Dankbarkeit und Gebet zu Beginn
Ich möchte Gott noch einmal ganz einfach für die Gelegenheit danken, und dann schlagen wir das Wort auf.
Lieber Vater, wir kommen wieder vor Dich in Dankbarkeit, im Wissen, wie sehr wir Dich brauchen. Herr, danke, dass wir tun dürfen, was wir tun, dass wir Menschen begegnen können – ganz unterschiedliche Menschen, die Du liebst, weil Du sie geschaffen hast. Du wünschst Dir nichts mehr, als dass wir zu Dir kommen.
Wir beten, Vater, für die Menschen, besonders in unseren Familien und im Freundeskreis, die Dir noch fern sind und vielleicht sogar ablehnend gegenüberstehen. Herr, bitte erweiche ihr Herz, zieh sie zu Dir und schenke ihnen, dass sie Dich erkennen können.
Vater, vielleicht ist jemand hier, der Dich noch nicht persönlich kennt. Ich bete, dass diese Person sich auf Dich einlässt – das größte Abenteuer des Lebens: unseren Retter kennenzulernen, damit wir nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.
Herr, das wünsche ich mir, in Jesu Namen. Amen.
Einführung in das Thema Herz und Leben
Schlag doch mal Sprüche 4,23 auf. Das ist einer meiner Lieblingsverse im Buch der Sprüche. Dort heißt es: „Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz, denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.“
Er sagt hier: Mehr als alles, was man sonst bewahrt, mehr als alles andere, behüte dein Herz. Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.
Jetzt stellt sich die Frage: Was ist eigentlich das Herz? Was meint die Bibel damit?
Wir alle wissen zum einen Mal... Schauen wir mal, ob man da... Ist euch auch so warm? Hier ist ja alles abgedreht. Sind die alle abgedreht, oder? So warm?
Weiters, Christian, kipp bitte hinten das Fenster da draußen. Dann zieht es nicht, und trotzdem kommt hoffentlich ein bisschen frische Luft herein. Obwohl wir abdrehen, steigt die Körpertemperatur so stark an – das ist ein Wahnsinn.
Das Herz als physisches Organ und seine Bedeutung
Was ist eigentlich das Herz? Zum einen wissen wir, dass das Herz aus quergestreifter Muskulatur besteht. Wir haben ja genügend Krankenschwestern, die das bestätigen können. Es pumpt jeden Tag vier bis zwölf Liter Blut durch unseren Körper – oder anders gesagt, jede Minute vier bis zwölf Liter. Das ist ein Wahnsinn, und das über einen Zeitraum von 80 bis 100 Jahren.
Da denke ich oft: Das Herz hört nicht auf zu schlagen, bis man stirbt. Aber das passiert ständig. Es ist keine Überraschung, wenn morgen früh jemand tot im Bett liegt. Wisst ihr, was die wirkliche Überraschung ist? Dass wir am Morgen noch alle leben. Das sollte man wirklich mal bedenken.
Das Herz könnte ja auch einfach sagen: „Jetzt habe ich genug, hör auf!“ Doch es schlägt weiter und weiter und weiter. Das ist wirklich erstaunlich. Man muss auch sagen: Wenn jemand Selbstmord begeht – was eine traurige Sache ist – sind viele oft schockiert. Aber die größere Überraschung ist, warum die meisten Menschen überhaupt weiterleben wollen.
Viele Menschen leben gar nicht gerne, sie jammern nur. Sie sagen: „Alles ist nur schlecht.“ Da frage ich mich: Warum lebst du überhaupt noch? Warum ist das so? Das sollte uns eigentlich immer wieder neu überraschen.
So ist es auch mit unserem Herzen. Es überrascht uns immer wieder. Es ist ein erstaunliches Organ.
Das Herz als Zentrum des inneren Menschen
Aber wenn die Bibel vom Herz spricht, meint sie nicht diese faustgroße Pumpe. Stattdessen spricht sie vom inneren Menschen.
Es ist ja auch so: Wenn ein Bursche zu einem Mädchen sagt: „Ich liebe dich von ganzem Herzen“, meint er nicht „Ich liebe dich mit meiner Pumpe“, sondern er meint „Ich liebe dich mit meinem Herzen, mit meinem ganzen inneren Vermögen.“ Genau das ist gemeint, sagt man ja auch so.
