Herausforderungen und Chancen des demografischen Wandels
Kleiner Abschluss bei der Frage mit dem Alter
Da sind wir ja durch das Mittagessen herausgerissen worden, und zwar gerade in der Austauschrunde. Ich habe euch ein paar Daten vorgestellt, bei denen ich gesagt habe, so wird es aller Wahrscheinlichkeit nachlaufen, was die Zukunft angeht. Bewusst habe ich natürlich einige Sachen etwas stärker betont, sozusagen aus pädagogischen Gründen, um eine Notwendigkeit stärker vor Augen zu führen.
Denn wenn ich euch irgendeinen Trend nenne und sage, ach, ist alles nicht so wild, dann geht ihr alle wieder nach Hause und sagt, bleibt alles, wie es war. Und das soll euch bewusst ja herausfordern, so ein bisschen nachzudenken: Veränderungen wird es geben. Jetzt ist nur die Frage, werden wir sie erleiden oder werden wir sie mitbestimmen? Werden wir nur dagegen kämpfen oder vor ihnen Angst haben? Oder werden wir ein Stück weit sie mitnutzen können für unseren Auftrag als Christ in der Welt?
Ich würde das Zweite dabei vorziehen, auch wenn es durchaus bedeutet, dass manche Sachen anders laufen, vielleicht nicht ganz so bequem und einfach werden. Aber ehe ich da jetzt noch weiter rede, ich würde euch ja reden lassen an dieser Stelle. Was habt ihr dazu noch als Beiträge? Vielleicht sagt ihr, ich sehe das ganz anders, oder da habe ich noch eine ganz gute Idee. Oder: „Da habe ich eine interessante Erfahrung gemacht, die ich weitergeben will, bitteschön.“
Das ist eine gute Frage, ich weiß es auch nicht genau. Ich glaube, es könnte die Reaktion geben: Verteilungskampf, jeder gegen jeden. Daran können wir nur alle verlieren. Das heißt, hoffen wir, dass die Leute einsichtig genug sind, diesen Weg nicht einzuschlagen. Und so ein bisschen merken wir auch: Die Deutschen tendieren nicht ganz so stark zur Revolution. Vielleicht die Franzosen haben ihre französische Revolution, die Russen auch, aber die Deutschen sind eher etwas sanftmütiger gewesen, meistens in der Vergangenheit.
Also sanft in dem Sinne: Es gab zwar häufig Leute, die sie ideologisiert haben, wie zum Beispiel Hitler, aber es kam nicht so richtig, dass die Leute Revolution gemacht haben, dass sie mehr von außen so aufgetragen wurden. Sie haben dann mitgemacht, das schon, aber Bürgerkrieg und so war nie so sehr die Sache der Deutschen. Hoffen wir mal, dass sie einigermaßen friedlich bleiben und die Sache friedlich austragen.
Man wird das natürlich auch nicht auf einen Schlag machen. Wenn man merkt, dass es gar nicht mehr anders geht, dann wird man Stück für Stück das immer ein bisschen mehr tun. Nur muss man natürlich die Geschwindigkeit steigern im Vergleich zu jetzt. Das würde zum Beispiel laufen: Deine Renten erübrigen sich bezüglich Inflation. Die Inflation geht voran und plötzlich ist alles, was du einhalten musst, hinterher nur noch die Hälfte wert. Und dann kriegst du deine Rente noch, du kannst nur nicht mehr davon leben.
Deshalb baut man ja auf mit dieser zweiten Säule. In der Schweiz gibt es ja schon lange die zweite und dritte Säule: betriebliche und persönliche Vorsorge. Hier sind die Schweizer viel klüger. Die Schweizer werden dieses Altersproblem viel weniger, viel sanfter haben, weil sie schon vor fünfzig Jahren ein System umgebaut haben. Das läuft da anders, es ist viel sicherer. Also sie haben auch eine gewisse staatliche Rentenabsicherung, aber die macht höchstens ein Drittel ihrer Einkünfte aus, und das kann man eher staatlich abfedern.
Das andere ist die private Vorsorge, der andere muss den Betrieb vorsorgen. Das heißt, da sind viele Summen schon vorhanden, die eingespart sind. Und sie haben auch nicht diesen Generationenvertrag zu starten, sondern da ist das Geld, das AHV eingezahlt wird, wird angelegt, also es ist vorhanden. Man setzt also nicht nur darauf, dass die nächsten Generationen zahlen.
Das hatte man ja so in den Sechzigerjahren, glaube ich, gefeiert als großen Erfolg, weil man dann plötzlich massenhaft Geld aus der Rentensicherung eingesetzt hat in die politische Erneuerung und gesagt hat, das macht die nächste Generation. Damals hat man das gefeiert als super Erfolg. Kein Mensch dachte daran, was da 50, 60 Jahre später rauskommt.
Deshalb denke ich, die Leute werden schon so klug sein, das werden sie machen. Aber in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren wird man anziehen müssen mit dem, was man den Leuten wegnimmt. Da gibt es einige Nullrunden für Rentner, es wird einige Zuzahlungen geben, es wird einige Sachen geben, die die Krankenkasse plötzlich nicht mehr bezahlt. Jetzt haben wir uns langsam daran gewöhnt, und das wird jetzt halt ein bisschen schneller vorangehen. Vermutlich, das wäre eher mein Gedanke.
Und dann wird man sich daran gewöhnen müssen, auch in einer Gesellschaft, die sich bisher an viel Luxus gewöhnt hat. Und wie gesagt, die nächsten Jahre wird es ja noch so ein bisschen eine Übergangsphase sein, weil viele von denen, die das dritte Mal betrifft, uns. Wir werden erst mal noch profitieren, zumindest die, die einen festen Job haben, die einigermaßen gesund sind. Die werden erst mal in den nächsten etwa zehn Jahren noch profitieren, weil sie voll im Berufsleben stehen, häufig an der Spitze ihrer beruflichen Karriere langsam angekommen sind, weil sie schon abgesichert sind mit Häuschen, mit Sparkonto, mit was weiß ich.
Das heißt, die wird das dann ja erst mal ein bisschen sanfter, langsamer treffen. Die, die irgendwo rausfallen, aber das ist eher die kleine Minderheit, die wird da schon vorher härter getroffen. Aber das sind Spekulationen natürlich.
Ich glaube, du hast doch noch was dazu gesagt, oder?
Ja. Ich habe mal gelesen, und bestimmt weiß ich nicht, wie es kommt, aber das einzige europäische Land, wo der Trend von immer weniger Geburten zurückgeht, ist Frankreich, weil dort eine Familienpolitik betrieben wurde, die Familien wieder begünstigt hat.
Ja, wobei es auch immer darauf ankommt, wie man das liest. Manche Leute instrumentalisieren das, und die wollen gerne sozialistische, also linke Ideen umsetzen. Wobei in Frankreich Realität ist: Die Kinder werden von den Emigranten bekommen, die gerade davon nicht profitieren. Das heißt, die, die die meisten Kinder haben, sind die Nordafrikaner. Das heißt, die einheimischen Franzosen sind genau dasselbe wie in Deutschland. Nur da in Frankreich mehr Emigranten sind, wächst die Bevölkerung leicht. Aber das führt auch schon jetzt in Frankreich zu starken sozialen Spannungen. Die sind im Moment in Frankreich viel stärker als in Deutschland.
Also deshalb glaube ich, dieser Trend ist nicht die tolle Sozialpolitik, sondern eher die Einwanderungspolitik, die man seit der Kolonialzeit gehabt hat. So zumindest meine Daten, die ich habe. Manchmal wird das instrumentalisiert, soweit mir bewusst ist, weil man sagt, da wird sehr stark dafür gesorgt, dass die Frauen wieder ins Berufsleben können und so. Die tun das auch gerne, bekommen aber trotzdem nicht mehr Kinder.
Und da ist ja auch so ein bisschen eine Fehlorientierung. Man meinte jetzt seit bestimmt zwanzig Jahren, wir müssen den Frauen ermöglichen, Beruf und Familie zusammen zu bringen. Und man tut das. Ich habe ja vorhin schon gesagt: Die meisten Frauen machen immer mehr Karriere, aber immer weniger bekommen Kinder.
Weil wenn du einer Frau sagst, mach Karriere, die irgendwo super im Job drin ist, und du sagst ihr, du sollst ein Kind haben, wir geben dir auch noch ein bisschen dafür, warum soll sie das tun? Das ist in jedem Fall eine Karriere, wenn du dich wirklich um die Kinder kümmerst.
Und hingegen, wenn du jetzt nur ein Kind hast, das du zwei Wochen nach der Geburt weggeben musst, ja, wofür sollst du das haben? Um es ab und zu am Wochenende mal zu sehen oder mit in Urlaub zu fahren? Das braucht man nicht unbedingt.
Das heißt, diese Sachen sind alle nicht schlecht gedacht, aber sie werden nach meinem Dafürhalten nicht wirklich ein Umdenken bewirken. Das Wirkliche braucht ein Umdenken: Kinder sind nicht Belastung, Kinder sind wertvoll. Ich investiere mich daran, weil das gut und wichtig ist für mich und für andere. Das könnte vielleicht eine Mentalitätsumwandlung sein.
Diese sozialen Sachen spielen manchmal eine Rolle. Aber interessant ist ja, dass gerade denen, denen es sozial schlecht geht, die meisten Kinder bekommen. Das ist ja komisch. Denen, denen es sozial gut geht, die haben die wenigsten Kinder. Also das heißt, scheinbar ist es nicht nur die Sache mit dem, wie viel Geld du hast.
Gerade die reichen Akademikerhaushalte haben fast keine Kinder, wo beide arbeiten und ein tolles Haus haben und viel Urlaub haben – fast keine Kinder. Und es liegt nicht nur daran, dass die einen nicht abtreiben können oder so, nein, es ist schon eine gewisse Mentalität.
Jetzt könnte man ja gut sagen, die haben ja nichts Besseres zu tun und haben es nicht gelernt und was weiß ich. Man kann viele Vorurteile pflegen dafür, aber generell scheint mir mehr eine Mentalitätssache zu sein. Ich kenne kaum jemanden, der sagt, ich bekomme jetzt ein Kind, weil ich vielleicht hundert Euro mehr Übergangsgeld oder Wohngeld oder sonst was bekomme. Das wäre auch eine dumme Entscheidung, denn man würde mit der Zeit merken, dass diese hundert Euro sich nicht lohnen.
