
Der Wecker klingelt, und ich glaube, die meisten von uns werden am frühen Morgen in der Regel durch einen Wecker geweckt. Entweder stellen wir uns den Wecker auf dem Smartphone – das ist mittlerweile ganz einfach und komfortabel – oder wir nutzen noch einen herkömmlichen Wecker.
Ich muss ehrlich sagen, ich habe heute Morgen beides benutzt, weil ich noch etwas für die Predigt tun wollte und meine Predigt nicht verschlafen wollte. Deshalb bin ich auf Nummer sicher gegangen.
Ein Wecker signalisiert uns, dass es Zeit ist, aufzustehen. Wir Menschen haben in der Regel ein ambivalentes, also zwiespältiges Verhältnis zu unserem Wecker. Auf der einen Seite brauchen wir ihn und sind dankbar, dass wir ihn haben. Auf der anderen Seite sind wir aber nicht erfreut, wenn er klingelt, richtig?
So geht es manchmal auch uns Christen, wenn wir einen Weckruf hören müssen, der sich nicht unbedingt leicht verdauen lässt. So geht es mir heute Morgen ein Stück weit mit dieser Predigt. Gott hat mir eine Last aufs Herz gelegt, und ich glaube, diese Predigt wird nicht allen gefallen.
Aber ich bin überzeugt, dass Gott in seiner Souveränität uns gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt an Römer 13 geführt hat. Denn in Römer 13 finden wir einen Weckruf an die Christen.
Paulus spricht ab Kapitel zwölf im Römerbrief eigentlich schon darüber, wie sich christliches Leben ganz praktisch zeigt. Nachdem Jesus uns gerettet hat – allein aufgrund des Glaubens, nicht weil wir uns zuerst für ihn entschieden haben, sondern weil er sich zuerst für uns entschieden hat und sich unser erbarmt hat, uns neu gemacht hat und uns neues Leben gegeben hat – stellt sich die Frage: Was ist jetzt die Folge?
Darauf kommt Paulus ab Kapitel zwölf zu sprechen. Heute geht es darum, dass Paulus die damaligen Christen in Rom und damit auch uns heute wachrütteln will, damit wir als Christen wach sind und die Realitäten ganz klar sehen können.
Zunächst geht es in diesem Text um die Notwendigkeit eines Weckrufs. Ich lese dazu die Verse 11 und 12 einmal vor. Paulus schreibt – und dies tut er als jemand, der die Zeit erkennt –, dass die Stunde schon da ist, dass ihr aus dem Schlaf aufwachen sollt. Denn jetzt ist unsere Rettung näher als zu dem Zeitpunkt, als wir zum Glauben kamen. Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nah.
Paulus verwendet hier das Bild von der Nacht und vom Tag. Er spricht vom Aufstehen und davon, nicht mehr zu schlafen. Damit greift Paulus zunächst ein Bild auf, das jedem römischen Christen im Alltag sehr vertraut war. Morgens musste man früh aufstehen. Damals war es üblich, dass die Menschen im römischen Reich schon sehr früh aufstanden, meist vor Sonnenaufgang, etwa um vier Uhr morgens.
Das lag auch daran, dass es keine Elektrizität gab. Man orientierte sich viel mehr am Ablauf der Sonne. In der Regel stand man etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang auf. Das hatte praktische Gründe: Tagsüber, besonders in der Mittagshitze, konnte man nicht so gut arbeiten. Deshalb nutzte man die frühen Morgenstunden, um bereits einige Arbeitsstunden zu leisten. Dieses Bild greift Paulus hier auf: Um vier Uhr morgens steht man auf. Paulus verwendet dieses Bild und sagt: „Ihr Lieben, der Wecker klingelt. Es ist Zeit, aufzustehen!“ Vers 12 sagt: „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nah.“
Doch was relativ schnell deutlich wird: Paulus redet hier nicht einfach vom Tagesablauf der römischen Christen. Er deutet in diesem Text die Begriffe Tag und Nacht heilsgeschichtlich – und das müssen wir verstehen. Er begründet das Aufstehen in Vers 11 mit den Worten: „Denn jetzt ist unsere Rettung näher als zu dem Zeitpunkt, als wir zum Glauben kamen.“
Das heißt, Paulus spricht hier von der zukünftigen Rettung der Christen. Vielleicht fragst du dich jetzt: „Moment, aber wir sind doch schon gerettet.“ Das stimmt, aber es gibt auch noch einen Teil unserer Errettung, der noch aussteht. In der Theologie spricht man von dem Spannungsverhältnis zwischen dem Schon jetzt und dem Noch nicht.
In dem Moment, in dem du dein Vertrauen nicht mehr auf deine eigene Leistung setzt, sondern erkennst, dass du ein Sünder bist und Rettung brauchst, und dein ganzes Vertrauen auf das setzt, was Jesus für dich am Kreuz getan hat, wirst du gerechtfertigt und gerettet. Aber du lebst immer noch in dieser Welt.
In dieser Welt sind wir zwar gerettet von der Macht der Sünde, aber nicht von der Gegenwart der Sünde. Wir leben in einer gefallenen Welt. Jesus hat uns jedoch versprochen, dass die finale Rettung noch kommen wird. Irgendwann wird er wiederkommen und uns zu sich nehmen, damit wir da sind, wo er ist.
