Liebe Schwestern und Brüder,
vor 161 Jahren hat Johannes Rebmann, der nicht nur den Gerlingen, sondern auch uns Korntalern ein wenig gehört, als erster Europäer den Kilimandscharo gesehen. Dieser Berg ist ein fast sechstausend Meter hoher Gipfel unter dem Äquator.
Diese Entdeckung geschah fast beiläufig. Rebmann hat immer gesagt, es sei eigentlich zufällig gewesen. Es war auch so, wie bei jeder Entdeckung: Fachleute behaupteten, das gebe es ja gar nicht. Sie nannten ihn einen Lügner oder einen Aufschneider. Vielleicht habe ihn die Tropensonne verrückt gemacht.
Erst als ein Fachmann, bei Rebmann war es Alexander von Humboldt, sagte: „Wenn das so ist, dann stellt das unsere bisherigen Vorstellungen total auf den Kopf“, änderte sich die Sichtweise. Es wird berichtet, dass Ludwig Krapf zu Alexander von Humboldt sagte: „Oh, das gibt es, die Sechstausender in Afrika.“ Daraufhin soll Alexander von Humboldt vor Freude wie ein Kind am Weihnachtsabend gehüpft sein.
Ab diesem Augenblick galt Rebmann nicht mehr als Betrüger oder Irrer. Er wurde als großer Entdecker anerkannt und rehabilitiert.
Eine unerwartete Entdeckung mit großer Bedeutung
Unser heutiger Bibeltext, der Abschnitt, der in den Gemeinden unseres Vaterlands heute besonders wichtig ist und auch im Gottesdienstprogramm abgedruckt wurde, erzählt von einer ganz besonderen Entdeckung.
Es geht darum, dass einer, von dem man es gar nicht erwartet hätte, fast zufällig und beiläufig entdeckt hat, was wir in Jesus haben.
Wir lesen aus Lukas 17: Es begab sich, als Jesus nach Jerusalem wanderte, dass er durch Samarien und Galiläa zog, in diesem Grenzgebiet.
Als Jesus in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer. Sie standen von ferne, erhoben ihre Stimmen und baten Jesus: "Lieber Meister, erbarme dich unser!"
Als Jesus sie sah, sprach er zu ihnen: "Geht hin, zeigt euch den Priestern!" Und es geschah, als sie hingingen, wurden sie rein.
Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte um, pries Gott mit lauter Stimme, fiel nieder auf sein Angesicht zu den Füßen von Jesus und dankte ihm.
Dieser Mann war ein Samariter. Jesus antwortete und sprach: "Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde?"
Und Jesus sprach zu ihm: "Steh auf, geh hin, dein Glaube hat dir geholfen."
Die Bedeutung des Dankes und der Ehre vor Jesus
Lassen Sie mich den ersten Teil dessen, was mir wichtig geworden ist, mit der Liedzeile überschreiben: Jesus ist der Herr, dem man Ehre geben muss.
Eigentlich hatte jener Samariter gar nichts Besonderes gewollt. Fast wie zufällig war plötzlich Jesus mit seinen Jüngern aufgetaucht. Der Samariter hatte nur einen Wunsch: Er wollte heil werden von der schrecklichen Krankheit.
Als er sah, dass er durch ein Wunder heil geworden war, wollte er eigentlich nur Gott danken: „Lieber Gott, vielen Dank!“ Auch Jesus, der gesagt hatte, er solle zu den Priestern gehen, wollte er noch danken.
Doch als er umkehrte und zu Jesus kam, wollte er eigentlich nur sagen: „Vielen Dank, das war schön, dass du uns den Tipp gegeben hast.“ Doch dann hat es ihn von den Füßen gerissen, hat ihn auf die Knie geworfen – ich kann es gar nicht anders sagen. Er musste sein Gesicht in den Staub der Erde auf der Straße drücken – demütig, dankbar, staunend.
Fast wie zufällig hatte sich das ereignet, so wie sich eben Entdeckungen ereignen. Dann kam Jesus als der Fachmann und hat diese Entdeckung richtig benannt und gedeutet: Hat sich denn sonst keiner gefunden, der umkehrte zu mir und Gott die Ehre gegeben hat?
