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Gezielt und konzentriert

28.06.19981. Timotheus 6,11-16

Ein Tag der Güte und Barmherzigkeit Gottes

Es ist heute ein Tag des Herrn, ein Tag, an dem uns ganz neu die Güte und Barmherzigkeit unseres Herrn groß werden soll. Sie hat noch kein Ende; sie ist jeden Morgen neu. So sollen sie es erfahren, so sollen sie es erleben.

Wir wollen miteinander ein Sommerlied singen von der güldenen Sonne, Nummer 449, die Verse I bis IV. Am letzten Sonntag hatten wir das so geplant, doch ich habe es vergessen. Eigentlich wollten wir am Schluss des Gottesdienstes noch das herrliche Sommerlied singen, das jetzt von Philipp Spitta neu in unserem Gesangbuch steht. Deshalb dachte ich, wir singen es einfach jetzt auch noch zum Beginn.

Die Kranken unter uns spüren, wie sie abhängig sind von diesem Wirken Gottes, dass kein Atemzug möglich ist ohne die Güte des Herrn. Sie erleben, wie wir umgeben sind von der Liebe Gottes.

Wir singen nun das Lied Nummer 510, „Freut euch der schönen Erde“, alle fünf Verse.

Gebet und Gottes Wort als Lebensgrundlage

Beten. Du großer Herr der Welt, wir können nur aus der Ferne ahnen, wie deine Macht bis zu den Sternen reicht, die unserem Auge noch verborgen sind. Du wirkst in allem, bis in die kleinsten Teile des Kosmos der Welt.

Doch es ist so groß, dass du uns mit Namen kennst, dass du uns geschaffen hast – auch mit unseren Gebrechen und Krankheiten, mit all unseren Schwächen. Unsere Zeit steht in deinen Händen.

Wir dürfen diesen Tag als deinen Tag aus deiner Hand annehmen. Wir wollen dir jetzt begegnen. Wir wollen kein Menschenwort hören, sondern dein Gotteswort. Vor dir wollen wir wieder ausbreiten, was uns belastet, wo wir versagt haben, untreu gewesen sind und dein Wort gebrochen haben.

Herr, vergib uns unsere Schuld und stärke unseren Glauben. Gib uns neue Freude an dir, jetzt auch durch dein Wort, damit wir fröhlich unseren Weg gehen können.

Wir wollen dir jetzt in der Stille alles sagen, was uns belastet und bedrückt. Wir beten in der Stille.

Danke, Herr, dass du niemanden, der zu dir kommt, hinausstößt. Amen.

Komm und stimme mit mir!

Das Testament Gottes und die Verlässlichkeit seines Wortes

Man kann, wenn man sein Leben überblickt, eine Entscheidung treffen, die weit über das eigene Sterben hinausreicht. Diese Entscheidung besteht darin, ein Testament zu schreiben. Die Angehörigen sind verpflichtet, dieses Testament einzuhalten. Es wird sogar notariell überwacht, und man kann es einklagen.

Bei anderen Anordnungen kann es dagegen vorkommen, dass die Angehörigen sagen: "Gott sei Dank, jetzt ist er nicht mehr da, jetzt können wir es nach unserem Gutdünken machen." Das Testament jedoch muss eingehalten werden.

Wir verwenden das Wort "Testament", wenn wir von der Verfügung Gottes sprechen. Gott ist nicht tot, aber er hat sich an sein Wort gebunden. Wenn wir heute unseren Konfirmanden die Bibel oder eine Hilfe zum Verständnis der Bibel in die Hand geben, ist es uns wichtig, dass sie begreifen: Hier haben sie eine ganz feste, verlässliche Grundlage. Gott hat sich an sein Wort gebunden.

Das ist wahr und gilt durch die Jahrhunderte hindurch. Ganze Generationen sind gegen das Wort Gottes Sturm gelaufen und haben es für ungültig erklärt. Doch Sie wissen: Als die Menschen, die das Wort Gottes zerredet haben, tot waren, war das Wort Gottes wieder in voller Blüte und Klarheit da.

Wir wünschen uns, dass unsere Konfirmanden den festen Grund im Wort Gottes finden und das Licht für ihren Weg. So sollen sie mündige Christen werden – mit der Bibel in der Hand.

Gemeinschaft mit Gott durch das Bibelwort

Wir hören noch einmal einen Jugendchor. Zu diesem Lied möchte ich kurz etwas sagen. Es trifft genau den Punkt, den Herr Chefburka angesprochen hat: Wenn Zeiten kommen, in denen wir nicht richtig hören können und nicht klar auf Jesus sehen, dann ist es das Beste, das Bibelwort zu lesen.

