Die Notwendigkeit der Reinigung himmlischer Dinge
Wir lesen noch einmal Hebräer 9, Vers 23:
Es war also notwendig, dass die bildhaften Darstellungen der Dinge, die in den Himmeln sind, durch solche Mittel gereinigt werden sollten, nämlich durch die Blutopfer. Die himmlischen Dinge selbst aber werden durch bessere Opfer als diese gereinigt. Denn Christus ging nicht in ein von Händen gemachtes Heiligtum, ein entsprechendes Abbild des Wahren, sondern in den Himmel selbst, um nun vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen oder offenbar zu werden zu unseren Gunsten.
Zuerst zu Vers 23: Es war notwendig, dass die himmlischen Dinge durch bessere Opfer gereinigt werden als diese.
Manche haben sich gefragt: Was bedeutet es hier, dass der Himmel gereinigt werden muss? Ist denn der Himmel unrein, und muss er jetzt gereinigt werden, damit ich dort hinkommen kann? Was soll das heißen?
Hier muss man die hebräische Terminologie verstehen. „Reinmachen“ bedeutet „zugänglich machen“. Man macht etwas rein. Wenn es um Menschen geht, ist klar, dass wir gereinigt werden müssen. Wenn es um einen Bereich geht, der gereinigt werden soll, heißt das, er muss zugänglich gemacht werden, damit man dort hinkommen kann.
Wenn im Alten Testament das Zelt gereinigt wird, damit der Hohepriester ins Heiligtum hineingehen darf, dann ist das ein Bild. Wenn himmlische Dinge gereinigt werden, ist das nicht im Sinne von Waschen zu verstehen. Es geht darum, diese Dinge für uns zugänglich zu machen. Sie werden uns zugesondert, geheiligt für uns, ihnen wird eine besondere Bedeutung für uns zugeordnet, so dass wir jetzt dorthin gehen dürfen.
Wie dürfen wir dorthin? Natürlich müssen wir rein sein, um dort hinzukommen. Letztlich geht es hier um uns. Die himmlischen Bereiche, die Dinge im Himmel, müssen durch Christi Blut gereinigt werden. Das heißt, sie werden für uns zugänglich gemacht. Wir hätten nicht eingehen dürfen, wenn nicht das Blut Christi da wäre. Aber weil er jetzt da ist, ist durch sein Blut das Heiligtum geheiligt und für uns zugänglich gemacht worden.
Wo Unreinheit ist, darf man ohne Opfer, ohne das Opfer Christi, nicht hinkommen. Jetzt ist Christi Opfer für unsere Unreinheit bezahlt worden. Das Heiligtum ist für uns zugänglich gemacht worden. Es ist für uns heilig, das heißt, abgesondert für uns.
Für uns ist es jetzt nicht nur abgesondert von Sünde und nur für Gott, sondern auch für uns. Wir dürfen jetzt dorthin gehen.
In diesem Sinne ist das auch die hebräische Bedeutung von „reinigen“ und „heiligen“: zugänglich machen. Dann wird diese Stelle sehr einfach verständlich.
Auf diese Weise muss der Himmel also für uns zugänglich gemacht werden, also rein im kultischen Sinne. Wenn im Alten Testament etwas unrein war, bedeutete das, man durfte dort nicht hingehen. Jetzt ist es für uns zugänglich – nämlich durch das Opfer Jesu Christi, durch das Blut Jesu Christi.
Christus als unser Fürsprecher vor Gott
Denn Christus ging nicht in ein von Menschenhand gemachtes Heiligtum ein, ein entsprechendes Abbild des wahrhaftigen, des wahren Heiligtums. Stattdessen ging er in den Himmel selbst, um nun vor dem Angesicht Gottes offenbar zu werden – zu unseren Gunsten.
Wie kann ich sicher sein, dass Gott meine Sünden nicht doch noch im Gericht zur Sprache bringen wird? Wie kann ich mir sicher sein, dass ich nicht doch noch als Schuldiger vor dem Gericht, vor Gott, dastehe?
Nun, es steht geschrieben: Der Herr Jesus ging für uns und erscheint für uns zu unserem Gunsten vor Gott. Ist er jetzt vor Gott offenbar? Der Herr Jesus ist gekommen, auferstanden und in den Himmel aufgefahren. Er kommt vor den Thron Gottes, und was sagt Gott zu ihm? „Setz dich, setz dich zu meiner Rechten.“
Der Herr Jesus wurde angenommen, weil er vollkommen Gott war und zugleich vollkommen Mensch – beides in einer Person. Er war ein vollkommener Mensch und hat nie gesündigt. Deshalb ist der Herr Jesus angenommen worden.
Doch was ist jetzt mit mir? Vers 24 sagt, er ist nicht nur um seiner Vollkommenheit willen angenommen und darf sitzen, weil er rein ist – die anderen nicht. Nein, Vers 24 sagt, er erscheint jetzt für mich. Das heißt, als mein Stellvertreter erscheint er vor Gott, als mein Repräsentant ging er dorthin und wurde vor Gottes Angesicht offenbar – zu unseren Gunsten, zu meinem Gunsten.
