Der deutsche Philosoph Immanuel Kant liebte es, an Sommerabenden lange Spaziergänge zu machen, um zu denken und zu philosophieren.
Eines Tages sitzt Kant auf einer Bank, und ein neugieriger Polizist beobachtet ihn. Der Mann sitzt dort stundenlang, und irgendwann wird der Polizist immer neugieriger. Es ist ja auch irgendwie verdächtig, wenn jemand einfach stundenlang an einem Ort sitzt.
Er geht auf Kant zu und fragt: „Hören Sie mal, was machen Sie hier eigentlich?“
Der Philosoph antwortet: „Ich denke.“
„So so, Sie denken. Wer sind Sie eigentlich?“
Und Kant sagt: „Ja, genau das ist der Punkt, worüber ich nachdenke. Wer bin ich eigentlich?“
Typisch Philosoph, denken wir jetzt. Aber vielleicht hast du dir diese Frage auch schon mal gestellt: Wer bin ich eigentlich? Was ist meine Identität? Was sind meine Aufgaben als Mensch? Wer bin ich, und was ist mein Platz in dieser Welt?
Einführung in die Frage nach der menschlichen Identität und Aufgaben
Wir haben uns heute Morgen den Schöpfungsbericht angeschaut, und zwar von Kapitel 1, Vers 1 bis Kapitel 2, Vers 3. Dabei ging es um den Schöpfer. Aus diesem Schöpfungsbericht wollen wir uns jetzt einige Verse noch einmal genauer ansehen, weil sie so elementar wichtig sind. Deshalb möchte ich diese Verse ausführlicher behandeln.
In der Predigt heute Vormittag lag der Schwerpunkt auf dem Schöpfer. Heute geht es in dieser Predigt mehr um das Geschöpf, also um das Wesen des Menschen, aber auch um das richtige Verhalten und die Ethik. Das Thema lautet, wie ihr schon sehen könnt: Der Mensch, sein Wesen und seine Aufgaben.
Mit der Erschaffung des Menschen erreichen wir gewissermaßen den Höhepunkt der Schöpfung. Alles, was Gott sonst geschaffen hat, steht in Beziehung zum Menschen. Sonne und Mond wurden geschaffen – warum? Weil der Mensch einen Kalender braucht und weil es Beleuchtung geben muss, unter anderem.
Die Pflanzen wurden geschaffen als Nahrung für den Menschen. Der Mensch wurde als Vegetarier geschaffen. Alle Fleischliebhaber hier im Raum müssen jedoch bis Kapitel 9 warten, denn dort wird der Fleischverzehr eingeführt.
Die Erschaffung des Menschen als Höhepunkt der Schöpfung
Ab Vers 26 sehen wir die Erschaffung des Menschen selbst. Ich möchte die Verse aus der Neuen Evangelischen Übersetzung noch einmal vorlesen, und zwar die Verse 26 bis 28:
Dann sprach Gott: „Lasst uns Menschen machen als Abbild von uns, uns ähnlich. Sie sollen über die Fische im Meer herrschen, über die Vögel am Himmel und über die Landtiere, über die ganze Erde und alles, was auf ihr kriecht.“
Da schuf Gott den Menschen nach seinem Bild, als sein Ebenbild schuf er ihn. Er schuf sie als Mann und Frau.
Gott segnete sie dann und sagte zu ihnen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, füllt die Erde und macht sie euch untertan. Herrscht über die Fische im Meer, über die Vögel am Himmel und über alle Tiere, die auf der Erde leben.“
In den Versen 26 und 27 erfahren wir etwas über das Wesen des Menschen. Wer ist der Mensch von der Schöpfung her?
In Vers 28 erfahren wir etwas über die Aufgaben des Menschen. Diese Zweiteilung bildet auch die Struktur des ersten Vortrags heute.
Kommen wir zum ersten Punkt: das Wesen des Menschen. Hier müssen wir zunächst festhalten, dass der Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen worden ist.
Das Wesen des Menschen als Ebenbild Gottes
Da heißt es in Vers 26: „Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen, als Abbild von uns, uns ähnlich.“ Es ist interessant, dass hier im Text steht, dass Gott sagt: „Lasst uns Menschen machen.“ Viele sehen darin einen ersten Hinweis auf die Dreieinigkeit. Man kann das so sehen, muss es aber nicht unbedingt.
Denn an anderen Stellen, zum Beispiel im 2. Buch Samuel Kapitel 24 Vers 14, gibt es eine ähnliche Formulierung. Dort handelt es sich einfach um einen Plural der Selbstberatung. Ich möchte das kurz erklären: Im Englischen gibt es eine ähnliche Form. Wenn jemand laut nachdenkt, sagt er „let’s see“. Das „let’s“ steht für „let us“ im Plural, obwohl nur eine Person spricht. So ein Plural der Selbstberatung gibt es auch im Hebräischen. Deshalb ist es hier nicht ganz sicher, ob das schon ein Hinweis auf die Dreieinigkeit ist.
Natürlich spricht hier der dreieinige Gott. Gott ist ewig und er ist ewig schon dreieinig gewesen. Wir haben heute Morgen festgehalten, dass die ganze Dreieinigkeit bei der Schöpfung involviert war. Die Frage ist, ob der Vers das hier sagen will. Das ist nicht so ganz klar, darauf möchte ich einfach mal hinweisen.
