Die Beziehung zum Vater und die Heiligung durch Christus
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich habe besonders über die Beziehung zum Vater gesprochen, und eine Frage war: Wo ist dann der Platz in der Beziehung zu Christus? Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass unsere Beziehung zum Vater die Beziehung ist, die wir zu dem haben, der uns heilig machen will. Also ganz auf seiner Seite, ganz für ihn, nur für ihn.
In 1. Korinther 1,2 lese ich vom Anfang Paulus, berufener Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen, und Sostenes, der Bruder, an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an die Geheiligten in Christus Jesus, an die berufenen Heiligen. Die deutsche Sprache ist kompliziert, ja, das ist klar. Was aus diesem Text herausgeht, ist in dieser Richtung: Wir sind Gemeinde Gottes, wir sind Berufene von Gott, um heilig zu sein, und wir sind geheiligt in Christus.
Was heißt das? Geheiligt in Christus heißt, die Beziehung zum Vater ist für uns eigentlich nur möglich, weil in dieser Beziehung stets nicht nur die Bekehrung, unser Heil, sondern auch die Heiligung durch die Brücke Jesus dazwischen ist. Sein Opfer, seine Auferstehung, sein Leben.
Eigentlich, wenn der Vater dich und mich anschaut, sieht er uns durch Christus. Ich muss das einmal so vorstellen: Er sieht uns als heilig. Und dieser Blick ist nur möglich, weil er uns durch Christus sieht. Das kann uns nur zum Loben, zum Danken, zum Jauchzen und zum Singen bringen, wenn man daran denkt.
Wir sind schon heilig. Heilig nicht im katholischen Sinne – du weißt, was heilig ist –, sondern heilig im Sinne davon, dass wir ganz auf die Seite gestellt worden sind, durch Christus gereinigt, auf die Seite gestellt, für den Vater. Diener des Vaters, die heilig sind, und das durch Christus.
Darum ist in unserem Gebet auch klar, dass unsere Beziehung zum Vater, die eine Herzensbeziehung und eine tiefe Beziehung ist, durch den Namen Christi geht. Denn er ist der, der stets auch für uns und für seine Gemeinde betet.
Habt Mühe, mit dieser Größe umzugehen. Und da ist die Realität: Wir haben den Heiligen Geist, der uns hilft, auch im Geist zu beten und zu beten. Wir haben Christus, der für uns betet. Wir sind sehr reich, wir haben zwei Rechtsanwälte, die uns nichts kosten.
Die Fürsprache Christi und die Rolle des Heiligen Geistes
Wir haben Christus als Rechtsanwalt im Himmel, wenn uns etwas zustößt, wie es Hiob oder Joshua passiert ist. Nicht der Joshua mit Mose, sondern der andere Joshua im Buch des Propheten Sacharja. Dort steht der Priester Joshua vor Gott, und der Teufel ist neben ihm. Der Teufel behauptet, dass alles, was von Jerusalem übrig geblieben ist, dieser Priester mit seinen schmutzigen Kleidern sei. Das sei das Ergebnis, sagt er.
Dann kommt ein Engel und wechselt die Kleider des Priesters, und Gott nimmt Stellung für ihn ein. So ist es auch im Himmel, wenn eine Sitzung stattfindet, wie es gesagt wird, bei der der Teufel anwesend ist. So wie bei Hiob, wo der Teufel ebenfalls da war und sagte: „Daniel, ist das dein Diener? Hast du seine Gedanken gesehen? Hast du bemerkt, wie er daneben liegt?“
Doch wir haben Christus als Rechtsanwalt, unseren Avokat, der für uns eintritt durch sein Blut. Er sagt: „Daniel gehört mir. Was hast du mir zu sagen?“ Das kann er dem Teufel sagen. Der Teufel hat dann nichts mehr zu sagen und kann nur fliehen. Christus ist unsere Rechtsvertretung.
Wir haben außerdem einen zweiten Rechtsanwalt, das ist der Heilige Geist in uns. Der Heilige Geist verteidigt Christus, nicht uns. Christus verteidigt uns in der unsichtbaren Welt, und der Heilige Geist verteidigt Christus in uns. Wenn ich sündige, merke ich das oft, besonders im Gespräch mit anderen Menschen. Leider kommt es vor, dass ich übertreibe. Übertreibung ist ja Lüge, oder?
Früher ist mir das oft passiert. Dann habe ich gemerkt, dass es nicht mehr wahr ist. Manchmal habe ich mitten im Gespräch mit Brüdern aufgehört und gesagt: „Vergib mir, ich muss einen Satz zurücknehmen, das war Übertreibung, ich habe gelogen.“ Ich bin sehr dankbar, dass der Heilige Geist mich damals nicht verwirrt hat, kurz nach meiner Bekehrung. Ich musste erst lernen, wie man mit Menschen redet, ohne zu übertreiben oder zu schlagen.
Ich finde, der Heilige Geist ist großartig. Er erzieht uns schrittweise und zeigt uns nur das, was wir ertragen können. Es ist schön, Gottes Pädagogik zu erleben, wie er seine Kinder erzieht. Der Heilige Geist ist der Rechtsanwalt Christi in uns. Er überzeugt mich von Sünde, von falschen Wegen und zeigt mir, wo ich stehe.
Er kommt nicht als Ankläger, sondern als Tröster. Während er sagt: „Danny, gib es einfach zu. Du kannst von der Vergebung leben. Gib es zu, so ist es.“ Das ist der Trost des Heiligen Geistes. Die Beziehung zum Vater bedeutet ganz bewusst zu wissen: Dieser Vater liebt mich, hat ein Ziel für mein Leben und will mich weiterführen. Er sieht mich schon als heilig an und hat Werke vorbereitet, in die ich einsteigen darf.
Er sieht mich so, weil er mich durch Christus anschaut. Deshalb habe ich auch eine herzliche Dankbarkeit zu Christus in meinem Gebet: „Herzlichen Dank, Herr, für das, was du Tag und Nacht für mich tust.“ Christus arbeitet immer noch für uns. Tag und Nacht ist er unsere Heiligung. Er führt uns von der Sünde zum Reinen hin. Das ist wunderbar.