So wie der Hohepriester im Alten Testament vor Gott erschien, dort im Allerheiligsten, als Repräsentant des Volkes. Der Hohepriester ging einmal im Jahr hinein ins Allerheiligste. Dort stand er nicht im eigenen Namen und bat Gott um Vergebung für sich selbst. Er stand im Namen des ganzen Volkes. Draußen wartete das Volk mit Zittern und Zagen.
Manche sagen sogar, dass der Hohepriester mit einem Seil angebunden wurde. Das ist zumindest in einigen jüdischen Schriften zu lesen. Falls er nämlich im heiligen Angesicht Gottes sterben sollte, konnte man ihn so wieder herausziehen, ohne selbst hineingehen und sterben zu müssen.
Das Volk stand draußen mit Zittern und Zagen und fragte: Wird Gott noch ein Jahr mit uns verfahren? Wird er uns die Sünden vergeben? Wird er unseren Repräsentanten annehmen und das Blut, das er bringt? Wenn der Repräsentant angenommen wird, dann wird das Volk angenommen.
Wenn der Hohepriester herauskommt und sagt, dass Gott das Opfer angenommen hat, freut sich das Volk. Der Hohepriester muss dann noch einige Opfer bringen, den Bock in die Wüste jagen und so weiter.
Wie ist es aber mit dem Herrn Jesus? Wenn der Herr Jesus angenommen wurde, dann wird auch sein Volk angenommen. Wenn er verworfen wird, dann ist das Volk ebenfalls verworfen.
Jetzt ist der Herr Jesus als mein Stellvertreter dort. Die Frage ist: Weiß der Herr auch, weiß Gott auch, dass Jesus als mein persönlicher Stellvertreter vor dem Thron Gottes steht? Ich meine nicht allgemein als Stellvertreter aller Christen, sondern als mein persönlicher Stellvertreter.
Ich bin so ein kleiner, unbedeutender Mensch in der Geschichte. Zählt der Herr Jesus heute, im Jahr 2008, als mein Stellvertreter vor dem Thron Gottes? Weiß Gott das auch?
Der Herr Jesus könnte es wissen, aber weiß es der Herr auch? Ja, natürlich weiß es der Herr. Ja, Gott weiß, dass alle meine Sünden – die ich persönlich begangen habe und die ich je tun werde – der Herr Jesus getragen hat, Vergangenheit und Zukunft. Mein Stellvertreter steht jetzt dort mit dem Blut.
Ja, der Herr weiß es. Wenn der Herr Jesus jetzt für mich persönlich vor Gott erscheint – er, der für mich persönlich gestorben ist, mein persönlicher Stellvertreter, mein persönlicher Rechtsanwalt und Fürsprecher geworden ist – hat Gott diesen persönlichen Fürsprecher auch angenommen? Oder gibt es Ausnahmen, für die er nicht Stellvertreter sein darf?
Nein, es gibt keine Ausnahmen. Gott sagt zu dem Sohn: Ja, ich nehme dich an, in dem Wissen, dass du hier für all die anderen des Volkes stehst und auch für mich – für meine kleine Person steht Jesus Christus da. Gott weiß es und sagt ja zu ihm in dem Wissen, dass er mich vertritt.
Das ist etwas Wunderbares. Dann darf ich wissen: Ich bin angenommen. Alle meine vergangenen Sünden – die weiß Gott –, für die ist Jesus gestorben. Er ist auch für die zukünftigen Sünden gestorben. Das wäre ja furchtbar, wenn er nicht für die zukünftigen gestorben wäre.
Kann man sagen, dass Gott alles weiß, was der Sohn weiß? Ja, preist den Herrn, so ist es. Der Vater weiß, was der Sohn weiß, und der Sohn weiß, was der Vater weiß.
Die freiwillige Selbstbeschränkung Christi als Mensch
Als Mensch wusste er eines nicht: den Tag seiner Wiederkunft. Als Mensch spricht er hier, aber es ist etwas anderes – er hat darauf verzichtet, es zu wissen. Er hätte es wissen können, wenn er nicht darauf verzichtet hätte. Doch der Herr Jesus hat als Mensch freiwillig auf das Wissen einiger Dinge verzichtet. Als Gott jedoch weiß er alles.
Und das ist noch nicht alles. Der Vers sagt hier... Ja, bitte. Ich habe gesagt, als Mensch wusste er es nicht. Als Mensch hat er freiwillig darauf verzichtet, es zu wissen. Der Herr Jesus hat als Mensch auf manches Wissen verzichtet.
Sogar am Anfang hat er darauf verzichtet, die Sprache zu können. Er musste Hebräisch von seiner Mutter lernen, seine Muttersprache, sowie Griechisch und Aramäisch. Der Herr Jesus sprach mindestens drei Sprachen, die er lernen musste. Hätte er Aramäisch vorher gekannt? Keine Frage. Aber er hat es gelernt.
Er hat auch gelernt, wie man sich die Zähne putzt. Er hat sich freiwillig darauf verzichtet, das von Anfang an zu können, und hat es wieder gelernt. So hat der Herr auf vieles verzichtet. Er hat darauf verzichtet, seine Allwissenheit zu gebrauchen.
In manchen Fällen hat er sie genutzt. Es gibt Situationen, in denen der Herr Jesus ganz klar sagt: Ich weiß, was ihr denkt, oder er wusste, was andere dachten. Aber manchmal hat er nachgefragt und darauf verzichtet, seine Allwissenheit zu verwenden.
