Für alle Gäste: Wir befinden uns derzeit in einer Reihe über die Zehn Gebote. Wer den Zettel kennt, auf dem "Durchgang verboten" steht, weiß Bescheid.
Falls jemand noch eine Bibel benötigt, die gerade verteilt wird, kann er sich einfach kurz melden. Es wird niemand ausgeschlossen.
Man kann sich also ruhig trauen, Fragen zu stellen oder mitzumachen. Das ist nicht böse gemeint. Ich werde auch eine Reihe von Bibelstellen vorlesen.
Also, gut.
Historischer Hintergrund und Einführung in die Zehn Gebote
Wir machen einen kleinen Zeitsprung zurück – etwa dreieinhalbtausend Jahre – und treffen dort auf das Volk Israel, das sich gerade am Berg Sinai befindet. Gott offenbart sich seinem Volk. Er hatte es kurz zuvor aus dem Land Ägypten herausgeführt.
Wir lesen in 5. Mose Kapitel 4, dass Gott einen Bund schließt. Dort heißt es in den Versen 12 und 13: „Und der Herr redete zu euch.“ Mose schaut hier zurück; wir sind am Ende der Wüstenwanderung, das heißt, die Ereignisse, die Mose jetzt beschreibt, liegen ungefähr vierzig Jahre zurück. „Und der Herr redete zu euch mitten aus dem Feuer. Die Stimme der Worte hörtet ihr, aber ihr saht keine Gestalt, nur eine Stimme war zu hören. Und er verkündigte euch seinen Bund, den zu halten er euch gebot – die zehn Worte.“
Aus diesen zehn Worten, die auf zwei steinernen Tafeln niedergeschrieben waren, entstand der Begriff „die zehn Gebote“. Die zehn Gebote wollen wir durchgehen. Wo habe ich jetzt meinen Flyer? Hier: „Die zehn Gebote unter der Lupe“. Die ersten drei haben wir schon: Du sollst keine anderen Götter haben, du sollst dir kein Götterbild machen, du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Heute geht es weiter mit „Denke an den Sabbattag“.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr das so lest. Mir geht es so: Die ersten drei Gebote sind irgendwie griffig. Es geht um die Beziehung zwischen Gott auf der einen Seite und mir auf der anderen Seite. „Du sollst keine anderen Götter haben“ – klar, die Frage steht im Raum: Wen bete ich eigentlich an? Wer ist mein Gott? Was ist eigentlich Gott in meinem Leben? Es gibt ja so verschiedene nette Götter, denen man nachjagen kann. Im Moment sind die DAX-Kurven sehr im Rennen. Man fragt sich: Wo habe ich eigentlich Sicherheit? Worüber denke ich am meisten nach? Wenn man schaut, worüber Leute am meisten reden, weiß man auch, was ihre Götter sind.
Das zweite Gebot: Kein Götterbild. Die Frage im Raum lautet: Wie stelle ich mir Gott eigentlich vor? Wenn ich über Gott rede, was ist das eigentlich? Das Dritte: Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Wir wissen, dass der Name für die Person, für die Identität der Person steht. Wie gehe ich eigentlich mit Gott um? Wer ist mein Gott? Wie stelle ich mir Gott vor? Wie gehe ich mit Gott um? Das sind die drei Gebote, die hinter uns liegen.
Vor uns liegen die klassischen Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht neidisch sein – all das kommt noch. Heute sind wir beim Gebot „Denke an den Sabbattag“. Wenn man das zum ersten Mal liest, hat man den Eindruck, dieses Gebot passt nicht so recht zu den anderen. Wie kriegt man das unter?
Wir schauen uns die Texte an, die sich mit dem Sabbatgebot beschäftigen. Wir starten in 2. Mose 20, wo die zehn Gebote zum ersten Mal aufgeführt sind. Dort heißt es in den Versen 8 bis 11:
„Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den Herrn, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.“
Der Text ist nicht kompliziert: Sechs Tage Arbeit und ein Ruhetag für Gott, darum geht es. Die Begründung ist der Schöpfungsbericht, das heißt, Gott ruhte am siebten Tag und heiligte ihn. Heiligen bedeutet, ihn besonders zu machen.
Wir lesen ein Stück weiter. Es gibt eine zweite Stelle, wo die zehn Gebote vorkommen. Ich möchte das Sabbatgebot auch aus dieser zweiten Stelle in 5. Mose 5 noch einmal vorlesen, weil die Begründung dort ausführlicher ist.
Warum kommen die zehn Gebote zweimal in der Bibel vor? Die Antwort: Gott befreite sein Volk aus Ägypten. Man könnte meinen, jetzt ist alles gut, sie sind in der Wüste auf dem Weg ins verheißene Land. Aber das ist nicht so. Es passiert die hässliche Geschichte mit dem Tanz ums goldene Kalb. Dann liest man weiter und stellt fest, sie sind ständig unzufrieden. Sie dürfen ins verheißene Land hineinschauen, aber das macht ihnen Angst. Dieses Volk ist strunzdumm und will eigentlich gar nicht mit Gott. Das merkt Gott und sagt: „Wir machen das anders. Ihr bleibt hier in der Wüste, weil euch das gefällt. Ich warte knapp vierzig Jahre, bis die ungläubige Generation gestorben ist. Dann starten wir neu, so eine Art Israel 2.0.“
Bei diesem zweiten Durchlauf, etwa vierzig Jahre später, sind viele dabei, die die Ereignisse am Sinai nie mitbekommen haben. Sie waren noch nicht mal geplant. Deshalb wiederholt Mose die Gebote. Daher gibt es in 5. Mose eine Wiederholung. 5. Mose heißt in manchen Bibelübersetzungen, gerade im englischsprachigen Raum, „zweite Gesetzgebung“ – Deuteronomium.
Wir schauen uns an, wie dort das Sabbatgebot beschrieben ist. 5. Mose Kapitel 5 – das lässt sich leicht merken: 2. Mose 20, 5. Mose 5. Also 2,20 und 5,5 – ganz simpel.
In 5. Mose 5, ab Vers 12 heißt es:
„Beachte den Sabbattag, um ihn heilig zu halten, so wie der Herr, dein Gott, es dir geboten hat. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den Herrn, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und all dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt, damit dein Sklave und deine Sklavin ruhen wie du. Und denke daran, dass du Sklave warst im Land Ägypten und dass der Herr, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat. Darum hat der Herr, dein Gott, dir geboten, den Sabbat zu feiern.“
Also wieder sechs Tage Arbeit und ein heiliger Ruhetag. Die Begründung ist hier anders: Nicht die Schöpfung, sondern die Errettung Israels aus Ägypten. Weil Gott dich errettet hat und du vorher Sklave warst, sollen auch deine Sklaven ausruhen. Ausruhen ist gut und gehört dazu. So wird der Sabbat zum vierten Gebot und ein besonderer Tag im Leben der Israeliten.
Es geht noch weiter. Die Idee der siebten Einheit, die aus sechs Arbeitstagen und einem besonderen Tag besteht, wird nicht nur auf die Woche übertragen. Es gibt nicht nur eine Woche mit sechs Arbeitstagen und einem Ruhetag, sondern das Konzept wird ausgeweitet.
Ich lese aus 3. Mose 25 vor, das betrifft auch das Land:
„Der Herr redete auf dem Berg Sinai zu Mose: Rede zu den Söhnen Israel und sage zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, dann soll das Land dem Herrn einen Sabbat feiern. Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und den Ertrag des Landes einsammeln. Aber im siebten Jahr soll ein ganz feierlicher Sabbat für das Land sein, ein Sabbat dem Herrn.“
Also sechs Jahre säen, beschneiden und ernten, dann ein Jahr Ruhe für das Land – ein Brachejahr, in dem sich das Land erholen darf.
Der Sabbat als Konzept ist einmalig. Man hat versucht, ihn in der Religionsgeschichte wiederzufinden, aber nicht gefunden. Es ist ein Volk, das anders lebt, von Gott besonders herausgehoben wurde. Im Alten Testament ist der Sabbat ein Bundeszeichen. Dort heißt es in Ezechiel 20:
„Und auch meine Sabbate gab ich ihnen, dass sie zum Bundeszeichen seien zwischen mir und ihnen, damit man erkenne, dass ich der Herr bin, der sie heiligt.“
Gott gibt seinem Volk Zeichen, damit es weiß: Ihr gehört zu mir.
Im Neuen Testament beschreibt Galater 3 die Funktion der Gesetze. Dort heißt es, dass die Gesetze von Gott gegeben wurden. Ich lese Galater 3, Vers 23 vor:
„Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter Gesetz verwahrt.“
Das Gesetz hat eine Schutzfunktion. Wenn ich den Text lese, denke ich an eine Käseglocke. Eine Käseglocke schützt vor Gerüchen – besonders, wenn man trockenen Rotwein und kräftigen Käse mag. So hat das Gesetz im Alten Testament eine Schutzfunktion.
Gott erwählt sich ein Volk und sagt: Ich habe mit euch etwas Besonderes vor. Ich möchte, dass der Messias kommt. Ich möchte, dass ihr durch die Geschichte hindurch ein Anschauungsobjekt seid, an dem Leute lernen können, was gut und was falsch ist, wie man mit Gott lebt oder ohne Gott, was es heißt, begnadigt zu werden oder unter dem Zorn zu stehen.