Der Bericht beginnt hier mit einer feierlichen Ankündigung: Jetzt kommt etwas ganz Besonderes. Gott sagt: „Lasst uns Menschen schaffen, nach unserem Abbild, uns ähnlich.“ Hier müssen zwei Begriffe geklärt werden: Was bedeutet „Abbild“ und was bedeutet „ähnlich“? Inwiefern ist der Mensch Gott ähnlich? Das wirft Fragen auf. Was ist genau damit gemeint?
Das Wort „Abbild“ wird auch an anderen Stellen der Bibel für Götzenbilder verwendet. Dort wird etwas dargestellt, ein Bild von Gott gemacht, und das war per Gesetz verboten. Das gleiche Wort wird hier aber auch verwendet, und es wird eigentlich durch das zweite Wort erklärt. Es geht darum, dass der Mensch ein Abbild Gottes ist in der Weise, dass er Gott ähnlich ist. Er ist auf keinen Fall Gott. Das behaupten heute einige, dass der Mensch etwas Göttliches in sich hat. Nein, der Mensch ist nicht Gott, Gott ist Gott. Aber der Mensch hat etwas mit Gott gemeinsam, das sagt dieser Text. Er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Gott.
Das Wort, das hier mit „ähnlich“ übersetzt ist, bedeutet in gewisser Weise eine Art Modell. Wir als Gemeinde haben vor einiger Zeit – es sind schon ein paar Jahre her – neu gebaut und angebaut. Ich habe gehört, bei euch steht bald etwas Ähnliches an. Wir hatten als Motivation für all die Bauarbeiter und für die ganze Gemeinde ein Modell des zukünftigen Gemeindehauses bei uns im Foyer stehen. Es ist natürlich niemand auf die Idee gekommen zu sagen, das Modell ist das Gemeindehaus. Es ist nur ein Modell. Es hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem, was viel größer ist, was werden soll.
In gewisser Weise ist der Mensch nicht Gott, aber es gibt etwas, das ihn Gott ähnlich macht. Was ist das genau? Wo findet die Entsprechung zwischen Mensch und Gott statt? Inwiefern entspricht der Mensch dem Wesen Gottes ein Stück weit?
Die Bibel legt sich selbst aus, und in Psalm 8 wird über die Ebenbildlichkeit des Menschen noch einmal ausführlicher gesprochen. Dort heißt es in Psalm 8, Verse 4 bis 6: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.“
Diese beiden Begriffe – „gekrönt“ und der Satz „alles unter seine Füße getan“ – sind Ausdrücke, die sonst nur von Königen verwendet werden. Das heißt, der Mensch ist Ebenbild Gottes. Das bedeutet, Gott hat ihm eine ganz besondere Würde verliehen. Der Mensch hat etwas Königliches von Gott bekommen. Das war nicht an sich im Menschen drin, aber Gott hat ihm etwas verliehen.
Deswegen ist das ein ganz entscheidender Unterschied zur Evolutionstheorie. Laut Evolutionstheorie ist der Mensch einfach die Weiterentwicklung eines Affen, mehr nicht. Die Bibel sagt: Der Mensch hat einen unglaublichen Wert, und Gott hat ihm königliche Würde verliehen.
Ich habe euch heute Abend einen 50-Euro-Schein mitgebracht. Was würde passieren, wenn ich ihn verbrennen oder zerreißen würde? Ich würde sagen: Gib den lieber mir, als du ihn zerreißt. Das wäre dumm, weil er 50 Euro wert ist. Die Frage ist: Warum ist dieser Schein 50 Euro wert? Ist das Papier 50 Euro wert? Nein. Ist das Wasserzeichen 50 Euro wert? Nein. Ist der Hologrammstreifen 50 Euro wert? Nein. Dieser Schein ist 50 Euro wert, weil die Europäische Zentralbank gesagt hat, dass er 50 Euro wert ist.
So ist das mit uns Menschen: Gott hat uns den Wert verliehen. Er hat gesagt, der Mensch ist wertvoll, weil er nach seinem Ebenbild geschaffen ist. Das hat sehr persönliche Implikationen für dich und für mich.
Es gibt viele Menschen, die von sich selbst denken: „Ich bin völlig wertlos.“ In Gottes Augen bist du wertvoll. Nicht, weil irgendetwas Besonderes an uns ist, sondern weil Gott uns den Wert verliehen hat. Weil Gott gesagt hat, dass wir wertvoll sind in seinen Augen.
Heutzutage wird der Wert eines Menschen häufig nach Leistung bemessen. Besonders wird das im Profisport deutlich. Wir haben bei uns in der Gemeinde einen jungen Mann, der einen Profivertrag bei den Kölner Haien hat. Er ist jetzt in Kanada, spielt Eishockey und verdient sein Geld. Da bekommt man das mit: Wenn du nichts leistest, bist du nichts mehr, dann bist du weniger wert. Das ist besonders in der Bundesliga sehr deutlich.
Dieses Denken übernehmen wir manchmal sogar als Christen. Wenn wir nicht etwas leisten können, wenn wir vielleicht irgendwann an ein Bett gefesselt sind, dann sind wir nichts wert. Das ist eine Lüge. Denn Gott sagt: Ich habe dir Wert verliehen, einfach weil du Mensch bist.
Das ist ganz, ganz wichtig, dass wir das hier festhalten: Unser Wert ist nicht von unserer Leistung abhängig. Wenn die anderen dich in der Schule nicht mögen, dann fühlst du dich vielleicht minderwertig. Oder der Faktor Schönheit spielt in unserer Gesellschaft eine große Rolle. Wenn ich nicht dem Ideal entspreche, bekomme ich Minderwertigkeitskomplexe.