Genau so spricht er, wenn er vom Tag der Wiederkunft, vom Tag des Endes spricht. Das weiß nur der Vater. Doch da spricht er als Sohn, als erniedrigter Sohn Gottes.
Darf ich jetzt wissen, dass ich angenommen bin, trotz meiner vergangenen und zukünftigen Sünden? Ja, ich darf es wissen. Und meine Seele kann in diesem Hohenpriester ruhen. Dort kann sie Ruhe finden.
Das einmalige Opfer Christi und seine Wiederkunft
Und das ist nicht alles, sagt der Hebräer-Schreiber. Wir sind noch gar nicht fertig, es geht noch weiter, es gibt noch mehr.
„Auch nicht, damit er sich selbst oftmals darbringe, gleich wie der Hohepriester alljährlich in das Heiligtum eingeht mit fremdem Blut. Denn es wäre in dem Falle für ihn nötig gewesen, oftmals zu leiden seit Gründung der Welt. Aber nun ist er einmal gegen Vollendung der Weltzeiten hin offenbar geworden, um durch das Selbstopfer Sünde wegzutun.
Und insofern es das Los der Menschen ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht folgt, so wird der Christus, nachdem er einmal dargebracht wurde, um die Sünden vieler zu tragen, ein zweites Mal ohne Sünde, das heißt ohne Bezug zur Sünde, gesehen werden – zum Heil denen, die auf ihn warten.
Der Herr Jesus wird wiederkommen. Genauso wie der Hohepriester: Das Volk wartet draußen und wartet. Kommt der Hohepriester wieder heraus, so verkündet er dem Volk: Gott hat uns wieder vergeben. Aber wir müssen noch ein paar Opfer bringen.
Jetzt geht er gleich hinein, er muss wieder ein paar Opfer bringen. In 3. Mose 16 muss er, ich glaube, zwei Tiere nehmen: einen Stier oder einen Bock opfern und einen Bock in die Wüste jagen. Also muss er gleich wieder, was die Sünde betrifft, weitere Opfer vollbringen.
3. Mose 16 – ich finde jetzt den Vers in der Schnelligkeit. Hat ihn jemand? Vers 20: „Und hat er die Sühnung des Heiligtums und des Zeltes und der Zusammenkunft und des Altars vollendet, so soll er den lebenden Bock herzubringen.“
Und einen vorher, noch weiter vorher, hat er einen anderen Bock töten müssen. Das ist Vers 17. Ja, Vers 17: Er geht hinein, tut Sühnung, dann kommt er wieder heraus. Vers 18: „Und er soll hinausgehen zu dem Altar, der vor dem Herrn ist, vor Jahwe, und Sühnung tun für ihn.“ Jetzt muss er für den Altar noch Sühnung tun, draußen.
Dann nehme er von dem Blut des Stieres und von dem Blut des Bockes und tue es an die Hörner des Altars ringsherum. Und sprenge von dem Blut mit seinem Finger siebenmal an denselben und reinige ihn und heilige ihn von den Unreinigkeiten der Kinder Israel.
Und hat er die Sühnung des Heiligtums und des Zeltes, der Zusammenkunft und des Altars vollendet, so soll er den lebenden Bock herzubringen. Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes und bekenne auf ihn alle Ungerechtigkeiten der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen nach ihren Sünden. Er lege sie auf den Kopf des Bockes und schicke ihn durch einen bereitstehenden Mann fort in die Wüste, damit der Bock alle ihre Ungerechtigkeiten auf sich trage in ein ödes Land. Und er schicke den Bock fort in die Wüste.
Also, wenn Aaron herauskommt, dann kommt er wieder her und muss wieder etwas tun wegen der Sünde.
Wenn der Herr Jesus Christus wiederkommt, aus dem Heiligtum zurück auf diese Erde, dann kommt er ohne Bezug zur Sünde, ohne Sünde selbst und ohne Beziehung zur Sünde. Er kommt nicht, um ein weiteres Sündopfer darzubringen. Er kommt, um mein Heil zu vollenden, um mein Heil ganz fertig zu machen.
Und da steht ja, wir haben es in Vers 28 gelesen: Es ist das Los des Menschen, einmal zu sterben, und danach das Gericht. Das heißt, der Mensch stirbt einmal, und dann gibt es ein Gericht über alles, über das ganze Leben.
Und jetzt hat der Herr Jesus genau diese alle Sünden, die ich auf mich geladen habe und laden werde, auf sich genommen, damit ich in diesem einen Gericht vor Gott bestehen kann. Das heißt, alles zusammen, alles, das betrifft mein ganzes Leben, er hat alles auf sich genommen, um die Sünde wegzutun durch sein Selbstopfer.
Und so, wie es ein einziges Gericht gibt für den Menschen, und der Herr Jesus anlässlich dieses einen Gerichts oder wegen dieses einen Gerichts für mich alles bezahlt hat und auf sich genommen hat, damit ich da durchkomme, so wird der Herr Jesus einmal wiederkommen, einmal, um das Heil ganz zu vollenden.
