
Ich freue mich, wieder eine sehr volle Gemeinde vor mir zu sehen. Ich kann mir vorstellen, dass es letzten Sonntag ein bisschen anders aussah. Denn letzten Sonntag waren wir mit über 200 Geschwistern aus dieser Gemeinde auf Gemeindefreizeit.
Es war eine fantastische Zeit der Gemeinschaft. Ich glaube, alle, die dabei waren, werden mir zustimmen. Es war eine Freizeit, wie wir sie in gewisser Weise noch nie hatten. Denn wir hatten Ende September, nach etwa zweieinhalb Wochen Anmeldefrist, schon mehr Anmeldungen als Plätze.
Das zeigt vielleicht ein bisschen, dass nach der Corona-Pandemie ein ganz besonders großes Verlangen nach Gemeinschaft besteht. Es wird ja häufiger gesagt, dass das Verlangen nach Gemeinschaft jetzt wieder ganz groß und ganz neu ist. Aber in gewisser Weise ist das Verlangen nach Gemeinschaft uralt. Ich denke, es ist in uns hineingelegt.
So hat Gott diese Welt geschaffen, so hat er uns geschaffen. Er hat uns angelegt auf Gemeinschaft mit ihm und miteinander. Das sehen wir schon in der Schöpfung: Gott schafft den Menschen als sein Ebenbild, der mit ihm in enger Gemeinschaft lebt.
Wir lesen in diesem Schöpfungsbericht gleich am Anfang der Bibel immer wieder, dass alles, was Gott macht, gut ist. Nun hören wir an einer Stelle, dass etwas nicht gut ist. So heißt es im ersten Buch Mose, Kapitel 2: „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei.“
Bisher hatte Gott nur einen Menschen gemacht, einen Mann. Deshalb stellte er ihm eine Frau zur Seite. Und dann ist alles sehr gut. So endet der Schöpfungsbericht mit Mann und Frau in der Gegenwart Gottes. Gott sieht an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
So ist das von Gott gedacht: Menschen in Gemeinschaft mit ihm und miteinander.
Aber dann kam der Sündenfall, und Beziehungen gingen kaputt. Die Menschen waren durch ihre Sünden von Gott getrennt. Sie konnten nicht mehr in seiner Gegenwart sein. Deshalb mussten sie den Garten Eden verlassen. Sichtbar getrennt von Gott standen nun Engel zwischen Gott und den Menschen, die den Zugang zu Gott beschützten.
Menschen konnten nicht mehr zu Gott kommen, als Sünder nicht mehr in die Gegenwart des heiligen Gottes. Auch unter den Menschen zerbrachen die Beziehungen. Vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber der erste Ehekrach der Menschheit ist in der Bibel dokumentiert. Adam und Eva streiten darüber, wie das alles eigentlich geschehen konnte, und geben sich gegenseitig die Schuld.
Das geht weiter: Im ersten Buch Mose lesen wir vom ersten Mord unter den Menschen. Letztendlich gehen die Menschen auseinander. Auch das ist ein Gericht Gottes. Im ersten Buch Mose, Kapitel 11, nach dem versuchten Turmbau zu Babel, zerstreuen sich die Menschen in verschiedene Völker.
Seit dieser Zeit sehnen wir Menschen uns nach heilen Beziehungen. Ich bin mir sicher, tief in deinem Herzen gibt es diese Sehnsucht auch bei dir. Wir suchen nach heilen Beziehungen, nach Annahme, nach Frieden, nach echter Liebe – an allen möglichen Orten.
Manche gehen dazu in Vereine. Andere suchen spirituelle Gruppen auf. Wieder andere suchen amouröse Abenteuer, in der Hoffnung, dort Annahme und Liebe zu finden. Vielleicht bist du heute hier in der Hoffnung, dass du hier etwas davon finden kannst: Annahme, Liebe, Geborgenheit.
Und tatsächlich bist du hier am richtigen Ort. Allein in der christlichen Gemeinde ist das zu finden. Zuallererst Annahme bei Gott, Gemeinschaft mit Gott. Daraus fließt dann auch wirkliche, tiefe Gemeinschaft miteinander.
Genau das lehrt uns unser heutiger Predigttext und ruft uns gewissermaßen dazu auf.
Ich möchte uns in Fortsetzung unserer Predigtserie durch das Buch des Paulus, den Brief an die Gemeinde in Ephesus, Kapitel 2, die Verse 11 bis 22 lesen.
Darum denkt daran, dass ihr, die ihr von Geburt einst Heiden wart und Unbeschnittene genannt wurdet von denen, die äußerlich beschnitten sind, dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung. Daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.
Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe geworden durch das Blut Christi. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft. Durch das Opfer seines Leibes hat er das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen abgetan, damit er in sich selbst aus den beiden einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache.
