Ursprünglich war, wie ihr vielleicht draußen auf den Zetteln am Eingang gelesen habt, in diesem Raum in den letzten Jahren eine Einheit mit Hans Peter Reuer geplant. Das Thema stand schon lange fest: „Wer ist der?“ Das war das Thema.
Dann kam, wie die meisten wissen, der plötzliche Unfalltod von Hans Peter im August 2013, vor wenigen Monaten. Hans Peter darf jetzt schon bei seinem Herrn sein, für den er gebrannt hat und von dem er immer wieder verkündigt hat.
Was bedeutet das für uns als Jumiko? Das Programm und die Referenten einer solchen Konferenz stehen schon relativ lange im Voraus fest. So entstand die Überlegung, Hans Peter noch einmal selbst zu Wort kommen zu lassen.
Ulrich Weinhold, der Gesamtleiter der Werke „Christliche Fachkräfte International – Hilfe für Brüder und Co-Workers“, organisiert und leitet seit knapp zehn Jahren die Jumiko. Bisher war er eigentlich immer eher im Hintergrund tätig. Bei der Ausleihe hat man ihn gesehen, und sonst mal so durch die Gänge und Räume, aber er stand nicht so sehr im Vordergrund.
Ulrich Weinhold hat immer wieder die Themen mit den einzelnen Predigern zusammengestellt, die Themen vorgegeben und saß auch mit Hans Peter Reuer gemeinsam über Bibelarbeiten. Er möchte uns jetzt noch einmal mitnehmen in die Predigten, die Hans Peter Reuer in den letzten Jahren hier auf der Jumiko gehalten hat.
Anhand einiger Ausschnitte wird er uns auf den hinweisen, der da eigentlich gesprochen hat. Wer ist der? Wer wirkte in Hans Peter Reuer? Und auf wen hat Hans Peter immer wieder hingewiesen? Wer ist dieser Mensch?
Vielen Dank, David! Guten Morgen miteinander!
Ich weiß nicht, wie es euch ging, als ihr davon gehört habt, dass Hans-Peter verstorben ist. Ich weiß es ganz genau. Ich saß bei Freunden im Erzgebirge, eingeladen zu einem kleinen Sommerfest. Während wir den Grill vorbereitet haben, sagt mir der Familienvater: „Hast du heute schon mal ins Internet geschaut?“ Die Kinder waren dann den ganzen Abend um uns herum. Ich bin danach noch nach Hause gefahren. Man kann zunächst gar keine klaren Gedanken fassen. Es ist wie ein Karussell im Kopf, das da abläuft.
Für mich war das auch ganz persönlich bewegend. Ich hatte zu der Zeit eine Sabbatzeit genommen, eine Auszeit nach sieben Jahren Leitung. Auch ein bisschen, um Nachfolger einzusetzen und um selbst einmal entbehrlich zu sein. Wir waren in Frankreich gewesen, hatten dort noch Para-Kleidern zugesehen und hatten einen kleinen Unfall mitbekommen. Die Dinge kommen dann im Kopf so zusammen.
Ich fahre selbst sehr aktiv Motorrad und habe als Stuttgarter ein Kennzeichen S-I-C-59, nicht 58. Einige Motorradfans wissen vielleicht, wofür S-I-C-58 steht.
Am nächsten Morgen, am Montagmorgen, schlage ich die Losung auf. Der Lehrtext der Losung kommt aus 1. Thessalonicher 2,13:
„Wir danken Gott ohne Unterlass dafür, dass ihr das Wort der göttlichen Predigt, das ihr von uns empfangen habt, nicht als Menschenwort angenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das in euch wirkt, die ihr glaubt.“
Hans-Peter hat hier in Eidlingen gepredigt. Wir werden uns in einigen Predigten nochmals anhören, was er uns in den letzten zehn Jahren zu sagen hatte. Die Frage an dich heute Morgen lautet: Wen hast du eigentlich gehört? War das der Hans-Peter Reuer, bei dem man unbedingt reinhören musste? Oder war dir bewusst, dass Gott durch ihn zu dir gesprochen hat?
Ich habe mir diese Director’s Cuts von uns angehört, mit allen Zeugnissen – also nicht das, was im Internet steht, sondern das, was ungeschnitten kommt. Bei ganz vielen Gebeten in all diesen Einheiten höre ich immer wieder, dass im Vorfeld gesagt wird: „Herr, rede du durch unseren Referenten.“ Wenn Gott das getan hat, so wie er damals durch Paulus zu den Thessalonichern gesprochen hat, was hat das dann bei dir ausgelöst?
Wie hast du – ich sage nochmal Paulus – das Wort der göttlichen Predigt angenommen, das ihr von uns empfangen habt? Was hat Hans-Peter Reuer dir von Gott ausgerichtet? Was hast du daraus gemacht? Und was hat dieses Wort Gottes in dir bewirkt in den letzten zehn Jahren oder in den Einheiten, die du hier mitgehört hast?
Vielleicht warst du nur dreimal dabei, vielleicht sogar erst letztes Jahr in Eidlingen. Hast du ihn irgendwo gehört und dich gefragt: „Was macht das eigentlich mit mir, dass Gott so zu mir redet?“ Deshalb wollen wir heute diese Einheit haben und auf Gott hören, wie er durch Hans-Peter spricht.
Ein großes Thema, das ganz genau auf den Punkt geht: Glaubst du daran, dass Christus in dir ist? Glaubst du, dass Christus in dir ist? Wenn du den Kolosserbrief oder den Epheserbrief liest, glaubst du daran, dass Christus in dir ist und zu dir spricht?
Für Hans-Peter war das vielleicht die wichtigste Sache: dass Menschen endlich begreifen, was es bedeutet, dass Christus in ihnen ist.
Und wie er das gemacht hat und wie deutlich er das gemacht hat, hören wir aus einem Beitrag von 2007, den wir jetzt hören werden.
Denn seht ihr, Freunde, es geht gar nicht so sehr darum, ob wir Jesus ähnlich werden können. Die wahre Frage ist: Wollen wir so werden wie Jesus? Willst du das? Wenn ja, dann darfst du wissen, dass Gott durch Christus in dir die Kraft ist, die das bewirkt.