Dann wird unser Leib auferstehen, oder bei denen, die leben, wird der Leib verwandelt werden. Und wir werden in einen Raum versetzt werden, wo wir nicht mehr umgeben sind von Sünde. Und die Sünde in uns wird auch nicht mehr sein.
Wir haben ja Sünde in uns, wir haben Sünde um uns herum, und dort werden wir von beidem befreit sein. Wir haben einen Körper, der zur Sünde tendiert. Von dem werden wir auch befreit und haben einen neuen Körper.
Also hier ist der Versöhnungstag beschrieben: Der Hohepriester wandert hinein ins Heiligtum, kommt wieder heraus – so wie der Herr Jesus in Wirklichkeit hineingegangen ist in den Himmel und wieder zurückkommt, zum Heil derer, die auf ihn warten.
Das Volk wartet draußen. Der Herr kommt und vollendet das Heil – ohne Sünde, also im Sinne von ohne Bezug zur Sünde, ohne weitere Sündopfer darzubringen.
Und das bringt uns zu Kapitel 10. Oder sind da noch Fragen und Ergänzungen zu Kapitel 9?
Die Bedeutung von „viele“ und „einer“ in der Schrift
Ja, diesen Ausdruck finden wir häufiger, besonders auch in Römer 5. Dabei steht „viele“ im Gegensatz zu „einem“. Sechs Milliarden Menschen sind „viele“, sieben oder acht Milliarden Menschen sind „viele“ im Gegensatz zu „einem“.
Der Herr Jesus hat die Sünden von vielen getragen, und diese „vielen“ sind alle Menschen. Sie stehen nicht im Gegensatz zu wenigen oder zu einem einzelnen Menschen. Vor allem, wenn man zum Beispiel Römer 5 betrachtet, wird immer von „den vielen“ und von „dem einen“ gesprochen. „Viele“ und „einer“ stehen hier also gegenüber, wie in Römer 5, Verse 12 und folgende.
Dort heißt es: „Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen“, durch einen. Und dann steht da: „Alle haben gesündigt“ – am Ende des Verses. In Vers 15 heißt es zum Beispiel: „Jedoch nicht wie der Fehltritt, so auch die Gnadengabe; denn wenn durch den Fehltritt des einen die vielen starben...“ Wer sind die „vielen“? Wie viele sind die „vielen“, die gestorben sind? Das sind alle. Die „vielen“ sind alle. Es ist nicht nur ein Teil der Menschen, der gestorben ist. Nein, viele sind gestorben, nämlich alle.
Hier stehen also „einer“ und „viele“ gegenüber. Das zieht sich auch später in diesem Abschnitt durch, immer wieder begegnen wir dem Gegensatz von „einem“ und „vielen“. Zum Beispiel in Vers 19: „Gerade so, wie durch das Nichtgehorchen des einen Menschen die vielen zu Sünden gemacht wurden, so werden durch das Gehorchen des einen die vielen zu Gerechten gemacht.“ Die „vielen“ sind alle. Alle werden zu Gerechten gemacht – alle! In ihm, wohlgemerkt, in ihm. Das heißt, wer sich nicht bekehrt, der ist nicht in ihm. In diesem Sinne ist das zu verstehen.
Denn der Herr Jesus sagt ja auch: „Dies ist mein Blut, das für viele vergossen wird“ – für viele, nicht nur für einen. Wir dürfen dabei nicht vergessen, was in Kapitel 2, Vers 9 und 10 steht: Er hat für alle, für jeden den Tod geschmeckt. Wenn er für jeden den Tod geschmeckt hat, dann gilt das automatisch auch für die Sünde: Sie ist für jeden da.
Es ist eine verbreitete Lehre, dass der Herr Jesus nur für die gestorben sei, die ihn annehmen. Vielleicht habe ich das falsch verstanden. Habe ich das richtig verstanden? Dass er nur für die gestorben sei, die ihn annehmen?
Der Herr Jesus ist nicht nur für die gestorben, die ihn annehmen. Er hat nicht nur für diejenigen gesühnt, die ihn annehmen. Der Herr hat für mehr gesühnt als nur für die, die ihn annehmen – nämlich für alle Menschen. Und auch wenn es umsonst war, hat er für viele umsonst bezahlt. Er hat für viele bezahlt, die das nicht akzeptieren.
Ein Beispiel: Ich lade 300 Leute zu meiner Hochzeit ein und sage, ich bezahle für alle das Hochzeitsessen. Es kommen aber nur 100. Trotzdem habe ich das Essen bestellt, und der Wirt sagt: „Tut mir leid, das Essen muss bezahlt werden.“ Bezahlt ist bezahlt. Der Herr Jesus hat für alle bezahlt, aber nicht alle nehmen es an.
Ja, ich kenne diese Gedanken und Argumentationen. Aber vergessen wir nicht: Hebräer 2, Vers 9 bleibt bestehen. Auch der Erste Johannesbrief, Kapitel 1 und 2, enthält sehr klare Aussagen in dieser Hinsicht. Besonders deutlich ist Erste Johannes 2, Verse 1 und 2:
„Meine Kinder, das schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Wenn es vorkommt, dass jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher vor dem Vater: Jesus Christus, einen Gerechten. Und er ist die Sühnung für unsere Sünden – ja, nicht nur für unsere, sondern auch für die der ganzen Welt.“ (1. Johannes 2,2)
Nicht nur für die „Unseren“, sondern für die der ganzen Welt.
