Einstieg und Begrüßung
B. In der Schule schreibt man um diese Zeit nach den Ferien immer einen Aufsatz mit dem Thema „Mein schönstes Ferienerlebnis“. Ich hoffe, Sie haben sich schon erzählt, was in den letzten sechs Wochen das Spannendste war oder so. Vielleicht tun Sie es noch. Vielleicht gibt es nachher, beim Warten auf die Abfahrt auf dem Parkplatz draußen, wenn das so langsam vor sich geht, eine Gelegenheit dazu.
Sie wissen ja, dieses Weiglerhaus ist im Gottesdienst vorher und nachher eine schiere Geduldsprobe, zumal wir jetzt dieses Elend mit den Bauarbeiten haben. Lassen Sie sich nicht zum Zorne aufreizen, das kann schnell passieren. Erzählen Sie sich lieber etwas Erfreuliches, wenn Sie so warten müssen. Nachher nutzen Sie die Chance zur Gemeinschaft. Ohne Gemeinschaft ist ein Gottesdienst eine arme Sache.
Wir wollen jetzt beginnen mit: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Unsere Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat.
Wir wollen beten: Wir haben es nicht verdient, Herr, dass du dich so um uns kümmerst, und wir wissen nicht anders zu leben, als dass wir zu dir unsere Zuflucht nehmen und uns an dich klammern. Schenk uns neu die Vergebung, vergewissere uns deiner Gegenwart. Lass uns spüren, dass du auferstanden bist und dass dein Heiliger Geist in uns etwas klarmacht und uns einen neuen Antrieb gibt. Lass das jetzt geschehen.
Wir beten weiter in der Stille.
Danke, Herr, dass du uns hörst. Amen.
Die Geschichte von David und Saul – ein doppelter Mordanschlag
Wenn es damals eine israelitische freie Presse gegeben hätte – und heute gibt es sie –, dann hätte die Hauptschlagzeile wohl gelautet: „Zweifacher Mordanschlag auf Hofgitarristen“.
Ich meine, jede Musik ist so gut, dass man Beifall klatschen muss. Aber man erschießt doch nicht gleich jeden Gitarristen, der einem gefällt. Wer würde dann noch Musiker werden wollen, wenn man so reagiert?
Doch es lag nicht daran, dass David falsch gespielt hätte oder dass König Saul die Töne nicht mochte. Ganz im Gegenteil: Saul hatte allen Grund, zufrieden zu sein. Seine Ärzte hatten einen hervorragenden Musiktherapeuten gefunden – den Lyra-Spieler David. Dessen Töne hatten eine sehr erleichternde und hilfreiche Wirkung auf die von Schwermut geplagte Seele des Königs.
Eigentlich gab es also nur Grund zur Zufriedenheit. Außerdem war dieser Gitarrist und Lyra-Spieler auch noch ein tüchtiger Offizier der israelitischen Armee. Wenn ich das richtig verstehe, brauchen Leute wie Saul, die das Heft in der Hand halten und den Staat regieren – also die Alleinherrschaft ausüben –, vor allem tüchtige Offiziere, um ihre Macht nach innen und außen zu sichern. Und genau das war David!
Saul hatte also rundum Grund zur Zufriedenheit. Diese Zufriedenheit hätte eigentlich groß sein sollen. Sie spiegelte sich auch in der Hitparade des israelischen Rundfunks wider, denn David war dort vertreten. Den Ohrwurm summten die Leute sogar auf der Straße.
Die Hauptschlagzeile war, wie das bei den ältesten Popsongs oft der Fall ist, ein kurzer Text, der endlos wiederholt wurde. Sie lautete: „Saul hat tausend erschlagen, David aber zehntausend“. Das war ein blutrünstiger Siegesgesang, den man überall auf der Straße sang. Das war der Hit, oder?
Aber Saul war trotzdem nicht zufrieden. Seine Unzufriedenheit entlud sich in einem doppelten Mordanschlag. Er versuchte, David während des Lyra-Spiels mit dem Speer zu erstechen. Als er ihn nicht traf, versuchte er, ihn zum Militär abzuschieben, um ihn so fertigzumachen.