Jesus braucht den Heiligen Geist, um uns zu überzeugen, die Sünde zu zeigen und uns Mut zu machen. Es ist immer schwierig, die verschiedenen Aufgaben und Verantwortungen zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist zu trennen. Je mehr man die Bibel liest und darüber nachdenkt, desto mehr merkt man, wie eng diese Beziehung zwischen den Dreien ist.
Man sagt sich dann: Wenn es möglich wäre, eine solche Beziehung zum Beispiel in einer Ehe zu haben, das wäre zweihundert Prozent. Wo keiner dem anderen den Platz wegnimmt, wo jeder geehrt wird, wenn der andere geehrt wird. Wo jeder den anderen verteidigt, wo jeder verteidigt sein muss. Wo jeder den anderen stärkt und keiner nur für sich selbst etwas sucht.
Einer gibt alles dem anderen, und der andere gibt alles zurück. Das zeigt die Schrift: Einmal gibt der Vater alles dem Sohn, dann gibt der Sohn alles dem Vater. Das ist das Ziel. Das ist die Tat der Liebe. Das Austauschen des Ganzen ist die Realität der Liebe. Und das geschieht immer wieder.
In der systematischen Theologie kann man Themen nehmen, sie logisch durchdenken und zum Ziel führen. Doch dabei muss man immer einige Texte außer Acht lassen, weil sie nicht ins Schema passen. Wenn man aber die ganze Bibel anschaut, merkt man, dass es überall Spannungen gibt.
Diese Spannungen werden immer wieder in der Liebe Gottes gelöst. Zum Beispiel könnte man eine Predigt über Gebet halten und am Ende sagen: „Man muss allzeit beten.“ Dafür gibt es genügend biblische Texte. Am nächsten Sonntag könnte man eine Predigt halten und sagen: „Gott weiß ja schon alles.“ Und am Ende fragt man sich: „Warum überhaupt noch reden?“
Alles hängt an der Beziehung. So gibt es überall Spannungsfelder in der Schrift – Spannungsfelder zwischen Gottes Willen und dem Willen des Menschen. Wo genau ist die Zusammenarbeit? Es gibt viele Spannungsfelder.
Alle diese Spannungsfelder sind da, damit wir Gott ehren und klar zum Ziel kommen. Er ist größer als das, was der Mensch verstehen und wissen kann. Er ist einfach größer. Das hilft auch im praktischen Leben.
Im praktischen Leben erlebt man viele Dinge, die nicht in eine Logik passen. Sie tauchen plötzlich auf dem Weg auf, und man kann nur noch an einem Gedanken festhalten: Der Gedanke, der größer ist als ich. Der Gedanke der Souveränität Gottes. Zu wissen, dass er nie die Kontrolle verliert.
Für mich ist das das Schöne im Leben. Die Geschichte der Welt läuft nicht einfach so. Gott schaut nicht nur zu, sondern er macht die Geschichte der Welt. Er gestaltet sie.
Manchmal, wenn ich die Geschichte der Welt anschaue, sage ich im Gebet zum Vater: „Wo gehe ich eigentlich hin?“ Das ist manchmal schwer zu fassen. Doch dann bin ich wieder dankbar zu wissen: Herr, du hast gezeigt, was am Ende ist. Du führst alles zum Ziel. Du stehst darüber. Du bist souverän.
Ich will nie vergessen, dass der Teufel nur eine Kreatur Gottes ist. Er ist nicht ein negativer Gott. Manchmal erlebe ich Gemeinden, in denen fast eine kirchliche Mythologie herrscht, mit einem negativen Gott und einem positiven Gott. Dort hat man Angst vor dem Negativen.
Doch der Teufel ist ein Geschöpf Gottes. Er wird von Gott gebraucht, um das Ziel zu erreichen. Das mag merkwürdig erscheinen, aber es sind Realitäten.
Persönliche Reflexion und geistliches Wachstum
Hannes, noch eine Frage: Du hast vorhin den Kreislauf erwähnt, also den Kreis. Du bist ja viel unterwegs und kennst wahrscheinlich viele Missionare. Wir wissen auch, dass bei uns immer das Gleiche passiert. Kannst du ein bisschen erzählen, wie man das frisch hält oder wie man weitermacht, wie du vorhin gesagt hast? Wer kennt denn noch diesen Kreis? Habt ihr ihn noch im Kopf?
Ich glaube, um persönlich weiterzukommen, ist es für mich wichtig, immer wieder in der Stille zu überlegen: Wenn Sünde da ist und ich Buße tue, wie ist das dazugekommen? Wo liegt meine Verantwortung? Wo liegt meine Sünde? Kann ich da etwas ändern, zum Beispiel in meinem Gedankengang?
Wir leben praktisch immer so, wie wir denken. Von der Denkart kommt unsere Lebensart. Wenn wir Christus als unseren Herrn angenommen haben, hatten wir auf der „Festplatte“ unseres Computers viele falsche Programme. Wir hatten eine ganz falsche Denkart über Glück und über den Wert des Menschen. Vielleicht dachten wir, der Wert liegt in Schönheit, Studium, Geld, Haus, Auto oder in Argumentation und Gewinnen – also dass Recht haben unser Wert sei. Viele Programme, die falsch sind, sind da drin.
Durch Versuchung, Sünde und Vergebung merken wir dann, dass wir ein falsches Programm haben. Da müssen wir überlegen: Warum zieht mich das so an? Klar, man kann einfach sagen, es ist mein Fleisch – das stimmt schon. Aber warum? Was steckt dahinter? Habe ich immer noch den falschen Gedanken, dass mir das Glück bringt? Oder dass es eine Lösung für mein Leben ist? Oder dass es mir mehr Wert schenkt?