Denn wenn es einem wirklich nur auf die Ruhe ankommt, hat man besser Ruhe und hundert Euro weniger.
Sehr wahrscheinlich hat es ganz viel mit der Anerkennung der Frau zu tun, die sie halt im Beruf bekommt, und zu Hause bekommt sie es nicht. Mit Sicherheit wird das ein Grund sein. Das ist wahrscheinlich nämlich mal die allergrößte Ermutigung in dem Spiel.
Ganz bestimmt. Da sind sicherlich mehrere Trends. Ich glaube auch, dieser Trend „Schau zuerst auf dich“ wird jedem Menschen in jedem Bereich gesagt. Wo liegt dein Spaß, wo liegt das, wo du am meisten rausholen kannst für dich? Das wirkt zerstörerisch auf Ehe, auf Gemeinschaft, Universitäten und andere und natürlich auch auf Kinder.
Deshalb sieht man ja manchmal in den letzten Jahren, dass manche Frau in der Karriere so um die vierzig, fünfundvierzig plötzlich denkt: Ich will noch ein Kind. Das geht aber nicht ums Kind, das geht darum, ich will auch mal erleben, schwanger zu sein. Jetzt habe ich Karriere gemacht, aber irgendwie wäre es doch auch mal spannend, noch zu sehen, wie es denn als Mutter ist.
Und meistens, sobald das Kind da ist, dann ist es noch ganz toll in der Grundschule, im Kindergarten, da ist man noch ganz intensiv dabei. Sobald die Kinder älter werden, dann ist das doch nicht mehr so spannend, weil die sich nicht mehr so schön entwickeln, wie ich mir das vorstelle. Da kann ich nicht nur zu H&M gehen und noch ein paar schöne Kleidchen anziehen und schöne Bilder machen, sondern dann werden die plötzlich auch kratzbürstig und problematisch.
Und dann ist meistens die große Freude vorbei. Das heißt, auch hier werden Kinder manchmal eher als Konsumartikel betrachtet, so als Luxusartikel. Und das ist nicht unbedingt gut.
Deshalb, dieses Umdenken braucht es, glaube ich, schon. Es ist nicht nur dieses „Ich habe was davon“ oder „Ich tue es für die Gesellschaft“, aber es kommen keine Kinder für die Gesellschaft heute. Sondern es braucht ein Umdenken in den Werten: Was ist mir wichtig? Was ist mir wertvoll? Wo kann ich mich verwirklichen?
Ja, bitte.
Das ist meine Erfahrung: Dadurch, dass ich ja schwanger bin und wir jetzt auch im Kurs sind, sind es unheimlich viele zwischen 25 und 30, die schwanger sind. Alle sagen, das wird nicht das einzige bleiben. Und sie sagen, ihre Eltern sind diejenigen, die sagen: Du bist bekloppt, also wirklich, und dann willst du nicht erst mal Beruf machen und dann Freund finden, Häusle bauen und solche Sachen.
Also, dass wirklich deine Generation, die es sind, die teilweise auch ein Haus geerbt bekommen haben oder die das alles haben, von ihren Kindern erwarten, dadurch dass sie ja wissen, wie schwierig es in Zukunft werden wird, dass die sich erst mal vorsorgen und dann spät die Kinder kriegen.
Also selbst die, die frühe Kinder bekommen haben, sagen jetzt ihren Kindern: Warte mal. Und dieser Druck, glaube ich, kommt jetzt immer mehr von Älteren anstatt von den Jüngeren. Wo man das manchmal meint, dass sie eine Nebenkarriere machen wollen, weil eine Sehnsucht unter den jungen Frauen schon wieder Familie braucht.
Das kann ich jetzt nicht pauschal alles sagen, aber das ist in den Gesprächen, die ich führe, in diesem Kurs auch interessant. Und sie sind nicht gläubig, sie haben keinen gläubigen Hintergrund, sondern sie haben eine Sehnsucht nach Familie, nach Kindern, nach diesen Dingen.
Ja, also mich sollte es nur freuen, wenn dieser Trend sich umdreht. Zumindest hätten wir dann Hoffnung für in dreißig oder vierzig Jahren, wenn zwar viele von uns tot sind, aber ich merke, für die nächste Generation wäre das noch spannend. Denn dann könnte sich das ändern, wenn es wirklich ein Massentrend ist.
Denn diese Erfahrungen sind insofern immer problematisch, wenn du natürlich zum Geburtsvorbereitungskurs gehst, da gehen ja nur die hin, die Kinder haben oder wollen. Dass die Eltern gesagt haben, wieso jetzt schon? Also dieser Druck ist da, und manche beugen sich diesem Druck und sagen halt, es ist eben nicht natürlich, und ich muss erst mal Karriere machen, muss erst mal ein neues Gebäude bauen, diese ganzen Dinge.
Aber widersprechen sich vielleicht innerlich von dem Gedanken. Also ich glaube tatsächlich, dieser Gedanke ist ganz stark von der Generation, zu der ich gehöre, ganz stark initiiert worden. Aber das war die Generation der sexuellen Revolution, also diese Boomer, ein bisschen früher vor mir noch, aber so diese Zeit.
Und die haben ganz stark gesagt: Loslösen in erster Linie dein Spaß, dein Vergnügen. Die haben nicht immer gar keine Kinder gehabt, aber sie haben grundsätzlich diese Einstellung geprägt: Kinder sind in erster Linie als Belastung und Problem anzusehen und deshalb „Lass sie zurück!“
Manche hatten dann ja noch durchaus Kinder, aber das war eben die Prägung, die vermittelt worden ist. Und das ist sicherlich das, was auch Jungen dann vermittelt wird, die dann wieder nächste Generation reden: „Mach das nicht, belaste dich nicht, denk an diese Welt, denk an dich.“
Das ist ja nicht gerade ermutigend, wenn man sowieso ja schon auch als junger Mensch merkt, ja klar, so ganz einfach ist das ja auch nicht. Ich würde es mir ja nur wünschen, und wir können ja nur alle Leute ermutigen, unsere Umgebung, das eben nicht so zu sehen.
Auch wenn ich nicht glaube, dass der große Trend sich dadurch zumindest im Augenblick brechen wird, aber umso mehr Leute diese Perspektive sehen. Denn ich glaube wirklich, dass zur Ehe Kinder gehören, auch wenn sie manchmal Mühe und so weiter bereiten. Aber das dient ja auch mit deinem eigenen Wachstum, wo Gott dir deinen Egoismus, deine Unfähigkeit zeigt, an dir arbeitest, dich weiterbringst.
Ich glaube, das ist so gedacht. Und Paare, die ich kennengelernt habe, die auf Dauer keine Kinder haben, fällt mir immer wieder auf: Die vergreisen viel früher. Du musst das nur mal probieren, geh mal, wenn du ein paar Kinder hast, mit jemandem, der nie welche hat.
Die Leute bekommen einen Schock, sobald du in ihre Wohnung gehst. Denn sobald das kleine Deckchen da verrückt wird oder das Sofa an einer anderen Stelle steht, da haben die die Krise. Das heißt, das, was du sonst erlebst bei jemandem, der vielleicht 70 oder 80 ist, das ist bei denen schon mit 30 oder 40.
Das heißt, das bringt alles durcheinander, muss alles genau geordnet werden. Bei denen, die sehr lange als Paar nur auf sich ausgerichtet sind, darf das Gefüge nicht geschüttelt werden. Und bei denen würde ich auch gar nicht wünschen, dass die ein Kind haben. Bei denen ist es schon vorbei, die können nur noch sterben – also nicht ganz, aber fast.
Aber das ist tatsächlich so: Kinder halten lebendig. Probiert es in eurem eigenen Leben oder schaut euch um. Kinder – du kannst gar nicht träge werden. Dann kommen die Kinder und pieksen dich wieder, und dann wirst du wieder lebendig. Dann musst du wieder darauf reagieren, du musst dich mit Trends der Zeit auseinandersetzen.
Woher kam meine Kenntnis über die Popmusik? Ich höre doch nicht Rihanna oder so, aber ich weiß über all diese Leute Bescheid, über Lafay und solche Leute, durch meine Kinder.
Ist ja klar, das hält lebendig. Manchmal ein bisschen stressig, aber ich glaube, dass Gott das durchaus will, dass das auch so ein Aspekt ist, der uns herausfordert, auch Eigenschaften an uns fordert, die ja christlich gewollt sind.
Geduld – wo lernst du das am meisten? Als mit deinen Kindern. Ich weiß nicht, wenn eure Kinder alle lieb und nett sind, ist das gut. Meine stressen mich manchmal schon, da brauche ich immer wieder Geduld.
Manchmal denke ich mir: Am liebsten würde ich da auf den Tisch hauen: Was sagst du für einen Quatsch? Aber dann in Geduld das zehnte Mal dieselbe Sache erklären und hoffen, dass es jetzt endlich durchkommt. Das braucht Geduld.
Aber das ist ja wieder eine geistliche Tugend. Das heißt, auf der einen Seite ärgert es mich, auf der anderen Seite merke ich: Herr Michael, Gott benutzt das doch, damit du auch geistlich vorankommst.
Und ich denke, deshalb sind Kinder gut für dich. Also ich könnte euch jetzt eine ganze Werberede für Kinder halten, ohne in eine romantische Traumwelt hineinzuverfallen. Deshalb könnte ich nur jeden ermutigen. Tut das auch! Jedes Paar, das ich verheirate, ermutige ich dazu, Kinder zu bekommen. Gebt mir dann noch ein paar spezielle Tipps dafür, die ich euch jetzt nicht gebe, weil ihr alle schon verheiratet seid und so.
Aber das würde ich in jedem Fall sagen: Das ist gut.
Deshalb stimme ich dir zu. Und wenn dann mehrere junge Leute sehen, ist toll. Zum Beispiel die Jugendstudie zeigt tatsächlich, dass bei der Wertung Familie wieder im Steigen begriffen ist.
Nur der Unterschied zeigt sich: Die Jugendstudie sagt, viele Jugendliche sehnen sich nach verlässlicher Partnerschaft, nach Treue, nach Familie, aber sie leben sie nicht. Das heißt, es ist auf der einen Seite die Sehnsucht, sie merken, das ist ein Defizit, aber sie schaffen es nicht, es zu machen.
