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1. Samuel 17, 45-46

29.06.19801. Samuel 17,45-46

Wie? Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Unsere Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde geschaffen hat.

Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.

Wir wollen beten.

Dankbarkeit für Gottes Lastentragen und Bitte um Mittragen

Herr, zuallererst danken wir dir dafür, dass du unsere Lasten getragen hast. Wir danken dir, dass wir alle unsere Sorgen auf dich werfen dürfen und wissen können, dass du mittendrin bist in den Nöten, die uns bedrängen.

Wir danken dir, dass keine Anfechtung dir fremd ist und dass alle Schuldverstrickungen von dir getragen werden.

Dann bitte wir dich: Befähige uns auch, mitzutragen und Lasten übernehmen zu können. Gib uns Teil an deiner Barmherzigkeit!

Wir beten weiter in der Stille, dass wir brauchbare Werkzeuge zum Dienst in dieser Welt sind. Amen.

Geistlicher Kampf und die Waffenrüstung Gottes

Wir hören ein Wort aus der Bibel. Im sechsten Kapitel des Epheserbriefes schreibt Paulus:

Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.

Darum ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag Widerstand leisten und alles Wohl ausrichten sowie das Feld behalten könnt.

So steht nun umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit. An den Beinen seid ihr gestiefelt, bereit, das Evangelium des Friedens zu verkünden.

Vor allem aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt. Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg.

Die Geschichte von David und Goliath als Bild für den geistlichen Kampf

Wir sprechen über Worte aus der Geschichte des Königs David, heute aus 1. Samuel 17, der bekannten Geschichte von David und Goliath. Einige Verse werden ausgewählt.

David sprach zu dem Philister, zu Goliath. Sie standen sich gegenüber. David sagte: „Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß. Ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, den du verhöhnt hast.“

David fuhr fort: „Heute wird der Herr dich in meine Hand geben, damit die ganze Welt erkennt, dass Israel einen Gott hat. Und damit die ganze Gemeinde erkennt, dass der Herr nicht durch Schwert oder Spieß hilft.“

Reflexion über Krieg im Alten Testament und die Veränderung durch Jesus

Sie wissen, dass im Alten Testament häufig von den Kriegen des Volkes Gottes die Rede ist. Dabei geht es zum Teil ziemlich blutrünstig zu, wie auch in unserer Geschichte. Zum guten oder bösen Schluss haut David dem Goliath den Kopf ab.

Wenn man solche Geschichten im Alten Testament liest, fragt man sich gelegentlich, ob das im neudestamentlichen Sinne überhaupt christlich ist. Entspricht das Jesus? Kann man das mit Jesus vereinbaren?

Man sollte sich dem nicht nähern, ohne vorher klarzumachen, dass sich seitdem Entscheidendes verändert hat. Nicht, dass die Welt menschlicher geworden wäre – das wäre ja zum Lachen. Die Welt ist nicht menschlicher geworden, sie ist höchstens brutaler geworden.

Aber der gekreuzigte Jesus hat in seinem Leidenskampf bis hin zum Kreuz ein für alle Mal die Frontlinie verlegt. Im Namen Jesu kann man nie mehr gegen irgendwelche Menschen kämpfen. Man kann im Namen Jesu nur noch um Menschen kämpfen.

Der Kampf geht nicht mehr, nachdem Jesus gestorben ist, gegen Goliath, sondern um Goliath. Goliath bekommt nicht mehr den Kopf abgeschlagen, sondern er bekommt das Herz abgewonnen.

Da hat Jesus ein für alle Mal die Front verrückt mit dem Satz: „Du sollst deine Feinde lieben. Betet für die, die euch verfolgen und verfluchen.“

Der fortdauernde Kampf gegen den Feind Gottes

Auf der anderen Seite geht der Kampf gegen den Feind Gottes weiter. Christsein kann sehr wohl als Leben in einem dauernden Kampf mit dem Feind Gottes bestimmt werden. Ich habe vorhin den Abschnitt aus dem Epheserbrief gelesen, in dem Paulus deutlich macht, wo die Fronten verlaufen. Er sagt ganz klar: Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit den Mächten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis herrschen, den dämonischen Mächten.

Die Frontlinie verläuft in der Auseinandersetzung mit der Großmacht Sünde und mit der satanischen Zerstörungsmacht. Aus der Geschichte von David und seinem Kampf gegen Goliath können wir entscheidende Dinge lernen für den stetigen Kampf, den Christsein bedeutet – den Kampf mit dem Feind Gottes. Wir wollen den Text und die Predigt deshalb mit dem Titel „Leben im Kampf“ überschreiben und aus den vorhin vorgelesenen Versen einige Gesichtspunkte gewinnen.

Zunächst wollen wir uns klar machen, dass es eine kampfentscheidende Frage gibt. David stellt in der Gegenüberstellung mit Goliath eigentlich unvergleichliche Dinge gegenüber. Er sagt: „Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Spieß.“ Man erwartet jetzt eigentlich logisch, dass er dagegen setzt, mit welchen Waffen er denn kommt. Aber da heißt es dann: „Ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth.“

Die entscheidende Frage, die den Kampf entscheidet, ist nicht, wie du bewaffnet bist, welche Kräfte du hast oder welche Möglichkeiten. Die entscheidende Frage lautet vielmehr: In wessen Namen, in wessen Auftrag leben und kämpfen wir? David stützt seine Gewissheit, seine Siegeszuversicht nicht auf die Möglichkeiten, die er hat. Das könnte man ja nach Kenntnis der Geschichte auch sagen. So grobige, dicke Waffen und so pfiffig, wie der Hirtenjunge ist, hat er eben nur eine Schleuder, und ehe er sich versieht, ist er fertig gemacht. Die Taktik ist überlegen, und darum geht es hier nicht.