Darum geht es auf der Sachebene hier. Paulus spricht an einigen Stellen von der zukünftigen Rettung. Schaut mal in Römer 5, Vers 9. Dort schreibt er: „Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind“ – das ist der Ist-Zustand eines Christen – „werden wir durch ihn vom Zorn gerettet werden“ – also ein Teil der Rettung steht noch aus.
In Römer 8, Vers 24 hat Paulus geschrieben: „Denn auf Hoffnung hin sind wir gerettet worden.“ Das heißt, wir sind ganz gerettet, wir sind ganz Kinder Gottes. Aber der finale Zug steht noch aus, wenn Jesus wiederkommt und seine Gläubigen zu sich nimmt in seine Herrlichkeit.
Wenn Paulus hier von der Nacht spricht, meint er das gegenwärtige Leben, das wir jetzt in dieser gefallenen Welt führen. Das ist Nacht. Paulus sagt aber, die Nacht ist bald vorüber, und der Tag kommt. Damit will er sagen: Das Leben hier auf dieser Welt geht dem Ende zu, und das Kommen Jesu steht bald bevor.
Paulus nennt hier keinen Termin und spekuliert nicht. Aber er sagt: „Denn jetzt ist unsere Rettung näher als zu dem Zeitpunkt, als wir zum Glauben kamen.“ Das ist natürlich eine logische Aussage. Das Ereignis des Kommens Jesu ist jetzt näher als an dem Tag, an dem wir zum Glauben kamen.
Für Paulus sind das 25 Jahre bis zur Abfassung des Römerbriefs. Er ist circa im Jahr 33 nach Christus zum Glauben gekommen und schreibt den Römerbrief im Winter 56 nach Christus. Damit sagt er: „Ich bin jetzt 25 Jahre näher an dem Tag, an dem Jesus wiederkommt.“
Paulus lebt – und das fasziniert mich sehr – in dieser ständigen Naherwartung. In Philipper 3, Vers 20 sagt Paulus: „Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus erwarten als Retter.“
Von daher erklärt sich auch dieser Weckruf an die römischen Christen. Paulus sagt: Das Kommen Jesu steht bald bevor. Lebt in diesem Bewusstsein, werdet wach. Ihr könnt jetzt nicht mehr schlafen.
Ich habe euch heute zwei Bilder mitgebracht: Auf dem einen seht ihr eine herkömmliche Zeigeruhr, auf dem anderen eine Sanduhr.
Weitverbreiteter in unserer Zeit sind die Zeigeruhren. Doch die Sache mit ihnen hat einen Haken. Zeigeruhren vermitteln uns unterbewusst das Gefühl, dass die Zeit immer weiterläuft. Die Zeiger drehen sich ständig und es beginnt immer wieder von vorne. Die Sanduhr hingegen gibt uns viel stärker den Eindruck, dass hier etwas abläuft und vergeht.
Meine Frage heute Morgen ist: Mit welcher Brille schaust du auf diese Weltzeit? Denkst du, es geht einfach immer weiter? Mal ganz ehrlich: Manchmal verfallen wir in dieses Denken – nicht in der Theorie, denn theoretisch wissen wir, dass die Welt ein Ende hat. Aber unsere Lebensweise zeigt oft, dass wir so handeln, als ob es immer weitergeht.
Wir sammeln Reichtümer an, machen es uns bequem und vergessen dabei die biblische Tatsache, dass Jesus sagt: „Ich komme wieder, ich komme wieder.“ Das nächste große Ereignis der Heilsgeschichte, ihr Lieben, ist das Kommen Jesu. Es muss nichts mehr passieren. Das nächste, was ansteht, ist sein Kommen, bei dem er die Seinen zu sich nimmt.
Meine Frage ist: Stellen wir uns als Gemeinde darauf ein? Stellst du dich in deinem Leben praktisch darauf ein – oder schläfst du?
Wir als Familie waren in diesem Jahr, im Sommer, auf Korsika. Wir haben einen Urlaub geschenkt bekommen und waren dort zusammen mit der Familie von Karos Schwester. Ich erinnere mich an einen Abend, es war den ganzen Tag ziemlich stürmisch. Ich bin abends als Letzter ins Bett gegangen, als ich plötzlich Rauchgeruch durchs Fenster wahrnahm. Anfangs dachte ich, das sei egal. Kurz darauf hörte ich eine Sirene. Ich dachte mir, da wird irgendwo etwas passiert sein, legte mich aber trotzdem schlafen und habe gut geschlafen.
Am Morgen wachte ich als Erster auf und saß im Wohnzimmer unseres Ferienhauses, als meine Schwägerin an die Tür klopfte und sagte: „Andre, komm mal schnell raus!“ Davor hatte ich noch Löschflugzeuge am Himmel gesehen und dachte, das seien Routineflüge, um zu prüfen, ob beim Sturm etwas passiert ist. Sie sagte: „Andre, komm raus, das musst du dir ansehen!“
Und tatsächlich: Der ganze Wald auf dem Berg, nur 500 Meter Luftlinie von unserer Ferienwohnung entfernt, war komplett niedergebrannt. Wir haben es später in den Nachrichten gesehen. In dieser Nacht war nur 500 Meter von uns entfernt viel los: Löschflugzeuge am Himmel, Menschen mussten evakuiert werden. Und wir haben uns die ganze Zeit nur eine Frage gestellt: Wie konnte es sein, dass wir die ganze Zeit geschlafen haben?