Er versöhnt die beiden mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft durch sich selbst tötete. Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt den Fernen und Frieden denen, die nahe waren. Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater.
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, Jesus Christus aber ist der Eckstein. Auf ihm wächst der ganze Bau ineinandergefügt zu einem heiligen Tempel in dem Herrn.
Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.
Ich möchte mit uns beten:
Himmlischer Vater, unser Gebet ist es, dass du das, was wir hier lesen, immer mehr in unsere Herzen strahlen lässt. Dass wir ergriffen werden von der guten Nachricht, die wir lesen. Dass wir mehr und mehr hinfinden zu einer innigen Beziehung zu dir, geprägt von Liebe und Frieden. Und dass wir so gerüstet werden, auch immer mehr miteinander vereint zu sein in Jesus Christus, unserem Herrn.
Herr, wirke das durch deinen Geist und hilf uns, auf dein heiliges Wort zu hören. Amen.
Wenn ihr ein Gottesdienstblatt habt, dann seht ihr die Struktur, die ich dieser Predigt gegeben habe. Ich glaube, sie ist relativ offensichtlich in drei Teile gegliedert.
Die Verse 11 und 12 erinnern uns wirklich daran, wie verloren wir alle einst waren. Wenn ihr das nur mit einem Wort überschreiben wollt, dann könnt ihr das Wort „ausgeschlossen“ darüber schreiben.
Die Verse 13 bis 18 zeigen uns, dass wir Christen in Christus vereint sind – mit Gott und miteinander. Man könnte sagen, „versöhnt“ ist hier das große Wort.
Und dann malen uns die Verse 19 bis 22 vor Augen, was wir in Christus nicht nur sehen, sondern immer mehr auch werden sollen. Es geht hier um eine Weiterentwicklung.
Das sind also die drei Teile: 11–12, 13–18 und 19–22.
Lasst uns zuerst die ersten beiden Verse anschauen. In den Versen 11 und 12 erinnert Paulus seine Leser daran, was sie einst waren, bevor sie durch Gottes Gnade errettet wurden. Dabei spricht Paulus hier ganz bewusst Christen aus einem heidnischen Hintergrund an.
In Vers 11 heißt es: „Denkt daran, dass ihr von Geburt an Heiden wart und Unbeschnittene genannt wurdet von denen, die äußerlich beschnitten sind.“ Diese Unterscheidung zwischen Juden und Heiden ist für uns heute relativ weit weg. Wahrscheinlich stammen wir fast alle aus einem heidnischen Hintergrund, und das sind nicht die Kategorien, in denen wir heute denken.
Aber uns ist klar: Das waren damals die wesentlichen Kategorien. Denn die Gemeinde bestand aus Christen, die aus jüdischem und heidnischem Hintergrund kamen. Paulus spricht hier also die Menschen aus heidnischem Hintergrund an – Menschen wie uns.
Im Prinzip ist das, was wir lesen, komplett relevant, weil es uns alle betrifft. Paulus beginnt hier mit einer Aufforderung: „Darum denkt daran!“ Und fährt dann in Vers 12 fort: „Dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart.“
Wenn Paulus „darum“ sagt, bezieht er sich auf das, was zuvor kam. Er hat in den Versen 1 bis 10 – und das haben wir in der letzten Predigt dieser Predigtserie vor zwei Wochen betrachtet – gezeigt, wie wir einst geistlich tot waren und keinen Retter hatten. Dann kam Christus, und wir sind durch Jesus Christus gerettet worden. Wir sind lebendig gemacht worden.
Vielleicht kann man das so zusammenfassen: „Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht. Aus Gnade seid ihr selig geworden.“
Und dann heißt es normalerweise: „Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben.“ Und jetzt kommt die Aufforderung: „Darum denkt daran!“ Diese Aufforderung gilt denen, die das erlebt haben.
Man kann nur an etwas denken, auf etwas zurückschauen, was im eigenen Leben geschehen ist. Deswegen möchte ich zu Beginn dieser Predigt fragen: Ist das in deinem Leben geschehen? Hast du das erlebt? Kannst du sagen: Ja, ich durfte erleben, wie ich allein aufgrund der Gnade Gottes von einem Zustand des bloß Existierenden, aber geistlich Totseins hin zu einem wahren Leben in Jesus Christus gekommen bin – einem Leben im Glauben an Jesus Christus?
Wenn du das für dich noch nicht sicher sagen kannst oder wenn das für dich noch Fragen aufwirft, möchte ich dich herzlich einladen: Am Dienstag fangen wir einen Kurs an, in dem wir genau über diese Frage nachdenken wollen. Wie können wir in Christus sein? Wie können wir das erleben? Der Kurs heißt „Christian entdecken“ und beginnt Dienstag um 19:00 Uhr hier in der Gemeinde.
Herzliche Einladung, sei dabei! Du kannst dich gerne nachher an der Tür bei mir anmelden, eine E-Mail schreiben oder einfach kommen.