Ein fataler Denkfehler
Für etwa zehn Jahre meines Christenlebens habe ich diese Wahrheit nicht erkannt, dass Christus in mir lebt. Ich habe versucht, Gott aus eigener Kraft zu gefallen, die Bibel in einem Jahr durchzulesen und meine stille Zeit jeden Tag am Morgen zu halten. Das habe ich sowieso nie geschafft, aber ich habe nicht viel darüber geredet, dass ich es nicht schaffe.
So zu sein wie Jesus wurde für mich mehr und mehr zur Illusion. Es ging so weit, dass ich, als ich 18 Jahre alt war, gesagt habe: Mir reicht es, ich schaffe das Ganze sowieso nicht. Ich höre auf, mit diesem Christsein ist nicht für mich gemacht.
Und ich kann Menschen absolut verstehen, die Jesus den Rücken zudrehen, weil sie es nicht schaffen, so zu sein wie Jesus. Ich weiß genau, wie sich das anfühlt.
Aber wisst ihr, was etwas bewirkt hat bei mir Jahre später? Ich habe in der Welt normal gelebt, wie alle anderen halt so, nicht auffallen, auf mich selbst schauen und sonst niemanden.
Und dann hat jemand gesagt – es war damals Major Thomas – er sagte: Christsein ist nicht leicht. Da habe ich gesagt: Ja, genau, du hast recht.
Dann hat er gesagt: Christsein ist auch nicht schwierig. Da habe ich gesagt: Du hast keine Ahnung.
Und dann hat er gesagt: Christsein ist unmöglich.
Und da hat es mich einmal erwischt. Es hat mich total verwirrt, aber es hat mir einen Hoffnungsschimmer gegeben, dass es vielleicht etwas gibt, was ich noch nicht weiß.
Und dann hat er zitiert aus Galater 2,20, wo steht: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“
Und dann fielen dutzende Fragen wie ein Puzzle in meinem Kopf zusammen – ein Puzzle, das mehr verändert hat als meine Wiedergeburt.
Wenn Jesus mich auffordert, seinem Beispiel zu folgen, so zu sein wie er, dann muss er mir auch dieselbe Kraftquelle zur Verfügung stellen, die er als Mensch hatte.
Wenn Jesus mir dasselbe verlangen würde, wie er getan hat, ohne mir dieselbe Kraft zu geben, dann wäre Jesus ein Menschenverächter, der sich nur lustig über uns macht, weil wir es ja nie schaffen.
Letztes Jahr hatten wir viel Schnee, dieses Jahr ist es weniger, ungefähr so viel wie sonst. Es ist wenigstens weiß bei uns. Bei euch herrscht ja schon fast Frühjahrsstimmung.
Aber letztes Jahr hatten wir wirklich viel Schnee, auch bei euch war es ähnlich. Schneeschaufeln ist für mich eine der Zwangsarbeiten, die ich zu Hause erledigen muss. Wenn jedoch zu viel Schnee fällt, hilft der Nachbar aus. Wir haben einen großen Parkplatz, da ist eine Frühstückspension. Der Nachbar macht das meistens mit seinem kleinen Traktor. Wenn der nicht ausreicht, muss ich den Traktor vom Schwager holen.
Wenn du heiratest, heiratest immer eine Bauerstochter, denn dann hast du einen Traktor dabei. So, Lukas, ich räume jetzt den Parkplatz. Schau mir genau zu. In ungefähr einer Stunde bin ich fertig mit dem großen Teil, alles ist wunderbar ausgeschaufelt.
Nachdem ich meine Arbeit beendet habe, bringe ich den Traktor zurück zum Schwager. Dann sage ich zu Lukas: „Du hast mir jetzt genau zugesehen, wie ich das gemacht habe. Ich hoffe, du hast gut aufgepasst, denn in den nächsten Wochen bin ich auf Reisedienst und nicht zu Hause. Das kommt öfter vor. Lukas, du bist verantwortlich, den Parkplatz zu räumen. Ich habe dir ein Vorbild gegeben, wie der Parkplatz jeden Tag aussehen soll. Und wenn du mich wirklich liebst, wirst du den Parkplatz so sauber halten.“
Nach diesen Worten gebe ich ihm einen Kuss, drücke ihm eine Aluminiumschaufel in die Hand und fahre auf Reisen. Weil er mich liebt, bemüht er sich täglich, von vier Uhr früh bis vor der Schule und nach der Schule zu schaufeln. Aber er schafft es keinen Tag, dass der Parkplatz so aussieht, wie ich es geschafft habe, als ich noch zu Hause war. Er ist frustriert, enttäuscht von sich selbst und ein bisschen zornig auf mich.
Freunde, wäre das Ganze nicht eine riesengroße Gemeinheit, besonders wenn ich ihn mit Liebe motiviere? Aber wisst ihr was? Viele Christen leben genauso. Jesus ist ihr großes Vorbild. Und jetzt versuchen sie, mit einer kleinen Aluminiumschaufel so zu leben wie Jesus. Sie sind frustriert und enttäuscht von sich selbst, weil sie es nie schaffen. Sie werden zunehmend zornig auf Gott, der ihnen so einen schweren Auftrag gegeben hat, der unmöglich zu erfüllen ist.
Ich weiß nicht, wie ich jemals glauben konnte, dass ich aus eigener Kraft versuchen müsste, das zu tun, was Jesus getan hat. Darum hat es mein Leben so revolutioniert, als ich erkannte, dass es die Kraft Christi in mir ist, die das Christsein bewirkt – nicht ich selbst. Die Kraft kommt von innen, von ihm, nicht von mir.
Jesus hat so schön gesagt in Johannes 15,5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Diesen Vers kenne ich seit meiner Konfirmation auswendig, aber die Wahrheit habe ich über mindestens zehn Jahre nicht erkannt.
Wisst ihr, wie manchmal Dinge einfach zusammenpassen? Ich wusste nicht, dass Birgit heute über euren Konfirmationsspruch sprechen würde. Aber vielleicht versteht ihr gerade jetzt, dass Gott wieder zu euch spricht. Vielleicht könnt ihr euch überlegen, was es bedeutet und was euer Konfirmationsspruch für euch persönlich bedeutet.
