bei dieser nun doch durchaus ausfüllenden und anstrengenden historisch-kritischen Arbeit unterm Strich keine Wahrheit herauskommt.
Und ich bekam dann zur gleichen Zeit noch einen weiteren Schock, nämlich dass dabei auch nichts herauskommt für die Verkündigung des Evangeliums.
Ich habe doch gemeint, als ich mein grässliches Buch schrieb über Studien zur Passionsgeschichte, dass ich da mit der Kirche einen Dienst tue.
So ist also die Situation der historisch-kritischen Theologen wie die des Paulus, als er die Gemeinde in Jerusalem verfluchte. Paulus meinte damals auch, dass er Gott einen Dienst tue.
Vor Damaskus hat er dann einsehen müssen, dass die Sache ganz anders war.
Und als ich merkte, dass da unterm Strich nichts für die Verkündigung des Evangeliums herauskam und auch keine Wahrheit, war das zunächst bei mir eine große Frustration.
Ja, wofür arbeite ich dann?
Aber zum Glück war das nicht das Ziel unseres himmlischen Vaters, sondern nur zunächst gleichsam der Stopp.
Da er wirklich alles brauchen kann, hat er in meinem Fall sich sogar einer Doktordissertation bedient.
Wenn ich nach Marburg kam, einmal in der Woche, um dort Vorlesungen und Seminare zu halten, hatte ich auch Dissertationen im Umlauf zu lesen.
Eine davon war über eine Kirche unserer Zeit in Afrika. Dort wurden auch mehrere Wunder erzählt, natürlich alles so aus kühler akademischer Distanz, das sei ja alles neutestamentlich stilisiert und dergleichen.
Aber eines dieser Wunder war so sehr zur Ehre Gottes, dass es für mich den Echtheitsstempel hatte.
Ich las das und war beeindruckt, und dann fuhr ich zurück nach Braunschweig und vergaß es.
Aber dann geschah etwas dreiviertel Jahre später.
Ich war im Proseminar, einer Einführung in die exegetischen Methoden, und war mit meinen Studenten bis zu dem Abschnitt Formgeschichte Wundergeschichten gekommen.
Ich hatte ihnen an die Tafel gemalt: Wenn jemand etwas als ein Wunder erzählen will, dann muss er nach diesen Regeln tun: erstens, zweitens, drittens usw.
Und fing dann an zu sagen, was ich leider jedes Mal an dieser Stelle meinen Studenten gesagt habe.
Natürlich sei Jesus ein Typ, der Wunder getan habe, wir könnten das zum Beispiel aus der und der Talmudstelle erkennen.
Aber das würde uns nicht das Recht geben, anzunehmen, die Wunder, die im Neuen Testament stünden, seien wirklich passiert.
Das habe ich Jahr für Jahr meinen Studenten gesagt.
Aber in diesem Jahr passierte etwas anders.
Ich weiß nicht, ob ich das auch gesagt habe oder wie weit ich damit gekommen bin, denn dann hörte ich mich selbst sagen: "Aber vielleicht könnte man doch nicht wissen, denn so und so hätte ich in dieser Dissertation gelesen."
Dann habe ich meinen Studenten das Wunder erzählt, das ich in dieser Dissertation gelesen hatte.
Und das hatte eine dreifache Auswirkung.
In diesem Proseminar war eine ungewöhnlich hohe Zahl an wiedergeborenen Studenten. Sonst war vielleicht einer, wenn es hochkam, mal zwei, aber da müssen sechs oder sieben gewesen sein.
Das war wohl schon Gottes Vorsorge.
Und als sie mich das erzählten hörten, schöpften sie Hoffnung und dachten, vielleicht kann sich ja sogar noch ein Theologieprofessor bekehren.
Dann haben sie angefangen, für mich zu beten: die Studenten, die Gebetsgruppen, in denen die Studenten waren, und deren Familien – alle haben für mich gebetet.
Das ist also Punkt eins.
Einer dieser Studenten hat dann auch Mut und erzählte: "Ja, in der Kaffeetwede, das war das Rehazentrum für Drogenabhängige in Braunschweig, da sei etwas Ähnliches geschehen."
Nun, in dem Moment war ich schon wieder nur Professor Doktor, interessiert an Formgeschichte, Wundergeschichten, und dachte ihm, er solle das aufschreiben.
Ich habe gedacht, besser kann ich ja den Studenten gar nicht klarmachen, dass man einem Wunder nur nach den und den Regeln erzählen kann.
Nun ja, er hat aufgeschrieben, in der nächsten Woche habe ich das dann auch meinen Studenten vorgelesen und war beeindruckt.
Dann war noch etwas Drittes: Diese Studenten waren so außergewöhnlich nett. Meistens waren die in den Zeiten so um 68 herum gar nicht so arg nett.
Und ich meine, später ist mir klar geworden, da waren so viele Studenten, die von neuem geboren waren, das brachte das Klima.
Dann habe ich gedacht, ich wollte auch etwas Nettes für die Studenten tun.
Mein Kollege ging in die marokommünistischen Grüppchen, aber Kommunismus lag mir nicht.
Nun hatte dieser eine Studentin in seinem Zeugnis einen Gebetskreis erwähnt, da habe ich gedacht, ach, ich könnte ja mal so für einmal in diesen Gebetskreis gehen.
Als ich ihm das dann nach der letzten Sitzung im Semester sagte, war noch eine andere Studentin dabei, und die hatte einen anderen Vorschlag: Sie wollte mir eine Einladung zu einer christlichen Versammlung schicken.
Nun, das war damals wirklich vom Herrn. Später bin ich jede Woche in den Gebetskreis gegangen, aber damals war ich einfach noch nicht in der Lage.
Nun ja, ich bekam die erste Einladung im Mai, ging nicht hin, Juni nicht, Juli nicht, August nicht, September nicht, und schließlich im Oktober ging ich hin.
Wenn die nicht so geduldig gewesen wären und wenn sie das Porto gescheut hätten, dann würde ich nicht hier stehen.
Nun ja, da hörte ich dann eine gute biblische Botschaft, und es dauerte auch so eine Atmosphäre von Freude und Liebe, dass ich sagte: Da will ich wieder hin.
Es dauerte aber noch ein Jahr und einen Monat.
Dann war ein Altarruf, das war vielleicht schon öfter, aber ich habe das nie begriffen.
Da wurde gefragt, ob jemand Jesus sein Leben übergeben möchte.
Und ich wollte.
Aber es war auch so: Ich wusste, das war für mich. Dann können auch noch andere gewesen sein, das weiß ich ja nicht. Aber ich wusste, das war für mich.
Dann habe ich das getan, was da gefragt wurde, nämlich den Arm hochgehoben.
Nun, der Herr sieht ja nicht nur den Arm, der sieht auch das Herz an.
Dann hat sich gewaltig etwas verändert in meinem Leben.
Etwas davon wurde deutlich etwa einen Monat später.
Erstmal ging ich zum ersten Mal in meinem Leben zu einer christlichen Konferenz.
Vorher hätte ich gedacht, mehr als eine Predigt am Tag sei eine absolute geistliche Überfütterung.
Nun, auf dieser Konferenz hörte ich unter anderem einen Wycliffe-Missionar sprechen. Ich hatte ihn schon zwei- oder dreimal vorher gehört.
Nun erzählte er, dass sein Sprachhelfer Paul ins Gefängnis musste.
Paul war kein Krimineller, er war Nepalese, und dort gilt es als Verbrechen, wenn man Christ wird, und als Schwerverbrechen, wenn man andere zu Jesus führt.
Und das hatte Paul getan, er hatte sogar eine Gemeinde gegründet.
Nun ja, jetzt berichtete der Wycliffe-Missionar, was Paul gesagt hatte, als er vor dem Richter stand.
Meine erste Reaktion war: Das kann der Bursche unmöglich gesagt haben.
Ich hatte so einen gewissen Eindruck bekommen durch die Male, die vorher von ihm gesprochen wurde, wie der wohl etwa geartet sein mochte.
Dann aber, und das muss die Frucht davon sein, dass ich mich einen Monat vorher Jesus übergeben hatte, war eine andere Reaktion:
Ja, aber dann bedeutet das doch, dass erfüllt ist, was in Markus 13,11 steht: "Wenn ihr vor Richter und Statthalter zu stehen habt, so sorgt nicht, was ihr sagen sollt; der Heilige Geist wird es euch geben."