Ihr Lieben, diese Welt brennt. Und ich habe manchmal den Eindruck, dass wir Christen schlafen. Wir haben es uns bequem eingerichtet und denken, die Zeit geht immer weiter. Es passiert so viel in dieser Welt, die Zeichen verdichten sich, dass wir am Ende der Endzeit angekommen sind.
Stell dir mal vor, niemand von uns weiß, wann genau es geschieht. Es macht keinen Sinn, zu spekulieren oder einen Termin zu errechnen. Immer wieder versuchen das Leute und scheitern daran. Das machen wir nicht. Aber stell dir vor, Jesus würde dir den Termin sagen – wird er nicht tun, aber stell dir vor, er würde sagen: „In zwei Wochen komme ich wieder.“
Meine Frage an dich ist: Was würdest du in deinem Leben ändern? Müsstest du vielleicht sehr viel ändern, weil du plötzlich feststellst, dass du dich mit Dingen beschäftigst, die keinen Ewigkeitswert haben? Du machst es dir bequem, betest viel zu wenig und gehst viel zu selten auf die Straße.
Plötzlich würdest du anfangen, deinen Nachbarn von Jesus zu erzählen. Plötzlich würdest du deinen Arbeitskollegen von Jesus erzählen. Weißt du warum? Weil du getrieben wärst – von einer heiligen Dringlichkeit. Ich liebe dieses Wort: eine heilige Dringlichkeit. Und genau das brauchen wir.
Ich kann mich noch gut erinnern: Zu Beginn der Corona-Zeit, glaube ich war es April 2020, wussten wir alle noch nicht, wohin die Reise geht. Was passiert hier in dieser Welt? Ich war im Büro von Pastor Daniel Siemens, und wir haben zusammen gesprochen. Auch über Kämpfe aus meinem Leben habe ich gesprochen.
Wir haben uns mehr und mehr vor Augen geführt: Moment, in welcher Zeit leben wir eigentlich? Und in diesem Moment – ich bin kein Charismatiker – wurden wir vom Heiligen Geist ergriffen. Uns wurde eine heilige Dringlichkeit vor Augen gemalt. Daniel und ich haben im Gebet geweint. Wir haben gebetet für unsere Heiligung, für die Heiligung der Gemeinde und für Erweckung hier in Köln Ostheim.
Ich will nicht sagen, dass alles auf dieses Gebet zurückzuführen ist. Die ganze Gemeinde hat für Erweckung gebetet. Aber ab dann begann Gott, hier in Ostheim besondere Dinge zu wirken. Menschen kamen zum Glauben, Jugendliche gingen dreimal in der Woche auf die Straße und haben andere Jugendliche eingeladen, weil wir alle durchdrungen waren von einer heiligen Dringlichkeit.
Ich möchte diese Erfahrung beibehalten. Sie war für mich so maßgeblich. Seitdem predige ich anders, der Herr hat es geschenkt. Es geht nicht darum, einfach nur eine Predigt zu beenden. Du sprichst zu sterbenden Menschen, die irgendwann vor Gott stehen werden.
Ich möchte, dass wir uns dem noch einmal neu aussetzen und uns dessen bewusst werden: Wir leben in der letzten Zeit. Paulus sagt: „Die Nacht ist weit vorgerückt und der Tag ist nah.“ Jesus schließt die Bibel mit den Worten: „Siehe, ich komme bald.“
Jede Generation der Christen tut gut daran, Jesus beim Wort zu nehmen. Wir wissen nicht, wann er kommt, aber er sagt: „Siehe, ich komme bald.“ Deshalb müssen wir in einer Erwartung leben.
Kann es sein, dass du schläfst? Kann es sein, dass du diesen Weckruf so dringend brauchst? Ich kenne das aus meinem Leben: Es passiert so schnell, dass wir uns der Tragweite der Heilsgeschichte und wie weit wir eigentlich sind, wie weit die Weltuhr geschlagen hat, gar nicht mehr bewusst sind.
Hast du ein großes Anliegen, dass Menschen in deiner Umgebung zum Glauben kommen? Wo investierst du deine Zeit? Spendest du wirklich großzügig für das Reich Gottes, weil du vom Reich Gottes getrieben bist? Womit verbringst du deine freien Abende? Hängst du nur bei Netflix rum und verbrauchst kostbare Zeit, die du für das Reich Gottes investieren könntest?
Hast du deine Zeit schon einmal komplett dem Herrn geweiht und gesagt: „Herr, mach du mit mir, was du willst“?
Was bewegt uns, morgens früh aus dem Bett zu steigen? Wenn der Wecker klingelt, was treibt uns an?
Ein Freund von mir arbeitet bei Porsche, eine Zeit lang sogar im gehobenen Management. Er hat direkt an die Geschäftsführung von Porsche berichtet. Er sagte zu mir: „Andre, weißt du was? Bei uns Porsche-Mitarbeitern ist das so: Wir wachen Montagmorgen früh mit Gänsehaut auf und können es nicht abwarten, zur Arbeit zu gehen.“
Ich habe es ihm zunächst nicht geglaubt. Was ist an diesem Unternehmen so besonders? Dann hat er mich nach Stuttgart eingeladen, und wir waren dort. Wir haben nicht nur die Autos gesehen, sondern auch die Gebäude. Wir waren im Porsche Museum, und überall an den Wänden stand der Slogan, den Porsche seinen Mitarbeitern eintrichtert: Driven by Dreams – getrieben durch Träume. Dafür stehen sie auf. Es geht um Träume, die wir auf vier Rädern verwirklichen. Das treibt sie an.