Ich muss dafür sorgen, dass das Volk über die Zeit nicht kaputtgeht und seine Identität bewahrt. Wer das Alte Testament kennt, weiß, dass Israel eine Tendenz hatte, sich mit allem zu vermischen und jedem Trend nachzulaufen. Deshalb gibt Gott Gebote mit ethischem und zeremoniellem Aspekt, die das Volk absondern.
Das Sabbatgebot war damals besonders streng. Warum? Du warst Israelit und wolltest nie wieder mit deiner Familie zu tun haben, wanderst aus, willst aber deinem Glauben treu bleiben. Nirgendwo in der Antike gab es ein Volk, das sechs Tage arbeitete und einen Tag nicht. Wenn du einen Job suchst und sagst: „Ich arbeite sechs Tage Vollgas, aber dann einen Tag Pause“ – das geht nicht. Dieses Gebot sorgte dafür, dass das Volk seine Identität behielt und nicht auseinanderfiel.
Das hat bis heute Bestand. Dass diese Gebote zusammenhalten, sieht man daran, dass Mitte des 20. Jahrhunderts nach fast zweitausend Jahren Diaspora ein Staat Israel entstehen konnte. Dieses Volk gibt es noch. Andere Völker wie die Westgoten oder Ostgoten sind kaum noch als Identität vorhanden. Aber Israel gibt es seit dreitausend Jahren und noch immer.
Das Gesetz hat eine bewahrende, identitätsstiftende Funktion. Der Sabbat als Bundeszeichen spielt dabei eine besondere Rolle.
Welche Bedeutung hat dieses Bundeszeichen heute? Es ist schön zu wissen, dass Israel am Sabbat nicht arbeiten durfte. Hat das für uns heute noch eine Bedeutung?
Ich schmunzle, weil wir gerade nach neuen Räumen suchen und auch die Adventisten angefragt haben. Was macht Adventisten attraktiv in Bezug auf Räume? Sie haben ihren Gottesdienst am Samstag, deshalb stehen am Sonntag ihre Räume leer. Sie haben abgesagt, wir bekommen die Räume nicht. Es gibt Strömungen, die sagen: Wir müssen uns mit diesem Gebot viel mehr auseinandersetzen als nur zu sagen: Altes Testament, lass gut sein.
Wir leben nicht im alten Bund, in den man hineingeboren wird oder durch mühsame Prozeduren wie Proselytentaufe oder Beschneidung eintritt. Wir leben im neuen Bund, in den man durch Glauben eintritt, wo jeder kommen kann und Hoffnung hat.
Wenn man so will, sind die Zeichen unseres Bundes ganz andere: Brot und Wein, das Abendmahl. Was haben wir mit dem Sabbat zu tun? Hat das für uns eine Bedeutung? Sollte Linda ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie ihren kleinen Mini am Sonntag wäscht? Ich sage nein.
Der Sabbat als Bundeszeichen gehört zum alten Bund. Wir sollten nicht anfangen, am Samstag Gottesdienst zu feiern und sagen, das habe eine besondere Bedeutung. Ich möchte zehn Gründe nennen, warum der Sabbat für uns in dieser engen Form keine Bedeutung hat.
Erstens: Der Sabbat ist ein Bundeszeichen des alten Bundes. Wir gehören zum neuen Bund mit neuen Zeichen.
Zweitens: Im Neuen Testament gibt es kein Gebot für Christen, den Sabbat zu halten.
Drittens: Wenn Christen sich treffen – Apostelgeschichte 20 – dann am ersten Tag der Woche, also am Sonntag, nicht am Sabbat.
Viertens: Im Alten Testament gibt es keinen Hinweis, dass Heiden den Sabbat halten sollten. Sie durften am Sabbat arbeiten.
Fünftens: Es gibt keinen Hinweis, dass Menschen vor dem Gesetz am Berg Sinai den Sabbat gehalten haben.
Sechstens: Im Apostelkonzil, wo es um die Frage geht, was Heidenchristen halten sollen, wird der Sabbat nicht erwähnt.
Siebtens: In den Sündenkatalogen des Neuen Testaments, zum Beispiel Epheser 4, Vers 31 („Alle Bitterkeit und Wut und Zorn...“), taucht das Nichthalten des Sabbats nicht auf.
Im Alten Testament ist das anders. Die Propheten sagen oft, Israel habe den Sabbat entweiht und gebrochen – das ist ihre Hauptschuld.
Im Neuen Testament kein Wort davon.
Achtens: Der Galaterbrief wurde geschrieben, weil Leute wieder anfangen, den Sabbat zu halten und meinen, man müsse sich an alle Festregeln halten, um ein besonderer Christ zu sein.
Neuntens: Paulus sagt in Römer 14, dass der Sabbat zu den „Mitteldingen“ gehört, also zu den Dingen, bei denen wir christliche Freiheit haben. Dort heißt es: „Jeder kann das machen, wie er will. Ob Samstag, Sonntag oder Mittwoch – mach es einfach.“
Zehntens: Die Kirchenväter schreiben durchweg, dass Christen sich am ersten Tag der Woche trafen, nicht am Sabbat. Es gibt keinen Hinweis, dass der Sabbat ein christlicher Feiertag war.
Was haben wir dann noch mit dem Sabbat zu tun? Hätte man das Gebot nicht einfach weglassen sollen? War für die Israeliten schön, aber für uns nicht relevant?
Ich denke, wir können trotzdem zwei Dinge aus dem Sabbatgebot ableiten, die für uns gelten.
Erstens: Wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern wir arbeiten, um zu leben. Für manche Karrieremenschen ist die Arbeit der Gott, dem sie Familie, Gesundheit und mehr opfern. Das Sabbatgebot sagt: Das geht nicht. Gott ist Herr meiner Zeit. Wenn Gott sagt: „Ich richte dir eine Woche ein“, dann gehört alle Zeit Gott. Er darf über meinen Wochenplan bestimmen. Das war sicher ein Erschrecken für die Israeliten, die ihre Zeit selbst einteilen wollten.
Sechs Tage arbeiten, dann einen Tag Pause – Arbeit ist wichtig, aber kein Selbstzweck. Leben ist mehr als Arbeit. Der Mensch braucht Pausen, Momente zum Verschnaufen, Nachdenken, Freude, Gemeinschaft mit Menschen und mit Gott.
Ich kenne zu viele, die in Burnout geraten sind, weil sie diese einfache Wahrheit nicht beachteten: Arbeit und Ruhe gehören zusammen. Manche leben wie Hamster im Laufrad, ohne Brüche, bis sie zusammenbrechen.
Gott sagt: Das will ich nicht.
Die Begründung zum Sabbat war die Schöpfungsordnung. Als Mensch bin ich Geschöpf, und der Sabbat erinnert mich daran, dass Gott eine Schöpfungsordnung hat, die ich nicht ignorieren kann.
In 1. Mose 2 heißt es: „So wurden Himmel und Erde vollendet. Gott vollendete am siebten Tag sein Werk und ruhte von all seinem Werk. Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte.“
Das ist die Entstehungsgeschichte der Welt. Spannend ist, dass zur Schöpfung ein Ruhetag gehört. Kreativität braucht Pausen. Gott ruhte.
Das ist merkwürdig, denn Gott hört nicht auf zu wirken. Jesus wurde in Jerusalem angezählt, weil er am Sabbat einen Lahmen heilte. Er antwortete: „Mein Vater wirkt bis jetzt, auch am Sabbat.“ Die Sonne geht über Gerechten und Ungerechten auf. Gott erhält das Leben.
Gott hört nicht auf zu arbeiten, aber der Text beschreibt den kreativen Schaffensprozess, der irgendwann abgeschlossen ist.
Schöpfung hat nicht nur eine materielle Seite, sondern auch eine Zielseite: Warum geschieht etwas? Das Thema Ruhe spielt dabei eine entscheidende Rolle.
In dieser kleinen Schöpfungswoche sehen wir das Ziel Gottes: Wo will Gott mit mir hin? Was möchte er mir schenken? Flor hat für die Ruhe gebetet.
Das ist die zweite Bedeutung des Sabbatgebots: Es hilft, das Leben zu planen, aber es ist mehr.
Jetzt lesen wir Kolosser 2, Vers 16:
„So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats.“
Das sind Leute, die sagen: Christen dürfen den Sabbat nicht brechen. Paulus sagt: Das ist falsch. Sabbate sind Schatten der zukünftigen Dinge, der Körper aber ist Christus.
Man kann sich vorstellen, wie man im Sommer einen Schatten sieht und denkt: Ist das vielleicht Rudi? Der Schatten ist ein Hinweis. Das Alte Testament mit seinen Bildern weist auf etwas anderes hin.
Das Opfersystem im Alten Testament nimmt Sünde nicht weg (Hebräer 10,4). Es ist ein Hinweis auf das endgültige Opfer, das Gott selbst bringt.
Der Sabbat ist ein Schatten, ein Hinweis. Der Körper ist Christus.
Wir blicken von Ostern zurück auf den Sabbat. Wir sehen das Bild: Einmal in der Woche zur Ruhe kommen. Durch das Kreuz verstehen wir, was Jesus sagt:
„Kommt her zu mir, all ihr Mühseligen und Beladen, ich werde euch Ruhe geben.“
Jesus bietet keine neuen Gebote an, sondern Ruhe.
Was ist Ruhe? Es ist mehr als Wellness. Jesus sagt: Ich bin der Schöpfer, ich biete dir Vergebung und Ruhe für deine Seele an.