Das heißt, viele Paare sehnen sich nach Treue, nach Beständigkeit, und dieselben Paare gehen nach zwei, drei Jahren Ehe auseinander, weil sie nicht in der Lage sind, das auch zu leben.
Sie sehnen sich, aber sie können es nicht. Das ist so der Zwiespalt, in dem wir drin sind. Da können wir Hoffnung haben, da können wir sagen, wir können den Leuten ja helfen, wenn wir rechtzeitig da mit einschleifen oder auch für uns.
Aber es sind durchaus Ansätze, und man merkt, Gott hat das in die Menschen reingelegt. Und in der Weise stimme ich dazu: Er kann der Staat noch so viel machen, aber diese Sehnsucht im Herzen der Menschen kaputt machen, das kann er nicht. Die ist immer noch da, nur leider gibt er nicht so die besten Voraussetzungen, dass sich das auch entfalten kann.
Hilfestellungen dafür? Glaube ich, das glaube ich schon. Eine Chance für uns selbst, anders zu leben und auch andere zu ermutigen und Hilfestellung zu geben.
Danke, da war jetzt noch eine Meldung, habe ich irgendwo gesehen.
Bitte.
Das könnte hinkommen. Dermassen arten würde ich nicht machen, weil da mal jemand sagt, um siebzig, dann ist das Kind zehn und Papa achtzig. Also wenn man sich das alleine nur mal anschaut.
Erstens habe ich also aus dieser Todesschutz und dieses Gefühl, nachdem ich das Kind bekomme, weil ich in Russland so einen Anstecker brauche, so eine Art Roggen, so kam es mir. Ich weiß nicht, ob ich den Leuten helfen kann. So nicht nur, aber ich habe den Eindruck, das ist ganz fremd, dass man das so ein bisschen schon macht.
Es ist sicherlich kein Massentrend, aber es ist schon ein Trend, es taucht immer häufiger auf. Dabei stimme ich dir zu, ich kenne ja nicht jeden Mann. Deshalb hast du Recht, man kann kein Pauschalurteil fällen. Aber bei vielen Leuten, die sich in der Öffentlichkeit äußern, ist es eher so: Ich bekomme das Kind für mich.
Und ich denke nicht unbedingt an das Kind, ich denke nicht mal an das Großwert des Kindes, denn dann müsste ich ja jeden Tag daran denken: Sehr wahrscheinlich bin ich tot, bevor es mit der Schule fertig ist. Aber daran denkt ja keiner, sondern es ist mehr so: Also ich finde das toll.
Manchmal Eltern, die kein Enkelkind haben, machen sich eigenes Enkelkind, sozusagen. Manche, die nie selbst schwanger geworden sind, sagen: Ach, jetzt will ich doch noch mal.
Also das sind manche Motivationen, die problematisch sind, ganz losgelöst davon, mal ganz ohne irgendwelche psychologischen Untersuchungen.
Also ich möchte in meinem momentanen Stand nicht mit siebzig noch ein Kind bekommen. Und zwar ganz einfach deshalb, weil ich weiß, wie viel Nerven das kostet mit Kindern. Also ich möchte ja auch nicht unbedingt jetzt mit 70 mich da was weiß ich hier nach Florida zurückziehen. Ich meine, vielleicht möchte ich manchmal schon, aber das wird wahrscheinlich nicht klappen, also so emotional zumindest.
Aber dann denke ich mir, dann ist es ja schön, wenn du mal so kurzzeitig ein Kind hast. Das ist ja bei Enkelkindern der Vorteil, nicht dass du es kurzzeitig gibst, es dir wieder weg. Das ist in Ordnung, das schafft man dann noch gut.
Aber auf Dauer, also ich wüsste kaum auch einen 70-jährigen, der wirklich in der Lage ist, adäquat mit dem Kind auf dem Spielplatz herumzuturnen und das den ganzen Tag noch, und in der Nacht nicht zu schlafen, weil es schreit, und sich mit den Hausaufgaben hinzusetzen und wirklich noch die Energie aufbringt, sich dann noch auf moderne Popmusik einzustellen usw.
Also da weiß ich nicht, da merke ich ja jetzt so als Mitvierziger, das ist nicht immer ganz einfach. Aber wenn siebzig, also ich war ja noch nicht siebzig, aber im Augenblick habe ich nicht so starke Lust, dazu dann noch ein Kind zu haben. Müsste Vivian mal fragen.
Wobei da gibt es dann irgendwann eine biologische Schranke, aber da sagst du ja zu Recht, ist dann wieder durch Gentechnik und so.
Also ich glaube, von Gott hat sich ein guter Grund gedacht, warum die Fruchtbarkeit der Frau zeitlich begrenzt ist. Und wenn wir das chemisch, biologisch, medizinisch überwinden können, glaube ich nicht, dass wir den Menschen oder den Kindern, also den Verkehrhelfern oder den Kindern, dann Gefallen tun.
Sondern ich glaube, diese Grenze ist von Gott bewusst gedacht. Sonst hätte er eine Frau bis zum Ende des Lebens schwanger, also fruchtbar gemacht. Hat er ja nicht getan. Sondern ich glaube, hier ist bewusst eine Schranke gesetzt bis dahin, und das ist es dann eigentlich.
Aber das wäre noch ein ganz eigener Bereich, so mit Kinder und Alter und Erziehung und so.
Fällt euch noch etwas Gutes zum Alter ein, also Alterung der Gesellschaft? Wie gehen wir damit um in der Gemeinde, für unser eigenes Leben, in der Gesellschaft?
Also sonst, ich würde auch sagen, zum Beispiel als Gemeinde gründet mehr Personen Mehrgenerationenhäuser. Das ist im Moment ganz in, das ist gut, das ist im Trend drin. Die haben sogar noch relativ wenig gesetzliche Auflagen.
Wenn du ein Altenheim gründest, dann erstickst du unter gesetzlichen Auflagen. Gründest du ein Mehrgenerationenhaus, bekommst du viel Unterstützung und kaum Auflagen. Also das ist eine gute Sache, wenn du an soziale Sachen denkst, lieber so.
Gründet als Gemeinden eine mobile Pflegestation. Super evangelistische Möglichkeit, denn dadurch kommst du in viele Haushalte, wenn du es gut machst, nämlich als Christ.
Also jetzt nicht nur, dass du Geld verdienen denkst, dann hast du zu Leuten, die sonst wenig Außenkontakte haben, tolle Kontakte. Das strahlt aus auf deren Familien, die wieder froh sind, dass Vater und Mutter gut versorgt sind, dass ihnen geholfen wird.
Nebenher finanziert sich das alles selbst, das heißt, du kriegst ja dann von Krankenkasse, Pflegekasse noch im Augenblick einen Großteil des Geldes. Wenn du aber sagst, ich arbeite ein bisschen mehr, dann bezahlt vielleicht die Gemeinde noch ein bisschen dazu. Du hast hier sozialen Einsatz, gleichzeitig mit missionarischer Tätigkeit, die ein ganz positives Image in der Umgebung gibt.
Mach das fünf Jahre als Gemeinde, du bist in der Umgebung, und das wird sich rumsprechen. Du hast ein ganz positives Image, da kommt dann vielleicht sogar noch die Tageszeitung, interviewt dich und das Lokalradio oder so, warum ihr das denn tut und so.
Ich kenne ein paar Gemeinden, die das machen. Die Gemeinde, die ich kenne, hat ausschließlich positive Erfahrungen damit.
Sofern du jetzt nicht – da muss man immer aufpassen – sofern du nicht die Leitung plötzlich jemandem Halbgläubigen oder gar nicht Gläubigen gibst, dann geht alles unter. Das gibt es auch immer.
Habe ich an einigen Stellen erlebt. Zum Beispiel hat eine Gemeinde einen christlichen Kindergarten. Die Kindergartenleitung war eine sehr qualifizierte Frau, die aber nicht gläubig war. Der Kindergarten stürzt ab. Ich meine geistlich. Da kommen immer noch die Kinder, hat aber nichts mehr mit Gemeinde zu tun.
Das ist ein Problem. Leitung – da muss die Sache klar sein, auch bei solchen Sachen. Es geht nicht nur um Geldverdienung oder ob du qualifiziert bist, deine Buchführung zu machen und Pflegedienstleitung und so, sondern es muss immer der Bezug zum Glauben sein. Sonst würde ich sagen, die Aufgabe können andere erledigen.
Aber wenn man das ordentlich macht, das kann eine gute Sache sein. Du schaffst Arbeitsplätze für Leute in der Gemeinde, es kostet die Gemeinde letztlich kaum etwas. Du bist national aktiv, du hilfst gleichzeitig noch Leuten.
Ich hoffe, ich male es jetzt nicht zu positiv. Es gibt auch negative Seiten natürlich, aber ich betone mal die positiven als Perspektive. So kann man dem Alterungsprozess begegnen.
Dann wird das hier in der Schule bei den Biblischülern spannend, aber auch in der Gemeinde. Weil da wahrscheinlich die einen, die da super geistig sind und sagen: Kein Cent mehr, als nicht gesetzlich vorstellbar, wird versorgt. Und die anderen, die versichern sich bis zum Anschlag.
Und ich weiß auch ganz ungenau, wie er das jetzt sieht, oder ob er da eine Position haben möchte oder sollte. Dann wären wir in der Realität, in der die meisten Menschen heute schon lange sind auf der Welt.
Also zum Beispiel, dass wir alle mit schönen, schicken Zähnen herumlaufen, wie in vielen Ländern der Welt. Wenn die Leute älter werden, dann haben sie eben keine Zähne mehr oder kaputte Zähne oder so. Ja, wer will das bezahlen?
Und jetzt ist es ja schon so, dass Zahnprothesen nicht mehr voll bezahlt werden. Jetzt kann man sich halt als Gemeindlicher entscheiden, entweder gehe ich da so, hey, also das geht auch, das haben Generationen von Menschen gemacht.
Ich meine, man kann auch zuhause schnitzen. Das gab es früher, es geht auch im Freilichtmuseum noch. Und echt aus einem Lindenholz schnitzt du dann am Kamin so eine Prothese, die ist zwar nicht ganz so passend, aber geht auch.
Aber ich meine, das, was du sagst, zu Recht, das wird eine Herausforderung sein, und es wird dadurch neue soziale Fragen auch in der Gemeinde aufwerfen. Weil wir noch alle schöne Mittelschichtsbürger sind.