Meine Frage an dich heute Morgen ist: Was treibt dich an? Gibt es überhaupt etwas, das dich wirklich antreibt? Dass der Wecker klingelt und du aufstehst und sagst: „Ich will diesen Tag für seine Herrlichkeit leben, ich will für seine Ehre leben, seine Ehre ist mein Ziel.“
Ich bete morgens: „Herr, zeig du mir die Werke, die du vorbereitet hast, dass ich darin wandle. Vergib du mir, wenn ich meine Zeit in Dinge investiere, die total belanglos sind.“
Kann es sein, dass du den Fokus in deinem Leben, in deinem Christsein verloren hast? Es ist jetzt keine Zeit zu schlafen, ihr Lieben, wirklich nicht. Es ist Zeit aufzuwachen. Bitte Gott darum, dass er in deinem Leben eine persönliche Erweckung schenkt, dass du wach wirst und die heilige Dringlichkeit erfasst.
Das ist nicht etwas, was du organisieren kannst. Das ist etwas, was der Geist Gottes dir schenken muss, damit du plötzlich Dinge siehst – klarer als je zuvor. Der Weckruf aus Römer 13 ist absolut notwendig.
Aber er fordert auch Konsequenzen, und darum geht es in meinem zweiten Punkt dieser Predigt: die Konsequenz aus dem Weckruf.
In Vers zwölf heißt es – der Text beginnt mit den Worten „Lasst uns nun“. Diese kleinen Wörter sind in der Bibel wichtig. Das Wort „nun“ signalisiert eine Schlussfolgerung, weil Jesu Kommen bald bevorsteht. Deswegen „lasst uns nun“ – das ist jetzt die Folge, das ist die Konsequenz, wenn wir die heilige Dringlichkeit erfasst haben.
Zweimal im Text finden wir hier die Worte „lasst uns“. „Lasst uns“ kann ein Vorschlag sein, zum Beispiel: „Lasst uns das Fest der Kultur nächstes Jahr zweimal feiern.“ Wer ist dafür? Ja, das ist ein Vorschlag. Aber „lasst uns“ kann auch von der Grammatik her eine Aufforderung sein. Und was Paulus hier macht, ist angesichts der Dringlichkeit keine Vorschlag, sondern eine Aufforderung. Das ist eine Selbstaufforderung, er nimmt sich selbst mit hinein. Wir alle brauchen diese Aufforderung immer wieder.
Wozu fordert Paulus uns auf? Einmal zu klaren Verhältnissen. Schaut mal in Vers zwölf, da sagt Paulus: „Lasst uns die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen.“ In diesem Vers werden Licht und Finsternis gegenübergestellt. Klare Verhältnisse: Tag oder Nacht, Schwarz oder Weiß, keine Grauzone dazwischen.
Paulus verwendet hier das Bild vom Ablegen und Anziehen, das er auch häufig in seinen Briefen benutzt. Er sagt: „Lasst uns die Werke der Finsternis ablegen.“ Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Was sind Werke der Finsternis?
Werke der Finsternis, ihr Lieben, sind Handlungen, für die wir uns im Licht schämen würden, wenn sie ans Licht kommen. Das sind Werke der Finsternis. Jesaja sagt in 29,15: „Wehe denen, die ihren Plan tief verbergen vor dem Herrn und deren Werke im Finsternis geschehen.“ Da haben wir es: im Finsternis geschehen, und sie sagen: „Wer sieht uns? Wer erkennt uns?“ Werke der Finsternis sind schmutzige Geheimnisse im Leben eines Christen. Das sind Werke der Finsternis.
Paulus sagt in Epheser 5,11: „Und habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern stellt sie vielmehr bloß.“ Das heißt, das ist ja eine Konsequenz. Wer wirklich erfasst wird von einer heiligen Dringlichkeit, wer versteht, wie es fünf vor zwölf auf der Weltuhr ist, der wird sich von heimlichen Lieblingssünden trennen. Er bringt die Sachen ans Licht, bevor Jesus sie ans Licht bringen wird, wenn er kommt.
Der Baptistenpastor Henry Blackaby schreibt Folgendes über Erweckung: „Wenn sich der heilige Gott in einer echten Erweckung naht, geraten die Menschen in eine schreckhafte Überführung der Sünde.“ Das herausragende Merkmal einer geistlichen Erweckung war schon immer das tiefe Bewusstsein der Gegenwart und Heiligkeit Gottes.
Das heißt, wer den Weckruf versteht, antwortet mit Buße. Er bringt die Werke der Finsternis ans Licht.
Ich möchte heute Morgen die Frage stellen, die du für dich selbst beantworten musst, denn ich kann sie nicht für dich beantworten: Kann es sein, dass du in deinem Leben schmutzige Geheimnisse pflegst? Vielleicht schon jahrelang, von denen niemand hier etwas weiß, und du kommst damit nicht heraus?
Wir machen hier immer wieder den Aufruf, wir bieten Hilfe an. Wir sagen: Wenn du mit Sünden zu kämpfen hast, mit denen du nicht fertig wirst, komm, wir wollen dir helfen. Es gibt ein Gesprächsangebot. Und du kommst nie, weil du nicht willst. Weil du nicht willst, dass Menschen anders über dich denken. Weil du willst, dass sie super von dir denken, dass das schöne Bild von dir, das vielleicht Menschen haben, aufrechterhalten bleibt.