In Vers 29 heißt es:
„Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.“
Jesus weiß, dass der Mensch Ruhe braucht – nicht nur für den Körper. Das zeigt der Sabbat: Der Mensch sehnt sich nach Ruhe für seine Seele.
Jesus bietet diese Ruhe an.
Man kann fragen: Was hinderte das Volk Israel damals daran, Ruhe zu finden? Hebräer 4 sagt: Ungehorsam und Unglaube.
Im Alten Testament gibt es das Angebot zur Ruhe, aber Israel sperrt sich gegen die Beziehung zu Gott.
Jahrhunderte später, zur Zeit Davids, entsteht Psalm 95:
„Kommt, lasst uns dem Herrn zujubeln, lasst uns jauchzen.“
Ab Vers 7b:
„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht wie zu Meribah.“
Meribah ist die Geschichte, wo das Volk Gottes nicht auf Gott hört und deshalb nicht ins verheißene Land darf.
David sagt:
„Vierzig Jahre empfand ich Ekel vor diesem Geschlecht, denn sie haben meine Wege nicht erkannt. Darum schwor ich in meinem Zorn, sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen.“
Aber heute steht die Tür noch offen.
Das kann man in Hebräer 3 und 4 nachlesen: Die Ruhe, die Jesus anbietet, ist noch offen.
Wie kommt man in diese Ruhe? Am Sabbat hört man auf zu arbeiten. Wie kommt man in die ewige Ruhe, die Jesus anbietet? Man hört auf, sich die Errettung zu erarbeiten. Man sagt: „Gott, sei mir gnädig.“ Das ist Glauben.
Man kommt an den Punkt, wo man nicht mehr werkeln will, sondern im Vertrauen auf Jesus Ruhe findet.
So wird der Sabbat ein Schatten auf Christus. Er zeigt: Ich kann dir körperliche Ruhe geben – einen Tag in der Woche. Aber ich werde dir auch ewige Ruhe geben – für deine Seele, für die Ewigkeit in Gemeinschaft mit Gott.
Zusammenfassung:
Das Sabbatgebot ist urjüdisch und eng mit Israel verbunden. Es ist ein spezielles Bundeszeichen und kann nicht eins zu eins auf den neuen Bund übertragen werden. Wir halten uns nicht ans Sabbatgebot.
Der Sabbat ist Ausdruck der Herrschaft Gottes über unsere Arbeit. Gott hat das Recht, in unsere Arbeit hineinzureden.
Er ist Teil der Schöpfungsordnung. Es ist weise, Gottes Regeln zu Arbeit und Pausen anzunehmen. Unsere Leistungsfähigkeit und psychische Gesundheit hängen davon ab.
Der Sabbat weist auf Christus hin und auf die ewige Ruhe, die Christus am Kreuz durch sein Blut erkauft hat.
Als Gläubige ist geistlich jeder Tag Sabbat, weil wir durch das Blut Christi gerettet sind und in der Ruhe Gottes angekommen sind. Diese Ruhe kann uns niemand mehr nehmen.
Das Sabbatgebot sollte uns in die Anbetung hineinführen.
Einführung in das Sabbatgebot
Und ich bin jetzt hier mit dem Thema „Denke an den Sabbattag“. Wenn man das Gebot zum ersten Mal liest, hat man manchmal den Eindruck, dass es nicht so recht zu den anderen Geboten passt. Wie lässt sich das verstehen?
Wir schauen uns die Texte an, die sich mit dem Sabbatgebot beschäftigen. Wir starten in 2. Mose 20, wo die Zehn Gebote zum ersten Mal aufgeführt sind.
2. Mose 20,8-11:
„Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun. Aber der siebte Tag ist Sabbat für den Herrn, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd, dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.“
Der Text ist nicht besonders kompliziert: Es geht darum, sechs Tage zu arbeiten und einen Ruhetag für Gott einzuhalten. Die Begründung dafür ist der Schöpfungsbericht. Gott ruhte am siebten Tag und machte diesen Tag besonders, indem er ihn heiligte. „Heiligen“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass er den Tag besonders machte.
Wiederholung und Vertiefung des Sabbatgebots im fünften Mose
Jetzt lesen wir ein Stückchen weiter, und es gibt eine zweite Stelle, an der wieder die zehn Gebote vorkommen. Ich möchte das Sabbatgebot aus dieser zweiten Stelle in 5. Mose 5 noch einmal vorlesen, weil die Begründung dort etwas ausführlicher ist.
Warum kommen die zehn Gebote zweimal in der Bibel vor?
Die Antwort ist: Gott befreit sein Volk aus Ägypten. Man könnte meinen, jetzt ist alles gut. Sie sind in der Wüste auf dem Weg ins verheißene Land. Doch das ist nicht so einfach. Nach der Befreiung passiert eine hässliche Geschichte mit dem Tanz ums goldene Kalb. Wenn man weiterliest, stellt man fest, dass das Volk ständig unzufrieden ist. Sie dürfen schon einmal ins verheißene Land hineinschauen, doch das, was sie sehen, macht ihnen nur Angst.
Man erkennt plötzlich: Dieses Volk ist einfach strunzdumm und ungläubig. Es will eigentlich gar nicht mit Gott. Das merkt Gott auch und sagt dann: „Wisst ihr was, wir machen das anders. Ihr bleibt hier in der Wüste, weil es euch hier gefällt. Das könnt ihr haben.“
Gott wartet dann knapp vierzig Jahre, bis die Generation gestorben ist, die ungläubig war und nicht mit ihm gehen wollte. Wenn die anderen, die jetzt noch unter zwanzig sind, erwachsen geworden sind, dann starten wir das Ganze noch einmal neu – so eine Art Israel 2.0.
Dieser zweite Durchlauf, der etwa vierzig Jahre später passiert, besteht natürlich aus vielen Leuten, die die Ereignisse am Sinai nie mitbekommen haben. Sie waren einfach nicht dabei oder noch nicht einmal geplant. Deshalb wiederholt Mose die Gebote.
Deshalb gibt es in 5. Mose eine Wiederholung. Deshalb heißt 5. Mose in manchen Bibelübersetzungen, gerade im englischsprachigen Raum, „zweite Gesetzgebung“, Deuteronomium. Dort wird einfach alles noch einmal an andere Leute weitergegeben.
Das wollen wir uns anschauen, wie dort das Sabbatgebot beschrieben ist, in 5. Mose, Kapitel 5. Ihr merkt schon, das lässt sich ganz leicht merken mit den zehn Geboten: 2. Mose 20 und 5. Mose 5.
Also 2. Mose 20 und 5. Mose 5 ab Vers 12:
„Beachte den Sabbattag, um ihn heilig zu halten, so wie der Herr, dein Gott, es dir geboten hat. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den Herrn, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und all dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt, damit dein Sklave und deine Sklavin ruhen, wie du. Und denke daran, dass du Sklave warst im Land Ägypten und dass der Herr, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat. Darum hat der Herr, dein Gott, dir geboten, den Sabbattag zu feiern.“
Also: wieder sechs Tage Arbeit, das ist identisch, und ein heiliger Ruhetag. Die Begründung ist anders. Hier ist die Begründung nicht „Denk an die Schöpfung“, sondern hier geht es um die Errettung Israels aus Ägypten.
Weil Gott dich errettet hat, weil du vorher Sklave warst und jetzt nicht mehr Sklave bist, deswegen denke daran: Wenn du Sklaven hast, sollen die auch ausruhen. Ausruhen ist an sich einfach gut, und es gehört irgendwie dazu.
Erweiterung des Sabbat-Konzepts auf das Land
Und so wird der Sabbat zum vierten Gebot und zu einem ganz besonderen Tag im Leben der Israeliten. Die Idee geht sogar noch weiter: Es gibt siebener Einheiten, die aus sechs Tagen Arbeit und einem besonderen Tag bestehen.
Dieses Prinzip wird nicht nur auf die Woche übertragen. Es gibt nicht nur eine Woche mit sechs Arbeitstagen und einem Ruhetag, sondern es erstreckt sich darüber hinaus.
Ich lese euch dazu aus 3. Mose 25 vor, denn das betrifft auch das Land. Dort heißt es:
3. Mose 25,1-4:
Und der Herr redete auf dem Berg Sinai zu Mose: »Rede zu den Söhnen Israel und sage zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, dann soll das Land dem Herrn einen Sabbat feiern. Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und den Ertrag des Landes einsammeln. Aber im siebten Jahr soll ein ganz feierlicher Sabbat für das Land sein, ein Sabbat dem Herrn.«
Diese Idee, sechs Arbeitstage und einen Ruhetag, wird also auch auf Jahre übertragen. Sechs Jahre darfst du säen, beschneiden, ernten und arbeiten. Doch dann kommt ein Jahr, das wir heute als Brache bezeichnen würden. In diesem Jahr darf sich das Land von der Anstrengung erholen, die es in den sechs Jahren hatte.
So wird der Sabbat zu einem umfassenden Konzept, das sowohl die Woche als auch das Jahr prägt.
Die Einzigartigkeit des Sabbat-Konzepts und seine Funktion als Bundeszeichen
Der Sabbat als Konzept ist etwas Einmaliges. Man hat versucht, ihn in der Religionsgeschichte wiederzufinden, aber ohne Erfolg. Es gibt ein Volk, das anders lebt. Dieses Volk ist von Gott in besonderer Weise herausgehoben worden.