Ich möchte dich aber einladen, nicht bis Dienstag zu warten, sondern jetzt noch weiter gut zuzuhören. Denn ich möchte weiter entfalten, was Gott für uns getan hat.
Und dann unter uns, die sagen: Ja, das habe ich erlebt. Wir haben jetzt einen Auftrag. Wir sind diejenigen, die hier direkt angesprochen werden. Dieser Text richtet sich an Christen. Darum denkt daran, aufgrund dessen, was Christus für euch getan hat. Denkt daran, was ihr einst wart zu jener Zeit, wie es hier heißt. Da waren wir hoffnungslos verloren. Das wird im Fortgang von Epheser 2 verdeutlicht.
Darum denkt daran, dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung. Ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.
Ich möchte hier konkret drei Aspekte hervorheben, die betont werden. Das erste ist, dass Paulus sagt: Wir waren ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung. Gott hatte sich einst ein Volk erwählt, ein besonderes Volk. Israel war eigentlich kein besonderes Volk, sondern ein ganz kleines, unbedeutendes Volk. Aber Gott hat seine besondere Retterliebe, seine Vaterliebe auf dieses obskure, kleine Völkchen gesetzt.
Er hatte es erschaffen, in gewisser Weise, indem er einen Mann erwählt hatte. Aus dir sollen viele Nachkommen kommen, und das wird mein Volk sein. Dann hat er mit diesem Volk verschiedene Bünde geschlossen und diesem Volk große Verheißungen gegeben. Paulus sagt, die, die nicht zu diesem Volk gehörten, also alle anderen, waren ausgeschlossen von diesen Verheißungen. Das heißt, Gott gibt große Versprechen, aber nur einigen wenigen. Alle anderen sind ausgeschlossen.
Das klingt für uns jetzt vielleicht erstmal weit weg, auch dieser Gedanke: „Ok, da war ein Bürgerrecht, ausgeschlossen vom Bürgerrecht.“ Aber ich glaube, wir können uns das doch ein bisschen vorstellen. Bürgerrecht heißt, wir haben bestimmte Rechte, bestimmte Ansprüche, bestimmte Privilegien. Und die, die kein Bürgerrecht haben, haben etwas weniger Rechte.
Vielleicht hilft es uns gerade den Jüngeren unter uns, das noch mehr in die Kategorie von Familie, von einer Familiengemeinschaft zu packen. Vielleicht stellst du dir mal die Situation vor: Du bist Teenager, du bist Kind. Die Älteren unter uns können sich nochmal hineindenken für einen Moment.
Jetzt stell dir vor, nach dem Gottesdienst stehst du mit deinen Freunden im Foyer. Dann kommen die Eltern dazu. Das stört ja meist erst mal im ersten Moment. Dann kommen die Eltern von deinem Freund oder deiner Freundin dazu. Und die sind so richtig coole Eltern. Sie sagen zu ihrem Kind: Heute gibt es etwas richtig Gutes zu essen, und heute Nachmittag machen wir richtig tolle Sachen. Das klingt fantastisch.
Und ja, wir müssen jetzt los, und dann gehen sie los. Du bleibst zurück. Du bist ausgeschlossen. Du gehörst nicht zu dieser Familie. Die Verheißungen, die gerade gemacht wurden, gelten nicht dir. So ging es den Heiden. Sie waren im Hinblick auf die Privilegien, die der Familie Gottes galten, ausgeschlossen. Sie waren ohne Christus.
Und so waren wir alle: Erstens, ohne Christus keine Verheißungen von Gott, keine guten Verheißungen zumindest. Das erste, was wir sehen müssen: Ohne Christus kein Bürgerrecht, keine Bühne, keine Verheißung.
Das zweite: Ohne Christus keine Hoffnung. Das nächste, was wir hier lesen, ist: Sie waren ohne Hoffnung. Das heißt, was wir hier erkennen müssen, ist, dass ohne Christus unser Leben ultimativ hoffnungslos ist.
Klar, wir können auch alles Mögliche hoffen. Die Kinder und Jugendlichen hoffen vielleicht auf gute Noten, vielleicht auf die Ferien oder andere gute Dinge. Wir Älteren hoffen vielleicht auf einen guten Job, darauf, einen Ehepartner zu finden, vielleicht auf Kinder. Irgendwann hofft man auf Enkelkinder. Dann hofft man, dass man wieder ein bisschen gesünder wird oder noch ein bisschen gesund bleiben darf, vielleicht noch einen letzten schönen Urlaub.
Aber diese Hoffnungen sind alle vergänglich. Sie werden letztendlich keine Bedeutung mehr haben. Irgendwann bleibt nichts mehr, auf das wir noch hoffen können, wenn wir nicht Christus haben. Denn wenn der Tod kommt, dann kommt das Ende aller Hoffnungen.