Aber das wird dadurch auch ein Aufspalten in der Gemeinde geben. Manche werden sagen: Aus geistlichen Gründen machen wir das nicht. Manche vielleicht auch aus kurzfristigen Gründen: Im Moment geht es mir ja gut, also mache ich das nicht. Oder sagen: Ich brauche ja nur beten oder so.
Und ich bin überzeugt, wenn du betest, Gott wird dir das geben, was du unbedingt brauchst. Ob das dann die Zähne sind oder nicht, das ist dann ja egal.
Also deshalb, aber als Deutsche glaube ich, müssen wir sagen, die Deutschen tendieren eher dazu, im Augenblick noch überversichert zu sein. Deshalb soll meine Mahnung jetzt nicht so sein: Versichert euch alle. Die meisten Deutschen sind statistisch überversichert, weshalb wir hier vielleicht eher auch ein bisschen davon lernen müssen.
Ja, so ein bisschen mehr Gottvertrauen, ein bisschen mehr Freiheit ist gar nicht schlecht. Ja, weil viele Leute, ja, aber das ist dann...
Aber hier kann ich euch keine klare Lösung geben. Also ich bin jetzt nicht Versicherungsfachmann, der sagen kann, was in 20 Jahren noch gedeckt wird, was nicht, wo er jetzt schon versichert ist oder so.
Aber diesen Trend, sozusagen: Vorsorgen ist besser als heilen, mach jetzt viel Sport, bleib gesund, das ist in jedem Fall die beste Investition.
Also vereinfacht gesagt: Umso länger du deine eigenen Zähne hast, umso weniger musst du dir Gedanken machen über die dritten.
Ja, ja, gut, bei mir vielleicht auch, aber ein frommer Wunsch zumindest an die anderen.
Aber bei anderen Sachen kannst du noch was tun. Also ich kann dich da mit einladen, wenn ich mit Viviane wieder zum Schwimmen gehe. So regelmäßig schwimmen tut ganz gut, oder laufen, oder so, und Gemüse essen.
Und bitte.
Wir haben überlegt, was wir als Gemeinde anbieten können, und ich denke, es wäre gut, generell, also auch die Gemeinde, die daraus erwächst, sehr offen ist: Wie kann ich mit Freude Angebote zum Alter machen?
Denn es sind Themen, über die ich mir jetzt schon Gedanken machen muss: Was wird eigentlich sein, wenn... und viele Leute machen sich diesen Gedanken nicht, deswegen haben sie auch Angst.
Wenn jetzt ein Großteil der Bevölkerung immer älter wird, finden wir als Gemeinde hier eigentlich nicht an der Szene Marken.
Ich glaube auch, das ist durchaus Vorausdenken. Im Augenblick werden die eventuell noch etwas Schwierigkeiten haben, weil die meisten Leute in meinem Alter oder ein paar Jahre älter das noch verdrängen.
Das heißt, die wollen gar nicht alt werden. Ich meine, die wollen alt sein, aber nicht werden. Das heißt, sie sind damit noch nicht konfrontiert. Aber die wird das treffen.
Spätestens, wenn dann die Eltern langsam näher rücken, sie vielleicht merken, das wird alles viel dünner und ich werde älter, dann wird das kommen.
Deshalb ist es gut, jetzt anzufangen, sich darüber Gedanken zu machen, damit es ein richtig ausgereiftes Programm gibt, wenn dann die große Masse derer kommt, die ihre Probleme mit dem Altern haben.
Genau, so eine Idee finde ich nicht schlecht. Das kann durchaus so um sich greifen, so ähnlich wie der Trend „Simplify your life“. Das war ja auch dieser Tiki Küstenmacher. Er ist ja eigentlich Pastor. Wie fromm er ist, weiß ich jetzt nicht genau, aber immerhin kommen ab und zu mal ein paar christliche Sachen dabei.
Das war ja auch so, dann plötzlich überall hast du das gesehen, nicht nur bei Frommen, sondern überall. Warum? Weil die Nachfrage relativ groß ist: Wie ordne ich mein Leben? Was brauche ich da wirklich? Sowas nicht.
Wenn du das mit der alten Frage nimmst und das jetzt gut machst, also professionell vorbringst und den Leuten auch wirklich eine Hilfe bist, dann kann ich mir vorstellen, das könnte durchaus ein super Angebot sein für die weitere Zukunft.
Ich glaube, im Augenblick sind wir ja so, dass wir das gut vorbereiten können. Das braucht noch ein paar Jahre, bis das Ganze durchschlägt und den Leuten bewusst wird.
Aber das wird ein Thema der Zukunft sein. Was kommt.
Es darf jetzt natürlich nicht nur darum gehen, dass alle negativen Seiten des Alters vor Augen gemalt werden, denn das wollen die Leute nicht hören.
Also wenn du jetzt nur noch darüber redest, wie werde ich mit Demenz und Senilität umgehen, da hoffen die Leute immer, das ist noch weit in der Zukunft. Damit will sich keiner beschäftigen, der jetzt 40, 50 oder 60 ist.
Zum Beispiel.
Wobei auch da müssen wir uns darauf einstellen. Meine These ist ja, die Pensionierung wird sich immer weiter rausschieben, und es wird ein fließenderer Übergang sein zwischen Berufstätigkeit und Pension, nicht mehr dieser krasse Einschnitt.
Den wird es, glaube ich, weniger geben. Aber trotzdem, wie werde ich damit fertig, wie mit dem Altern und so? Also wie man das Konzept genau entwirft, das käme jetzt darauf an.
Aber allgemein Hilfestellung zu bieten, das ist, glaube ich, eine ganz wichtige Sache.
Aber das sind ja auch dann natürlich Sachen mit 67 arbeiten. Das ist eine ganz tolle Sache, aber viele wären ja mit 57 glücklich, sie würden überhaupt noch einen Job kriegen. Das ist das eine.
Das andere ist, wenn ich mir vorstelle, ich müsste meinen Job mit 67 noch machen, da bin ich glücklich, ich kann ja mit 57 noch machen.
Das sind ja auch noch mal Fragen, die in diesem Bereich dann einfach reingekommen sind, um zu sagen, wir müssen länger arbeiten, ist ja hier keine Antwort.
Vollkommen richtig.
Da wird sich einiges ändern müssen, aber es wird nicht dahinführen, dass die Leute in Zukunft mit 60 in Frühpension gehen.
Es wird eher dahinführen, man muss die Arbeitsplätze so umbauen, dass die Leute auch im höheren Alter noch einen Job machen können.
Das ist die große Herausforderung der Politik, die sie bisher noch kaum angegangen hat.
Sie hat einfach nur das Rentenalter raufgesetzt. Das genügt natürlich nicht.
Damit hat man zwar Rentenzahlungen gespart, aber die werden dann aus der Sozialkasse bezahlt.
Das heißt, an sich ist das alles Quatsch, denn der Staat bezahlt sowieso, entweder aus der Arbeitslosenkasse oder aus dem Sozialgeld oder Hartz IV.
Das ist ja letztendlich illegal, nur es kommt aus einer anderen Kasse.
Aber wer keinen Job findet in dem Alter und dann sagt, du kommst erst zwei Jahre später, das hilft dir nichts. Das hilft nur für die Rentenkassensanierung.
Aber das ist nicht allgemein für die Staatshaushalte.
Da wird einiges gemacht, aber ich bin mir ziemlich sicher, das wird noch kommen. Und zwar wird es dann kommen, wenn ein ganz großer Teil der Bevölkerung, was bisher noch nicht ist, in dieses Alter hineinkommt.
Weil im Moment kannst du sagen, die füttern wir noch alle durch, das geht noch alles so.
Das wird aber auf Dauer nicht mehr gehen, weil du erst mal ihre Arbeitskraft brauchst und du hast nicht das Geld, ihnen das finanzieren zu können.
Und dann wird der Druck, der Leidensdruck einfach so stark, dann muss es entweder so sein, dass man die Leute alleine lässt, dann wird es eine große Verarmung in der Gesellschaft geben.
Oder der Staat, was ich hoffe, wird dann Möglichkeiten schaffen, wie du deine Sachen machst.
Meinetwegen die Arbeitszeit Schritt für Schritt herabsetzen, meinetwegen du hast dann mit 65 noch 40 Stunden, mit 66 nur noch 35, mit 67 dann 30 und so weiter.
Oder zu sagen, die Alten bekommen größere Pausen oder sie bekommen gewisse andere Aufgaben in der Schule, mehr Verwaltungsaufgaben oder so, keine Ahnung.
Aber irgendwelche Regeln, so wird man da wahrscheinlich hingehen müssen.
Gut, dann lasse ich das einfach mal hake das ab, denn zwei Themen stehen ja noch auf unserem Programm, mit denen ich mich auch gerne noch beschäftigen will mit euch.
Die Bedeutung sozialer Netzwerke in der heutigen Gesellschaft
Das nächste Thema sind die sozialen Netzwerke. Der Begriff „soziale Netzwerke“ wird in verschiedener Hinsicht verwendet. Zum Beispiel bezeichnet man damit Familien oder Großfamilien, denn auch das ist ein soziales Netzwerk. Das bedeutet, dass man sich gegenseitig hilft; sozial heißt hier Strukturen von Gruppen, von Menschen untereinander.
Allerdings möchte ich an dieser Stelle nicht so speziell darauf eingehen, sondern den Begriff eingrenzen auf das, was man im Bereich der modernen Medien oder der Jugendkultur als soziales Netzwerk bezeichnet. Damit sind meistens die elektronisch gestützten sozialen Netzwerke gemeint. Diese zeigen sich insbesondere im Internet.
Das bekannteste weltweit ist Facebook. Was die etwas Älteren wahrscheinlich nicht mitbekommen haben, ist, dass Facebook sozusagen der „Boomer“ im Internet ist. In diesem Sommer wurde eine Statistik erstellt, welche Internetseite am häufigsten aufgerufen wird. Noch liegt Google vorne, aber nur mit ganz knappem Vorsprung. Facebook wächst sehr stark. Es wird erwartet, dass Facebook Ende des Jahres die meistbesuchte Internetseite sein wird – noch vor der Suchmaschine Google.