Ganz merkwürdig: Jesus spricht nicht vom Danken, sondern davon, dass einer sich umgedreht hat, zu ihm kam und damit Gott die Ehre gab. Dort wird Gott die Ehre gegeben, wo es Menschen zu Jesus zieht, in dessen Gegenwart Gott ist. Dort erkennen sie bei Jesus: „Was bin ich, armer Herr, vor dir! Du könntest mich doch wegwerfen. Und doch sehe ich in deinen Augen, dass du mich annimmst und mir eine Würde gibst wie sonst niemand.“
Das will Gott: dass wir an Jesus erkennen, was wir an Gott haben. Wer Gott wirklich die Ehre geben will, darf sich nicht am Namen Jesus genieren. Wer Gott wirklich kennenlernen will und sehen will, was wir an Gott haben, muss sich an das halten, was uns Jesus geoffenbart hat.
Jesus als der Weg zum Vater und die Bedeutung der Ehre
Jesus hat selbst gesagt: „Ich bin der Weg zum Vater, und zum Vater kommt niemand ohne mich.“ Dieses Wort hat viele Menschen verärgert, weil sie es nicht verstehen oder annehmen wollen. Doch Jesus hat diese Aussage noch einmal unterstrichen durch das, was wir in der Schriftlesung gehört haben: Der Vater will, dass der Sohn geehrt wird, so wie der Vater geehrt wird. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht.
Dieses Wort sollten wir uns heute besonders merken, auch im Gespräch mit dem Islam, der uns so nahegekommen ist. Wer den Sohn nicht ehren will, ehrt auch den Vater nicht. Jesus hat uns diese Wahrheit jedoch nicht einfach als dogmatische Aussage übergestülpt, nach dem Motto: So ist es, und so müsst ihr es eben nehmen. Stattdessen hat Jesus darauf gewartet, dass Menschen diese Wahrheit selbst entdecken.
Der Samariter war einer der Ersten, der diese Erkenntnis gewonnen hat. In Jesus ist ja Gott selbst gegenwärtig. Er ist nicht nur der Nazarener, nicht nur ein Wundertäter oder ein Prophet. In Jesus ist Gott selbst, mit seiner ganzen Heiligkeit und Vollkommenheit. Deshalb war es Petrus, der erkannt hat: „Du bist der Sohn des ewigen Gottes, Christus.“ Selbst Thomas mit seinen Zweifeln und seiner Skepsis hat es schließlich erkannt und gesagt: „Jesus, mein Gott, mein Herr!“
Wer Jesus hat, ist geborgen in den ewigen Armen Gottes. Diese Erfahrung hat auch Johannes Rebmann für sich selbst gemacht. Deshalb ließ er diesen Satz auf seinen Grabstein in unserem alten Friedhof setzen: „In the arms of Jesus“ – geborgen, gerettet, ewig gut aufgehoben in den Armen von Jesus. Das war ihm wichtiger als alle anderen Entdeckungen. Er wollte den Afrikanern damit klar machen, wonach sie sich in ihrer Gottesverehrung sehnen.
In Afrika gibt es überall die heiligen Heine, die man aus Ehrfurcht meidet. Es gibt verschiedene Gottesvorstellungen und -bilder, bei denen man versucht, die Gottheit durch das Bild herbeizwingen. Doch das, wonach ihr euch wirklich sehnt, ist uns in Jesus nahegekommen. Jesus ist die Gegenwart Gottes – das wollte Rebmann den Menschen wissen lassen.
Diese Erfahrung machen bis heute auch Afrikaner, selbst in den Katastrophengebieten und Notregionen ihres Kontinents. Bischof Kivengere hat uns das immer wieder gesagt und mit leuchtenden Augen bezeugt: „The Lord“ – er meint den ewigen Gott – „The Lord is so close“, er ist uns ganz nahegekommen. Jesus ist der Herr, den man ehren muss.
Die religiöse Situation der Samariter und die Heilung der Aussätzigen
Aber jetzt möchte ich noch einmal ein wenig darauf eingehen, wie es damals zu dieser Entdeckung gekommen ist. The Lord is so close – der Herr ist so nahe, das hatte jener Samariter entdeckt, fast wie zufällig.
Samariter haben bis heute ihre eigenen religiösen Traditionen, ihre Gottesvorstellungen und ihre heiligen Orte. Sie brauchten den Tempel von Jerusalem nicht. Sie hatten vor der Haustür von Samaria den Götterberg Garizim, dort verehrten sie Gott.