So ist das, wenn Jesus nicht dein Herr und Retter ist. Und ich glaube, du weißt, dass wenn du heute hier bist und Jesus nicht dein Retter, nicht dein Herr ist, dann sind deine Hoffnungen begrenzt. Es gibt einen klaren Horizont, an dem diese Hoffnungen zu einem Ende kommen.
Du bist heute hier an dem Ort, wo dir verkündet wird: Es gibt Hoffnung. Hoffnung darüber hinaus, Hoffnung über den Tod hinaus. Denn wenn wir durch den Glauben in Jesus Christus sind, dann wissen wir, dass wir eine ultimative Hoffnung haben, eine Hoffnung, die alles andere überdauert.
Eines Tages werden wir durch den Tod hindurch zum ewigen Leben kommen. Wir werden in eine Herrlichkeit kommen, die besser ist als alles, worauf wir hier auf Erden hoffen können. Und wir Christen wissen das. Wir tendieren dazu, das immer wieder aus dem Blick zu verlieren, aber wir wissen es.
Gerade weil wir das so leicht vergessen, sagt Paulus: Denkt daran, damals ohne Hoffnung, aber jetzt Hoffnung. Ist das heute ohne Christus keine Hoffnung?
Und das Dritte: Ohne Christus kein Gott. Wenn Paulus hier sagt, dass wir, bevor wir durch den Glauben zu Jesus Christus gehörten, ohne Gott in dieser Welt lebten, heißt das natürlich nicht, dass Gott nicht da war. Wir wissen, Gott ist allgegenwärtig.
Aber wir hatten nicht Gott in unserem Leben im Sinne von einem Gott, zu dem wir gehörten. Wir waren nicht mit ihm wirklich verbunden. Viele Menschen meinen, irgendwie Gott zu haben, irgendwie zu Gott zu gehören – über alle möglichen Religionen, über alle möglichen spirituellen Wege. Aber das sind Irrwege.
Die Bibel macht deutlich: Es gibt nur einen Weg. Jesus Christus sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Ohne Christus heißt ohne Gott. Aber wenn du Christus hast, bist du in einer Beziehung mit Gott. Das ist das, was hier betont wird.
Ohne Christus einst hatten wir nichts. Wir hatten keine Verheißungen, keine Hoffnung, keinen Gott. Denkt daran, wie ausgeschlossen, wie arm, wie hoffnungslos unser Leben einst war.
Paulus malt uns deutlich vor Augen, was wir nun in Jesus Christus haben. Dabei betont er vor allem, dass wir nicht mehr ausgeschlossen, sondern versöhnt sind – versöhnt mit Gott und miteinander. Er spricht genau diese beiden Beziehungen an.
In den Versen 13 bis 15 geht es um die neuen Beziehungen, die untereinander entstehen. In den Versen 16 bis 18 behandelt er den Frieden, den wir mit Gott haben können. Lassen Sie uns diese beiden Aspekte betrachten.
Ich lese zunächst die Verse 13 bis 15: „Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, und er spricht immer noch zu den Heiden, die ihr einst ferne wart, nahe geworden durch das Blut Christi. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft. Durch das Opfer seines Leibes hatte er das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen abgetan, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden wahre.“
Damals war die wesentliche Trennung die zwischen Juden und Heiden. Die Juden waren Gott nahe, die Heiden hingegen fern von Gott. Wenn es möglich wäre, würde ich Ihnen jetzt ein Bild vom Tempel zeigen. Das machen Sie bitte gedanklich mit: Der Tempelbereich war sehr groß. Das Heiligtum war der eigentliche Tempel, und darin befand sich das Allerheiligste. Dieser ganze Bereich war nur für Juden zugänglich.
Vor diesem Bereich gab es eine Mauer, einen Zaun oder eine Wand. Draußen war der Vorhof für die Heiden. Juden und Heiden waren also fein säuberlich getrennt. Kein Heide durfte in den Tempelbereich hinein. Dieser war den Heiden verwehrt, symbolisch durch die Mauer getrennt.
Es gab zahlreiche Gesetze, Gebote und Satzungen, die diese Trennung sehr genau regelten. Die einen waren ausgeschlossen, die anderen gehörten dazu. Was Sie hier hören, ist die Botschaft, dass das, was uns einst trennte, die Mauer, jetzt weg ist.
Vielleicht lässt sich das mit der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland vergleichen: Auf der Ostseite konnte man in den Westen blicken, es gab Verheißungen, aber man konnte nicht hinter die Mauer, die Grenze. Diese Mauer ist jetzt weg. Jetzt gibt es Zugang.
Durch den Glauben an Jesus Christus ist diese Trennung aufgehoben, Frieden ist gemacht worden. Wie konkret das ist, hören wir in den Versen 13 bis 18. Am Ende von Vers 13 heißt es „durch das Blut Christi“, am Ende von Vers 14 „durch das Opfer seines Leibes“, später „durch das Kreuz“ und ganz am Ende „durch ihn, durch Jesus Christus“.