Alles, was David tat, weckte in Saul Furcht und Entsetzen. Es packte ihn das kalte Grauen. Das ist eigentlich eine völlig verdrehte Geschichte. Unter diesem Stichwort wollen wir sie betrachten: eine verdrehte Geschichte.
Die Unfähigkeit, Gottes Hilfe anzunehmen
Ich lese 1. Samuel 18, nur zwei Verse daraus: Vers 12 und Vers 15.
Und Saul fürchtete sich vor David, denn der Herr war mit ihm, aber von Saul war er gewichen. Da heißt es: Als nun Saul sah, dass David alles so gut gelang, graute es ihm vor David.
Eine verdrehte Geschichte. Wieso verdreht? Erstens: Die Hilfe wird nicht erkannt. Gott gibt dem König Saul einen tüchtigen Mitarbeiter. Er gibt ihm eine Hilfe in Person für seine schwierige seelische Lage.
Warum begreift Saul die Hilfe nicht? Warum sind wir darüber nicht dankbar? König Saul hätte ja erst seine eigene Not erkennen und zugeben müssen. Er hätte sagen müssen: Ja, das bin ich, ich bin von Gott entfremdet und mit mir selbst und meiner Umwelt zerstritten und zerrissen, ich brauche Hilfe.
Es wäre nötig gewesen, dass er das, was wir ein Bekenntnis der Sünde nennen, ablegt, damit er die Hilfe, die ihm in der Gestalt des David von Gott gegeben wurde, richtig und deutlich annahm.
Aber er verkrampft sich in seinen Eigensinn und in seine Selbstgerechtigkeit. Er denkt: Ich habe Recht, ich habe eine Berechtigung, so zu reagieren. Natürlich habe ich Fehler gemacht, aber die anderen auch.
So verbaut er sich in seinem Eigensinn und in seiner eigenen Gerechtigkeit. Und so wird ihm die Hilfe, die Gott ihm gegeben hat, zum Ärgernis. Mehr noch: Im Angesicht dieser Hilfe steigert sich das Böse im Leben Sauls bis zu einem Höhepunkt – er wird zum Mörder.
Das ist unheimlich. Ein Sündenbekenntnis, ein Zugeben der Verlorenheit und der Gottentfremdung wäre nötig gewesen, damit er sich wirklich über die Hilfe Gottes hätte freuen können.
Das Alte Testament als Modell für Jesus Christus
Nun möchte ich ein Wort dazu sagen, wie wir das Alte Testament lesen sollen. Das Alte Testament liefert uns viele kleine Modelle. Wenn in einer Stadt ein großes Gebäude gebaut wird, werden oft Modelle angefertigt. Diese sind im Maßstab viel kleiner, zeigen aber die gleiche Form. Für jemanden, der Zeichnungen nicht so gut lesen kann, ist das eine hilfreiche Veranschaulichung, wie das Gebäude einmal aussehen wird.
Die Gestalten und Ereignisse des Alten Testaments, die Geschichte Gottes mit dem Volk Israel, sind deshalb so enorm wichtig für uns. Sie sind verkleinerte Modelle von Jesus Christus. David ist ein Modell Jesu. An ihm macht Gott im verkleinerten Maßstab deutlich, was er in Jesus tun wird – selbstverständlich noch nicht in voller Größe und Majestät entfaltet.
Der Name Jesus bedeutet „Hilfe“. Im Hebräischen heißt er Jeschua, was ebenfalls „Hilfe“ bedeutet. Jesus ist in Person die Hilfe Gottes. Man sollte annehmen, dass Milliarden von Menschen, die in ihrem Elend und ihrer Ausweglosigkeit gefangen sind, dankbar die Hände ausstrecken, wenn die Hilfe Gottes kommt.
Doch das setzt voraus, dass wir zugeben, dass wir gegen Gott gelebt haben. Dass die Gottesfeindschaft die Wurzel aller Zerstörungen in unserem Leben, unseren Familien und unserer Welt ist. Das bedeutet, dass wir das bekennen müssen. Wir dürfen es nicht vertuschen, nicht beschönigen, sondern müssen es zugeben.