Man muss wissen, wenn ein Bultmann-Schüler an eine erfüllte Verheißung glaubt, dann ist das schon ein Wunder.
Wenn da etwas offensichtlich so geschehen ist, wie es da prophezeit ist, dann sagen sie, das ist ein Vaticinium ex eventu, die Verheißung wurde eben später zurechtgemacht, nach dem Ereignis.
Aber in diesem Fall wurde mir klar: Die Verheißung ist erfüllt.
Und dann war es so, als ob eine ganze Reihe von Dingen in dem Bruchteil einer Sekunde geschah.
Erstmals war es mir etwas: Ja, wenn Gott heute alle diese Dinge tut, dann ist es doch töricht, anzunehmen, die Wunder, die im Neuen Testament stehen, könnten nicht passiert sein.
Ich war doch für meine Studenten ein verkehrter Lehrer, ein blinder Blindenleiter.
Zugleich wurde ich dessen inne, dass Gott ein lebendiger Gott ist, der all das tut, wenn er es sagt, so steht's da.
Man muss wissen, der Gott der historisch-kritischen Theologie ist wie der Gott der Philosophen.
Man könnte das klar machen an dieser kleinen Statue der drei Affen.
Der eine hält die Augen zu, der andere die Ohren, und der Dritte den Mund, also sieht nichts, hört nichts und redet nichts.
Und weil die Hände ja alles beschäftigt sind, tut auch nichts.
Das ist der Gott der historisch-kritischen Theologie.
Und nun begegnete ich dem lebendigen Gott.
Nachdem mir klar wurde, dass ich nichts weiß, dachte ich: Da muss ich etwas lernen.
Auf dieser Konferenz war der Chor einer Bibelschule.
Ich dachte: Es gibt also Bibelschulen.
Ich war einige Jahrzehnte Theologe, aber ich wusste nicht, dass es Bibelschulen gab.
Nun ja, ich habe mich dann zu dieser Bibelschule durchgebracht.
Dort habe ich zum ersten Mal grundlegende biblische Unterweisung bekommen.
Das sah dann so aus: An einigen Tagen in der Woche hielt ich meine Vorlesungen und Seminare an der Universität, und an den anderen Tagen saß ich da als Schüler in der Bank dieser Bibelschule.
Sie war von amerikanischen Missionaren gegründet, eine Bibelschule für Laien, noch nicht mal zwanzig Schüler.
Der Jüngste war sechzehn, die Älteste eine Oma von sechzig, und ich war so Anfang fünfzig.
Ich weiß noch, wie ich das erste Mal da saß.
Da war ein junger Bibellehrer, vielleicht so dreißig, und sprach über den hundertneunzehnten Psalm.
Ich saß da unten und dachte: Woher weiß der das alles?
Ich, Professor, Doktor, Doktor habilitiert, wusste das nicht.
Dann kam er zu der Stelle, wo es heißt: "Du machst mich weiser als alle meine Lehrer sind."
Da dachte ich: Ja, das muss mit dem passiert sein.
Später ging ich regelmäßig zu dieser Bibelschule und lernte den Leiter besser kennen.
Eines Tages sagte er zu mir: Mike, das war dieser junge Bibellehrer, der Cowboy gewesen ist.
Hier hat er nicht so viel, aber er liest seine Bibel, er lebt in seiner Bibel, und wenn er seinen Mund aufmacht, was kommt raus? Gottes Wort.
In dieser Bibelschule habe ich dann zum ersten Mal die biblischen Grundlagen kennengelernt.
Einer der Bibellehrer wies mich auf ein Buch über die Inspiration der Heiligen Schrift hin.
Ich war einige Jahrzehnte Theologe und hatte keine Ahnung von der Inspiration der Heiligen Schrift.
Als ich das Buch las, schämte ich mich fürchterlich.
Mir wurde klar, dass Gottes Wort auf nahezu jeder Seite klar macht, dass es das inspirierte Wort Gottes ist.
Nun ja, dann entschied ich mich, meine Studenten auf der Grundlage der Inspiration der Heiligen Schrift zu lehren.
Ich begann im Proseminar, als sie eigentlich Einführung in die historisch-kritischen Methoden haben sollten, und sagte ihnen, warum sie das von mir nicht mehr bekommen.
Dann erlaubte mir der Herr, ein Semester auf der Grundlage der Inspiration der Heiligen Schrift zu lehren.
In diesem Semester hatte ich eine Vorlesung über den zweiten Artikel des Glaubensbekenntnisses zu halten.
Beim ersten Wort "Ich glaube an Jesus" war das kein Problem. Ich hatte alles über den historischen Jesus noch in meiner Schublade.
Aber beim zweiten Wort "Christus" war das ein Tag Kampf.
Dann Begriffe "Echter Jesus ist der Christus", und dann war es noch ein halber Tag Vorkampf, bis sie begriffen: "Jesus ist Gottes Sohn." Und noch wieder ein halber Tag, bis sie begriffen: "Er ist der Menschensohn."
Sie müssen wissen: Für die historisch-kritischen Theologen sind das bloße Titel, von denen man annimmt, dass die Urgemeinde, die Jesus angehängt hat, so etwas gesagt hat.
Irgendso ein Assistent hat mal im Bosseminar den Studenten gesagt: Die Jünger haben Jesus hochgejubelt.
Man muss es nicht so flapsig sagen, das sah dann vielleicht etwa so aus: Wenn ein Judenchrist seinen Leuten, die den Messias erwarteten, klar machen wollte, dass wir es in Jesus irgendwie mit Gott zu tun bekommen, dann hat er ihnen eben gesagt: Jesus ist der Messias.
Dann wurde erwartet, dass es noch eine andere Gruppe gab, die den Menschensohn erwartete, und denen wurde gesagt: Jesus ist der Menschensohn.
Und da die armen Heiden weder einen Menschensohn noch einen Messias erwarteten, sagte man denen eben: Jesus ist Gottes Sohn.
Aber nun begriff ich: Das ist real, Jesus ist Gottes Sohn.
Das habe ich meinen Studenten mitgeteilt, und durch Gottes Gnade begriffen.
Vielleicht sollte ich Ihnen noch etwas mitteilen.
Nachdem ich dieses eine Semester gelehrt hatte, hat mich der Herr herausgeholt.
Ich hatte ja auch noch gar nicht die nötige biblische Basis, die ich brauchte.
Dann hat er mich für etwa ein Jahr in einem Bibelfreizeitheim untergebracht, wo ich in der Regel zwei- oder dreimal am Tag eine biblische Botschaft hören durfte.
Als ich dann wieder alleine war und selbst meine geistliche Nahrung aus Gottes Wort beziehen musste, war ich natürlich darauf angewiesen, wie wir schon Mittwoch und Predigt am Sonntag, das ist klar.
Da machte ich eine merkwürdige Erfahrung.
Ich weiß noch, ich fing an mit Johannes 1, Kapitel 1, und wollte das lesen.
Aber da passierte etwas Merkwürdiges.
Als ich das aufschlug und las, kam all das hoch, was ich als Studentin gelernt und als Professorin gelehrt hatte.
Was ja Schnackenburg sagt und Brüttmann sagt und Käsemann sagt und hier ist das Problem und da ist jenes Problem.
Aber das war doch gar nicht das, was ich wollte.
Ich wollte wirklich geistliche Nahrung aus Gottes Wort beziehen.
Nun ja, ich hatte schon befreiende Seelsorge erfahren und dachte, vielleicht hilft es, wenn ich diese Gedanken im Namen Jesu zurückweise.
Das habe ich gemacht, und siehe, es half.
Jetzt hatte ich mit einem Mal freien Zugang zu dem Kapitel.
Am nächsten Tag das gleiche Problem.
Och, dachte ich, gestern hat das geholfen, vielleicht hilft es auch heute.
Und siehe da! Ich war dann wirklich genötigt, bis ich mit all den Abschnitten durch war, über die ich entweder als Theologiestudentin oder als Professorin gearbeitet hatte, mich von diesen Gedanken loszusagen.
Aber nachdem ich mich losgesagt hatte bei einem Kapitel, hatte ich freien Zugang.
Das war nicht etwa so, dass ich das jedes Mal muss.
Dann hatte ich in Gießen an der IFTA dieses Zeugnis gegeben, und ein Dozent meinte dort: "Soll das heißen, dass die historisch-kritische Theologie in den Okkultismus gehört?"
Auch ich hatte mir bis dahin überhaupt keine so theoretischen Gedanken gemacht, war ja noch ein verhältnismäßig junges Gotteskind.