Mein Konfirmationsspruch lautete: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Was das genau bedeutet, entdecke ich bis heute jeden Tag aufs Neue.
Wer ist der Herr Jesus für dich, seit er in dein Leben gekommen ist? Ich weiß nicht, wo das bei dir war – vielleicht wirklich am Vorabend deiner Konfirmation, als du dir bewusst gemacht hast, was du am nächsten Tag machen wirst. Vielleicht war es auch irgendwo beim CVJM an einem Lagerfeuer, wo dein Jugendleiter mit dir ein Übergabegebet gesprochen hat.
Was ist seitdem bei dir passiert? Wie oft hast du über ihn nachgedacht? Ist der Herr Jesus wirklich dein Begleiter im Alltag geworden? Hast du ihn wirklich in dein Leben hineingelassen? Oder war es vielleicht so wie in Jerusalem, als Jesus einzog? Die Leute waren begeistert. Viele breiteten Kleider auf den Weg, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.
Das Volk, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: „Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei der, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ (Matthäus 21,8-9).
Doch als Jesus in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und fragte: „Wer ist der?“ (Matthäus 21,10).
Vielleicht warst auch du einmal ganz aufgeregt in deiner Beziehung zu Jesus. Ich frage dich heute Morgen: Wo ist diese positive Aufregung geblieben? Bist du noch bereit, alles für deinen Herrn niederzulegen? Darf er wirklich der König über dein Leben sein?
Hans Peter hat 2011 darüber gesprochen, was es bedeutet, in Christus zu sein, und was für ein großes Geheimnis Paulus im Kolosserbrief beschreibt.
Wie ist es nun, wenn ein Christ in Christus ist und in ihm bleibt? Woran merkt man das? Ein solcher Mensch denkt sehr oft an Jesus – tagsüber und auch nachts, bevor er einschläft. Er denkt an Jesus und seine Worte nach. Er ist interessiert daran, was Jesus in seinem Leben zu sagen hat. Außerdem erzählt er anderen von Jesus, selbst wenn sie ihn nicht unbedingt danach fragen.
Ein Mensch, der in Christus lebt, erschrickt, wenn er etwas tut, das seinen Herrn verletzt. Ein Christ, der in Christus lebt, freut sich auf die gemeinsame Zukunft mit Jesus und auf die ewige Vereinigung mit ihm. Das ist das Wesen des Lebens in Christus.
Eine der repräsentativen Stellen dazu findet sich in Kolosser 1. Dort schreibt der Apostel Paulus auf wunderbare Weise. Ich lese Kolosser 1,26-27: „Es ist ein Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Geschlechtern verborgen war, jetzt aber ist es seinen Heiligen offenbart, denen Gott mitteilen wollte, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen ist. Und das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
Paulus beschreibt diese Einheit zwischen Gott und Mensch als ein Geheimnis. Das bedeutet: Wenn Christus in dir lebt, trägst du ein Geheimnis in dir. Christus in dir – die Hoffnung der Herrlichkeit, das ist das Geheimnis.
Wer mit Christus lebt oder in Christus ist, hat nicht etwas Besonderes an sich, sondern trägt jemanden Besonderen in sich. Ein Geheimnis, das einen Namen hat: Jesus.
Seht ihr, Christen haben nichts Besonderes an sich. Wir sind Menschen wie alle anderen. Aber wir haben jemanden Besonderen in uns, nämlich Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Das unterscheidet uns von den Geheimnisträgern unserer Zeit. Bei Edward Snowden zum Beispiel geht es die ganze Zeit darum, wo er Asyl bekommt. Es geht um die Person, die das Geheimnis hat. Bei euch aber geht es eigentlich darum, dass ihr dieses Geheimnis so weit wie möglich hinausposaunt.
Ich habe Hans-Peter auch als jemanden erlebt, der manchmal drastisch werden konnte, wenn er Menschen begegnete, die keine Lust hatten, Christ zu sein, aber gerne irgendwo bei einer Yumiko oder so dabei sein wollten.
Vor ziemlich genau zehn Jahren, im Jahr 2004, noch auf der alten Messe – das wird man gleich an der Aufnahmequalität hören – hat er sehr klare und herausfordernde Fragen gestellt. Er hat die Leute damit konfrontiert.
Einer, der damals dabei war, ist Michael Jud, der heute hier ist. Er wird erzählen, was durch die Predigt bei ihm passiert ist, im Jahr 2004.
Hans-Peter sagte: „Keine Ahnung, ob du Christ bist, ich weiß nicht, ob du Jesus kennst. Aber wenn du Christ bist, wenn du dich Christ nennst und heute keinen Appetit hast, in der Gegenwart Jesu zu leben, mit ihm zu reden und auf ihn zu hören, dann habe ich eine Frage an dich: Warum willst du überhaupt in den Himmel?“
Oder andersherum, etwas gerader formuliert: „Wenn du hier und heute gelangweilt bist in der Gegenwart Jesu, warum gehst du dann nicht in die Hölle? Denn in der Hölle bist du befreit von der Gegenwart Gottes.“
„Seht ihr, wenn ich hier und heute keine Freude an der Gegenwart Jesu in meinem Leben habe, dann wird der Himmel kein angenehmer Ort für dich sein. Und warum sollte Gott irgendjemanden in den Himmel holen, der hier auf Erden nichts von ihm wissen will?“
„Lebst du heute mit Jesus? Hörst du auf ihn? Verbringst du Zeit mit ihm?“
Ja, im Jahr 2004, vor zehn Jahren, stand die Jumikon wieder auf dem Programm. Im Vorfeld hatte ich mit einem Freund beschlossen, dieses Mal nicht hinzugehen. Es war so viel los, dass wir uns entschieden hatten, die Veranstaltung dieses Jahr auszulassen.