Auch Jesus war in den Augen des Samariters zunächst nichts Besonderes. Üblicherweise riefen die Kranken Jesus mit den Worten „Du Sohn Davids“ an. Sie erkannten in ihm den Verheißenen, den Nachkommen Davids. Der Samariter und seine neuen Kollegen, die Mitkranken, riefen: „Lieber Meister, Rabbi, erbarm dich über uns.“ Sie sahen ihn an wie einen der vielen umherziehenden Wanderprediger, die vielleicht auch Wunder vollbringen konnten.
Doch vielleicht lesen wir schon zu viel in die Geschichte hinein, wenn wir denken, sie hätten ein Wunder erhofft. Vielleicht erwarteten sie nur eine Segensgebärde, ein gutes Wort oder eine milde Gabe. Jesus jedoch gewährte ihnen nicht einmal eine Segensgebärde. Er sagte: „Auf, geht zum Gesundheitsamt!“ – damals war die Priesterschaft Jerusalems die Gesundheitsbehörde – „zeigt euch den Priestern!“
Auf dem Weg zu den Priestern geschah es, dass plötzlich alle zehn entdeckten: Die schreckliche Krankheit, die sie von Menschen ausgeschlossen hatte, war weg. Sie waren gesund. Alle zehn Männer waren aussatzfrei, gesund und geheilt.
Vermutlich lese ich hier etwas in den Bericht hinein, wie viele, die diese Geschichte nacherzählen. Sicher waren neun von ihnen überaus dankbar. Es wird nirgends gesagt, dass sie undankbar waren. Ich kann mir vorstellen, dass sie auf dem Weg nach Hause murmelten: „Gott sei Dank, dass das Wunder passiert ist, lieber Gott, vielen Dank!“
Aber dass sie ihre Heilung diesem Meister, diesem Rabbi Jesus verdanken, und dass es auch möglich sein sollte, diesem Jesus zu danken für den guten Tipp, uns zu den Priestern zu schicken – das kam nur einem in den Sinn: diesem Fremdling, diesem Samariter mit seinen eigenartigen religiösen Gebräuchen.
Die Samariter waren in vielem anders und sicher auch in der verschworenen Gemeinschaft der zehn Kranken, der zehn Aussätzigen, war er ein Besonderer. Er hatte immer seine eigenen Gedanken. Wenn er meinte, er müsste noch einmal zu Jesus zurücklaufen zum Dankgebet – das kann man doch im stillen Kämmerlein machen, wenn nötig im Tempel von Jerusalem. Warum sollte er jetzt die Straße zurückgehen zu Jesus?
Aber dann wird uns berichtet – und mir ist das erst im Alter aufgegangen: Als der geheilte Samariter sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um zu Jesus und pries Gott mit lauter Stimme. Um Gott zu preisen, hätte er doch nicht zu Jesus umkehren müssen. Himmel und Erde sind erfüllt vom Lob Gottes. Die Felswände der Wadis von Samaria hätten gern den Jubel, diesen Urschrei des Dankes des Samariters, aufgenommen.
Warum denn zurück zu Jesus? Wenn wir den Samariter gefragt hätten, bin ich überzeugt, er hätte gesagt: „Ich weiß auch nicht, mich hat es gezogen.“ So wie viele von uns antworten müssen, wenn sie gefragt werden: „Wie kam es denn, dass du Christ sein willst?“ – „Ich weiß auch nicht, mich hat es gezogen.“
Er kehrte um. Und weshalb hat es ihn genötigt, bei Jesus nicht einfach zu sagen: „Danke, das war prima, es ist herrlich, unser Leben ist verändert“, sondern auf die Knie zu sinken, sein Gesicht in den Staub der Straße zu betten? Er fiel nieder auf sein Angesicht zu den Füßen von Jesus und dankte ihm.
Die tiefere Bedeutung der Anbetung vor Jesus
In der Religionsgeschichte gibt es den Ausdruck Proskynese, das Niederfallen, als höchste Form der Hingabe und Verehrung. Man sagt: „Ich erhebe dich, Gott, ich preise dich. Falle vor dir nieder!“
Das, was der Samariter erlebt hat, war jedoch noch etwas anderes, als wenn Menschen einfach nur sagen: „Lieber Gott, ich preise dich, ich erhebe dich.“ Ihm wurden bei Jesus regelrecht die Füße weggezogen.
Der Apostel Johannes berichtet in Offenbarung 1: „Als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter.“ Auch von Abraham wird berichtet, dass er, als er den lebendigen Gott, den El Shaddai, den Heiligen Gott, begegnete, auf sein Angesicht zu seinen Füßen fiel.
