Herzlich willkommen! Es ist schön, dass heute wieder alle da sind. Wir nähern uns dem Mai, und es wird nicht mehr lange dauern. Ich habe sogar schon im April Heißluftballons am Himmel gesehen.
Ein Mann fährt in einem Heißluftballon durch die Lüfte und hat sich dabei verirrt. Er geht in den Sinkflug und sieht auf einer Wiese eine Frau. Er sinkt weiter und ruft der Frau zu: „Entschuldigung, können Sie mir helfen? Ich hatte meinem Chef versprochen, ihn vor einer Stunde zu treffen, und weiß jetzt nicht mehr, wo ich bin.“
Die Frau auf der Wiese antwortet: „Sie befinden sich in einem Heißluftballon, etwa zehn Meter über dem Boden, zwischen dem vierzigsten und einundvierzigsten Grad nördlicher Breite und zwischen dem neunundfünfzigsten und sechzigsten Grad westlicher Länge.“
Daraufhin sagt der Ballonfahrer: „Sie müssen Beamtin des gehobenen Dienstes sein.“
„Tatsächlich, das bin ich“, antwortet die Frau verblüfft, „aber woher wissen Sie das?“
Der Ballonfahrer sagt: „Alles, was Sie mir sagten, ist korrekt, aber ich habe keine Ahnung, was ich mit den Informationen anfangen soll. Fakt ist, ich weiß immer noch nicht, wo ich bin. Offen gesagt waren Sie keine große Hilfe, Sie haben meine Reise nur weiter verzögert.“
Darauf antwortet die Frau: „Sie müssen dann im beantworteten Hörerdienst arbeiten.“
„Billig!“, entgegnet der Ballonfahrer seinerseits verblüfft, „aber woher wissen Sie das?“
Die Frau antwortet: „Sie wissen weder, wo Sie sind, noch wohin Sie fahren. Sie sind aufgrund einer großen Menge heißer Luft in Ihre jetzige Position gekommen und haben ein Versprechen gemacht, von dem Sie keine Ahnung haben, wie Sie es einhalten können. Nun erwarten Sie von den Leuten unter Ihnen, dass sie Ihre Probleme lösen. Die Tatsache ist, dass Sie exakt in der gleichen Lage sind wie vor unserem Treffen – nur jetzt bin ich irgendwie schuld.“
So war diese Heißluftballon-Geschichte.
Orientierungslosigkeit im Leben und kulturelle Beobachtungen
Aber es ist auch ein Bild für uns als Menschen: Irgendwo tümpeln wir manchmal durchs Leben wie in einem Heißluftballon und wissen nicht so richtig, wo wir hingehören.
Um das zu klären, haben wir heute diesen Abend. Wir wussten, dass Japaner sehr wenig Fett essen. Sie haben viel weniger Herzinfarkte als Briten und Amerikaner.
Franzosen essen viel Fett und unkoscheres Getier. Sie haben ebenfalls weniger Herzinfarkte als Briten und Amerikaner.
Japaner trinken sehr gutes Bier. Sie haben viel weniger Herzinfarkte als Briten und Amerikaner.
Italiener trinken sehr viel roten Wein. Sie haben ebenfalls weniger Herzinfarkte als Briten und Amerikaner.
Und dann erst die Sachsen und die Bayern: Sie trinken viel Bier und essen auch fettige Würste, und sie haben auch weniger Herzinfarkte als Briten und Amerikaner.
Fazit: Isst und trinkt, was dir gefällt. Es ist die englische Sprache, die dich umbringt.
Das war mein Einstieg, und jetzt geht's los.
Daniels Aufstieg und die Intrigen am Hof
Liebe Freunde, Daniel war ein Juter aus Jerusalem. Als Kind wurde er entführt, als Teenager auf Staatstreue getrimmt und als Beamter in Babel ausgebildet. Er war klug, geschickt und begabt – geradezu geschaffen für eine politische Laufbahn.
Es dauerte nicht lange, bis er es bis zum Minister schaffte. Fast wäre er zur rechten Hand des Königs geworden, der erste Stellvertreter im Staat. Fast hätte man ihn zum Ministerpräsidenten ernannt. Doch in dem Moment, als er Ministerpräsident werden sollte, gerieten seine Gegner an ihn und stürzten ihn.