Gegen die Übermacht der Feindeswaffen setzt David die Gewissheit: Ich komme im Namen des lebendigen Gottes! Er ist sich sicher, dass das, was er hier tut, was er hier durchkämpfen muss, nicht in eigener Sache geschieht und dass Gott deshalb für ihn gerade stehen wird. Hier haben wir Entscheidendes zu lernen.

Die kampfentscheidende Frage lautet: In wessen Namen, in wessen Auftrag leben und kämpfen wir? Die Wege, die wir gehen, in wessen Auftrag gehen wir sie? Sind wir uns darüber klar? Haben wir Gott gefragt, was zu tun ist, wie wir leben sollen? All die Aktivitäten, in denen wir die Kraft unseres Lebens verzehren, in wessen Namen geschehen sie? In wessen Auftrag sind wir in Aktion?

Ich denke, wir müssen hier sorgfältig aufpassen, dass wir die Dinge nicht verdrehen. Das passiert uns ganz schnell unter der Hand. Wir machen die Pläne, starten die Aktionen und erwarten dann, dass Gott gnädig segnet, was wir planen und tun. Diese Verfahrensweise macht Menschen, die mit Gott angefangen haben zu leben, fast notwendigerweise zu Atheisten. Sie führt uns ins Schweigen Gottes.

Wir machen die Politik, sagen, was wir tun, planen beruflich, familiär, finanziell und überhaupt in unserem Leben. Wir planen und bitten Gott um seinen Segen und wundern uns, dass wir dann in eine Lebenssituation hineingeraten, in der Gott mehr und mehr schweigt. Da ist nichts mehr zu sagen für ihn. Gott lässt sich nicht zum Mitläufer machen. Schon gar nicht zum Nachläufer, zum segnenden Nachläufer.

Dann stehen wir da und sagen: Ja, warum ist jetzt Gottes Wirklichkeit nicht da? Warum ist so wenig Sieg da? Es gibt noch Plätze für euch hier, kommt fröhlich an, kommt, soll keiner Hunger leiden oder erfrieren, stehen und Unfall. Gut, wenn ihr so früh aufgemacht habt, herzlich willkommen. Wir sind mittendrin, ihr kommt rein, wir sind bei David, und bei David und Goliath geht die Schwerklopperei los vielleicht.

Die Frage ist bitte nicht, wo ist in unserem Leben, in den vielfachen Aktivitäten, die wir da so angezettelt haben, der Segen und die greifbare Wirklichkeit und die Hilfe Gottes, sondern die Frage lautet: In wessen Namen leben wir? Haben wir gefragt, in wessen Auftrag wir leben? Haben wir gefragt, was wir tun sollen?

Ich sage, das ist ein bisschen überspitzt, aber ich stehe dazu: Eine Lebensführung, eine christliche Lebensführung, in der wir nicht fragen: Herr, was sollen wir tun? In der wir nicht zur zentralen Frage machen, in wessen Auftrag, in wessen Namen wir handeln, führt uns fast zwangsläufig in den Atheismus, in das Leben ohne erfahrbare Gotteswirklichkeit. Gott schweigt, wo wir eigene Wege gehen.

Das ist das Elend des Volkes Gottes zur Zeit Davids. Es ist mutlos geworden, es kann der Herausforderung durch die Philister nicht standhalten, weil es sich nicht im Klaren ist, was hier im Namen Gottes zu tun ist und was nicht. Es ist sich über die Aufträge Gottes nicht klar. Es war nicht nach unserem Willen gebracht.

Hier sind ganz, ganz entscheidende Weichenstellungen. Das gilt jetzt für alle Lebensbereiche. Es gilt für den Bereich des Berufes und der Familie. Es gilt für Freundschaften, die junge Leute miteinander schließen, wo Weichen gestellt werden. Worauf lässt man sich ein? Lässt man das alles so emotional einfach ins Kraut schießen? Ist das, was so über einen kommt an Bedürfnis und Neigung, schon von Gottes Willen bestimmt?

Das, was sich beruflich an Karriere so nahelegt und was finanziell Früchte sind, die zum Reifen sind – ist das alles so selbstverständlich Gottes Auftrag? Wer sagt uns das? Wer fragt danach? Wenn wir im eigenen Namen leben, wenn wir selbst die Pläne machen, wenn wir uns selbst die Aufträge erteilen, haben wir allemal schon verloren.

Die kampfentscheidende Frage heißt nicht, aus welchen Kräften oder mit welchen Waffen und Möglichkeiten wir das Leben angehen, sondern: In welchem Namen lebe ich? Unter welchem Kommando stehe ich? In welchem Auftrag arbeite ich?

