Einleitung: Vom Abbau falscher Vorstellungen zur biblischen Sicherheit
Eigentlich haben wir mit dem Negativen begonnen, indem wir jene Stellen angeschaut haben, die wohl falsch verstanden und ausgelegt werden. Wir haben das aber bewusst gemacht, damit zunächst dieses falsche Verständnis aus dem Weg geräumt werden konnte. So kann jetzt das Richtige aufgebaut werden.
Wenn ein neues Haus gebaut werden soll, dann müssen meistens erst einmal Planierraupen kommen, um das Alte aus dem Weg zu schieben. Danach wird etwas Neues aufgebaut.
Darum wollen wir uns heute Abend im zweiten Teil mit der ewigen Sicherheit unserer Errettung beschäftigen. Dabei werden wir ganz besonders das Johannesevangelium verwenden. Die erste Stelle, die wir heute Abend aufschlagen, wird jedoch aus dem Epheserbrief sein.
Zunächst eine einleitende Frage: Warum beschäftigen wir uns mit dem Thema Heilssicherheit? Interpretieren wir da nicht unser menschliches Sicherheitsbedürfnis in die Bibel hinein?
Wir Menschen haben ein starkes Sicherheitsbedürfnis. Das ist der Grund, warum Lebensversicherungen so boomen und immer größere Paläste gebaut werden. Wir haben einfach dieses Bedürfnis nach Sicherheit.
Interpretieren wir dieses Bedürfnis nicht in die Bibel? Wollen wir hier nicht vielleicht bis ins Letzte schwarz auf weiß irgendwie Sicherheit haben? Zimmern wir nicht vielleicht ein Lehrgebäude, das unserem Wunschdenken entspricht? Oder wollen wir uns damit gar eine Sicherheit verschaffen, die uns selbst bei Lauheit und Trägheit noch den Himmel garantiert?
Ist das der Grund, warum wir uns mit Heilssicherheit beschäftigen? Nein, nein und noch mal nein! Das alles wäre abzulehnen. Aber trotzdem sind das berechtigte Fragen.
Die biblische Verpflichtung zur Heilsgewissheit
Warum beschäftigen wir uns mit dem Thema Sicherheit? Ich möchte versuchen, berechtigte Antworten zu geben. Zum einen ist es nicht nur erlaubt, nein, im Neuen Testament wird es uns sogar befohlen, dass wir uns mit der Gewissheit und Sicherheit des Heils beschäftigen sollen.
Wo wird uns das befohlen? Im Epheserbrief, Kapitel 6. Dort spricht der Apostel Paulus von der bekannten Waffenrüstung des Glaubens. Im Epheserbrief, Kapitel 6, heißt es in Vers 17: „Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort.“ Nehmt den Helm des Heils!
Der Zusammenhang dieser Stelle zeigt uns, warum wir den Helm des Heils dringend brauchen. Wenn wir die Verse 10 bis 13 anschauen, dann sehen wir, dass unser Kampf nicht gegen Fleisch und Blut ist. Wir kämpfen nicht gegen die Engländer oder Franzosen oder Russen oder sonst irgendjemand. Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, gegen Nationen, sondern gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis.
Paulus schreibt also gegen geistliche Mächte der Finsternis, gegen den Teufel und seine Dämonen und alles, was von ihnen kommt – ihre Ideologien, ihre bösen Anläufe und Methoden. Dagegen kämpfen wir. Paulus empfiehlt anhand eines Bildes, das den Lesern damals ganz vertraut war: die Waffenrüstung.
Die damalige alte Welt starrte vor Waffen, ja, das römische Heer war überall präsent. Jeder kannte Waffenrüstungen. Paulus gebraucht dieses Bild und schreibt, dass wir Gläubigen eine geistliche Waffenrüstung anziehen sollen. Dabei nennt er gegen die feurigen Pfeile des Bösen vor allem den Schild des Glaubens und den Helm des Heils.
Was sind feurige Pfeile des Bösen? Nach meinem Verständnis sind das Anfechtungen. Anfechtungen sind böse Gedanken, die nicht von Gott kommen – Zweifel, negative Gedanken. Und sie kommen von einer anderen Quelle. Die schlimmsten Anfechtungen sind, wenn uns der Teufel einreden will, dass Gott uns nicht mehr lieb hat, dass unsere Sünden gar nicht vergeben sind oder zumindest nicht alle vergeben sind, dass uns Gott gar nicht wirklich angenommen hat und dass wir folglich das Ziel nicht erreichen werden.
Das sind ganz schlimme Anfechtungen, wenn solche Gedanken in das Herz und in den Sinn eines gläubigen Menschen kommen. Das kommt nicht von Gott. Unsere Väter haben gesagt: Zweifel sind vom Teufel. Und das klingt sehr einfach und banal, aber das ist so. Von Gott kommen niemals Zweifel. Zweifel sind vom Teufel, und er sät diese Gedanken.
Das sind die feurigen Pfeile: „Gott liebt mich nicht mehr“, „Meine Sünden sind gar nicht alle vergeben“, „Er hat mich gar nicht wirklich angenommen“ und „Ich werde das Ziel folglich nicht erreichen“. Das ist ganz gefährlich, wenn solche Gedanken kommen.
Hermann Betzel hat einmal gesagt: „Ich hasse nur einen, und das ist der Teufel. Er will mir die Seligkeit rauben.“ Und genau das will er. Er will die Seligkeit rauben. Ich weiß von vielen alten Geschwistern, die noch im hohen Alter, obwohl sie Jahrzehnte in der Nachfolge sind, solche Anfechtungen bekamen.
Ich hatte eine Tante, die war über hundert Jahre alt. Sie lag auf dem Sterbebett und sagte: „Heute Nacht habe ich wieder solche Anfechtungen gehabt. Ob ich wirklich das Ziel erreiche, ob wirklich alles vergeben ist.“ Dann kamen Dinge aus ihrer Jugendzeit hoch, die der Teufel hochholen kann, um Zweifel zu säen, ob das wirklich vergeben ist.
Ich will uns damit nicht Angst machen, aber das ist wirklich Realismus, biblischer Realismus. Der Teufel ist bemüht, uns mit feurigen Pfeilen zu treffen und in Brand zu setzen.
Paul Gerhard kannte sich auch mit Anfechtungen aus. Nach bestandener Erprobung hat er das Lied gedichtet: „Warum sollte ich mich denn krämen, habe ich doch Christum noch, wer will mir den nehmen, wer will mir den Himmel rauben, den mir schon Gottes Sohn beigelegt im Glauben.“ Aber auch er hat erlebt, wie ihm der Himmel durch Anfechtungen des Feindes geraubt werden wollte.