Halt für dich fest: Du bist in Gottes Augen wertvoll, weil Gott deinen Wert bestimmt, nicht irgendein Mensch. Gott sagt: Du bist wertvoll, du hast Würde.
Das betrifft natürlich auch menschliches Leben, das nicht alle Funktionen erfüllen kann. Meine Schwester hat ein schwerbehindertes Kind. Er kann nicht sehr viel machen, er kann nicht sprechen, er kann seinen eigenen Kopf nicht halten – schwerbehindert. Aber in Gottes Augen ist dieses Kind unglaublich viel wert, ob er leistet oder nicht, einfach weil er Mensch ist.
Diese Aussage hier im 1. Buch Mose ist unglaublich wichtig, auch wie wir auf andere Menschen schauen. Wenn der Mensch von Gott mit Würde ausgestattet ist, hat das Auswirkungen darauf, wie wir andere Menschen sehen.
Da heißt es im Buch der Sprüche Kapitel 14 Vers 31: „Wer den Schwachen unterdrückt, der lästert seinen Schöpfer.“ Wer Behinderte, Kranke oder ältere Menschen als minderwertig betrachtet, bekommt ein Problem mit Gott. Denn Gott hat Würde in diese Menschen hineingelegt.
Das ist aber nur ein Aspekt der Ebenbildlichkeit. Es gibt auch einen weiteren Aspekt, auf den ich eingehen will.
Die Ebenbildlichkeit besteht darin, dass Gott den Menschen als Repräsentanten auf der Erde eingesetzt hat. In gewisser Weise hat Gott gesagt: „Du bist jetzt der Vize-Regent.“ Gott ist nicht auf der Erde. Er hat den Menschen auf die Erde gestellt. Natürlich ist Gott in gewisser Weise überall, versteht mich nicht falsch. Aber der Mensch hat den Auftrag bekommen, Gottes Schöpfung zu verwalten. Er ist Regent, er soll herrschen über die Schöpfung.
Was das bedeutet, dazu kommen wir gleich. Aber es gibt noch einen anderen Aspekt, und der ist viel entscheidender.
Wenn der Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde, bedeutet das, dass der Mensch die Kapazität hat, eine Beziehung zu Gott zu haben.
Was ist das, was den Menschen von einem Tier unterscheidet? Ein Tier ist ja nicht nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden. Ein Tier kann keine Beziehung zu Gott haben. Aber wir Menschen können eine Beziehung zu Gott haben. Und wir Menschen brauchen eine Beziehung zu Gott, weil Gott den Menschen, jeden Menschen, mit einer Antenne ausgestattet hat, die nach Gott fragt.
Das Buch Prediger sagt: „Er hat die Ewigkeit in uns hineingelegt.“ Nur der Mensch kann mit Gott in Beziehung treten. Keine andere Schöpfung, kein anderes Geschöpf kann in eine Beziehung zu Gott treten.
Das heißt aber auch, dass jeder Mensch seine Identität nicht darin findet, indem er auf sich selbst schaut oder auf die Schöpfung schaut. Nein, der Mensch findet seine Identität darin, dass er nach oben schaut, auf Gott.
Deswegen wird dem Menschen immer etwas fehlen, wenn er keine Beziehung zu Gott hat. Das kann man so vergleichen wie mit einem Fisch: Wenn der Fisch nicht im Wasser ist, fehlt ihm etwas sehr Entscheidendes, um zu leben. Wenn der Mensch nicht mit Gott verbunden ist, fehlt etwas so elementar Wichtiges in seinem Leben.
Kein Mensch wird Erfüllung finden außer in Gott, weil wir Menschen für eine Beziehung zu Gott geschaffen sind.
Vielleicht stellst du dir momentan die Frage: Irgendetwas fehlt mir in meinem Leben. Vielleicht liegst du abends im Bett und fragst dich manchmal: War es das schon? Irgendwie fühle ich mich leer und unerfüllt.
Die Bibel sagt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Ein Tier lebt vom Brot allein. Wenn ein Tier zu essen hat, reicht das einem Tier, um zu leben, um es mal ein bisschen pauschal zu sagen. Wenn der Mensch nur zu essen hat, aber nichts, was seine Seele, seine seelischen Bedürfnisse befriedigt, wird er immer ein Vakuum in seinem Herzen verspüren – immer. Weil wir nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind.
Ich habe heute Vormittag schon kurz am Rande unsere Pflegetochter erwähnt. Sie hatte vor einiger Zeit Geburtstag, und wir haben folgende Beobachtung gemacht, die man häufiger bei Kindern macht: Sie hat Geschenke bekommen und packt das erste Geschenk aus, dann das zweite Geschenk. Und dann fragt sie schon: „Gibt es noch mehr?“ Kennt ihr diese Frage? Kommt bald wieder, an Weihnachten gibt es noch mehr?
Weißt du, vielleicht hast du das in deinem Leben schon erlebt: Du packst eine Sache aus und versprichst dir davon Erfüllung. Es funktioniert nicht. Dann versprichst du dir vielleicht Erfüllung durch Erfolg im Berufsleben. Vielleicht ist das etwas, das dein Herz zufriedenstellt. Und es wirkt nicht.
Du suchst an anderen Stellen nach Erfüllung und stellst dir die Frage: Ist da noch mehr? Kommt da noch mehr?