Die strahlende Gewissheit Davids, die sich hier ausdrückt: „Du kommst zu mir mit deinen schweren Waffen, ich aber komme zu dir im Namen, im Auftrag Jachweis, des lebendigen Gottes.“ Das ist das Geheimnis des siegreichen Lebens, des Teilhabens am Sieg des gekreuzigten und auferstandenen Jesus: Dass ich weiß, in seinem Namen tue ich es!

Das ist die erste, die kampfentscheidende Frage.

Nun müssen wir zweitens über die außenpolitische Wirkung sprechen, über die Wirkung nach außen. Den Text noch einmal lesen: „Ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, den du verhöhnt hast. Heute wird dich der Herr in meiner Hand geben.“

Jetzt kommt: „Damit alle Welt inne werde, dass Israel einen Gott hat.“ David kämpft nicht für sich. Menschen, die der Nachfolge Jesu kämpfen, kämpfen nicht für sich. Er kämpft eigentlich noch nicht einmal nur für das Volk Israel, für die Gemeinde Gottes. Es heißt hier: „Damit alle Welt inne werde, dass Israel einen Gott hat.“ Es ist im Grunde ein Kampf für alle Welt.

Sie sollen erkennen, sie sollen innehalten, sie sollen innerlich Halt machen, sie sollen kapieren, dass da ein lebendiger Gott ist. Diese Redeweise, dass Israel einen Gott hat, hört sich ganz merkwürdig an. Das ist so formuliert, als würde man sagen, wie jemand Geld hat. Ich habe einen Gott, ich habe Geld, ich habe Urlaub. Aber hat man Gott denn so, wie man Geld hat?

Es gehört zu den unerhörten Barmherzigkeitsdaten Gottes, dass er sich nicht zu schade ist, so von sich reden zu lassen. Er kommt in Jesus so herab in unsere Nähe. Jeder will so sehr unser Gott sein, wir dürfen so sehr sein Eigentum sein, dass man sich, wenn man ein Mann in der Nachfolge Jesu ist, leisten darf, wie David zu reden, dass Israel einen Gott hat.

Aber das darf jetzt nicht zu dem Missverständnis führen, als ob Gott das Mittel in der Hand der Christen wäre. Das Mittel in der Hand, das Werkzeug oder die Waffe, die wir führen – Gott ist nicht ein Mittel, Gott ist nicht ein Instrument, eine Waffe, ein Werkzeug. Er ist der Herr.

Merkwürdigerweise wird seine Herrschaft und seine Siegeskraft dort am allerdeutlichsten, wo auf der menschlichen Seite eine ganz große und trübe Schwachheit sich ausbreitet. David ist das beste Beispiel. An David kann es nicht liegen, dass Israel diesen Kampf gewinnt. An David kann es nicht liegen, er ist zu jung, zu unfähig, zu unerfahren, zu schwach und schlecht gerüstet. An ihm kann es nicht liegen.

Gott wählt sich die Schwäche, die Ohnmacht in Person, um durch dieses Gefäß der Schwäche unmissverständlich und unverwechselbar seine Stärke und die Macht seiner Herrschaft deutlich zu machen. So ist es immer gewesen.

An Paulus kann es nicht liegen, diesem kranken, gequälten Mann, dem man wiederholt die Knochen zerschlagen hat, den Schädel bei einer Steinigung zertrümmert hat, der sich durch Europa schleppt mit einem Leib, der geschunden ist, der leidet unter diesem körperlichen Notstand, so dass er eines Tages aufschreit: „Herr, befreie mich von diesem Pfahl im Fleisch und mach mich frei vom Satan!“

Eine gequälte, schwache, geschundene Kreatur, bei dessen Predigt die Leute einschlafen – so ist es in Troas geschehen, dass jemand aus dem Fenster gekippt ist. Über dessen Dienst die Korinther sich mokieren und sagen: „Apollos war noch ein strahlender Typ, eine dynamische Persönlichkeit, aber Paulus…“ An Paulus kann es nicht liegen.

Er ist es, der mit seinem Leben auf eine geradezu schmerzliche Weise durchbuchstabieren muss, dass Gottes Kraft in den Schwachen mächtig ist.

„Dass Israel einen Gott hat“ – das soll alle Welt begreifen. Und Gott macht das deutlich, indem er schwache Gefäße nimmt, damit unverwechselbar ist, damit man nicht die Kraft des Menschen mit der Kraft Gottes verwechseln kann, die Wirklichkeit des Menschen mit der Wirklichkeit Gottes.

Deshalb nimmt Gott zerbrechliche Menschen. Es ist eine Sache seiner Ehre, dass er oft mit den Ohnmächtigen und Zerschlagenen, mit denen wir nicht mehr rechnen, seine entscheidenden Dinge tut. Er tut es am meisten, wenn wir uns als seine Mitarbeiter in uns selbst nicht stark und unternehmungslustig und überlegen fühlen, sondern in uns selbst angefochten, zerrissen, krank und schwach sind.

Dann hat Gottes Macht freie Bahn zu wirken und alle Welt kapieren zu lassen, dass Israel einen Gott hat. Dazu sind wir da, nicht wahr? Dazu sind Menschen auf der Welt da, dass wir alle miteinander auf irgendeine Weise Zeugen für den lebendigen Gott sind. Unser Leben soll die Wirklichkeit Gottes für unsere Umwelt widerspiegeln.