Ich hatte lange die falsche „Festplatte“ drin, auf der ich dachte, es sei wichtig, als Christ Recht zu haben. Plötzlich habe ich gemerkt: Wenn ich Recht habe, ohne zu lieben, dann liege ich total falsch. Das ist blöd, man muss das Programm wechseln. Dann kann man dem anderen die Möglichkeit geben, dass er meint, er hat Recht, und du hast Liebe zu ihm. Später kommt er vielleicht zu dir und merkt, dass er gar nicht Recht hat. Aber deine Liebe hat ihm geholfen, das zu erkennen.
Da musste ich neu überdenken, anders denken, andere Werte einschalten. Das braucht Jahre, es geht nicht schnell, denn wir sind von unserer Gesellschaft geprägt und haben die Werte übernommen, die sie uns gibt.
Es ist so wichtig, dass wir mit diesem Kreis wissen: Das und das muss ich lassen, das muss ich angehen – mit ganz praktischen Dingen. Zum Beispiel war es für Ursula Andisch wichtig, sich Zeit zu nehmen und zu überlegen, ob sie wirklich einverstanden ist, Zufriedenheit höher zu stellen als alles Sichtbare. Man macht die Runde durch die Wohnung. Wir haben schon manchmal Möbel verschenkt, weil Leute in Not waren. Möbel gehören ja nicht zu dem, was Glück bringt. Man kann auch Kleidung in einer Kartonschachtel haben, solange sie sauber ist. Das geht auch.
Wir sind eins miteinander, dass das Materielle uns nicht das Glück bringt. Aber man muss das immer wieder neu überdenken, denn man ist schnell mitgenommen und meint: Wir haben eine Stube, aber praktisch keine Möbel drin. Das ist normal, denn die Stube hat als Priorität die Hausgemeinde. Dann müssen so viele Stühle wie möglich rein, also so wenig Möbel wie möglich.
Verschiedene Möbel habe ich mit großen Rollen versehen, damit man sie schnell raus in den Hof stellen kann und mit einer Blache abdecken. Wenn mehr Leute kommen, ist das praktisch. Man muss nicht jedes Mal Kabel ausstecken oder Möbel verrücken.
Das ist nur ein Teil, aber es gibt viele andere Bereiche, in denen wir neu überdenken können, wo die Gefahr besteht, dass ich meine Zielsetzung verliere wegen verschiedener Denkarten, die in mir drinstecken. Es ist interessant, wie Gott im Laufe des Lebens unsere Denkweise ändern kann. Das macht Gottes Wort, die Bibel. Wenn man sie ernst nimmt und immer wieder liest, merkt man, dass die eigene Denkweise anders wird.
Das war auch wichtig für uns in der Kindererziehung. Unsere Kinder haben keinen Wert durch Noten oder schulische Leistungen. Der ältere Sohn hatte viel Leichtigkeit im Studium, Pascal dagegen nicht. Wenn der Große von der Schule kam und sagte, alles sei schiefgegangen, dann hatte er oft eine sehr gute Note, zum Beispiel neunzehneinhalb von zwanzig. Er bekam sogar einen Preis als Mathematiker, der erste Mathematiker seines Landes in Frankreich. Es gibt verschiedene Formeln, die seinen Namen tragen. Aber für ihn war alles schiefgelaufen.
Der jüngere Sohn stand einmal in seinem Zimmer und sagte, er würde so versagen wie sein großer Bruder. Es war wichtig, dass der Wert unserer Kinder nicht am Wissen hängt. Unsere Gesellschaft gibt uns oft eine falsche Sicht auf Menschen und setzt falsche Werte.
Ich gehe manchmal wieder zu unserem Bäcker im Dorf, der das Brot macht, und danke ihm. Unsere Philosophen in Frankreich hätten kein Baguette am Morgen, wenn der Bäcker nicht um drei Uhr morgens aufsteht und am Backofen steht. Die Philosophen fangen erst um zehn Uhr morgens an zu denken, aber Brot haben sie schon gegessen – von dem, der gearbeitet hat.
Wir müssen in der Gesellschaft helfen, dass die Werte nicht falsch gesetzt werden. Warum gibt es viele junge Mütter, die arbeiten gehen und nicht bei ihren Kindern sind? Auch weil die Werte in unserer Gesellschaft falsch sind. Im Studium gibt es das System Unisex, also Männer und Frauen studieren dasselbe. Es ist normal, wenn jemand zehn Jahre studiert hat und dann zu Hause sein soll, um Windeln zu wechseln. Dann fragt man sich, warum man überhaupt studiert hat. Man kann auch mit weniger als zehn Jahren Windeln wechseln, und das wird als richtig angesehen.
Jetzt kommt es darauf an, wie wir als Ehepaare und Männer echte und richtige Werte im Leben geben – nicht die der Gesellschaft. Bei uns in Frankreich muss man auf dem Krankenkassenzettel angeben, ob die Mutter berufstätig ist oder nicht. Ich habe immer „sans profession“ (ohne Beruf) geschrieben, obwohl es hundert Berufe gibt. Ein anderer sagte mir, er schreibt das nicht so, aber ich weiß, wie man Französisch schreibt. Meine Frau hat hundert Berufe, darum schreibe ich es so auf den Zettel. Sie ist Mutter zu Hause, das sind mindestens hundert Berufe.
Wir müssen der Gesellschaft helfen, wo wir können. Wenn man das Leben vieler Gottesmänner im 18., 19. und 20. Jahrhundert sieht – viele, nicht alle –, dann waren sie geprägt durch die Beziehung zu ihrer gläubigen Mutter. Paulus schreibt an Timotheus, dass er den ehrlichen Glauben bei dessen Großmutter und Mutter gesehen hat (2. Timotheus 1,5).
Es ist interessant zu sehen, woher die Ehrlichkeit von Timotheus kam – aus der Beziehung zu Mutter und Großmutter. Wir wissen, dass der Feind bis zum Ende alles tun wird, um die Familie zu zerstören. Denn die Familie ist der Kern des Lebens und die Kraftquelle der Gemeinde.