Trotz aller Not, Zerrissenheit und Hoffnungslosigkeit versuchen wir oft, uns zu rechtfertigen und zu erklären, dass wir im Grunde gar nicht so schlecht sind. Wenn man uns nur die Chancen gäbe, wäre alles anders. So wird uns die Hilfe Gottes zum Ärgernis.
Noch mehr: Im Moment, in dem wir mit Jesus, der Hilfe Gottes, in Berührung kommen und uns ihm nicht öffnen, wird diese Begegnung geradezu zum Auslöser dafür, dass der Widerstand gegen Gott und das Böse in unserem Leben eine Zuspitzung erfahren. Im Angesicht der erfahrenen, angebotenen Hilfe Gottes wird Saul beinahe zum Mörder. Es gibt einen doppelten Mordanschlag und danach finstere, finstere Pläne.
Das ist etwas Unheimliches. Gott will nicht, dass Menschen verloren gehen. Gott ist nicht eiskalt und streicht Menschen einfach von der Liste. Aber es passiert das Unheimliche: Dort, wo Menschen die Rettung Gottes nicht annehmen, kommt es zu einer Zuspitzung des Bösen in ihrem Leben. Wir rutschen hinein in die Dunkelheit des Gerichts Gottes.
Saul und der Wahnsinn seiner Reaktion sollen uns wachhalten und uns deutlich machen: Gott will nicht, dass Menschen zugrunde gehen. Er bietet Hilfe an. Warum wird diese Hilfe nicht erkannt? Was für eine verdrehte Geschichte ist es, dass jemand seinen Retter und Helfer ermorden will!
Es braucht ein Bekenntnis der Sünden. Ohne Umkehr gibt es keine Erfahrung der Hilfe und keine Freude an der rettenden Hilfe Gottes. Das ist der entscheidende Punkt.
Die vergiftete Gottesbeziehung und ihre Folgen für Menschenbeziehungen
Zweitens ist, dass eine vergiftete Gottesbeziehung auch die Menschenbeziehungen vergiftet. Doch bevor wir darauf näher eingehen, wollen wir zunächst ein Lied von David singen. Es ist das Lied Nummer 57 aus unserer Liedermappe. Ich hoffe, ihr habt sie dabei. Es handelt sich um einen Song des französischen Paters Berko Cognac über David.
David nahm nur fünf Kiesel mit und kämpfte für seine Brüder. Singt kräftig mit, damit ich hier kein Solosingen übernehmen muss – so schön singe ich nämlich nicht. Also, wir singen das jetzt.
David nahm nur fünf Kiesel mit und kämpfte für seine Brüder. Damit streckte er den Riesen Goliath nieder. David nahm nur die Laute mit und spielte seine Lieder, sodass der böse Geist aus dem König wieder entwich.
Wozu ein Gewehr? Das ist mir viel zu schwer. Mein Helm drückt nicht so sehr, die große Panzer noch viel mehr. Da nahm er wieder nur fünf Kiesel mit und kämpfte für seine Brüder. Und streckte damit den Riesen Goliath nieder.
Da nahm er wieder nur die Laute mit und spielte seine Lieder, sodass der böse Geist aus dem König wieder entwich. Jetzt bricht man durch den Schall mit Donner überall, als ob man den Schrei der bombardierten Stadt vergessen hätte.
Da nahm er nur fünf Kiesel mit und kämpfte für seine Brüder, streckte den Riesen Goliath nieder. Da nahm er nur die Laute mit und spielte seine Lieder, sodass der böse Geist aus dem König wieder entwich.
Der Herr versprach es fest: Wer sich auf mich verlässt und Friedenssinn zeigt, ist mein geliebtes Kind. Da nahm er nur fünf Kiesel mit und kämpfte für seine Brüder, streckte den Riesen Goliath nieder. Da nahm er nur die Laute mit und spielte seine Lieder, sodass der böse Geist aus dem König wieder entwich.