Das war klar: Ein Mann wie Daniel hatte viele Neider und zahlreiche Konkurrenten. Es gab genug andere, die zwar nicht so viel auf dem Kasten hatten wie er, aber ebenfalls diesen Posten haben wollten. Sie hatten sich schon lange darüber geärgert, wie Daniel sie alle der Reihe nach überrundet hatte. Doch als er die höchste Regierungsstufe erreichen sollte, platzten ihnen vor Neid die Nerven. Sie beschlossen, ihn zu Fall zu bringen.
Das war bei Daniel jedoch gar nicht so einfach. Denn er hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Er war in keine Geldskandale verwickelt, hatte keine Affären, keine Baulizenzen oder Immobiliengeschäfte manipuliert. Er hatte keine Parteigelder veruntreut, keine schwarzen Konten eröffnet und keine Drogen konsumiert. Nichts von dem, was viele bekannte Persönlichkeiten in Sport, Wirtschaft und Politik heute hinter sich gebracht haben – wovon wir ständig in der Tagesschau hören oder anderswo lesen.
Daniel war einfach nicht zu fassen. Dem Mann konnte man beim besten Willen nichts nachweisen.
In Daniel 6, Vers 5 heißt es: „Da trachteten die Fürsten und Statthalter danach, an Daniel etwas zu finden, das gegen das Königreich gerichtet wäre. Aber sie konnten keinen Grund zur Anklage und kein Vergehen finden, denn er war treu, so dass man keine Schuld und kein Vergehen bei ihm finden konnte.“ Und so sprachen die Männer: „Wir werden keinen Grund zur Anklage gegen Daniel finden.“
Persönliche Erfahrungen mit ungerechter Anklage
Diesen Satz kenne ich sehr gut. Ich habe ihn fast wortwörtlich in der Akte meiner Frau gelesen.
Eines Nachts, es war etwa halb elf, wurde meine Frau auf der Straße von der Polizei angehalten. Ihr wurde vorgeworfen, zu schnell gefahren zu sein. Erlaubt waren 60 km/h, sie soll 70 km/h gefahren sein – also zehn km/h zu viel. Daraufhin wurden ihr sofort die Fahrpapiere, Ausweispapiere und sogar die Flugtickets weggenommen. Sie wollte in den nächsten Tagen zu einer Kur nach Ungarn fliegen, wurde aber behandelt wie eine Schwerverbrecherin.
Es sollte ein Prozess gegen sie eröffnet werden. Die Polizeiberichte von diesem Tag zeigten jedoch deutlich: Außer den beiden Polizisten und meiner Frau war niemand auf der Straße. Es war ja auch nachts halb elf in Karl-Marx-Stadt, da waren alle im Bett, die Straße war leer.
In den Schreiben, die verschiedene Dienststellen der Stasi untereinander austauschten, stand auch dieser Satz in einem Einschreiben: „Wir werden gar keinen einzigen Staatsanwalt finden, der eine Anklage formulieren wird, weil die Lage das eben nicht hergibt.“ Trotzdem wurde der Prozess durchgeführt. Man bestach einfach ein paar Zeugen, und so ging es dann.
Ich besitze noch die Quittung, was die Zeugen für ihre Aussagen bekommen haben. Jeder erhielt tausend Mark dafür, dass sie behaupteten, meine Frau sei zu schnell gefahren. Nun ja, dieser Satz ist mir sehr vertraut.
Der ideologische Angriff auf Daniel
Daniel war in jeder Hinsicht einwandfrei, aber es gab einen Punkt, an dem man ansetzen konnte. Ich lese noch einmal vor: „Da sprachen die Männer, wir werden keinen Grund zur Anklage gegen Daniel finden, es sei denn wegen seiner Gottesverehrung.“ Man hatte also nicht eher darauf aufmerksam gemacht.
Er war ideologisch nicht völlig einwandfrei. Er hatte eine falsche Weltanschauung, und genau das war der Punkt, an dem man den Hebel ansetzen konnte, um ihn aus dem Sattel zu heben. Daniel stammte, wie gesagt, aus Jerusalem und war Jude. Die Juden sind Menschen, die an Gott glauben und zu ihm beten.