Vielleicht stellst du dir die Frage, weil du keine Beziehung zum Schöpfer hast, weil du keine geklärte Beziehung zu Gott hast.
Der Mensch braucht die Beziehung zu Gott, weil er nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist. Diese Beziehung ist durch den Sündenfall kaputtgegangen, das werden wir morgen Abend sehen.
Morgen Abend beschäftigen wir uns intensiv mit diesem Sündenfall. Der Mensch musste das Paradies verlassen. Auch nachdem er das Paradies verlassen hat, ist der Mensch immer noch Ebenbild Gottes – ein beschädigtes Ebenbild durch die Sünde. Aber er hat immer noch diese Veranlagung, dass er nach Gott fragt. Jeder Mensch fragt nach Gott.
Gott kündigt bereits im 1. Buch Mose Kapitel 3 an, dass er jemanden schicken wird, der diese kaputte Beziehung wiederherstellen wird – das ist Jesus Christus.
Deswegen möchte ich an diesem Abend immer wieder darauf hinweisen: Wenn du auf der Suche bist nach Erfüllung in deinem Leben, kannst du sie nur bei Gott finden. Nur Gott kann das sein, was du wirklich suchst in deinem Leben, und dir wirklich Zufriedenheit geben.
Das heißt, die Frage „Wer bin ich?“, die Frage nach meiner Identität, kann der Mensch nur richtig beantworten, wenn er nach oben schaut, wenn er nach Gott schaut.
Die Geschlechterordnung als Teil des menschlichen Wesens
Der Mensch ist nicht nur das Ebenbild Gottes, sondern auch Mann und Frau. Auch das gehört zum Wesen eines Menschen. In Vers 27 heißt es: Er schuf sie als Mann und Frau. Interessant ist, dass hier nicht die üblichen Begriffe für Mann und Frau im Hebräischen verwendet werden. Das Alte Testament wurde ursprünglich auf Hebräisch verfasst. Die natürlichen Begriffe sind Isch und Ischa, also Mann und Frau. Doch hier steht das nicht. Stattdessen heißt es, er schuf sie männlich und weiblich. Das bedeutet, das Geschlecht wird betont.
Gott hat ganz bewusst sexuelle Unterschiede gewollt. Die Gemeinsamkeit zwischen Mann und Frau besteht darin, dass beide nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind. Mann und Frau sind vor Gott gleichwertig; es gibt keinen Werteunterschied. Dennoch haben sie unterschiedliche Rollen und unterschiedliche Geschlechter, und das ist von Gott gewollt. Diese Unterschiede sind wichtig. Gerade in der heutigen Zeit muss man das mehr betonen als je zuvor.
Diese Unterschiede müssen auch gelebt werden. Als Mann soll man sein Mannsein leben, als Frau soll man ihr Frausein leben. Gott hat es so gewollt und in uns hineingelegt. Das ist Schöpfungsordnung, und sie gilt nach wie vor. Die Gender-Ideologie ist in unserer Zeit sehr stark im Vormarsch, und gerade weil der Text das hergibt, möchte ich kurz darauf eingehen.
Die Gender-Ideologie vertritt im Groben drei Thesen. Die erste These lautet: Es gibt messbare Unterschiede zwischen Männern und Frauen in den meisten Bereichen des täglichen Lebens, des Körpers und der Psyche. Das ist zunächst eine richtige Beobachtung. Doch dann wird es problematisch. Die Gender-Ideologie behauptet, dass diese Unterschiede, vor allem im Verhalten, in erster Linie gesellschaftlich bestimmt und deshalb veränderbar seien.
Das heißt, die Gender-Ideologie sagt, Jungs verhalten sich wie Jungs, weil die Gesellschaft oder ihre Eltern es ihnen beigebracht haben, so zu sein. Das muss aber nicht so sein, sagen die Verfechter der Gender-Ideologie. Man könne Kinder auch anders erziehen. Das ist bereits Programm in vielen Kindergärten in unserem Land. Ich finde das äußerst problematisch, und es entspricht nicht der Realität.
Wir haben zu Hause drei Jungs und ein Mädchen. Einem Jungen muss man nicht sagen: Spiel nicht mit Puppen! Unsere Jungs haben von selbst nicht mit Puppen gespielt. Wir mussten ihnen auch nicht beibringen, mit Autos zu spielen oder eine Spielzeugwaffe in die Hand zu nehmen – darf man das so sagen? Das sind Jungs! Das Mädchen hingegen hat wenig Interesse an Autos und spielt mit Puppen. Das ist angelegt und entspricht der Realität.
Die dritte Aussage der Gender-Ideologie ist noch problematischer. Jetzt kommt die eigentliche Agenda. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sollen so weit wie möglich neutralisiert, also abgeschafft werden. Jeder soll sein sexuelles Wesen ohne Vorgaben neu entwerfen und ausleben dürfen, solange er es möchte.
Wenn man in einem behüteten Umfeld aufwächst, bekommt man von dieser Ideologie nicht viel mit. Aber spätestens an den Universitäten – ich spreche aus Erfahrung mit unseren Studenten aus der Gemeinde – wird das volle Programm vermittelt. Es ist Propaganda in Deutschland. Man will die Geschlechterunterschiede abschaffen und neutralisieren. Man will, dass das Kind selbst entscheidet: Was bin ich denn jetzt? Bin ich wirklich Junge oder Mädchen?