Ebenso heißt es in 1. Timotheus 2, Vers 6, dass Jesus sich als stellvertretendes Lösegeld für alle gegeben hat. Zuvor steht dort, dass Gott will, dass viele Menschen gerettet werden – nämlich alle. Und dann sagt er, dass Jesus das Lösegeld für alle bezahlt hat.
Der Herr hat für so viele Menschen bezahlt, für die er will, dass sie gerettet werden. Und wie viele will er, dass sie gerettet werden? Für alle. Für alle.
Vielen Dank! Das passt genau dazu, dass alle Raum zur Buße haben. Gott will, dass alle Menschen Raum zur Buße haben, das heißt, dass alle Menschen Buße tun können. Das steht in 2. Petrus 3, Vers 9.
Die Unzulänglichkeit der alttestamentlichen Opfer und die Erfüllung in Christus
Gut, das bringt uns jetzt zu Kapitel 10, Klein b, der Notwendigkeit des Opfertodes Christi im Blick auf die Versöhnung. Würde jemand die Verse 1 bis 4 lesen?
Denn das Gesetz ist nur ein Schatten der zukünftigen Heilsgüter, nicht die Gestalt selbst. So sagt es auch Karl: Mit den gleichen alljährlichen Opfern, die immer wieder dargebracht werden, können die Hinzutretenden niemals zur Vollendung gebracht werden. Man hätte sonst aufgehört, Opfer darzubringen, wenn diejenigen, die den Gottesdienst verrichten, einmal gereinigt wären und kein Gewissen mehr von Sünden hätten. Stattdessen geschieht durch die Opfer alle Jahre ein Erinnern an die Sünden, denn das Blut von Stieren und Böcken kann die Sünden nicht wirklich wegnehmen.
Hier sollte statt „Bewusstsein“ besser „Gewissen“ stehen. Das ist eine unglückliche Übersetzung in der Luther 84. Es geht nicht nur um das Bewusstsein, dass man Sünder ist, sondern um das Gewissen, das nicht gereinigt und nicht wirklich zur Ruhe gekommen ist. Wenn wir hier nicht das Wort „Gewissen“ verwenden, verlieren wir den Zusammenhang, denn vom Gewissen wurde ja schon gesprochen. Das aaronitische Priestertum konnte das Gewissen des Menschen nicht vollkommen machen, der im Alten Testament zum Heil kam.
Jetzt geht es darum, dass der Mensch mit seinem Gewissen vollkommen gemacht wird, ans Ziel gebracht wird. Das Gewissen kommt zur Ruhe, er bekommt ein wirklich entlastetes Gewissen. Wie schön ist es für einen Gläubigen, wenn er weiß, dass Gott, der Herr Jesus, auch für seine vergangenen und zukünftigen Sünden alles bezahlt und getragen hat. Gott wird seine Sünden nicht mehr vor sein Gedächtnis bringen zur Bestrafung.
Die alttestamentlichen Opfer waren nur Schatten der Wahrheit und Wirklichkeit, die kommen sollte. Sie deuteten auf die Person und das Werk des Herrn Jesus Christus hin. In sich selbst waren sie nur Abbilder. Und das Bild mag schön sein, wenn ich die Wirklichkeit nicht habe. Wenn ich nicht zuhause bin bei meiner Frau, mag es schön sein, dass ich mir das Bild von ihr anschaue. Aber wenn ich nach Hause komme, werde ich nicht vor ihr stehen und dann das Bild herausnehmen und anschauen. Das wäre beleidigend, oder? Wenn ich das Bild einer Person vorziehe, während die Person selbst mir gegenübersteht, beleidige ich die betreffende Person. So beleidige ich Gott, wenn ich zu den Bildern zurückkehre, obwohl die Wirklichkeit gekommen ist.
Worin zeigt sich also die Schwäche des alttestamentlichen Opfergottesdienstes? Was sagt der Text hier, was ist die Schwäche? Das dürfen Sie beantworten. Es bringt nicht zum Ziel, es bringt das Gewissen nicht zum Ziel. Die Opfer müssen alljährlich immerfort dargebracht werden, gerade deshalb, weil sie nicht wirklich zum Ziel bringen, sondern nur ein jährliches Erinnern an die Sünden bewirken. Das Darbringen der Sündopfer konnte das Empfinden der großen Entfernung zwischen ihnen und Gott nicht wegnehmen.
Man merkt: Es ist eine unendlich große Distanz zwischen mir und Gott. Ich bin ein armer Priester, der das Volk zwar vertreten muss, aber ich komme jedes Jahr zu Gott und weiß, dass eine Entfernung da ist. Und gerade dadurch, dass ich jedes Mal kommen will, werde ich ständig daran erinnert, dass mein Gewissen nicht am Ziel ist, dass es nicht wirklich entlastet ist.
„In Erinnerung bringen“ heißt, etwas vor das Gedächtnis bringen. Wir haben ein interessantes Beispiel im Alten Testament, in 2. Samuel 20, Vers 24. Ich möchte kurz darauf hinweisen. Nein, das ist nicht die richtige Stelle, ich muss es in der Pause nachschauen. Wir können das später klären. Jedenfalls gibt es eine Stelle, wo jemand vor das Gedächtnis gebracht wird, um bestraft zu werden.