Zum Beispiel spricht jeder fromme Jude täglich mehrmals das Gebet aus dem fünften Mosebuch: „Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller deiner Kraft.“ Diese Worte betete Daniel jeden Tag dreimal laut. Das war bekannt.
Daniel machte sich nichts daraus, es konnte jeder wissen, dass er betete und ein treuer Anhänger Gottes war. Daran konnten auch seine Umschulung, seine Karriere und sein hoher Posten nichts ändern.
Wir werden später noch sehen, in welcher Lebensgefahr er schwebte, als man ihn in die Höhle der Löwen warf, damit sie ihn fressen würden. Aber die Gefahr der Löwenhöhle ist nicht so schlimm wie die Gefahr des „Salonlöwen“, der sich in hohen Posten durchschleicht, indem er einen Bogen um Gott macht und vor den Menschen einen krummen Buckel macht.
Die Kirche und ihre Versäumnisse im Umgang mit Macht
Es ist schon mancher auf dem politischen Parkett gefallen. Ganze Kirchen haben sich vor den politischen Machthabern auf den Bauch gelegt und dabei Gott verraten. Durch das lange und oft hundertjährige Bündnis von Thron und Altar hat die Kirche ihren Glauben an Gott häufig verleugnet. Sie ist mit jedem Machthaber ins Bett gegangen, ganz gleich, wer es war, und hat ihre Dienste angeboten.
So ist es bis heute. Aus Angst, bei irgendjemandem falsch anzukommen, wird oft einfach das nachgeplappert, was gerade Mode ist. Zum Beispiel gibt es in der Kirche, oder zumindest in Teilen davon, Menschen, die sagen, man dürfe keine Mission unter Juden machen, oder keine Mission unter Muslimen. Bei manchen Themen schweigen sie jedoch völlig. Zum Beispiel beim hunderttausendfachen Mord an ungeborenen Kindern.
Es wird oft versucht, das, was Sünde ist, als etwas Harmloses darzustellen. Jetzt wird sogar eine Trauung für Homosexuelle beschlossen, obwohl die Bibel sagt, dass das für Gott ein Gräuel ist. Das hat der Kirche bis heute den Ruf eingebracht, nichts weiter als ein Instrument der Herrschenden und der besitzenden Klassen zu sein.
Doch die Kirche ist nicht dazu da, die herrschende Klasse zu stützen oder zu stürzen. Sie ist dazu da, allen Menschen aller Klassen zu sagen: Gott will dich. Daniel gehört zur herrschenden Klasse, aber Gott hat ihn davor bewahrt, am Hof des Königs ein Höfling zu werden. Das ist das erste große Wunder in unserem Kapitel.
Daniels Treue und Gottes Schutz
Die Versuchung für Daniel war natürlich groß, das ist klar. Man weiß ja, wie es ist, wenn man, wie es früher in der DDR oft der Fall war, der einzige Mensch in der Klasse ist, der sich zur Kirche hält.
Ich habe immer gedacht, das sei nur bei uns so gewesen. Doch durch meine Reisen in den Westen habe ich festgestellt, dass ich dort viele Menschen getroffen habe, die mir sagten: „Ich bin der einzige Christ in der ganzen Klasse.“ Das war also nicht nur im Osten so.
Vielleicht bist du heute auch der einzige in deiner Familie, der an Gott glaubt. Jetzt stell dir mal Daniel vor: Er war der einzige Mensch im ganzen babylonischen Reich – zumindest abgesehen von seinen wenigen Freunden –, der an Gott glaubte.
Allein in diesem riesigen Machtapparat, dem babylonischen Ministerium, selbst in der inneren Abteilung, waren alle anders als er. Aber Daniel gehörte nicht zu denen, die wegen ihrer Karriere Gott den Rücken kehren, die wegen eines schönen Postens ihre Seele verkaufen und die, um im Leben vorwärtszukommen, ihren Glauben verleugnen.
Er gehörte nicht zu denen, die ihren Glauben nur im Herzen haben, aber nach außen nichts davon zeigen. Die innerlich einen frommen Standpunkt vertreten, äußerlich jedoch ganz anders handeln. „Ich habe auch meinen festen Standpunkt“, sagte der Wetterhahn und drehte sich nach dem Wind. So eine windige Type war Daniel nicht.