Das erscheint mir immer vollkommen unverständlich, denn wenn ich ins Internet gehe, möchte ich Informationen suchen. Ich benutze Facebook nie dafür. Ich bin jemand, der die Google-Statistik in die Höhe treibt, weil ich Google bestimmt zehn- bis zwanzigmal am Tag nutze. Das bedeutet, es muss andere geben, die mindestens genauso oft bei Facebook reinschauen, damit sich das ausgleicht. Ende dieses Jahres wird Facebook also die meistbesuchte Seite im Internet sein.
Bei Facebook gibt es auch viele neue Angebote. Neulich habe ich gelesen, dass in den USA zwei neue Funktionen freigeschaltet wurden, die wahrscheinlich bald auch nach Deutschland kommen. Das eine ist eine Partnerwahl bei Facebook. Es gibt ein spezielles Programm, das alles auswertet, was du im Internet machst, welche Seiten du besuchst, deinen Geschmack – also was du gerne liest oder hörst, welche Musik du magst. Wenn du das möchtest, brauchst du nur einen Klick zu machen. Dann wählt das Programm aus allen Facebook-Teilnehmern denjenigen aus, dessen Profil dir am ähnlichsten ist, und schlägt ihn dir als potenziellen Partner vor.
Du kannst das sogar international machen. Dann findest du vielleicht einen Chinesen, der auch gerne kocht, chinesisch isst, ähnliche Musik hört und gerne an ähnliche Orte in den Urlaub fährt. Facebook schlägt dir vor: Das könnte dein Partner sein. Das klingt eigentlich ganz faszinierend. Du kommst mit Leuten zusammen, auf die du sonst nie gestoßen wärst, und musst keine großen Formulare ausfüllen. Facebook macht das alles automatisch.
Ein anderes neues Angebot in den USA ist, dass du über Facebook und GPS jederzeit den Standort deiner Freunde lokalisieren kannst. Sobald sie ein eingeschaltetes Handy haben, wird das über die nächste Station angezeigt. Du kannst dann auf deinem Bildschirm genau sehen, wo dein Freund gerade ist – ob er einkaufen ist oder sich an einem anderen Ort befindet. Ein Angebot von Facebook. Toll, oder? Ja, eben, genau.
Ich frage mich sowieso: Viele Dinge, über die früher lange gekämpft wurde, machen heute Jugendliche freiwillig. Ohne dass man sie dazu bringen muss. Ich erinnere mich noch, und da fühle ich mich jetzt richtig alt, an Aktionen gegen die Volkszählung. Damals haben sich viele mit Händen und Füßen gewehrt, keine Volkszählung, keine Daten herauszugeben.
Bei der Volkszählung ging es ja noch um total harmlose Sachen. Heute veröffentlichen die Leute ihre persönlichsten, intimsten Geheimnisse vor einem Millionenpublikum im Internet. Die Zeiten ändern sich. Deshalb ist Datenschutz heute gar nicht mehr so populär. Die meisten Jugendlichen interessieren sich kaum für Datenschutz – und das sind ja die, die am meisten in den Foren unterwegs sind.
Die Älteren waren da früher anders. Die waren als Jugendliche hoffentlich auch immer wieder vorsichtig und haben gesagt: Pass auf, pass auf! Aber wie wirkt das bei den meisten Jugendlichen? Wenig. Denen ist das meistens ziemlich egal. Vielleicht ändert sich das noch, vielleicht muss erst ein Schmerz kommen, damit man daraus lernt. Aber es gibt eine deutliche Veränderung.
Auch die Angebote bei Facebook zeigen mir das: Die Leute finden es anscheinend cool, jede Minute zu zeigen, wo sie sind und was sie machen. Und das freiwillig zu eröffnen und den anderen mitzuteilen. Hier verändert sich etwas bei den sozialen Weltnetzwerken. Das ist nicht einfach nur E-Mail schreiben, nur auf einem anderen Niveau. Das ist ein ganz anderes Lebensgefühl, das auch veränderte soziale Strukturen mit sich bringt.
Facebook ist dabei nur ein Angebot unter vielen. In Deutschland sind neben Facebook etwa gleich groß StudiVZ und SchülerVZ. Das sind ähnliche Angebote und die größten in Deutschland. Daneben gibt es noch zahllose kleinere, zum Beispiel StayFriends oder andere Plattformen. Aber die drei genannten sind die größten. Sie haben jeweils zig Millionen Mitglieder, und viele sind gleichzeitig auf zwei oder drei dieser Plattformen angemeldet.
Diese Plattformen kontrollieren sämtliche Internetbesuche der Nutzer. Denn man kann das nicht auswählen. Zwischenzeitlich wird das schon getan, wenn man nicht widerspricht. Warum macht man also dann „Sonnenbeschiss“ nur bei meinem Haus im Internet? Natürlich. Aber den meisten Facebook-Besuchern ist das egal.
Das heißt, es gibt verschiedene Interessensgruppen. Die gestrige oder vorgestrige Generation regt sich darüber auf. Die meisten Jugendlichen finden das total cool. Es sei denn, sie geraten mal in eine unangenehme Situation – aber das passiert kaum noch. Es sind einfach unterschiedliche Sichtweisen, die eine Rolle spielen.
Vor ein, zwei Tagen gab es eine Diskussion wegen eines neuen Google-Dienstes. Google ist ja die Konkurrenz. Google registriert normalerweise alles: jeden Klick, jedes Suchwort wird gespeichert. Sie sagen, das sei für den Service, damit sie bessere Werbung einblenden können. Denn die Werbung soll möglichst zielgerichtet sein.
Wenn Google merkt, dass du häufig nach Büchern suchst, bekommst du öfter Anzeigen von Buchhandlungen oder Verlagen. Das passiert schon jetzt. Man kann bei Google anklicken, dass man den Geschäftsbedingungen zustimmt, aber wer liest die schon, wenn er schnell ein Wort sucht? In den Geschäftsbedingungen steht, dass alle Suchwörter gespeichert werden.
Natürlich steht es frei, eine andere Suchmaschine zu benutzen. Aber wer denkt da schon lange darüber nach? Ich weiß nicht genau, wie andere Suchmaschinen arbeiten. Google hat in Deutschland etwa 95 Prozent Marktanteil und ist damit führend. In anderen Ländern ist das etwas verteilt, es gibt Alta Vista oder Yahoo. Die sind in den USA etwas stärker vertreten als in Deutschland.
In Deutschland hat sich Google in den letzten Jahren fast eine Monopolstellung erarbeitet. Es gibt auch einige Alternativen, zum Beispiel Metacrawler. Das ist eine Suchmaschine, die mehrere andere durchsucht, darunter auch Google. Aber Google hat sich durchgesetzt, weil die Technologie gut ist. Das ist der Vorteil, nicht einfach nur Glück.
Deshalb nutzen viele Google, wenn sie gute Suchergebnisse wollen. Es gibt Alternativen, klar. Ob die aber auch alles speichern, weiß ich nicht. Bei Google ist bekannt, dass sie das tun. Das soll dem Kunden nützen, ist aber gleichzeitig eine vollständige Durchleuchtung des Nutzers. Alle Interessen und Aktivitäten werden gespeichert.
Das hängt nicht mehr mit deinem eigenen Rechner zusammen. Du kannst deinen Rechner löschen, die Daten sind trotzdem noch gespeichert – auf den Google-Servern.
Es gibt also Veränderungen. Früher war Google vor allem für Suchanfragen bekannt. Sie bieten auch viele andere Dienste an, wie Routenplaner oder Google Earth. Im Moment merkt man aber, dass Facebook Google überholt. Das zeigt auch, dass es sich um eine etwas andere Generation handelt.
Ihr seid wahrscheinlich nicht die erste Zielgruppe von Facebook. Vielleicht habt ihr eine Seite. Aber ich vermute nicht, dass ihr jeden Tag drei Stunden davor verbringt. Ich vermute nicht, dass ihr bei jedem Detail sofort eine Veränderung macht.
Ein Facebook-Nutzer der „Generation Facebook“ gibt zum Beispiel ein: „Jetzt fahre ich nach Hause“, „Jetzt kaufe ich beim Aldi ein“, „Jetzt treffe ich mich mit meiner Freundin“ – und lädt dann ein neues Foto hoch. Das passiert dreimal am Tag. So werden ständig neue Informationen eingepflegt.
Das ist eine ganz neue Art, mit diesen Medien umzugehen. Es ist total anders als eine Homepage. Ich komme eher aus einer „langweiligen“ Generation mit Homepages. Ich habe da immer noch Mühe. Da muss ich Karl fragen, der ist bei uns und hilft mir bestimmt. Genau, das merkt man: Ihr seid aus einer anderen Generation.
Deshalb möchte ich euch mit dem, was ich sage, in eine andere Generation einführen. Ich sage gleich, warum das notwendig ist. Gleich.
Soziale Netzwerke als Lebenswelt junger Menschen
Das, was nämlich passiert, ist, dass wir uns bisher nur mit dem Äußeren beschäftigt haben – durch Generation Facebook oder wie man sie sonst nennen möchte. Dabei handelt es sich um Veränderungen in der Gesellschaft, die unsere Zukunft bestimmen werden. Vielleicht betrifft es uns nicht mehr ganz so stark, aber auf jeden Fall die Generation nach uns. Diese Veränderungen zeigen sich auf mehreren Ebenen.
Die erste Ebene betrifft zum Beispiel die Freizeit. Die Freizeitgestaltung junger Menschen heute ist ganz anders als früher, unter anderem durch Facebook und ähnliche soziale Plattformen. Das zeigt sich unter anderem darin, wie viel Prozent der Freizeit für welche Aktivitäten eingeplant werden. Man findet heute immer weniger Jungen, die zum Fußballspielen auf den Bolzplatz gehen. Es gibt welche in einem bestimmten Alter, aber das hört bald wieder auf. Das ist viel weniger geworden. Ebenso findet man viel weniger Jugendliche, die zu den Pfadfindern oder ähnlichen Gruppen gehen.
Das liegt aber nicht daran, dass sie sich bewusst dagegen entscheiden. Vielmehr übt dieses soziale Netzwerk eine große Faszination auf die Menschen aus, die damit zu tun haben. Welche Faszination? Zum einen, und das ist auch etwas Positives, überbrückt es jede Distanz. Früher musstest du deine Freunde aus der Nachbarschaft auswählen. Wenn sie dir nicht passten, hattest du Pech gehabt. Heute ist das nicht mehr nötig.