Eine Stelle finden wir im Neuen Testament, Offenbarung 16, Vers 19: „Die Städte der Völker wurden geteilt, und Babylon die Große wurde vor Gott in Erinnerung gebracht.“ Inwiefern kam sie in Erinnerung? Anlässlich welcher Gelegenheit oder Tatsache? Was wollte Gott jetzt tun? Gott denkt: „Ah, da gibt es ja noch Babylon, da ist noch etwas zu erledigen.“ Die Aufzeichnungen werden gebracht: „Schaut mal nach, was war denn da mit Babylon? Wurde sie dafür bestraft?“ Nein. „Also muss sie noch bestraft werden.“
Im Alten Testament gibt es eine ähnliche Stelle, die ich nicht gefunden habe, wo jemand noch bestraft werden soll. Dort wird derjenige ins Gedächtnis gerufen, und dann kommt die Strafe. „Vor Gedächtnis bringen“ heißt hier, jemanden zu erinnern, um zu bestrafen.
Im positiven Sinn wird das Wort auch verwendet, zum Beispiel bei Mordechai, der belohnt wird, oder bei Haman, der in Erinnerung gebracht wird. Es gibt also sowohl positive als auch negative Beispiele. Das wollen wir hier nicht weiter vertiefen, aber das Wort „in Erinnerung bringen“ wird in beiden Bedeutungen verwendet.
So ist das hier gemeint, und wir müssen das Erinnern im Lichte von Hebräer 10, Vers 17 und 18 lesen. Vor allem Vers 17: „Und ihre Sünden und ihre Gesetzlosigkeiten werde ich nicht mehr gedenken, werde mich nicht mehr daran erinnern, ich werde sie nicht ins Gedächtnis rufen.“
Bei diesen Menschen ist es nicht ein herrlicher Gedanke, wenn sie im Himmel ankommen und Gott fragt: „Müssen wir da noch etwas ins Gedächtnis rufen? Hol mir mal die Aufzeichnungen.“ Nein, da gibt es nichts. Wunderbar! Es gibt keine Sünden mehr, die ins Gedächtnis gerufen werden müssen. Gott wird sich dieser Sünden nicht mehr erinnern.
Wir schämen uns oft über Dinge der Vergangenheit, die wir getan haben, und werden rot. Im zweiten Buch Samuel, Vers 24, heißt es: „Der uns zu vertilgen gedachte…“ Aber das ist jetzt eine Aufgabe für die Pause.
Zurück zum Gedanken: Gott denkt nicht mehr an unsere Sünden. „Gott bringt sie nicht mehr in Erinnerung bei Gericht.“ Das ist der schöne Gedanke. Aber hier bei den Priestern bringt Gott sie ständig in Erinnerung. Jedes Jahr werden die Sünden des Volkes vor Gott in Erinnerung gebracht. Welch eine Belastung für das Gewissen!
Denn wenn sie kein Gewissen mehr von Sünden gehabt hätten, hätten sie ja aufgehört, Opfer darzubringen. Aber so müssen sie es immerfort tun. Sie hatten nie das Empfinden, wirklich ganz und endgültig von Gott angenommen zu sein.
Jetzt hat der Verfasser – wir müssen uns wieder in die Situation hineinversetzen, in die dieser Brief geschrieben ist – die Aufgabe, seine Empfänger davon zu überzeugen, dass Israel aufhören soll, Opfer darzubringen. Das Problem ist aber: Die Juden sagen, „Gott hat es vorgeschrieben, wir können doch nicht gegen die Bibel handeln. Gott hat ganz klar vorgeschrieben, was wir zu tun haben. Und du sagst jetzt, wir sollen aufhören zu opfern?“
Er kann nicht einfach sagen: „Ja, der Apostel Paulus hat gesagt, wir sollen aufhören.“ Wer ist Paulus? Er macht es viel weiser. Man kann sagen: „Paulus ist ja vom Herrn Jesus gelehrt.“ Nein, er macht es viel direkter. Er sagt: „Lest euer altes Testament!“ Und zwar nicht 3. Mose 16, sondern Psalm 40, der später geschrieben wurde, also neuer und frischer.
Was steht in Psalm 40? Er zitiert: „Es ist unmöglich, dass das Blut von Stieren und Ziegenböcken Sünden hinwegnimmt.“ Vers 5: „Darum sagt er: Wenn er in die Welt kommt, Opfer und Gaben wolltest du nicht, aber einen Leib hast du mir bereitet. An Brandopfern und Opfern für Sünde hattest du nicht Wohlgefallen. Dann sagte ich: Siehe, ich komme, im Buch steht über mich geschrieben, um deinen Willen, Gott, zu tun.“
Er zitiert also, wir müssen diesen Text lesen. Gott hat schon im Alten Testament vom Messias vorausgesprochen. Und der Messias spricht hier zum Vater: „Opfer und Gaben wolltest du nicht.“
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Ordnung gilt, solange die Welt steht. Und diese Welt kann sich auf die alttestamentliche Welt, auf die Bundeswelt beziehen. Wenn etwas ewig steht, müssen wir immer den Kontext beachten: ewig in welchem Sinn? Es gibt viele Ausdrücke, wo „ewig“ nur eine begrenzte Zeit meint.