Er orientierte sich nur nach einer einzigen Richtung: nach Jerusalem, der Stadt Gottes, also nach Gott. Er war Gott treu. Vielleicht war es gerade diese unbeugsame Treue, diese unbedingte Wahrhaftigkeit und ehrliche Geradlinigkeit, die ihm die Gunst des Königs verschaffte.
Denn der König hatte natürlich erkannt, dass er sich auf die Karrieremacher und Schleimer, die ihn umgaben, nicht verlassen konnte. Aber auf Daniel, das wusste er, auf diesen Mann konnte man sich verlassen. Daniel war ehrlich und treu. Man wusste, woran man bei ihm war.
Dem konnte man vertrauen – besser als dem ganzen Geschmeiß von Heuchlern, die am Hof tätig waren. Ein Mensch, der seine Überzeugung ehrlich äußert, ist immer vertrauenswürdig. Treue und Vertrauen gehören zusammen.
Wenn du willst, dass die Menschen dir vertrauen, wenn du möchtest, dass deine Freunde und sogar deine Feinde dich ernst nehmen, dann musst du ehrlich deine Überzeugung vertreten. Lege beim Einzug ins Lehrlingsheim oder ins Altersheim als erstes die Bibel auf den Tisch. So ist von Anfang an klar, was für ein Mensch du bist – nämlich ein Christ.
Dadurch wissen die anderen gleich Bescheid. Durch Offenheit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit machst du dich vielleicht nicht beliebt, aber du machst dich auf jeden Fall vertrauenswürdig.
Die Intrige der neidischen Kollegen und das königliche Gesetz
Nun waren also noch die neidischen Kollegen um ihn herum, die Daniel seine Vertrauensstellung nicht gönnten. Sie überlegten die ganze Zeit, wie sie ihn austricksen könnten.
Diese Neidhammel marschierten zum Leithammel, also zum König, und sagten: „Der König Darius lebe ewig!“
Sie erklärten: „Die Fürsten des Königreichs, die Würdenträger, die Statthalter, die Räte und Befehlshaber haben alle gedacht, es sollte ein königlicher Befehl gegeben werden und ein strenges Gebot erlassen werden. Jeder, der in dreißig Tagen etwas bitten wird von irgendeinem Gott oder Menschen, außer von dir, o König, allein, soll zu den Löwen in die Grube geworfen werden. Darum, o König, wollest du ein solches Gebot ausgeben und ein Schreiben aufsetzen, das nicht wieder geändert werden darf, nach dem Gesetz der Meder und Perser, das unaufhebbar ist?“
So ließ König Darius das Schreiben und das Gebot aufsetzen.
„Okay“, sagten die Neidhammel, „jetzt sitzt er in der Falle, jetzt haben wir Israel.“
Hier erhalten wir ganz nebenbei einen Einblick in den Mechanismus des Personenkults, den viele Herrscher betrieben haben: Stalin, Hitler, Mao, Ulbricht, Honecker und viele mehr. Interessant ist, dass nicht der König selbst auf die Idee kommt, sich als Gott anbeten zu lassen. Diese Idee wird ihm von seinen Untertanen suggeriert. Es sind immer die kleinen Geister von unten, die Menschen zum Personenkult anstacheln. Wenn der Mensch auf der Regierungsschaukel selbst so ein kleiner Geist ist, gefällt ihm das, und er lässt es zu. So war es bei Hitler, der eigentlich Schickelgruber hieß, einem Anstreicher aus Braunau, und bei Honecker, einem kleinen Dachdecker aus dem Saarlandgebiet.
In unserem Fall sieht man, wie ein mächtiger Mann abhängig wird von seinen eigenen Untergebenen. Außerdem zeigt sich, dass selbst der König, der angeblich wie ein Gott ist, abhängig ist von einer über ihm stehenden anonymen Macht. Hier ist die Rede von einem Gesetz der Meder und Perser, das nicht übertreten werden darf. Selbst der König steckt in einem Abhängigkeitsverhältnis und hat nicht die Freiheit, zu tun, was er will. Er kann nicht einmal, wie wir gleich sehen werden, der Stimme seines Gewissens folgen.