Das Herz ist auch das Zentrum unseres Denkens. Schlagt mal Hebräer 4,12 auf. Bist du auch ein Schweizer? Schlag ruhig auf Hebräer 4,12 auf, das ist kein Problem.
Hebräer 4,12 verrät uns etwas über die Funktion unseres Herzens. Dort lesen wir: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam, schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringt bis zur Scheidung von Seele und Geist, Gelenken und Mark, und richtet sich auf die Gedanken und die Gesinnungen des Herzens.“
Unser Herz hat eine Gesinnung. Das heißt, unser Denken kommt von unserem Herzen, nicht nur vom Hirn, wie wir oft glauben.
In Matthäus 15,19 sagt Jesus: „Aus dem Herzen kommen böse Gedanken.“ Nicht aus dem Hirn, sondern aus dem Herzen.
Das bedeutet, das Herz ist das, was meine innere Haltung und meine Einstellung zum Leben ausmacht.
Die Bedeutung der Herzenshaltung für das Leben
Aber ich weiß nicht, wer von euch schon einmal von Blaise Pascal gehört hat. Sagt man das so? Der Franzose? Ich kann kein Französisch. Einen Satz kann ich: „Metelle Skisjolanej“ – das bedeutet „legt die Ski auf den Schnee“ –, aber sonst nichts. Das habe ich als Skilehrer gelernt.
Blaise Pascal hat mit 19 Jahren seine erste Rechenmaschine entwickelt. Er war ein kluger Kopf und hat auch das Pascalsche Gesetz entdeckt. Im Alter von 31 Jahren erlebte er eine Bekehrung zu Jesus.
Seine Erlebnisse als Christ hat er aufgeschrieben. Pascal wurde nur 39 Jahre alt und litt sein Leben lang unter starken Kopfschmerzen. Trotzdem hat er seine Gedanken in seinen Mantel eingenäht. Diese sogenannten Mantelgedanken wurden später in einem Werk zusammengefasst, das „Pensées“ heißt – auf Deutsch: Gedanken.
Dort steht ein Satz, den ich sehr liebe. Er schrieb: „Die Argumentation des Menschen kommt von seinem Herzen.“ Wie du argumentierst, kommt also nicht nur aus deinem Kopf, sondern vor allem aus deinem Herzen.
Darum ist viel wichtiger als die Information, die wir bekommen, die Einstellung – die innere Herzenshaltung, die ein Mensch zum Leben hat. Wir denken eben nicht nur mit unserem Verstand, sondern mit unserem Herzen und unserer Haltung.
Das kann ich euch ganz leicht beweisen: Ihr hört heute Abend alle genau dieselbe Information. Trotzdem geht fast jeder von euch mit einer anderen Meinung hinaus. Das liegt daran, dass ihr nicht nur mit eurem Gehirn denkt, sondern eure innere Haltung bestimmt, wie ihr das Gehörte aufnehmt.
Einfluss der Einstellung auf das Leben
Einer von Charles Windall – das habe ich vor Jahren gelesen, und es begleitet mich seitdem sehr. Das möchte ich euch vorlesen, weil es mir extrem gut gefällt.
Je länger ich lebe, desto mehr erkenne ich, welchen enormen Einfluss meine Einstellung auf das Leben hat. Die Einstellung zum Leben ist wichtiger als Tatsachen. Die innere Haltung ist wichtiger als die Vergangenheit, als unsere Ausbildung, als Geld, als Umstände, als Versagen, als Erfolg. Sie ist wichtiger als das, was andere Menschen denken, sagen oder tun.
Meine Haltung ist wichtiger als mein Auftreten, meine Gaben oder mein Können. Sie kann eine Firma, eine Gemeinde oder eine Familie aufbauen oder zerstören. Und das Bemerkenswerte daran ist, dass wir jeden Tag neu wählen können, welche Einstellung wir einnehmen.
Wir können weder die Vergangenheit ändern, noch können wir beeinflussen, wie sich andere Menschen verhalten werden. Das Unveränderbare können wir nicht verändern. Das Einzige, das wir tun können, ist die eine Seite zu spielen, die wir haben: unsere Einstellung.