Aber dann fing ich an nachzudenken und kann nur sagen: Genau so sieht es aus.
Wir haben es also nicht mit Fleisch und Blut zu tun, sondern mit Fürstentümern und Gewalten der Finsternis.
In der Zwischenzeit, in diesen Jahrzehnten, die das jetzt schon hier sind, durfte ich eines begreifen: Gottes Wort ist zuverlässig.
Da kann man sich wirklich darauf verlassen.
Gottes Wort ist kein Naturwissenschaftsbuch, aber wo es von naturwissenschaftlichen Tatbeständen spricht, kann man sich darauf verlassen.
Nicht die Evolutionstheorie ist zuverlässig.
Da sagen ja diejenigen, die diese Theorie vertreten, selber, dass sie nicht bewiesen und unbeweisbar ist.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Gilbert Keid, berühmter Mikrobiologe, hat gesagt: "Die Evolution ist nicht bewiesen worden und kann auch nicht bewiesen werden. Aber die einzige Alternative wäre der Glaube an die Schöpfung, und das ist undenkbar."
Undenkbar vielleicht für Gilbert Keid, aber nicht für uns.
Mit der Bibelkritik ist es das Gleiche.
In der Zwischenzeit hat mich der Herr herangesetzt, damit ich die Bibelkritik kritisch unter die Lupe nehme.
Ich kann nur sagen: Wo immer man sie kritisch untersucht, besteht sie den Test nicht.
Wo immer man sie auf dem Prüfstand stellt, besteht sie die Prüfung nicht.
Es wird zum Beispiel behauptet, dass zehn von den siebenundzwanzig neutestamentlichen Schriften nicht von den Autoren sind, die da angegeben sind in Gottes Wort.
Es gibt Standard-Einleitungsbücher, ich habe den Schnelle hergenommen, der in den meisten theologischen Fakultäten das Buch ist, aus dem die Studenten ihre Einleitung lernen müssen.
Ich weiß nicht genau, wie viele Argumente es sind, aber nach meinem Mengengefühl schätze ich, es müssen über vierhundert gewesen sein.
Ich habe jedes einzelne dieser Argumente geprüft, sorgfältig von der Möglichkeit ausgegangen, das könnte ja zutreffen.
Keines, aber auch nicht eines hat den Test bestanden.
Das war wirklich so, hatte ich doch nicht erwartet.
Wie soll ich das verstehen?
Zwei Tage später kam ich an die Losung der Herrn Brüder Gemeinde: "Wie können die Weissen Weißes lehren, wenn sie das Herrn Wort verwerfen?"
Ich kann nur sagen: Danke, Vater, jetzt verstehe ich.
Jetzt bin ich dabei, es zu überprüfen vom Hebräerbrief.
Es ist genau die gleiche Sache.
Argumente werden nachgebetet, die so absurd sind, dass man sich, wenn man es erst mal gesehen hat, an den Kopf fasst, wie man das überhaupt jemals dagegen anwenden konnte.
Oder die Behauptung, die Evangelien hätten voneinander abgeschrieben, ist genau das Gleiche.
Wer will, kann morgen mehr darüber hören.
Einige Einzelheiten gibt es auch morgen Abend, für die, die das sonst nicht mitbekommen können.
Aber ich kann nur wirklich sagen: Gottes Wort erweist sich als zuverlässig.
Aber die historisch-kritische Theologie ist es nicht.
Wo immer man sie testet, stellt man fest, sie besteht den Test nicht.
Deshalb ist das verlässlich.
Lieber Vater im Himmel, danke, dass wir wissen dürfen, dass dein Wort zuverlässig ist, dass wir uns darauf gründen können im Leben und im Sterben.
Wir danken dir für dein kostbares Wort, und wir danken dir für deinen lieben Sohn Jesus, der das Wort ist und der für uns ans Kreuz gegangen ist.
Und wenn jemand hier ist, der noch nicht ein Schaf des guten Hirten ist, der ihm noch nicht das Herz geöffnet hat, mach du doch bitte, dass er unruhig wird und, wenn es geht, heute noch mit jemandem betet oder alleine Jesus ins Herz bittet.
Bitte, lieber Vater im Himmel. Amen.
Vielen Dank für dieses lebendige Zeugnis, auch über das eigene Leben, wie der Herr hier, ja, ich kenne es auch aus meinem Studium, ein großes Wunder getan hat.
Ja, und Schwester Linnemann hat inzwischen eine ganze Reihe Bücher geschrieben, in denen sie sich nun auch konstruktiv-kritisch mit der kritischen Theologie auseinandersetzt.
Sie hat also hier wirkliche Argumente zusammengestellt gegen diese Theorien, und ich empfehle jedem auch diese Literatur, die hier ausliegt.
Ich weiß, sie darf vielleicht noch auf einige Dinge hinweisen, wir sind ja noch nicht so spät dran, so dass Sie vielleicht noch ein paar Minuten Geduld haben.
Hier dieses Werk: "Bibelkritik auf dem Prüfstand. Wie wissenschaftlich ist die 'wissenschaftliche Theologie'?" – in Anführungsstrichen gesetzt.
Da kommen auch für jeden Theologiestudenten überraschende Erkenntnisse zutage, dass sie eben doch nicht so wissenschaftlich ist, wie getan wird, und dass viele Hypothesen eine Behauptung auf die andere aufbauen, sodass ein ganzes Gebäude von Vermutungen entsteht.
Wenn man eine Stütze wegzieht, bricht das Ganze zusammen.
Nur nebenbei bemerkt: Es gibt auch im englischsprachigen Bereich ganz dicke Einleitungswerke, die bei uns überhaupt nicht berücksichtigt werden, die viel ausführlicher sind als unsere Einleitungen von Guthrie und Harrison etwa und anderen, die bibeltreu argumentieren.
Maurice, ja, Sie sagen sicher morgen noch einiges.
Wer Englisch lesen kann, ist natürlich gut dran, der hat wirklich eine Alternative.
Aber es gibt eben, wie gesagt, auch jetzt bereits einiges im Deutschen.
Hier also nochmals: "Bibelkritik auf dem Prüfstand."
Dann das Thema morgen früh um zehn Uhr.
Auch dazu gibt es ein Buch.
Wer nicht kommen kann, kann es in Form eines Buches mitnehmen, aber herzlich eingeladen.
Wir haben allerdings nur halb so viel Platz, aber trotzdem dürfen Sie gern kommen.
Gibt es ein synoptisches Problem?
Synoptiker sind also die drei Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas.
Johannes zählt man nicht unbedingt direkt dazu.
Aber die Frage, wie die Evangelien entstanden sind, ob sie authentische, echte Jesusworte sind, all dies wird ja bestritten.
Dazu morgen früh dann eine ausführliche, auch wissenschaftlich fundierte Darstellung um zehn Uhr im Bibelseminar Hotel Sonnenbring, Olga-Straße 65 in Bad Wildbad, über der Tunnelausfahrt in der S-Kurve links hochfahren, und dann ist man gleich oben, etwa zweihundert Meter über dem Tunnelausgang.
Dann um 16 Uhr ist ja auch ein Vortrag morgen über die Pseudepigraphen.
Ich möchte für die später Gekommenen noch mal wiederholen: Die sogenannten unechten Schriften, gerade unter den Briefen, Paulusbriefe, die nicht von Paulus stammen sollen, Petrusbriefe, die nicht von Petrus sein sollen, angeblich, obwohl es ja ausdrücklich dasteht.
Auch dazu gibt es gute Gegenargumente gegen diese Behauptungen.
Ich weise auch noch auf ein Buch hin: "Wissenschaft oder Meinung? Anfragen und Alternativen."
Das ist auch grundsätzlicher Art, wo es um historisch-kritisches Arbeiten überhaupt geht.
Also diese drei Bücher von Schwester Linnemann, dann noch wenige Exemplare dieses Büchleins: "Original oder Fälschung? Historisch-kritische Theologie im Licht der Bibel."
Übrigens, diese Bücher sind leider, weil sie auch so einen gewichtigen Inhalt haben, etwas teurer, 26,80 Euro.
Es gibt noch drei Stück für drei Mark, wer schnell ist, aber natürlich haben sie bei den Dicken noch mehr.
Dann hat Schwester Linnemann auch mitgewirkt bei dem Kongress "Reformation heute – neue 95 Thesen."