Das ist mehr als Ehrfurcht, mehr als eine heilige Stimmung oder ein religiöses Gefühl, das in uns aufsteigt. Bei Jesus kann man das erleben: „Herr, ich bin weniger als Asche und Ton, ich darf mich vor dir nicht blicken lassen.“ Und doch: „Wenn es einen gibt, bei dem ich angenommen bin, dann bei dir. Vielen Dank, dass ich so wertgeschätzt bin in deinen Augen.“
Jesus hatte die richtige Erklärung, denn sonst fand sich niemand, der Gott die Ehre gab. Die wahre Form, in der Gott geehrt wird, ist die Umkehr zu Jesus. Bei ihm erfahren und erleben wir die Fülle der Gottheit. Das ist die einzige Weise, in der Gott gerecht begegnet wird. Nicht „Ich habe dich lieb“, sondern „Dass du mich lieb hast“. „Ich bin es doch nicht wert, dass ich vor deinen Augen überhaupt etwas bin.“
Vielen Dank, Jesus! Damals geschah dieses Wunder. Es war noch mehr als die Heilung vom schrecklichen Aussatz: Ein Mensch ohne Bibelwissen, ohne die geheiligte Tradition Israels, ohne dogmatischen Nachhilfeunterricht in der Trinitätslehre hat begriffen: Da ist Gott persönlich.
Einem Fremdling ist das geschehen. Dann kann es doch auch uns geschehen, dass wir erst recht begreifen, was wir an Jesus haben. Der heilige, ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, ist nicht müde. Er schickt uns den Heiland, den Retter, den Erbarmer, der uns zum Vater bringt.
Aufruf zur Ehre Christi trotz Widerstand
Darum ein letzter Teil: Kommt und lasst uns Christus ehren!
Wie bei jeder Entdeckung gab es auch damals Reaktionen von Leuten, die meinten, sie wüssten Bescheid. „Das gibt es ja gar nicht, das darf ja gar nicht wahr sein!“ wird uns von damals berichtet. Gerade in dem Abschnitt, den Bruder Schuld uns vorher in der Schriftlesung vorgelesen hat, wurde Jesus nach dem Leben getrachtet, weil er sich selbst zu Gott machte.
„Das gibt es doch gar nicht, dass dieser Zimmermannsgeselle von Nazareth sagt: In mir ist Gott da, dass ich geehrt werde, wie der Vater geehrt wird.“
Lassen Sie mich ein Wort zur Lage in der heutigen Christenheit sagen: So viele Christen lassen sich beeindrucken von dem muslimischen Einwand „Der Vater über dem Sternenzelt, der ewige Allah, der doch keinen Sohn hat“. Oder sie lassen sich noch mehr beeindrucken, wenn gesagt wird: „Ihr stört den religiösen Frieden, und den brauchen wir zur Gemeinschaft der Kulturnation dieser Welt. Wenn wir überhaupt den Weltfrieden wollen, muss das beim religiösen Frieden anfangen. Haltet doch nicht an diesem evangelikalen Fundamentalismus mit eurem Jesus fest, mit diesem Fanatismus! Lasst doch den weg! Wir alle glauben doch irgendwo an einen Allmächtigen, Ewigen, an irgendeinen Unnennbaren!“
Solche Parolen gab es zu aller Zeit. Die wahre Christenheit hat diesen Parolen nie nachgegeben. Es wäre für sie ein Etikettenschwindel gewesen, wenn sie sich nach wie vor Christen hätten nennen lassen.
Das Wesen des Christseins besteht darin, dass Christus mit dem Vater verbunden ist. Dürfen wir armselige Leute mit Christus verbunden sein. In ihm ist der Zugang zum Vater.
Deshalb hätten Sie sich auch manche Schwierigkeiten und manchen Anstoß sparen können, wenn Sie das nicht getan hätten – mit großem Freimut, so wie es in der heutigen Losung im Lehrtext heißt: Gott hat die Heiden in großer Geduld ihre eigenen Wege gehen lassen. Aber nun gebietet Gott an allen Enden: Busse zu tun – wieder das Stichwort Umkehr zu Jesus.
Er hat diesen einen, auf den es ankommt, von den Toten aufgeweckt. Von diesem Menschheitsschicksal, dass wir alle sterben müssen, hat er befreit, herausgestellt, deutlich gemacht, auf den kommt es an. Und zudem sollen sie umkehren.