Diese Freiheit, nach seinem eigenen Gewissen zu handeln, hat nur Daniel. Er lässt in seinem Gewissen nicht bestimmen, was zu tun ist, wenn das von der Regierung, der Gesellschaft oder anderen angeordnet wird. Er richtet sich allein nach Gott. Daniel ist in seinem Gewissen allein abhängig vom Obersten. Je mehr man von Gott abhängig ist, desto freier wird man.
Daniel beteiligt sich nicht an dem durch Gesetz staatlich verordneten Personenkult. Als er von dem Gebot des Königs hört, geht er, so heißt es hier, in sein Haus.
Es gibt Zeiten, da ist es gut für einen Christen und gläubigen Menschen, sich für eine Weile in seine vier Wände zurückzuziehen, also in den Untergrund. Das haben viele Christen in vielen Situationen auch so machen müssen. Jeder Tourist, der nach Italien kommt, kann das in den Katakomben sehen. Das sind unterirdische Gänge unter der Stadt, in die sich Christen verkrochen, als die Verfolgungszeit begann. Sie tauchten dort unter.
Für Daniel beginnt jetzt seine Katakombenzeit. Er provoziert den König nicht durch Äußerungen oder Proteste, sondern zieht sich einfach still in sein Haus zurück.
Dieser Rückzug wird jedoch nicht zur Verleugnung. Das ist das zweite Wunder in dieser Geschichte: Gott bewahrt Daniel vor der Versuchung, auch in seinem Haus die Finger von Gott zu lassen. Er hätte sich ja sagen können: Wozu die Hände falten? Es ist doch nur eine äußerliche Haltung. Auf die Gebetshaltung kommt es nicht an, sondern darauf, was man im Herzen denkt. Er hätte die Finger von Gott lassen können. Wozu überhaupt laut beten, wie es bei den Juden üblich war? Gott hört auch so, was ich will. Das braucht ja nicht laut gesagt zu werden, ich kann auch ohne laute Töne mit ihm reden. Wozu überhaupt beten? Gott ist allwissend, er weiß ja sowieso von vornherein, was mir fehlt und was ich will.
Solche Argumente zählen für einen Mann wie Daniel überhaupt nicht. Er bleibt treu, auch im Gebet. Er betet laut, wie es sich gehört, so dass es jeder hören kann – nämlich bei offenem Fenster. „Schemach Israel, höre Israel, ich bin der Herr, dein Gott“ und so weiter.
Es macht ihm absolut nichts aus, dass die Wächter nur ums Haus schleichen und darauf lauern, ihn bei irgendeiner religiösen Handlung zu erwischen.
Daniel war nicht so unverschämt wie der große Kabarettist Werner Finck während der Nazizeit. Finck nahm immer die Nazistische Schippe und erlaubte sich ziemliche Provokationen. Als er einmal sah, dass die Spitzel, die immer dabei waren, mit dem Nachschreiben seiner politischen Witze nicht nachkamen, unterbrach er sein Programm und sagte: „Kommen Sie mit, oder soll ich gleich mitkommen?“
Daniel provoziert niemanden auf diese Weise. Er betet einfach zu Gott.
Überhaupt kannst du dir Daniel zum Vorbild für das Gebetsleben nehmen, wie du beten solltest. Ich nenne dir mal vier Grundsätze über das Gebet.
Vier Grundsätze des Gebets nach Daniel
Erstens: Gewöhne dich an regelmäßiges Beten, aber bete nicht gewohnheitsmäßig. Das heißt, beten kannst du grundsätzlich immer und überall. Allerdings hast du nicht immer und überall die Ruhe dazu, und es ist wichtig, dass die Situation wirklich passt. Deshalb suche dir in deinem Tagesablauf eine bestimmte Zeit, in der du in aller Ruhe beten kannst.
Zweitens: Bete in würdiger Form, aber entwürdige das Beten nicht zu einer bloßen Formsache. Beim Beten plauderst du nicht mit einem Kumpel, sondern du redest mit deinem Schöpfer, dem Chef des Universums. Begegne ihm deshalb mit Ehrfurcht. Da er zugleich dein Vater ist, sprich zu ihm aus einem kindlichen Herzen und beleidige ihn nicht durch gekünstelte Ausdrücke.