Am Samstag zuvor war ich bei uns im CVDM bei der Christbaumsammlung aktiv. Als ich nachmittags nach Hause kam, trieb mich etwas dazu, den Jumikon-Flyer, den ich schon ins Altpapier gelegt hatte, nochmals herauszuholen und durchzublättern. Dabei blieb ich an zwei Seminaren hängen und dachte, die könnten interessant sein. Daraufhin machte ich mit Gott einen Deal: Wenn Er möchte, dass ich morgen zur Jumikon gehe, soll Er mich frühzeitig wecken, damit ich ohne Stress dorthin komme. Und Er hat es tatsächlich gemacht.
Ich machte mich auf den Weg und war einer der Letzten, vielleicht der Letzte oder Vorletzte, der zu Hans-Peter Reuer in dieselbe Session kam. Ich stand hinten an der Wand. Nach den ersten paar Minuten wusste ich, warum ich in dieser Session war. Später wurde mir klar, warum dieser Abschnitt so bei mir eingeschlagen hat.
Um das besser zu verstehen, muss ich den Rahmen etwas weiter spannen. Zu dieser Zeit hatte Gott bereits einen Prozess in mir gestartet und mich mit vielen Fragen konfrontiert. Im Sommer 2003 war ich an einem Punkt, an dem ich sagte: Herr, in meinem Leben muss sich etwas verändern. Ich war ständig am Rennen. Mein Terminkalender bestimmte meinen Lebenstakt. Ich war immer sehr beschäftigt im Beruf, und wenn ich nach Hause kam, ging es im Zepfad genauso weiter. Es blieb kaum oder gar keine Zeit mehr für die Beziehung mit Jesus. Ich sagte zu Gott: Es muss sich etwas ändern. So kann und darf es nicht weitergehen.
Im November 2003 war ich auf stillen Tagen, und dort hat mich Gott durch Abraham herausgefordert: Pack deine Dinge zusammen, häng alles an den Nagel und mach eine Auszeit. So kam dieser Prozess in Gang. Auf der einen Seite wusste ich, dass Gott durch Abraham so deutlich zu mir sprach: Wenn ich Veränderung möchte, dann nur, wenn ich diesen Schritt wage. Auf der anderen Seite dachte ich: Ich kann nicht. Ich arbeitete als Ingenieur im Elektrobereich. Ich konnte doch nicht meine unbefristete, gut bezahlte Stelle aufgeben. Was würden die anderen sagen? Was würden meine Eltern sagen? Was sagen die Freunde?
So war dieser Prozess zwischen Kopf und Herz etwa ein halbes Jahr lang im Gange. Mittendrin war dann der Vortrag von Hans-Peter. Das war wieder ein Meilenstein, an den mich Gott erinnerte: Wage diesen Schritt! So wie ich Abraham treu war, werde ich auch dir treu sein. Denn ich ändere mich nicht. Ich bin derselbe gestern, heute und morgen.
Nach längerem Ringen entschied ich mich: Ja, Herr, ich möchte den Absprung wagen. Im Herbst 2004 war ich dann für acht Monate in Kanada auf der Fackelträger-Bibelschule. Das war für mich der erste Gedanke: Okay, Auszeit, acht Monate, und dann kommst du zurück und schaust weiter. Doch aus diesen acht Monaten sind inzwischen zehn Jahre geworden.
Ich war ein zweites Mal acht Monate in Kanada auf der Bibelschule zum Aufbautraining. Danach war ich wieder zurück in Deutschland und ging dann auf eine Bibelschule nach Südindien für siebeneinhalb Monate zu einem Praktikum. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland verbrachte ich einige Monate hier. Es folgten sieben Monate Mitarbeit bei den Fackelträgern in Malaysia und schließlich drei Jahre Mitarbeit bei den Fackelträgern am Bodenseehof.
Seit gut zwei Jahren bin ich nun in Stuttgart bei Hilfe für Brüder für Asienprojekte zuständig. Wenn ich auf diese zehn Jahre zurückblicke, kann ich nur staunen, was Gott in meinem Leben bewirkt hat. Und das nicht, weil ich der große Held bin, sondern weil Er mich verändert hat.
Ich kann sagen: Es lohnt sich auf jeden Fall, Schritte zu wagen. Denn wir gehen niemals allein. Unser Herr geht immer mit. Wenn du heute an einem Punkt stehst, an dem du sagst: „Meinem Leben fehlt der Schwung“ oder „Es fühlt sich an wie eine Sackgasse“, dann möchte ich dir Mut machen: Lass dich auf diesen Herrn ein. Er wird in dein Leben hineinsprechen und dich auf Wege führen, die du so nicht geplant hattest.
Ich hatte mir keinen dieser Abschnitte jemals so vorgestellt und komme immer noch aus dem Staunen nicht heraus. Lass Gott in dein Leben hineinsprechen und wage es mit Ihm.
Wenn man mit Michael sprechen möchte, der ist drüben am Stand von Hilfe für Brüder. Manche Dinge regelt man vielleicht lieber im persönlichen Gespräch. Hans-Peter wurde dafür benutzt, Leute herauszufordern. Du kannst dich entscheiden, ob du dein Leben lang damit verbringen willst, für einen großen Automobilzulieferer irgendwo in Japan Scheinwerfer einzukaufen, oder ob du, wie Michael Licht, in die letzten dunklen Täler von Nepal gehen willst, wo Menschen leben, die ihre Kinder durchs Feuer gehen lassen, weil sie glauben, dadurch Erlösung zu erlangen.
Du kannst dir das selbst überlegen, und Gott lässt dir die Wahlfreiheit. Aber Er stellt dir Leute wie Hans-Peter Reuer in den Weg, die dich herausfordern. Zum Beispiel fragen sie auch mal, ob die Zweifel, die du dauernd hast, echte Zweifel oder unechte Zweifel sind. Ob du ein ehrlicher Zweifler bist oder ein unehrlicher Zweifler.