Die Frage, die sich hier anschließt, ist: Wie soll das denn passieren, wenn sich Leute Gottes nicht im Kampf im Auftrag Gottes wagen? Wie soll eine Umwelt erfahren, dass hier Siegesmacht ist, die über die Schwäche, Ohnmacht und Kümmerlichkeit des Menschen hinauswirkt, wenn die, die Jesus kennen, im Gehorsam nichts wagen? Nicht bereit sind, im Gehorsam zu arbeiten, im Gehorsam und in der Kraft des gekreuzigten Jesus vorwärts zu gehen, so dass sich Gottes Kraft auswirken und widerspiegeln kann, dass andere es begreifen.

Eins hat David unheimlich genervt. Das drückt sich hier in diesem Vers aus. Es hat ihn genervt, es hat ihn bedrückt, dass dieser Typ Goliath da stehen konnte und eine große Schnauze riskieren konnte und den lebendigen Gott Israels verhöhnen konnte.

„Ich komme im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, den du verhöhnt hast“, sagt er. Das hat ihn verwundet. Dass Menschen über Gott spotten können, dass sie tun können, als wäre Gott nichts, als könnte man Witze über ihn machen.

Ist es eigentlich das Kennzeichen unseres Lebens, dass wir empfindsam sind für den Zustand der Ehre Gottes in unserer Welt? David war da im Finstern. Er litt darunter, dass die Ehre Gottes mit Füßen getreten wurde. Das macht ihn krank.

Uns macht krank, wenn unser guter Ruf gefährdet ist, uns macht krank, wenn unser Selbstwertgefühl verunsichert wird. Wenn unsere Ehre geschmälert wird, dann sind wir wahnsinnig nervös. Da sind wir auch sehr empfindsam. Da registrieren wir jeden Angriff auf unsere Ehre, auf unser Ehrgefühl, auf unseren guten Ruf.

Da sind wir sehr bemüht, dass der gute Ruf erhalten bleibt, und wenn es in unserem Leben noch so kaputt und noch so schmutzig aussieht, verwenden wir die größte Kraft immer noch darauf, dass das Bild wenigstens nach außen stimmt. Wir sind also um unseren guten Ruf und unsere Ehre immer sehr bemüht.

Was ist das für eine kümmerliche Art und Weise zu leben! Was ist das für eine kümmerliche Art und Weise zu leben! Das Kennzeichen Davids – diese außenpolitische Perspektive, wie ich das mal nennen will – ist, dass es ihn bewegt, was alle Welt, ob sie nun von Gott Ahnung hat oder nicht, über Gott denkt.

Es trifft ihn, dass Gottes Ehre mit Füßen getreten wird, und sein Leben, sein Kampf und sein Wagen im Glauben, sein Lebenseinsatz dafür, soll daraufhin zielen, dass alle Welt begreift, dass Israel einen lebendigen Gott hat.

Wozu ist unser Leben da? Was sind die Hauptrichtlinien unseres Lebens? Dazu sind wir auf der Welt: dass unser Leben die Ehre Gottes darstellt, dass durch unser Leben anderen Menschen deutlich wird, dass Gottes Volk einen geoffenbarten, lebendigen Herrn hat, dass der Schöpfer Himmels und Erden sich im Gekreuzigten und Auferstandenen in unserer Mitte offenbart.

Das ist die außenpolitische Wirkung, außenpolitisch nach draußen, nicht wahr? Über die Grenzen des Volkes Gottes, der Gemeinde hinaus: Alle Welt, alle Welt soll kapieren, dass Israel einen Gott hat.

Dann gibt es das Dritte, jetzt eine innenpolitische Wirkung, nach innen für das Volk Gottes. Da heißt es: „Und damit die ganze Gemeinde inne werde, dass der Herr nicht durch Schwert oder Spieß hilft.“

Sehen Sie, die Geschichte von David und Goliath wird ja selbst von Christen, die die Bibel für das geoffenbarte Wort Gottes halten, nicht selten behandelt wie ein Märchen. Ich meine jetzt weniger theoretisch, als mehr praktisch.

Dass der Herr nicht durch Schwert oder Spieß hilft, da ist man verführt, zynisch zu werden und zu sagen: In der Tat. Und davon sind wir überzeugt: Das christliche Abendland wird nicht mit Schwert oder Spieß verteidigt, sondern mit Bomben, Raketen und Panzern.

Dass die Sanftmütigen das Erdreich besitzen sollen, das halten wir nach 2000 Jahren Christentum immer noch für eine Schwärmerei. Wir werden es vermutlich auch noch für eine Schwärmerei halten, wenn diese Welt untergeht im Atomchaos. Wir werden es auch dann noch dafür halten, offensichtlich.

Wir werden immer noch glauben, dass der Wahnsinn von Selbstzerstörung, von unkontrollierbaren Waffensystemen uns mehr Sicherheit gibt. Eines begreife ich, das möchte ich gerne in Klammern sagen: Eins begreife ich nie dabei. Woher nimmt ein Mensch, der die Bibel kennt, den Optimismus, Menschen zuzutrauen, mit diesen idiotischen Systemen vernünftig umgehen zu können?

Meine Bibel gibt dafür keinen Anhaltspunkt. Sie sagt, dass aus dem Herzen des Menschen böse Gedanken kommen: Mord! Und die Geschichte lehrt auch nichts anderes. Ich weiß nicht, woher Menschen den Optimismus nehmen zu glauben, es könnte der Mensch nach allem, was geschehen ist und was uns die Bibel sagt, in dieser Welt diese ungeheuerlichen Möglichkeiten in irgendeiner Weise vernünftig gebrauchen.