Wie kann man einem Kind eine solche Entscheidung auferlegen? Man fragt: Wie fühlst du dich? Fühlst du dich mehr wie ein Junge oder mehr wie ein Mädchen? Dabei wird nicht mehr auf das objektive Geschlecht geachtet, also auf das, was man wirklich ist. Stattdessen zählt, wie man sich fühlt und wie man leben möchte. Das hat verheerende Konsequenzen für unsere Gesellschaft in der Zukunft.
Diese Haltung ist auch absolut antibiblisch, denn Gott wollte die Unterschiede zwischen Mann und Frau. Übrigens wurde im Ruhrgebiet vor einiger Zeit eine neue Sporthalle gebaut. Weil man sie geschlechterneutral gestalten wollte, baute man nur eine Toilette. Nicht mehr eine für Jungen und eine für Mädchen, sondern eine Toilette für alle, da es ja auch andere Geschlechter geben könne, die man nicht diskriminieren wolle. Das ist, um es klar zu sagen, verrückt.
Eine Fachärztin, eine christliche Ärztin, hat sich dazu geäußert. Ich möchte ihr Zitat hier vorlesen: Der Mensch, geschaffen als Frau und Mann, kann sich selbst, seine Identität und das, was für ihn gut ist, nicht nach Belieben neu erfinden. Die Gender-Ideologie wird sich nicht durchsetzen können, wenn es genügend Frauen und Männer gibt, die ihr Frausein und Mannsein ehrlich bejahen und bereit sind, sich auf das Abenteuer verlässlicher gegenseitiger Ergänzung einzulassen – also nicht Gleichstellung.
Dabei geht es nicht um Austauschbarkeit, sondern um die gleiche Wertschätzung tiefsinniger Unterschiede. Unsere Antwort sollte nicht Resignation sein, dass wir heute Abend hier rausgehen und nur noch denken: Oh weh! Das ist natürlich eine verständliche Reaktion. Aber ich denke, wir sollten aktiv dagegen arbeiten, indem wir als Männer unser Mannsein leben und ihr als Frauen euer Frausein lebt.
Ich sehe hier einige Kinder und auch junge Eltern. Lasst uns besonders in der heutigen Zeit darauf achten, dass wir als Väter unseren Jungs ein Vorbild sind: Was bedeutet Mannsein nach dem Willen Gottes? Und ich denke, die Mütter haben einen besonderen Auftrag für die Mädchen: Was bedeutet es, Frau zu sein nach der Bibel, nach der biblischen Sicht?
Gott wollte die Unterschiede. Er hätte den Menschen auch anders machen können, aber er hat ihn nun einmal männlich und weiblich geschaffen. Und Gott sagt: Genau das ist sehr gut. Bis dahin war alles gut, und als die Geschlechtertrennung kam – Mann und Frau, beide Geschlechter – da sagt Gott, und damit auch die Erschaffung der Sexualität: Es ist sehr gut.
Das Thema ist viel größer. Ich verweise gerne auf das Buch von Michael Kotsch, der hier in der Gemeinde bekannt ist. Er hat ein sehr gutes Buch dazu geschrieben: Abschied von den Geschlechtern. Aber wir halten fest: Was ist der Mensch, was ist sein Wesen? Der Mensch ist Ebenbild Gottes, und der Mensch ist Mann beziehungsweise Frau.
Die Aufgaben des Menschen: Fortpflanzung und Herrschaft
Damit kommen wir nun in Vers 28 zu den Aufgaben des Menschen. Diese Aufgaben hängen eng mit seinem Wesen zusammen. Weil der Mensch das Ebenbild Gottes ist, also dessen Repräsentant, hat er die Aufgabe, zu herrschen. Zudem hat er als Mann und Frau die Aufgabe, sich fortzupflanzen. Auf diese beiden Aspekte wollen wir nun näher eingehen.
Zunächst zur Fortpflanzung, also zur Bevölkerung der Erde. In Vers 28 heißt es: Gott segnete sie und sagte zu ihnen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, füllt die Erde.“ Der Mensch erhält hier seine erste Hausaufgabe. Und nein, er hat dafür nicht neun Monate Zeit – aber Sie wissen, was ich meine.
Im Alten Testament gibt es 613 Einzelgebote. Das erste Gebot, das der Mensch von Gott erhält, lautet: „Seid fruchtbar und mehret euch!“ Nicht „seid furchtbar und wehret euch“, sondern „seid fruchtbar und mehret euch!“
Dieser Auftrag ist nicht automatisch an jeden Menschen persönlich gerichtet. Es gibt Menschen, die diesen Auftrag nicht erfüllen können, weil sie vielleicht zu alt sind oder aus gesundheitlichen Gründen dazu nicht in der Lage sind. Andere Menschen dürfen ihn nicht erfüllen, zum Beispiel Unverheiratete. Die Bibel lehrt ganz klar, dass Fortpflanzung und damit auch die körperliche Liebe zwischen Mann und Frau nur im Kontext einer Ehe geschehen soll.
Deshalb ist hier festzuhalten: Wem gilt der Auftrag? Natürlich in gewisser Weise der Menschheit insgesamt und dem Ehepaar im Speziellen. Der Mensch soll die Erde bevölkern. In den nächsten Tagen sehen wir in den Geschlechtsregistern, dass der Mensch seine Hausaufgabe erfüllt und die Erde bevölkert.
Auch hier liegt ein wunderbarer Auftrag vor: Gott macht den Menschen in gewisser Weise zum Mitschöpfer. Er nimmt ihn in das Schöpfungswerk hinein und gibt ihm Verantwortung.