Da gibt es auch ein Buch, wo ihr Referat drin ist in Kurzform, auch über die Bibelkritik unter dem Thema "Allein die Heilige Schrift – Bibelkritik kritisch beurteilt" und auch andere Beiträge über Feminismus, über neue Reformation, über bekennende Kirche heute, über Buße, all diese Fragen.
"Ruft zur Umkehr – neue 95 Thesen und die Folgen." Das kostet nur 19,80 Euro.
Dann darf ich auch hinweisen auf unsere Schriftenreihe der ARF, wo wir uns mit Sekten, Kulten, Religionen, Weltanschauungen, Zeitströmungen auseinandersetzen.
Hier das Heft I: "Wie können wir Zeitströmungen begegnen?"
Es sind hier etwa zwanzig der bereits vierzig erschienenen Bände vorhanden über Islam, über Anthroposophie, über grüne Ideologie, neue Weltordnung, New Age, Schamanismus, Trebermann, Enneagramm, Christsein in antichristlicher Zeit, Gruppendynamik usw.
Sie können es einfach mal anschauen. Das steht auch vorne dran, und Sie können es auch ins Körbchen einlegen.
Ich weise auch noch mal auf die kostenlosen Schriften hin.
Da waren noch zwei Hefte von Schwester Linnemann, die sind kostenlos.
Wer also gar kein Geld hat heute, darf das umsonst mitnehmen, und das ist dieser Tisch hier, da, wo "gratis" steht.
Ja, das dürfen Sie alles mitnehmen, bitte jeder möglichst nur eins, damit es für alle reicht.
Dieses Heft "Gottes Wort" – da geht es um die Inspiration der Heiligen Schrift, um diese Fragen.
Ich habe gerade heute so führt der Herr eine Stunde vor der Abfahrt in Pforzheim noch kommendes Päckchen.
Wer eine Stunde später gekommen ist, könnte es jetzt nicht bekommen.
Die Post ist ja auch Werkzeug, auch eine Führung, die ich laufend erlebe mit Gott.
"Gottes Wort", dieses Heft.
Und dann auch ein wichtiges Thema: Religionsbücher – Hilfe oder Hindernis für den Glauben.
Gerade für Kinder, wer Schüler hat, nehmen Sie speziell diese, nur zehn Stück da, also gerade die Schüler sollen das mitnehmen.
Habe ich jetzt was vergessen?
Ja, Sie haben, ich wiederhole noch mal auf dem Platz die weiteren Seminare, auch wie gesagt morgen zehn Uhr und 16 Uhr im Hotel Sonnenbring, um 20 Uhr wieder hier, dann dieses Thema: "Bibelkritik – Wissenschaft oder Manipulation."
Und die weiteren Seminare haben Sie auf diesem gelben Blatt "Bibelseminar Bad Wildbad."
Was die ARF ist, steht hier auf dem gelben Blatt auf Ihrem Sitz.
Dann liegen hier noch Blätter aus über die Reihe "Aufklärung," einen Kalender, den Sie mitnehmen können, wo alle weiteren Seminare bereits eingetragen sind.
Das ist nie vergessen und weitere kostenlose Materialien.
Ja, jetzt möchte ich schließen.
Wir danken auch der Liebenzeller Gemeinschaft, dass wir hier heute und morgen uns versammeln dürfen, dass der Raum auch hier reicht.
Wunderbar, wusste Herr Leng, der Bruder Stiegler, unser Hausvater vom Hotel Sonnenbring, sagte immer: Wir dürfen vertrauen, die Plätze werden immer genau reichen.
Und so haben wir es bisher immer wieder erlebt beim Seminar.
Heute hatten wir irgendwie den Eindruck, dass heute ein paar mehr kommen als vierzig Personen, und so hat der Platz auch hier heute gereicht.
Da würden wir dem Herrn auch dafür danken, auch wenn die Luft ein bisschen eng war.
Ja, dann lassen wir uns noch schließen und uns unter den Segen unseres Gottes stellen.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
Amen.
Umgang mit den Prophetenbüchern
Noch eine Anmerkung zum Studium der Propheten: Es wird oft gesagt, man müsse unterscheiden zwischen dem, was echt ist, also tatsächlich auf den Propheten selbst zurückgeht, und dem, was nicht echt ist.
Ich nehme hier theoretisch das Beispiel Jeremia 26. Dort heißt es etwa: Unterstreichen Sie bitte in Ihrer Biblia Hebraica die Verse, die wahrscheinlich echt sind. Für dieses Kapitel, theoretisch betrachtet, wären das Vers 2 und 4, Vers 11 und 12, dann mit Unterbrechung noch Vers 13. Dieser Vers ist nicht sicher echt, aber er könnte es sein. Außerdem noch Vers 19 bis 21. So ähnlich läuft das ab.
Die unterstrichenen Verse sind also die, von denen der historisch-kritische Theologe annimmt, dass sie auf den Propheten zurückgehen. Der Rest soll später hinzugefügt worden sein.
Es gibt einige Grundregeln, um zu unterscheiden, was als echt gilt und was nicht. Als echt gilt nur das, was Gottes Zorn und Gericht vorhersagt. Alles andere, was Gutes für das Volk Israel verheißt, wird als später hinzugefügt betrachtet. Man erklärt, dass Israel sich diese guten Verheißungen selbst zurechtgemacht hat, um sich in schlechten Zeiten zu trösten.
Das ist eine merkwürdige Sache: Man macht sich etwas zurecht und fühlt sich dadurch getröstet. Das ist ungefähr so wie die Geschichte von Münchhausen, der sich angeblich an seinem eigenen Zopf aus dem Sumpf gezogen hat.
Auch alle Prophezeiungen über andere Völker, zum Beispiel Babylon, Ägypten oder Edom, die gerichtliche Worte enthalten, werden als von Israel selbst zurechtgemacht angesehen. In ihrem Chauvinismus wollten sie sich damit trösten, wenn es ihnen schlecht ging. Sie sagten zu den anderen Völkern sinngemäß: „Wartet nur ab, ihr bekommt es auch noch.“
So geht man in der historisch-kritischen Theologie mit den Prophetenbüchern um. Und weil man zum Beispiel die Worte über die anderen Völker nicht für echt hält, vermisst man alle erfüllten Verheißungen. Abgesehen von den Endzeitprophezeiungen sind ja viele dieser Prophetien bereits erfüllt.
Ich habe einmal eine Freizeit über die erfüllten Verheißungen in der Bibel gemacht. Dabei habe ich mich nur auf die Prophezeiungen über Ägypten beschränkt, weil man ja nicht alles in eine einzige Woche hineinbekommt. Ich legte einen Reiseführer von Ägypten mit einer geschichtlichen Einführung daneben und konnte nur sagen: Ja, Schlacht auf Schlacht – da steht es. Es war also wirklich sichtbar erfüllt.
Die Verhältnisse in Ägypten heute spiegeln das wider, was in der Bibel verheißungsvoll gesagt wurde. Und das ist nur Ägypten. Es gibt ja noch viel, viel mehr Völker. Aber all das verpassen die historisch-kritischen Theologen.
Noch schlimmer ist, dass sie von vornherein nur die Prophezeiungen gelten lassen, die von Gottes Zorn und Gericht über Israel sprechen. Am Ende haben sie dann einen anderen Gott. Diese Theologen sagen, der Gott Israels sei der Gott des Zornes und des Gerichtes.
Dabei gibt es genug Stellen, zum Beispiel „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ oder „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ – unendlich viele Stellen aus dem Alten Testament, die wahrlich keine Androhung von Gericht sind und keine Worte von Gottes Zorn.
Diese Theologen sagen aber: Der Gott des Alten Testaments ist der Gott des Zornes und des Gerichtes. Jesus habe dann einen anderen Gott gebracht. Sie meinen damit einen anderen Gottesbegriff, nämlich den Gott der Liebe.
Sie verstehen den Gott des Neuen Testaments als den lieben Gott, der selbstverständlich vergibt. Dabei verpassen sie die wahre Liebe Gottes. Diese Liebe zeigt sich darin, dass Gott die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen eingeborenen Sohn gab. Dieser Sohn ist für uns ans Kreuz gegangen.
Das ist der Liebesbrief Gottes – Golgatha –, dass Gott für unsere Sünden seinen eingeborenen Sohn gegeben hat. Sonst wären wir ewiglich verloren, weil der heilige Gott den Sünder nicht annehmen kann.