Dann sagt er mir den Satz, den ich liebe: Ich bin überzeugt, dass das Leben zu zehn Prozent daraus besteht, was mir geschieht, und zu 90 Prozent daraus, wie ich darauf reagiere. Und genauso ist es auch in deinem Leben.
Wir sind verantwortlich für unsere Einstellung. Unsere Haltung bestimmt, wie wir leben – und das gilt bis zum Grab. Das hört nie auf.
Erfahrungen aus dem Glaubensleben und Herzprüfung
Das hat mir auch sehr gefallen. Vor zwei Monaten war ich in der Klostermühle, dem Fackelträgerzentrum in der Nähe von Koblenz. Es ist das erste seiner Art in Europa, nach Caponry Hall. War schon jemand von euch in der Klostermühle? Einige ja, super.
Dort ist auch jemand, den ihr kennt und der schon lange dort ist, nämlich Heiner Eberhard. Er arbeitet dort schon seit vierzig Jahren und feierte kürzlich sein vierzigjähriges Jubiläum. Im Herbst habe ich Heiner gefragt, wie es ihm nach so langer Zeit dort geht. Er antwortete: „Ja, vierzig Jahre – ich muss immer an die 40 Jahre Wüstenwanderung denken, die die Israeliten erlebt haben.“
Er bezog sich auf 5. Mose 8,2: „Du sollst an den Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich diese 40 Jahre in der Wüste hat wandern lassen, um dich zu prüfen und zu erkennen, was in deinem Herzen ist.“ Vierzig Jahre hat Gott die Israeliten geprüft, um zu sehen, was in ihrem Herzen ist.
Dann fragte ich Heiner, was er in all den Jahren über sein eigenes Herz herausgefunden hat. Seine Antwort hat mich sehr beeindruckt. Er sagte, früher dachte er, wenn er älter wird, würde er das Christenleben besser in den Griff bekommen. Doch er habe erkannt, dass die Abgründe seines Herzens viel tiefer sind, als er je gedacht hätte.
Gleichzeitig habe er auch erkannt, dass er viel mehr von Gott ergriffen ist, als er je erträumt hätte. Er bekommt das Christenleben also nicht vollständig in den Griff – und du auch nicht. Aber zu erkennen, dass Gott dich im Griff hat, trotz und gerade wegen all deiner Abgründe, das ist es, was das Herz wirklich verstehen soll.
Ehrlichkeit zu sich selbst als Grundlage für Glaubenswachstum
Und ich möchte heute über etwas sprechen, das ich „ehrlich sein uns selbst gegenüber“ nenne. Wenn wir wollen, dass wir im Glauben und im Leben mit Jesus gesund werden, dann müssen wir lernen, ehrlich zu sein. Das ist gar nicht so leicht.
Zum Beispiel jetzt während der WM kann ich euch ehrlich sagen: Da hätte ich am Dauer noch ein paar gute Geschäfte machen können. Nicht jedes Geschäft wäre moralisch ganz korrekt gewesen, aber es hätte sich zumindest finanziell gelohnt. Was tut man? Sagst du: „Ja, das tut ja sowieso jeder hier, warum nicht ich? Warum bin ich so blöd und tue es nicht?“ Oder lässt du die Frage auf dich wirken und bist ehrlich zu dir selbst?
Oder du bist im Streit mit jemandem und bittest eine Vertrauensperson um Rat. Doch eigentlich willst du gar keinen Rat, sondern nur bestätigt bekommen, dass du recht hast und der andere falsch liegt. Bin ich ehrlich zu mir selbst? Sage ich mir selbst die Wahrheit?
Warum sage ich das? Aus einem einfachen Grund: Ich kenne die meisten von euch gar nicht, aber eins weiß ich von dir: Wir alle sind Experten darin, uns selbst zu belügen. Da sind wir Weltmeister.
Wir reden uns ein, dass wir etwas brauchen, und kaufen es, obwohl wir es nicht brauchen und es uns gar nicht leisten können. Dann geraten wir in Stress mit Schulden, Krediten, Streitpotenzial zu Hause und so weiter.