Eine Gemeinde, die nicht im Namen und Auftrag Jesu lebt und nicht zur Ehre Gottes lebt, wird scheinbar oder anscheinend, sagt man da wohl, zwangsläufig in die Not gedrängt, sich selber ängstlich sichern und verteidigen zu müssen. Sie ist dann sehr um ihre Erhaltung besorgt, sehr um die Bestandswahrung und lebt defensiv in Verteidigungshaltung.

Wir sagten, wir lernen hier eine Menge für unseren Kampf. Von David müssen wir innenpolitisch lernen, für unser geistliches Leben, für das Leben des Volkes Gottes innenpolitisch lernen, dass unsere eigenen Mittel, unsere eigenen Waffen nie angemessen sind.

Unser Geld reicht nicht aus, um der Not dieser Welt zu begegnen, weil Geld nicht ausreicht – auch wenn wir es massenweise haben. Es gibt zu viele Probleme, die man mit Geld nicht lösen kann. Unsere Klugheit reicht nicht aus, unser Einfluss reicht nicht aus, die Weltprobleme sind zu groß: der Hunger, die Ungerechtigkeit, die Mordwaffen, die Riesenarmeen, die Foltermethoden – das ist alles Überforderung, und keiner kann daran etwas ändern.

Wer nicht mit der Wirklichkeit Jesu rechnet, kann da nur resignieren. Wer von der Wirklichkeit Jesu lebt, der lernt von David, dass es prinzipiell so ist im Kampf der Gemeinde Jesu mit den Mächten dieser Welt: dass wir unseren Kampf mit ungeeigneten, nicht angemessenen Waffen führen müssen.

Wir haben immer nur eine Schleuder gegen die Schwerbewaffnung. Wir haben prinzipiell unangemessene Waffen, was uns selber angeht. Unsere Mittel reichen prinzipiell, wenn wir sie betrachten, nicht aus.

Deshalb fangen viele gar nicht erst an, überhaupt etwas zu tun. Sie wollen sagen: Ich kann ja gar nichts tun, es lohnt ja gar nicht.

Unsere Hoffnung ist, dass wir mehr und mehr lernen, dass der lebendige Herr es sich zur Ehre anrechnet, durch unzureichende Mittel und Waffen seinen Sieg durchzukämpfen, seine Überlegenheit zu beweisen. Er sucht Menschen, die sich auf diese Art und Weise in den Kampf ziehen lassen.

Mit Waffen der Liebe, mit Waffen des Friedens, mit Waffen der Wehrlosigkeit, mit Waffen des Opfers, mit Waffen des Leidens, mit Waffen des einladenden Wortes, mit Waffen der helfenden Tat, mit Waffen des Tränenabwischens und des Hungerstillens – mit all diesen unangemessenen, verachteten Waffen, wo alle sagen, es ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Mit diesen Mitteln teilzuhaben an Gottes Sieg.

Hören wir auf, die Waffen, Werkzeuge und Mittel zu prüfen, ob sie uns zum Sieg helfen können. Fangen wir neu an, zur Kenntnis zu nehmen, dass wir einem Herrn angehören, der seinen Sieg am Kreuz durch Sterben erkämpft hat, der aus dem Grab auferstanden ist und der das letzte Wort der Weltgeschichte hat.

Da nimmt keiner, weder im Osten noch im Westen, noch im Norden oder Süden, etwas von weg. Und zu diesem Herrn gehören wir.

Dass die innenpolitische Wirkung eintritt – und gebe Gott, dass die Lektion, die David uns erteilt, verstanden und gelernt wird: dass wir neu in Anspruch nehmen, wer dieser Herr wirklich ist, dass wir im Gehorsam und im Vertrauen etwas wagen mit den unzureichenden Mitteln und Waffen, mit der Schwäche des Menschlichen, in der Siegeskraft des Auferstandenen.

Wir wollen beten: Herr, wir bitten dich um Verzeihung, dass wir deine Ehre in dieser Welt oft selbst in den Dreck gestoßen haben, dass wir für unsere eigene Ehre gelebt haben und anderen Zielen verschrieben waren als deinem Namen Ehre zu machen. Richte unser Leben neu auf dich aus!

Mutlosigkeit und Unklarheit über Gottes Auftrag

Das ist das Elend des Volkes Gottes zur Zeit Davids. Es ist mutlos geworden und kann der Herausforderung durch die Philister nicht standhalten, weil es sich nicht im Klaren ist, was hier im Namen Gottes zu tun ist und was nicht. Es ist sich über die Aufträge Gottes nicht klar.

Es wurde nicht nach unserem Willen gebracht. Hier sind ganz entscheidende Weichenstellungen zu treffen. Das gilt jetzt für alle Lebensbereiche: für den Beruf, die Familie und auch für Freundschaften, die junge Leute miteinander schließen. Es geht darum, wo Weichen gestellt werden und worauf man sich einlässt. Lässt man das alles einfach nur emotional ins Kraut schießen? Ist das, was so über einen kommt, an Bedürfnissen und Neigungen, schon von Gottes Willen bestimmt?