Durch das Lesen der Bibel haben wir Gemeinschaft mit Gott. Und in dieser Gemeinschaft werdet ihr sehen, dass ihr ganz neu auf ihn hören, auf ihn sehen und ihn auch ganz neu verstehen könnt. Diese Aufforderung möchten wir weitergeben.

Das Lied stammt von einer Sängerin aus unserem Chor.

Wie soll ich wissen, dass du bei mir bist,
wenn ich mich allein gelassen fühle?
Woher soll ich spüren, dass du mich bei dir hältst,
wenn ich weit weg von dir will?
Wie soll ich denn glauben, dass du existierst?
Wie soll ich denn hoffen, dass du das Beste willst,
wenn ich nur aus Weglosigkeit seh'?

In Gemeinschaft mit dir, in Gemeinschaft mit dir,
kann ich neu für dich gehen?
Kann ich neu für dich gehen?

Vor der Zukunft, dem Leben und dem Tod
fehlt mir so oft der Mut für den nächsten Schritt.
Oft sehe ich vor mir die Not.
Doch du, Herr, du willst, dass ich dir ähnlich werde.
Du willst, dass mein Herz dir vertraut.
Und so schenkst du mir, dass ich auf dich schaue,
in Gemeinschaft mit dir.

Übergabe der Bibeln an die Konfirmanden

Und jetzt bitten wir unsere Konfirmanden, dass sie vortreten. Es ist heute so, kommt doch hier vor, im Halbkreis. Heute ist es so, dass schon die meisten in ihrem Elternhaus eine Bibel bekommen haben.

Wir tragen dem Rechnung, denn es hat ja keinen Sinn, wenn man viele Bibeln hat und man kann ja nicht alle benutzen. Wichtig ist, dass man in einer Bibel lebt. Wer die Bibel nicht regelmäßig liest, liest sie überhaupt nicht.

Deshalb haben wir es so gemacht, dass wir das zweitwichtigste Buch denen schenken, die schon eine Lutherbibel in Benutzung haben. Sie wissen, was das zweitwichtigste Buch ist: die Konkordanz als Nachschlagewerk.

Sie kommen am allerweitesten bei ihrer Bibellese, wenn sie einfach gewisse Worte aufschlagen. Was heißt Freude oder Leben? Dann suchen sie, was die Bibel über Freude sagt, wo sie Freude finden, und dann gehen sie weiter, schlagen nach und forschen selbst.

Und nun, Katja Daniels, dreht euch nur zu mir herum, da gucken wir uns an. Susanne Heidegger, so, prima! Gerade hier ein Halbkreis, so oben richtig, super, ein schöner Halbkreis.

Ja, so, Laura Kills, Manina de Freitas, Jens Kleintnecht, Caroline Göser, Benjamin Lenzen, Hanna Kyfus, Sadia Schultz, Matthias Müller, Martin Ellermann, Olga Stiefel, Priska Annik Semtner, Simon Dörr, Max Neun, Daniel Bauder, Andreas Rieker – haben wir einen vergessen? Sind wir alle?

Und jetzt singen wir „Gott kennt keine Lügen“ aus diesem Liedheft, Nummer 824. Das nimmt noch einmal das auf, was uns die Bibel bedeutet.

Gott segne euch im Gebrauch eurer Bibel und im Forschen in seinem Wort!

Ermahnung aus dem Ersten Timotheusbrief

Wir haben jetzt zweimal hintereinander einen Abschnitt aus dem Ersten Timotheusbrief gelesen. Heute zum letzten Mal aus dem Ersten Timotheus 6. In Ihren Bibeln finden Sie diesen Abschnitt auf Seite 251.

Ganz wichtig ist, wie Paulus dem jungen Mitarbeiter grundlegende und wichtige Dinge für sein Leben als Christ sagt.

 1. Timotheus 6,11-16:
Aber du, Gottesmensch, fliehe das! Was soll er fliehen? Geldgier, Habsucht, wie zuvor beschrieben, Streitigkeiten und Wortgefechte. Du, Gottesmensch, fliehe das! Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld und der Sanftmut. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens und ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen bist und das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen bekannt hast.

Ich gebiete dir dies vor Gott, der alle Dinge lebendig macht, und vor Christus Jesus, dem Messias, der unter Pontius Pilatus das gute Bekenntnis bezeugt hat: Halte das Gebot unbefleckt und untadelig bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus.