Durch Christus ist etwas geschehen, was den Zaun abgerissen hat. Die Mauer ist gefallen, es gibt Zugang, die Trennung existiert nicht mehr. Noch wesentlicher ist das, was in den Versen 16 bis 18 steht: Durch das Blut Christi, durch das Opfer seines Leibes haben wir nun Frieden miteinander. Wir sind beide, Juden und Heiden, in einem Leib durch das Kreuz versöhnt.
Indem er die Feindschaft durch sich selbst tötete, kam er und verkündete im Evangelium Frieden denen, die fern waren, und Frieden denen, die nahe waren. Durch ihn haben wir alle in einem Geist Zugang zum Vater.
So privilegiert die Juden waren, dass sie in diesen Bereich des Tempels eintreten durften, so durften doch nur die Priester in das Heiligtum. Die meisten Juden hatten keinen Zugang dorthin. Das Heiligtum war ein besonderer Bereich im Tempel, in den nur Priester eintreten durften.
Doch auch die Priester konnten nicht wirklich in das Allerheiligste gelangen, wo Gott wohnte. Dieses war durch eine große Decke und eine Trennwand geschützt, der Zutritt war streng verboten. Nur der Hohepriester durfte einmal im Jahr dorthin, und das nur, nachdem er viele Opfer gebracht hatte.
Selbst für die Juden war die direkte Gegenwart Gottes also unzugänglich. Sie waren von Gott getrennt. Das hatte Gründe. Für viele Menschen heute ist es schwer vorstellbar, dass es eine Feindschaft mit Gott geben kann und dass Versöhnung nötig ist.
Woher kommt das? Wir haben zuvor über den Anfang aller Dinge gesprochen, über die Schöpfung und den Sündenfall. Die Menschen rebellierten gegen Gott. Wenn sündige Menschen einfach in die Gegenwart Gottes treten würden, wäre das tödlich. Gott ist heilig, und Sünde passt nicht zu dieser Heiligkeit.
Viele Menschen stellen sich Gott als den lieben Gott vor, der sich immer freut, wenn wir kommen, und alles sei einfach. Aber das ist nicht so. Es ist gefährlich, in die Gegenwart Gottes zu treten. Es ist ein Himmelfahrtskommando? Nein, leider nicht. Es ist eine Höllenfahrt.
Gott ist heilig, wir sind es nicht. Deshalb musste Blut vergossen werden, damit Menschen überhaupt nur annähernd Zugang zu Gott bekommen konnten. Die Opfer erinnerten daran, dass Sünde den Tod bedeutet. Etwas musste sterben, damit Menschen Zugang zu Gott erhalten.
Es wurden viele Opfer gebracht, auch im äußeren Bereich des Tempels. Nur einmal im Jahr durfte dieses besondere Opfer dargebracht werden. Die Zeremonie war äußerst komplex, doch sie reichte nicht aus.
Der Hohepriester musste nach dem Opfer schnell wieder hinausgehen. Die nächsten 364 Tage gab es keinen Zugang. Gott ist heilig, wir sind es nicht.
Deshalb ist das, was Paulus hier beschreibt, so wunderbar und großartig: Menschen haben jetzt Zugang. Es ist, als ob all das, was Jesus am Kreuz stirbt, dafür ist. Gott ist in Jesus Christus gekommen.
Als Jesus am Kreuz stirbt, zerreißt sich der Vorhang im Tempel. Gott kommt zu uns Menschen, weil wir nicht zu ihm können. Die große Wand, die Mauer, alles, was im Weg stand, ist weg.
Wir können nicht zu Gott, also kommt Gott zu uns. Er wird Mensch in Jesus Christus. Er überbrückt die unüberbrückbare Schwelle – den Übergang von der Heiligkeit Gottes im Himmel zur Sünde auf Erden.
Gott lebt mitten unter uns. Jesus lebt das Leben, das wir hätten leben sollen. Er erduldet die Sünden dieser gefallenen Welt. Er wird verlacht, verspottet und verkannt. Er wird verraten, verkauft, gefoltert und gekreuzigt.
Jesus Christus erleidet die Sünden der Welt. Er tut das aus einem guten Grund: Er ist gekommen, um die Sünden der Welt auf sich zu nehmen. Das ist der Ausruf von Johannes dem Täufer, als er Jesus sieht: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt.“
Jesus nimmt die Sünden der Welt auf sich, damit die Sünden bezahlt sind, der Zorn Gottes besänftigt wird, Frieden herrschen kann und die Feindschaft endet. Versöhnung wird möglich.