So ist der Sabbat im Alten Testament ein sogenanntes Bundeszeichen. Ein Volk erhält ein Zeichen, damit es genau weiß, dass es zu Gott gehört. In Ezechiel 20 heißt es: „Und auch meine Sabbate gab ich ihnen, dass sie zum Bundeszeichen seien zwischen mir und ihnen, damit man erkenne, dass ich der Herr es bin, der sie heiligt.“
Gott gibt seinem Volk Zeichen, um ganz klar deutlich zu machen: Ihr gehört zu mir.
Die Schutzfunktion des Gesetzes im Alten Testament
Im Neuen Testament, in Galater 3, wird die Funktion der Gesetze beschrieben. Dort heißt es, dass die Gesetze von Gott gegeben wurden. Ich lese euch das mal vor: Galater 3, Vers 23: „Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter Gesetz verwahrt.“
Das Gesetz hat eine Schutzfunktion. Wenn ich den Text lese, kann ich nicht anders, als an eine Käseglocke zu denken. Das mag man vielleicht komisch finden. Eine Käseglocke hat eine Schutzfunktion, damit nicht alles stinkt. Vor allem, wenn du gerne trockenen Rotwein magst und dazu einen kräftigen Käse, weißt du eine Käseglocke einfach zu schätzen. Sonst würde deine ganze Wohnung nur noch nach Käse riechen.
Und genau so hat das Gesetz im Alten Testament eine Schutzfunktion. Gott erwählt sich ein Volk und sagt: „Ich habe mit euch etwas Besonderes vor. Ich möchte, dass der Messias kommt. Ich möchte, dass ihr durch die Geschichte hindurch ein Anschauungsobjekt seid, an dem Leute lernen können.“ Sie sollen lernen, was gut und was falsch ist, was es heißt, mit Gott zu leben oder ohne Gott, was es bedeutet, begnadigt zu werden oder unter dem Zorn zu stehen.
Gott hat also ein Anschauungsobjekt, aber er muss auch dafür sorgen, dass dieses über die Zeit nicht kaputtgeht. Er muss sicherstellen, dass es seine Identität bewahrt. Wer ein bisschen Altes Testament gelesen hat, weiß, dass das Volk Israel die Tendenz hatte, sich mit allem und jedem zu vermischen, jeden Unsinn zuzulassen und sogar den letzten Übeltrend noch nachzulaufen.
Deshalb gibt Gott Gebote, die auf der einen Seite einen ethischen Aspekt haben, also betonen, was richtig und falsch ist. Auf der anderen Seite haben sie einen zeremoniellen Aspekt, der das Volk ein Stück weit absondert.
Die soziale und identitätsstiftende Wirkung des Sabbatgebots
Jetzt müsst ihr euch vorstellen, dass das Sabbatgebot an dieser Stelle tatsächlich eines der strengsten Gebote war. Warum? Du warst Israelit und hast gedacht: „Ich möchte nie wieder etwas mit meiner Familie zu tun haben, ich wandere aus. Aber ich möchte meinem Glauben treu bleiben.“
Nirgendwo in der Antike gab es ein Volk, das sechs Tage arbeitete und einen Tag nicht. Das heißt, egal wo du einen Job suchst, du kannst nicht sagen: „Wissen Sie was? Ich bin ein toller Arbeiter, ich bin Israelit, ich habe eine hohe Arbeitsethik, ich bin wirklich gut, aber ich habe eine kleine Einschränkung: Wenn ich zum Beispiel Soldat werde und wir marschieren, dann marschiere ich sechs Tage lang voll mit, aber am siebten Tag mache ich Pause.“ Merkt ihr, was ich meine? Das geht nicht.
So kann dieses Gebot, dieses simple Gebot, dafür sorgen, dass dieses Volk seine Identität behält. Es verhindert, dass es leicht auseinanderfällt. Wo immer sich die Gruppe trifft, bewahrt sie tatsächlich ihre Eigenständigkeit. Und das hat es getan, bis in die heutige Zeit hinein.
Dass diese Gebote tatsächlich etwas zusammenhalten, sieht man daran, dass Mitte des 20. Jahrhunderts nach fast zweitausend Jahren Diaspora wieder ein Staat Israel entstehen konnte. Dass es dieses Volk noch gibt.
Ich weiß nicht, ob euch Geschichte interessiert: Die Westgoten und die Ostgoten und wie sie alle heißen, da kannst du suchen und fragen, wo sind die denn? Sie sind irgendwie weg. Das stimmt natürlich nicht ganz, sie gibt es noch, aber sie haben keine wirkliche Identität mehr.
Aber bei diesem einen Volk ist es anders. Wenn du in der Geschichte dreitausend Jahre zurückgehst, sind sie da. Dann gehst du tausend Jahre weiter, sind sie immer noch da. Noch einmal tausend Jahre weiter – und plötzlich können sie Mitte des 20. Jahrhunderts wieder einen Staat gründen. Sie gibt es immer noch. Und sie wissen auch noch, wer sie sind.
Das ist die Idee dahinter: Das Gesetz hat eine bewahrende, identitätsstiftende Funktion. Gerade der Sabbat als Bundeszeichen spielt dabei eine ganz besondere Rolle.
Die Bedeutung des Sabbats für Christen heute
Es ist natürlich die Frage: Wenn im Alten Bund, also dem Bund, den Gott mit seinem Volk am Sinai schließt, ein Bundeszeichen gegeben wird, welche Funktion oder Bedeutung hat dieses Bundeszeichen heute? Es ist ja schön, dass wir jetzt wissen, dass das Volk Israel am Sabbat nicht arbeiten durfte. Hat das für uns heute noch eine Bedeutung?
Ich schmunzle gerade ein bisschen, weil wir gerade dabei sind, nach neuen Räumen zu suchen. Unter anderem hatten wir auch die Adventisten angefragt. Was macht Adventisten so attraktiv im Blick auf Räume? Sie haben ihren Gottesdienst am Samstag, demzufolge stehen am Sonntag ihre Räumlichkeiten leer. Sie haben abgesagt, also wir bekommen die Räume nicht. Aber es gibt solche Strömungen, die sehr deutlich sagen: „Hey, wir müssen uns mit diesem Gebot hier viel mehr auseinandersetzen, als nur zu sagen: Altes Testament, lass gut sein. Wir leben nicht im alten Bund, einem Bund, in den man hineingeboren wird oder durch eine mühsame Prozedur – Proselytentaufe und was da alles dazugehört, für die Herren der Schöpfung noch gleich eine Beschneidung hinterher. Also das alles noch machen muss.“
Wir leben im neuen Bund, wo man durch den Glauben eintritt, wo jeder kommen kann, wo es Hoffnung gibt. Wenn man so will, sind die Zeichen unseres Bundes ganz andere: Brot und Wein, das feiern wir im Abendmahl. Das ist das, was uns auszeichnet.
Was haben wir bitteschön mit dem Sabbat zu tun? Hat das für uns eine Bedeutung? Sollte Linda, wenn sie ihren kleinen Mini jemals am Sonntag waschen sollte, ein schlechtes Gewissen haben? Nein, ich sage: Der Sabbat als Bundeszeichen gehört tatsächlich zum alten Bund. Wir sollten jetzt nicht anfangen, am Samstag unsere Gottesdienste zu feiern und zu sagen, es hat eine besondere Bedeutung.
Ich möchte zehn Gründe dafür geben, warum der Sabbat für uns in dieser ganz engen Form keine Bedeutung hat. Den ersten habe ich schon gegeben: Der Sabbat ist ein Bundeszeichen des alten Bundes. Wir gehören zum neuen Bund mit neuen Zeichen.
Dann gibt es im Neuen Testament, das ist mein zweites Argument, kein Gebot für Christen, dass sie den Sabbat halten sollen. Das steht da nirgends.
Drittens: Wenn die Christen sich treffen – wir lesen das in Apostelgeschichte 20 – dann treffen sie sich interessanterweise nicht am Sabbat, sondern am ersten Tag der Woche. Der erste Tag wäre in unserer Rechnung jetzt der Sonntag. Also verlassen die Christen die alten Bahnen. Der Sabbat verliert tatsächlich seine Funktion.
Hinzu kommt, dass viertens im Alten Testament kein Hinweis darauf zu finden ist, dass der Sabbat oder das Halten des Sabbats von den Heiden erwartet wurde. Wenn man sagt, der Heide dürfte töten oder Ehe brechen oder lügen oder stehlen natürlich nicht, aber dürfte er am Sabbat arbeiten? Ja klar, gar kein Problem. Es ist ein Gebot speziell für das Volk Israel.
Es gibt auch fünftens keinen Hinweis darauf, dass Menschen vor dem Gesetz am Berg Sinai den Sabbat gehalten haben.
Sechstens: Im Apostelkonzil, wo es um die Frage geht, was die Heidenchristen halten sollen, ist vom Sabbat nicht mit einer Silbe die Rede.
Siebtens: Wir haben ja eine ganze Reihe von Sündenkatalogen im Neuen Testament. Ich erinnere an meinen Lieblingssündenkatalog aus Epheser 4, Vers 31: „Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan.“ Also reg dich nicht auf. Davon haben wir ja eine ganze Reihe im Neuen Testament. Und nicht in einem einzigen dieser Sündenkataloge taucht das Halten oder Nicht-Halten des Sabbats auf. Und wehe, du hältst den Sabbat nicht! Im Alten Testament, wenn ihr mal lest, was die Propheten sagen, steht da ellenlang: „Und ihr habt meine Sabbate entweiht und meinen Sabbat gebrochen“ und so weiter. Das ist eigentlich die Hauptschuld, die sich Israel überhaupt einfängt: „Ihr habt euch nicht an den Sabbat gehalten.“ Im Neuen Testament kein Wort davon.