Diese Erscheinung wird uns zu seiner Zeit zeigen, wer der Selige und Alleingewaltige ist, der König aller Könige und Herr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat. Er wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann. Ihn hat kein Mensch gesehen und auch nicht sehen können.

Dem sei Ehre und ewige Macht! Amen.

Die Geschichte des jungen Mannes und die Botschaft der Umkehr

Ja, es gibt schlimme Lebensschicksale. Ich denke jetzt an einen jungen Mann, der weit abgerutscht ist. Er stammte aus einem wohlhabenden Haus und hatte in seinen geschäftlichen Unternehmungen sehr viel Pech. Wirtschaftskrisen, Inflation und die teure Zeit kamen noch hinzu.

Eines Tages kämpft dieser junge Mann nur noch um seine nackte Existenz. Er fragt sich, wie er überhaupt noch sein Leben fristen kann. Er sucht einen Gelegenheitsjob, wird dort aber übel behandelt. Es gibt keine Arbeitsrichtlinien, keine Gewerkschaft, die sich um seine Rechte kümmert. Er ist völlig verzweifelt.

Und was tut der junge Mann in dieser Lage? Er schlägt in sich. Was bedeutet das? Er sagt plötzlich: „Ich bin schuld.“ Jetzt haben Sie es begriffen. Das ist eine Geschichte, die aus der Bibel stammt. So etwas passiert im normalen Leben praktisch nie.

In unserer Welt ist es immer so: Wenn es einem schlecht geht, fragt man sich: Wo sind die Politiker? Warum lässt Gott so viel Böses in meinem Leben zu? Wo sind die anderen? Sie sind so herzlos, niemand kümmert sich um mich. Wo ist mein Vater? Da können wir schließlich auch noch irgendwo einen Geldbetrag schicken.

Jesus erzählt die Geschichte von einem jungen Mann, der vom Elternhaus davonlief und sagte: „Ich will mein Leben in eigener Regie leben.“ Plötzlich kommt er unter die Räder. Als er nichts mehr zu essen hat, wahnsinnigen Hunger leidet und am Leben verzweifelt, merkt er plötzlich: „Ich, ich, ich habe versagt. Ich habe einen Fehler gemacht.“

Das ist der allerschwerste Schritt im Leben: zu merken, Halt mal, ich habe den Schlüssel zu einer Änderung der Verhältnisse. Ich kann etwas tun.

Wir meinen ja immer wieder, der Mensch sei ein Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse. Das ist eine große philosophische Lehre unseres zwanzigsten Jahrhunderts: Der Mensch ist nur ein Produkt seiner Umwelt, der Mensch ist ein Produkt seiner Erziehung. Aber das stimmt gar nicht.

Ich kann mein Leben ganz entscheidend beeinflussen. Das ist die Botschaft des Neuen Testaments. Das ist die Botschaft dieses Evangeliums: Keiner lebt in aussichtsloser Lage. Menschen, die umkehren, machen den Schritt zum Leben. Sie erinnern sich: Ich habe einen Vater.

Und jetzt geht es um viel mehr als um irgendwelche menschlichen Figuren. Mit diesem Vater hat Jesus vom ewigen Gott gesprochen. Von dem, der Macht und Gewalt über alles hat. Dieser ewige Gott kümmert sich um dich, sucht dich, liebt dich.

Dieser ewige Gott wartet auf dich. Wenn man die Geschichte weiterliest vom verlorenen Sohn, kann man nur den Kopf schütteln und sagen: Gibt es denn so etwas, dass dieser Vater jeden Tag auf dem Balkon steht und hinausschaut, wann sein Sohn endlich kommt?

Der Sohn lebt gleichgültig und sagt: „Was kümmere ich mich um den alten Mann?“ Doch der Vater erwartet ihn: „Wann kommt er denn endlich?“ Kaum sieht er ihn, rennt er ihm entgegen, fällt ihm um den Hals, legt ihm ein kostbares Gewand an und sagt: „Du bist mein Sohn, egal was geschehen ist.“

Das Evangelium ist etwas ganz Wunderbares. Ich wünsche mir, dass unsere Konfirmanden, aber auch wir alle überhaupt, entdecken, was unser Leben lohnend macht, was unser Leben reich und schön macht.

Kennst du überhaupt das, was dein Leben reich und schön macht?

Herausforderungen und Chancen der heutigen Jugend

Wenn man heute in die Zeitung schaut, Radio hört oder sich mit Leuten unterhält, hört man oft: Die heutige Jugend hat es unheimlich schwer. Es wird ihr so schwer gemacht. Die Jugend hat keine Zukunft mehr, keine Lebenschancen mehr.