Auch im Beruflichen: Die Karriere, die sich so nahelegt, und die finanziellen Früchte, die zum Reifen sind – ist das alles selbstverständlich Gottes Auftrag? Wer sagt uns das? Wer fragt danach?

Wenn wir im eigenen Namen leben, wenn wir selbst Pläne machen und uns selbst Aufträge erteilen, haben wir schon verloren. Die kampfentscheidende Frage lautet nicht, mit welchen Kräften, Waffen oder Möglichkeiten wir das Leben angehen. Vielmehr ist die entscheidende Frage: In welchem Namen lebe ich, unter welchem Kommando stehe ich, in welchem Auftrag arbeite ich?

Die strahlende Gewissheit Davids, die sich hier ausdrückt, lautet: Du kommst zu mir mit deinen schweren Waffen, ich aber komme zu dir im Namen, im Auftrag Jachweis, des lebendigen Gottes.

Das ist das Geheimnis des siegreichen Lebens und des Teilhabens am Sieg des gekreuzigten und auferstandenen Jesus: Ich weiß, in seinem Namen tue ich es!

Die aussenpolitische Wirkung des Kampfes

Das Erste: die kampfentscheidende Frage

Nun müssen wir zweitens über die außenpolitische Wirkung sprechen, über die außenpolitische Wirkung. Den Text noch einmal lesen:

„Ich aber komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, den du verhöhnt hast. Heute wird dich der Herr in meiner Hand geben.“

Jetzt kommt der Satz: „Damit alle Welt inne werde, dass Israel einen Gott hat.“ David kämpft nicht für sich. Menschen, die der Nachfolge Jesu kämpfen, kämpfen nicht für sich. Er kämpft eigentlich noch nicht einmal nur für das Volk Israel, für die Gemeinde Gottes. Es heißt hier: „damit alle Welt inne werde, dass Israel einen Gott hat.“ Es ist im Grunde ein Kampf für alle Welt.

Sie sollen erkennen, sie sollen innehalten, sie sollen innerlich Halt machen, sie sollen kapieren, dass da ein lebendiger Gott ist. Diese Redeweise, dass Israel einen Gott hat, hört sich ganz merkwürdig an. Das ist so formuliert, als würde man sagen, jemand habe Geld. „Ich habe einen Gott, ich habe Geld, ich habe Urlaub.“ Aber hat man Gott wie Geld? Gehört Gott zu den Dingen, die man besitzt? Es gehört zu den unerhörten Barmherzigkeitsdaten Gottes, dass er sich nicht zu schade ist, so von sich reden zu lassen.

Er kommt in Jesus so herab in unsere Nähe. Jeder will so sehr unser Gott sein, wir dürfen so sehr sein Eigentum sein, dass man sich, wenn man ein Mann in der Nachfolge Jesu ist, leisten darf, wie David zu reden: „Israel hat einen Gott.“ Aber das darf jetzt nicht zu dem Missverständnis führen, als ob Gott das Mittel in der Hand der Christen wäre.

Gott ist nicht ein Mittel, Gott ist nicht ein Instrument, eine Waffe, ein Werkzeug. Er ist der Herr. Und merkwürdigerweise wird seine Herrschaft und seine Siegeskraft dort am allerdeutlichsten, wo auf der menschlichen Seite eine ganz, ganz große und trübe Schwachheit sich ausbreitet.

David ist das beste Beispiel. An David kann es nicht liegen, dass Israel diesen Kampf gewinnt. An David kann es nicht liegen. Er ist zu jung, zu unfähig, zu unerfahren, zu schwach und schlecht gerüstet. An ihm kann es nicht liegen.

Gott wählt sich die Schwäche, die Ohnmacht in Person, um durch dieses Gefäß der Schwäche unmissverständlich und unverwechselbar seine Stärke und die Macht seiner Herrschaft deutlich zu machen. So ist es immer gewesen.

Am Paulus kann es nicht liegen. Diesem kranken, gequälten Mann, dem man wiederholt die Knochen zerschlagen hat, den Schädel zertrümmert hat bei einer Steinigung, der sich durch Europa schleppt mit einem Leib, der geschunden ist, der leidet unter diesem körperlichen Leiden, so dass er eines Tages aufschreit: „Herr, befreie mich von diesem Pfahl im Fleisch und mach mich frei des Satans Engel, die mich schlecht mit Fäusten schlagen.“

Eine gequälte, schwache, geschundene Kreatur, bei dessen Predigt die Leute einschlafen, so ist es in Troas geschehen, und manche sind sogar aus dem Fenster gekippt. Über dessen Dienst die Korinther sich mokieren und sagen: „Apollos war noch ein strahlender Typ, eine dynamische Persönlichkeit, aber Paulus...“ An Paulus kann es nicht liegen.

Und er ist es, der mit seinem Leben auf eine geradezu schmerzliche Weise durchbuchstabieren muss, dass Gottes Kraft in den Schwachen mächtig ist. Dass Israel einen Gott hat, soll alle Welt begreifen. Und Gott macht das deutlich, indem er schwache Gefäße nimmt, damit es unverwechselbar ist. Damit man nicht die Kraft des Menschen mit der Kraft Gottes verwechseln kann, die Wirklichkeit des Menschen mit der Wirklichkeit Gottes.