Jedes dieser sozialen Netzwerke verfügt über Freundeslisten. Nach der Länge dieser Freundeslisten bemisst sich oft auch der soziale Wert, den man bei Facebook oder SchülerVZ hat. Je länger die Freundesliste, desto größer der soziale Wert in der Gruppe. Viele bitten sich gegenseitig darum, sich in die Freundesliste einzutragen, um diese zu verlängern. Das Positive daran ist, dass jede Distanz überbrückt wird.
Das funktioniert nicht nur beim Telefonieren, sondern Facebook ist ja so etwas wie ein gemeinsames Leben im Computer. Ihr seid vielleicht noch aus einer Generation, bei der man zum Telefon greift, um eine Sache zu klären. Bei mir dauert ein Telefonat meistens zwei bis fünf Minuten. Wenn es seelsorgerlich ist, auch mal etwas länger. Dann ist die Sache geklärt und das Gespräch beendet.
Ein junger Mensch heute ruft fast nie mehr an. Wenn ihr Kinder habt, die up to date sind, könnt ihr mir erzählen, wie junge Menschen heute das Telefon benutzen. Das sind jetzt die technischen Aspekte. Aber welche Rolle spielt das im Alltag, im Gefühl, im Leben? SMS schreiben und schnelle Nachrichten sind ständig präsent, aber Anrufe gibt es kaum noch, um Dinge zu klären.
Der Umgang mit dem Handy läuft eher so ab, dass man mit den Leuten zusammen ist, aber nicht unbedingt etwas besprechen will. Manchmal sieht man einen Teenager, der sein Handy neben sich legt und Hausaufgaben macht. Zwischendurch sagt er mal: "Wie geht’s?" oder "Ich mache gerade das," und so läuft der Kontakt über die Flatline weiter. Ähnlich wie am Computer läuft Facebook immer im Hintergrund. Alle paar Minuten schaut man rein, wer etwas gepostet hat, wer ein Foto hinterlassen hat oder eine Meldung.
Es geht also nicht darum, Informationen auszutauschen oder Dinge zu klären, sondern darum, mit den Menschen zusammen zu leben. Die Distanz wird überbrückt. Man lebt nicht mit der Familie zusammen, sondern mit der Gruppe von Freunden, die man über ein soziales Netzwerk geschaffen hat. Für viele Jugendliche, die oft gar keine klassische Familie mehr haben – weil die Eltern voll berufstätig sind, getrennt leben oder andere familiäre Konstellationen vorliegen – baut man sich eine eigene soziale Familie auf.
Der große Vorteil dabei: Man kann sich die Mitglieder aussuchen. Ein Familienmitglied kommt aus den USA, ein anderes aus München, ein weiteres aus Köln. Man tauscht sich mit ihnen aus. Wenn jemand nervt, drückt man einfach "Ignore". Man ignoriert diese Person, und sie darf einem nichts mehr schreiben. Das ist viel besser als in der echten Familie, wo der Vater dich nervt und du nicht einfach auf "Pause" drücken kannst.
Viele Jugendliche empfinden das als toll. Sie meinen, ihre eigentlichen Freunde sind diejenigen, die sie selbst ausgesucht haben, weil sie meistens lieb und nett sind. Man tauscht sich mit ihnen aus und ist immer mit ihnen zusammen. Es geht also nicht mehr darum, Leute anzurufen oder ins Internet zu gehen, um Informationen oder Wissen auszutauschen, sondern um Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft ist zwar virtuell, aber für viele Jugendliche realer als die Gemeinschaft direkt vor der Haustür.
Viele Jugendliche ist der Nachbar im Haus egal, aber sie sitzen zwei oder drei Stunden vor dem Internet, um mit Facebook ihre Kontakte zu pflegen. Natürlich sind viele Jugendliche auch klug und nutzen den Computer für Hausaufgaben – natürlich nur für Hausaufgaben, damit es bei den Eltern erlaubt ist. Aber im Hintergrund laufen oft noch andere Sachen mit. Das ist an sich nicht böse, und wie will man es ihnen verbieten? Sie sind ja nur mit ihren Freunden zusammen.
Manche machen das ausufernd, andere weniger. Im Durchschnitt soll ein deutscher Jugendlicher etwa eineinhalb Stunden täglich im Internet verbringen. Das ist die aktuellste Statistik, die ich gelesen habe, aber aus meiner Erfahrung scheint das eher untertrieben zu sein. Ich meine hier nicht Medienkonsum allgemein, sondern nur das Internet.
Dann kommen noch Aufgaben, Blogger, Radio und andere Medien hinzu. Einige Jugendlichen verbringen drei bis vier Stunden täglich im Internet. Das entspricht etwa der Zeit, die ihnen zum Schlafen bleibt. Viel mehr Zeit bleibt dann nicht mehr zum Schlafen.
Hier zeigt sich eine deutliche Veränderung im Leben und Alltag junger Menschen. Es geht nicht nur darum, dass es neue Internetangebote gibt, die genutzt werden. Das verändert das Lebensgefühl. Man lebt mit Menschen zusammen, die weit entfernt sind, und meint, sie seien einem ganz nahe. Manchmal sind sie einem sogar näher als die Menschen, die direkt nebenan wohnen.
Das hat viel mit dem Sozialen zu tun: Die Distanz wird überwunden. Außerdem werden Gefühle leichter ausgedrückt. Vielleicht kennt ihr das noch: Als ich meine Frau kennengelernt habe, war noch die Generation des Briefeschreibens. Ihr wisst noch, was das ist? Ich meine nicht E-Mail oder SMS, sondern einen richtigen Brief – mit Stift und Papier.
Manchmal ist es leichter, Gefühle in einem Brief auszudrücken, als sie von Angesicht zu Angesicht zu sagen. Das könnt ihr euch bestimmt vorstellen. Wenn du jemandem sagst "Ich liebe dich" und dabei Herzklopfen hast, ist das schwerer als per Brief. Dieses Phänomen spielt bei Facebook eine große Rolle.
Viele Jugendliche sind bei Facebook enthemmter. Sie treten ganz anders auf als in der Realität und drücken sich anders aus. Sie haben zwei Lebensebenen und fühlen sich manchmal lebendiger bei Facebook und in sozialen Netzwerken als im echten Leben. Im echten Leben sind sie gehemmt, aber wenn sie es per Tastatur schreiben und Bilder oder Videos hinzufügen, wirken sie viel freier, offener und lebendiger. Sie trauen sich mehr.
Das ist auch ein Grund, warum viele an Facebook so stark hängen. Der Kontakt mit anderen ist oft kompliziert, man ist schüchtern oder hat andere Hemmungen. Aber online verändert sich das. Man sagt Dinge, die einem sonst peinlich wären.
Darüber hinaus verändern sich auch die Beziehungen. Facebook führt dazu, dass Jugendliche mehr schauspielern. Sie können sich als Person kreieren. Im realen Leben sieht dich jemand in allen Situationen, auch wenn du es nicht willst. Bei Facebook sehen die Leute nur das Bild von dir, das du zeigen möchtest.
Da viele Dinge des Alltags mit einfließen, wirkt das Ganze sehr lebendig. Andere Facebook-Nutzer haben deshalb oft den Eindruck, dass das alles die Wirklichkeit ist. Sie sind manchmal erstaunt, wenn sie die Person, die sie bei Facebook kennengelernt haben, im echten Leben sehen. Denn da gibt es natürlich Unterschiede.
Bei Facebook kannst du dich selbst entwerfen, so wie du sein willst. Zum Beispiel machst du nur die Fotos von dir, die du zeigen möchtest. Wer macht schon ein Foto, wie er morgens beim Aufwachen aussieht? Normalerweise zeigt man sich schön gestylt und bearbeitet das Foto noch, um Pickel zu entfernen.
Deshalb sieht man bei Facebook kaum Jugendliche mit Pickeln oder strähnigen Haaren. Wenn doch, dann gehört das meistens zu einer bestimmten Szene. Andere Jugendliche machen das nicht, sondern entwerfen das Bild, wie sie gesehen werden wollen. So kommunizieren sie auch mit anderen.
Der große Vorteil dabei ist, dass du Freundschaften mit Menschen hast, die dich so sehen, wie du gesehen werden willst. Und du siehst sie auch so, wie sie gesehen werden wollen. Das ist eine ganz andere Ebene als die Realität, weshalb die reale Welt oft dagegen verblasst und in den Hintergrund rückt.
Viele Jugendliche merken natürlich, dass das alleine nicht genügt. Sie wollen auch Gemeinschaft. Aber diese Gemeinschaft nimmt immer mehr Raum im virtuellen Bereich ein. Das Treffen in der realen Welt wird für viele seltener und ist eher die Ausnahme.
Außerdem verschwimmen öffentlich und privat immer mehr. Das habe ich bereits kurz angedeutet. Viele Jugendliche oder Facebook-Nutzer öffnen sich und erzählen persönliche Dinge, posten Fotos, die sie ihren Eltern vielleicht nicht zeigen würden. Hier verschwimmen Öffentlichkeit und Privates.
Viele Jugendlichen ist nicht bewusst, dass sie sich im öffentlichen Bereich bewegen. Sie geben sehr individuelle und private Dinge weiter, allerdings ausgewählt – nur das Bild, das sie vermitteln wollen. Das kann sehr tief und persönlich sein.
Dies sind einige Beispiele, die zeigen, wie das Leben junger Menschen durch soziale Netzwerke verändert wird. Es sind Punkte, die das Leben und Empfinden von Menschen beeinflussen, die stark mit Facebook und ähnlichen sozialen Netzwerken leben und arbeiten.
Chancen und Risiken sozialer Netzwerke aus christlicher Sicht
Jetzt möchte ich auf einige positive und negative Aspekte eingehen, die soziale Netzwerke haben. Anschließend möchte ich mit euch darüber ins Gespräch kommen, um zu sehen, wie wir als Christen dazu stehen.
Ein negativer Punkt ist, dass die Nutzung dieser Netzwerke enorm viel Zeit kostet. Wenn man bei Facebook wirklich aktiv sein möchte – und nur dann lohnt es sich, denn sonst verlieren Freunde irgendwann das Interesse – muss man jeden Tag Zeit investieren. Man muss möglichst schnell auf Beiträge reagieren. Wenn zum Beispiel jemand ein neues Foto oder einen Beitrag postet, sollte man schnell kommentieren. Wenn man erst als Hundertster reagiert, interessiert es kaum jemanden mehr. Aber wenn man der Erste ist, der sagt: „Du siehst toll aus, das ist super, was hast du da gemacht?“, dann wächst die Freundschaft näher zusammen. Das heißt, um dabei zu sein, reicht es nicht, erst am nächsten Tag zu antworten. Man muss möglichst sofort sehen, wann seine Freunde aktiv sind und reagieren.