Dabei hat unsere Jugend Möglichkeiten, die sie und alle vor uns lebenden Generationen nie gehabt haben. Eine Ausstattung mit materiellen Gütern – überreichlich!

Was meint man damit? Da ist keine Zukunft? Da hört man oft: Das Leben ist vorherbestimmt, und alles ist so schwer, alles ist feindlich. Überall hört man nur noch das Klagelied. Der Einzelne kann sich kaum dagegen wehren. Er ist irgendwo hineingestellt in diese schwierigen Abläufe.

Ich weiß nicht, wie oft das immer wieder auftaucht, als ob irgendein geheimnisvolles Schicksal in unserem Leben die Regie führen würde. Jetzt sind wir in unsere Rollen hineingepresst und müssen das – wie heißt das? – die Suppe auslöffeln, die uns irgendjemand eingebrockt hat.

Jeder muss sein Leben trist auf der Tretmühle herunterraspeln, und so geht das irgendwo weiter. Das stimmt doch gar nicht. Da verstehe ich, dass Menschen am Leben verzweifeln.

Gottes Plan und die Einzigartigkeit jedes Lebens

Was ist denn anders? Jetzt machen wir da weiter, wo ich vorhin aufgehört habe.

Über deinem Leben steht der ewige Gott. Ich habe mich immer wieder gefreut, wenn ich mit den Konfirmanten in den ersten Stunden darüber sprach. Es herrschte atemlose Stille, wenn ich sagte: Du bist so, wie du bist – ein herrlicher, originaler Gedanke Gottes. Du siehst anders aus als dein Kumpel neben dir. Aber Gott hat dich geschaffen, Gott hat dich lieb. Er hat etwas Besonderes mit deinem Leben vor.

Dein Leben ist dadurch erst interessant geworden. Ich bin nicht irgendwo einer, der nur seine Rolle spielen muss, sondern Gott hat Pläne für mein Leben. Jetzt muss ich nur fragen: Lieber Gott, was willst du? Ich bin gespannt, was du aus meinem Leben machst.

Es kann ja sein, dass jemand einen angeschlagenen Leib hat und krank ist, und der andere sagt, ich leide unter gewissen Pannen in meinem Leben, die passiert sind, oder ich leide an den fehlenden Chancen, die ich gehabt habe. Aber warte mal, lass doch Gott in dein Leben eintreten.

Deshalb gefällt mir, wie Paulus das dem Timotheus noch einmal groß macht: Weißt du, dass über deinem Leben der große und mächtige Herr steht? Jeder Augenblick deines Lebens ist überstrahlt von dem hellen Licht, dass der ewige Gott und Herr dich kennt, dich sucht, dich lieb hat. Und wenn du ihn anrufst, ist er da und hört auf dich – der allein Gewaltige.

Das heißt doch: Alle anderen Mächte der Welt können nichts ausrichten gegenüber der Macht und Gewalt Gottes. Die Krankheit, die dich belastet, ist für Gott ein Kleines. Wenn er sie dir lässt, weiß er warum. Er kann sie wegnehmen, wie er will – was uns zum Besten dient.

Es geht sogar so weit, dass er sagt, er allein hat die Unsterblichkeit. Er ist der Todesüberwinder. Für uns Christen ist der Tod selbst nicht mehr das Schrecken. Wenn am Ende des Lebens unsere Kraft immer mehr zerbricht und wir abnehmen müssen, leben wir aus der Nähe und Gegenwart unseres Herrn, der uns umgibt.

Und dieser Gott, der uns lieb hat, der allein Gewaltige – wie heißt der dort? Der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann, der König aller Könige und der Herr aller Herren.

Ermutigung an Timotheus und an uns alle

Ich habe Ihnen am letzten Sonntag gesagt, dass Timotheus ein ängstlicher Typ war. Er hatte immer Probleme beim Vespern und brauchte dafür ein Medikament, sonst schaffte er es nicht. Er war nervlich sehr angeschlagen.

Und wie Paulus zu ihm sagt: „Du, Timotheus, du kannst fest auftreten. Das ist der Schutz und die Sicherheit. Sei ein kühner, mutiger Mensch.“

Das ist doch so wunderbar: Mein Leben unter die segnende Hand Gottes stellen zu dürfen – das ist Leben. Mein Leben unter der Macht und Gegenwart Gottes zu verbringen, Aufgaben anzupacken. Der Gott, der allein Gewalt hat, macht Schwache stark und fähig, auch dort, wo uns die Gaben fehlen. Auf den kann ich vertrauen.