Ich weiß es aus der Seelsorge und auch aus meinem eigenen Leben: Das ist das Schlimmste, wenn einem der Boden unter den Füßen weggerissen wird, wenn man nicht mehr weiß, ob man beim Herrn ist, ob man wirklich das Ziel erreichen wird.
Ich habe es einmal erlebt als junger Gläubiger. Ich war erst im ersten Jahr meines Glaubenslebens. Da ist mir mal der Boden unter den Füßen weggebrochen, und ich wusste wirklich nicht mehr, ob ich errettet bin, ob ich meines Heiles gewiss sein darf. Alles wankte. Das ging einige Zeit.
Ich war damals schon in Liebenzell. Ich bin im Wald spazieren gelaufen und habe im Wald geschrien in meiner Not vor Anfechtung, dass sich der Herr erbarmen möge. Nach kurzer Zeit habe ich wieder Frieden gefunden. Ich darf bezeugen, dass ich ihn seit dieser Stunde damals genießen darf, diesen Frieden, und er mir nie mehr gewichen ist.
Aber ich habe keine Garantie dafür, dass nicht wieder solche Anfechtungen kommen können – auch in meinem Leben. Darum ist es so eminent wichtig zu wissen, was die Schrift darüber sagt.
Nicht was in diesem oder jenem Buch steht, nicht was der oder jene Ausleger meint, sondern was sagt die Bibel? Gibt es Gewissheit und Sicherheit des Heiles oder nicht? Muss ich am Ende bis zum letzten Abendzug meines Lebens um meine Seligkeit bangen?
Darf Heilsgewissheit nur so lange da sein, wie alles glattläuft in meinem Leben? Und wenn ich versage, beginnt das große Zittern? Bin ich am Ende wirklich nur auf Bewährung errettet? Das heißt, wenn ich sündige, falle ich dann in einen Zustand der Trennung von Gott zurück?
Und wenn Verfolgung über die Gemeinde Jesu kommt – was wir ja nicht wissen – wie soll ich dann sicher sein, ob ich im Gefängnis oder unter Gewalt dem Herrn treu bleiben kann? Wer von uns könnte da für sich selbst garantieren und die Hand ins Feuer legen?
Kann ich heute im Bund Gottes sein und morgen ein Kind des Teufels? Geht das? Oder muss ich mich um all diese Dinge gar nicht sorgen? Ist meine Errettung vielleicht sogar so vollständig und so vollkommen, dass sie auch meine Bewahrung in dieser bösen Wüstenzeit einschließt?
Darf ich mit Fug und Recht meiner Errettung ganz sicher sein? Was sagt die Schrift? Macht die Bibel Aussagen darüber? Wenn ja, welche? Spricht Gottes Wort von der ewigen Sicherheit des Heils, oder ist das nur eine Erfindung der Theologen?
Fokussierung auf das Johannesevangelium als Offenbarung der Heilsgewissheit
Wir könnten jetzt viele Bibelstellen im Neuen Testament aufschlagen, aber wir wollen uns, wie ich angedeutet habe, heute Abend einmal nur auf das Johannesevangelium beschränken. Dieses Buch, in seiner schlichten Sprache geschrieben, gibt uns vielleicht die tiefste Offenbarung der Gedanken Gottes, die wir überhaupt in der ganzen Bibel finden. Auch zu unserem Thema hat das Johannesevangelium ganz Entscheidendes zu sagen.
Wir beginnen natürlich mit Johannes Kapitel 1 und lesen die Verse 12-13. Da schreibt Johannes: Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an. So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, die Macht, die Vollmacht, die Erlaubnis, die Befugnis – die Exousia steht hier im Griechischen – die Vollmacht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.
Diese sind nicht aus Geblüt, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren. Hier bemerken wir eine Gegenüberstellung zur natürlichen Geburt, die gezeugt wird aus menschlichem Samen, also durch den Samen des Mannes, aus dem Geblüt des Mannes, aus dem Willen des Fleisches.
Diese Geburt, die Wiedergeburt, ist eine andere Qualität. Gott will uns neu zeugen durch sein Wort, und dann sind wir eben aus Gott geboren. Diesen Ausdruck möchte ich ganz stark unterstreichen: aus Gott geboren sein. Da hat Gott gezeugt, nicht mit menschlichem Samen, sondern mit dem ewigen Samen seines Wortes.
Das geht immer über das Wort Gottes hinaus. Und das, was Gott gezeugt hat, das ist göttliches Leben. Dieses göttliche Leben fließt dann in ein Menschenleben hinein, in eine Menschenseele. Dieses göttliche Leben ist ewiges Leben und hat eine ganz andere Qualität als unser sterbliches biologisches Leben.
Also, hier ist die Rede von Menschen, die aus Gott geboren sind. Diese sind nicht nur religiös, nicht nur christlich angehaucht, nicht nur erweckt, nicht nur zu Gott hingekehrt, sondern sie sind wiedergeboren oder, wie es auch übersetzt werden kann, von oben geboren – eben aus Gott geboren.
Überblick über die neue Geburt im Johannesevangelium
Kapitel zwei bis vier überfliegen wir nur. Kapitel zwei zeigt, dass diese neue Geburt nicht durch die rituelle Frömmigkeit des Judentums vermittelt wird. Sondern alle Menschen müssen von Neuem, von oben, von Gott geboren werden – nicht aus dem Judentum.
Das macht Jesus deutlich, indem er sagt: Dieser Tempel, an dem die ganze jüdische Frömmigkeit hängt, wird abgerissen. Von ihm kommt das Heil nicht. Stattdessen kommt das Heil von ihm selbst, von seinem Leib, der der Tempel ist. Dieser Tempel wird abgebrochen und wieder aufgerichtet. Er bringt das Heil.
In Kapitel drei wird gezeigt, dass Juden von Neuem geboren werden müssen, am Beispiel des Nikodemus. Auch diese frommen, religiösen Juden, die schon Angehörige des alten Bundes Gottes waren, also des Alten Testaments, müssen von Neuem geboren werden.
Kapitel vier zeigt, dass Halbjuden, nämlich Samariter, von Neuem geboren werden müssen. Das wird am Beispiel der Frau am Jakobsbrunnen deutlich. Samariter, Halbjuden, müssen ebenfalls von Neuem geboren werden.
In Kapitel 4, Vers 53 lesen wir, dass Jesus den königlichen Beamten beziehungsweise seinen Sohn heilte. Danach kam dieser zum Glauben. Genau in Vers 53 steht: Er glaubte, er und sein ganzes Haus.