Das kostet Zeit, und Zeit ist eine wichtige Ressource im Leben. Unsere Tochter hat zum Beispiel richtig Stress, weil sie so viele Nachrichten bekommt, auf die sie antworten will. Sie hat sich vorgenommen, spätestens um zehn Uhr ins Bett zu gehen, weil sie weiß, dass sie am nächsten Tag müde sein wird. Aber sie schafft das nicht, weil sie so viele Kontakte hat und das alles zu wichtig für sie ist. Ich sage dann: „Lass es doch einfach, geh schlafen.“ Für mich wäre das unvorstellbar, ständig so unter Druck zu stehen. Sie sagt, sie hat Stress, und das erleben viele Jugendliche genauso.
Der Zeitfaktor spielt also eine große Rolle, weil einem die Kontakte so wichtig sind. Deshalb müssen wir uns davon lösen, dass das Leben im Internet nicht mehr nur ein Zusatz ist, sondern ein wichtiger Teil der Realität und der Kontaktaufnahme.
Ein weiteres Problem ist, dass echte Beziehungen häufig unter den virtuellen Beziehungen leiden. Das betrifft viele Jugendliche, nicht alle, aber viele. Warum? Weil das virtuelle Leben oft viel attraktiver ist. Dort kann man sich die Leute aussuchen, die den eigenen Geschmack teilen – die gleiche Mode, die gleiche Musik, das gleiche Alter. In der realen Welt ist das nicht unbedingt so. Dadurch leiden die echten Beziehungen.
Auffällig ist, dass fast alle Vereine darüber klagen, dass sie viel stärker werben müssen, damit Jugendliche sich beteiligen. Das betrifft politische Vereine, Sportvereine und andere. Für viele ist es viel attraktiver, online mit Menschen zu kommunizieren, die sie mögen, als sich mit Leuten zu treffen, die sie vielleicht gar nicht so gern haben und wo wenig Spannendes passiert.
In der virtuellen Welt kann man so sein, wie man sein möchte, nicht unbedingt, wie man wirklich ist. Das ist immer schwieriger. Deshalb würde ich als negativen Punkt verbuchen, dass echte Beziehungen häufig unter virtuellen leiden. Es gibt oft einen Vergleich, und darin schneiden die realen Beziehungen meist schlechter ab – außer im Punkt der körperlichen Nähe. Diese fehlt in der virtuellen Welt natürlich.
In den meisten anderen Punkten fühlen sich Jugendliche in der virtuellen Realität besser verstanden, weil sie aus einer großen Zahl von Menschen diejenigen auswählen können, die zu ihren Interessen passen. Sie leben jeden Tag mit diesen Freunden online, sprechen oft mehr mit ihnen als mit Eltern oder Geschwistern. Dadurch entsteht eine Bindung, die für viele leichter und attraktiver ist als das reale Leben mit seinen Auseinandersetzungen und Konflikten.
Das ist, glaube ich, ein negativer Aspekt. Die reale Welt verliert an Bedeutung. Das betrifft nicht nur soziale Plattformen, sondern auch Computerspiele und Ähnliches. Ich habe neulich von einer Klinik in Japan gelesen, die sich mit Internetsucht beschäftigt. Manche Menschen leben nur noch darin, es geht nichts anderes mehr. Sie werden eingesperrt, und alle elektronischen Medien werden ihnen weggenommen, weil sie sonst nicht mehr zurechtkommen. Das sind natürlich extreme Fälle.
Das zeigt das Suchtpotenzial, das diese Welt im Internet hat. Sie ist bunt, schnelllebig und verändert sich ständig. Man muss nicht irgendwo hingehen, sondern mit einem Knopfdruck ist man in einer anderen Stadt oder bei einer anderen Person. Das macht die Faszination aus.
Was Jugendliche oft nicht sehen, ist, dass die Konzentration auf das reale Leben dadurch schwerer wird. Das reale Leben erfordert Beständigkeit und Ausdauer, und es gibt nicht an jeder Ecke eine neue Attraktion. Das wird schwieriger.
Ein weiteres Problem, das auch im säkularen Bereich oft genannt wird, ist die Gefahr von Betrug, sogenannten Fakes. Bei Facebook gibt es viele Seiten, auf denen Leute eine falsche Identität erfinden. Manchmal aus Spaß, um jemanden hereinzulegen, manchmal bewusst, um Kontakte zu knüpfen – zum Beispiel Transsexuelle oder Homosexuelle, die eine Rolle spielen, um Nähe herzustellen. Man redet offen miteinander, und die andere Seite hält das für echte Personen.
Das Problem ist, dass man leicht Fotos von anderen Leuten nehmen und eine falsche Identität erstellen kann. Wer würde merken, wenn ich mich als meine Tochter ausgebe? Außer euch natürlich, aber sonst niemand. Dann kann ich alles Mögliche schreiben. Wie würde ich mich als Teenager in der Schule fühlen, wenn ich so Kontakt zu anderen Mädchen aufnehme und ihre Gefühle genieße? Es gibt viele falsch gepolte Leute, die über solche Kontakte Nähe suchen.
Das ist nicht ganz harmlos, aber auch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist, dass es Pädophile gibt, die solche Netzwerke nutzen, um Opfer zu finden. Dort entsteht großes Vertrauen, weil alles so echt wirkt. Man glaubt, die Person versteht einen, ist wirklich so und hat das Bild gesehen. Dabei sind Bilder leicht manipulierbar.
Weltweit gibt es etwa 500 Millionen Teilnehmer bei Facebook. Da findet man immer jemanden, dessen Fotos man kopieren und für eine neue Seite nutzen kann. Niemand merkt das. Man kann auch draußen Leute fotografieren und die Bilder hochladen. Der Missbrauch ist immens groß, und man kann ihn kaum feststellen, wenn man nicht viel Erfahrung hat.
Es gab sogar Fälle, in denen jemand über Facebook Kontakt zu höchsten Regierungskreisen in den USA aufgenommen hat und so an geheime Informationen gelangte. Kaum zu glauben, oder? Wenn eine Generation damit groß wird und ich mich als Jimmy Carter ausgebe – er lebt ja noch – dann kann ich behaupten, ehemaliger Präsident zu sein. Mit ein bisschen Englisch und passenden Fotos fallen selbst Erwachsene darauf rein.
Das ist ein Extremfall, aber zeigt, wie groß die Betrugsmöglichkeiten sind. Facebook gilt auch als eine der Seiten, über die am meisten Viren verbreitet werden. Das ist ein weiteres Problem.
Darüber hinaus gibt es die Gefahr des dauerhaften Missbrauchs von Daten. Heute wird bei Bewerbungen oft das Internet durchforstet, vor allem Facebook. Was für Bilder und Texte sind dort zu finden? Das soll zeigen, ob die Person seriös ist oder nicht. Manchmal verfolgen einen Jugendsünden ein Leben lang. Selbst wenn man etwas löscht, haben andere die Daten vielleicht schon gespeichert. Die Wahrscheinlichkeit, sie wieder loszuwerden, ist sehr gering.
Facebook hat zwar persönliche Bereiche, die nur Freunde sehen können. Aber Freundschaften werden oft großzügig vergeben. Wenn jemand sagt, er kennt dich von irgendwo, lässt man ihn schnell rein. So kommen viele Leute an persönliche Daten heran. Wer ein bisschen illegal talentiert ist, hat es noch leichter.
Bei großen Firmen machen mehr als 50 Prozent der Personalabteilungen Internetrecherchen, bevor sie jemanden einstellen. Kleinere Firmen können sich das oft nicht leisten, aber größere tun das fast immer. Das zeigt, wie verbreitet diese Praxis ist.
Es gibt auch gesetzliche Überlegungen, die Nutzung solcher Daten zu kontrollieren. Aber wer soll das kontrollieren? Und wenn man bei einer Bewerbung aussortiert wird, erfährt man meist nicht warum. Das mag bei Top-Positionen eine Rolle spielen, aber im Allgemeinen wohl kaum.
Dennoch zeigt das, wie weit verbreitet der Missbrauch ist. Das ist keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Menschen können solche Informationen beruflich oder privat missbrauchen, zum Beispiel Nachbarn oder ehemalige Partner, die einem schaden wollen.
Die Missbrauchsmöglichkeiten sind groß, zumal viele persönliche Dinge bei Facebook geteilt werden, weil man denkt, das seien nur Freunde. Viele Jugendliche haben kaum Sensibilität dafür, wie zugänglich diese Daten tatsächlich sind.
Trotz gesetzlicher Vorschriften bleibt das ein Problem.
Kommen wir nun zu den positiven Punkten. Facebook und andere soziale Netzwerke bieten die Möglichkeit, intensivere Beziehungen zu pflegen, als das früher möglich war. Früher konnte man nur mit Leuten aus der direkten Umgebung intensivere Beziehungen aufbauen. Heute kann man mit einer größeren Zahl von Menschen in Kontakt treten, die einem früher nicht zugänglich waren.
Das ist eine Bereicherung und reizt besonders junge Leute. Die Kontaktaufnahme ist einfach und auch über weite Entfernungen möglich. Ein Beispiel sind Freizeiten in Brake. Die Teilnehmer haben das ganze Jahr über Kontakt, nicht mehr über Briefe, sondern über Facebook. Dort gibt es Gruppen, in denen man Fotos austauscht und sich austauscht, was man gemeinsam erlebt hat.
So kann man Freundschaften auf einer relativ intensiven Ebene pflegen, was früher kaum möglich war, selbst nicht durch Anrufe oder Briefe. Man muss nicht ständig in Kontakt sein, aber man kann verfolgen, was die anderen gerade machen. Das ist viel informierter als ein Rundbrief, der alle paar Monate kommt.
Das sind klare Vorteile. Man kann Beziehungen auf hohem Niveau pflegen, schnell und mit verhältnismäßig wenig Aufwand, wenn man es unter Kontrolle hat. Es ist einfacher als E-Mails oder Homepages und für jeden zugänglich.
Zudem hat man ein multimediales Gegenüber. Man sieht den anderen nicht nur in Schrift oder Bild, sondern kann Ton, bewegte Bilder und Schrift kombinieren. Das macht den Kontakt intensiver. Außerdem ist es kostengünstig und weltweit zugänglich.