Beispiel Elisabeth von Thüringen als Vorbild christlichen Lebens

Wir haben vor ein paar Tagen mit einem Paar aus der Gemeinde einen Ausflug gemacht. Dabei wollte uns ein lieber Freund in Marburg die Elisabethkirche erklären.

Zuerst waren wir natürlich keine großen Kunstliebhaber. Deshalb haben wir gesagt, ob das nicht alles ein bisschen zu anspruchsvoll für uns wird. Es ging um Geschichte, um eine Elisabeth aus dem Mittelalter, und wir haben nicht viel für Heilige übrig.

Doch dann erzählte unser Freund kurz in der Elisabethkirche in Marburg, dass Elisabeth eine ungarische Königstochter war. Sie musste bereits mit vier Jahren unter vielen Tränen ihr Elternhaus auf der Wartburg verlassen. Dort heiratete sie den Landesherrn.

Dieser ging später auf eine Wallfahrt ins Heilige Land. Zu diesem Zeitpunkt war Elisabeth gerade neunzehn Jahre alt und hatte bereits drei Kinder geboren. Das war keine leichte Situation. Sie weinte sehr, als er Abschied nahm. Er starb in Süditalien an Fieber. Elisabeth war Witwe und starb selbst mit 24 Jahren.

Plötzlich hörten wir, dass sie die wenigen Jahre ihres Lebens genutzt hatte. Sie wusch die Wunden Aussätziger und ekelte sich nicht vor dem Speichel und der Spucke der Geisteskranken. Sie nahm sie in ihre Arme, und kein Bettler war ihr zu fremd. So wurde sie bekannt als Elisabeth von Thüringen.

Wie kann ein junger Mensch so etwas tun? Wir fragen uns, ob sie sich dabei nicht selbst verkrüppelt oder sich des Lebens beraubt hat. Nein, sie hat die höchste Erfüllung und Freude gefunden.

Unser Freund erzählte, dass Zeitgenossen berichteten, sie brauchte nicht auf die Lesungen des Evangeliums zu hören. Sie hatte das ganze Evangelium auswendig im Kopf oder im Herzen.

Das ist etwas Wunderbares, besonders für Konfirmanden: Wenn man das Evangelium nicht nur liest, sondern sagt, das ist meine Lebensgrundlage, das Wort, mit dem ich leben kann.

Die Geisteskranken sind betreut, und ihr müsst keine Aussätzigen pflegen. Aber ich frage mich, ob du entdeckst, wo Gott dich in dein Leben hineinführt – mit deinen Gaben und Möglichkeiten.

Vielleicht entdeckst du plötzlich etwas ganz Neues, was du mit deinem Leben tun und bewirken kannst. Wenn das geschieht, kannst du dein Leben in der Perspektive der großen Ewigkeit leben.

Unser irdisches Leben ist eine ganz, ganz kurze Zeit. Ich möchte heute mein Leben im Licht der Ewigkeit führen – auf das, was sich zu leben lohnt und was vor Gott einmal Bedeutung und Wichtigkeit hat.

Das neue Leben ergreifen und lebendig im Glauben sein

Das Nächste, was Paulus dem Timotheus wichtig macht, ist: Ergreife das neue Leben jetzt! Ergreife das neue Leben jetzt.

Damals war es ein großes Problem, über das viel diskutiert wurde. Gibt es das heute auch noch? Dass man den Glauben immer nur mit Gedankenspielen erfassen wollte? Man wollte glauben, dass er etwas mit Diskussionen, theologischen Formen und Überlegungen zu tun hat.

Es war damals die Philosophie der Gnosis, die die ersten urchristlichen Gemeinden völlig gelähmt hat. Über alles wurde diskutiert. Ist Paulus gegen Diskussionen? Das ist er natürlich nicht. Er spricht nur von der heilsamen Diskussion, von einer heilsamen Diskutiererei.

Dabei geht es vor allem darum, dass Paulus sagt: Vergiss nicht, dass du das Leben auch leben musst. Du musst zupacken und es ergreifen. Timotheus, du hast doch ein gutes Bekenntnis abgelegt.

Es ist nicht so, dass ihr Konfirmanten nur vorne steht und etwas von der Glaubenslehre vortragt. Dann werdet ihr eingesegnet und gefragt: Wollt ihr Christ sein? Ich habe die Angst, dass das bei euch bloß ein Spruch bleibt. Es wäre lästerlich, wenn wir nur einen Spruch machen und für uns alle nichts daraus folgt.