Drittens: Bete immer in die eine Richtung, so wie Daniel in Richtung Jerusalem, also zu Gott hin. Bete jedoch nicht einseitig. Wenn du zum Beispiel in der Gebetsgemeinschaft zu Gott betest, dann bete wirklich zu Gott und predige nicht deine Mitchristen an. Bete nicht immer dasselbe, sondern bespreche mit Gott dein ganzes Leben.
Viertens: Bete im Verborgenen, aber verbirg nicht, dass du betest. Das heißt, mach aus deinem Gebet keine Demonstration. Ich finde es nicht gerade christlich, durch lautes Beten vor dem Essen anderen den Appetit zu verderben. Es ist aber ebenso falsch, vor anderen zu verleugnen, dass du vor dem Essen betest. Bleibe beim Beten natürlich und ehrlich.
So erreichte Daniel sein Ziel, ohne Rücksicht darauf, dass die Spitzel ihre langen Streifzüge machten. Diese hörten natürlich, dass er Amen zum König gesagt hatte, und waren erstaunt.
Daniels Verurteilung und Gottes Rettung
Und jetzt kommt es so, wie es kommen musste. Ich lese es euch vor:
Da traten sie vor den König und redeten mit ihm über das königliche Gebot: „O König, hast du nicht ein Gebot erlassen, dass jeder, der in dreißig Tagen etwas bitten würde, von irgendeinem Gott oder Menschen außer von dir, dem König allein, zu den Löwen in die Grube geworfen werden soll?“
Der König antwortete und sprach: „Das ist wahr, und das Gesetz der Meder und Perser kann niemand aufheben.“
Da sagten sie zu ihm: „Der Daniel, einer der Gefangenen aus Juda, achtet weder dich noch dein Gebot, das du erlassen hast; denn er betet dreimal am Tag.“
Als der König das hörte, wurde er sehr betrübt und war darauf bedacht, Daniel die Freiheit zu erhalten. Er mühte sich, bis die Sonne unterging, ihn zu retten.
Aber die Männer kamen wieder zum König gelaufen und sprachen zu ihm: „Du weißt doch, König, es ist das Gesetz der Meder und Perser, dass alle Gebote und Befehle, die der König beschlossen hat, unverändert bleiben sollen.“
Da befahl der König, Daniel herzubringen, und sie warfen ihn zu den Löwen in die Grube.
Der König, der ihn gerne retten wollte, aber gebunden war, rief ihm einen Satz hinterher, an den er selbst gar nicht glaubte: „Dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, der helfe dir.“ Und dann warfen sie ihn in die Grube.
Das lese ich euch auch vor: Sie brachten einen Stein, den sie vor die Öffnung der Grube legten. Den versiegelte der König mit seinem Ring und mit dem Ring seiner Mächtigen, damit nichts anderes mit Daniel geschehe.
Der König ging in seinen Palast, fastete die ganze Nacht, ließ sich kein Essen bringen und konnte nicht schlafen.
Früh am Morgen, als der Tag anbrach, stand der König auf und ging eilend zur Grube, wo die Löwen waren.
Als er zur Grube kam, rief er Daniel mit angstvoller Stimme. Der König sprach zu Daniel: „Daniel, du Knecht des lebendigen Gottes, hat dich dein Gott, den du ohne Unterlass dienst, auch retten können vor den Löwen?“
Daniel aber redete mit dem König: „Der König lebe ewig! Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, sodass sie mir kein Leid antun konnten. Denn vor ihm bin ich unschuldig, und auch gegen dich, mein König, habe ich nichts Böses getan.“
Da wurde der König sehr froh und ließ Daniel aus der Grube herausziehen. Man fand keine Verletzung an ihm, denn er hatte seinem Gott vertraut.
Das ist das dritte Wunder in diesem Kapitel: die Bewahrung vor den gefräßigen Löwen.
Ich möchte das jetzt so stehen lassen, wie es hier in der Bibel steht. Deshalb habe ich es euch auch so vorgelesen, ohne den Versuch zu machen, es jetzt irgendwie erklären zu wollen.
Gott hat dem Löwen das Maul zugehalten – fertig. Eine andere Erklärung gibt es nicht, und es wäre wirklich Irrsinn, irgendeine andere Erklärung zu suchen.