Wir arbeiten nie nur für eine Generation, sondern immer für mehrere Generationen vorwärts. Das merkt man besonders, wenn man Großvater wird. Ich habe jetzt acht Enkelkinder. Wenn die Älteren zu mir kommen, lernen sie schon, wie meine Kinder früher die Zehn Gebote auswendig. Kapitel aus dem Neuen Testament werden beim Spazieren mit dem Großvater wiederholt. So bekommen sie schon als Kleine etwas auf ihre „Festplatte“, das der Heilige Geist immer wieder ins Bewusstsein bringen kann, je nachdem, was sie gerade erleben. Dann kommen die Gebote oder manche Texte ins Bewusstsein zurück.
Ich glaube, wir laufen in unserer Gesellschaft Gefahr, das, was im Alten Testament über Kindererziehung gesagt wird, nicht ausreichend ernst zu nehmen. Dort wird betont, dass Gottes Wort in das Kind hineinkommen und das, was es als Kleines gelernt hat, bis ins Alter nicht verlassen soll. Aber dieser Segen geht weiter. Gott kann das.
Mit diesem Kreis unterbrechen wir das – das sind persönliche Entscheidungen, die man trifft. Wenn ihr verheiratet seid, sind es Entscheidungen, die ihr als Ehepaar gemeinsam überdenkt und trefft. Ihr erkennt, wo die Gefahr für eure Ehe liegt. Dann müsst ihr euch gegenseitig helfen, um zu fliehen und bestimmte Dinge zu lassen, damit ihr euer Ziel erreichen könnt.
Gab es sonst noch eine Frage oder einen Kommentar dazu?
Die praktische Beziehung zu Christus im Gebet
Die Beziehung zu Christus ist für mich eine echte Frage. Wie sieht diese Beziehung zu Jesus denn ganz praktisch aus, zum Beispiel im Gebet? Und was ist der Unterschied zur Beziehung zum Vater?
Der Unterschied ist eigentlich nicht groß. In meinem Gebetsleben ist es oft so, dass ich vor Christus die Zeiten habe, in denen ich ihm danke, ihn lobe und für das, was er getan hat. Für das, was er ist, verstehe ich das für mich. Das ist eigentlich das, was ich meine.
Meine Fragen oder meine Gebetsanliegen bringe ich meistens dem Vater. Da habe ich die Haltung, dass der Vater schon weiß, was ich brauche. Ich kann ihm sagen, was ich habe und womit ich zu tun habe. Ich muss es nur aussprechen, es bei ihm abladen. Dann ist da diese Ebene mit Christus, die Freude, ihm zu sagen: Es ist so wunderbar, dass ich dich habe. Denn das ermöglicht mir, mit dem Vater so frei zu sein.
Man muss sich das mal vorstellen: Ich arbeite viel mit innerer Vorstellung, nicht Visualisation in der vierten Dimension, aber so ähnlich. Die Größe Gottes und seine Heiligkeit sind für mich etwas, worüber ich immer wieder nachdenke. Wie kann ich nur vor so einem Gott reden, als Mensch, so wie ich bin? Ich verstehe, dass die Größe Gottes mich akzeptiert und zuhört. Das finde ich total überwältigend.
Ich sage mir ja: Wer bist du, Daniel, um mit Gott zu reden? Du kennst nur einen kleinen Teil vom Universum, und die Erde ist ein winziger Punkt darin. Ich selbst bin noch viel kleiner und lebe nur eine kurze Zeit auf Erden. Und trotzdem habe ich die Möglichkeit, mit dem heiligen, dreimal heiligen Gott zu reden. Diese Möglichkeit habe ich durch Christus. Das ist für mich überwältigend.
Die Zeiten, in denen ich einfach Jesus danken und ihn anbeten kann für das, was er ist, sind das Zentrum meines Gebets mit Christus. Mein Gebetsleben sieht dabei gar nicht brenzlig aus. Manchmal habe ich gedacht, der Herr schaut von oben auf mich und denkt: „Ah, Daniel wechselt wieder seine Gebetsliste.“ Ich habe mal ein kleines Heft mit Anliegen, dann ein großes Heft, dann mit Foto, dann ohne Foto, dann an der Wand im Büro, dann an der Wand im WC – immer wieder wechselnd. Jedes Mal dachte ich, das hilft vielleicht besser, für andere zu beten.
Dann wechsle ich wieder das Format, dann sage ich: „Jetzt Disziplin, jetzt muss ich wieder beten.“ Und dann geht das drei Tage, vier Tage, manchmal länger. Manchmal habe ich auch genug und sage dem Herrn: „Herr, hier ist mein Gebetskarussell.“ Mein Heft ist voll mit Namen, du kannst ja lesen, Herr, wenn es mir zu viel Mühe macht.
Ich habe eine ganze Liste von Menschen, die Krebs haben, alles Gläubige, über hundert. Auch Mitarbeiter und Frauen von Missionaren. Ich merke, wie diese Lieben, die krank oder sogar todkrank sind, ein gewaltiges Zeugnis in den Krankenhäusern sind. Ich frage mich ehrlich, ob das nicht die einzige richtige Möglichkeit ist, um Menschen zum Glauben zu führen: dass Gott in seiner Gemeinde Menschen in die Krankheit führt, damit sie Zeugen sind und andere sich bekehren.
Es ist unerhört, was ich für Mails von denen bekomme, die mit Chemotherapie behandelt werden. Sie klammern sich an Jesus, geben Zeugnis im Krankenhauspersonal, und das Krankenhaus staunt über Gottes Wirken. Dabei denke ich: Herr, du kannst ja alle heilen. Du bist Gott, du könntest es machen. Es sind so viele.
Mein Gebet ist, dass ich dankbar bin, dass der Herr mir geschenkt hat, ganz spontan immer wieder mit ihm reden zu können. Ich übe das auch mit Kollegen oder in der Gemeinde. Wir beten einfach ganz normal im Gespräch, ohne anzukündigen, dass wir jetzt beten. Wir beziehen Gott in das Gespräch mit ein. Wir sagen: „Wir sind so froh, dass du da bist, dass du uns hörst und siehst. Jetzt können wir miteinander mit dir reden. Bitte gib uns deine Gedanken, führe uns weiter, hilf uns.“
Das finde ich auch im Eheleben schön. Wir versuchen immer wieder, gute Zeiten zu finden, aber es klappt nie richtig super. Wir waren beide enttäuscht. Ursula stellte sich vor, wenn sie mit mir verheiratet ist, hätten wir Zeit, gemeinsam Bibel zu studieren und zu beten, dass es super wird. Sie hat sich schon den halben Himmel vorgestellt. Doch sie musste schwer landen, ohne Zeit, die Lasten abzuladen.