Was haben wir schon für fromme Worte gesagt oder in den Liedern gesungen? Habt ihr es ergriffen? Ergreift das ewige Leben!

Es ist interessant, wie hart Paulus da redet. Seine Worte sind voller Befehle: Fliehe, jage, ergreife, kämpfe, halte! Jetzt pack doch einmal zu! Willst du das wirklich nicht?

Das Schlimme ist, dass bei uns das christliche Leben zu einer Formsache verkommen ist. Ich sage immer: Dann lieber überhaupt kein Christ sein! Entweder es war oder es war nicht. Wenn es nicht wahr ist, dann brauchen wir gar keine christlichen Formeln mehr.

Es kann nicht sein, dass es nur eine Formsache ist. Im Evangelium wird das schön beschrieben, wie Jesus einmal zum Teich Bethesda ging. Dort lagen viele Kranke. Sie hatten einen Aberglauben: Wenn jemand als Erster in den Teich steigt, wenn der Wind das Wasser bewegt, wird er gesund.

Jesus ging hindurch und traf einen Mann, der schon 38 Jahre an diesem Teich lag. Er war schwer krank und konnte nicht laufen, wenn sich das Wasser bewegte.

Interessant ist, dass Jesus ihn fragte: Willst du gesund werden? Warum hat Jesus das gefragt? Weil es nicht selbstverständlich ist. Willst du es wirklich?

Ich möchte euch fragen: Wollt ihr es wirklich? Wollt ihr wirklich Gott finden? Wollt ihr wirklich mit Gott leben? Wollt ihr es wirklich?

Wir sind oft so trostlos, und wenn uns dann jemand Trost spendet, sagen wir: Ach ja, das ist schön, erbaulich und fein.

Aber wenn ihr es wirklich wollt, dann packt zu und realisiert es im Leben!

Die ernste Aufforderung zum Handeln im Glauben

Unsere evangelische Konfession hat eine große Schwierigkeit: Wir missverstehen das Gnadenangebot Gottes oft als eine bloße Beruhigung fürs Gewissen oder als Seelentrost. Dabei übersehen wir die ernsten Worte, insbesondere die Befehlsworte wie „ergreife“, „jage“, „fliehe“. Du musst mit beiden Händen zupacken, sonst bist du ein verlorener Mensch. Solche Worte kommen immer wieder in der Bibel vor, zum Beispiel: „Weh dem, der nicht packt und nicht empfängt.“

Das ist der Ernst, den Paulus seinem jungen Mitarbeiter nahelegt. Er sagt: Mach aus deiner Frömmigkeit keine bloße Schau, sondern du musst das in deinem Leben wirklich ergreifen und besitzen. Viele Christen unter uns haben große Angst und sagen, man könne nie wissen, ob man das wirklich ergriffen hat. Doch das muss man wissen.

Als Jesus am Brunnenrand mit der Frau aus Samaria sprach, redete er mit ihr über das Lebenswasser. Er sagte: „Da muss man trinken, da muss man trinken.“ Nur der, der trinkt, empfängt. Du musst also kommen und nehmen von dem, was dir Jesus anbietet. Und was ist das? Dass du sagst: „Du musst mein Herr sein, Jesus.“

So war es auch bei denen, die mit ihren Betrügereien verstrickt waren und bei Jesus sagten: „So, jetzt werden unsere unrechten Kontobücher in Ordnung gebracht.“ Das war immer ein ganz konkreter Schritt: Ich gehe mit Jesus und folge ihm gehorsam. Ergreife jetzt das neue Leben! Er will es dir jetzt geben. Gib dein Leben ganz in die Hand dieses Herrn.

„Ich gebiete dir“, sagt er in diesem Abschnitt, „ich gebiete dir vor Gott, der alle Dinge lebendig macht.“ (Vers 13) Gott macht uns trägen, fehlerhaften Menschen brauchbar. Das ist doch das Schöne daran. Bei Gott gibt es keine Versager mehr. Du sollst zupacken und ein verlässlicher, brauchbarer Diener Jesu sein.

Ergreife es jetzt! Es wird dir heute angeboten. Willst du es überhaupt? Dann pack zu, nimm es! Es ist dir gegeben, du kannst es haben.

Gottes schöpferische Kraft und das Angebot des Lebens

Gott hat einst, als er die Welt geschaffen hat, über diesem Chaos gesprochen. Tohuwabohu heißt es am Anfang der Bibel in der hebräischen Übersetzung, in der hebräischen Urschrift. Die Erde war wüst und leer.