Auch das haben die Christen immer wieder erfahren: Gott kann auch dem vielschichtigsten Feind das Maul zuhalten, die Hände festhalten, die Augen zuhalten.
Das hat zum Beispiel die Korinthin Bohm erlebt, von der da draußen ein Buch liegt. Als sie ins KZ Ravensbrück eingeliefert wurde, gab es eine Leibesvisitation – erst mit eigenen Kleidern und dann noch im Kittelkorsett. Beide Male wurde die Bibel, die diese Frau an ihrem Körper versteckt hatte, nicht gefunden.
Da hatte Gott den SS-Leuten, diesen Tieren in Menschengestalt, eben die Augen zugehalten.
Ich kann von mir selbst bezeugen, dass Gott der Stasi die Hände gebunden hat, obwohl sie mich psychisch, physisch und beruflich fertig machen wollten.
Ich sollte aus Karl-Marx-Stadt entfernt werden, ich sollte aus dem Pfarramt entfernt werden, ich sollte sogar aus der DDR entfernt werden. Später sollte unsere Ehe torpediert werden, und ich sollte als krank erklärt werden, damit ich gar nicht mehr draußen mit dem Auto herumfahren kann und meinen Dienst nicht tun kann.
Das haben sie sich alles so ausgedacht, und sie hatten doch die Macht, mich zu vernichten. Wer war ich denn? Ein kleiner Pfarrer aus Grombergstedt.
Aber Gott hat der Stasi die Schnauze zugehalten, das muss ich zur Ehre Gottes bekennen, und er hat mich gerettet.
Ich bin der bösen Falle der DDR entronnen, ohne dass mir ein Haar gekrümmt worden ist und ohne dass ich irgendwann mal verhaftet wurde oder Ähnliches.
Die Parallele zu Jesus und die Hoffnung auf Rettung
Als Daniel, der Knecht Gottes, in die Löwengrube geworfen wurde, war für ihn der Ofen erstmals aus – und zwar endgültig. Doch wo wir Menschen am Ende sind und keinen Ausweg mehr sehen, da ist Gott noch lange nicht am Ende.
Fünfhundert Jahre später, wie in dieser Geschichte, wurde Jesus, der Sohn Gottes, in sein Grab gelegt. Auch für ihn schien zunächst der Ofen aus zu sein. Es erschien kein rettender Engel. Stattdessen kamen einige Soldaten – raue Männer, die ihm in den Leib stachen. Der Tote wurde in eine Felsenhöhle gelegt, ein Stein wurde davor gerollt und ein Siegel angebracht, genau wie bei Daniel, fünfhundert Jahre zuvor. Dann herrschte Ruhe.
Es schien das Ende der Jesusbewegung zu sein. Die Gegner triumphierten, die Jünger resignierten. Doch als sie am Ostermorgen zum Grab gingen, war es leer. Dort stand ein Engel. Es ist typisch, dass in solchen Geschichten Engel eine bedeutende Rolle spielen. Dieser Engel sagte etwas viel Unfasslicheres als das, was heute über Daniel gehört wurde: „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“
Der Gott, der Daniel aus der Löwengrube befreit hat, hat auch Jesus aus seinem Felsengrab befreit. Und er wird auch dich aus deinem Grab befreien. Wenn du vielleicht jetzt durch eigene oder fremde Schuld oder durch eigene oder fremde Dummheit in einer Situation steckst, aus der du keinen Ausweg mehr weißt, möchte ich dir sagen: Gott weiß immer einen Ausweg. Für Gott gibt es keine ausweglosen Situationen.
Der Gott, der mit dem Tod fertig wurde, wird auch mit deinen Problemen fertig. Gott kann nicht nur ein paar Löwen zum Schweigen bringen, er kann auch ganz anderen Kreaturen den Mund zuhalten. Wenn Gott befiehlt: „Löwen, Schnauze!“, so wie unser Abend hier heißt, dann haben sie nichts mehr zu melden.
Gott kann seine Mitarbeiter, seine Kinder, die zu ihm gehören, schützen. Daniel, so steht es hier, hatte seinem Gott vertraut. So steht es auch in der Bibel: „Den Treuen ist Gott treu.“ Gott schützt und rettet – ganz egal, wie die Sache verläuft – auf vielfältige Weise.