Das ist genau das, was geschieht, als Jesus am Kreuz stirbt. Wenn Sie die Evangelienberichte kennen, wissen Sie, was beschrieben wird, als Jesus seinen letzten Schrei ausruft: „Es ist vollbracht!“
In diesem Moment schwenkt die Kamera scheinbar und zeigt, wie im Tempel in Jerusalem, während Jesus außerhalb der Stadt stirbt, der schwere Vorhang von oben bis unten zerreißt. Es ist, als ob Gott selbst dieses Wunder tut.
Gottes Handeln wird durch Jesu Tod symbolisiert: Der Zugang ist da. Paulus sagt: Denkt daran, was Gott für euch getan hat.
Was auch immer ihr euch eingebildet habt: Ihr hattet keinen Zugang zu Gott. Juden und Heiden waren fein säuberlich getrennt. Die einen waren fern, die anderen nahe. Doch keiner konnte wirklich zu Gott kommen.
Durch Jesus Christus sind wir, die wir einst ausgeschlossen waren, ohne Bürgerrecht, ohne Verheißungen, ohne Hoffnung, jetzt alle miteinander zugelassen. Wir können in die Gegenwart des heiligen Gottes treten.
Und wir können kommen in dem Wissen, dass wir Frieden mit Gott haben.
Das ist ein anderes Wort, das in diesem Mittelabschnitt dominiert: Frieden, Frieden, Frieden, Frieden. Vielleicht liest du dir nachher noch einmal die Verse 13 bis 18 durch. Wenn ihr in euren Bibeln etwas unterstreicht, dann unterstreicht das Wort Frieden, Frieden, Frieden, Frieden.
Du hast Frieden mit Gott. Weißt du, was das bedeutet? Frieden mit Gott? Ich weiß, dass viele Christen sich damit sehr schwer tun, das zu verstehen. Gerade diejenigen, die vielleicht ein bisschen so sind, wie auch ich ticke. Ich habe die Tendenz, meine Sünden sehr klar zu erkennen und mich immer wieder zu fragen: Muss Gott jetzt eigentlich sauer sein?
Ich bin so dankbar für gute Theologie. Sie hat mir so viele Probleme in meinem Leben genommen, weil ich verstehen durfte: Ich habe Frieden mit Gott. Auch wenn sich das nicht immer so anfühlt, weil ich nicht so handle, als hätte ich wirklich Frieden mit Gott. Weil ich ihn immer wieder verletze, aber er liebt mich. Er hat mich angenommen. Er sagt: Der Zugang ist frei.
Und wenn du fällst – wie es in diesem Zitat vorhin gebracht wurde – wenn du fällst und schmutzig bist, dann steht er da und sagt: Komm her, komm! Ich wasche dich wieder rein. Jesu Blut genügt. Ich ziehe dir frische Kleider an. Und jetzt geh fort und lebe besser. Aber wenn du wieder gefallen bist, kannst du wiederkommen.
Frieden mit Gott – versöhnt. Gott ist nicht mehr der Gott mit dem erhobenen Zeigefinger, der vom Himmel schaut, ob du alles richtig machst. Er ist der liebende Vater mit offenen Armen. Kennst du Gott so? Kennst du Gott als einen Vater, der dich liebt und dich annimmt?
Verstehst du das? Wenn wir das begreifen, dann fangen wir an zu verstehen, was Paulus hier tut. Er sagt: Leute, wo habt ihr das? Ohne Hoffnung, ohne Gott und ohne irgendeine Verheißung. Und jetzt aber – denk daran: Jetzt aber Zugang zu Gott!
Und dieser Zugang ist natürlich nicht nur für dich persönlich, sondern für alle offen, die Jesus Christus als ihren Retter und Herrn kennen. Deswegen sagt er: Vergesst doch mal dieses ganze alte Zeug. Das sollte euch etwas verdeutlichen. Aber die Mauer ist weg. Alle Juden und Heiden, die einst getrennt waren, sind eingeladen, jetzt ganz bei ihm zu sein.
Das ist die frohe Botschaft des Evangeliums. Und dieses Evangelium kennt keine Klassen. Es ist die Heilsbotschaft für alle Menschen. Alle, die daran glauben, werden gerettet, finden Zugang zu Gott und werden vereint in seinem Leib.
Frieden – das ist die Realität unserer Beziehung zu Gott. Ob wir das heute noch wahrnehmen oder nicht, es ist die Realität deiner Beziehung zu Gott, wenn du durch den Glauben zu Jesus Christus gehörst. Du hast Frieden mit Gott.
Und dieser Friede soll nun auch immer mehr die Realität im Miteinander der Kinder Gottes sein: Frieden mit dem Vater und jetzt auch Frieden unter denen, die durch den Glauben Geschwister geworden sind. Und das bringt uns zum dritten Punkt.
In den letzten vier Versen macht Paulus den Christen in Ephesus deutlich, dass es bei ihnen nun eine große innere Einheit geben sollte – völlig unabhängig davon, wo jemand herkommt, ob Jude oder Heide. Es spielt keine Rolle, woher du kommst.