Wir sprachen von der vergifteten Gottesbeziehung in dieser verdrehten Geschichte. Die vergiftete Gottesbeziehung vergiftet auch die Menschenbeziehung. Ich denke, das betrifft uns auf eine unheimliche Weise – Christen, solche, die es werden wollen, oder auch solche, die es noch nicht sind. Alle.
Saul kann David einfach nicht als ein Geschenk Gottes annehmen. Die Beziehung zwischen ihm und dem Geber der Gabe ist zerstört. Deshalb sieht er die Personen und Ereignisse, mit denen er es zu tun hat, nicht mehr als Gaben und Geschenke Gottes, für die er dankbar sein könnte.
Stattdessen, anstatt Danke zu sagen und dankbar zu sein, wird er im Verhältnis zu den Personen, Dingen und Verhältnissen von Neid und Eifersucht erfüllt und bestimmt. Überall wittert er Gefahr und ist voller Angst, sein Ansehen oder seine Macht könnten bedroht sein.
Als ihm der doppelte Mordanschlag auf David misslingt, fürchtet er diesen doch so wehrlosen jungen Mann noch mehr als zuvor. Alles kommt ihm unheimlich vor. Er schiebt David zum Militär ab, in der Hoffnung, dass er dort zugrunde geht.
Doch als David dort erfolgreich ist, packt Saul das kalte Grauen. Er kann David einfach nicht als Gabe, als Geschenk Gottes annehmen und dafür danken. So verkommt Saul in Neid, Rivalität, Eifersucht und Angst.
Das ist eine unheimliche Geschichte: Wo unsere Beziehung zum Geber aller Gaben nicht klar ist, verselbständigen sich die Menschen, Verhältnisse und Dinge, mit denen wir es zu tun haben. Dann begegnen wir den Dingen und Personen voller Misstrauen, Unsicherheit, Angst und Eifersucht – mehr oder weniger offen.
Man sagt, Verunsicherung sei eines der Hauptkennzeichen unserer Zeit. Saul hat früher andere Zeiten erlebt. Er war nicht immer so. Als er zum König in Israel berufen wurde, war er ein junger Mann.
Damals gab es nicht nur Lob und Begeisterung. Es gab auch Leute – in der Bibel heißt es „ruchlose Leute“ –, die sagten: „Was soll uns der helfen?“ und sie verachteten ihn. Doch Saul tat, als hörte er es nicht.
Damals lebte Saul aus einem Vertrauensverhältnis zu Gott, das ihm solche Sicherheit gab, dass er überlegen und großzügig über die bösen, beleidigenden Reden der anderen hinwegsehen konnte. Er vertraute auf die Überlegenheit Gottes und war geborgen in dem Herrn aller Welt.
Diese Geborgenheit gab ihm eine Sicherheit und Selbstsicherheit, die aus Gott kam, und eine Überlegenheit. Doch dann kam der Bruch – wie er in manchem Christenleben vorkommt, fast unmerklich.
Aus einer lebendigen Beziehung zu Jesus wird etwas wie ein „Christentum aus Konserven“. Man denkt noch genauso wie vorher und hält an allem fest, aber das Gebet ist keine reale Beziehung mehr. Man schöpft nicht mehr aus den Worten Gottes, lebt nicht mehr aus dem Gespräch mit Jesus und nicht mehr mit ihm im Alltag.
Dann bricht etwas weg. Die Überlegenheit ist futsch, die tragende Geborgenheit und Sicherheit sind verloren. Das merkt man zuerst im Umgang mit anderen Menschen.
Wo vorher Zutrauen und Großherzigkeit waren, herrscht plötzlich Misstrauen und Ängstlichkeit. Man fühlt sich bedroht – das kommt sehr schnell über uns. Niemand ist davon frei.
Das schreibt man nicht für alle Zeit ab. Doch es vergiftet unsere Menschenverhältnisse. Es vergiftet unsere Menschenverhältnisse.
Verbiestert und eigenmächtig hat sich Saul gesagt, und nun ist sein Verhältnis zu den Menschen entsprechend. Das gilt auch unter Christen.