Jesus ist uns gemacht vom Vater zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung. Christen sind nicht ewiggestrige, auch wenn manche sie so ansehen. Wir leben schon im Übermorgen, dem großen Tag zu, an dem alle Zungen bekennen müssen, dass Jesus der Herr ist.
Das Bekenntnis zu Jesus als Grundlage des Glaubens
Wissen Sie, wie es beim Apostel Paulus weitergeht? Zur Ehre Gottes des Vaters wird es der Stolz des Vaters sein, dass Menschen erkennen, was sie an Jesus haben. Alle Zungen werden bekennen müssen, wie wichtig Jesus ist. Es kommt darauf an, dass ich diesem Jesus gehören darf.
Ich wünsche mir, dass in unserer Kirchenlandschaft, insbesondere in Korntal, die Brüdergemeinde dabei bleibt, das in unsere Christenheit hinein zu bekennen. Kommt, lasst uns Christus ehren, Herz und Sinne zu ihm kehren, damit Menschen neu begreifen, dass es nicht bloß irgendwie um Gott geht. Gott, der Allmächtige, so Jesus.
Es gilt ein freies Bekenntnis in dieser unserer Zeit, ein offenes Bekenntnis. Trotz allem Widerstreit, trotz aller Feinde, trotz aller Anfeindungen und des Heidentums sollen wir das Evangelium preisen und loben: dass Jesus persönlich Gott ist.
Doch man kann auch sehr überheblich und selbstsicher werden, wenn man meint, man habe die Aufgabe, andere zu belehren, zu erinnern oder zu ermahnen. Die Oberlehrer unter uns mögen entschuldigen, dass es im Deutschen das Wort „oberlehrerhaft“ gibt. Damit ist gemeint: Da weiß es einer besser und möchte es den anderen beibringen.
Persönliche Reflexion und Gebet als Antwort auf die Entdeckung
Mir ist beim Lesen dieses großen Abschnitts aus Lukas ganz neu bewusst geworden, wie mein persönliches Beten geheilt werden kann. Ich darf anfangen wie der Samariter mit großem, staunendem Dank für das, was Gott an uns getan hat.
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat – an Kindern und Enkeln, dass wir Frieden haben und dass er mir Menschen auf meinen Wegen geschickt hat, die mein Leben bereichert haben. Ebenso danke ich für die Ärzte, die Arzneien und die Gesundheit. Ich darf mit dem Danken beginnen.
Dann darf über dem Danken geschehen, was jener Samariter erlebt hat: Jesus schaut uns über die Schulter. Er fragt dich: „Das ist schön, dass du dankst, aber muss nicht in deinem Leben auch noch einiges in Ordnung kommen? Meinst du nicht, dass da noch einiges wäre, über das ich auch traurig bin? Gibt es nicht Dinge, bei denen du weiterhelfen darfst?“
So darf über unserem Danken Buße geschehen – eine Umkehr. Und dann darf unser Beten münden, wie beim Samariter, in diesen Lobpreis. Er stimmt gar nicht mit dem überein, was sonst in der Religionsgeschichte und Theologie als Lobpreis verstanden wird. Vielmehr erkennen Menschen ihre Unwürdigkeit: „Was bin ich, armer Mensch, vor dir? Und du bist groß und siehst doch auf mich, du nimmst mich an.“
Du hast einen Plan für mich, du mein Erlöser, du Erbarmer, du Heiland, du Morgenstern, der über meinem Leben aufleuchtet, du Sonne der Gerechtigkeit, die mich führt und herausführt aus den Niedrungen. Mein Jesus ist meine Ehre, mein Glanz und schönstes Licht. Wenn er nicht in mir wäre, wie könnte ich dann vor Gott bestehen?
Das war diese Entdeckung dort im Grenzgebiet zwischen Samarien und Galiläa, eine Entdeckung, die sich auch bei Petrus, Thomas und Paulus fortgepflanzt hat. „Ach, ich bin der Letzte von den Sündern, aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren. Er ist mir begegnet, ich habe ihn gesehen, Jesus.“
Das ist meine Bitte für Sie und für mich heute Morgen, für unsere Brüder und Schwestern auf dem Lotterberg. Das, was uns Michael Wanner mitgegeben hat in seiner Abschiedspredigt: „Sie sahen niemanden als Jesus allein.“ Amen.