Er verwendet drei wunderbare Bilder, die wir nacheinander noch kurz betrachten wollen.
In Vers 19 heißt es: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen.“ Die Heiden waren damals ausgeschlossen, ohne Bürgerrecht, ohne Hoffnung und ohne irgendwelche Privilegien. Bestenfalls waren sie Gäste, im äußeren Bereich des Tempels aber Fremdlinge. Jetzt aber sagt Paulus, dass sie Mitbürger sind. Das bedeutet, sie haben nun alle Privilegien und Verheißungen, die gelten jetzt auch für sie.
Man kann sich das so vorstellen, als käme ein Mensch zu einem Volk, dem er nicht angehört. Wir haben ja einige Flüchtlinge unter uns, die nach Deutschland geflohen sind. Es ist nicht nur so, als ob jemand eine Duldung oder vielleicht einen Aufenthaltstitel bekommt. Es ist vielmehr so, als ob ihm die Staatsbürgerschaft verliehen wird. Du bist jetzt genauso wie alle anderen, komplett mit allen Rechten und Privilegien ausgestattet. Genau so ist es.
Liebe Geschwister, es mag unter uns politisch betrachtet Flüchtlinge und Ausländer geben. Aber ich hoffe, uns ist klar, dass das im Hinblick auf das, was wirklich zählt, keine Rolle spielt. In jeder Gemeinde sind wir alle eins. Da gibt es keine Unterschiede, egal woher du kommst – ob aus Oberbayern, dem Orient, Preußen oder Persien. Es spielt keine Rolle. Wenn du zu Jesus Christus gehörst, hast du das entscheidende Bürgerrecht erhalten, verliehen durch Jesus Christus. Du bist Gottes Kind, du bist Teil seiner Gemeinde.
Hier darf es keine Grenzen geben, wie sie die Welt um uns herum kennt. Ich denke, das ist eine besondere Herausforderung für uns deutsche Geschwister in dieser Gemeinde: Dass wir denen, die zu uns kommen und denen die Welt ständig sagt, sie gehören nicht dazu, bestenfalls sind sie Gäste, die wir vielleicht noch dulden, dass diese Geschwister hier erleben: „Du gehörst dazu!“ Es gibt keine Grenzen. Wir sind farbenblind, wir haben alle den gleichen Pass – den Pass „Christ“. Damit kommst du nicht durch die Grenzen dieser Welt, aber durch die alles entscheidende Grenze kommst du nur mit diesem Pass – in die Ewigkeit.
Lasst uns so leben und darauf bedacht sein, dass wir mehr und mehr in dieser Einheit leben. Wir gehören zusammen, weil Gott uns aus allen Völkern herausgerufen und zusammengestellt hat, um aus uns ein neues Volk zu machen – sein Volk, seine Familie. Lasst uns bewusst darauf achten, dass jeder hier erleben, spüren und wahrnehmen kann, dass er Teil der Familie Gottes ist. Es gibt keine Grenzen mehr untereinander.
Als nächstes heißt es: „Wir sind Gottes Hausgenossen.“ Das ist ein großartiger Zuspruch. Einst war Gott unerreichbar fern. Symbolisch residierte er im Allerheiligsten, aber eigentlich war er nicht mehr da. Er war schon längst ausgezogen – zu der Zeit, als das geschrieben wurde, sichtbar, weil die Heiligkeit Gottes aus dem Tempel gegangen war. Er wollte nicht mehr dort sein. Natürlich wohnt Gott nicht in von Menschen gemachten Häusern, aber Gott sagt: „Jetzt bin ich bei euch.“ Alle, die auf mich vertrauen, durch die ziehe ich ein. Durch meinen Geist wohne ich in den Gläubigen. Und wir sind in ihm, in seinem Leib vereint. In gewisser Weise wohnen wir in seinem Haus mit ihm.
Eines Tages wird das ganz sichtbar sein. In Offenbarung 21 lesen wir davon, wie die Gläubigen alle zu Gott kommen und Gott zu ihnen. Dann heißt es, er wird bei uns wohnen, wir werden sein Volk sein, und er selbst – Gott mit uns – wird unser Gott sein. Eines Tages sind wir Gottes Hausgenossen. Wir wohnen zusammen. Und schon jetzt, hier in der Gemeinde, verheißt uns der Herr: „Ich bin mitten unter euch, wo ihr euch in meinem Namen versammelt.“ Wir sind seine Hausgenossen. In gewisser Weise ist das Gottes Haus. Und wir sind eingeladen, dabei zu sein. Was für ein Privileg, geliebte Kinder unseres Gottes!