Wir reden hier über Saul. Und Saul war eine Figur des Volkes Gottes. Wir reden nicht über jemanden, der von Gott keine Ahnung hat, sondern über einen Mann Gottes, der in diese kaputte Gottesbeziehung hineinrutscht oder herausfällt – wie man es auch nennen will – und damit seine Menschenverhältnisse vergiftet.
Es könnte sein, dass das der Schaden der Gemeinde Jesu Christi in der Gegenwart ist: vergiftete Menschenverhältnisse leben in einer verdrehten Geschichte.
Jesus ist gekommen, um unsere verdrehten Lebenseinstellungen, die zu verdrehten Lebensgeschichten führen, wieder umzudrehen. Das geht nicht ohne, dass ich hingehe und sage: „Ja, Herr, das bin ich, so habe ich gelebt, so bin ich von dir weggegangen, und ich komme zurück. Ich will nach Hause kommen und bitte um Vergebung.“
Es geht nicht ohne Buße. Es gibt keine Heilung ohne Buße. Aber Jesus will nicht zusehen, wie selbst Menschen, die mit Gott leben wollen, in vergifteten Menschenbeziehungen stehen, weil letztlich ihre Gottesbeziehung vergiftet wurde – durch Eigensinn, eigene Planung, eigene Wege.
Denken Sie bitte einmal darüber nach: Wie sind unsere Beziehungen zu Verwandten und Bekannten, zu Nachbarn und zu Menschen, mit denen wir dienstlich oder beruflich zu tun haben?
Eine vergiftete Gottesbeziehung vergiftet die Menschenbeziehung. Das ist das Zweite.
Gottes Umkehr der Lebensgeschichte
Und das Dritte: Gott verdreht die Geschichte. Gott verdreht die Geschichte!
Saul schickt David auf ein Himmelfahrtskommando zum Militär – offensichtlich entweder mit der Absicht, dass er dort als kleiner Leutnant in der Bedeutungslosigkeit versinkt und nicht mehr unangenehm auffällt, oder sogar, dass er bei einem militärischen Einsatz an der Grenzpatrouille von der PLO abgeknallt wird. Da steckt doch etwas dahinter.
Aber was passiert? Hier heißt es – ich lese noch einmal: David war erfolgreich, wohin ihn auch sein Weg führte. So gibt es der neue Übersetzer wieder. Bei Luther heißt es: Er richtete all sein Tun recht aus. David war erfolgreich, wohin ihn auch sein Weg führte, und der Herr war mit ihm. Als nun Saul sah, dass David alles so gut gelang, graute es ihm vor David.
Jetzt wollen wir nicht auf Saul schauen, sondern auf David. Wir erinnern uns daran, dass dieser junge Kerl eine Berufung Gottes hatte. Gott wollte aus seinem Leben etwas machen. Wie bringt Gott seine Pläne zum Ziel? Wie sorgt er dafür, dass das, was er mit einem Menschen anfängt, auch wirklich zum Ziel kommt?
Wir lernen an dieser Geschichte, dass der Weg Gottes nicht der gerade Weg zur Erfolgsbestätigung oder zum Sieg ist. Zwei Mordanschläge, die David über sich ergehen lassen musste, sind kein Pappenstiel. Das sind nicht die Ereignisse, die einen so richtig klar wissen lassen, dass das Leben auf dem richtigen Kurs ist. Und dann wurde er abgeschoben, in die Ungunst des Königs. Ich meine, der konnte sich doch an fünf Fingern ausrechnen, dass er ein toter Mann war. Der Neid des Königs war mörderisch.
Wie führt Gott seine Wege zum Ziel? Er führt sie durch Niederlagen, aus denen er sie macht. Er führt sie durch entsetzliche Benachteiligungen, aus denen er große Chancen formt. Er führt uns durch Erniedrigungen und Schändungen unseres Ansehens, um uns teilhaben zu lassen an seiner Majestät.
Die Zielstrebigkeit Gottes dreht um, verdreht die Geschichte. Er verwandelt Ohnmacht in Stärke und Nachteil in Vorteil. Der militärische Aufenthalt sollte ein Himmelfahrtskommando sein – ein Nachteil für David. Gott dreht diesen teuflischen Zerstörungsplan um und macht daraus einen Vorteil für David.