Hier kommt zum ersten Mal im Johannesevangelium ein Heide, also jemand aus den Nationen, zum Glauben. Dieser Heide war ein Römer.
Wir sehen also den Dreiklang in Kapitel drei und vier: Juden müssen von Neuem geboren werden, Halbjuden, also Samariter, und auch Heiden kommen hier vor. Er und sein ganzes Haus kommen zum Glauben und werden von Neuem geboren.
Die Zusicherung des ewigen Lebens in Johannes 5
Dann wenden wir uns Johannes 5,24 zu. Hier finden wir eine ganz elementar wichtige Stelle.
Jesus befindet sich in der Auseinandersetzung mit den Juden und sagt zu ihnen in Johannes 5,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch“ – ein sogenanntes Doppelwahrlich, das etwas ganz Wichtiges betont. Er sagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist vom Tod zum Leben übergegangen.“
Man merkt, wie stark betont wird, dass dieser Mensch ewiges Leben hat und vom Tod ins Leben übergegangen ist. Dieses Leben ist neu, ewig und sicher – es ist atom- und krebssicher, aidsicher und gegen alle möglichen Bedrohungen geschützt.
Hier steht nicht: Wer dem Wort glaubt, der bekommt vielleicht, eventuell, unter Umständen oder möglicherweise das ewige Leben. Nein, er hat es bereits sofort. Er besitzt es und ist vom Tod ins Leben übergegangen.
Mit einem solchen Menschen ist etwas ganz Entscheidendes geschehen. Wer dem Wort glaubt, wird durch das Wort neu gezeugt oder, mit einem anderen Ausdruck, aus Gott geboren. Dieser Mensch hat dann das ewige Leben.
Denn Gott, für den Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins sind, sieht diesen Menschen bereits am Ziel. Er hat das ewige Leben und ist vom Tod ins Leben übergegangen.
Diese Aussage ist ganz wichtig. Wir sehen: Es geht immer über das Wort. Wer das Wort hört, es annimmt und wirklich für sich annimmt, erfährt die Wahrheit, die dahintersteht, und das Wirken Gottes in seinem Leben.
Die Synagogenrede in Johannes 6: Die Bewahrung der Gläubigen
Gehen wir ein Kapitel weiter, in Kapitel sechs, wo wir etwas länger verweilen werden. In Johannes 6 wird die Speisung der Fünftausend berichtet, und zwar gleich in den ersten fünfzehn Versen. Nach dieser Speisung befindet sich Jesus auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Die Menge will ihn zum Brotkönig machen.
Als Jesus erkannte, dass sie kommen und ihn ergreifen wollten, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück, ganz allein. Sie wollten ihn zum Brotkönig machen. Genau in diesem Moment beginnt er zu lehren.
Es folgt nun auf dieses Ansinnen die Synagogenrede von Kapernaum, in der Jesus zum ersten Mal von seinem Kreuzestod spricht – zwar noch verhüllt in Bildsprache. Er sagt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben.“ Damit spricht er vom Kreuz. Sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, das ist das, was am Kreuz geschehen wird: Sein gebrochener Leib und sein vergossenes Blut. Diese beiden Symbole erinnern auch an das Brotbrechen.
Das Ergebnis dieser Rede, die seine Jünger eine harte Rede genannt haben, lesen wir in Vers 66: „Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm.“
Merken wir uns: Auf dem Höhepunkt seiner Popularität, als ihm Tausende nachfolgen und ihn sogar zum König machen wollen – zum König Israels, ihn als Messias anerkennen wollen –, sieht Jesus ganz genau, dass die meisten von ihnen nur an Zeichen und Wundern glauben und ihn nicht wirklich erkannt haben. Jesus unterliegt hier nicht der Faszination der großen Zahl.
Was meint ihr, wie gefährlich es gewesen wäre, der großen Zahl zu erliegen und zu sehen: „Oh, Tausende wollen mich zum König machen!“ Das war eine große Versuchung für ihn. Aber Jesus lässt sich nicht von der Faszination der großen Zahl verführen, der heute so viele erliegen. Nein, er weiß, hinter dieser Menge steht der Vater, Gott, der ihm einzelne Menschen aus dieser Menge gibt.
Jesus wusste von Anfang an, dass nicht die ganze Menge wahre Gläubige und wirkliche Jünger sind. Viele haben nur oberflächlichen Glauben. Wenn es ernst wird, wenn es ans Kreuz geht, wenn die Botschaft vom Kreuz kommt, vom Sterben, dann werden sie ihm den Rücken kehren. Und genau so kam es, nachdem er vom Kreuz gesprochen hatte. Aber Jesus hat das ganz bewusst gemacht.
Lesen wir nun die Verse 35 bis 40 in Kapitel sechs:
Jesus sprach zu ihnen in der Synagoge von Kapernaum zu den Juden: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nimmermehr dürsten. Aber ich habe euch gesagt, dass ihr mich auch gesehen habt und nicht glaubt. Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“
Er sagt: „Alles, was mir der Vater gibt, das wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen.“ Denn er ist vom Himmel herabgekommen, nicht um seinen eigenen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der ihn gesandt hat.
„Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat: dass ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tag. Denn dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.“
Sehr wichtig, was hier steht: Jesus sagt, der Vater will, dass der Sohn bis zum letzten Tag nichts verliert von dem, was der Vater ihm gegeben hat. Wenn Gott Menschen dem Sohn gibt, dann bewahrt der Sohn sie und wird keinen von ihnen verlieren. Keinen. Jesus macht das hier ganz deutlich: Er wird keinen verlieren. Das ist der Wille des Vaters.
Und wir werden am Ende im Johannesevangelium sehen, dass Jesus sagt: „Vater, ich habe keinen verloren von denen, die du mir gegeben hast.“ Damit meldet er: Auftrag ausgeführt, keinen verloren.
Doch das Ganze hat noch eine kleine Einschränkung. Wenn wir in Johannes 6, Vers 64 lesen, sehen wir, dass er von hier an, wo zum ersten Mal von der Bewahrung die Rede ist, immer eine Einschränkung hinzufügt: Diese Bewahrung gilt nur den wirklich Gläubigen, denen, die aus Gott geboren sind. Sie gilt nicht für einen der Jünger, Judas, den Sohn des Verderbens.
Das wird jedes Mal gesagt, wenn von der Bewahrung die Rede ist. Jesus macht immer deutlich, dass das für alle gilt, die der Vater ihm gegeben hat, aber nicht für die oberflächlich Gläubigen und nicht für Judas.