Deshalb nimmt Gott zerbrechliche Menschen. Und es ist eine Sache seiner Ehre, dass er oft mit den Ohnmächtigen und Zerschlagenen, mit denen wir nicht mehr rechnen, seine entscheidenden Dinge tut. Er tut es am meisten, wenn wir uns als seine Mitarbeiter in uns selber nicht stark, unternehmungslustig und überlegen fühlen, sondern in uns selber angefochten, zerrissen, krank und schwach sind.

Dann hat Gottes machtfreie Bahn, zu wirken und alle Welt kapieren zu lassen, dass Israel einen Gott hat.

Aber dazu sind wir da, nicht? Dazu sind Menschen auf der Welt, dass wir alle miteinander auf irgendeine Weise Zeugen für den lebendigen Gott sein sollten. Unser Leben soll die Wirklichkeit Gottes für unsere Umwelt widerspiegeln.

Die Bedeutung des Glaubenskampfes für Gottes Ehre

Die Frage, die sich hier anschließt, lautet: Wie soll das denn geschehen, wenn sich Menschen, die Gott kennen, nicht im Auftrag Gottes in den Kampf wagen? Wie soll eine Umwelt erfahren, dass hier eine Siegesmacht wirkt, die über die Schwäche, Ohnmacht und Kümmerlichkeit des Menschen hinausgeht, wenn diejenigen, die Jesus kennen, im Gehorsam nichts wagen?

Wenn sie nicht bereit sind, im Gehorsam zu arbeiten und in der Kraft des gekreuzigten Jesus voranzugehen, kann sich Gottes Kraft nicht auswirken oder widerspiegeln, sodass andere sie begreifen.

Eines hat David unheimlich genervt. Das drückt sich in diesem Vers aus. Es hat ihn bedrückt, dass dieser Typ Goliath einfach da stehen konnte, eine große Schnauze riskierte und den lebendigen Gott Israels verhöhnte.

David sagt: „Ich komme im Namen des Herrn Zebaoth, des Gottes des Heeres Israels, den du verhöhnt hast.“ Das hat ihn verwundet. Dass Menschen über Gott spotten können, als wäre Gott nichts, und Witze über ihn machen können, hat ihn tief getroffen.

Ist es eigentlich das Kennzeichen unseres Lebens, dass wir empfindsam sind für den Zustand der Ehre Gottes in unserer Welt? David war in der Finsternis. Er litt darunter, dass die Ehre Gottes mit Füßen getreten wurde. Das machte ihn krank.

Uns macht es ebenfalls krank, wenn unser guter Ruf gefährdet ist, wenn unser Selbstwertgefühl verunsichert wird. Wenn unsere Ehre geschmälert wird, werden wir wahnsinnig nervös.

Wir sind sehr empfindsam und registrieren jeden Angriff auf unsere Ehre, auf unser Ehrgefühl und auf unseren guten Ruf. Wir bemühen uns sehr darum, dass der gute Ruf erhalten bleibt – selbst wenn unser Leben noch so kaputt und schmutzig aussieht.

Die größte Kraft verwenden wir immer noch darauf, dass das Bild wenigstens nach außen stimmt. Wir sind also um unseren guten Ruf und unsere Ehre stets sehr bemüht.

Was ist das für eine kümmerliche Art zu leben? Was ist das für eine kümmerliche Art zu leben? Das ist das Kennzeichen Davids.

Die innenpolitische Wirkung: Die Gemeinde und der wahre Schutz

Diese außenpolitische Perspektive, wie ich sie nennen möchte, bewegt ihn. Es bewegt ihn, was die ganze Welt über Gott denkt – unabhängig davon, ob die Menschen von Gott Ahnung haben oder nicht. Es trifft ihn tief, dass Gottes Ehre mit Füßen getreten wird.

Sein Leben, sein Kampf und sein Einsatz im Glauben sollen darauf ausgerichtet sein, dass alle Welt begreift, dass Israel eine lebendige Gottheit hat. Wozu ist unser Leben da? Was sind die Hauptrichtlinien unseres Lebens? Wir sind auf der Welt, damit unser Leben die Ehre Gottes darstellt. Durch unser Leben soll anderen Menschen deutlich werden, dass Gottes Volk einen geoffenbarten, lebendigen Herrn hat. Dass der Schöpfer Himmels und Erden sich im Gekreuzigten und Auferstandenen in unserer Mitte offenbart.

Das ist die außenpolitische Wirkung – eine Wirkung nach außen, über die Grenzen des Volkes Gottes, der Gemeinde hinaus. Alle Welt soll kapieren, dass Israel einen Gott hat.

Dann gibt es als drittes eine innenpolitische Wirkung, eine Wirkung nach innen für das Volk Gottes. Da heißt es: „Und damit die ganze Gemeinde inne werde, dass der Herr nicht durch Schwert oder Spieß hilft.“ Sehen Sie, die Geschichte von David und Goliath wird ja selbst von Christen, die die Bibel für das geoffenbarte Wort Gottes halten, nicht selten behandelt wie ein Märchen. Ich meine das weniger theoretisch, sondern mehr praktisch.