Ihr Lieben, es ist Zeit. Es ist Zeit, Werke der Finsternis abzulegen.
Und weißt du was? Das ist das Wunderbare, das möchte ich dir als Zuspruch mitgeben: Nichts von diesen schmutzigen Geheimnissen in deinem Leben, was irgendwann offenbar wird, gibt es, wofür Jesus nicht am Kreuz bezahlt hat. Das ist doch das Evangelium.
Und damit möchte ich dich einladen: Heute, am Ende der Predigt, werde ich einen Aufruf machen, um Buße zu tun, um vor das Kreuz zu kommen und deine Sünden dem Herrn zu sagen. Du musst sie nicht zwangsläufig Menschen sagen, nur wenn du damit nicht zurechtkommst. Aber dass du sie dem Herrn bekennst und sie ans Licht bringst.
Paulus spricht aber hier nicht nur vom Ablegen, er spricht auch vom Anziehen. Er sagt: „Und die Waffen des Lichts anziehen.“
Wisst ihr, was hier spannend ist? Paulus spricht hier nicht von den Werken des Lichts. Das wäre eigentlich das Gegenstück zu den Werken der Finsternis. Man würde vermuten, dass es heißt: Lasst uns die Werke der Finsternis ablegen und die Werke des Lichts anziehen.
Aber Paulus erwähnt hier nicht die Werke des Lichts, sondern die Waffen des Lichts. Damit will er deutlich machen, dass wir uns als Christen in einem Kampf befinden – einem geistlichen Kampf. Deshalb spricht er von Waffen. Auch an anderen Stellen in der Bibel wird das so dargestellt, zum Beispiel in 2. Korinther 10,4: „Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören.“
In Epheser 6 spricht Paulus von der geistlichen Waffenrüstung. Wenn Paulus von geistlichen Waffen spricht, meint er sowohl Verteidigungswaffen als auch Angriffswaffen. Er meint beides. Wenn er hier die Waffen des Lichts erwähnt, möchte er die Gläubigen dazu aufrufen, den guten Kampf zu kämpfen und ihn wahrzunehmen.
Wir führen einen Kampf. Wir als Christen bewegen uns in einem Kampf. Um das klarzustellen: Wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern um Menschen. Wir kämpfen um die Wahrheit, wir kämpfen für das Evangelium. Wir kämpfen gegen Sünde in unserem eigenen Leben. Wir kämpfen gegen Gedanken, die sich über Gottes Wahrheit erheben. Satans Schlachtfeld ist unsere Gedankenwelt.
Er redet uns Lügen ein – über uns selbst, über unsere Vergangenheit, dass doch irgendetwas nicht bezahlt sei. Wir bekommen Ängste, wir haben mit Sorgen zu kämpfen. All das findet in unseren Gedanken statt, weil wir anfangen, Lügen zu glauben. Wir müssen die Waffen des Lichts anziehen, uns nicht zurückziehen und uns nicht nur um uns selbst drehen. Stattdessen sollen wir mit dem Wort Gottes, wie Jesus es gemacht hat, die Lügen entlarven und dann in den Kampf gehen.
Es ist aber auch ein Kampf, den wir für die Verbreitung des Evangeliums führen. Kerem hat am Mittwoch, für diejenigen, die beim Gebetsabend dabei waren – wo übrigens auch gekämpft wird –, uns in die Arbeit unserer wunderbaren Obdachlosenarbeit „Hoffnungsvoll“ hineingenommen. Er hat erzählt, dass sie in Köln, in unserer Stadt, auf viel Finsternis stoßen. Gott hat uns in seiner Souveränität als Gemeinde genau hier hineingestellt.
Kerem berichtete, dass sie auf den Straßen Kölns an Orten vorbeikommen, an denen Familienclans ihre eigenen Kinder in die Prostitution schicken. Das findet nicht irgendwo anders statt, sondern hier in Köln. Die Polizei scheint machtlos zu sein.
Jetzt denken wir darüber nach: Gerade dort, wo es am finstersten ist, muss das Licht des Evangeliums hineinscheinen. Wir wollen uns dem Kampf stellen und das Licht mit den Waffen des Lichts in die Finsternis hineinbringen.
Ihr Lieben, es gibt viele andere Kampfgebiete, auch im Leben unserer Gemeinde. Menschen nachzugehen, die nicht mehr kommen, Neubekehrte und Neugetaufte am Anfang ihres christlichen Lebens zu begleiten – das ist manchmal ein Kampf. Kaputte Ehen und Familien zu begleiten, ist ebenfalls ein Kampf.
Ich bin aktuell mit einem Mann im Gespräch, dessen Namen ich natürlich nicht nennen werde. Ich kämpfe mit ihm darum, dass er endlich wieder zu seiner Frau zurückgeht. Ich kann euch sagen, das ist ein Kampf, der auf Knien geführt wird – damit er endlich Buße tut, zu seiner Frau zurückkehrt und mit seiner Sünde ins Licht geht.
Weißt du, manchmal frage ich mich, warum so wenige kämpfen. Ich vermisse einige von euch an der Front. Wir haben so viel zu tun, Menschen brauchen Hilfe, Menschen kommen mit Nöten. Kann es sein, dass du dich bequem in die letzte Reihe setzt und einfach nur konsumierst, wenn du hierher kommst?