Schließlich lesen wir in den Versen 20 bis 22, wie etwas in Gang gesetzt wird – ein großes Bauprojekt. Ich lese nochmal ab Vers 19: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Er baut auf den Grund der Apostel und Propheten, der Jesus Christus ist, der Eckstein, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.“
Hier wird aktive Sprache verwendet. Es passiert noch etwas, es ist nicht schon fertig. Hier wächst etwas, hier wird weiter erbaut – auf einem feststehenden Fundament, dem Eckstein oder Grundstein Jesus Christus. Von ihm geht alles aus. Das Fundament ist gelegt, nämlich die Verkündigung der Apostel und Propheten, die uns ein für alle Mal in der Bibel überliefert ist.
Deshalb ist die Verkündigung von Gottes Wort so zentral für die Gemeinde. Manchmal wird diskutiert: „In eurer Gemeinde ist die Predigt wichtig, bei uns ist die Musik wichtig oder andere Dinge.“ Doch das Fundament – das ist das Wort Gottes, die Verkündigung, das, was von Jesus kommt. Deswegen ist alles in der Gemeinde darauf ausgerichtet. Übrigens nicht nur die Predigt, sondern auch die Musik, die Lieder sollten Verkündigung sein. Das ist Teil unseres Miteinanders – wir belehren uns gegenseitig mit Wahrheiten durch das Singen. Das ist das Fundament.
So wächst der Bau auf diesem Fundament. Und wir – was sind wir? Wir sind lebendige Steine, die sich einfügen lassen. Wir wachsen ineinandergefügt zu einem heiligen Tempel. Wir werden aufgerufen, uns mit erbauen zu lassen zu einer Wohnung Gottes.
Siehst du, lieber Christ, das ist deine Berufung! Du kannst deinen christlichen Glauben nicht alleine leben. Aus dir wird nie ein solcher herrlicher Tempel. Das funktioniert nur dadurch, dass das Wort Gottes verkündigt wird, Gottes Raum bekommt und dadurch etwas erwächst. Wir fügen uns zusammen, kommen zusammen, ergänzen einander, stärken einander, helfen einander, ermutigen und ermahnen uns, wenn nötig. Wir tun all das füreinander, weil das der Weg ist, wie der Herr seinen Leib erbaut. Wir sind Glieder seines Leibes und brauchen einander.
Das ist das Bild, das er hier gebraucht. Wenn in deiner Gemeinde die Heiden da sitzen und die Juden da, und euch trennt etwas voneinander, oder andere sagen, sie wollen das gar nicht mehr hinter sich halten, oder andere schauen einfach nur Livestream – in Ephesus gab es das noch nicht –, dann funktioniert das nicht. Wir müssen zusammenkommen. Das ist der Weg, wie Gott seine Gemeinde erbaut.
Also, wenn du heute hier bist und du bist jemand, der mal hier reinschaut, mal dort und mal nirgends ist, dann lass dich ermutigen und einfügen in eine lokale Gemeinde. Das ist der Weg, wie Gott dich mit einbauen will, damit daraus ein herrlicher, heiliger Bau wird, in dem Gott wohnt. Gott ist in besonderer Weise da, wo Menschen in seinem Namen zusammenkommen.
Deshalb lasst uns die Versammlung der Gläubigen nicht verlassen. Und lasst uns auch darauf bedacht sein, dass die Versammlung der Gläubigen nicht nur eine Ansammlung von Menschen ist, die gemeinsam irgendwie nach vorne schauen und etwas hören, sondern dass wir aufeinander schauen, miteinander leben, füreinander da sind. Das ist Gemeinde – durch Christus mit Gott versöhnt und miteinander vereint.
Zum Schluss noch eine Empfehlung: Wir haben in der Coronazeit ein kleines Heftchen drucken lassen. Hinten liegen viele Kopien davon aus. Es heißt „Müssen wir wirklich zusammenkommen?“ Darin geht es genau darum. Wenn du darüber weiter nachdenken willst oder jemanden kennst, der sich aus der Gemeinde entfernt hat und du dir Sorgen machst, dann schenke ihm dieses Heftchen. Du kannst gerne mehrere mitnehmen – wir haben genug davon.
Ich möchte für uns beten.
Himmlischer Vater, danke, dass du uns berufen hast, deine Kinder zu sein – aus vielen Völkern und aus vielen Hintergründen. Danke, dass du uns, die wir einst so fern waren und in unseren Sünden und Übertretungen tot waren, lebendig gemacht hast. Danke, dass du uns große Verheißungen geschenkt hast, all das durch und in Jesus Christus.
Jetzt wollen wir dich bitten, dass du deine Gemeinde weiter erbaust. Zeige uns, wie wir uns in diesen Bau einfügen können. Hilf uns dabei, dich stets im Blick zu behalten als den Vater, das Haupt und den Herrn der Gemeinde.
Gib uns die Kraft, dir entgegenzuwachsen, einander dabei zu helfen und so das Bild Jesu Christi sichtbar werden zu lassen. Amen.