Wir lesen in Vers 64: „Denn Jesus wusste von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer es war, der ihn überliefern würde.“
Er sieht die große Menge in der Synagoge von Kapernaum, aber er sieht ganz genau: Hier sind wahre Gläubige darunter, die ihm der Vater gegeben hat. Und hier ist eine große Schar von oberflächlichen Zeichen- und Wundergläubigen, die nur einen Brotkönig haben wollen, Brot und Spiele, ein bisschen Unterhaltung – und die am Ende weg sind vom Fenster.
Das wusste Jesus. Und er wusste, wer es war, der ihn überliefern würde.
Vers 65: „Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt, dass niemand zu mir kommen kann, es sei ihm denn vom Vater gegeben.“ Die, die wirklich zu ihm kommen, sind ihm vom Vater gegeben, und die bewahrt er auch.
Und jetzt kommt diese Aussage: „Von da an gingen viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm.“ Das waren die, die nur oberflächlich glaubten, die ihm nicht vom Vater gegeben waren.
Da sprach Jesus zu den Zwölfen: „Wollt ihr etwa auch weggehen?“
Mir ist schon mal aufgefallen, dass Jesus hier nicht sagt: „Als so viele weggehen.“ Könnt ihr euch das Bild vorstellen? Da ist eine Menge, und auf einmal fangen die Ersten an, sich umzudrehen und wegzugehen. Es bröckelt ab, dann gehen ganze Scharen, und schließlich sehr große Scharen weg. Die Zahl wird immer kleiner, und am Ende stehen hier nur noch ein paar Hände voll Menschen, darunter die zwölf Jünger.
Und dann sagt Jesus: „Wollt ihr auch weggehen?“
Wir hätten gedacht: „Oh bitte, bitte, bitte, bleibt wenigstens ihr noch hier!“ Aber Jesus sagt: „Nein, wollt ihr auch weggehen? Ich halte euch nicht. Ich lasse euch gehen. Wollt ihr auch weggehen?“
Und dann ist natürlich Simon Petrus wieder der Wortführer. Petrus sagt: „Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast die Zeichen und Wunder, die wir so gerne sehen, deswegen bleiben wir bei dir.“
Wie sagt er? „Du hast Worte ewigen Lebens.“ Sie haben etwas geschmeckt vom Wort Gottes, wie wir es vor einer Woche im Hebräerbrief gelesen haben. Sie haben etwas geschmeckt: „Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.“
Eine schöne Aussage, aber nicht ganz richtig. Jetzt muss Jesus ihn korrigieren.
Jesus antwortete ihnen: „Habe ich nicht euch die zwölf erwählt? Und von euch ist einer ein Teufel.“
Petrus hatte nämlich gesprochen: „Wir haben erkannt. Wohin sollten wir gehen?“ Und er sprach damit für alle zwölf. Doch Jesus muss sagen: „Petrus, nicht alle zwölf, nur elf.“
Petrus wusste nicht, wer es war, der ein Falscher war unter den Echten. Er konnte es nicht sehen, aber Jesus wusste es von Anfang an. Das wird ausdrücklich betont. Er sprach von Judas, dem Sohn des Simon Ischariot, denn dieser sollte ihn überliefern – einer von den Zwölfen.
Schon hier, wo zum ersten Mal von den Zwölf Erwählten gesprochen wird, wird sofort deutlich gemacht: Nein, nur elf sind echt, einer ist der Verräter unter diesen zwölf.
Hier haben wir übrigens ein klassisches Beispiel: Keiner konnte in das Herz des Judas sehen. Alle anderen Jünger hätten für ihn die Hand ins Feuer gelegt, ganz gewiss auch Petrus. Der Mensch sieht nur, was vor Augen ist, aber Jesus wusste, dass Judas nicht von Gott geboren war. Darum konnte er ihn auch nicht bewahren und nicht zum Ziel bringen – es ging nicht.
Es ist mir sehr wichtig geworden: Überall, wo im Johannesevangelium von der ewigen Bewahrung der Glaubenden gesprochen wird, wird sofort klargestellt, dass das nur für die gilt, die Gott dem Sohn gegeben hat, die der Vater zum Sohn gezogen hat. Und es gilt in besonderer Weise nicht für Judas.
Warum hat der Geist Gottes darauf so viel Wert gelegt, das immer gleich klarzustellen, überall im Johannesevangelium? Die Antwort: Weil unser Gott und Vater jeden Zweifel daran ausschließen wollte, dass er seine erwählten Kinder ans Ziel bringen wird.
Er wollte jeden Zweifel ausschließen, was diese Tatsache angeht: Er bringt seine erwählten Kinder ans Ziel.
Stellt euch vor, da wäre immer nur von den Erwählten die Rede, und am Ende fällt einer von diesen Zwölfen ab. Da würden wir sehr unsicher werden. Wir müssten immer bangen, ob nicht wir auch einem von diesen Zwölfen gleichen, eben dem Judas, und am Ende doch zu Schanden werden.
Das wollte der Geist Gottes deutlich machen: Nein, nein, die, die der Vater dem Sohn gegeben hat, die werden auch bewahrt, ganz sicher. Sie werden alle zum Ziel gebracht.
Da waren Oberflächliche dabei, hier bei den Juden, denen galt das nicht. Und Judas galt es auch nicht.
Gott zeigt uns im Johannesevangelium zwei Linien: Die eine sind die von ihm Erwählten und Berufenen, die er dem Sohn gegeben hat. Der Sohn verliert keinen von ihnen, sondern bringt sie zum Ziel.
Die andere Linie ist die der nicht wirklich Gläubigen, der nicht von Gott Geborenen, einschließlich Judas.
Noch einmal: Das soll uns Sicherheit geben. Gottes Gnade hat uns errettet, und seine Treue bringt uns zum Ziel, ganz gewiss. Er hat sich dafür verbürgt.
Die Zusicherung der Bewahrung im Bild des guten Hirten (Johannes 10)
Machen wir einen kleinen Sprung zu Johannes Kapitel zehn, einem der schönsten Abschnitte, die wir vielleicht in der ganzen Bibel finden. Johannes 10, Verse 25 bis 30.
Das ist das Kapitel vom guten Hirten, das viele von uns kennen und lieben. Es ist ein wunderbares Kapitel, das auch Kinder sehr mögen. Es bringt auf einfache Weise eine tiefe Wahrheit zum Ausdruck, die kein Theologe und kein menschlicher Geist hätte besser formulieren können.