Ich weiß, das sind harte Worte, aber vielleicht brauchen wir diesen Weckruf: Wir müssen verstehen, Herr, ich will die Waffen der Finsternis ablegen, ich will die Waffen des Lichts anziehen und kämpfen. Herr, gebrauche mich, sende mich, wohin du mich senden willst – trotz all meiner Schwächen.
Sorge in deinem Leben für klare Verhältnisse. Hör auf, als Christ herumzueiern, positioniere dich! Erwecktes Christsein zeigt sich auch in einer einwandfreien Lebensführung, in unserem heiligen Leben im Alltag.
Paulus sagt in Vers 13: „Lasst uns anständig wandeln wie am Tag.“ Das heißt: Ein erweckter Christ, der die Zeichen der Zeit versteht, richtet sich ganz nach Jesus aus. Er hat sich von der Sünde in seinem Leben getrennt beziehungsweise kämpft dagegen. Es ist nie so, dass wir nicht mehr sündigen werden. Aber persönliche Erweckung führt immer zur persönlichen Heiligung. Das ist eine ganz wichtige, sehr konkrete Wahrheit.
Paulus geht in unserem Text darauf ein, wie sich eine einwandfreie Lebensführung zeigt. Er nennt als Beispiel die Selbstbeherrschung. In Vers 13 sagt Paulus: „Lasst uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen.“
Paulus spricht hier von Fress- und Trinkgelagen, also unkontrolliertem Essen im Sinne von Völlerei und unkontrolliertem Trinken im Sinne einer Sauforgie. Wie wir vielleicht aus dem Geschichtsunterricht wissen, waren solche Fress- und Sauforgien gerade in Rom, wohin der Brief gerichtet ist, an der Tagesordnung.
Natürlich gehörte dieses alte Leben der Christen in Rom dazu. Solche Fress- und Trinkgelage waren dort allgegenwärtig. Auch Petrus schreibt in 1. Petrus 4,3: „Denn die vergangene Zeit ist uns genug, den Willen der Nation vollbracht zu haben, also nach dem Willen der Ungläubigen zu leben, als ihr wandeltet in Ausschweifung, Begierden, Trunkenheit, Festgelagen, Trinkgelagen und frevelhaften Götzendiensten.“ Petrus sagt, das ist die Vergangenheit.
Paulus wittert hier auch bei den Christen in Rom, dass es leider immer wieder so ist, dass uns die Vergangenheit einholt. Dass wir die Sünden aus der Vergangenheit wieder empfänglich werden. Deshalb sagt Paulus: Wenn ihr versteht, dass Jesus bald kommt, dann heiligt euch, lebt für ihn und meidet diese Dinge.
Jesus selbst sagt in Lukas 21,34: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Völlerei und Trunkenheit und Lebenssorgen, und jener Tag plötzlich über euch hereinbricht.“ Mit anderen Worten: Angesichts meiner Wiederkunft sollt ihr selbstbeherrscht und fokussiert leben.
Völlerei und Sauferei sind Versuche, sich wortwörtlich mit etwas zu füllen, von dem man sich Erfüllung verspricht. Doch worum es für uns Christen wirklich geht, ist, zu erkennen, was wir alles in Jesus haben. Das ist das, was ein erweckter Christ, ein wach gewordener Christ, versteht.
Paulus sagt in Römer 8,32: „Und er hat ihn, wenn er doch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle hingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm, mit dem Sohn, mit Jesus nicht auch alles schenken?“ Es geht darum zu verstehen: Unser Becher ist voll in Jesus Christus. Wir haben in ihm alles, was wir brauchen. Deshalb brauchen wir diese Dinge nicht, wir brauchen nicht die Freuden dieser Welt, weil wir Jesus in unserem Leben haben.
Der nächste Bereich, in dem sich erwecktes Christsein praktisch zeigt, ist sexuelle Reinheit. Vers 13 macht weiter: „Nicht in Unzucht und Ausschweifungen.“ Das heißt, ihr Lieben, die Werke der Finsternis abzulegen bedeutet auch, in sexueller Reinheit zu leben.
Gerade diese Fress- und Trinkgelage im Römischen Reich gingen häufig mit sexuellen Orgien einher. Paulus spricht dieses Phänomen an, doch noch mehr geht es um unser Alltagsleben. Und ich glaube ehrlich gesagt, und werde immer wieder aus der Seelsorge bestätigt, dass auf keinem anderen Gebiet Satan momentan mehr Siege unter Christen erringt als auf dem sexuellen Gebiet.
Es ist verheerend: Christen, die schon fast selbstverständlich vor der Hochzeit zusammenziehen, als ob die Bibel dazu nichts sagen würde. Christliche Affären – ich wurde in diesem Jahr teilweise jede Woche über eine Affäre aus christlichen Ehen konfrontiert, aus verschiedenen Gemeinden. Ich habe mir an den Kopf gefasst und gefragt: Was ist los unter uns Christen? Kann es sein, dass uns Erweckung fehlt? Kann es sein, dass uns echte Gottesfurcht fehlt? Mit wem haben wir es zu tun, und dieser Gott kommt wieder?
Männer und Frauen, die in Pornografie feststecken, fehlen an der Front, weil sie kraftlos sind. Sünde schwächt enorm. Männer, die so ein Potenzial haben, die wir an der Front gebrauchen könnten, sind nicht da. Sie sind passiv, weil sie in der Pornografie feststecken und immer wieder Rückschläge erleben.
