Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 92: Das Irdische und das Himmlische
Die Notwendigkeit der Wiedergeburt für das Reich Gottes
Wer das Reich Gottes sehen und in das Reich Gottes hineingehen will, muss von Neuem geboren werden. Leben von oben, ewiges Leben, ist die Voraussetzung dafür, dass wir zu Bürgern dieses neuen Reiches werden können.
Es braucht die Geburt aus Wasser und Geist, eine natürliche und eine übernatürliche Geburt, einen kompletten Neuanfang durch das Wirken des Heiligen Geistes. Paulus schreibt dazu im Titus 3,4-5:
„Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Rettergottes erschien, rettete er uns nicht aus Werken, die in Gerechtigkeit vollbracht wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit, durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.“
Die Waschung der Wiedergeburt und die Erneuerung durch den Heiligen Geist sind nicht die einfachsten Formulierungen, doch eines wird klar: Es ist der Heilige Geist, der uns erneuert, indem er in uns die Wiedergeburt wirkt.
Die Herausforderung menschlicher Anstrengung und göttlicher Erneuerung
Jürgen, das ist ganz schön kompliziert. Ich würde sogar sagen, vielleicht nicht kompliziert, aber auf den ersten Blick doch verwunderlich.
Verwunderlich deshalb, weil wir Menschen so darauf getrimmt sind, uns anzustrengen, Regeln einzuhalten und uns zu beweisen, um irgendwann zu genügen. So funktionieren Religionen und Ideologien.
Und jetzt kommt Gott. Er wird Mensch und teilt uns mit, dass wir uns anstrengen können, wie wir wollen – es wird nie reichen. Und es muss auch nicht reichen, was wir anzubieten haben. Einfach deshalb, weil Gott selbst in uns neues Leben schaffen will. Ein Leben, das wir nicht bewirken können.
Die Bedeutung der neuen Geburt im Johannesevangelium
Aber kommen wir zurück zum Johannesevangelium. Johannes Kapitel 3, Vers 7: Wundere dich nicht, dass ich dir sagte, ihr müsst von Neuem geboren werden.
Nikodemus ist anscheinend ein wenig verwundert über das, was Jesus ihm da sagt. Doch Jesus macht ihm klar, dass das nicht unnötig oder übertrieben ist.
Die Geschichte Israels zeigt deutlich, dass weder Gebote noch göttliche Erziehung ausreichen, um Menschen so zu verändern, dass sie für Gottes ewiges Reich passend sind.
Es braucht mehr als eine natürliche Geburt durch eine jüdische Mutter, eine religiöse Erziehung, das strikte Erfüllen der Gebote als Pharisäer und, wie bei Nikodemus, kommunalpolitisches Engagement auf höchster Ebene.
Damit ist nichts gewonnen. Wir brauchen ein Eingreifen Gottes, das wir nicht kontrollieren und auch nicht wirklich verstehen können.
Die Unbegreiflichkeit der geistlichen Geburt
Johannes 3,8: Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist jeder, der aus dem Geist geboren ist.
Der Wind ist ein für Menschen merkwürdiges Phänomen. Man kann ihn erleben, aber nicht sehen. Er ist da, man hört sein Brausen. Doch wenn uns jemand fragen würde, wo der Wind hingeht und wo genau er herkommt, könnten wir das nicht sagen.
Nun zum Vergleich: So wie der Wind, so ist auch die Erfahrung dessen, der von Neuem geboren wird. Es passiert etwas mit ihm, doch er kann es nicht sehen, nicht kontrollieren und nicht erklären.
Die Wiedergeburt ist, weil sie von Gott kommt, eine übernatürliche Erfahrung.
Nikodemus’ Unverständnis und Jesu Antwort
Johannes 3,9: Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: „Wie kann das geschehen?“ Spätestens jetzt merkt man, dass er wirklich keine Ahnung hat.