Diese wunderbare, herrliche Liebe Gottes wird von diesen Theologen nicht wahrgenommen. Obwohl sie viel vom Kreuz reden, verstehen sie nicht, dass das Kreuz nichts anderes bedeutet, als dass der Herr Jesus an unserer Stelle gelitten hat. Das ist Gottes Liebe.
Das Schlimme ist, dass deshalb die wirklich frohe Botschaft von ihnen nicht verkündigt wird. Es kann sein, dass jemand als Leuchting in die Kirche gebracht wird, getauft wird, vielleicht noch zum Kindergottesdienst geht und zum Konfirmandenunterricht geschickt wird. Am Ende wird er konfirmiert, lässt sich kirchlich trauen, bringt seine eigenen Kinder zur Taufe und zum Unterricht.
Schließlich wird er durch einen evangelischen Pastor beerdigt. Sein ganzes Leben ist kirchlich geprägt – und doch ist er verloren, weil ihm niemals jemand gesagt hat, dass er Jesus selbst als Heiland annehmen muss.
Die Notwendigkeit der persönlichen Entscheidung
Das ist ein Schritt, den jeder persönlich gehen muss. Es reicht nicht aus, einfach kirchlich zu sein oder irgendwo dazuzugehören. Das ist ungefähr so, als ob Junge und Mädchen miteinander ausgehen, nicht wahr? Vielleicht sehen sie sich jeden Sonntag und noch ein paarmal in der Woche. Sie gehen aus und unternehmen vieles zusammen. Am Ende sind sie aber nicht verheiratet.
Verheiratet sind sie erst, wenn sie zum Standesamt gehen. So brauchen auch wir diesen persönlichen Schritt zu Jesus. Jesus hat wirklich alles für uns getan. Wir sind wirklich jede einzelne Gemeinde, und niemand ist ausgeschlossen oder soll verloren gehen. Aber es gehört dazu, dass jeder persönlich dieses große Geschenk annimmt, das ihm gemacht ist. Wenn wir das nicht tun, bleiben wir verloren.
Das kann wirklich jeder für sich machen. Man kann zu jemand anderem gehen, der den Herrn Jesus schon kennt, und sagen: „Bitte bete für mich, bete mit mir.“ Man kann es aber auch ganz einfach in seinem Schlafzimmer tun und zu Jesus kommen.
Es gibt sogar Menschen, die gesagt haben: „Herr, wenn es dich gibt, dann zeige mir das, und dann will ich an dich glauben.“ Dieses kleine Bisschen muss man wirklich tun. Das ist so, als wäre ein Schiff am Untergehen. Es liegen genug Bretter herum, aber man muss sie wirklich ergreifen, sonst geht man unter.
Das wird oft verschwiegen wegen der historisch-kritischen Theologie. Und das ist eigentlich das allerschlimmste Ergebnis dieser Bibelkritik.
Eigene Erfahrungen mit der Bibelkritik
Nun, ich selbst war einst ein Bibelkritiker. Das, was ich im Studium gelernt hatte, gab ich dann an meine Studenten weiter. Ich bemühte mich vielleicht sogar, es noch konsequenter zu vertreten. Wenn ich das erste Mal in meinem Proseminar zu dieser Gruppe von Studenten sprach, sagte ich ihnen: Das, was zwischen diesen beiden Buchdeckeln steht, ist nicht Gottes Wort.
Ja, es kann sein, dass ein Abschnitt davon für Sie vielleicht Gottes Wort wird, sei es, wenn Sie ihn in der Predigt hören oder wenn Sie ihn selbst lesen. Aber an sich gilt: Das, was zwischen den Buchdeckeln steht, ist nicht Gottes Wort. Gott hat es mir vergeben, Halleluja!
Auf dieser Grundlage lehrte ich also meine Studenten. Wenn da nicht Gottes große Gnade gewesen wäre, dann würde das wohl noch so weitergegangen sein – nun, ich bin inzwischen pensioniert oder emeritiert, aber sonst hätte es sich fortgesetzt. Gott ist jedoch gnädig und barmherzig.
Das Erste, was er in meinem Fall getan hat, war, dass er mich zwei wichtige Erfahrungen machen ließ. Die erste war: Bei der historisch-kritischen Theologie kommt unterm Strich keine Wahrheit heraus. Das war ein Schock für mich. Denn ich hatte doch geglaubt, dass es so sei.
Ein wenig war es bei mir wie bei Christophorus, der immer dem größten König dienen wollte. Für mich war es sehr wichtig, dort zu sein, wo die Wahrheit ist. Wenn ich merkte, dass dort die Wahrheit ist, zog ich weiter. Aber diese Erkenntnis, dass bei der historisch-kritischen Arbeit letztlich keine Wahrheit herauskommt, war ein richtiger Schock. Dies stellte ich durch eine Reihe von Einzelerlebnissen fest.
Gleichzeitig erhielt ich einen weiteren Schock: Es kam auch nichts für die Verkündigung des Evangeliums heraus. Ich hatte doch geglaubt, als ich mein Buch über Studien zur Passionsgeschichte schrieb, dass ich damit der Kirche einen Dienst tue.
So ist also die Situation der historisch-kritischen Theologen vergleichbar mit der von Paulus, als er die Gemeinde in Jerusalem verfluchte. Paulus meinte damals ebenfalls, Gott einen Dienst zu erweisen. Doch vor Damaskus musste er einsehen, dass die Sache ganz anders war.
Als ich merkte, dass unterm Strich weder Wahrheit noch etwas für die Verkündigung des Evangeliums herauskam, war ich zunächst sehr frustriert. Wofür arbeite ich dann? Doch zum Glück war das nicht das Ziel unseres himmlischen Vaters, sondern nur ein erster Stopp.
Da er wirklich alles gebrauchen kann, hat er sich in meinem Fall sogar einer Doktorarbeit bedient. Wenn ich nach Marburg kam, um dort einmal in der Woche Vorlesungen und Seminare zu halten, las ich auch Dissertationen, die im Umlauf waren.
Eine davon handelte von einer Kirche unserer Zeit in Afrika. Dort wurden mehrere Wunder erzählt, natürlich aus kühler akademischer Distanz – es hieß, das sei alles neutestamentlich stilisiert und dergleichen. Aber eines dieser Wunder war so sehr zur Ehre Gottes, dass es für mich den Echtheitsstempel hatte.
Ich las das, war beeindruckt und fuhr dann zurück nach Braunschweig, wo ich es zunächst vergaß. Doch etwa dreiviertel Jahre später geschah etwas.
Ich war im Proseminar, einer Einführung in exegetische Methoden, und kam mit meinen Studenten bis zum Abschnitt über Formgeschichte und Wundergeschichten. Ich hatte ihnen an die Tafel gemalt: Wenn jemand etwas als Wunder erzählen will, dann muss er nach bestimmten Regeln vorgehen – erstens, zweitens, drittens usw.
Dann begann ich, das zu sagen, was ich leider jedes Mal an dieser Stelle meinen Studenten sagte: Natürlich war Jesus jemand, der Wunder tat. Das könnten wir zum Beispiel aus bestimmten Talmudstellen erkennen. Aber das würde uns nicht das Recht geben, anzunehmen, dass die Wunder, die im Neuen Testament stehen, wirklich so passiert sind.
Das sagte ich Jahr für Jahr meinen Studenten. Doch in diesem Jahr geschah etwas anders. Ich weiß nicht, ob ich das auch so gesagt habe oder wie weit ich gekommen war, aber dann hörte ich mich selbst sagen: Vielleicht könnte man doch nicht wissen, denn in dieser Dissertation hätte ich etwas gelesen.
Dann erzählte ich meinen Studenten das Wunder, das ich in dieser Dissertation gelesen hatte. Das hatte eine dreifache Auswirkung.
In diesem Proseminar gab es eine ungewöhnlich hohe Zahl an wiedergeborenen Studenten. Sonst war vielleicht einer oder, wenn es hochkam, zwei dabei, aber diesmal waren es sechs oder sieben. Das war wohl schon Gottes Vorsorge.
Als sie mir zuhörten, schöpften sie Hoffnung und dachten: Vielleicht kann sich ja sogar noch ein Theologieprofessor bekehren. Dann begannen sie für mich zu beten – die Studenten, die Gebetsgruppen, in denen sie waren, und auch deren Familien. Alle beteten für mich. Das ist Punkt eins.