Ganz im Gegenteil: Mein achtes Argument ist der Galaterbrief. Er ist geschrieben worden, gerade weil Leute wieder anfangen, den Sabbat zu halten und ihm eine besondere Bedeutung zu geben. Sie meinen, man müsste sich an diese ganzen Festregeln halten, um ja irgendwie ein besonderer Christ zu sein.
Und dann sagt Paulus neuntens etwas in Römer 14. Er sagt, dass der Sabbat etwas ist, was zu den Mitteldingen gehört, also zu den Dingen, bei denen wir christliche Freiheit haben. Wenn du einen Tag besonders halten willst – ob das der Samstag ist, weil da dein Ruhetag ist, dein Sonntag, weil da Gottesdienst ist, oder der Mittwoch, weil die Hälfte der Woche rum ist, keine Ahnung – mach es einfach. Und wenn du sagst, ich möchte alle Tage gleich für Gott feiern, weil jeder Tag für mich Sabbat ist, jeder Tag ist ein Tag, an dem ich mich an Gott freue, dann mach das auch. Es ist egal, da müssen wir uns nicht darüber streiten. Römer 14,5: Jeder kann das tatsächlich ein bisschen machen, wie er will.
Und wenn man durch die Kirchengeschichte geht, mein letztes, mein zehntes Argument, dann stellt man fest, dass die Kirchenväter durchweg davon schreiben, dass die Christen sich am ersten Tag der Woche, also definitiv nicht am Sabbat, getroffen haben. Es gibt einfach keinen Hinweis in der Kirchengeschichte darauf, dass der Sabbat ein Feiertag war.
Aber was haben wir dann noch mit dem Sabbat zu tun? Hätte man dann nicht sinnvollerweise das Gebot aus der Reihe einfach weglassen sollen? So nach dem Motto: „Okay, war für die Israeliten schön. Jetzt wissen wir zehn Gründe, warum es für uns nichts zu tun hat. Wir feiern ja sowieso nicht am Samstag unseren Gottesdienst, machen wir doch einfach mit dem nächsten Gebot weiter, ‚Vater und Mutter ehren‘, da steckt irgendwie mehr drin.“ Das werden wir tun, das wird Jürgen nächste Woche machen.
Ich denke, wir können aus dem Sabbatgebot trotzdem, auch wenn diese direkteste Umsetzung uns nicht gilt, wenigstens zwei Dinge ableiten, die uns doch betreffen.
Das Erste, was mir das Sabbatgebot klar macht – und das ist etwas, was vielleicht ein Stückchen über den Wortlaut hinausgeht – ist dieses: Wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern wir arbeiten, um zu leben. Für manche, einen Karrieremenschen, ist die Arbeit der Gott, dem sie ihre Familie, ihre Kinder, ihre Gesundheit und ich weiß nicht was sonst noch opfern. Und das Sabbatgebot geht denen entgegen und sagt: „Nee, das geht nicht. Gott ist der Herr meiner Zeit.“
Wenn Gott sich hinstellt und sagt: „Ich bestimme jetzt eben mal über deinen Wochenplan. Ich richte dir überhaupt erst mal eine Woche ein, ich bringe da mal Ordnung in dein Leben“, dann bedeutet das, dass Gott alle Zeit gehört, dass Gott mit meiner Zeit machen kann, was er will, dass da, wo Gott Gott ist, er tatsächlich über meinen Wochenplan bestimmen kann, dass er hineinsprechen darf und mir sagen kann: „Hey, du mit deiner Zeit, ich möchte, dass du deine Zeit so ordnest und so einsetzt, wie es mir gefällt.“
Es muss ein bisschen ein Erschrecken gewesen sein für die Israeliten, dass Gott so intim reinredet. Ja, du hast ja auch eine Vorstellung, wie man sein Leben so plant. Und jetzt kommt Gott und sagt: „Nee, also das Erste, was wir mal festhalten, ist: sechs Tage arbeiten und dann machst du mal einen Tag Pause.“ Das heißt, Arbeit ist wichtig, aber Arbeit ist nicht Selbstzweck.
Leben ist einfach mehr als Arbeit. Der Mensch braucht Pausen, er braucht Momente, in denen er verschnaufen kann, Momente, in denen er nachdenken kann, in denen er sich freut, in denen er sich bewusst einlässt auf Gemeinschaft miteinander, in denen er sich bewusst einlässt auf Gemeinschaft mit Gott.
Ich bin persönlich davon überzeugt, und ich habe zu viele Bekannte erlebt, die in einen Burnout reingelaufen sind, weil sie diese simple Wahrheit nicht beachtet haben: Hier ist die Arbeit, gib Gas, und hier ist Ruhe. Schaff dir einfach Ruhe-Momente, echte Ruhe, wo du ausruhst – nicht die Tage, an denen du dann schnell noch den Einkauf machst und dich dann ins Hobby stürzt, sondern wo echte Momente der Ruhe sind.
Die, die das nicht eingehalten haben, sind zerbrochen unter ihren eigenen Ansprüchen, die es schneller, immer noch mehr machen wollen. Ich habe den Eindruck, manche Menschen leben ihr Leben wie ein Hamster im Laufrad. Dann laufen sie weiter, schaffen noch mehr, keine Brüche, da kriege ich auch noch hin. Und irgendwann ploppt es, fällt er mit so einem Herzkasper eben raus und liegt dann da.
Und jetzt kommt Gott und sagt: „Hey, das will ich gar nicht.“ Ich kenne viele Leute, die im geistlichen Dienst in so ein Burnout reingelaufen sind, die plötzlich nicht mehr konnten, die plötzlich eine Psychose bekommen haben. Und Gott sagt: „Ja, ich möchte das gar nicht.“
Die eine Begründung, die wir zum Sabbat gelesen haben, war die Schöpfungsordnung. Als Mensch bin ich geschaffen, und der Sabbat erinnert mich daran, dass Gott eine Schöpfungsordnung hat, Regeln innerhalb der Schöpfung, die ich nicht einfach ignorieren kann.
In 1. Mose 2 heißt es: „So wurden die Himmel und die Erde und all ihr Heer vollendet. Und Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag von all seinem Werk. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte.“
Dies ist die Entstehungsgeschichte der Himmel und der Erde. Ich finde das super spannend, weil hier wird beschrieben, vielleicht in einer Sprache, die uns nicht mehr so bewusst ist, dass zur Schöpfung, zu dem Konzept Schöpfung ein Ruhetag dazugehört, dass Kreativität Pausen braucht, dass Gott sich ausgeruht hat.
Und das ist natürlich merkwürdig, weil natürlich hat Gott nicht aufgehört zu arbeiten. Jesus wird in Jerusalem, als er einen Lahmen heilt, am Sabbat angezählt. Die Leute kommen und sagen: „Du darfst das am Sabbat nicht machen.“ Das ist dann so nett, wie er darauf antwortet, und sagt: „Wisst ihr, mein Vater wirkt bis jetzt ohne Pause. Auch am Sabbat geht die Sonne auf über Gerechte und Ungerechte. Er lässt auch am Sabbat Leben entstehen. Er ist auch am Sabbat dafür zuständig, dass Leben erhalten bleibt.“
„Gott hört nicht auf zu arbeiten, denn dann wäre hier alles aus. Wenn Gott nichts mehr erhält.“ Jesus sagt: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“
Und dann geht die Diskussion los: Wie kannst du sagen, dass du Gott bist? Dahinter steckt die Idee, dass Gott natürlich nicht aufhört zu arbeiten. Gott ist am Wirken die ganze Zeit.
Und trotzdem heißt es hier im Text: Gott ruhte am siebten Tag von all seinem Werk. Ich denke, es hat damit zu tun, dass wir es hier mit der Beschreibung eines kreativen Schaffensprozesses zu tun haben, und der ist tatsächlich irgendwann zu Ende.
Wir können etwas anderes sehen, und ich möchte das vorsichtig so formulieren: Schöpfung hat nicht nur eine materielle Seite, es geht nicht nur um die Frage, was entsteht. Es gibt eine Seite, die beantwortet die Frage: Warum geschieht etwas? Was ist das Ziel aller Schöpfung?
Und an dieser Stelle spielt das Thema Ruhe, Gottes Ruhe, eine ganz entscheidende Rolle. In dieser kleinen Schöpfungswoche haben wir im Kleinen – wie dann später, wenn wir uns die gesamte Heilsgeschichte anschauen, im Großen – das Ziel Gottes vor Augen: Wo will Gott mit mir eigentlich hin? Was möchte Gott mir persönlich schenken? Was möchte er mir geben?
Flor hat das vor ihm gebetet. Er hat gesagt: Für die Ruhe. Und genau das ist die Idee, das Konzept einer Ruhe. Und das ist das Zweite, warum uns das Sabbatgebot natürlich beschäftigt.
Einmal dieses ganz Praktische: Es ist eine Hilfe, sein Leben zu planen. Es ist aber auch noch mehr.
Und jetzt schlage mit mir bitte den Kolosserbrief auf, Kapitel 2. Kolosser 2, Vers 16: „So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats.“ Das sind Leute, die mitbekommen, dass Christen sich nicht an den Sabbat halten, und dann sagen sie: „Das darf aber nicht sein, das ist falsch.“
Paulus sagt: „Es ist falsch.“ Falsch zu sagen: „So richte euch nun niemand wegen eines Sabbats.“ Sie sind ein Schatten der zukünftigen Dinge, der Körper selbst aber ist Christus.