Lesen wir Johannes 10, Vers 25: Jesus ist wieder in einer Auseinandersetzung mit den Juden, wie es oft im Johannesevangelium der Fall ist. Jesus antwortete ihnen: „Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters tue, diese zeugen von mir. Aber ihr glaubt nicht, ihr Juden, denn ihr seid nicht von meinen Schafen.“
Merkt ihr, „ihr seid nicht von meinen Schafen“ bedeutet, dass ihr nicht von Gott geboren seid. Ihr seid nicht von Gott mir gegeben, so wie meine elf Jünger. Ihr seid nicht von meinen Schafen, sondern Wölfe im Schafspelz.
Dann fährt Jesus fort: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. Ich und der Vater sind eins.“
Was für eine kostbare Aussage! Tausende und Abertausende von Menschen sind durch diese Verse zum Glauben gekommen. Sie haben durch diese Verse persönlich die Gewissheit und Sicherheit ihres Heils erfahren. Diese schlichten Worte könnten aus einer Kinderstunde stammen, aus einem Anschauungsunterricht, einer einfachen Gegenstandslexion – und doch sind sie so tiefgründig.
Jesus sagt: „Ihr Juden glaubt nicht, ihr seid nicht von meinen Schafen. Aber die, die hören, bekommen ewiges Leben, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“
Übrigens, im Griechischen steht im Vers 28 eine doppelte Verneinung. In der Elberfelder Übersetzung heißt es: „Und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit.“ Im Griechischen steht hier „ou mē“ – zweimal „nicht“.
Das hat meinen schwäbischen Klassenkameraden dazu veranlasst zu sagen: „Es ist also unmöglich, dass wir verloren gehen, weil hier ‚ou‘ und ‚mē‘ stehen – unmöglich.“ Das ist Schwäbisch, ihr beiden, das könnt ihr noch nicht verstehen, aber die anderen verstehen das.
Hier ist eine Verheißung gegeben: Die Schafe Jesu, die seine Stimme gehört haben, die ihn erkennen und ihm folgen, bekommen ewiges Leben. Sie gehen in Ewigkeit nicht verloren, und niemand wird sie aus seiner Hand rauben.
An diese Verheißung ist übrigens keine Bedingung geknüpft. Es steht nicht da: „Wenn die Schafe immer gehorsam sind und sich keine groben Schnitzer erlauben, dann bekommen sie das ewige Leben.“ Keine Bedingung.
Es steht auch nicht: „Wenn sich die Schafe nicht selbst aus meiner Hand entwinden und geistlichen Selbstmord begehen.“ Das steht ebenfalls nicht da, keine Bedingung.
Hier steht, dass seine Schafe seine Stimme hören, dass er sie kennt, dass sie ihm folgen und dass er ihnen ewiges Leben gibt. Und sie kommen nie mehr um, in Ewigkeit gehen sie nicht verloren.
Darum hat kein Mensch das Recht, derartige Bedingungen an das Wort Gottes zu knüpfen. Die Bibel ist sehr genau inspiriert. Wenn eine solche Möglichkeit bestünde, dass wir uns selbst aus seiner Hand entwinden können, dann wäre das garantiert irgendwo erwähnt. Davon bin ich überzeugt. Die Bibel ist so präzise, dass sie das ganz offen sagen würde. Aber ich finde es in der Schrift nicht.
Niemand wird uns aus Gottes Hand rauben. Jetzt bleibt nur die Frage: Glaubst du Jesu Worten oder glaubst du ihm nicht? Es sind Jesu Worte, nicht meine.
Wenn du sie glaubst, wenn du seine Stimme hörst, glaubst und es für dich annimmst, dann gehört es dir. Nimm es, glaube es, und es gehört dir. Du hast es. Anders geht es nicht.
Du wirst es nicht fühlen, du wirst es nicht spüren, es wird keine Gänsehaut geben und kein elektrischer Strom über deinen Rücken gehen. Das steht auch nicht da.
Es steht da, dass wir glauben sollen, dem Wort vertrauen. Wenn wir das tun, dann kommt diese Gewissheit und Sicherheit in unser Leben – aufgrund des Wortes Gottes.
Die tägliche Reinigung und die Einschränkung bei Judas (Johannes 13)
Ein sehr wichtiger Abschnitt, der mich bei der Vorbereitung sehr gefreut hat, ist Johannes Kapitel 13. Wir sind bereits bei den Abschiedsreden angekommen und setzen langsam zur Landung an. Besonders ist mir Johannes 13, Verse 10 und 11 aufgefallen. Dort, wo von der Wiedergeburt die Rede ist, also davon, von Gott geboren zu sein, folgt gleich wieder eine Einschränkung mit Judas.
In Johannes 13, Vers 10 sagt Jesus bei der Fußwaschung, nachdem er den Jüngern die Füße gewaschen hat: „Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein.“ Dann fügt er hinzu: „Ihr seid rein.“ Doch es folgt die Einschränkung: „Aber nicht alle“, denn er kannte den, der ihn überlieferte. Darum sagte er: „Ihr seid nicht alle rein.“
Was bedeutet das, „wer gebadet ist“? Jesus hat den Jüngern die Füße gewaschen. Die Jünger saßen da, und sie hatten sich zuvor gestritten. Normalerweise macht so etwas der unterste Sklave, doch gerade war kein Sklave da. Wer sollte das also machen? Keiner war bereit. Da legte Jesus sein Obergewand ab, gürtete sich um, nahm die Waschschüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen. Die Jünger waren beschämt, liefen rot an und waren perplex.
Als Jesus zu Petrus kam, fand dieser als Erster die Fassung wieder und sagte: „Bei mir nicht! Das kommt nicht in Frage, dass du mir die Füße wäschst. Niemals oder nimmermehr sollst du mir die Füße waschen.“ Jesus antwortete: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Teil an mir.“ Daraufhin sagte Petrus, wie er war: „Herr, nicht nur meine Füße, auch die Hände und das Haupt, bitte ein Vollbad!“ So war Petrus ganz oder gar nicht.
Dann sagt Jesus: „Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern er ist ganz rein.“ Jesus spricht hier im Bild von der Wiedergeburt. Ein Mensch kann einmal eine Generalreinigung von seinen Sünden bekommen – in dem Augenblick seiner Wiedergeburt, wenn er von neuem geboren wird. Gott vergibt dann das ganze bisher gelebte Leben und nimmt alle Sünden weg – eine Generalreinigung.
Von diesem Moment an muss der Mensch nicht immer wieder neu wiedergeboren werden. Diese neue Geburt von Gott, das „von oben geboren werden“, geschieht nur einmal. Aber als wiedergeborener Christ versagt man immer noch und sündigt. Tägliches Versagen ist da. Mit diesen konkreten einzelnen Sünden dürfen wir immer wieder zu Gott kommen und um Vergebung bitten. Das ist die tägliche Fußwaschung.