Johannes 3,10: Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht?“
Die Antwort auf die Frage „Wie kann das geschehen?“ muss einfach sein. Nikodemus kennt sie nicht, aber sie muss simpel sein. Sonst würde Jesus ihm diesen Vorwurf nicht machen.
Ich hoffe, dass wir alle die Antwort kennen. Falls nicht, denk einfach noch einmal nach bis morgen. Dann gibt es die Auflösung.
Das Zeugnis der Zeugen und die Ablehnung im Volk
Johannes 3,11: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben.
Doch unser Zeugnis nehmt ihr nicht an. Das ist das eigentliche Problem.
Die Antworten auf die tiefen Fragen des Glaubens sind bekannt. Wir reden. Doch wer ist dieses „wir“? Zunächst einmal sind es Jesus und mit ihm Johannes der Täufer, davor aber auch die Propheten. Es ist die Gruppe der Zeugen, die verstanden haben und in einer Vision gesehen haben. Es sind diejenigen, die Gott schickt, weil er will, dass man geistliche Zusammenhänge versteht.
Das Problem liegt darin, dass unser Zeugnis nicht angenommen wird. Im Volk besteht ein Widerwille gegen das, was die Propheten gesagt haben. Propheten gelten als lästige Leute. Ihre Botschaft ist mehr als nur nervig, denn sie weisen ständig darauf hin, dass Gott Dinge wie Barmherzigkeit, Liebe, Glauben, ein beschnittenes Herz, ungeheuchelte Liebe und völlige Hingabe verlangt.
Kein Wunder also, dass man das nicht hören will.
Die Herausforderung des Glaubens an das Himmlische
Nur leider ergibt sich aus diesem Nein zu den Propheten ein noch größeres Problem.
Denn es ist nicht einfach ein weiterer klassischer Prophet auf die Welt gekommen, sondern Gott selbst wurde Mensch. Und dieser hat uns noch viel mehr zu sagen.
Johannes 3,12: „Wenn ich euch das Irdische gesagt habe und ihr glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage?“
Was ist das Irdische? Das Irdische sind geistliche Dinge, die sich auf der Erde abspielen und die man noch erklären kann, weil es dazu ganz einfache Analogien gibt. So wie beim Wiedergeborenen, der wie der Wind ist.
Wenn die Zuhörer nicht glauben, was sie erleben und was sie noch verstehen können, was werden sie dann tun, wenn Jesus von Dingen redet, für die es auf der Erde keine Analogien mehr gibt, nämlich das Himmlische?
Für mich fällt zum Beispiel die Trinität in diese Kategorie, weil ich merke, dass alle Versuche, eine befriedigende Erklärung dafür zu finden, wie der Vater, das Wort und der Geist zusammenwirken, irgendwie nicht gelingen.
Ich kann das glauben, was der Herr Jesus als Sohn dazu sagt. Aber die Trinität verliert dadurch für mich wenig von ihrer Befremdlichkeit.
Vertrauen trotz begrenztem Verständnis
Und jetzt kommt es – das ist nicht schlimm. Vergessen wir einfach nie, wer wir sind. Wir sind Geschöpfe und nach unserer Wiedergeburt sogar Kinder Gottes.
Wir müssen nicht alles verstehen. Es reicht, wenn wir voll und ganz auf den vertrauen, den der Vater gesandt hat. Der Herr Jesus hat auf einzigartige Weise Zugang zu himmlischem Wissen. Er teilt uns davon mit, was wir brauchen, um gerettet zu werden.
Manchmal wird es uns dann so gehen wie Nikodemus: Wir hören, was Jesus uns sagt, und wir werden uns wundern.
Anregung zum Nachdenken und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest noch einige Beispiele für Themen finden, von denen du denkst, dass sie zum Bereich des Himmlischen gehören.
War das alles für heute? Ein Tipp: Ich schreibe mir gern am Anfang der Woche Dinge auf, mit denen Gott mich in der vergangenen Woche beschenkt hat. So kann ich mir seine Güte immer wieder vergegenwärtigen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