Interessant ist, dass das Wort „fruchtbar“ immer im Zusammenhang mit Segen verwendet wird. Gott segnete sie und sagte: „Seid fruchtbar.“ Das bedeutet, es liegt auch immer am Segen Gottes. Es hängt nicht nur vom Menschen ab. Immer wenn wir Nachwuchs bekommen, ist es, weil Gott gesegnet hat, weil Gott hier etwas getan hat. Wir dürfen nicht denken, dass es einfach nur am Menschen selbst liegt. Dem ist nicht so. Gott muss segnen.
Das sehen wir immer wieder, auch in Vers 22. Ebenso in 1. Mose 9 nach der Sintflut wiederholt Gott den Auftrag, und immer geht der Segen voraus, bevor der Auftrag kommt, die Erde zu bevölkern.
Es ist ein Segen, wenn man Kinder bekommt. Die Bibel spricht sehr wertschätzend über Nachwuchs. In Psalm 128,8 wird eine Frau mit einem fruchtbaren Weinstock verglichen, und ihr Mann ist gesegnet durch sie. Im Psalm 127 steht, dass Kinder eine Gabe Gottes sind.
Es ist also ein Segen, wenn man Kinder bekommt. Wir müssen festhalten, dass die Bibel durchweg sehr positiv über Familiennachwuchs spricht. Deshalb ist hier in 1. Mose 1,28 ein Auftrag enthalten: die Erde zu bevölkern.
Aktuelle Fragen zur Fortpflanzung und Bevölkerungsentwicklung
In diesem Zusammenhang entstehen nun praktische Fragen: Gilt der Auftrag heute noch? Diese Frage ist berechtigt, denn die Erde ist ja in gewisser Weise bereits bevölkert.
Ich möchte vorweg sagen, dass ich denke, der Auftrag gilt weiterhin. Die Schöpfungsordnung hat einen universalen Charakter. Wenn eine Generation diesem Auftrag nicht nachkommt, stirbt die Menschheit aus.
Häufig wird in den Medien, vielleicht auch in der Politik, der Begriff der Überbevölkerung erwähnt. Ich halte das für einen Mythos. Überbevölkerung gab es schon immer wieder. Meistens wird dieser Begriff genutzt, um ein zukünftiges Schreckensszenario auszumalen.
Schon vor vielen Jahrhunderten haben Menschen behauptet, die Welt werde spätestens 1860 im Chaos versinken aufgrund von Überbevölkerung. 1860 ist lange her, und die Welt ist nicht im Chaos versunken.
Paul Ehrlich sagte einst, auf der Erde sei nur Platz für 1,2 Milliarden Menschen. Heute leben mehr als sieben Milliarden Menschen auf der Erde – und es gibt genug Platz.
Es gibt sehr unterschiedliche Auffassungen darüber, woran man Überbevölkerung misst. Misst man sie am Platz oder an den verfügbaren Ressourcen? Das sind zwei verschiedene Kategorien.
Was den Platz angeht, fand ich es sehr interessant, dass momentan die gesamte Menschheit in Österreich Platz hätte. Wusstet ihr das? Es wäre zwar eng, jeder hätte elf Quadratmeter, aber wenn man bedenkt, dass der Rest der Welt frei wäre, bekommt man doch ein Gefühl dafür, dass es sehr viel Platz auf der Erde gibt – auch bei sieben Milliarden Menschen.
Auch bei der Versorgung glaube ich nicht, dass das Problem heute die Menge der Ressourcen ist, sondern eher die Verteilung.
Wusstet ihr, dass wir in diesem Jahr die weltweit größte Weizenernte aller Zeiten eingefahren haben? So viel Weizen wurde noch nie geerntet! Das bekommt man als Normalverbraucher vielleicht nicht so mit. Mein Schwager ist Landwirt, und da bekomme ich manchmal interessante Daten mit.
Insgesamt denke ich, dass Überbevölkerung ein Mythos ist.
Wir haben den Auftrag, uns weiterhin zu vermehren. Eine Gesellschaft braucht Kinder, auch zur Sicherung im Alter.
Ich denke, unser Land wird irgendwann spüren, dass wir eher Kinderarmut haben. Auch China und Japan werden das zu spüren bekommen.
Wenn man keinen Wert auf Fortpflanzung legt, rächt sich das irgendwann. Deshalb denke ich, der Auftrag an den Menschen, sich fortzupflanzen, gilt nach wie vor.
Überlegungen zur freiwilligen Kinderlosigkeit und der Bedeutung von Kindern
Da stellt sich die Frage: Wie sieht es denn mit freiwilliger Kinderlosigkeit aus?
Natürlich gibt es solche Fälle. Ich sprach erst kürzlich mit drei Ehepaaren aus unserer Gemeinde, die sich so sehr Kinder wünschen, aber es funktioniert einfach nicht. Solche Situationen kann es geben. Von diesen Paaren rede ich jetzt nicht, denn sie brauchen seelsorgerliche Betreuung und Ermutigung, auf Gott zu vertrauen.
Aber ich spreche von einer anderen Situation: Was ist, wenn Christen sagen, sie wollen keine Kinder? Ich denke, das ist ein Problem. Natürlich müsste man in der Seelsorge hinterfragen, was die Motive sind. Will jemand eine berufliche Karriere machen und deshalb keine Kinder? Was ist der zentrale Wert im Herzen?