Aber man muss sich nicht jeden Tag im Bild gesprochen neu baden lassen. Geistlich gesehen genügt ein Bad. Viele baden mindestens einmal in der Woche, aber geistlich gesehen reicht das Bad der Wiedergeburt einmal im Leben. Deshalb spricht Jesus hier von der Wiedergeburt im Bild: „Wer gebadet ist, braucht nicht gewaschen zu werden, nur die Füße.“ Er ist ganz rein.
Jesus sagt zu den Jüngern: „Ihr seid rein.“ Und das gilt auch für uns, wenn wir das Bad der Wiedergeburt erlebt haben. Wir sind rein und brauchen nur die tägliche Fußwaschung.
Ich veranschauliche das gerne so: Wenn jemand gebadet hat und aus der Badewanne steigt, und er greift irgendwo hin, wo etwas Staub ist, was macht er dann? Er lässt nicht gleich wieder die Badewanne vollaufen und badet erneut. Er hält seine Finger unter fließendes Wasser und wäscht sie. Er wird doch nicht noch einmal ganz baden.
So ist es geistlich gesehen auch: Wer wiedergeboren ist, braucht nur die Reinigung von den konkreten Sünden, die ihm gerade unterlaufen sind. Er muss sich nicht immer wieder neu bekehren und neu wiedergeboren werden. Das wäre eine falsche Vorstellung.
Hier kommt wieder die Einschränkung: „Nicht alle“, denn Jesus kannte den, der ihn überlieferte. In den Versen 18 bis 19 heißt es weiter: „Ich rede nicht von euch allen, ich weiß, welche ich erwählt habe, nämlich die elf. Aber damit die Schrift erfüllt würde: Der mit mir das Brot isst, hat seine Ferse gegen mich erhoben.“ Deshalb musste Judas diesen Weg gehen. Das hatte die Schrift bereits vorausgesagt.
Die nächsten Verse zeigen, dass bis zum Abend vor der Kreuzigung keiner der Jünger ahnte, dass Judas ein Falscher war. Als Jesus sagt, einer von euch wird mich verraten, fragen sie: „Bin ich’s? Bin ich’s?“ Sie denken nicht: „Ah ja, klar, das ist Judas.“ Keiner von ihnen kam auf die Idee, dass es Judas sein würde.
Sie wussten es nicht. Äußerlich konnten sie es nicht unterscheiden. Judas war genauso fromm wie sie. Er betete, gab Opfer, tat anderen Gutes und verwaltete die Kasse. Äußerlich war er nicht zu erkennen. Nur Gott, nur Jesus selbst wusste, wie es in seinem Inneren aussah.
Wie wollen wir heute bei Menschen erkennen, ob sie wirklich wiedergeboren sind oder nicht? Wir können es genauso wenig sehen wie die Jünger damals bei Judas.
Die Verheissung des Heiligen Geistes und die Einheit mit Christus (Johannes 14)
Johannes 14, insbesondere die Verse 15 bis 20, enthält eine wunderschöne Verheißung. Jesus kündigt hier den Jüngern das Pfingstereignis an. Er sagt:
„Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14,15)
Und weiter: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.“ Der Beistand ist der Paraklet, wörtlich „der zur Hilfe Herbeigerufene“. So wird der Heilige Geist genannt.
Jesus hat ihn zur Hilfe gerufen, damit er uns, den Gläubigen, beisteht. Wir sind nicht verwaist während unseres Erdenlebens, sondern haben den Beistand, den Paraklet. Jesus sagt, dass er bei euch sei in Ewigkeit – den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch kennt. Ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Mir ist heute besonders aufgefallen: Jesus sagt, der Geist bleibt bei euch und wird in euch sein. Bei uns und in uns. Wunderbar! „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen. Ich komme zu euch. Noch ein kleines Weilchen, und die Welt sieht mich nicht mehr, ihr aber seht mich. Und ihr in mir und ich in euch.“
Jesus sagt weiter: „An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich im Vater bin.“ Jesus und der Vater sind eins. „Ich und der Vater sind eins, und ihr werdet erkennen, dass ihr in mir seid und ich in euch.“ Das spricht von der Eingliederung in den Leib Jesu.
Seit Pfingsten werden alle Gläubigen im Heiligen Geist getauft und damit in den Leib Jesu hineingetauft. Die Taufe mit dem Heiligen Geist bedeutet, dass Jesus das Haupt ist und wir die Glieder. Zusammen bilden wir einen Leib. Wir gehören alle zusammen, das ist ein Organismus. Haupt und Glieder gehören seit Pfingsten untrennbar zusammen. Wir sind in ihm, und er ist in uns.
Jesus wohnt im Heiligen Geist in uns Gläubigen. Wir haben Leben aus Gott, nämlich geistliches, göttliches Leben. Jesus wohnt unsichtbar durch den Heiligen Geist in uns. Jesus sagt: „An jenem Tage werdet ihr das erkennen.“
Aber nun stellt sich die Frage: Haben wir diese Wahrheit, diese köstliche und tiefe Wahrheit, schon für uns ganz persönlich erkannt? Jesus sagt: „An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin.“ Das haben wir sicher erkannt: Jesus und der Vater sind eins. Aber es muss weitergehen. „Und ihr in mir und ich in euch“ – eine untrennbare Einheit.
Jesus und der Vater sind eins, und die Gläubigen und Jesus sind eins. Wir sind also mit Gott eins geworden. Wir sind zu einem Organismus verschmolzen – Haupt und Glieder. „An jenem Tage werdet ihr das erkennen: ihr in mir und ich in euch.“
Vor etwa 160 Jahren hat ein Mann in England – genauer gesagt, er lebte damals in Irland – diese Wahrheit für sich persönlich erkannt. Sein Name war John Nelson Darby. Er war Pfarrer der englischen Staatskirche, also geistlicher Jurist vom Studium her, und später Pfarrer der anglikanischen Kirche.
Nach einem Reitunfall lag er monatelang krank und studierte intensiv die Bibel. Beim Lesen von Johannes 14,20 ging ihm diese köstliche Wahrheit auf, was das bedeutet. Er war einer der Ersten, die erkannt haben, dass wir die Sicherheit der Errettung haben dürfen.
Weil es hier steht: Wir sind in Jesus, und Jesus ist im Vater. Wir sind untrennbar miteinander verbunden. Anhand dieses Verses wurde ihm das bewusst. Er hat diese Erkenntnis verkündigt und weitergegeben. Viele andere Gläubige haben sie seitdem in der Schrift entdeckt, an diesem oder anderen Versen. Es gibt sehr viele Verse, die dasselbe aussagen.