Du gehst im Sommer spazieren und siehst vielleicht an der Hausecke schon mal so einen Schatten und denkst dir: Was ist das denn? Ist das womöglich der Rudi? Das ist so ein langer Schatten, und der Kopf ist so ein bisschen rund. Ja, vielleicht ist das der Rudi. Du hast den Rudi noch nicht gesehen, du siehst nur den Schatten. Ein Schatten läuft vorneweg.
Ein Schatten ist, wir würden heute sagen, ein Hinweisschild. Das ganze Alte Testament mit seinen Bildern weist auf etwas anderes hin.
Im Alten Testament das gesamte Opfersystem, Hebräer 10, Vers 4: „Natürlich kann das Blut von Stieren und Böcken Sünden nicht hinwegnehmen.“ Na logisch, was soll dieser arme Ziegenbock dafür, dass ich gelogen habe? So blödsinnig zu glauben, dass die Sünde durch das Blut weggenommen wird.
Aber trotzdem macht man es, um etwas zu zeigen: dass dann später Gott ein Opfer bringt, dass er selber zum Opfer wird und sich gibt.
Oder ich habe im Alten Testament den großen Versöhnungstag, wo der Hohepriester einmal im Jahr da ins Allerheiligste hineingeht, riesen Tamtam.
Natürlich weist das im Neuen Testament darauf hin, dass es tatsächlich eine endgültige Vergebung von Sünden gibt.
Und so ist hier der Sabbat ein Schatten, ein Hinweiszeichen. Der Körper aber ist Christus.
Wir schauen jetzt von Ostern her zurück auf den Sabbat. Wir sehen, was da angelegt ist: dieses Einmal-in-der-Woche-zur-Ruhe-kommen.
Und wir merken natürlich, weil wir das Kreuz verstanden haben, weil wir begriffen haben, was das bedeutet, wenn Jesus sagt – und ich möchte euch das vorlesen, weil es einer der Verse ist, die mich einfach in meinem Leben so maßgeblich angesprochen haben:
„Kommt her zu mir, all ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben.“
Da taucht dieses Konzept auf. Jesus steht da und sagt: „Hey, ich habe für euch nicht noch zehn neue Gebote, die ihr noch nicht kennt, und die legen wir jetzt noch mal oben drauf. Ihr schafft zwar die alten Zehn nicht, aber mit zwanzig, die man nicht schafft, geht es vielleicht besser.“ Sondern: „Ich bin hier, und ich biete dir Ruhe an.“
Ja, was ist denn Ruhe? Ruhe ist im umfassenden Sinn das, was du erlebst, wenn du am Sabbat ausrufst. Nur dass diese Ruhe nicht nur von der Arbeit ist, sondern viel umfassender.
Es ist also, wenn ich sagen würde, Jesus bietet uns nicht so ein Wellness-Wochenende an, wenn er sagt: „Kommt her zu mir, all ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch Ruhe geben.“
Man sagt: „Hey, ich bin hier als der Schöpfer des Universums, ich weiß, wie es dir geht, ich biete dir Vergebung an, ich biete dir Ruhe für deine Seele an.“
Vers 29: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.“
Jesus weiß: Der Mensch braucht Ruhe, nicht nur für seinen Körper. Das ist das, was der Sabbat uns zeigt. Er braucht eine andere Art von Ruhe. Und dieser eine Tag, an dem der Körper sich ausruht, ist ein Riesenhinweiszeichen darauf, dass der Mensch sich eigentlich in seinem Innersten nach Ruhe für seine Seele sehnt.
Und da steht Jesus und sagt: Ich biete dir in Erfüllung dieses alten Bildes genau diese Ruhe an.
Jetzt kann man im Alten Testament schauen, wo Gott ja auch dasteht und das Volk Israel dann aus Ägypten herausführt, in die Wüste hineinführt. Man kann sich die Frage stellen: Was hat sie eigentlich daran gehindert, damals schon Ruhe zu finden?
Der Punkt ist, wir könnten das in Hebräer 4 lesen: Es war Ungehorsam, es war Unglaube.
Das heißt, im Alten Testament gibt es dieses Angebot: „Ich möchte dir Ruhe geben.“ Auch am Berg Sinai steht Gott da und sagt: „Ich will dir nicht nur den Sabbat geben, ich möchte schon mehr, ich möchte dich eigentlich in eine Beziehung hineinführen.“
Aber das Volk Israel sperrt sich gegen diese Beziehung.
Und dann, einige Jahrhunderte später, zur Zeit Davids, entsteht dieser Psalm, den ich euch vorgelesen habe, Psalm 95.
Psalm 95 ist spannend, weil am Anfang steht: „Kommt her, lasst uns dem Herrn zujubeln, lasst uns jauchzen.“ Das sind so die Teile, die man gut vertonen kann, da gibt es dann auch Lieder davon.
Und jetzt lesen wir mal bei Vers 7 weiter die Texte, die man dann nicht mehr vertont:
„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht wie zu Meribah.“
Oh oh, Meribah ist die Geschichte in der Wüste, wo das Volk Gottes auf die Stimme Gottes nicht hört, wo diese unheilige Mischung aus Ungehorsam und Unglaube dafür sorgt, dass das Volk Israel nicht ins verheißene Land einziehen darf.
Und David, einige Jahrhunderte später, weil er mitkriegt, da steht noch eine Erfüllung dieser Verheißung nach Ruhe aus, startet quasi noch mal neu mit Psalm 95:
„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht wie zu Meribah, wie am Tag von Massa in der Wüste, wo eure Väter mich versuchten, mich auf die Probe stellten, obwohl sie mein Werk gesehen hatten. Vierzig Jahre empfand ich Ekel vor diesem Geschlecht, und ich sprach: Ein Volk irrenden Herzens sind sie, und sie haben meine Wege nicht erkannt. Darum schwor ich in meinem Zorn, sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen.“
Und David sagt: „Aber heute, wenn ihr die Stimme hört, das Angebot steht noch, da ist noch was offen.“
Und das, was offen ist, könnt ihr jetzt im Detail nachlesen in Hebräer 3 und Hebräer 4. Das, was offen ist, ist die Ruhe, die Jesus anbietet.
Das heißt im Hebräerbrief: „Lasst uns eifrig sein, in jene Ruhe, in diese Ruhe, die Jesus anbietet, einzugehen.“
Und wie macht man das? Na ja, am Sabbat hört man auf zu arbeiten. Und was tut man, um in die ewige Ruhe einzugehen, die Jesus anbietet? Ich müsste jetzt eigentlich die Predigt über „Was ist Christsein?“ und „Was ist Umkehr zu Gott?“ wiederholen.
Was steht am Anfang allen Glaubens? Wenn man mit alttestamentlichen Worten sagen will, dass man aufhört zu arbeiten: Ich komme als einer zu Gott, der ständig werkelt und versucht, sich die Herrlichkeit, den Himmel, irgendwas zu erkaufen, zu erarbeiten. Ich möchte besonders gut sein.
Und Gott sagt: „Hör einfach mal auf. Gönn dir mal für einen Moment das, was der Zöllner in Lukas 18 sagt: eine Einsicht in die eigene Verlorenheit und dann einfach mal nicht mehr werkeln wollen. Mal aufhören, sich die Errettung erarbeiten zu wollen. Einfach sagen: Gott, sei mir dem Sünder gnädig.“
Das ist eigentlich Glauben. Ich bin von meinen eigenen Anstrengungen und Bemühungen an den Endpunkt gekommen. Ich will das nicht mehr. Ich weiß, dass ein anderer, nämlich Jesus am Kreuz, für mich gestorben ist, dass er alles getan hat, und genau das möchte ich für mich annehmen.
Und das ist das, wofür der Sabbat steht: Hier im Alten Testament ein Tag körperlicher Ruhe, im Neuen Testament ein Angebot ewiger Ruhe der Seele.
Wie komme ich in diesen alten Sabbat hinein? Ich höre auf zu arbeiten.
Wie komme ich in die ewige Ruhe, die Jesus anbietet? Ich höre auf, mir das Heil, die Errettung, den Frieden mit Gott erarbeiten zu wollen. Und ich fange an, im Glauben, im tiefen Vertrauen darauf, dass wenn Jesus dasteht und sagt: „Kommt her zu mir, all ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben, und zwar Ruhe für eure Seelen“, dass dieses Angebot, ausgesprochen am Kreuz, mit dem Blut besiegelt, bis heute jedem Glaubenden gilt.
Und so wird der Sabbat ein Schatten auf Christus. Er ist wie ein Hinweiszeichen, der sagt: Ich kann dir körperliche Ruhe geben, einen Tag in der Woche. Da kommt einer, der wird deiner Seele ewige Ruhe geben, eine ganze Ewigkeit lang in der Gemeinschaft mit Gott.
Von daher denke ich, dass uns das Sabbatgebot schon so ein bisschen etwas mitgeben kann.
Ich möchte es noch mal zusammenfassen: Auf der einen Seite ist das Sabbatgebot etwas Urjüdisches. Es hat eine sehr enge Beziehung zum Volk Israel, es ist ein spezielles Bundeszeichen, und eins zu eins kann ich es nicht auf den neuen Bund übertragen.
Also ihr könnt gerne sagen, wir halten uns nicht ans Sabbatgebot – denn wir tun es nicht.