Jetzt hat Hans Peter über Jakobus 1 gepredigt und den unehrlichen Zweifler in dir und in mir angesprochen. Es gibt unehrliche Zweifler unter Christen. Im Jakobus 1 wird dieser Typ beschrieben. Dort lesen wir in Jakobus 1,5-8:
„Wenn jemand Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben, ohne zu zweifeln; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin und her bewegt wird. Ein solcher Mensch soll nicht meinen, er werde etwas vom Herrn empfangen, er ist ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen.“
Das Wort „wankelmütig“ kommt vom griechischen Begriff „die Psychos“, was „zwei Seelen“ bedeutet. Dieser Mensch hat zwei Seelen in sich. Er betet zwar einerseits, wirkt sehr religiös und geistlich, aber er rechnet überhaupt nicht mit Gott.
Und wisst ihr was, liebe Freunde? Ich möchte euch heute Morgen wirklich ermutigen: Sei ehrlich zu dir selbst! Es kann sein, dass du heute Morgen gebetet hast – das ist halt so dein Ritual. Aber rechnest du auch mit Gott? Oder rechnest du nur mit dem, was du selbst vollbringen kannst? Man betet zwar, aber Gott tut nichts; tun muss man selbst.
Das ist ein gläubiger Zweifler, der Jesus ignoriert. Er wird nichts erfahren und darum seine Zweifel haben. Er denkt nicht darüber nach, dass Jesus lebt und dass Gott wirkt.
Martin Lloyd-Jones, der 30 Jahre lang Prediger an der Westminster Chapel war, hat gesagt: Das Hauptproblem beim Kleingläubigen ist, dass er nicht viel denkt. Jesus sagt: Betrachtet die Vögel, die Lilien, das Gras – und denkt darüber nach. Aber viele Menschen wollen nicht denken. Ihre Gedanken drehen sich ständig nur im Kreis.
Sie setzen sich hin und denken und denken über ihr Problem nach: Wie soll es werden? Warum geht alles schief? Ein wahrer Glaube denkt auch über Jesus nach.
Seht ihr, wir müssen uns manchmal prüfen: Drehen sich meine Gedanken immer nur um dasselbe Problem? Oder denke ich auch über die Zusagen Gottes nach? Wenn ich darüber nicht nachdenke, dann kommt ein sogenannter Skeptizismus auf. Wir werden skeptisch.
Und, Freunde, ich treffe viele skeptische Christen. Aber sie sind nicht deshalb skeptisch, weil es keine Antwort gäbe, sondern weil sie nicht darüber nachdenken.
Heute, an diesem Christustag, stehen wir kurz vor dem Jahr 2014. Ich darf Teil des Vorbereitungskreises sein. Wenn du keine Zweifel hast, bei so einem Projekt im Daimler-Stadion Jesus großzumachen – mit internationalen Gästen, bei dem vielleicht sogar die Bundeskanzlerin dabei ist und tausende Musiker mitwirken – dann bist du entweder auf Amphetaminen oder nicht ganz bei Verstand.
Zweifel sind für uns Christen normal. Aber wir wissen, wo wir diese Zweifel ablegen können und Bestätigung finden. Manchmal musst du große Schritte gehen und durch Kämpfe hindurch. Es fällt dir nicht alles einfach in den Schoß, was richtig für dein Leben ist.
Hans Peter hat bei der Predigt an der Yumiko 2004 den Berganstieg von Jonathan beim Angriff auf die Philister als Thema gewählt. Hört da mal rein: Ein erfülltes Leben zu leben, selbst wenn es Kampf bedeutet, mit Jonathan unterwegs zu sein. Ich sage euch, das ist die Stelle aus allen Predigten der letzten zehn Jahre, die mich am meisten bewegt hat. Ich stehe hier mit 41,5 Jahren, und ihr werdet gleich verstehen, warum.
Freunde, der Herr schenkt den Sieg – das ist Wahrheit. Aber im Kampf werden viele fallen. Ich möchte euch etwas sagen: Wenn wir uns auf Jesus einlassen, werden viele von uns fallen. Aber es ist es wert. In Gottes Willen zu sein ist ein großes Risiko, und er verspricht keine Bewahrung.
Mir gefällt besonders Vers 13: „Jonathan stieg auf Händen und Füßen hinauf.“ Man fragt sich, warum so etwas in der Bibel steht. Ich habe schon fast gedacht, er sei nicht mit der Unterlippe hochgeklettert. Warum steht hier, dass er mit Händen und Füßen hochstieg? Das ist ein wichtiger Satz, Freunde, denn er zeigt, dass Jonathan Hände und Füße brauchte. Er hatte keinen Weg, sich selbst zu verteidigen, war unbewaffnet und wehrlos. Das heißt, er hat ganz und gar auf Gott gebaut. Er hat gesagt: „Gott, du musst das machen, ich kann es nicht.“
Und das ist die Haltung, die wir einnehmen müssen: Wenn deine Beziehung mit deiner Frau gerade schlecht ist, traust du Gott zu, dass er das lösen kann? Wenn deine Arbeitsstelle miserabel ist, traust du Gott zu, dass er etwas neu machen kann und dich im Prozess verändert? Sind wir bereit, so wie Jonathan ein Risiko einzugehen, im Vertrauen auf Gott zu rechnen – auch wenn wir dabei untergehen? Hast du diese Liebe und dieses Vertrauen in Jesus? Wenn nicht, sind wir kein Zeugnis unseres Glaubens.
Seht ihr, wir haben keine Wahl, wie und wann wir sterben. Aber wir haben die Wahl, wie wir leben. Merkt euch das bitte: Du hast keine Wahl, wann und wie du stirbst, aber du kannst wählen, wie du leben möchtest.
Und wir müssen sterben, bevor wir leben, damit wir leben können, bevor wir sterben.
Wisst ihr, was der frustrierendste Lebensstil ist, den du wählen kannst? Wenn du mehr über Gott weißt, als du mit ihm erfährst. Das sind die frustriertesten Menschen auf der Erde. Wenn du mehr über Gott weißt, als du mit ihm erlebst.
Ich bin jetzt 41 und werde bald 42. Ich muss euch ehrlich sagen: Ich sterbe lieber mit 42 und habe gelebt, als 80 Jahre alt zu werden und nie wirklich gelebt zu haben.