Dann sprach Gott sein Wort. Kann Gott das in deinem Leben ebenfalls so sprechen, dass etwas geschieht? Wenn du willst, dann greif zu! Nimm es im Glauben an!

Jesus geht mit dir. Er segnet dich. Ergreife das ewige Leben!

Warnung vor der Habgier und falschen Bindungen

Und jetzt noch das Letzte: Lass das Wertlose einfach los, fliehe, fliehe!

Am letzten Sonntag durfte ich Ihnen so schön zeigen, wie alles, was Gott in der Welt geschaffen hat, wunderbar ist. Alles, was Gott geschaffen hat, ist wunderbar. Viele haben das angenommen und gesagt: „Ja, aber jetzt kommt anderes dazu, und deshalb brauchen wir das heute auch.“

Doch das Schlimme ist, dass ich gute, von Gott geschaffene Dinge missbrauchen kann. Es gibt nichts, was uns nicht zur Sünde werden kann. Gott hat alles wunderbar geschaffen: die Dinge dieser Welt, die Menschen um uns herum.

Was ist jetzt das Gefährliche? Habgier! Wir wollen mit einem mächtigen Egoismus alles an uns binden und alles unter unsere Hände kriegen. Mit einer Gier wollen wir es haben. Das ist die ganz besondere Not, die uns am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts zum Glauben unfähig macht.

Unsere ganzen Guthaben, unsere Geldverpflichtungen, unser Wohlstand und all das Verstricktsein in die irdischen Dinge – das steht ganz viel in den Versen davor. Wir haben nichts in die Welt gebracht und werden auch nichts hinausbringen. Lasst uns genügen, wenn wir Nahrung und Kleidung haben. Es ist alles gut von Gott geschaffen.

Aber wir machen daraus etwas, das uns von Gott trennt. Wir machen daraus eine Sünde, die unseren Glauben zerstört. Das müssen Sie einfach prüfen: Was ist es in Ihrem Leben? Es kann ja ganz verschieden sein in den Gebieten.

Vielleicht haben Sie am letzten Sonntag noch gefreut und gesagt: „Ja, das ist doch richtig, Gott hat mich so geschaffen.“ Wir sprachen da von der Geschlechtlichkeit, wo Sie gegen die Ordnung Gottes Ihre Lustbefriedigung durchziehen. Dann werden Sie nicht mehr glauben können und die Gemeinschaft mit Jesus verlieren, auch wenn Sie jetzt trotzig widersprechen. Das darf ich Ihnen als Ihr Seelsorger sagen.

Genauso ist es mit den Dingen, die Sie um des Streits willen mit Ihren Mitmenschen in der Familie tun oder wenn Sie die Wahrheit nach Ihrem Sinn zurechtbiegen. Gott ist ein Gott des Rechts, und Gott hat seinen Willen so klar gesagt: Fliehe solches!

Wenn heute jemand Christ werden und Christ leben will, muss er von vielem Abschied nehmen. Doch tatsächlich, auch wenn etwas vor Gott rein ist und gut geschaffen war, wird es zum Götzen in unserem Leben, wenn wir unser Herz daran binden. Fliehe solches! Jage nach der Gerechtigkeit! Das ist die Ordnung Gottes.

Diese Ordnung haben wir nicht festzusetzen, sondern Gott hat sie so gesagt. Das geht hinein bis in die Tiefe unserer Gedanken, bis in unser heimliches Begehren. Prüfen Sie sich selbst, ich brauche Ihnen nichts mehr zu sagen.

Wenn Sie den Frieden Gottes wollen, müssen Sie klaren Tisch machen. Es ist gut, dass Paulus dem Timotheus noch hinterherschickt, dass das dazugehört – in der Frage der Wahrheit, in der Frage des unrechten Gutes, in der Frage der Reinheit unseres Herzens und unserer Gedanken.

Es gibt gar nichts, was uns befriedigen kann. Es gibt keine Lust-Erfüllung, die wir uns gegen Gottes Ordnung selber suchen können. Du Gottesmensch, du bist doch ein Mensch Gottes. Gott hat dich geschaffen nach seinem Bild. Er hat dich geliebt, er hat sein Blut für dich vergossen. Er will dich bei sich haben.

Jetzt hängst du an diesen kleinen irdischen Vergnügungen. Es ist eigentlich erschütternd, wie viele Christen nicht um eine Linsensuppe das Himmelreich verspielen, sondern wegen einer unguten Bindung, die vor dem Herrn nicht richtig ist – an eine Frau oder einen Mann oder an eine betrügerische Sache in ihrem Leben.