Dann ist der Sabbat aber ein Ausdruck für die Herrschaft Gottes über meine Arbeit. Gott hat das Recht, in meine Arbeit hineinzureden.
Es ist Teil der Schöpfungsordnung für uns Menschen, und wir tun einfach gut daran, und wir sind weise, wenn wir Gottes Regeln in puncto Arbeit und Pausen annehmen.
Ich denke, dass unsere Leistungsfähigkeit und auch unsere psychische Gesundheit auf Dauer genau davon abhängig sein wird.
Drittens: Der Sabbat weist auf Christus hin, auf eine ewige Ruhe, die Christus am Kreuz durch sein Blut verkauft hat.
Als Gläubige ist geistlich gesehen jeder Tag Sabbat, weil wir jeden Tag ganz sicher wissen dürfen, dass wir durch das Blut Christi tatsächlich gerettet sind, weil wir am Ziel der Schöpfung in der Ruhe Gottes angekommen sind und weil uns diese Ruhe niemand mehr wegnehmen kann.
Von daher kann das Sabbatgebot uns in die Anbetung, sollte uns in die Anbetung hineinbringen.
Die heutige Relevanz des Sabbatgebots und praktische Ableitungen
Aber was haben wir dann noch mit dem Sabbat zu schaffen? Hätte man das Gebot nicht einfach weglassen sollen? So nach dem Motto: Okay, der Sabbat war für die Israeliten wichtig. Jetzt wissen wir zehn Gründe, warum es für uns keine Bedeutung hat. Wir feiern ja sowieso nicht am Samstag unseren Gottesdienst. Also machen wir doch einfach mit dem nächsten Gebot weiter, zum Beispiel „Vater und Mutter ehren“, da steckt irgendwie mehr drin. Das werden wir tun, das wird Jürgen nächste Woche machen.
Ich denke, wir können aus dem Sabbatgebot trotzdem für uns, auch wenn die direkteste Umsetzung uns nicht gilt, wenigstens zwei Dinge ableiten, die uns doch betreffen.
Das Erste, was mir das Sabbatgebot klar macht – und das geht vielleicht ein Stück über den Wortlaut hinaus – ist: Wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern wir arbeiten, um zu leben.
Für manche Menschen, die sehr karriereorientiert sind, ist die Arbeit der Gott, dem sie ihre Familie, ihre Kinder, ihre Gesundheit und ich weiß nicht was sonst noch opfern. Das Sabbatgebot geht denen jetzt entgegen und sagt: Nein, das geht nicht. Gott ist der Herr meiner Zeit.
Wenn Gott sich hinstellt und sagt: „Ich bestimme jetzt eben mal über deinen Wochenplan. Ich richte dir überhaupt erst mal eine Woche ein, ich bringe Ordnung in dein Leben“, dann bedeutet das, dass Gott alle Zeit gehört. Gott kann mit meiner Zeit machen, was er will. Wo Gott Gott ist, darf er tatsächlich über meinen Wochenplan bestimmen. Er darf hineinsprechen und mir sagen: „Hey, du mit deiner Zeit, ich möchte, dass du deine Zeit so ordnest und so einsetzt, wie es mir gefällt.“
Das muss ein bisschen ein Erschrecken für die Israeliten gewesen sein, dass Gott so intim in ihr Leben eingreift. Du hast ja auch eine Vorstellung, wie man sein Leben plant, und jetzt kommt Gott und sagt: Nein. Also das Erste, was wir festhalten, ist: sechs Tage arbeiten, und dann machst du mal einen Tag Pause.
Das heißt: Arbeit ist wichtig, aber Arbeit ist kein Selbstzweck. Leben ist mehr als Arbeit. Der Mensch braucht Pausen. Er braucht Momente, in denen er verschnaufen kann, Momente, in denen er nachdenken kann, sich freut, sich bewusst auf Gemeinschaft mit anderen einlässt und bewusst auf Gemeinschaft mit Gott.
Ich bin persönlich davon überzeugt, und ich habe zu viele Bekannte erlebt, die in einen Burnout reingelaufen sind, weil sie diese simple Wahrheit nicht beachtet haben: Hier ist die Arbeit, gib Gas, aber hier ist auch Ruhe. Schaff dir echte Ruhe-Momente, in denen du ausruhst. Nicht die Tage, an denen du dann schnell noch den Einkauf machst und dich ins Hobby stürzt, sondern echte Momente der Ruhe.
Viele haben das nicht eingehalten und sind daran zerbrochen unter ihren eigenen Ansprüchen, die immer schneller, immer mehr wollten. Manche Menschen leben ihr Leben wie ein Hamster im Laufrad: Sie laufen immer weiter und schaffen noch mehr, ohne Pausen oder Brüche. Und irgendwann fällt man dann mit einem Herzkasper heraus und liegt da.
Und jetzt kommt Gott und sagt: „Hey, das will ich gar nicht.“
Ich kenne viele Leute, die im geistlichen Dienst in so einen Burnout reingelaufen sind, die plötzlich nicht mehr konnten, die plötzlich eine Psychose bekommen haben. Und Gott sagt: Ja, ich möchte das gar nicht.
Die Schöpfungsordnung als Grundlage des Sabbats
Die eine Begründung, die wir zum Sabbat gelesen haben, ist die Schöpfungsordnung. Als Mensch bin ich geschaffen, und der Sabbat erinnert mich daran, dass Gott eine Schöpfungsordnung hat – Regeln innerhalb der Schöpfung, die ich nicht einfach ignorieren kann.
In 1. Mose 2 heißt es: „So wurden die Himmel und die Erde und all ihr Heer vollendet. Und Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag von all seinem Werk. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn, denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte.“ Dies ist die Entstehungsgeschichte der Himmel und der Erde.
Ich finde das sehr spannend. Es wird hier beschrieben – vielleicht in einer Sprache, die uns nicht mehr so bewusst ist –, dass zur Schöpfung, zum Konzept der Schöpfung, ein Ruhetag dazugehört. Kreativität braucht Pausen, und Gott hat sich ausgeruht. Das ist natürlich merkwürdig, denn Gott hat nicht wirklich aufgehört zu arbeiten.
Jesus wird in Jerusalem, als er einen Lahmen am Sabbat heilt, darauf angesprochen. Die Leute sagen: „Du darfst das am Sabbat nicht machen.“ Darauf antwortet Jesus freundlich: „Wisst ihr, mein Vater wirkt bis jetzt ohne Pause, auch am Sabbat. Die Sonne geht über Gerechte und Ungerechte auf. Er lässt auch am Sabbat Leben entstehen und ist dafür zuständig, dass Leben erhalten bleibt.“
„Gott hört nicht auf zu arbeiten, denn dann wäre hier alles aus, wenn Gott nichts mehr erhält. Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“ Dann beginnt die Diskussion: Wie kannst du sagen, dass du Gott bist, und so weiter.
Dahinter steckt die Idee, dass Gott natürlich nicht aufhört zu arbeiten. Gott wirkt die ganze Zeit. Trotzdem heißt es im Text, dass Gott am siebten Tag von all seinem Werk ruhte. Ich denke, das hat damit zu tun, dass wir es hier mit der Beschreibung eines kreativen Schaffensprozesses zu tun haben, der irgendwann zu Ende ist.
Wir können etwas anderes sehen, und ich möchte das vorsichtig so formulieren: Schöpfung hat nicht nur eine materielle Seite, es geht nicht nur um die Frage, was entsteht. Es gibt auch eine Seite, die beantwortet, warum etwas geschieht. Was ist das Ziel aller Schöpfung?
An dieser Stelle spielt das Thema Ruhe – Gottes Ruhe – eine ganz entscheidende Rolle. In dieser kleinen Schöpfungswoche haben wir im Kleinen, wie später, wenn wir uns die gesamte Heilsgeschichte anschauen, im Großen das Ziel Gottes vor Augen: Wo will Gott mit mir eigentlich hin? Was möchte Gott mir persönlich schenken? Was möchte er mir geben?
Flor hat das vor ihm gebetet. Er hat gesagt: Für die Ruhe. Und genau das ist die Idee, das Konzept der Ruhe.
Die geistliche Bedeutung des Sabbats im Neuen Testament
Und das ist der zweite Grund, warum uns das Sabbatgebot natürlich beschäftigt. Zum einen ist es ganz praktisch eine Hilfe, um sein Leben zu planen. Aber es ist auch noch viel mehr.
Nun schlage bitte den Kolosserbrief auf, Kapitel 2. Dort heißt es in Vers 16: „So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats.“
Das sind Leute, die bemerken, dass die Christen sich nicht an den Sabbat halten, und dann sagen sie: „Das darf aber nicht sein, das ist falsch.“ Paulus sagt dazu: Es ist falsch zu sagen, „so richte euch nun niemand wegen eines Sabbats“. Sabbate sind ein Schatten der zukünftigen Dinge, der Körper selbst aber ist Christus.
Stell dir vor, du gehst im Sommer spazieren und siehst an der Hausecke einen langen Schatten. Du denkst dir vielleicht: „Was ist das? Ist das womöglich der Rudi?“ Der Schatten ist lang, der Kopf rund – vielleicht ist es der Rudi. Du hast den Rudi noch nicht gesehen, sondern nur den Schatten. Ein Schatten läuft vorneweg. Ein Schatten ist, wie wir heute sagen würden, ein Hinweisschild.