„An jenem Tage werdet ihr erkennen.“ Hast du es erkannt? Ist das wirklich für dich persönlich Wahrheit und Wirklichkeit geworden? Hast du dir das zu eigen gemacht? Ja, ich bin auch Glied am Leib Jesu, und er wird keines seiner Glieder abschneiden von seinem Leib. Das wird er niemals tun.
Noch ein Kapitel.
Das hohepriesterliche Gebet und die Bewahrung der Gläubigen (Johannes 17)
Johannes 17 wollen wir uns anschauen. Eigentlich müssten wir das ganze Kapitel lesen. Das können wir natürlich jetzt nicht tun, aber ihr könnt es nachholen, wenn ihr das Johannesevangelium lest und bei Kapitel 17 angekommen seid. Dann lest ihr es einfach noch einmal.
Johannes 17: Ich kann jetzt nur zwei kleine Passagen herausnehmen. Wir wollen die Verse 9 bis 12 lesen. Dieses Kapitel ist das Allerheiligste, was wir in der Bibel haben. Johannes 17 zeigt Jesus, der im Schatten des Kreuzes betet. Und dann betet er für uns.
In Vers 9 betet er zuerst für die elf Jünger damals, aber auch für die, die durch ihr Wort an ihn glauben werden. Das sind wir, die Kette aller Gläubigen durch die Jahrhunderte. Vers 9: „Ich bitte für sie, nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast.“ Das Wort „gegeben“ kommt hier sehr oft vor. Im Griechischen heißt es „pa eduken“, was bedeutet: vom Vater gegeben. „Welche du mir gegeben hast, denn sie sind dein, und alles, was mein ist, ist dein, und was deines ist, ist mein.“ Hier wird immer wieder die Einheit zwischen dem Vater und Jesus betont.
Weiter heißt es: „Und ich bin in ihnen verherrlicht, und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind noch in der Welt. Ich komme zu dir, Vater, heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien wie wir.“ Als Jesus bei ihnen war, hier auf der Erde, bewahrte er sie in dem Namen, den der Vater ihm gegeben hatte. Er hat sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren gegangen – außer dem Sohn des Verderbens –, damit die Schrift erfüllt würde.
Merken wir uns: Jesus betont noch einmal, dass er sie behütet hat. Keiner von ihnen ist verloren gegangen, keiner, nur der Sohn des Verderbens. Denn der war ihm nie vom Vater gegeben.
Wenn Jesus einmal die Gemeinde dem Vater vorstellen wird – die ganze Gemeinde, alle Gläubigen aus allen Jahrhunderten, die er mit seinem teuren Blut erkauft hat –, stellt euch diese Situation vor: Das ist der Thron Gottes. Und dann sagt Jesus: „Vater, darf ich dir meine Braut vorstellen, meine erlöste Schar, die du mir gegeben hast? Ich habe sie bewahrt.“
Wird Jesus dann sagen müssen: „Moment, etwas muss ich dir gestehen, es ist mir sehr peinlich, aber einen konnte ich leider nicht festhalten, den Wilfried. Der war so ein Querkopf, störrisch und vermessen. Ich habe alles versucht, aber am Ende ist er mir doch aus der Hand gerutscht“?
Ganz gewiss nicht! Und ihr könnt auch euren Namen einsetzen. Das wird Jesus nicht sagen müssen. Er wird vor dem Vater stehen und sagen: „Vater, ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren, außer dem Sohn des Verderbens. Die, die du mir gegeben hast, die habe ich alle bewahrt.“ Das wird er sagen, ganz gewiss keiner von ihnen ist verloren.
Im Vers 24 steht etwas, das für Jesus, unseren Herrn, sehr untypisch ist. Da sagt er: „Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir sind, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast vor Grundlegung der Welt.“
Das sind ganz starke Aussagen. Da können wir nicht einfach darüber hinweglesen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, was er hier ausdrücken will. Die, die ihm der Vater gegeben hat, bringt er zum Ziel.
Alle, die von Gott geboren sind, von Neuem geboren, die wiedergeboren sind und den Herrn Jesus als ihren Erretter aufgenommen haben, sind eingeschlossen in dieses göttliche „Ich will“.
Die Bewahrung der Jünger bei der Gefangennahme (Johannes 18)
Ach ja, noch ein ganz kleiner Blick in Kapitel 18, das habe ich eben vergessen. Kapitel 18, Verse 8 und 9 möchte ich nur kurz erwähnen. Direkt danach folgt die Gefangennahme Jesu. Er wird von einer ganzen Kohorte im Garten Gethsemane gefangen genommen. Die Jünger sind auch noch bei ihm. Sie hatten geschlafen, sind jetzt aber aufgewacht und sehen die Soldaten.
Jesus fragt sie, als er nun zu ihnen sagt: „Ich bin’s.“ Daraufhin weichen sie zurück und fallen zu Boden. Jesus fragt sie erneut: „Wen sucht ihr?“ Sie antworten: „Jesus, den Nazarener.“ Jesus sagt: „Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen.“ Damit soll das Wort erfüllt werden: „Von denen, die du mir gegeben hast, habe ich keinen verloren.“
Man merkt, wie oft dieser Gedanke im Johannesevangelium vorkommt: keinen verloren. Das wird hier noch einmal betont. Wenn sie Jesus suchen, soll man die anderen gehen lassen. Jesus stellt sich hier als der gute Hirte vor seine Schafe. Hätte er das nicht getan, wenn die Jünger gefangen genommen, verhört, gegeißelt und gefoltert worden wären, glaube ich, keiner von ihnen hätte das wirklich überstanden.
In diesem Zustand hätte keiner der Jünger das Ziel erreicht. Sie wären alle abgefallen, denn sie hatten noch nicht den Heiligen Geist. Es ist ja noch vor Pfingsten. Ohne den Heiligen Geist wären sie nicht durchgekommen. Deshalb stellt sich Jesus vor sie und sagt: „Wenn ihr mich sucht, hier bin ich, aber lasst diese gehen.“ Er lässt sie alle entkommen, und sie kommen alle durch.
Zwar hat Petrus verleugnet, doch in seinem Hochmut und seiner Vermessenheit musste er gedemütigt werden. Er schrammte haarscharf am Abfallen vorbei. Aber Jesus hatte gesagt: „Simon, Simon, Satan hat begehrt, euch zu sichten wie den Weizen.“ Wörtlich steht dort, dass er eure Auslieferung verlangt hat. Aber Jesus hat für ihn gebetet, damit sein Glaube nicht aufhöre.
Jesus hat für ihn gebetet, beim Vater. So betet er auch jetzt als der Hohepriester beim Vater für uns. Glaubt ihr, dass es dem Feind gelingen wird, einen von uns aus der Hand Jesu zu reißen? Ich glaube es nicht.