Wir gehen eine Beziehung ein, obwohl wir eigentlich wissen, dass es nicht ganz klug ist. Aber wir tun es trotzdem. Und dann wird sie schwanger. Heiraten will man aber auch nicht. Jetzt kommt die Frage: Soll man das Kind abtreiben oder nicht?
Wir lassen uns auf ein Geschäft ein, obwohl wir wissen, dass es nicht hundertprozentig koscher ist, und wir tun es trotzdem. Dann kommt die unehrliche Geschäftsführung auf uns zu, und wir müssen immer mehr Lügen erzählen.
Warum tun wir so unkluge Dinge? Aus einem ganz einfachen Grund: Wir sind Weltmeister darin, uns selbst zu belügen.
Wir reden darüber, objektiv zu sein, aber Objektivität ist ein Mythos. Das ist nur Gott möglich, aber kein Mensch. Darum ist die Frage so entscheidend: Bin ich wirklich ehrlich mit mir selbst?
Die Herausforderung der Selbsttäuschung
Mit anderen Worten: Jeder sollte sich selbst prüfen. Warum kaufe ich dieses Auto? Den Audi Quattro sieht man jetzt überall. Kaufe ich ihn gern, obwohl ich das Geld eigentlich nicht habe? Warum tue ich das?
Vielleicht sage ich, ich brauche einen Allradantrieb, weil die Winter immer härter werden. Aber muss man ehrlich fragen: Ist das wirklich der wahre Grund für den Kauf? Ich habe nichts gegen große oder kleine Autos, aber warum kaufe ich es wirklich? Ehrlich sein.
Warum habe ich so zornig reagiert? Weil er im Unrecht ist und ich im Recht? Oder ist es nur mein Stolz, der verletzt ist? Und deshalb bin ich so zornig.
Ich habe heute meine Brille nicht dabei, aber bei mir ist es jetzt schön hell, das geht noch. Meine Frau sagt: „Warum setzt du deine Brille nicht auf? Du siehst doch eh nichts mehr.“ Dann sage ich: „Ja, ich habe sie vergessen, und sie passt mir nicht.“ Ehrlich?
Weißt du, warum ich sie nicht aufsetze? Weil ich eitel bin. Das ist der wahre Grund.
Der Grund, warum wir solche Fragen lieber vermeiden, ist: Wenn man ehrlich ist, überführt man sich selbst. Und das ist anfangs unangenehm. Man will es lieber gar nicht so genau wissen, was man wirklich denkt. Oft ist es bequemer, einfach „Schwamm drüber“ zu sagen – so, wie man bei uns sagt: „Das passt schon so.“
Unser Eingangsvers aus den Sprüchen sagt: „Mehr als alles behüte dein Herz.“ Wenn wir wollen, dass unser Herz behütet bleibt, müssen wir lernen, ehrlich zu sein. Bin ich wirklich ehrlich mit mir selbst?
Wenn ich nämlich nicht ehrlich bin und Halbwahrheiten erzähle, dann geschieht etwas mit meinem Herzen: Es wird hart. Mein Herz verhärtet sich.
Die Trügerischkeit des Herzens
Und was unser Herz anbelangt, befinden wir uns alle im selben Boot. Es ist völlig egal, wie alt du bist oder woher du kommst, niemand ist davor geschützt, dass sein Herz hart wird. Das ist ein Problem.
Wisst ihr, warum ich das weiß? Weil in Jeremia 17,9-10 diese bekannten Verse stehen. Wenn du die Bibel dabei hast, solltest du diese Verse unbedingt einrahmen. Dort lesen wir: „Trügerisch ist das Herz mehr als alles und unheilbar ist es.“ Wer kennt sich mit ihm aus? Weiter heißt es: „Ich, der Herr, bin es, der dein Herz erforscht.“
Unser Herz ist trügerisch mehr als alles und es ist unheilbar. Niemand kennt sich damit aus (Jeremia 17,9). Jeder Mensch – unsere Kinder und unsere Großmutter – hat ein trügerisches Herz. Niemand von uns ist in der Lage, sein Herz selbst zu heilen. Wir sind darauf angewiesen, dass Gott unser Herz heilt.