Ich kann einige Beispiele suchen, bin jetzt aber nicht parat. Das Wort „ewig“ ist nicht immer ewig. „Ewig“ ist dann ewig, wenn es sich auf die zukünftige Welt bezieht. Da sagt die Bibel: „Seines Königreiches wird kein Ende sein.“ Das heißt, das Königreich Christi ist tatsächlich ewig.
Wenn aber von einem Passa die Rede ist, zum Beispiel, der dauert ewig, das ist eine ewige Ordnung für alle Geschlechter. Dieses „ewig“ ist auf die Zeit bezogen, auf die jeweilige Welt bezogen. Im Griechischen heißt das „aionios“ und meint genau das Gleiche: zeitalterlich oder weltzeitlich, solange die Welt steht.
Da gibt es die alte Welt, die Welt des alten Bundes, die neue Welt, die Welt des neuen Bundes, und die ganze neue Schöpfung. Man muss das jeweils im Kontext beachten.
Natürlich darf man nicht so weit gehen wie die Anhänger der sogenannten Allversöhnung. Kennt ihr die Lehre? Sie ist im Süden Deutschlands, besonders im Schwarzwald, stark verbreitet. Dort sagt man, dass am Ende alle gerettet werden, sogar der Teufel. Das Argument lautet: „Ewig heißt nicht ewig, sondern nur eine sehr lange Zeit. Die Hölle ist ewig, heißt aber nur eine lange Zeit, irgendwann hört sie auf, und zum Schluss sind alle gerettet.“
Das ist aber falsch. Das Wort „ewig“ bezieht sich immer auf die Welt, solange diese Welt existiert. Die Frage ist: Wenn es sich auf diese Welt bezieht, das Diesseits, dann gilt es solange, wie diese Welt existiert.
Zum Beispiel im Buch Prediger kommt das öfter vor: „Der Mensch, der unter der Sonne lebt, die Erde bleibt ewig.“ Die Erde bleibt die ganze Zeit. Wir sterben, neue Menschen kommen auf die Welt, sterben wieder, die Erde bleibt. Sie bleibt ewig, solange Gott diese Welt bestimmt hat.
Die Bibel spricht aber auch von einer anderen Welt, einer jenseitigen Welt, einer Welt hinter dem Vorhang. Und wie lange bleibt die? Die Bibel sagt ganz deutlich: Die Tage werden nicht aufhören. Und nicht aufhören heißt nicht aufhören. „Seines Reiches wird kein Ende sein.“ Es wird wirklich kein Ende haben.
Wenn also von dieser jenseitigen Welt die Rede ist, gehören auch die ewigen Zustände dazu, wie das ewige Gericht, wie der ewige Feuersee. Da kann man nicht sagen, „wenn das diesseitige ewig nur eine gewisse Zeit begrenzt ist, dann ist das jenseitige ewig auch begrenzt.“ Nein, das ist nicht so.
Aber jetzt dieses Wort „ewig“ für Israel als ewige Ordnung – das bezieht sich genau darauf, solange diese Ordnung gilt, solange die alttestamentliche Zeit des alten Bundes andauert. Gott sagt aber, diese Zeit hat ein Ende. Damit hat das Passafest ein Ende, das Opfern ein Ende, und der ganze jüdische Opfergottesdienst und Priesterdienst haben ein Ende.
Jetzt sagen die Hebräer oder Juden: „Es steht doch in Gottes Wort, man muss das tun. Wieso kannst du sagen, man soll aufhören?“ Nun, lesen wir Psalm 40, sagt der Verfasser. Psalm 40 sagt ganz klar: Tieropfer können Gott nicht zufriedenstellen. „Tieropfer hast du nicht gewollt und Gaben, Speisopfer nicht. Blutopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt. Aber einen Leib hast du mir bereitet.“
Gott hat das Volk in eine lange Schule genommen. Sie mussten lernen, was Stellvertretung bedeutet. Wie sollten sie auf den Messias vorbereitet sein, wenn sie nicht das ABC der göttlichen Lehre lernten: dass es eine Stellvertretung geben muss, dass Gott eine Stellvertretung für Sünde akzeptiert?
So hat er ihnen die Opfer gegeben, und sie lernten: Opfer sind stellvertretend für uns, wenn wir sündigen. Sünde ist eine ernste Sache, und ich muss sterben. Wenn ich sündige, muss ich sterben. Jetzt darf ich durch die Gnade Gottes meine Hände auf das Tier legen, das Tier stirbt an meiner Stelle. Während ich die Hände auflege, wird das Tier getötet und sein Blut aufgefangen, damit die Israeliten den Wert des Blutes lernen.
Im Blut liegt das Leben. Der Blutkreislauf ist verantwortlich dafür, dass das Tier und der Mensch leben. „Im Blut ist das Leben, und ich habe euch das Blut auf den Altar gegeben, um durch das Blut Sühnung zu erwirken für eure Sünden“ (3. Mose 17,11). Das wurde als Stellvertretung gegeben.