Ich habe in letzter Zeit sehr viel über dieses Thema in unseren Liebevollkanälen gesprochen. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass es jetzt nur noch um dieses Thema geht, aber es ist eine große Not. Deshalb wollen wir jetzt als Gemeinde ein Projekt starten, um dieser Not zu begegnen: eine Seelsorgegruppe für Männer, die von Pornografie frei werden wollen. Ihr könnt euch gerne per E-Mail melden. Die Adresse lautet: freiwerden@freikirche.koeln – alles zusammengeschrieben.
Schaut mal: Es ist nicht Gottes Wille für dein Leben, es ist nicht Gottes Bestimmung für dein Leben, dass du an der letzten Ecke rumhängst, versklavt von Sünde. Christus will dich befreien und dir den Sieg geben.
Die Heiligung eines erweckten Christen zeigt sich aber auch in harmonischen Beziehungen. Paulus spricht weiter: „Nicht in Streit und Eifersucht.“ Das heißt, wer versteht, dass Jesus bald kommt und damit rechnet, will sich auch darum bemühen, dass wir uns als Christen nicht zerstreiten.
Schon in Römer 12 hat Paulus gesagt, dass wir, wenn es nach uns geht, möglichst mit allen Menschen in Frieden leben sollen. Doch leider kommt es auch unter Christen immer wieder zu Streitigkeiten. Streit entsteht meistens dort, wo wir nicht Gottes Ehre suchen, sondern unsere eigene Agenda verfolgen. Wo wir Forderungen haben, die erfüllt werden müssen, und wenn diese nicht erfüllt werden, kommt es zum Streit mit Menschen, die andere Vorstellungen haben.
Jede Gemeindespaltung ist eine Tragödie. Ich habe den Eindruck, dass dies das Gebiet ist, auf dem Satan die zweitmeisten Siege erringt: Streitigkeiten unter Christen. Wisst ihr, was der häufigste Grund ist, warum Missionare das Feld verlassen? Streit im Team der Missionare. Das ist der häufigste Grund, warum Missionare zurückkommen, obwohl sie eigentlich fürs Evangelium draußen sein sollten.
Ich fand es in der Corona-Zeit so frustrierend zu sehen, dass Männer Gottes, die älter sind als ich und wahrscheinlich viel mehr Weisheit haben, deren Predigten ich gehört habe, sich plötzlich auf Nebenschauplätze begeben und sich öffentlich in YouTube-Videos angegriffen haben. Ich habe mich gefragt: Versteht ihr nicht, in welcher Zeit wir gerade leben? Eine Zeit, in der Nichtchristen offener sind, weil sie sich fragen: Diese Welt gerät aus den Fugen – wo ist mein Halt?
Viele haben den Fokus nicht auf das Evangelium gesetzt, sondern sich auf Nebenschauplätze begeben. Ihr Lieben, ich möchte das nicht hochmütig sagen, aber es ist tragisch, wenn wir den Fokus verlieren, worum es eigentlich geht.
Streitigkeiten sind immer fleischlich. Paulus sagt in 1. Korinther 3,3: „Denn ihr seid noch fleischlich. Wo Eifersucht und Streit unter euch ist, seid ihr dann nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise?“
Es ist mir ein großes Anliegen für uns als Gemeinde, dass Gott uns vor Streitigkeiten bewahrt. Konfliktpotenzial gibt es genug, wir sind so verschieden. Aber wir wollen immer den Fokus beibehalten: Jesus kommt bald wieder, und wir wollen wach sein als Gemeinde. Wir wollen, dass das Wichtigste auch immer das Wichtigste bleibt.
Nachdem Paulus auf einige negative Dinge eingegangen ist, spricht er nun das Positive an. In Vers 14 beginnt er mit „Sondern.“ Diese Dinge sollen wir nicht tun, sondern was stattdessen? Sondern zieht den Herrn Jesus Christus an.
Was meint Paulus damit? Inwiefern können wir Jesus anziehen? In Galater 3,27 hat er schon geschrieben: „Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.“ Paulus sagt: Wir als Christen leben jetzt mit Jesus. Wir haben uns in der Taufe geoutet als Christen. Das heißt, man sieht, dass wir zu Jesus gehören – das ist unsere neue Identität. Wir haben Jesus immer bei uns.
Hier im Römertext ist das aber eine Aufforderung. Eigentlich haben wir Jesus schon angezogen, das ist unsere neue Identität, wir sind mit ihm vereint. Aber jetzt geht es darum, dass wir uns dessen immer wieder bewusst werden, dass wir zu Jesus gehören.
Daraus ergibt sich ein Verhalten, das Jesus ähnelt. Douglas Moo schreibt: Die Ermahnung des Paulus, den Herrn Jesus Christus anzuziehen, bedeutet, dass wir Christus bewusst so erfassen sollen, dass sein Charakter in allem, was wir tun und sagen, zum Ausdruck kommt.
Das ist der Kern, darum geht es: Es geht um Jesusähnlichkeit. Das ist das, was Gott in deinem Leben wirken möchte. In Römer 8,29 hat Paulus schon gesagt: „Denn die er vorher erkannt hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein.“
Ihr Lieben, das ist Gottes Absicht für dein persönliches Christenleben: Dass man in dir immer mehr Jesus sieht. Das ist mein Wunsch für mein Christsein, dass Menschen immer weniger Andre sehen, sondern immer mehr Jesus in mir.
In diesem Sinne: Dass wir Jesus anziehen und uns von ihm verändern lassen. Erwecktes Christsein ist auch immer christusähnliches Christsein.