Interessant ist auch, dass Jeremia nicht schreibt: „Unser Herz ist unehrlich“, das steht da nicht. Sondern: „Unser Herz ist trügerisch.“ Wir alle haben Menschen getroffen, die lügen, und nach einer Minute weißt du, dass sie lügen. Das ist ganz offensichtlich. Aber trügerisch zu sein, ist etwas anderes.
Ein trügerischer Mensch ist jemand, der Wahrheit und Unwahrheit so vermischt, dass er eigentlich gar nicht merkt, dass er lügt. Er gibt so viel Wahrheit zur Unwahrheit dazu, dass er in der Lage ist, sich selbst und andere zu manipulieren. Wir sind sogar in der Lage, uns selbst zur Wahrheit so viel Unwahrheit dazuzutun und dabei zu glauben, dass das passt. So belügen wir uns selbst.
Die Herausforderung der Selbstreflexion
Wer kennt sich wirklich mit dem Herzen aus? Wenn wir ehrlich sind, ist das gar nicht so einfach. Besonders die Älteren unter uns blicken manchmal zurück und fragen sich: Warum war ich nur so unvernünftig? Warum habe ich jemals so eine dumme Entscheidung getroffen? Warum habe ich mich auf diese Person eingelassen? Ich kann es kaum glauben, das hätte ich doch kommen sehen müssen. Oder ich verstehe nicht, wie ich überhaupt in diese Situation geraten bin.
Willkommen im Club. Unser Herz ist trügerisch, und genau deshalb passieren uns solche Dinge. Wir alle kennen Menschen, die schöner, schneller, reicher oder bekannter sind als wir. Und manchmal sind wir schockiert, wenn jemand, der schneller, reicher oder schöner ist als wir, Entscheidungen trifft, die so dumm erscheinen. Wir denken dann: Wenn ich so viel Geld hätte wie der, dann bräuchte ich so etwas doch nicht.
Man fragt sich oft bei Politikern, die monatlich viel verdienen, warum sie trotzdem Geld unterschlagen. Da denke ich mir: Was tut der mit all dem Geld? Wenn ich mal so viel verdienen würde, bräuchte ich doch nichts mehr zu unterschlagen. Warum tut er es trotzdem? Oder man sagt: Wenn ich so bekannt wäre wie die, dann hätte ich das doch nicht nötig. Oder: Wenn ich so gut aussehen würde wie die, dann würde ich mich doch nie auf so jemanden einlassen.
Warum treffen solche Menschen so dumme Entscheidungen? Die Antwort ist ganz einfach: Ihr Herz ist genauso trügerisch wie deins. Die Bibel sagt das ganz klar: Unser Herz ist trügerisch, wir belügen uns selbst.
Das Interessante ist: Wenn andere Menschen sich selbst belügen, erkennen wir das relativ leicht und schnell. Meine Frau, Hannelore, hat da ein gutes Gespür. Wenn wir mit jemandem zusammensitzen, sagt sie hinterher oft zu mir: „Der lügt sich auch selbst in die Tasche.“ Oder: „Der lügt sich selber an.“
Bei den Kindern, wer von euch hat Kinder? Da merkt man das sofort. „Warum hast du dein Zimmer nicht aufgeräumt?“ – „Ich hatte keine Zeit, ich musste lernen.“ Und du weißt genau, dass das nicht stimmt. Der hat genug Zeit, der musste nichts lernen, der ist einfach faul. Aber wir lügen uns selbst an: „Ich habe keine Zeit, ich muss lernen, ich habe dies und das zu tun.“
Bei anderen erkennt man es relativ leicht, wenn sie sich anlügen, aber bei uns selbst ist das viel schwieriger. Es gibt einen Spruch, der lautet: Stolz sieht die Fehler bei anderen, aber nicht bei sich selbst. Und jeder in diesem Raum weiß genau, wovon ich rede. Da sitzt keiner, der sagt: „Der Hans Peter, keine Ahnung, wovon der heute redet, ich habe so etwas nie erlebt.“ Du weißt genau, wovon ich spreche.