Ein Student hatte dann auch den Mut zu erzählen, dass im Kaffeetwede, dem Rehazentrum für Drogenabhängige in Braunschweig, etwas Ähnliches geschehen sei. In dem Moment war ich noch Professor Doktor, der sich für Formgeschichte und Wundergeschichten interessierte, und dachte, er solle das aufschreiben.
Ich dachte, besser kann ich meinen Studenten nicht klar machen, dass man ein Wunder nur nach bestimmten Regeln erzählen kann. Nun ja, er schrieb es auf. In der nächsten Woche las ich es meinen Studenten vor und war beeindruckt.
Dann gab es noch etwas Drittes: Diese Studenten waren so außergewöhnlich nett. Meistens waren Studenten in der Zeit um 1968 herum nicht so nett. Später wurde mir klar, dass viele von ihnen wiedergeboren waren – das brachte wohl dieses Klima mit sich.
Da dachte ich, ich wollte auch etwas Nettes für die Studenten tun. Mein Kollege ging in die marokkanisch-kommunistischen Gruppen, aber Kommunismus lag mir nicht. Nun hatte eine Studentin in ihrem Zeugnis einen Gebetskreis erwähnt. Da dachte ich, ich könnte ja mal für eine Weile in diesen Gebetskreis gehen.
Als ich ihm das nach der letzten Sitzung im Semester sagte, war noch eine andere Studentin dabei. Sie hatte einen anderen Vorschlag: Sie wollte mir eine Einladung zu einer christlichen Versammlung schicken.
Das war damals wirklich vom Herrn. Später ging ich jede Woche in den Gebetskreis, aber damals wäre ich einfach noch nicht in der Lage gewesen.
Ich bekam die erste Einladung im Mai, ging nicht hin; im Juni nicht, im Juli nicht, im August nicht, im September nicht, und schließlich im Oktober ging ich hin.
Wenn sie nicht so geduldig gewesen wären und wenn sie das Porto gescheut hätten, dann würde ich heute nicht hier stehen.
Begegnung mit der lebendigen Gemeinde
Nun ja, da hörte ich dann eine gute biblische Botschaft. Es entstand eine Atmosphäre von Freude und Liebe, so dass ich sagte: Da will ich wieder hin. Es dauerte aber noch ein Jahr und einen Monat.
Dann gab es einen Altarruf. Das hatte es vielleicht schon öfter gegeben, aber ich hatte es nie richtig begriffen. Es wurde gefragt, ob jemand Jesus sein Leben übergeben möchte. Und ich wollte das tun. Ich wusste, dass es für mich war. Es konnten auch andere gemeint gewesen sein, das weiß ich nicht. Aber ich wusste, es war für mich.
Dann habe ich getan, was gefragt wurde, nämlich den Arm gehoben. Nun sieht der Herr ja nicht nur den Arm, sondern auch das Herz an. Danach hat sich in meinem Leben gewaltig etwas verändert. Etwas davon wurde etwa einen Monat später deutlich.
Erstmal ging ich zum ersten Mal in meinem Leben zu einer christlichen Konferenz. Vorher hätte ich gedacht, mehr als eine Predigt am Tag sei eine absolute geistliche Überfütterung. Nun, auf dieser Konferenz hörte ich unter anderem einen Wycliffe-Missionar sprechen. Ich hatte ihn schon zwei- oder dreimal vorher gehört. Nun erzählte er, dass sein Sprachhelfer Paul ins Gefängnis musste.
Paul war kein Krimineller, er war Nepalese. Dort gilt es als Verbrechen, Christ zu werden, und als Schwerverbrechen, andere zu Jesus zu führen. Genau das hatte Paul getan, er hatte sogar eine Gemeinde gegründet. Nun berichtete der Wycliffe-Missionar, was Paul gesagt hatte, als er vor dem Richter stand.
Meine erste Reaktion war: Das kann der Bursche unmöglich gesagt haben. Ich hatte durch die Male, die ich vorher von ihm gehört hatte, einen gewissen Eindruck davon bekommen, wie er wohl geartet sein mochte. Doch dann war da eine andere Reaktion. Das muss die Frucht davon sein, dass ich mich einen Monat vorher Jesus übergeben hatte.
Ja, dann bedeutet das doch, dass erfüllt ist, was in Markus 13,11 geschrieben steht: "Wenn ihr vor Richter und Statthalter gestellt werdet, so sorgt nicht, was ihr sagen sollt; der Heilige Geist wird es euch geben."
Man muss wissen, wenn ein Bultmann-Schüler an eine erfüllte Verheißung glaubt, dann ist das schon ein Wunder. Wenn etwas offensichtlich so geschehen ist, wie es prophezeit wurde, dann sagen sie, das sei ein Vaticinium ex eventu – die Verheißung wurde also später nach dem Ereignis zurechtgemacht.
Aber in diesem Fall wurde mir klar: Die Verheißung ist erfüllt. Dann war es, als ob in einem Bruchteil einer Sekunde eine ganze Reihe von Dingen geschahen.
Erstmals wurde mir bewusst: Wenn Gott heute all diese Dinge tut, dann ist es doch töricht anzunehmen, die Wunder, die im Neuen Testament stehen, könnten nicht wahr sein. Dann war ich für meine Studenten ein verkehrter Lehrer, ein blinder Blindenleiter.
Zugleich wurde mir klar, dass Gott ein lebendiger Gott ist, der all das tut, wenn er es sagt. So steht es da.
Man muss wissen: Der Gott der historisch-kritischen Theologie ist wie der Gott der Philosophen. Das kann man an der kleinen Statue der drei Affen verdeutlichen. Der eine hält die Augen zu, der andere die Ohren und der dritte den Mund. Sie sehen nichts, hören nichts und sprechen nichts. Weil ihre Hände ja beschäftigt sind, tun sie auch nichts.
Das ist der Gott der historisch-kritischen Theologie. Und nun begegnete ich dem lebendigen Gott.
Neue biblische Grundlagen
Und nachdem mir nun klar wurde, dass ich nichts weiß, habe ich gedacht, da muss ich etwas lernen. Auf einer Konferenz war der Chor einer Bibelschule, und ich dachte: Es gibt also Bibelschulen. Ich war einige Jahrzehnte Theologe, aber ich wusste nicht, dass es Bibelschulen gab.
Nun ja, ich habe mich dann zu dieser Bibelschule durchgebracht. Dort habe ich zum ersten Mal eine grundlegende biblische Unterweisung bekommen. Das sah so aus: An einigen Tagen in der Woche hielt ich meine Vorlesungen und Seminare an der Universität. An den anderen Tagen saß ich als Schüler in der Bank dieser Bibelschule.
Die Schule war von amerikanischen Missionaren gegründet worden. Es war eine Bibelschule für Laien mit noch nicht einmal zwanzig Schülern. Der Jüngste war ein Junge von sechzehn, die Älteste eine Oma von sechzig. Ich war so Anfang fünfzig.
Ich erinnere mich noch, wie ich das erste Mal dort saß. Da war ein junger Bibellehrer, vielleicht so dreißig Jahre alt, der über den 119. Psalm sprach. Ich saß da unten und dachte: Woher weiß der das alles? Ich, Professor, Doktor, Doktor Habil, wusste das nicht.
Dann kam er zu der Stelle, wo es heißt: „Du machst mich weiser als alle meine Lehrer.“ Da habe ich gedacht: Ja, das muss mit dem passiert sein. Später ging ich regelmäßig zu dieser Bibelschule und lernte auch den Leiter besser kennen.
Eines Tages sagte er zu mir: „Mike, das war dieser junge Bibellehrer, der ist Cowboy gewesen. Hier hat er nicht so viel, aber er liest seine Bibel, er lebt in seiner Bibel. Und wenn er seinen Mund aufmacht, was kommt raus? Gottes Wort.“
In dieser Bibelschule habe ich zum ersten Mal die biblischen Grundlagen kennengelernt. Einer der Bibellehrer hat mich auf ein Buch über die Inspiration der Heiligen Schrift hingewiesen. Ich war einige Jahrzehnte Theologe und hatte keine Ahnung von der Inspiration der Heiligen Schrift.
Als ich das Buch las, habe ich mich fürchterlich geschämt. Mir wurde nämlich klar, dass Gottes Wort auf nahezu jeder Seite deutlich macht, dass es das inspirierte Wort Gottes ist.
Na ja, dann habe ich mich entschieden, meine Studenten auf der Grundlage der Inspiration der Heiligen Schrift zu lehren. Ich begann damit im Po-Seminar, als sie eigentlich eine Einführung in die historisch-kritischen Methoden haben sollten. Ich sagte ihnen dann, warum sie das von mir nicht mehr bekommen.