Wir sind total verschieden in unserem Bibellesen und in unserem Denken über einen Bibeltext. Nicht gegeneinander, gar nicht, aber total verschieden. Wir bereichern uns, wenn wir uns austauschen über das, was wir gefunden haben. Aber wir bereichern uns nicht, wenn wir zusammen lesen. Das ist interessant, eine ganz komische Situation, aber normal.
Gebetszeiten haben wir in der Spontaneität, jeden Morgen beim Frühstück, wenn wir zuhause sind. Besonders aber spontan miteinander im Auto, laut mit Gott reden. Wenn wir Sorgen für die Kinder oder die Kleinen spüren, beten wir sofort zusammen und sagen dem Herrn: „Vergib uns, wir tragen Lasten, die wir nicht tragen können. Wir legen sie in deine Hand.“ So sieht das bei uns aus.
Manchmal nehme ich ein Heftchen mit, wenn ich spazieren gehe, und lese Namen durch. Ich habe einen Kollegen, einen Bibelschullehrer, der zwei Gemeinden betreut. Henri ist super, ein demütiger Typ mit vier Doktoraten und ganz einfach. Er und seine Frau Alice haben beide Krebs. Er ist schwer krank, konnte den letzten Kurs an der Bibelschule kaum noch geben. Man musste ihn tragen, aber er wollte den Kurs noch halten. Wahnsinn.
Die Bibel kennt solche Situationen. Gott weiß, er hat Pläne. Im Gebetsleben bin ich spontan. Vielleicht können wir jetzt gemeinsam beten? Darf ich das so frei sagen? Der Bruder Dingsbums, ich weiß seinen Namen nicht mehr, ist weggegangen. Können wir für diesen Einsatz beten, dass Menschen zum Nachdenken kommen? Dass unsere Brüder Kraft haben, Zeugnis zu geben – mit Freude und Liebe, auch wenn es Konfrontationen gibt. Dass sie nicht ablehnen, sondern offen sind. Dass es kein Blaulicht braucht und am Ende gute Gespräche entstehen.
Vielleicht können die, die beten möchten, das tun. Ich möchte dann mit einem Gebet enden. Vielleicht fängt jemand an.
Gebetsanliegen und Segenswünsche für den Einsatz
Wir sind bereit, sie freizugeben und auch zu fallen, um dort die Kräfte zu erfahren. Ich danke dir, dass du dort Freiheit verteilen möchtest und Menschen mit deinen Worten erreichen willst. Du setzt sozusagen die Priorität darauf, den Rat der Menschen zu sehen.
Dass du bei ihnen bist, sie bewahrst und sie zu den richtigen Orten führen kannst, wohin sie jetzt fahren sollen. Dass du sie auch leitest, um mit den richtigen Leuten Gespräche zu beginnen. Segne sie mit Weisheit und deiner Liebe, damit sie die richtigen Dinge sagen und die falschen Dinge vermeiden. Du kannst es wirklich spüren. Wir danken dir, dass es bis jetzt geschieht.
Daher bitten wir dich, segne sie, damit es gut endet. Amen.
Herr Jesus, du hast uns den Auftrag gegeben, hinauszugehen, von dir zu künden und deine Jünger zu machen. Bitte segne auch die anderen, die mitgefahren sind. Lass deine Hand über ihnen sein, damit ihnen nichts geschieht.
Lass sie keine Unwahrheiten hören, damit sie pünktlich ankommen und keinen Stau oder andere Hindernisse erleben. Bitte schenke ihnen die richtigen Worte für die richtigen Personen. Führe sie zu dem Zustand, in dem sie von ihrem Egoismus und ihrer Selbstbezogenheit befreit werden.
Wir kommen zu dir und wollen nur auf deiner Gnade leben, Herr. Segne die Bücher, die du dort verteilen lässt, die Flyer und die Gespräche. Leg deine Hand über alles. Amen. Amen.
Vater, wir danken dir für die Menschen, die draußen herumlaufen, die wir nicht kennen, die du aber alle kennst. Du hast Menschen ausgesucht, deren Herzen du vorbereiten möchtest. So dass sie die Bücher oder Flyer, die sie erhalten, als etwas über dich verstehen und dadurch angesprochen werden.
Wir bitten dich um Segen für diese Menschen, dass sie sich zu dir bekehren. Amen. Amen.
Jesus möchte dir auch sagen, dass du vor Jahren den Rene zu uns in die Gemeinde geschickt hast. Er ist durch einen Flyer zur Gemeinde gekommen, doch leider ist er durch einen Trick Satans wieder zurückgefallen und hat die Gemeinschaft, die Bibel und alles verlassen.
Herr, ich danke dir, dass Rene jetzt auch wieder bei einem Gottesdienst ist und dass die Geschwister ihn dort wahrscheinlich treffen werden. Ich bitte dich, Herr Jesus, dass er zurückkommt und erkennt, was für ein wunderbarer Gott du bist.
Schenke ihm, dass er wieder anfängt, in der Bibel zu lesen, und gib uns gute Gespräche mit ihm, wenn die Geschwister ihn sehen. Schenke ihm Frieden, damit er zurückkehrt und sich keine Sorgen machen muss.
Ich bitte dich auch, wenn wir diese Woche noch einen kleinen Einsatz machen, dass du diesen segnest, wenn wir die Briefkästen im Dorf mit Flyern bestücken. Wir freuen uns sehr und bitten dich, die Gemeinde und die Menschen hier zu segnen.