Grundsätzlich halte ich es für problematisch, wenn ein Ehepaar bewusst keine Kinder haben will. Als Christen sollten wir, weil Gott eine positive Haltung zu Kindern hat, auch immer eine positive Haltung zum Nachwuchs haben.
Die Sexualität hat ja eine dreifache Absicht: Intimität, Freude und Fortpflanzung. Diese drei Aspekte gehören zusammen. Wir dürfen nicht einfach einen davon weglassen und sagen: Für uns zählen nur noch Intimität und Freude, aber nicht mehr Fortpflanzung. Ich denke, der dritte Aspekt gilt nach wie vor.
Ich möchte auch noch einmal darauf hinweisen, dass Kinder eine große Lebensqualität in die Familie bringen. Kinder machen viel Freude. Von Kindern können wir lernen, was Glauben und Vertrauen bedeutet. Da können wir Erwachsene oft sehr viel lernen.
Kinder vermindern auch die Gefahr, dass man als Ehepaar in einen Eheegoismus hineinfällt. Wenn man lernt, sich Tag und Nacht für einen anderen Menschen zu investieren, kann uns das Christus ähnlicher machen. Wenn wir nachts aufstehen müssen, um Windeln zu wechseln, obwohl wir eigentlich schlafen wollen, hilft uns das, selbstlos zu leben.
Deshalb bringen Kinder so viel Segen mit sich. Der Auftrag an den Menschen gilt nach wie vor.
Die Verantwortung des Menschen über die Schöpfung
Der Mensch hat einen weiteren Auftrag: Er soll die Erde nicht nur bevölkern, sondern sie sich auch untertan machen beziehungsweise beherrschen. Darauf wollen wir nun eingehen. Was bedeutet es, die Erde untertan zu machen und zu beherrschen?
Untertan machen heißt, die Erde sich zu eigen machen. Gott übergibt hier gewissermaßen die Schlüssel an die Menschen. Mein Bruder ist gestern umgezogen; er und seine Frau haben ein neues Haus gekauft, und irgendwann gab es die Schlüsselübergabe. Das ist immer ein besonderer Moment – wenn man den Schlüssel für das eigene Haus bekommt und es sich zu eigen macht. In ähnlicher Weise gibt Gott den Menschen die Schlüssel für die Erde und sagt: „Es ist jetzt euer Zuhause, macht es euch zu eigen und bestimmt, was hier geschieht.“
Das ist das eine, was hier gemeint ist. Dasselbe Wort wird auch verwendet, wenn gesagt wird, die Israeliten sollen sich das Land Kanaan untertan machen. Das bedeutet nicht Ausbeutung, sondern, dass sie es sich zu eigen machen, es beleben und verwalten.
Das zweite Verb ist „herrschen“. Dieses Wort kann leicht missverstanden werden. Es bedeutet nicht, dass wir die Natur oder die Schöpfung ausbeuten sollen. Es geht hier nicht um Tyrannei. Das Wort „herrschen“ wird zum Beispiel bei Salomo verwendet, etwa in 1. Könige 5. Salomos Herrschaft war eine friedliche und gute Herrschaft, solange er an Gott festhielt. Im Psalm 72, Vers 8 wird dasselbe Wort für einen König benutzt, der sich liebevoll um seine Untertanen kümmert.
Deshalb denke ich, dass das Herrschen über die Schöpfung eher mit dem Begriff „managen“ verglichen werden kann. Gott sagt: „Ihr seid jetzt die Manager meiner Schöpfung. Ich übergebe euch diese Verantwortung. Ihr steht diesem Bereich vor, ihr seid sozusagen die Abteilungsleiter. Kümmert euch um diesen Bereich.“
Damit sind wir beim Thema Umweltschutz angekommen. Aus dem Buch Genesis gehen viele aktuelle Fragen hervor. Ich möchte kurz darauf eingehen. Greta lässt grüßen – deswegen ist das Thema heute besonders aktuell.
Vorab möchte ich einiges sagen: Ich finde es sehr schade, dass viele Kirchen in unserem Land sich stark für den Umweltschutz einsetzen, aber das Evangelium kaum noch verkündigen. Besonders denke ich an die evangelische Kirche in Deutschland. Plötzlich wird zu Demonstrationen gegen den Klimawandel eingeladen, und es heißt, wir müssen uns für unsere Umwelt einsetzen. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt, dazu sage ich gleich noch etwas. Aber sie predigen nicht mehr das Evangelium. Das müssen wir klar sagen: Wir können diese Welt nicht retten.
Es gibt eine Priorität: Das Evangelium ist unser primärer Auftrag. Das ist der Auftrag für uns Christen und die Gemeinde: Macht Jünger aus allen Völkern, missioniert sie, dass sie sich bekehren und Jesus kennenlernen. Das ist unser Hauptauftrag.
Wenn aber die Schöpfungsordnung hier Thema ist, können wir nicht einfach wegsehen. Ich weiß nicht, wie es euch geht: Wenn ich das Thema Umweltschutz höre, will ich nicht zu politisch werden, aber manchmal sträuben sich bei mir die Nackenhaare. Ich denke an Linke, Grüne und Aktivisten mit komischen Einstellungen, die nichts mit Gott zu tun haben.
Aber lasst uns mal ohne diesen Ballast, den wir vielleicht mitbringen, auf das Thema Umweltschutz schauen. Was will Gottes Wort hier eigentlich sagen? Was ist unser Auftrag heute in Bezug auf die Schöpfung?