Zusammenfassung: Die drei Werke Gottes in der Errettung und die objektive Heilssicherheit
Wir sind das Johannesevangelium durchgegangen und haben die Frage gestellt: Was sagt die Schrift zum Thema, kann jemand, der aus Gott geboren ist, wieder verloren werden? Dabei haben wir nicht gefragt, ob ein oberflächlicher Gläubiger wieder irgendwie davonrutschen und in die Welt zurückgehen kann. Ja, das kann passieren, das geschieht andauernd. Aber die eigentliche Frage lautet: Kann jemand, der aus Gott geboren ist, wieder verloren gehen?
Wir haben das Werk des Vaters in der Errettung betrachtet. Er hat uns bereits vor Grundlegung der Welt erwählt. In dieser Zeit hat er uns berufen mit einem heiligen Ruf und zum Sohn hingezogen.
Dann haben wir das Werk des Sohnes in der Errettung gesehen. Der Sohn hat uns mit seinem teuren Blut für Gott erkauft und wird uns niemals mehr loslassen. Niemand kann uns aus seiner Hand reißen. „Ich habe keinen verloren von denen, die du mir gegeben hast.“
Schließlich haben wir das Werk des Heiligen Geistes in der Errettung betrachtet. Als wir gläubig wurden, kam er in unser Leben. Er hat uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung, uns für Gott versiegelt und bleibt für Ewigkeit bei uns.
Obwohl wir uns entscheiden mussten, ist unsere Errettung ganz und gar das Werk Gottes und nicht das Werk des Menschen. Wir werden nicht bewahrt aufgrund von irgendetwas, das in uns selbst liegt, oder aufgrund von irgendetwas, das wir sind oder tun. Es ist Gottes Werk, unsere Errettung. Gottes Werk.
Darum, weil die Errettung außerhalb von uns liegt – wirklich, wie unsere Väter gesagt haben, extra nos, außerhalb von uns –, garantiert Gott dafür. Weil unsere Errettung auf der Macht und Treue Gottes beruht, können wir Heilssicherheit haben. Nicht nur eine subjektive Heilsgewissheit, sondern objektive Heilssicherheit.
Paulus schreibt: „Wer das gute Werk in uns angefangen hat, der wird es auch vollenden bis auf den Tag Jesu Christi.“ (Philipper 1,6)
Ihr müsst selbst eure persönliche Antwort finden. Ich habe für mich die Antwort in der Schrift gesucht und gefunden. Ich habe mir das nicht leicht gemacht. Jahrelang habe ich über dieses Thema nachgedacht und in der Schrift geforscht. Für mich persönlich habe ich die Antwort gefunden. Ihr müsst eure Antwort selbst suchen und finden.
Meine Antwort wird euch in Stunden der Anfechtung und Versuchung nicht helfen. Wenn ihr plötzlich auf dem Krankenbett liegt, wenn ihr in einen Operationssaal geschoben werdet, wenn ihr an einem Trauersarg steht, an einem Grab, dann kann euch meine Heilssicherheit nicht helfen. Da braucht ihr biblische Lehre unter euren Füßen, einen Felsengrund, den ihr selbst gefunden, angenommen und verinnerlicht habt – etwas, das euch in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Darum möchte ich euch am Schluss ermutigen: Nehmt dieses Thema nicht auf die leichte Schulter. Wenn die feurigen Pfeile des Bösen kommen, brauchen wir den Schild des Glaubens und den Helm des Heils. Lasst uns die ganze Waffenrüstung Gottes anlegen – und zwar nicht erst, wenn die Pfeile kommen, sondern vorher. Wir müssen uns schon vorher mit diesem Thema beschäftigt haben.
Schlusswort mit Spurgeons Warnung vor falschen Lehren
So, und wie letzte Woche schließe ich auch heute noch einmal mit einem Zitat von Spurgeon ab. Spurgeon hat über dieses Thema sehr viel nachgedacht und dabei sehr Gutes gesagt.
Er schreibt in seinem Andachtsbuch über einen Vers aus dem Johannesevangelium, Johannes 16,14: „Der wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkündigen.“
Über diesen Vers schreibt er folgende sehr inhaltsreichen Sätze:
Nachdem wir die Verkündigung an diesem Prüfstein untersucht haben, möchten wir ihn auf die Lehren anwenden.
In der Lehre des Arminianismus – also bei denen, die sagen, dass wahre Gläubige wieder verloren gehen können – ist die Lehre vertreten, dass Gläubige aus der Gnade fallen können. Diese Lehre ist, meiner Meinung nach, entehrender für Christus, als ich es auszusprechen vermag.
Sie legt geradezu ihre schwarzen, rußigen Finger unter das Wappenschild unseres Herrn und verspottet ihn vor der ganzen Welt als einen, der wohl anfängt zu bauen, aber nicht imstande ist, den Bau fertigzustellen.
Diese Lehre wirft einen Schatten auf die Macht unseres Herrn. Er hat gesagt: „Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“
Aber nach dieser Lehre der Arminianer, die ein Fleck auf der Wahrhaftigkeit unseres Herrn ist, gehen die Schafe des guten Hirten dennoch verloren.
Die Lehre, dass wir aus den Händen Christi fallen können, wirft einen solchen Makel auf das Wesen Christi, dass er demnach unseres Vertrauens nicht würdig wäre.
Und jetzt schließt er: Wer beweisen könnte, dass einer, der wirklich in Christus war, abgefallen und verloren gegangen ist, der würde beweisen, dass unser Herr nicht die Wahrheit ist.
Wenn das Kind Gottes enterbt werden kann, wenn Christus seine Braut wieder verlassen kann, wenn der gute Hirte sein Schaf verlieren könnte, wenn die Glieder des Leibes Christi abgeschnitten werden oder verfaulen könnten, dann wüsste ich weder, was die Schrift lehrte, noch könnte ich begreifen, wie Christus es wert wäre, die Zuversicht der Gläubigen zu sein.
Das sagt Spurgeon über dieses Thema.
Es ist nicht wichtig, was ich gesagt habe, und letztlich auch nicht, was Spurgeon sagt. Wichtig ist, was die Schrift sagt.
Darum noch einmal: Forscht in der Schrift, sucht eine Antwort darauf und findet sie im Wort Gottes. Dann haltet sie fest und werdet eures Heiles gewiss und sicher.
Ich glaube, das gibt uns einen ganz tragfähigen Grund unter unsere Füße, den wir auch in dieser Endzeit brauchen, in die wir immer mehr hineingehen.