Gott verdreht die Geschichte. Er dreht die Erniedrigung um und macht daraus Triumph. So läuft das, wenn man Jesus nachfolgt.
Es gibt eine Reihe von Menschen im Gottesdienst, die jetzt in den Sommerwochen auf Freizeiten irgendwo ihre ersten deutlichen Schritte mit Jesus getan haben. Ihr seid noch nicht lange mit ihm unterwegs. Wie wird das weitergehen? Vielleicht habt ihr euch inzwischen auch gefragt, ob das noch das Gelbe vom Ei ist. Ist alles so gelaufen, wie ihr euch das vorgestellt habt?
Wie bringt Gott seine Leute zum Ziel? Es sind die merkwürdig verschlungenen Wege, die bei uns vorderhand so aussehen, als würde Gott uns in Pleiten, Erniedrigungen, Schwierigkeiten und Sackgassen rutschen lassen, so dass wir nie mehr vorwärts wissen.
Doch seine Zielstrebigkeit verdreht die Geschichte. Sie verwandelt Ohnmacht, Niederlage und Erniedrigung in Triumph.
Der krasseste Fall ist folgender: Jesus ist gekommen, um selbst die Situationen, in denen wir in Gottlosigkeit und Sünde abrutschen, in denen wir in Lüge abgleiten und Gott missfallen, durch die Kraft seines Vergebungswortes zu nehmen. Er dreht diese Niederlagen um und macht daraus Segen.
So darf ich am Ende hinstehen und sagen: Ich habe einen Herrn, der mich durchzieht, obwohl ich versagt habe. Ich kann das Siegesgeheul anstimmen – sogar über meine Niederlagen – weil Jesus in seiner Vergebung kaputte Christen wieder aufrichtet.
Das ist der krasseste Fall: Dass er selbst unsere Sünde durch Vergebung zum Sieg macht und unser Sterben zum großen Triumph gestaltet.
Das ist das, was man nicht begreift. Das ist das Letzte, was er tun wird: Selbst die Ohnmacht des Sterbens will er zum Triumph verdrehen.
Die Spur des Erfolges im Leben
Was ist die Spur des Erfolges? Wo und wie lebt man richtig? Bedeutet es, immer die Nase dort zu haben, wo es nach Vorteil riecht? Dieses Gespür entwickeln wir. Wir entwickeln ein unheimliches Gespür dafür, eine Witterung dafür, wo es nach unserem Vorteil riecht. Und dann sagt man: „Da geht es lang, da muss man hin, da ist die Spur des erfolgreichen, sinnvollen Lebens.“
Wo ist die Spur des Erfolges? Wo ist die Spur des sinnvollen Lebens? Sie ist nicht dort, wo es vorderhand nach unserem Vorteil riecht, sondern dort, wo gehorsame und vertrauensvolle Schritte gegenüber dem Wort Jesu getan werden. Dort ist die Spur des Erfolges, dort ist die Spur des sinnvollen, des gültigen Lebens.
Gott verwandelt unsere Unheilsgeschichte in seine Heilsgeschichte. Ein großer Akt der Umkehr soll beginnen – bei denen, die schon in Berührung mit Jesus gekommen sind, aber herausgerutscht sind, wie Saul, und bei denen, die noch nicht zur vollen Klarheit durchgedrungen sind. Möge endlich, endlich diese Klarheit kommen!
Ich bitte darum, die Hilfe nicht draußen stehen zu lassen, sie nicht zu übersehen oder abzulehnen wie Saul, sondern sie hereinzulassen.
Schlussgebet
Wir wollen beten. Du kennst die Verzweiflung und die Verrenkungen, Herr, die wir machen, um im Kampf unseres Alltags und mit unseren Problemen zurechtzukommen und den Kopf über Wasser zu halten.
Erbarme dich über uns. Lass uns spüren, wie es ist, wenn du durch Vergebung, Heilung und Neuschöpfung deinen Sieg schaffst.