Herr, du weißt, was hier schon Schlimmes passiert ist, wegen der Nazi-Aufläufe, die jedes Jahr stattfinden, und wie die Leute von diesen Nazis geplagt werden. Ich bitte dich um deine Gnade, dass die Flyer die Menschen ansprechen und dass sie sich melden und zur Gemeinde finden, wie in unserem Amt. Amen.
Ich danke dir, dass wir Freude an dir haben dürfen, dass wir deine erfrischende Rede hören dürfen und die tiefe Stimme hier erleben. Ich danke dir, dass alle, die uns auf der Fahrt begleitet haben, Herr Duvasi, beschützt wurden.
Pass auf sie auf, dass ihnen nichts passiert, dass es keine Komplikationen oder Konfrontationen mit anderen Menschen gibt. Lass wirklich nur du durch sie wirken und nicht die Finsternis.
Ich danke dir, dass du auch hier bei uns bist und dass wir schon so viel Schönes hören durften, das erfrischend ist. Ich möchte dir auch die ganze Freizeit anvertrauen, dass wir wirklich erbaut und verändert werden, auch in der Gemeinschaft, und noch mehr zusammenwachsen. Amen!
Jesus, schenke den Geschwistern Vollmacht, in deinem Namen dein Evangelium zu verkünden und in deinem Namen die Bücher und Flyer zu verteilen. Jesus, schenke ihnen Freude und Mut.
Vor allem, Jesus, schenke den Schwestern auch die Liebe, die du für die Menschen hast. Und wir bitten dich für die vielen Menschen, Jesus, du kennst jeden einzelnen und liebst jeden einzelnen.
Wir bitten, dass jeder Einzelne durch dich zur Bekehrung geführt wird. Amen. Amen.
Wir bitten dich auch, Herr, dass es keinen Widerstand von Obrigkeiten oder der Polizei gibt. Lass die Brüder Freiheit haben, mit Menschen über dich zu reden und das Material weiterzugeben.
Danke, dass du sie stärkst und ihnen Freude schenkst. Danke, dass du ihnen die nötige Demut gibst, um dort zu sein. Bewahre sie vor allen Versuchungen, du weißt, was sie alles sehen werden.
Bitte, Herr, bewahre sie in ihrem Denken und hilf ihnen, ganz eng bei dir zu bleiben. Herr, hab Dank, dass du ihnen Mut und Freude schenkst und sie mit deinem Heiligen Geist führst.
Es ist so gut zu wissen, dass du ein treuer Vater bist, über allem. Du hast Jesus gegeben, um Menschen zu retten. Hab Dank, dass du auch an diesem Ort heute Menschen retten willst.
Herr, wir danken dir dafür. Danke für deine Liebe, deine Führung und auch für das Schöne, das wir hier erleben, auch für das gute Wetter, das du uns schenkst. Unser Herz sagt Dank dafür. Amen. Amen.
Die Bedeutung des regelmäßigen Bibellesens und geistlicher Gemeinschaft
Okay, noch ein paar Gedanken über Beziehung. Ich glaube, die Beziehung mit Gott wächst einfach durch die Jahre, indem man ganz regelmäßig weitergeht und der Gedankengang von Gottes Wort, von der Bibel, geprägt wird. Lies und lies und lies die Bibel.
Ich habe jetzt die Freude, schon all die Jahre – also, ich habe diese Disziplin angefangen, als ich zwanzig war – und habe die Freude, dass ich einfach durch diese Jahre jedes Jahr die Bibel ganz durchlesen konnte. Ich finde es so schön, denn mit der Zeit bekommt man einen Überblick über die großen Linien in der Bibel: die Beziehung zwischen Altem und Neuem Testament, die Propheten, das Neue Testament. Das muss man gar nicht unbedingt tief studieren, das kommt dann so, weil die Bibel langsam in deine Festplatte, in dein Programm hineingeht. Und der Heilige Geist braucht genau das, was eingespeichert wird.
Nimm dir Zeit dafür und lies. Finde etwas, das dir hilft. Ich habe immer kleine Hefte, in denen ich etwas aufschreibe. Aber ganz einfach: Ich bin kein komplizierter Typ und kann nichts gebrauchen, was mich zu sehr fordert oder zu sehr ins Detail geht. Ich lese einfach. Ich habe mich auch geübt, oft das Neue Testament laut zu lesen. Ich weiß sogar, wie viele Minuten ich für jeden Brief in der Schrift brauche, um ihn ganz laut zu lesen.
Ich habe so ein Neues Testament, und ich weiß: Wenn ich irgendwo im Stau stehe, dann denke ich, okay, da könnte ich jetzt vielleicht zehn Minuten anhalten. Dann weiß ich, ich brauche sieben Minuten für den Kolosserbrief. Also kann ich den Kolosserbrief laut im Auto in der Zeit durchlesen und dann weiterfahren.
Oft habe ich dann die Details gar nicht drin vom Text, aber einfach diese Zusammenhänge, diese globale Sicht eines Briefes. Das hilft, dass Verschiedenes zusammenkommt und man immer mehr einen Blick in die Schrift bekommt.
Und wenn du auch mal Zeiten hast, in denen du liest und nichts bleibt – ist nichts schlimm. Lies weiter, lies weiter. Ich glaube, dass Gottes Wort durch das Lesen bei uns etwas speichert, was genau der Mensch braucht. Denn Gott hat das Wort für die Menschen gegeben. Es ist eine Nahrung, die wir genau brauchen, auch wenn wir vom Verstand her nicht ganz verstehen, wie das bei uns gebraucht wird. Aber wir brauchen es.
Wir merken, wie Gottes Wort uns reinigt in unserer Gedankenart und auch korrigiert. Ich will dir eine Geschichte erzählen: Es gibt eine Großmutter, die am Meer wohnte, in der Nähe vom Wasser. Da kam ihr Enkelkind zu ihr und fragte: „Warum, Mami, liest du denn immer noch in dieser großen Bibel? Ich sehe dich doch nur mit dem Buch, du weißt doch, was drinsteht.“
Die Großmutter sagte: „Jetzt nimm mal diesen Korb.“ Sie hatte so einen Korb, um Kartoffeln heimzuholen. „Nimm mal diesen Korb und hol mir Wasser.“ Das Wasser war gerade am Leben, also frisch. Das Kind holte Wasser mit dem Korb, kam aber zurück – es war kein Wasser mehr drin.