Und dann hat mir der Herr erlaubt, ein Semester auf der Grundlage der Inspiration der Heiligen Schrift zu lehren.
Kampf um den Glauben an Jesus Christus
In diesem Semester hatte ich eine Vorlesung über den zweiten Artikel des Glaubensbekenntnisses zu halten. Beim ersten Wort „glaube ich an Jesus“ war das kein Problem. Ich hatte alles über den historischen Jesus noch in meiner Schublade.
Aber beim zweiten Wort „Christus“ begann ein langer Kampf. Zuerst dauerte es einen halben Tag, bis ich begriff: „Jesus ist der Christus“. Dann folgte ein weiterer halber Tag, bis ich verstand: „Jesus ist Gottes Sohn“. Noch einmal ein halber Tag verging, bis ich erkannte: „Er ist der Menschensohn“.
Sie müssen wissen, für die historisch-kritischen Theologen sind das bloße Titel. Man nimmt an, dass die Urgemeinde diese Titel Jesus angehängt hat. So hat mal ein Assistent im Bosseminar den Studenten gesagt, die Jünger hätten Jesus hochgejubelt.
Man muss es nicht so flapsig sagen. Es sah vielleicht so aus: Wenn ein Judenchrist seinen Leuten, die den Messias erwarteten, klar machen wollte, dass wir es in Jesus irgendwie mit Gott zu tun haben, dann sagte er eben: „Jesus ist der Messias“.
Dann wurde erwartet, dass es eine andere Gruppe gab, die den Menschensohn erwartete. Denen wurde dann gesagt: „Jesus ist der Menschensohn“.
Und da die armen Heiden weder einen Menschensohn noch einen Messias erwarteten, sagte man ihnen eben: „Jesus ist Gottes Sohn“.
Aber nun begriff ich: Das ist real. Jesus ist Gottes Sohn. Das habe ich meinen Studenten mitgeteilt. Und dann habe ich es auch durch Gottes Gnade begriffen.
Vertiefung und geistliche Erneuerung
Vielleicht sollte ich Ihnen noch etwas mitteilen. Nachdem ich dieses eine Semester gelehrt hatte, hat mich der Herr herausgeholt. Ich hatte ja auch noch gar nicht die nötige biblische Basis, die ich brauchte. Dann hat er mich für etwa ein Jahr in einem Bibelfreizeitheim untergebracht. Dort durfte ich in der Regel zwei- oder dreimal am Tag eine biblische Botschaft hören.
Als ich dann wieder alleine war und meine geistliche Nahrung aus Gottes Wort selbst beziehen musste, war ich natürlich darauf angewiesen – wie wir bereits am Mittwoch und in der Predigt am Sonntag gehört hatten. Das ist klar. Aber daneben machte ich eine merkwürdige Erfahrung. Ich weiß noch, ich fing an mit Johannes 1, Kapitel 1, und wollte das lesen. Doch da passierte etwas Merkwürdiges.
Als ich das Buch aufschlug und las, kamen all die Gedanken hoch, die ich als Studentin gelernt und als Professorin gelehrt hatte. Was Schnackenburg sagt, was Brüttmann sagt, was Käsemann sagt, hier ist das Problem, dort ist jenes Problem. Aber das war doch gar nicht das, was ich wollte. Ich wollte wirklich geistliche Nahrung aus Gottes Wort beziehen.
Nun hatte ich bereits befreiende Seelsorge erfahren und dachte, vielleicht hilft es, wenn ich diese Gedanken im Namen Jesu zurückweise. Das tat ich, und siehe da: Es half. Jetzt hatte ich plötzlich freien Zugang zu dem Kapitel. Am nächsten Tag das gleiche Problem. Ich dachte: Gestern hat es geholfen, vielleicht hilft es auch heute. Und siehe da!
Ich war dann wirklich genötigt, mich von all den Abschnitten loszusagen, über die ich entweder als Theologiestudentin oder als Professorin gearbeitet hatte. Aber nachdem ich mich bei einem Kapitel losgesagt hatte, hatte ich freien Zugang. Das war nicht etwa so, dass ich das jedes Mal tun musste.
Später hatte ich in Gießen an der IFTA dieses Zeugnis gegeben. Einer der Dozenten dort fragte: Soll das heißen, dass die historisch-kritische Theologie in den Okkultismus gehört? Ich hatte mir bis dahin überhaupt keine so theoretischen Gedanken gemacht, war ja noch ein verhältnismäßig junges Gotteskind. Aber dann fing ich an nachzudenken und kann nur sagen: Genau so sieht es aus.
Wir haben es also nicht mit Fleisch und Blut zu tun, sondern mit Fürstentümern und Gewalten der Finsternis.
Verlässlichkeit von Gottes Wort
Nun, in der Zwischenzeit, in diesen Jahrzehnten, die das jetzt schon hier ist, durfte ich eines begreifen, nämlich: Gottes Wort ist zuverlässig. Darauf kann man sich wirklich verlassen. Gottes Wort ist kein Naturwissenschaftsbuch, aber wo es von naturwissenschaftlichen Tatbeständen spricht, da kann man sich darauf verlassen.
Nicht die Evolutionstheorie ist zuverlässig. Diejenigen, die diese Theorie vertreten, sagen selbst, dass sie nicht bewiesen und unbeweisbar ist. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Gilbert Keid, ein berühmter Mikrobiologe, hat gesagt, die Evolution sei nicht bewiesen worden und könne auch nicht bewiesen werden. Aber die einzige Alternative wäre der Glaube an die Schöpfung, und das sei undenkbar. Undenkbar vielleicht für Gilbert Keid, aber nicht für uns.
Mit der Bibelkritik ist es das Gleiche. In der Zwischenzeit hat mich der Herr herangesetzt. Da haben Sie die Bücher, nun die Bibelkritik kritisch unter die Lupe zu nehmen, und ich kann nur sagen: Wo immer man sie kritisch untersucht, besteht sie den Test nicht. Wo immer man sie auf den Prüfstand stellt, besteht sie die Prüfung nicht.
Es wird zum Beispiel behauptet, dass zehn von den siebenundzwanzig neutestamentlichen Schriften nicht von den Autoren sind, die da in Gottes Wort angegeben sind. Nun, es gibt da ja so Standard-Einleitungsbücher. Ich habe also den Schnelle hergenommen, der in den meisten theologischen Fakultäten das Buch ist, aus dem die Studenten ihre Einleitung lernen müssen. Ich weiß nicht genau, wie viele Argumente es sind, aber nach meinem Mengengefühl schätze ich, es müssen über vierhundert gewesen sein.
Ich habe jedes einzelne dieser Argumente geprüft, sorgfältig und von der Möglichkeit ausgehend, das könnte ja zutreffen. Und keines, aber auch nicht eines hat den Test bestanden. Denn das war wirklich so, hatte ich es denn doch nicht erwartet. Wie soll ich das verstehen? Zwei Tage später kam ich an die Losung der Herrn Brüder Gemeinde: Wie können die Weissen Weißes lehren, wenn sie das Herrn Wort verwerfen? Gott, ich kann nur sagen: Danke, Vater. Jetzt verstehe ich.
Jetzt bin ich dabei, es zu überprüfen, vom Hebräerbrief. Es ist genau die gleiche Sache. Argumente werden nachgebetet, die so absurd sind, dass man sich, wenn man es erst mal gesehen hat, an den Kopf fasst, wie konnte man das überhaupt jemals dagegen anwenden. Ja, oder die Behauptung, die Evangelien hätten voneinander abgeschrieben, ist genau das Gleiche.
Davon kann, wer will, da morgen mehr hören. Einige Einzelheiten gibt es auch morgen Abend, für die, die das sonst nicht mitbekommen können. Aber ich kann nur wirklich sagen: Gottes Wort erweist sich als zuverlässig. Die historisch-kritische Theologie ist es nicht. Wo immer man sie testet, stellt man fest, sie besteht den Test nicht. Deshalb ist das verlässlich.
Schlussgebet und Einladung
Ja, lieber Vater im Himmel, danke, dass wir wissen dürfen, dass dein Wort zuverlässig ist und dass wir uns darauf im Leben und im Sterben gründen können.
Wir danken dir für dein kostbares Wort und für deinen lieben Sohn Jesus, der das Wort ist und für uns ans Kreuz gegangen ist.