Beispiel aus der Geschichte und Einladung zur Entscheidung
Und davon will ich euch jetzt noch ein Beispiel erzählen. Vor über hundert Jahren lag ein Schiff auf dem See. Es war der größte Luxusdampfer der damaligen Zeit. Bevor dieses Schiff ins Wasser gelassen wurde, konnte man mit riesigen Buchstaben lesen: "No God, No Pope". Das heißt, wir brauchen keinen Gott und wir brauchen keinen Priester.
Der Kapitän dieses Schiffes schrieb in dem Prospekt, der verteilt wurde: "Selbst Christus kann dieses stolze Schiff nicht zum Sinken bringen." Dann fuhr das Schiff auf seine erste Fahrt los. Ihr kennt alle die Geschichte. Ihr habt den Film gesehen oder das Buch gelesen. Es war die Titanic. Sie stieß an einen Eisberg und ging unter. Über 1400 Menschen starben, weil nicht genug Schwimmwesten an Bord waren.
Einer, der auf dem Wasser trieb, war ein Prediger. Er wollte irgendwo hinfahren, um zu predigen. Jedenfalls trieb er im Wasser herum. Da sah er entfernt von sich einen jungen Mann rudern. Er rief zu ihm: „Junger Mann, haben Sie Frieden mit Gott?“ Der junge Mann antwortete: „Nein.“ Dann wurden sie wieder getrennt.
Nach einer Weile, als sie sich wieder verständigen konnten, nahm der Prediger, John Harper hieß er, alle Kräfte zusammen und schrie immer wieder: „Junger Mann, sind Sie gerettet?“ Dann wurde er von einer Welle überspült und nie wieder gesehen.
Der junge Mann wurde aus dem Wasser gerettet. Vierzehn Tage später stand er in Chicago vor einer Gruppe von Menschen und erzählte diese Geschichte, so wie ich sie euch erzählt habe. Er schloss mit den Worten: „Ich bin der letzte Mensch, der John Harper noch gehört hat. Er war der Letzte, der mich zur Rettung gerufen hat.“
Ich hoffe, ich bin nicht der letzte Mensch und Prediger, der zu dir spricht. Ich wünsche dir, dass du noch viele Gelegenheiten hast, das Wort Gottes zu hören. Egal, wie lange du lebst, ich wünsche dir, dass sich in deinem Herzen diese eine Frage einprägt: Mensch, bist du gerettet? Und zwar so, dass du darauf ehrlich Ja sagen kannst.
Wenn du heute dazu Ja sagen willst, will ich dir sagen, wie das vor sich gehen kann. Wie kann man zu Gott Ja sagen? Wie kann man ihn einladen? Wie kann man gerettet werden? Ich muss das jeden Abend erklären, weil immer wieder neue Leute da sind.
Dieses Kreuz hier ist ein Symbol für Jesus. Für uns Christen bedeutet es: Jesus ist jetzt hier. So wie wir in der Zeichensprache dieses Signal aussenden, dass Jesus hier ist, kannst du auch dein Signal aussenden. Zum Beispiel, indem du gleich, wenn Wolfgang ein Lied spielt, aufstehst, nach vorne kommst und dich hier vorne hinstellst.
Ich bleibe hier vorne stehen, um dir zu helfen. Die Kameras sind alle ausgeschaltet, damit wir Jesus anreden können. Er ist ja nicht mehr im Grab, sondern auferstanden und gegenwärtig. Ich helfe dir dabei, Jesus anzureden.
Du wirst übrigens nicht alleine hier vorne stehen. Werner kommt auch dazu. Indem du das Übergabegebet, das ich dir vorspreche, Satz für Satz nachsprichst, ist der entscheidende Schritt getan. Danach müssen noch andere Schritte folgen, es muss ein Weg daraus werden. Aber das Entscheidende ist, dass du einmal sagst: Herr Jesus, ich will dich.
Du kannst das natürlich auch jetzt auf deinem Sitz machen, ohne dass deine Nachbarn es merken. Du kannst es auf dem Heimweg tun. Aber du kannst es eben auch in aller Öffentlichkeit tun – als Zeugnis und als Vergewisserung für dich, dass du damals dein Leben Jesus übergeben hast. Wenn du das tun willst, kannst du jetzt während des Liedes hier nach vorne kommen.