Diese positiven Aspekte dürfen wir nicht übersehen. Die sozialen Netzwerke sind erfolgreich, weil sie große Vorteile und Stärken haben.
Wenn wir uns als Christen dazu positionieren – im Privatleben, Familienleben, Gemeindeleben oder christlichen Werken – sollten wir beides im Blick behalten: Nicht alles Neue ist schlecht, aber auch nicht alles Neue muss man unbedingt mitmachen.
Wer total von Facebook begeistert ist, wird seine Missionsarbeit kaum noch schaffen, weil er die halbe Zeit vor Facebook verbringt, statt mit Ungläubigen zu sprechen. Das ist eine Verführung, weil es so aktuell und ständig neu ist und Zeit braucht.
Man muss lernen, richtig damit umzugehen. Wenn man das kann, ist es eine große Chance. Viele schaffen das aber nicht.
Wer heute in der Jugendarbeit tätig ist, kommt kaum noch an Facebook vorbei. Sonst sieht man die Jugendlichen nur einmal in der Woche in der Jugendstunde, aber was sie die ganze Woche machen, entgeht einem. Wer dabei sein will und wissen will, was bei ihnen läuft, muss zumindest mal reinschauen. Selbst wenn man nicht viel schreibt, freuen sie sich, wenn man einen kleinen Kommentar hinterlässt.
Manchmal freut das mehr als ein kurzer Satz nach der Jugendstunde. Ein Kommentar unter einem Foto wie „Wow, das sieht gut aus, wo warst du?“ kann den ganzen Tag erhellen. Der Jugendleiter, der sich bei ihnen meldet und ihre Seite liest, gehört zum Freundeskreis und wird geschätzt.
Das heißt, für Jugendarbeit ist Facebook fast unverzichtbar geworden. Früher, vor etwa sechs Jahren, war es noch eine Überwindung, Jugendliche per Telefon zu kontaktieren, um Gebetsanliegen auszutauschen. Das war invasiv, weil man die Leute unterbrach.
Heute ist es viel einfacher, per Facebook „Wie geht’s dir?“ zu sagen, ohne zu stören. Wir haben auch Tauschreisen über StudiVZ organisiert, mit Gruppen, in denen wir uns austauschten, wer was zum Essen mitbringt und wie wir das machen. Das ist viel einfacher als E-Mails, die hin und her geschickt werden müssen.
Man spart viel Zeit. Außerdem bietet Facebook die Möglichkeit, neue Kontakte schnell aufzubauen, auch international. Früher suchte man jemanden bei Google, heute ist Facebook wie ein internationales Telefonbuchverzeichnis.
Man kann schnell Gruppen bilden, Kontakte knüpfen und sich austauschen. Das ist vor allem für neue Arbeiten sehr hilfreich.
Das ist ein Plädoyer dafür, dass soziale Netzwerke eine Rolle spielen. Für viele von uns mag das noch weit entfernt sein, aber es ist eine Realität mit guten Seiten und Schattenseiten. Sie zu ignorieren bringt nichts.
Man darf aber nicht nur kritisieren. Jugendliche werden diese Netzwerke nutzen, egal was wir sagen. Deshalb sollten wir das nutzen, was da ist, und sie vielleicht dahin führen, reale Beziehungen mehr zu schätzen. Wir können sie durch Facebook begleiten und anbahnen.
In Gemeinden konzentrieren sich viele Veranstaltungen fast ausschließlich aufs Wochenende. Während der Woche hat man kaum Kontakt, vielleicht im Hauskreis, aber das sind kleine Gruppen. Facebook könnte helfen, größere Kontakte während der Woche zu pflegen.
Natürlich müssen wir die negativen Seiten im Blick behalten. Ich will nicht nur positiv sein. Die Gefahren sind da und immens. Es bringt nichts, total einzusteigen oder total abzulehnen.
Gibt es noch Anmerkungen?
Aus ethischen Gründen finde ich es problematisch, sich eine falsche Identität zuzulegen. Das mag pragmatisch Erfolg bringen, aber es fehlt an Authentizität und Echtheit. Ich würde als Jugendleiter kein Fake-Profil anlegen, auch wenn andere das vielleicht tun. Man sollte Vorbild sein und ehrlich bleiben.
Als Jugendleiter ist man Autoritätsperson, kein Gleichgestellter. Man soll anleiten und auch mal auf die Finger klopfen. Das sehe ich nicht als Problem.
Bei Facebook kann man Listen anlegen und steuern, wer die eigenen Nachrichten sieht. So kann man den Kontakt kontrollieren.
Freundschaften bei Facebook sind oft realer als viele persönliche Kontakte. Wir haben zum Beispiel über die Koranverbrennung gesprochen, und jemand erwähnte, dass jemand einem anderen ein Geschenk gemacht hat. Solche Dinge werden dort geteilt.
Ich habe auch einen Artikel eines amerikanischen Journalisten gelesen, der auf einen Scherz reingefallen ist. Er dachte, es hätte einen Anschlag gegeben und veröffentlichte Bilder und Informationen, die sich später als falsch herausstellten. Das zeigt, wie wichtig es ist, Informationen im Internet kritisch zu prüfen.
Im Journalismus spielt das eine immer größere Rolle, weil Journalisten nicht überall vor Ort sein können und oft auf Internetberichte angewiesen sind. So prägt das Internet einen Teil der Realität, aber es sind Blickwinkel, Interpretationen und manchmal Fälschungen, die man kaum überprüfen kann.
Das muss man immer mit großer Vorsicht betrachten.
Noch Kommentare?
Ich finde die Stellungnahme nicht ketzerisch, sondern naheliegend. Facebook ist nicht der Antichrist, aber wenn der Antichrist kommt, wird er solche technischen Möglichkeiten nutzen. In zwanzig Jahren wird es noch bessere geben.
Heute ist man total durchleuchtbar. Im Radio hörte ich einen Bericht darüber, wie viele Daten über EC-Karten abgelesen werden. Man kann ein Profil erstellen, was man kauft, wann und wo.
Auch auf Autobahnen werden Nummernschilder aufgenommen. Man kann sehen, wann man wo gefahren ist, mit wie vielen Personen im Auto. Kameras können sogar sehen, wie viele Leute im Auto sitzen.
Google Earth ist ein faszinierender Dienst, mit dem man sein Haus ansehen kann. Man sieht, ob ein Auto vor der Tür steht. Die Satelliten machen noch viel genauere Aufnahmen.
Wenn der Antichrist heute kommen würde, hätte er mit diesen technischen Möglichkeiten totale Überwachung. Es gäbe kaum etwas, was er nicht sehen könnte.
Manche sagen, sie ziehen sich in den Urwald zurück, aber selbst dort ist man nicht sicher. Man braucht Steueranmeldungen, Konten, und Google Street View nimmt alles auf.
Man kann also kaum entkommen. Vielleicht braucht man eine große Höhle.
Ich glaube, mit Mission in China wird es für mich schwierig. In islamischen Ländern wird man streng überwacht, wenn man christlich aktiv ist.
Das ist ein Zwiespalt: Im geistlichen Dienst hat man immense Möglichkeiten durch das Internet, auch über soziale Plattformen. Man kann Menschen erreichen, die man sonst nie erreichen würde.
Man kann Mission von zu Hause aus machen, mit Menschen in Peking oder anderen Orten kommunizieren, Fotos austauschen und sich treffen – virtuell.
Irgendwann braucht man den Partner gar nicht mehr persönlich zu sehen, es genügt, ihn auf Facebook zu haben. Man kann Streit einfach ignorieren und am nächsten Tag weitermachen.
Das ist eine Realität, die uns manchmal mühsam ist.
Wer in islamische Länder geht, wird überwacht und hat ein Problem, wenn er offen christlich auftritt.
Man muss solche Dinge bedenken, nicht nur bei Bewerbungen.
Ich hoffe auf die Entrückung vor der Trübsal. Wenn nicht, dann muss man damit leben.
Ich las einen Artikel, in dem Lehrer sich gegen Mobbing wehren. Im Unterricht sind die Schüler brav, aber im sozialen Netzwerk tauschen sie die brutalsten Sachen aus, bis hin zu Morddrohungen.
Das belastet Lehrer enorm. Man kann solche Inhalte nicht einfach löschen, weil sie anonym sind und immer wieder auftauchen.
Das ist ein ernster Aspekt, den man nicht ignorieren kann.
Ich hoffe, das klingt nicht so, als sei ich generell gegen soziale Netzwerke. Oft ist die Ablehnung eher eine Aversion gegen Neues.
Jede Technik hat Stärken und Schwächen. Man könnte auch sagen, wie viele Menschen durch Auto fahren sterben. Trotzdem schaffen wir das Auto nicht ab, obwohl es viele Opfer gibt.
Facebook führt normalerweise nicht zu Todesfällen, also ist das ein anderer Maßstab.
Wir sollten die Chancen nutzen, aber auch die Grenzen erkennen, um uns selbst und unsere Kinder zu schützen.
Wenn ich darüber rede, geht es mir nicht nur um den persönlichen Umgang, sondern auch darum, wie wir mit denen umgehen, auf die wir Einfluss haben – Kinder, Gemeinden, Dienste.
Soziale Netzwerke sind eine gute Möglichkeit, das Evangelium weiterzugeben und Menschen zu erreichen, die man sonst kaum erreichen kann.
Man kann sie nutzen, muss es aber mit Bedacht tun.
Ein Soldat erzählte mir, dass in bestimmten Einheiten der Bundeswehr die Nutzung solcher Netzwerke verboten ist, wenn man im Einsatz ist. Das soll verhindern, dass die Leute nicht mehr in der Realität leben und nicht schnell genug reagieren können.
Das ist eine besondere Situation, aber zeigt, wie wichtig es ist, den Umgang zu steuern.
Ich möchte die Frage an euch weitergeben, damit wir nicht nur aus meiner Sicht sprechen. Helmut, möchtest du etwas sagen?
Ich schlage vor, wir machen eine 10-minütige Pause, damit wir die zweistündige Sitzung durchhalten. Wer möchte, kann sich kurz erfrischen oder die Toilette aufsuchen.
Danach machen wir weiter. Ihr könnt in der Pause über das Nachdenken, was Gitte gefragt hat, und wir klären das nach der Pause.