Da sagte die Großmutter: „Aber ich habe doch gesagt, ich wollte Wasser holen.“ Das Kind versuchte es noch einmal, holte Wasser und trank es. Dann sagte die Großmutter zum Kind: „Siehst du, der Korb ist jetzt sauber. Keine Erde von den Kartoffeln ist mehr drin.“
So geht es in meinem Herzen, sagte sie. Wenn ich die Bibel schließe, bleibt nichts drin, aber mein Herz wird gereinigt. Und das stimmt. Das stimmt wirklich. Das ist schwierig für uns Philosophen zu glauben, aber es stimmt: Gottes Wort reinigt unsere Herzen.
Die Balance zwischen Gemeinschaft und Alleinsein
Dietrich Bonhoeffer hat über Beziehungen geschrieben und gesagt: „Wenn jemand nicht alleine leben kann, muss er sich vor der Gemeinschaft hüten. Wenn jemand nicht in der Gemeinschaft leben kann, muss er sich vom Alleinsein hüten.“
Warum? Weil die Gemeinschaft mit anderen Menschen nicht das bringen kann, was uns wirklich fehlt. Es gibt Christen, die in der Gemeinschaft mit anderen das suchen, um zufrieden und innerlich befriedigt zu sein. Aber die totale Befriedigung haben wir nur in der Beziehung mit Gott.
Wir leben in der Gemeinde, um etwas hineinzutragen, und wir bekommen auch etwas zurück. Aber wenn jemand in der Gemeinde lebt, um nur zu bekommen, dann ist er an der falschen Quelle. Früher oder später wird er enttäuscht sein. Der Mensch kann uns nicht geben, was wir im Tiefsten unseres Wesens brauchen. Nur die Beziehung mit Gott kann uns das geben.
Darum sagen die Schriften und die Propheten: „Wehe dem, der sich auf den Menschen verlässt“ (vgl. Jeremia 17,5). Das bedeutet, dass wir nicht beim Menschen das bekommen, was wir suchen. Deshalb sage ich auch immer: Wenn jemand glücklich ist und ledig, darf er heiraten. Aber wenn jemand versucht, sein Glück durch die Ehe zu finden, wird es für den anderen sehr schwierig.
Die Stellung im Leben, ob allein oder in der Ehe, schenkt nicht die ganze Zufriedenheit. Es ist die Beziehung mit Gott, die das kann.
Und dann sagt Bonhoeffer weiter: „Wenn jemand nicht in der Gemeinschaft leben kann, muss er sich vom Alleinsein hüten.“ Warum? Weil Einsamkeit eine Flucht sein kann – vor Korrektur oder aus eigener Sturheit.
Es gibt Menschen, die nicht in Gemeinschaft leben wollen, aber dennoch allein Christ sein möchten. Oft fliehen sie nur, weil sie ihren Gedankengang nicht mit anderen konfrontieren wollen, die anders denken. Sie können nicht von ihrer Sturheit loslassen und fühlen sich deshalb in der Gemeinschaft nie wohl. Deshalb wollen sie allein sein.
Die Gemeinschaft kann also Flucht sein – und das Alleinsein auch. Das heißt ganz klar: Wenn wir in Gemeinschaft mit anderen sind, heißt das nicht, dass wir geistlich reif sind. Und wenn wir allein bleiben, heißt das auch nicht, dass wir geistlich sind. Wir können sowohl in der Gemeinschaft als auch allein geistlich sein oder nicht.
Nur weil wir keine Beziehung zu Menschen haben, glauben wir manchmal, wir seien geistlich. Das dachten auch die Mönche früher, dass sie Gott besser dienen könnten, wenn sie sich von den Problemen der Menschheit zurückziehen. Aber das war nicht der richtige Weg.
Das nur zur Einleitung des Gedankens, der morgen noch weiter ausgeführt wird. Aber um einzuleiten: Diese Realität ist wichtig – Gemeinschaft ist sehr wichtig. Gott will sie, Gott will die Gemeinde, die Gemeinschaft, die Offenheit. Wir brauchen sie. Aber es ist nicht die Gemeinschaft, die uns Glück und Zufriedenheit im Herzen bringt.
Wenn du Pionier bist, lernst du das schnell. Jedes Mal, wenn du eine Arbeit verlässt, kommst du in eine Gegend, wo es keine Gläubigen, keine Freunde gibt. Unsere Freunde haben wir jedes Mal zurückgelassen, mussten neu anfangen und wieder neu beginnen.
Wenn du dann die Zufriedenheit nicht in Christus hast, hörst du auf. Du weinst nur noch über die Freunde, die du nicht mehr hast. Dann bist du nicht mehr fähig, weiterzugehen. Du musst dich freuen können, dass die Freunde, die du hattest, jetzt mit anderen Freunden zusammen sind und in einer Gemeinde ein schönes Leben haben. Du gehst weiter und beginnst an einem neuen Ort neu.
Jeder muss das nicht tun. Aber für uns war es eine gute Schule, um zu entdecken, ob die Zufriedenheit von Christus kommt oder von den Beziehungen zu Menschen.
Klar habe ich gerne Freunde, die mich mögen. Das ist selbstverständlich. Ich bin gar nicht dagegen. Ich habe auch andere Freunde, für die ich sehr dankbar bin.
Ich weiß, wie schwer es ist, Freunde zu verlieren – vor allem solche, die noch nicht gläubig waren oder es nicht mehr sind, die mich verlassen haben, weil sie Jesus nicht wollen. Manche waren plötzlich gegen mich und haben Falsches über mich geredet.
Das war jedes Mal schwer. Auch ungläubige Freunde zu verlieren, finde ich jedes Mal schrecklich. Ich muss dann oft in meinem Büro darüber weinen. Ich habe ein Herz und kann nicht einfach den Kontakt zu Menschen abbrechen und sagen: „Okay, wir drehen die Seite, das ist jetzt vorbei.“ Das bringe ich nicht fertig.