Ich möchte dich heute einfach ermutigen: Sei ehrlich zu dir selbst. Du musst nicht ehrlich zu anderen sein, aber sei es wenigstens zu dir selbst.
Ehrlichkeit als Schlüssel zur Selbstbefreiung
Warum bist du ehrlich gesagt immer noch in der Firma, in der du bist? Warum bist du ständig am Dauernhof oder am Bodenseehof? Wenn ich Mitarbeiter frage, lautet die Antwort oft: „Weil es meine Berufung ist.“ Ist das wirklich der wahre Grund? Oder hast du vielleicht Angst, sonst nichts Besseres zu finden?
Der wahre Grund könnte Angst sein, warum du immer noch dort bist, wo du bist. Du kannst auch Leute fragen: „Warum baust du ein zweites Hotel? Du hast doch schon genug Probleme mit dem ersten.“ Die Antwort lautet oft: „Weil die Gewinnspanne besser ist und man nicht so viel Steuern zahlen muss.“ Aber ist das ehrlich? Wahrscheinlich willst du deinem Vater oder deinen Freunden beweisen, dass du etwas kannst. Vielleicht nehmen sie dich dann endlich ernst. Der wahre Grund dahinter ist oft ein Gefühl der Minderwertigkeit.
Oder warum hast du schon wieder ein neues Kleid gekauft? Die Antwort ist meistens: „Weil ich nichts mehr zum Anziehen habe.“ Aber ehrlich gesagt, vielleicht findest du dich selbst unattraktiv und kaufst deshalb immer wieder neue Kleidung.
Anfangs ist es immer bedrohlich, ehrlich zu sich selbst zu sein. Denn dann wird einem klar, dass man eine Lüge lebt. Aber es ist auch extrem befreiend, wenn man ehrlich zu sich selbst sagt: „Ja, so ist es, deshalb tue ich das.“ Das klingt nicht gut und sieht auch nicht schön aus, aber es ist ehrlich.
Nur wenn ich ehrlich werde, kann ich an den Punkt kommen, an dem ich nicht mehr von der Lüge bestimmt werde. Dann bin ich offen für die Liebe Gottes und kann sagen: „Herr Jesus, du kennst mein Herz. Ich bin ehrlich: Ich habe es getan, weil ich mich minderwertig fühle, unattraktiv oder aus anderen Gründen. Herr, ich brauche dich.“
Dann sage ich zu Jesus: „Danke, dass du mich liebst. Bitte arbeite an mir und komm in mein Leben.“ So wird das Christsein Realität – nicht nur nebenbei, weil man Christ ist, sondern aus tiefstem Herzen. Denn ich erkenne, wie ich in seiner Liebe angenommen bin, gerade weil ich ehrlich bin.
Jesus sagt: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Nur die Lüge bindet. Die Wahrheit ist anfangs bedrohlich, das stimmt, aber sie ist sehr befreiend.
Praktische Übung in Ehrlichkeit und Selbstreflexion
Etwas, das wir im Sommer machen, zumindest bei den längeren Freizeiten, bei Upward Bound – ich glaube, bei Aufwärts machen wir es auch noch –, ist ab und zu der „heiße Stuhl“ mit Mitarbeitern. Dabei sitzt eine Person in der Mitte eines Kreises. Alle anderen, die diese Person natürlich halbwegs gut kennen müssen, sitzen rundherum.
Jeder hat zwei Minuten Zeit, um der Person in der Mitte zu sagen, was bei ihr nicht gut ist. Anschließend hat jeder noch die Möglichkeit, eine Sache zu sagen, die er von der Person gelernt hat. Die Person in der Mitte hört einfach nur zu. Sie braucht sich nicht zu verteidigen oder etwas zu erwidern – nur zuhören.
Am Anfang, als ich das erste Mal dabei war, war ich echt nervös. Ich dachte, das sieht nicht gut aus, ich will das gar nicht hören. Aber wisst ihr, wie befreiend das ist? Ehrlich zu hören: „Aha, so komme ich rüber, so sieht mich der andere.“ Denn oft gibt es einen riesigen Unterschied zwischen dem, wie man selbst glaubt zu sein, und wie andere einen sehen.