Wenn jemand hier ist, der noch kein Schaf des guten Hirten ist und ihm sein Herz noch nicht geöffnet hat, dann mach bitte, dass er unruhig wird. Wenn es möglich ist, soll er heute noch mit jemandem oder auch alleine beten und Jesus in sein Herz bitten.
Bitte, lieber Vater im Himmel. Amen.
Empfehlungen und weitere Angebote
Vielen Dank für dieses lebendige Zeugnis, auch über das eigene Leben, wie der Herr hier ein großes Wunder getan hat. Ich kenne das auch aus meinem Studium. Schwester Linnemann hat inzwischen eine ganze Reihe von Büchern geschrieben, in denen sie sich konstruktiv-kritisch mit der kritischen Theologie auseinandersetzt.
Sie hat wirkliche Argumente gegen diese Theorien zusammengestellt. Ich empfehle jedem, auch die Literatur, die hier ausliegt, zu lesen. Sie wird vielleicht noch auf einige Dinge hinweisen. Wir sind ja noch nicht so spät dran, sodass Sie vielleicht noch ein paar Minuten Geduld haben.
Ein Werk trägt den Titel „Bibelkritik auf dem Prüfstand. Wie wissenschaftlich ist die ‚wissenschaftliche Theologie‘?“ Dort kommen auch für jeden Theologiestudenten überraschende Erkenntnisse zutage. Es zeigt sich, dass diese Theologie doch nicht so wissenschaftlich ist, wie oft behauptet wird. Viele Hypothesen bauen aufeinander auf, sodass ein ganzes Gebäude von Vermutungen und Behauptungen entsteht. Wenn man eine Stütze wegzieht, bricht das Ganze zusammen.
Nur nebenbei bemerkt: Im englischsprachigen Bereich gibt es sehr umfangreiche Einleitungswerke, die bei uns kaum berücksichtigt werden. Diese sind viel ausführlicher als unsere Einleitungen von Guthrie, Harrison und anderen, die bibeltreu argumentieren. Maurice, Sie werden sicher morgen noch einiges dazu sagen. Wer Englisch lesen kann, hat hier eine gute Alternative.
Es gibt aber auch bereits einiges auf Deutsch, zum Beispiel das Buch „Bibelkritik auf dem Prüfstand“. Dann zum Thema morgen früh um zehn Uhr: Auch dazu gibt es ein Buch. Wer nicht kommen kann, kann es in Form eines Buches mitnehmen. Sie sind herzlich eingeladen. Wir haben allerdings nur halb so viel Platz, aber trotzdem dürfen Sie gern kommen.
Gibt es ein synoptisches Problem? Die Synoptiker sind die drei Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas. Johannes zählt man nicht unbedingt direkt dazu. Die Frage, wie die Evangelien entstanden sind und ob sie authentische, echte Jesusworte enthalten, wird ja bestritten. Dazu gibt es morgen früh um zehn Uhr eine ausführliche und wissenschaftlich fundierte Darstellung im Bibelseminar Hotel Sonnenbring, Olga-Straße 65 in Bad Wildbad. Das Seminar liegt über der Tunnelausfahrt, in der S-Kurve links hochfahren, dann ist man gleich oben, etwa 200 Meter über dem Tunnelausgang.
Um 16 Uhr ist morgen auch ein Vortrag über die Pseudepigraphen. Ich möchte für die später Gekommenen noch einmal wiederholen: Die sogenannten unechten Schriften, gerade unter den Briefen – Paulusbriefe, die nicht von Paulus stammen sollen, Petrusbriefe, die nicht von Petrus sein sollen, angeblich, obwohl es ja ausdrücklich so dasteht. Auch dazu gibt es gute Gegenargumente gegen diese Behauptungen.
Ich weise auch auf das Buch „Wissenschaft oder Meinung – Anfragen und Alternativen“ hin. Es behandelt grundsätzliche Fragen zum historisch-kritischen Arbeiten überhaupt. Diese drei Bücher von Schwester Linnemann sind sehr empfehlenswert. Außerdem gibt es noch wenige Exemplare des Büchleins „Original oder Fälschung – Historisch-kritische Theologie im Licht der Bibel“.
Übrigens sind diese Bücher leider etwas teurer, da sie einen gewichtigen Inhalt haben. Sie kosten 26,80 Euro. Es gibt noch drei Stück für drei Mark – wer schnell ist. Natürlich haben Sie bei den dickeren Büchern noch mehr Auswahl.
Schwester Linnemann hat auch beim Kongress „Reformation heute – Neue 95 Thesen“ mitgewirkt. Dort gibt es ein Buch, in dem ihr Referat in Kurzform enthalten ist. Es behandelt die Bibelkritik unter dem Thema „Allein die Heilige Schrift – Bibelkritik kritisch beurteilt“. Außerdem sind Beiträge über Feminismus, die neue Reformation, die bekennende Kirche heute, Buße und weitere Fragen enthalten. Das Buch ruft zur Umkehr auf und heißt „Neue 95 Thesen und die Folgen“. Es kostet 19,80 Euro.
Ich darf auch auf unsere Schriftenreihe der ARF hinweisen, in der wir uns mit Sekten, Kulten, Religionen, Weltanschauungen und Zeitströmungen auseinandersetzen. Hier liegt das Heft I „Wie können wir Zeitströmungen begegnen?“ aus. Von den bereits 40 erschienenen Bänden sind etwa 20 hier erhältlich. Themen sind unter anderem Islam, Anthroposophie, grüne Ideologie, Neue Weltordnung, New Age, Schamanismus, Trebermann, Enneagramm, Christsein in antichristlicher Zeit, Gruppendynamik und vieles mehr.
Sie können die Hefte einfach mal anschauen. Das steht auch vorne dran, und Sie können sie ins Körbchen legen. Ich weise auch noch einmal auf die kostenlosen Schriften hin. Es gibt noch zwei Hefte von Schwester Linnemann, die kostenlos sind. Wer heute kein Geld hat, darf diese gerne mitnehmen. Sie liegen auf dem Tisch, wo „gratis“ steht. Bitte nehmen Sie möglichst nur eines, damit es für alle reicht.
Eines dieser Hefte heißt „Gottes Wort“. Darin geht es um die Inspiration der Heiligen Schrift. Ich habe heute noch ein Päckchen bekommen, eine Stunde vor der Abfahrt in Pforzheim. Wer eine Stunde später gekommen ist, hätte es nicht mehr bekommen. Die Post ist ja auch ein Werkzeug und eine Führung, die ich laufend mit Gott erlebe.
Das Heft „Gottes Wort“ ist sehr empfehlenswert. Ein weiteres wichtiges Thema sind Religionsbücher – Hilfe oder Hindernis für den Glauben, gerade für Kinder. Wer Schüler hat, sollte speziell diese Hefte mitnehmen. Es sind nur zehn Stück da.
Habe ich etwas vergessen? Ja, ich wiederhole noch einmal die weiteren Seminare. Morgen um zehn Uhr und um 16 Uhr im Hotel Sonnenbring. Um 20 Uhr findet hier wieder ein Seminar zum Thema „Bibelkritik – Wissenschaft oder Manipulation“ statt.
Die weiteren Seminare finden Sie auf dem gelben Blatt „Bibelseminar Bad Wildbad“, das auf Ihrem Sitz liegt. Dort steht auch, was die ARF ist. Außerdem liegen hier noch Blätter über die Reihe „Aufklärung“ aus, sowie ein Kalender, den Sie mitnehmen können. Dort sind alle weiteren Seminare bereits eingetragen.
Vergessen Sie das nicht. Es gibt auch weitere kostenlose Materialien.
Dank und Segen
Ja, jetzt möchte ich schließen. Wir danken auch der Liebenzeller Gemeinschaft, dass wir uns hier heute und morgen versammeln dürfen und dass der Raum hier ausreicht. Wunderbar, wie Herr Leng, der Bruder Stiegler, unser Hausvater vom Hotel Sonnenbring, immer sagte: Wir dürfen vertrauen, die Plätze werden immer genau reichen. So haben wir es bisher immer wieder beim Seminar erlebt.
Heute hatten wir den Eindruck, dass etwas mehr als vierzig Personen gekommen sind. Trotzdem hat der Platz auch hier heute gereicht. Dafür danken wir dem Herrn, auch wenn die Luft ein bisschen eng war.
Nun wollen wir schließen und uns unter den Segen unseres Gottes stellen. Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden. Amen.