Zehn Jahre mehr hat er bekommen, und diese Zeit hat er genutzt, um ganz deutlich über Themen wie das Sterben zu sprechen. Das hat mich im Nachhinein auch bei der Vorbereitung für heute noch einmal bewegt. Psalm 90 wird immer wieder herangezogen. Gerade hatten wir eine Jahreswechselfreizeit mit David, und dort haben wir Psalm 90 zum Jahreswechsel gelesen: „Unser Leben vergeht, als ob wir flögen.“
Hans-Peter hat 2010 über Psalm 90 gepredigt. Gott hat durch ihn gesprochen, auch wenn Hans-Peter zunächst scheinbar nur von seinen eigenen Erlebnissen aus der Ramsau berichtet hat. Ich möchte an dieser Stelle besonders für alle sagen, die als Jugendkreis das machen, was er beschreibt: Die alten Leute in der Adventszeit besuchen, ein paar Lieder singen, mit den älteren Geschwistern beten und ihnen eine Freude machen. Gott segnet das, und du kannst dadurch selbst gesegnet werden, so wie Hans-Peter es erlebt hat. Was bei ihm passiert ist, werdet ihr jetzt hören – 2010, wie man weise wird, Psalm 90.
Zwei Dinge helfen uns, weise zu sein: die Furcht des Herrn, die Furcht vor einem ewigen Gott, und das Nachdenken über unser Ende. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir weise werden.“ Es ist weise, über den Tod nachzudenken.
Heute haben wir da ein Problem. Auf dem Land, wo ich bin, war es vor 50 Jahren noch ganz anders. Fast auf jedem Bauernhof lebten drei bis vier Generationen zusammen. Die Bauern haben zum Beispiel ihren eigenen Sarg für die ganze Familie gebaut. Der lag oben im Dachraum, fertig, wenn jemand starb. Die Kinder sahen alte Menschen leiden und sterben – das war ganz normal.
Wisst ihr, was heute in unserer Gesellschaft ein Problem ist? Kranke Menschen kommen ins Krankenhaus, gebrechliche Menschen ins Pflegeheim, sterbende Menschen ins Krankenhaus und Verstorbene ins Leichenhaus. In San Francisco wurden sogar Friedhöfe aus Wohnsiedlungen entfernt – das gilt dort als unethisch. Der Tod ist ein Tabuthema geworden. Deshalb nehmen wir heute die Zeit oft ernster als die Ewigkeit. Das ist ein Problem.
Ich habe in den letzten Jahren oft eine alte Frau im Altersheim besucht, die inzwischen gestorben ist. Früher war ich Kuhhirte auf der Alm, das war meine Sehnsucht. Dabei habe ich manchmal meine Kinder mitgenommen. Ich sage euch, sie waren schockiert. Im Altersheim sagten sie: „Das ist ja Wahnsinn, da gehe ich nie wieder rein.“ Sie waren schockiert über die alten Leute, die da herumsaßen und „hingen“. Das wäre eigentlich normal, dass man das jeden Tag sieht. Denn so wirst du mit dem Tod konfrontiert und wirst weise. Es ist unweise, sich davon fernzuhalten. Das hilft nicht, klug zu werden.
Ich erinnere mich gut: Als Teenager hatten wir einen guten Jugendleiter. Vor Weihnachten sind wir jeden Donnerstag in der Adventszeit zu kranken oder alten Menschen gegangen. Wir hatten ein paar Kekse dabei, haben einen Psalm vorgelesen, ein bisschen gesungen, gebetet – einfach so. Ich werde nie vergessen, wie wir bei einem alten Mann in der Ramsau waren, einem Bauer. Wir haben einen Psalm vorgelesen, ich weiß nicht mehr welchen, aber er konnte ihn auswendig. Das hat mich beeindruckt. Zum Schluss sagte der Mann, der schon zwei Jahre bettlägerig war und jeden Tag gewendet werden musste, damit er keine Wunden bekam: „24 Stunden am Tag sind mir viel zu wenig, weil ich so viel habe, wofür ich Gott danken muss.“ Das habe ich nie vergessen, das habe ich als Teenager gehört.
In Prediger 12,1 steht: „Gedenke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner Jugendzeit.“ Das macht dich klug, es macht uns weise. Den Tod zu verdrängen ist unklug. Diese Predigt war ausschlaggebend dafür, dass wir das heute so machen. Ich möchte euch damit wirklich konfrontieren: Ihr habt eine Lebenszeit, und die ist irgendwann zu Ende. Die Frage, wie ihr diese Lebenszeit „auskauft“, müsst ihr euch jetzt beantworten. Es nützt nichts, am Ende zu sagen: „Ich wollte noch so gerne“ oder „Ich hätte eigentlich noch.“ Jetzt ist die Zeit, loszulegen.
Das gelingt, wenn man auf den Herrn blickt und nicht nur auf sich selbst. Man muss mit seiner Gefühlswelt offen umgehen und sagen: „Ich mache das jetzt. Gott wird sich dazu stellen, auch wenn ich gerade das Gefühl habe, dass er mich nicht so bestätigt.“ Ich fange jetzt an, was Gott mir aufs Herz gelegt hat, und werde erleben, wie er mich stärkt. Im Prägerbrief steht ganz klar: „Im Kampf haben sie neue Kraft bekommen.“ Das war auch im Volk Israel immer die Frage: Ist der Herr da oder nicht?
Darüber hat Hans-Peter 2006 gepredigt. Wenn du zweifelst, ob Gott überhaupt da ist, höre rein! Freunde, das ist die Frage: Gibt es Gott oder nicht? Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht? Welche Antwort hat Gott ihnen gegeben? Wie kann ich wissen, ob Gott unter uns ist? Muss ich das Gefühl seiner Gegenwart haben? Muss ich Gebetserhörungen sehen und Wunder erleben? Muss ich in Zungen sprechen oder regelmäßig Heilung erfahren?
Weißt du, was du bei den Kindern Israels feststellst? Sie hatten all das. Ein paar Tage vorher hatte sich das Meer geteilt, der Feind war geschlagen, Gott war sichtbar in der Wolkensäule und Feuersäule anwesend. Hinter ihnen lagen die Wunder, vor ihnen die Versprechungen Gottes, über ihnen die Säule des Feuers und der Wolke, unter ihnen das Manna, das sie jeden Tag aßen. Alles war da – und jetzt waren sie einmal durstig. Und wisst ihr, was sie gesagt haben? Gibt es Gott oder nicht?