Eine letzte Konsequenz, die sich aus dem Weckruf ergibt, ist Konsequenz. In Vers 14, im zweiten Teil, heißt es: „Und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch, das Begierden weckt.“
Schaut mal, es ist so, und Nico hat es in der Andacht auch ein Stück weit wiedergegeben: Auch wenn Jesus uns neu gemacht hat – das kennst du, und das kenne ich –, haben wir als Christen Kämpfe. Wir kämpfen mit der Sünde. Römer 7 lässt grüßen. Eigentlich sind wir neu gemacht, aber Paulus sagt auch von sich selbst, dass er das Gute, das er tun will, nicht tut, sondern das Böse, das er nicht tun will, doch tut. Das ist die Schizophrenie eines Christen: Geist und Fleisch kämpfen gegeneinander in uns.
Das ist der Grund, warum wir noch sündigen, in dem Sinne, dass wir in Sünde fallen. Wir leben noch im Fleisch, und in uns schlummern Begierden – Begierden in unserem Herzen. Das sind starke Wünsche, ein starkes Verlangen. Paulus sagt, wir sollen wach sein, aber nicht die Begierden sollen wach werden.
Wie können wir anfangen, konsequent die Sünde schon im Keim zu ersticken? Schaut mal: Ein Prediger, der mit Stolz zu kämpfen hat, sollte nicht dauernd seine YouTube-Predigten anschauen, um zu sehen, wie viele Klicks er hat. Er sollte auch nicht die Kommentare unter seinen Predigten lesen, in denen Leute ihn loben. Dadurch werden Begierden bei ihm geweckt.
Eine frustrierte Ehefrau, die von ihrem Ehemann enttäuscht ist, sollte nicht ständig Liebesromane lesen, in denen verständnisvolle Männer wunderbar lieben. Das fördert die Begierde, die Begierden werden wach.
Ein trockener Alkoholiker, den Christus freigemacht hat, sollte nicht am Getränkestand vorbeigehen oder sich alkoholhaltige Flaschen im Detail anschauen. Dadurch werden Begierden geweckt.
Eine alleinstehende Frau, die sich sehr einen Partner wünscht, sollte nicht ständig Schnulzen schauen. Denn dadurch wird ihr Verlangen größer, und ihre Begierde wird geweckt.
Das heißt: Erwecktes Christsein – und das ist der Kern – versteht, dass ich alles habe, was ich brauche, in Jesus. Die Versuchung will uns immer wieder einen Mangel einreden. So funktioniert jede Versuchung, egal auf welchem Gebiet: „Hier fehlt dir was, und das ist die Lösung.“ So funktioniert Versuchung.
Das Beste, was wir tun können, wenn wir merken, dass die Begierden geweckt werden, ist, uns klarzumachen, was wir im Evangelium in Jesus Christus haben. Mach dir bewusst, dass du in ihm alles hast und dass du ihm allein gefallen und für ihn leben willst.
Der schottische Pfarrer Andrew Murray sagt: Eine wahre Erweckung bedeutet nichts weniger als eine Revolution, die den Geist der Weltlichkeit und des Egoismus vertreibt und Gott und seine Liebe im Herzen und im Leben triumphieren lässt.
Vielleicht hast du heute festgestellt, dass du als Christ eingeschlafen bist. Vielleicht hast du bemerkt, dass du Sünde in deinem Leben nicht mehr so ernst nimmst, wie Gott sie sieht. Du hast sie verharmlost, ein Rechtfertigungssystem aufgebaut – „Andere machen es ja auch“ oder „Alle haben ja damit zu kämpfen, es ist nicht so schlimm.“
Ich möchte dich heute einladen, wirklich diese Werke der Finsternis ans Licht zu bringen, indem du Gottes Licht neu in dein Leben scheinen lässt. Nimm seine Vergebung an und mach wieder eine ganze Sache mit Jesus.
Vielleicht hast du dich wiedererkannt, als ich sagte, dass wir dich eigentlich an der Front brauchen, du aber ein passives Gemeindemitglied bist. Das ist nicht das, was Gott sich von dir vorstellt. Vielleicht ist es an der Zeit, heute neu zu sagen: Herr, ich will mich dir weihen. Hier bin ich, sende mich, mach mit mir, was du willst.
Du kannst auch zum Kreuz kommen, um das sichtbar auszudrücken. Du kannst das aber auch alleine an deinem Platz tun. Ich möchte da nichts Magisches hineinlegen mit dem Gang nach vorne. Dennoch ist es ein öffentliches Bekenntnis: Ich will einen Neuanfang mit Jesus machen.
Während wir das Lied singen, kannst du gerne nach vorne kommen und für dich alleine mit Gott beten und dein Leben neu übergeben. Ich werde am Kreuz stehen. Wenn du ein Gebet möchtest, kannst du gerne auf mich zukommen.
Vielleicht musst du aber feststellen, dass du das Evangelium noch nie angenommen hast. Dass du noch nie an dem Punkt warst, an dem du gesagt hast: „Ich schaffe es nicht alleine, ich stehe mit leeren Händen da, ich brauche einen Retter.“ Dann möchte ich dich einladen, zum ersten Mal dein Vertrauen auf Jesus Christus zu setzen.
Jesus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaustreiben.“ Lasst uns gemeinsam aufstehen, das Lied singen, und während wir singen, kannst du gerne kommen.