Bei mir ist es zum Beispiel oft so: Ich denke mir, ich will einfach ein Freund sein, ich will dem anderen ein angenehmes Gefühl geben, und dann sagen mir andere: „Du bist so bedrohlich.“ Aber das muss einem mal jemand sagen, weil ich denke genau das Gegenteil von mir. Dann fragt man sich: Warum? Man kann sich natürlich nicht in der Persönlichkeit verbiegen, ich kann mich nicht verstellen. Aber es wird einem bewusst, warum andere so auf einen reagieren.
Man kann zumindest mal darüber nachdenken und fragen: Wie könnte ich es anders machen? Es ist eine gute Übung, mal einfach spazieren zu gehen mit Jesus und zu fragen: Was ist der wahre Grund, warum ich die Scheidung will? Warum denke ich überhaupt darüber nach? Was ist der wahre Grund? Oder: Warum will ich meinen Ehepartner nicht konfrontieren? Was ist der wahre Grund? Nicht das, was ich sonst so sage, sondern der wahre Grund.
Oder: Warum gehe ich nicht mehr in die Kirche? Warum gehst du nicht mehr in die Gemeinde? Jemand hat mal zum Pfarrer gesagt: „Ist dir aufgefallen, dass ich nicht mehr in die Kirche gehe?“ Der Pfarrer antwortete: „Ja, ist mir aufgefallen.“ Die Person fragte: „Willst du wissen, warum ich nicht mehr in die Kirche gehe?“ Der Pfarrer sagte: „Ja, sag es mir.“ Die Person antwortete: „Weil deine Kirche voller Heuchler ist.“ Daraufhin sagte der Pfarrer: „Das ist kein Problem, einen Platz haben wir noch. Du bist genauso ein Heuchler.“
Was ist also der wahre Grund, warum ich nicht mehr in die Gemeinde gehe? Einfach mal ehrlich sein. Nicht immer die Sätze zurechtlegen, die Gedanken, was man dem anderen sagen will. Und du musst, wie gesagt, dem anderen gar nicht ehrlich sein. Aber sei es mal zu dir selbst. Das ist unheimlich hilfreich.
Jesus liebt Ehrlichkeit und Sünder
Wisst ihr, was Jesus am meisten geliebt hat? Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit.
Welche Menschen können zu Jesus kommen? Das ist so schön in der Bibel beschrieben. Jesus ist nicht nur für Christen gestorben, auch nicht für Buddhisten, Hindus, Moslems oder Atheisten. Jesus ist nur für Sünder gestorben – und für sonst niemanden.
In 1. Timotheus 1,15 sagt Paulus: „Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert: Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu erretten, von denen ich der größte bin.“ Jesus kam für Sünder – und sonst für niemanden.
Wenn du kein Sünder bist, habe ich eine schlechte Nachricht: Du kannst nicht zu Jesus kommen, denn nur Sünder können zu Jesus kommen. Und das ist für mich eine gute Botschaft.
Beispiel des Pharisäers und Zöllners: Ehrlichkeit vor Gott
Im Matthäus- oder Lukas-Evangelium lesen wir zum Beispiel in Lukas Kapitel 18 die bekannte Geschichte vom Pharisäer und Zöllner im Tempel. Ich lese euch nur ein paar Verse vor: Lukas 18, Vers 9: „Er sprach aber auch zu einigen, die auf sich selbst vertrauten, das heißt, sie bauten auf sich selbst, dass sie gerecht seien, und verachteten die übrigen. Er erzählte ihnen dieses Gleichnis:“
Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, auch nicht wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal die Woche und gebe von allem, was ich erwerbe, den Zehnten.“
Der Zöllner aber stand weit entfernt und wollte nicht einmal die Augen zum Himmel erheben. Stattdessen schlug er sich an die Brust und sprach: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“
Ich sage euch, dieser Zöllner ging gerechtfertigt nach Hause, im Gegensatz zu jenem Pharisäer. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden. Wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Warum wurde der Zöllner gerechtfertigt? Nicht, weil sein Lebensstil so christlich war – daran könnte man vieles kritisieren. Aber eines hatte der Zöllner: Er war ehrlich. Er bat: „Sei mir Sünder gnädig.“ Er erkannte seine Not und seine Abhängigkeit von Gott.