Jetzt kommt der Messias, und die Juden müssen lernen: „Hey, das steht schon in unseren Schriften, dass der Messias kommt und dass Gott nicht mehr die Brandopfer und Sündopfer will. Sie haben ihm nie gefallen, denn wie sollte ein Stier die Sünde eines Menschen wegnehmen können? Das war nur eine Lektion, Schatten, bildhafte Darstellung des einen Opfers Jesu Christi.“
Jetzt lernen sie: „Aha, das ist noch nicht das letzte Wort mit den Tieropfern. Das war vorbereitend für den Messias. Jetzt kommt der Messias und sagt: Hier ist mein Leib.“
Interessant ist der Unterschied im hebräischen Text: Dort steht „Ohren hast du mir gegraben“, hier steht „Einen Leib hast du mir bereitet“. Warum? Vielleicht, weil wenn man das Ohr hat, dann hat man den Leib.
Im Gesetz heißt es in 2. Mose 21, dass ein israelitischer Sklave nach sechs Jahren frei ausgehen darf. Wenn er aber freiwillig Sklave bleiben will, dann soll er sich an die Türpfosten stellen und das Ohr durchbohren lassen. Dann ist er Sklave auf ewig – auf ewig bezogen auf die Zeit, die er lebt.
Wenn du das Ohr hast, hast du den ganzen Menschen. Das ist eine Symbolik. Auch bei Kindern ist das so: Gehorchen kommt von „hören“. Das Ohr steht für das Ganze, für den ganzen Leib.
Im neunten Semester wird dieser Festakt so dargestellt: „Einen Leib hast du mir bereitet“, aber nicht „Ohren hast du mir gegraben“. Herr Präsident, vielen Dank, das ist sehr gut.
Auf Lateinisch heißt das „pars pro toto“ – ein Teil für das Ganze. Das Ohr steht für den ganzen Leib.
Der Herr Jesus sagt also: „Einen Leib hast du mir bereitet, an Brandopfern und Sündopfern hattest du nicht Wohlgefallen. Siehe, ich komme, um deinen Willen, oh Gott, zu tun.“
Das bezieht sich auf Kapitel 9, Vers 28: „So wird der Christus, nachdem er einmal geopfert wurde, denen zum Heil erscheinen.“ Das Subjekt ist der Christus.
In Kapitel 10, Vers 5, heißt es: „Darum sagt er: Wenn er in die Welt kommt…“ Immer noch Christus. Er sagt: „Wenn er in die Welt kommt, Opfer und Gaben wolltest du nicht, noch hattest du Wohlgefallen daran, die nach dem Gesetz dargebracht werden. Dann sagte ich: Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.“
Er hebt das Erste auf, um das Zweite einzusetzen. Wenn er sagt: „Du wolltest keine Opfer“, und dann: „Ich komme, um deinen Willen zu tun“, hebt er die Opfer auf und setzt das Opfer seines Leibes ein.
In diesem Willen – „Siehe, ich komme, deinen Willen zu tun“ – sind wir geheiligt, und zwar durch das ein für allemal Darbringen des Leibes Jesu Christi. Das konnten die alttestamentlichen Opfer nicht.
Jetzt, da die neutestamentlichen Heiligen ein für allemal gereinigt sind, ist jede Wiederholung eines Opferns sinnlos und daher ausgeschlossen. Wenn der Herr Jesus sich einmal geopfert hat, dann ist es sinnlos, das Opfer zu wiederholen oder irgendwelche Opfer aus dem Alten Testament zu bringen.
Die katholische Kirche macht es falsch. Die katholische Kirche opfert den Herrn Jesus jeden Sonntag. Jeden Sonntag findet ein Opferschlachten statt. Der Priester, der deshalb Priester heißt, nimmt Jesus in der Hostie, verwandelt das Brot in seinen Leib und opfert den Herrn Jesus in dem Brot.
Dann kommen die Gläubigen und essen den Herrn Jesus in dem Brot. Das ist eine ganz wichtige Lehre der Kirche. Das Brot, das die Gläubigen essen, ist die Hostie. Das ist Jesus Christus, das ist heilig.
Die Lehre heißt Transsubstantiationslehre. Die Substanz des Brotes ändert sich durch die Wandlungsworte. Der Priester sagt: „Dies ist mein Leib“, und in dem Moment, wo er das sagt, wird das Brot verwandelt in Christus. Die Substanz des Brotes ist nicht mehr Brot, sondern der Leib Christi.
Diese Lehre hat Thomas von Aquin sehr deutlich formuliert. Er war ein Irrlehrer erster Klasse. Diese Irrlehre ist über tausend Jahre alt.
Jetzt zurück: In diesem Willen sind wir geheiligt, ein für allemal. Geheiligt heißt Gott zugeordnet und gereinigt. Nun sagt er also, die Gläubigen sind geheiligt. Wenn sie gereinigt sind, dürfen sie Zugang haben. Als Geheiligte können sie jetzt jederzeit Zugang zum Allerheiligsten haben.
Darauf wird er gleich noch zurückkommen.
Jeder Priester steht da und leistet den Dienst Tag für Tag und bringt dieselben Opfer vielmals dar, die niemals imstande sind, Sünden wirklich wegzunehmen. Aber er, nachdem er ein Opfer für die Sünden dargebracht hatte, setzte sich für immer zur Rechten Gottes.
Ich merke gerade, wir sind schon wieder bei der Pausenzeit angelangt. Wir machen hier Pause.