Dass der Herr nicht durch Schwert oder Spieß hilft, verführt manche dazu, zynisch zu werden und zu sagen: „In der Tat!“ Davon sind wir überzeugt. Das christliche Abendland wird nicht mit Schwert oder Spieß verteidigt, sondern mit Bomben, Raketen und Panzern. Und dass die Sanftmütigen das Erdreich besitzen sollen, halten wir nach 2000 Jahren Christentum immer noch für eine Schwärmerei. Wir werden es vermutlich auch noch für eine Schwärmerei halten, wenn diese Welt im Atomchaos untergeht. Offensichtlich werden wir auch dann noch glauben, dass der Wahnsinn von Selbstzerstörung und unkontrollierbaren Waffensystemen uns mehr Sicherheit gibt.

Eines begreife ich – das möchte ich gerne in Klammern sagen – eins begreife ich nie: Woher nimmt ein Mensch, der die Bibel kennt, den Optimismus, Menschen zuzutrauen, mit diesen idiotischen Systemen vernünftig umgehen zu können? Meine Bibel gibt dafür keinen Anhaltspunkt. Sie sagt, dass aus dem Herzen des Menschen böse Gedanken kommen – Mord!

Die Geschichte lehrt nichts anderes. Ich weiß nicht, woher Menschen den Optimismus nehmen, zu glauben, es könnte der Mensch nach allem, was geschehen ist und was uns die Bibel sagt, in dieser Welt diese ungeheuerlichen Möglichkeiten vernünftig gebrauchen.

Eine Gemeinde, die nicht im Namen und Auftrag Jesu lebt und nicht zur Ehre Gottes lebt, wird scheinbar oder anscheinend, so sagt man wohl, zwangsläufig in die Not gedrängt, sich selbst ängstlich sichern und verteidigen zu müssen. Sie ist dann sehr um ihre Erhaltung besorgt, lebt defensiv in Verteidigungshaltung und ist sehr auf Bestandswahrung bedacht.

Wir lernen hier eine Menge für unseren Kampf. Von David müssen wir innenpolitisch lernen, für unser geistliches Leben, für das Leben des Volkes Gottes. Innenpolitisch lernen wir, dass unsere eigenen Mittel und unsere eigenen Waffen nie angemessen sind.

Unser Geld reicht nicht aus, um der Not dieser Welt zu begegnen, denn Geld allein kann viele Probleme nicht lösen – auch wenn wir es massenweise hätten. Unsere Klugheit reicht nicht aus, unser Einfluss reicht nicht aus. Die Weltprobleme sind zu groß: Hunger, Ungerechtigkeit, Mordwaffen, riesige Armeen und Foltermethoden – all das überfordert uns. Niemand kann dem allein begegnen.

Wer nicht mit der Wirklichkeit Jesu rechnet, kann nur resignieren. Wer von der Wirklichkeit Jesu lebt, der lernt von David, dass es prinzipiell so ist im Kampf der Gemeinde Jesu mit den Mächten dieser Welt: Wir führen unseren Kampf mit ungeeigneten, nicht angemessenen Waffen. Wir haben immer nur eine Schleuder gegen die Schwerbewaffnung.

Unsere eigenen Waffen sind prinzipiell unangemessen. Unsere Mittel reichen prinzipiell nicht aus, wenn wir sie betrachten. Deshalb fangen viele gar nicht erst an, überhaupt etwas zu tun. Sie sagen: „Ich kann ja gar nichts tun, es lohnt sich ja nicht.“

Unsere Hoffnung ist, dass wir mehr und mehr lernen, dass der lebendige Herr es sich zur Ehre anrechnet, durch unzureichende Mittel und Waffen seinen Sieg durchzukämpfen und seine Überlegenheit zu beweisen. Er sucht Menschen, die sich auf diese Art und Weise in den Kampf ziehen lassen – mit Waffen der Liebe, des Friedens, der Wehrlosigkeit, des Opfers, des Leidens, des einladenden Wortes, der helfenden Tat, des Tränenabwischens und des Hungerstillens.

Mit all diesen unangemessenen, verachteten Waffen, bei denen alle sagen: „Es ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, wollen wir teilhaben an Gottes Sieg.

Hören wir auf, die Waffen, Werkzeuge und Mittel danach zu prüfen, ob sie uns zum Sieg verhelfen können. Fangen wir neu an, zur Kenntnis zu nehmen, dass wir einem Herrn angehören, der seinen Sieg am Kreuz durch Sterben erkämpft hat, der aus dem Grab auferstanden ist und das letzte Wort der Weltgeschichte hat. Und daran nimmt niemand etwas weg – weder im Osten noch im Westen, weder im Norden noch im Süden.

Zu diesem Herrn gehören wir. Das ist die innenpolitische Wirkung. Und gebe Gott, dass die Lektion, die David uns erteilt, verstanden und gelernt wird: Dass wir neu in Anspruch nehmen, wer dieser Herr wirklich ist. Dass wir im Gehorsam und im Vertrauen etwas wagen mit den unzureichenden Mitteln und Waffen, mit der Schwäche des Menschlichen, in der Siegeskraft des Auferstandenen.

Wir wollen beten: Herr, wir bitten dich um Verzeihung, dass wir deine Ehre in dieser Welt oft selbst in den Dreck gestoßen haben. Dass wir für unsere eigene Ehre gelebt haben und anderen Zielen verschrieben waren, anstatt deinem Namen Ehre zu machen. Richte unser Leben neu auf dich aus!