Manchmal habe ich auch mit Gott im Gebet gehadert. Das heißt nicht normal: „Herr, schau, wie toll es war“, sondern ich habe gefragt: „Warum hast du nicht eingegriffen? Warum hast du ihn nicht überzeugt?“ Das Hadern hat natürlich nichts genutzt. Aber zum Glück habe ich einen Gott, der nicht auf meine Reaktionen reagieren muss.
Das ist auch sehr gut. Sonst wären wir schon wie Ananias und Saphira gegangen (vgl. Apostelgeschichte 5). Denn wenn alles in der Gemeinde so streng wäre, wie es damals war, gäbe es wahrscheinlich mehr Tote als Lebendige in der Gemeinde.
Aber Gott wollte am Anfang der Gemeindegründung in der Apostelgeschichte sofort daran erinnern, dass er heilig ist. Und dass wir das in der Kirchengeschichte nie vergessen dürfen: Er ist heilig und man kann nicht mit ihm spielen.
So, ich höre jetzt für heute Morgen auf. Ihr habt noch eine Pause. Wenn noch eine Frage ist, kann ich sie versuchen anzuhören oder zu beantworten.
Okay, alles klar, beten wir neu an.
Schlussgebet und Dankbarkeit für die Beziehung zu Gott
Christus, ich danke dir, dass du Mensch geworden bist und uns den Vater gezeigt hast. Wie du in Johannes 14 gesagt hast, ist der Weg zum Vater nur durch dich möglich.
Manchmal erscheint uns dein Wesen nur an der Oberfläche erfassbar, und das erstaunt uns schon. Doch die Tiefen deiner Persönlichkeit, deiner Liebe und deines Daseins werden wir als Menschen niemals ganz begreifen können. Danke, dass du dennoch Beziehungen zu uns suchst und diese auch pflegst. Danke für die vielen Menschen, die du uns im Leben geschenkt hast und die uns immer wieder auf dich hinweisen.
Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder daran erinnern, dass wir all das nur haben, weil du gestorben bist. Wir wollen dich anbeten und dich mit unserem Leben ehren. Danke auch, dass wir dir all unsere Sorgen und Freuden anvertrauen dürfen. Danke für die Morgenlust, für die Gemeinschaft, für das Gehörte und das Gesagte.
Schenke uns, dass der Boden hier gut ist, dass wir das Gesagte wirklich aufnehmen und Frucht bringen können. Segne den heutigen Tag und auch den Nachmittag. Danke, dass wir hier sein können und dass wir die Gelegenheit haben, zusammenzukommen. Amen.
Ich möchte dich bitten, Herr, dass du uns klar zeigst, dass die wahre Befriedigung nur in dir zu finden ist. Es ist mein Wunsch, dass wir erkennen, dass du die einzige Quelle der Erfüllung bist. Die Gemeinschaft ist ein Geschenk von dir, in dem ich Halt finde. Doch letztlich ist sie nicht der Weg, sondern du bist es.
Ich bitte dich, Herr, dass es uns wichtig wird, eine Gemeinde zu sein und zu werden, die immer wieder auf dich schaut. Dass wir in dir Ruhe finden und in dir die wahre Gemeinschaft erleben. Vielen Dank für das Bild, das wir heute sehen durften, für die Beziehung, die du zum Vater pflegst.
Ich bitte, dass wir dies als Vorbild nehmen und dass unsere Gemeinschaft auch der Welt ein Zeugnis sein darf. Vielen Dank dafür.
Vielleicht klingt das widersprüchlich, aber uns geht es hier so gut in Jesus. Wir werden von dir reich gesegnet. Gleichzeitig wollen wir mitfühlen mit den Menschen in Myanmar. Wir bitten dich, dass du ihnen hilfst, dass sie heute genug zu essen bekommen. So viele Menschen sind dort gestorben. Dieses Land war lange verschlossen, und das Militär hat immer wieder die Hilfe blockiert, sodass Menschen nicht versorgt werden konnten.
Ich bitte dich, dass trotz dieser Katastrophe Menschen zu dir finden können. Vielleicht kann das Evangelium gerade jetzt hineinbrechen. Stärke und ermutige die Geschwister, die dort sind. Gib ihnen Kraft, dieses Elend zu ertragen. Heilige sie, damit sie ein Zeugnis sind, wenn Christen dorthin gehen, um zu helfen.
Insbesondere bitte ich dich um deinen Segen für das Evangelium, dass es wirksam verbreitet wird. Amen.
Vater, danke, dass du jeden einzelnen Menschen liebst – sowohl die Gläubigen als auch die Ungläubigen. Du bewertest die Dinge ganz anders als wir. Wir sind froh, zu deinem Reich zu gehören, wo es nicht so wettbewerbsmäßig zugeht wie draußen.
Wir preisen dich für deine Liebe und möchten von dir lernen, die Dinge genauso zu sehen. Danke, dass wir keine Angst mehr haben müssen. Sonst würden wir uns krampfhaft an das Leben, an Gaben oder anderes festhalten. Doch alles ist von dir geschenkt und von dir geliebt.
Ich bitte dich besonders für unsere Geschwister, die an Krebs leiden. Segne sie und mach sie dir besonders wertvoll. Bitte gebrauche sie und segne auch das Ehepaar, das Daniel erwähnt hat und das schwer betroffen ist. Lass ihren Glauben nicht nachlassen, sondern stärke sie, damit du verherrlicht wirst. Amen.
Herr, es ist so schön, bei dir zu sein und dein Kind zu sein. Herzlichen Dank für alles, was du für uns bist, für alles, was wir wissen und erfassen, und auch für das, was wir noch nicht wissen oder verstehen.
Danke für dein Werk in uns und in der Welt. Vater, hab Dank, dass wir vor deinem Thron stehen dürfen und dir sagen können, dass wir es nicht verdient haben, in solcher Nähe zu dir zu sein. Wir sind so dankbar, dass wir dir gehören, und haben ein dankbares Herz dafür. Amen.