Manche Christen sagen vielleicht: „Diese Welt ist sowieso dem Untergang geweiht, mit Umweltschutz müssen wir nichts zu tun haben.“ Ich habe ein Gegenargument: Gott kümmert sich auch nach dem Sündenfall liebevoll um seine Schöpfung. Ja, die Welt ist dem Untergang geweiht, aber Gott sorgt weiterhin fürs Wachstum der Pflanzen (Psalm 65) und für die Ernährung der Tiere – auch in einer gefallenen Schöpfung.
Gott legt großen Wert auf die Pflege seiner Welt. Wenn wir als Repräsentanten eingesetzt sind, diese Welt zu managen und zu verwalten, haben wir einen Auftrag für die Schöpfung. Das heißt, Umweltschutz ist auch ein Auftrag für uns Christen – nicht unbedingt mit den gleichen Methoden wie die Welt sie anwendet, aber grundsätzlich sollen wir lernen, die Schöpfung wertzuschätzen.
In Sprüche 12,10 steht: „Der Gerechte kümmert sich um das Wohlergehen seines Viehs.“ Das ist eine interessante Aussage. Wenn wir mit Gott leben, ist uns auch die Schöpfung wichtig. Das macht das Buch Sprüche deutlich.
Wie würde sich ein Künstler fühlen, wenn sein Kunstwerk mutwillig zerstört wird? Es wäre verletzend. Ist das nicht manchmal auch das, was wir mit der Schöpfung machen? Die Schöpfung ist Gottes Kunstwerk. Die Frage ist: Wie gehen wir als Menschen mit diesem Kunstwerk um? Die Schöpfung weist auf Gott hin, auf seine Herrlichkeit. Deshalb sollten wir verantwortungsvoll mit ihr umgehen.
Vor einiger Zeit hat sich ein evangelikales Umweltnetzwerk in Amerika für die Bewahrung der Schöpfung stark gemacht. Das sind keine Linksradikalen, sondern bibeltreue Christen, die zu diesem Thema etwas gesagt haben. Ich finde es wichtig, was sie als Bekenntnis aussprechen – vielleicht sollten wir das auch in unser Gebet aufnehmen.
Sie sagen: „Weil wir Sünder sind, haben wir in unserem Fürsorgeauftrag für die Schöpfung versagt. Wir bereuen zutiefst, dass wir dazu beigetragen haben, die Werke des Schöpfers in erheblichem Maß zu verunreinigen, zu entstellen und zu zerstören.“
Vielleicht ist so ein Bekenntnis auch für uns an der Zeit.
Aber was können wir tun? Vielleicht stellst du dir diese Frage. Wir sitzen nicht an den Hebeln wie Politiker, unser Einfluss ist klein. Aber wir können für unsere Politiker beten, dass sie gute Entscheidungen treffen, die Gott gefallen – nicht nur Entscheidungen, die gerade im Trend sind.
Es gibt momentan viele Entscheidungen, die im Trend liegen, und jeder redet irgendwie über dasselbe Thema, unabhängig von der Partei. Aber wir sollten beten, dass Politiker Entscheidungen treffen, die Gott wirklich gefallen.
Vielleicht können wir uns auch persönlich fragen – und ich weiß, es ist vielleicht ungewöhnlich, dieses Thema in der Gemeinde anzusprechen –, ob wir im Alltag sparsamer mit Licht und Wasser umgehen können. Es ist Gottes Schöpfung.
Könnte ich die eine oder andere Strecke lieber mit dem Fahrrad fahren, statt mit dem Auto? Könnte ich Mülltrennung oder fachgerechte Entsorgung von Stoffen ernster nehmen? Könnte ich mehr Stofftüten statt Plastiktüten verwenden?
Das sind keine Vorgaben, sondern Anregungen, wie wir im Alltag mehr über Gottes Schöpfung nachdenken und sie als ein Kunstwerk wertschätzen können.
Abschluss: Lobpreis und Einladung zur Beziehung mit Gott
Wir kommen zum Abschluss. In diesem ersten Vortrag haben wir uns ausführlich mit dem Menschen beschäftigt – mit seinem Wesen und seinen Aufgaben. Entscheidend ist jedoch immer, dass wir danach den Blick auf den richten, der den Menschen geschaffen hat.
Psalm 8 ist hier eine wunderbare Stelle im Alten Testament, die ich gerne auszugsweise vorlesen möchte. In Psalm 8 wird Gott dafür gepriesen, dass er den Menschen nach seinem Bild geschaffen hat.
Wer eine Bibel dabei hat, kann gerne Psalm 8 aufschlagen. Der Psalm beginnt mit dem gleichen Wort, mit dem er auch endet. Er startet mit den Worten: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde.“ Und er schließt mit den Worten: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde.“
Das bedeutet, dieser Psalm ist eingebettet in das Gotteslob. Mittendrin wird vom Menschen gesprochen. Obwohl der Mensch viel Würde von Gott erhalten hat, gilt das Lob nicht dem Menschen, sondern am Ende müssen wir wieder zu Gott schauen und sagen: Danke, Herr! Danke, dass du uns diese Würde verliehen hast, dass du uns einen Auftrag gegeben hast, dass du uns einen Sinn im Leben gegeben hast und dass du die Beziehung zu uns suchst.
Wenn du heute festgestellt hast, dass dir etwas im Leben fehlt, dann suche die Beziehung zum Schöpfer durch Jesus Christus. Amen!
Ich möchte nun beten, und danach gehen wir gleich in die Pause.