Wo suchen wir die Gegenwart Gottes? Wie wissen wir, ob es Gott gibt? Die Antwort, bitte merkt euch das, findest du nie in dir. Die Antwort, ob es Gott gibt oder nicht, hat nichts mit dem zu tun, was du in dir empfindest. Unsere subjektiven Gefühle sagen nichts über die Gegenwart Gottes aus. Jesus hat gesagt: „Meine Schafe hören meine Stimme“, aber er hat nicht gesagt: „Meine Schafe fühlen mich ständig von innen heraus.“ Wir hören seine Stimme, aber wir fühlen ihn nicht immer von innen heraus.
Welchen klaren Gottesbeweis bekamen die Israeliten damals? In 2. Mose 17,6 heißt es: „Geh auf den Berg Horeb mit den Ältesten, schlage den Felsen, und Wasser wird hervorsprudeln.“ Eine Frage: Welchen Gottesbeweis haben wir heute? Genau denselben. Denn im 1. Korinther 10,4 lesen wir: „Der Fels aber war Christus.“ Dieser Fels war Christus.
Die Jünger gingen auf den Hügel, genau wie die Ältesten, auf Golgatha. Dort wurde dieser Fels geschlagen, gekreuzigt, und seitdem fließen aus seinem Leib Ströme lebendigen Wassers. Freunde, das Kreuz, das Kruzifix, ist die ewige Erinnerung an seine Gegenwart.
Wir sind alle wundersüchtig, wir wollen immer Wunder sehen. Petrus wollte auf dem Wasser gehen – das hat auch eine Zeit lang geklappt. Judas wollte die Wunden von Jesus fühlen. Die Pharisäer wollten spektakuläre Zeichen sehen. Und wisst ihr, was Jesus gesagt hat? In Johannes 4,48: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, dann glaubt ihr nicht.“
Dabei hat Jesus in Matthäus 12,38-40 gesagt: Einige der Schriftgelehrten und Pharisäer baten ihn: „Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen.“ Er antwortete: „Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden außer dem Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird auch der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.“
Er sagt: Einen Beweis gebe ich euch – meine Kreuzigung und meine Auferstehung, sonst keinen. Das ist der Beweis meiner Gegenwart. Darum kommt es darauf an, dass wir uns auf Jesus konzentrieren.
Zweifel treten immer dann auf, wenn du deine Glaubenserlebnisse wichtiger nimmst als Jesus. Wenn du mehr auf das schaust, was du erlebst, als auf das, was Jesus gesagt und getan hat und noch tut.
Ich möchte euch ein paar Dinge gegenüberstellen: Wir sagen: „Gott, schau doch, was ich für dich tue.“ Christus sagt: „Warum schaust du nicht, was ich für dich getan habe?“ Wir sagen: „Christus, schau, wie ich in die Kirche gehe.“ Und Christus sagt: „Schau viel lieber, wie ich ans Kreuz gegangen bin.“ Wir sagen: „Schau, Christus, wie großzügig ich mein Geld gebe.“ Und Christus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie großzügig ich mein Leben gegeben habe.“
Wir sagen: „Schau, wie treu ich meine Sünden bekenne.“ Christus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie ich deine Sünden wegnehme.“ Wir sagen: „Schau, wie ich gegen Sünde ankämpfe.“ Jesus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie ich für Sünde gestorben bin.“ Wir sagen: „Schau, wie ich die Kranken heile.“ Jesus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie ich dem Toten Leben gebe.“
Wir sagen: „Schau, wie ich in Zungen rede.“ Jesus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie ich in Liebe rede.“ Wir sagen: „Schau, wie erfolgreich mein Leben ist.“ Und Jesus sagt: „Schau viel lieber darauf, wie erfolgreich mein Tod war.“
Wohin schaust du, wenn es um deinen Dienst geht? Dieses Kreuz und seine Wirkungen waren für Hans-Peter ganz wichtige Themen, weil sie wichtige Themen für Gott sind. Er will, dass wir uns immer wieder mit diesem Kreuz auseinandersetzen, weil er will, dass wir ganz klar an diese Auferstehung glauben und sie bezeugen.
Lass dir in deinem Glaubensunterricht die Auferstehung nicht wegreden. Du wirst sie brauchen für ein gesundes Glaubensleben, und du wirst sie in deinem eigenen Leben erleben.
Denkst du darüber nach, was es bedeutet, dass dieser auferstandene Christus in dir ist? Oder streitest du dich lieber wegen Taufen, Abendmahlsfragen oder anderen Dingen?
Hans-Peter hat im Jahr 2011 auf sehr spannende Weise noch einmal verdeutlicht, wie wichtig das Thema „Christus in dir“ für die Bibel eigentlich ist. Er zeigte auf, wie wichtig es Gott ist, uns zu sagen, dass er in uns lebt, und wie wenig wir oft daraus machen.
Wieder erzählt er seine Lieblingsgeschichte von einer Begegnung mit Major Thomas. Wenn man gute Geschichten hat, in denen Gott einem etwas klargemacht hat, darf man sie im Leben auch ruhig zweimal erzählen.