Gott bewirkt dann auch etwas, eine Arbeit im Herzen der Menschen, auch in unserem Herzen. Deshalb ist es so wichtig, ehrlich zu sein.
Wir stehen immer wieder vor einer Weggabelung, an der wir uns entscheiden müssen: diesen Weg oder jenen. Frage dich selbst: Bin ich ehrlich? Warum gehe ich diesen Weg und nicht den anderen?
Die Gefahr der Menschenfurcht und die Freiheit der Gottesfurcht
Ein Vers aus Johannes 12 ist besonders bemerkenswert. Dort lesen wir über die führenden Männer zur Zeit Jesu, die religiöse Elite, die damals bekannt war. In Johannes 12,42 steht: Dennoch glaubten viele von den Obersten an Jesus. Doch wegen der Pharisäer bekannten sie ihn nicht, damit sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden.
Hier liegt der entscheidende Punkt: Sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott.
Wisst ihr, warum wir oft unehrlich sind und warum es mir oft schwerfällt? Weil ich immer darüber nachdenke, was Menschen von mir denken. In den Sprüchen steht ein Vers: Menschenfurcht stellt dir eine Falle. Wenn wir mehr darüber nachdenken, was Menschen von uns halten, dann ist die Gefahr groß, dass wir unehrlich werden.
Wenn ich aber damit beschäftigt bin, mich zu fragen: „Gott, was denkst du von mir? Wie kann ich dir gefallen, Gott?“, dann ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass ich ehrlich handle. Wen fürchte ich mehr, Gott oder Menschen?
Jemand hat es mal so schön gesagt: Ein Mensch, der Gott fürchtet, muss keine Menschen mehr fürchten.
Wir werden es, glaube ich, nie ganz schaffen, vollständig frei von Menschenfurcht zu sein. Eine gewisse Menschenfurcht bleibt uns, zumindest glaube ich das. Wenn jemand komplett frei davon ist, dann muss ich ihn bewundern – Hut ab! Aber ich weiß nicht, ob ich schon jemanden getroffen habe.
Doch es kann viel, viel besser werden. Wir müssen uns nicht vom Denken der Menschen bestimmen lassen, wenn wir Gott fürchten und ihn lieben.
Und ja, das ist die Botschaft: Die Wahrheit macht uns frei, nicht die Lüge. Darum ist es vielleicht sogar nützlich, den heutigen Abend zu nutzen, um zu sagen: Herr, ich will ehrlich sein vor Dir und zu mir selbst. Warum tue ich, was ich tue? So kann ich vor ihn kommen.
Schlussgebet und Segenswunsch
Ich möchte noch beten:
Lieber Vater, ich danke Dir so sehr, dass Du für Sünder gestorben bist, auferstanden bist und lebst. Danke, dass Du gekommen bist, um Sünder zu retten – von denen Paulus sagt, er sei der größte. Dann bin auch ich dabei, Herr, und dafür danke ich Dir.
Danke, dass ich vor Dir immer ehrlich sein kann. Ich bete, Herr, um die Gnade, dass ich auch zu mir selbst ehrlich bin. Wir wissen, unser Herz ist so trügerisch. So leicht fallen wir hinein, uns selbst zu belügen.
Herr, danke, dass Du uns vergibst. Danke, dass Du uns liebst in all dem. Doch gleichzeitig müssen wir unser Leben nicht von der Lüge bestimmen lassen, sondern Dein Wort gilt – das die Wahrheit uns frei macht.
So wollen wir uns immer wieder an Dich wenden, von Dir lernen – von Deiner unbedingten Liebe, von Deiner Gerechtigkeit, Deiner Geradheit. Wir wollen lernen, Dich mehr zu fürchten als die Menschen und mehr darauf zu achten, was Du denkst, als immer darauf zu schauen, was der andere denkt.
Herr, schenk uns die Gnade, dass wir so leben lernen dürfen und es jeden Tag neu lernen, jeden Tag neu vor Dich treten und ehrlich sind.
Danke, Herr, für diese Woche. Segne die Leute hier, Herr, und mach sie zum Segen für viele andere.
Amen.