Lass doch los, fliehe und ergreife das ewige Leben! Und da kommt noch einmal das so Wunderbare: Du bist ein Gottesmensch. Jetzt lass doch in deinem Leben dieses große Ziel einmal aufleuchten, dass Gott etwas aus dir machen will – zu seiner Ehre, zu seinem Lob.

Jage nach der Gerechtigkeit, nach dem Glauben! Was ist denn Glauben? Dass ich sage: Jesus starb für mich. Er ist doch Erlöser meines Lebens. Ich gehöre ihm im Leben und im Sterben.

Was ist mein Glaube? Jage dem Glauben nach, dass du fröhlich sprechen kannst: „Ich falle, wenn ich sterbe, in die Hand Jesu. Es geschieht nichts ohne seine Zulassung.“

Erinnere dich doch, wie Jesus dieses Bekenntnis unter Pontius Pilatus abgelegt hat: „Ich bin ein König, der für die Wahrheit Zeugnis gibt.“ Lebe doch in den Fußstapfen Jesu, lebe der Liebe nach, der Geduld, der Sanftmut und der Freude.

Lebe in dieser wunderbaren Lebensgemeinschaft mit Jesus!

Aufruf zur Umkehr und zum neuen Leben

Und jetzt möchte ich, dass Sie heute wieder ganz ernst damit beginnen. Sie sagen: „Ach, da bin ich wieder abgeirrt. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“ Das wollen Sie wieder ergreifen und in vollen Zügen dieses neue Leben annehmen. Amen!

Nun singen wir gemeinsam: „Herr, wir bitten, komm und segne uns“ – Liednummer 565!

Schlussgebet und Segensworte

Wir wollen beten, Herr. Deine Kraft wollen wir erleben – wie Du uns erneuerst, wie Du uns umwandelst nach Deinem großen Meisterplan zu Menschen, die in Deiner Gerechtigkeit und in Deiner Liebe leben.

Da ist noch viel zu tun, und wir wollen viel mehr von Deiner Kraft erfahren, wie Du unser Leben veränderst. Herr, es ist unsere Schuld und unser Fehler, dass in dieser Welt so wenig von Deiner Kraft spürbar wird. Wir danken Dir, dass sie jetzt jedem offensteht.

Herr, wir wollen Deine Erneuerung haben. Wir wollen nicht nur Scheinkristen sein, sondern Menschen, in denen Dein Wesen eingeprägt ist. Wir bitten Dich auch für die Konfirmanden, dass diese Vorbereitungszeit für sie so wird, dass sie Dich finden und verstehen können. Du musst selbst zu ihren Herzen sprechen, damit sie Dich lieben und ihr Leben ganz Dir weihen.

Wir bringen Dir auch die Aufgaben, in denen wir stehen, die Verpflichtungen. Hilf uns in den kommenden Tagen, dass wir Deine Zeugen sein können. Ganz besonders stärke die unter uns, die in Not, in Angst, in Krankheit und in schweren Belastungen leben. Lass sie Deine Hilfe jetzt erfahren.

Wir sind verbunden mit denen in der Welt draußen, ganz besonders mit einer leidenden und verfolgten Gemeinde. Stärke sie, gib ihr den Frieden in Dir.

Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel. Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Bleiben Sie bitte noch einen Moment stehen. Heute Abend möchte ich noch einmal zur geistlichen Abendmusik um zwanzig Uhr einladen. Hinten liegen auch Handzettel zum Mitnehmen. Sie brauchen alle den grünen Notizzettel, weil darauf die Veranstaltungen bis in den September und Oktober hinein verzeichnet sind.

Außerdem liegt hinten nochmals das Blatt aus, das beim letzten Mal ausgegeben wurde: „Gemeinde stärken“. Es behandelt die Frage, wo es in Württemberg um die Bildung der Großgemeinden geht. Wer in der Kirche gerne Mitverantwortung trägt, soll dieses Blatt mitnehmen und sich informieren.

Wir haben noch Tonkassetten vom Christustag und von verschiedenen Veranstaltungen. Heute ist das letzte Mal, dass sie im Lädle vorne erhältlich sind, für alle, die noch eine erwerben wollen, von der Hofacker Vereinigung.

Das Opfer heute ist von der Kirchenleitung für das diakonische Werk bestimmt.

Und nun segnet uns der Herr und sendet uns: Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass Dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe Dein Angesicht auf uns und gib uns Deinen Frieden.