Das ganze Alte Testament mit seinen Bildern weist auf etwas anderes hin. Im Alten Testament ist das gesamte Opfersystem ein Beispiel. Hebräer 10, Vers 4 sagt: Natürlich kann das Blut von Stieren und Böcken Sünden nicht hinwegnehmen. Logisch, was soll dieser arme Ziegenbock dafür, dass ich gelogen habe? Es wäre ja unsinnig zu glauben, dass die Sünde dadurch wirklich weggenommen wird.
Aber trotzdem macht man es, um etwas zu zeigen: dass später Gott selbst ein Opfer bringt, dass er selbst zum Opfer wird und sich gibt. Oder man hat im Alten Testament den großen Versöhnungstag, an dem der Hohepriester einmal im Jahr ins Allerheiligste hineingeht – ein riesiges Tamtam. Natürlich weist das im Neuen Testament darauf hin, dass es tatsächlich eine endgültige Vergebung von Sünden gibt.
So ist hier der Sabbat ein Schatten, ein Hinweiszeichen. Der Körper aber ist Christus. Wir schauen jetzt von Ostern her zurück auf den Sabbat. Wir sehen, was darin angelegt ist: einmal in der Woche zur Ruhe zu kommen.
Und wir merken natürlich, weil wir das Kreuz verstanden haben und begriffen haben, was das bedeutet, wenn Jesus… Ich möchte euch das vorlesen, weil es einer der Verse ist, die mich in meinem Leben so maßgeblich angesprochen haben:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe geben.“
Da taucht dieses Konzept auf. Jesus steht da und sagt: „Hey, ich habe für euch nicht noch zehn neue Gebote, die ihr noch nicht kennt, und die legen wir jetzt noch mal oben drauf. Ihr schafft zwar die alten Zehn nicht, aber mit zwanzig, die man nicht schafft, geht es vielleicht besser.“ Nein, er sagt: „Ich bin hier, und ich biete dir Ruhe an.“
Was ist denn Ruhe? Ruhe ist im umfassenden Sinn das, was du am Sabbat erlebst. Nur dass diese Ruhe nicht nur von der Arbeit ist, sondern viel umfassender.
Wenn ich sagen würde, Jesus bietet uns nicht einfach so ein Wellness-Wochenende an, wenn er sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe geben.“
Man sagt: „Hey, ich bin hier als der Schöpfer des Universums, ich weiß, wie es dir geht. Ich biete dir Vergebung an, ich biete dir Ruhe für deine Seele an.“
In Vers 29 heißt es weiter: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.“
Jesus weiß: Der Mensch braucht Ruhe, nicht nur für seinen Körper. Das ist das, was der Sabbat uns zeigt. Er braucht eine andere Art von Ruhe. Und dieser eine Tag, an dem der Körper sich ausruht, ist ein großes Hinweiszeichen darauf, dass der Mensch sich in seinem Innersten nach Ruhe für seine Seele sehnt.
Und da steht Jesus und sagt: „Ich biete dir in Erfüllung dieses alten Bildes genau diese Ruhe an.“
Hindernisse für Ruhe im Alten Testament und die Einladung zur Ruhe heute
Im Alten Testament können wir sehen, wie Gott dasteht und das Volk Israel aus Ägypten herausführt und in die Wüste leitet. Dabei stellt sich die Frage: Was hat sie damals daran gehindert, Ruhe zu finden?
Der Grund dafür ist in Hebräer 4 zu lesen: Es war Ungehorsam und Unglaube. Im Alten Testament gibt es das Angebot, dass Gott Ruhe geben möchte. Auch am Berg Sinai steht Gott und sagt, er will nicht nur den Sabbat geben, sondern mehr. Er möchte das Volk Israel in eine Beziehung zu sich hineinführen. Doch das Volk sperrt sich gegen diese Beziehung.
Einige Jahrhunderte später, zur Zeit Davids, entsteht der Psalm 95, den ich euch vorgelesen habe. Psalm 95 ist spannend, denn am Anfang heißt es: „Kommt, lasst uns dem Herrn zujubeln, lasst uns jauchzen.“ Diese Teile eignen sich gut zum Vertonen, weshalb es davon auch Lieder gibt.
Im Vers 7b lesen wir jedoch: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht wie zu Meribar.“ Meribah ist die Geschichte in der Wüste, wo das Volk Gottes nicht auf die Stimme Gottes hört. Diese unheilige Mischung aus Ungehorsam und Unglaube sorgt dafür, dass das Volk Israel nicht ins verheißene Land einziehen darf.
David, der einige Jahrhunderte später lebt und sieht, dass die Erfüllung dieser Verheißung nach Ruhe noch aussteht, beginnt quasi neu mit Psalm 95: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht wie zu Meribah, wie am Tag von Massa in der Wüste, wo eure Väter mich versuchten, mich auf die Probe stellten, obwohl sie mein Werk gesehen hatten. Vierzig Jahre empfand ich Ekel vor diesem Geschlecht und sprach: ‚Ein Volk irrenden Herzens sind sie, und sie haben meine Wege nicht erkannt. Darum schwor ich in meinem Zorn, sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen.‘“
David sagt also: „Aber heute, wenn ihr die Stimme hört“, steht das Angebot noch. Es ist noch etwas offen. Dieses offene Angebot können wir im Detail in Hebräer 3 und Hebräer 4 nachlesen. Es ist die Ruhe, die Jesus anbietet.
Im Hebräerbrief wird dazu aufgerufen: „Lasst uns eifrig sein, in jene Ruhe einzugehen, die Jesus anbietet.“ Wie macht man das? Am Sabbat hört man auf zu arbeiten. Aber wie gelangt man in die ewige Ruhe, die Jesus schenkt?
Dazu müsste ich eigentlich die Predigt über „Was ist Christsein?“ beziehungsweise „Was ist Umkehr zu Gott?“ wiederholen. Was steht am Anfang allen Glaubens? Wenn man es mit alttestamentlichen Worten ausdrücken will: Man hört auf zu arbeiten.
Ich komme als jemand zu Gott, der ständig werkelt und versucht, sich Herrlichkeit oder den Himmel zu erkaufen, zu erarbeiten. Ich möchte besonders gut sein. Aber Gott sagt: Hör einfach mal auf. Gönn dir für einen Moment das, was der Zöllner in Lukas 18 erlebt – eine Einsicht in die eigene Verlorenheit. Dann hör auf, dich durch Werke retten zu wollen.
Sag einfach: „Gott, sei mir dem Sünder gnädig.“ Das ist eigentlich Glauben. Ich bin von meinen eigenen Anstrengungen und Bemühungen an den Endpunkt gekommen. Ich will das nicht mehr. Ich weiß, dass ein anderer, nämlich Jesus, am Kreuz für mich gestorben ist und alles getan hat. Genau das möchte ich für mich annehmen.
Darum steht der Sabbat im Alten Testament für einen Tag körperlicher Ruhe. Im Neuen Testament ist er ein Angebot ewiger Ruhe für die Seele. Wie komme ich in diesen alten Sabbat hinein? Ich höre auf zu arbeiten. Wie komme ich in die ewige Ruhe, die Jesus anbietet? Ich höre auf, mir Heil, Errettung und Frieden mit Gott zu erarbeiten.
Stattdessen beginne ich, im Glauben und tiefen Vertrauen darauf zu setzen, dass Jesus sagt: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben.“ Diese Ruhe gilt der Seele. Dieses Angebot, das am Kreuz mit seinem Blut besiegelt wurde, gilt bis heute jedem Glaubenden.
So wird der Sabbat zu einem Schatten auf Christus. Er ist wie ein Hinweiszeichen, das sagt: „Ich kann dir körperliche Ruhe geben, einen Tag in der Woche. Aber es kommt noch jemand, der deiner Seele ewige Ruhe geben wird – eine ganze Ewigkeit lang in Gemeinschaft mit Gott.“
Zusammenfassung und Schlussgedanken
Von daher denke ich, dass uns das Sabbatgebot schon einiges mitgeben kann. Ich möchte es noch einmal zusammenfassen.
Auf der einen Seite ist das Sabbatgebot etwas Urjüdisches. Es hat eine sehr enge Beziehung zum Volk Israel, ist ein spezielles Bundeszeichen und kann nicht eins zu eins auf den neuen Bund übertragen werden. Ihr könnt also gerne sagen, dass wir uns nicht ans Sabbatgebot halten, denn das tun wir nicht.
Der Sabbat ist jedoch ein Ausdruck für die Herrschaft Gottes über meine Arbeit. Gott hat das Recht, in meine Arbeit hineinzureden. Er ist Teil der Schöpfungsordnung für uns Menschen. Wir tun gut daran und sind weise, wenn wir Gottes Regeln bezüglich Arbeit und Pausen annehmen. Ich denke, dass unsere Leistungsfähigkeit und auch unsere psychische Gesundheit langfristig genau davon abhängig sein werden.
Drittens weist der Sabbat auf Christus hin, auf eine ewige Ruhe, die Christus am Kreuz durch sein Blut erkauft hat. Als Gläubige ist geistlich gesehen jeder Tag Sabbat, weil wir jeden Tag sicher wissen dürfen, dass wir durch das Blut Christi tatsächlich gerettet sind. Wir sind am Ziel der Schöpfung angekommen, in der Ruhe Gottes, und diese Ruhe kann uns niemand mehr nehmen.
Von daher kann das Sabbatgebot uns in die Anbetung führen beziehungsweise sollte uns in die Anbetung hineinbringen.