Hans-Peter berichtet: „Ich habe als 23-Jähriger Major Thomas kennengelernt. Er war der Gründer der Fakulträge, ist inzwischen verstorben, ich glaube vor drei Jahren, im Alter von 93 Jahren. Er hat etwas gesagt, das mir vorher noch niemand gesagt hatte. Er sagte: ‚Hans-Peter, Christsein ist nicht einfach.‘ Ich dachte mir: ‚Ja, das stimmt, das ist noch nicht einfach, das ist überhaupt nicht einfach.‘ Dann sagte er weiter: ‚Christsein ist auch nicht schwer.‘ Da dachte ich mir: ‚Also, du hast keine Ahnung.‘ Schließlich sagte er: ‚Christsein ist unmöglich, du kannst nicht Christ sein.‘“
Freunde, das hatte ihm bis dahin noch niemand gesagt. Viele hatten gesagt, Christsein sei schwer, manche sagten, es sei okay, andere, es sei schön. Aber niemand hatte ihm erklärt, dass es unmöglich sei. Er war der Erste, der das sagte. Anfangs war Hans-Peter verwirrt darüber. Doch dieser Satz löste eine Lawine in seinem Leben aus. Er erkannte: Aus eigener Kraft kann ich nicht Christ sein, und ich muss es auch nicht. Stattdessen darf ich entdecken, dass nur Christus Christ sein kann. Und nur in dem Maße, in dem ich in Gemeinschaft, in Koinonia, mit ihm lebe, kann sein Leben auch durch mich etwas bewirken, das über mich hinausgeht.
Warum ist das so wesentlich? Man könnte sagen, das sei eine theologische Spitzfindigkeit, ein „nimm’s oder lass’s“-Thema, das nichts am Christsein ändert. Doch Hans-Peter möchte dazu etwas Kurzes sagen.
Das Wort „Abendmahl“ oder „das Abendmahl“ kommt im Neuen Testament elfmal vor. Ganze Konfessionen haben sich wegen dieser elfmaligen Erwähnung des Abendmahls gebildet, weil sie nicht wissen, was es wirklich bedeutet. Das Wort „Taufe“, ob im Geist oder im Wasser, kommt etwa dreißigmal vor. Christen kämpfen bis heute um das richtige Verständnis, und Denominationen haben sich auch deshalb gebildet.
Die Tatsache aber, dass wir in Christus leben und er in uns, wird einhundertsechsundneunzigmal erwähnt. Und doch scheint sich kaum jemand wirklich darum zu kümmern. Dabei ist dies die Essenz, die Koinonia, die Gemeinschaft mit Gott, die am besten in diesem einen Wort beschrieben wird.
Warum ist es wichtig, dass Christus in uns lebt? Seht ihr, wäre Christus nur gekommen, um mir meine Sünden zu vergeben – was Gott sei Dank geschehen ist –, dann hätte er das auch vom Kreuz aus zusprechen können. Wäre Jesus nur gekommen, um mich einmal in den Himmel zu holen, könnte er das auch vom Thron aus tun und mich hochholen, das wäre kein Problem.
Warum kam Christus also? Damit sein Charakter wieder in mir zum Ausdruck kommt, damit wir in dieser Gemeinschaft, in dieser Koinonia leben. Als Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Freund – mit ihm beisammen zu sein. Darum muss er in uns wohnen, weil es um Gemeinschaft geht.
Das wollte Gott euch gesagt haben. Was ihr daraus macht, weiß ich nicht. Ich will euch nur sagen: Wenn ihr euer Verhältnis zu Gott überdenkt, dann müsst ihr klarkriegen, dass ihr einem König dient – oder eben nicht.
Ich finde es sehr beeindruckend, dass Hans-Peter immer wieder ganz deutlich von Gott aufs Herz gelegt bekommen hat, dass er das so klar machen soll. Wir sind unterwegs für ihn.
Und den letzten Beitrag, den ich euch mitgebracht habe, stammt nicht von hier, nicht von der Jumiko, sondern von woanders. Für mich als Vogtländer war es immer wieder schön, dem Mann aus der Ramsau zu begegnen. Er hat über den Wald und die Berge gepredigt. Es gab auch Predigten von Hans Peter über Kettensägen, das fand ich ebenfalls ganz toll.
In meiner Heimat, beim Stützengrüner Waldgottesdienst, hat er 2012 gepredigt. Dort forderte er die Zuhörer auf, einmal darüber nachzudenken, was sie aus ihren Talenten machen und wie sie starten können. Letztes Jahr habe ich so oft gehört: Wie soll es jetzt weitergehen ohne ihn?
Ihr wisst vielleicht, dass der vorherige Leiter des Tauernhofs ebenfalls abgestürzt ist. Die Frage, wie es weitergehen soll, hat sich also schon einmal gestellt. Wenn aber Christus, der in Hans Peter war, auch in dir ist, dann ist die Frage, wie es weitergeht, bereits beantwortet. Es geht nur noch darum, ob du gehst.
Dazu möchte ich euch mit einem Beitrag vom Stützengrüner Waldgottesdienst herausfordern, in dem Hans Peter über die Anfänge seines Dienstes spricht. Außerdem will ich euch einen Bibelvers mitgeben, über den ihr möglichst lange nachdenken solltet. Er steht im Hebräerbrief 13, Vers 7: »Gedenket eurer Führer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; schaut auf das Ende ihres Wandels und ahmt ihren Glauben nach.«
Ihr könnt solche Nachahmer von Hans Peter Reuer sein. Ihr könnt den Christus in euch dorthin tragen, wo er es selbst nicht mehr kann. Ich wünsche euch dazu gottesreichen Segen.
Wir hören nun ein letztes Mal ein Wort vom Stützengrüner Waldgottesdienst. Danke für die Einladung.
Zur Frage, was es bedeutet, sagt Hans Peter zum Beispiel: »Ich wollte nie predigen oder unterrichten. Das war etwas, das ich eigentlich gesagt habe: Das werde ich nie tun. Dann wurde ich gefragt, mal eine Andacht vor Mitarbeitern zu halten, und das habe ich gemacht. Danach wurde ich wieder gefragt, und ich habe es erneut getan. Dann wurde ich gefragt, mal zu predigen. Ich habe es vorbereitet und getan. Danach wurde ich wieder gefragt.
So habe ich festgestellt: Wenn Gott jemandem Gaben schenkt, die ganz verschieden sein können, und man wird gefragt, ob man sie einsetzen will, dann soll man es tun. Wenn sie dich nicht mehr fragen, dann lass es und tu etwas anderes. Es ist nicht so kompliziert herauszufinden, wo Gott uns gebrauchen will – einfach mit den Gaben, die er uns gegeben hat. Zum Glück gibt es davon sehr viele. Und die Gaben, die Gott uns schenkt, dürfen wir zum Segen für andere verwenden.«