Einleitung und Gebet für Frieden und Zuversicht
Du hast diese Welt in deinen Händen – diese unruhige, tobende und sich auflehnende Welt, die im Unfrieden sowie in Dunkelheit und Finsternis gefangen ist.
Doch heute Abend suchst du uns auf und möchtest das Licht in uns hell leuchten lassen.
Wir bitten dich, dass wir dieses Licht sehen können, dass wir spüren, wie sehr du uns liebst, und dass wir deine Kinder sein dürfen.
So können wir fröhlich in die Zukunft blicken, weil du mit deinem Frieden bei uns bist und niemand uns aus deiner Hand reißen kann. Amen!
Einführung in den Epheserbrief und die Themen des Schlusskapitels
Nun machen wir weiter im Epheserbrief und kommen jetzt zum Schluss, zum sechsten Kapitel.
Beim letzten Mal hatten wir, wie ich feststellen konnte, offenbar ein Thema, das viele von Ihnen sehr interessiert hat: die Stellung von Mann und Frau in der Familie. Ich möchte das jetzt nicht in wenigen Sätzen wiederholen, um Missverständnisse zu vermeiden. Es geht dabei sicher nicht ums Beherrschen, sondern ums Lieben, um geteilte Verantwortung und um Ehre.
Nun folgt ein weiteres wichtiges Thema: unsere Stellung zu Kindern und zu Eltern sowie zu den Herren, denen wir im Geschäftsbetrieb untergeordnet sind.
Die biblische Ordnung von Gehorsam und Ehre in der Familie
Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern im Herrn, denn das ist recht. Ehrt Vater und Mutter; das ist das erste Gebot mit Verheißung.
Denn es heißt: „Damit es dir wohlgeht und du lange lebst auf Erden, in dem Land, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.“
Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn.
Ihr Sklaven, seid gehorsam euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Herrn. Nicht nur, um den Menschen zu gefallen, sondern als Knechte Christi tut den Willen Gottes von Herzen.
Tut euren Dienst mit gutem Willen, als dem Herrn und nicht den Menschen. Denn ihr wisst, dass jeder, der Gutes tut, es vom Herrn empfangen wird, sei er Sklave oder Freier.
Und ihr Herren, tut ihnen gegenüber dasselbe und lasst das Drohen. Denn ihr wisst, dass auch euer und ihr Herr im Himmel ist, bei dem kein Ansehen der Person gilt.
Die Herausforderung der heutigen Zeit und die Bedeutung von Gehorsam
Das ist ein Abschnitt, bei dem sich heute viele Nichtchristen, die das mit anhören, sicherlich ärgern würden. Sie würden sagen: Da haben wir es mal wieder, wie rückständig die Christen sind. Denn es gehört zum Kennzeichen unserer Zeit, dass man sich auflehnt.
Warum soll man sich auflehnen? Weil das ein Teil der Selbstverwirklichung ist. Man kann sein Leben selbst gestalten.
Ich möchte keinesfalls leugnen, dass auch viele von Ihnen in Ihrem Leben schwere Wunden durch Ihre Eltern zugefügt bekommen haben. Das ist unbestritten. Wenn Sie anfangen zu erzählen, dann erinnert das bei manchen sogar – ich will das gar nicht herunterspielen – an manche Diktaturen, wie sie sonst vielleicht nur von Saddam Hussein erzählt werden können. Manche sagen: Ich hatte einen christlichen Vater, der war ein Scheusal. Er hat mich geprügelt und keine Liebe gezeigt. Ich kann meinen Vater nur hassen und so weiter.
Ich bin einfach dafür, dass man solche Erlebnisse aufarbeitet. Das muss man mit allem, was man erlebt hat. Die Flüchtlinge, die ihre Heimat verloren haben, Menschen, die vergewaltigt wurden, Opfer von Räubern und Geiseln – alle müssen das aufarbeiten. Man kann ein Leben lang nicht in der Haltung bleiben und sagen: Ich hasse die Iraner, die mich anderthalb Jahre dort in der Botschaft eingesperrt haben. Man muss bittere Erlebnisse verarbeiten.
Frau Wunderlich erzählte mir, dass ihr eigener Neffe auf der Rückfahrt von Michelsberg zu seinen Schwiegereltern in Malaysia – er hat eine Malayin geheiratet – auf der Zwischenlandung in Kuwait drei Monate als Geisel festgehalten wurde. Nur weil sie auf der Zwischenlandung zu seiner Hochzeit war. Das sind alles schreckliche Fälle, die Menschen widerfahren.
Einer unserer Missionsärzte schrieb mir heute in einem Brief von zwei erschütternden Fällen. Ein Freund bekam Kinderlähmung und war dreißig Jahre an ein Atemgerät angeschlossen. Er las immer die Bibel vor. Jeder, der zu ihm kam, ging gestärkt nach Hause.
Es gibt viele bittere Fälle, bei denen man sich auflehnen und ärgern kann. Man kann auch fragen: Warum geschieht das mir? Warum muss ich das durchmachen?
Trotzdem gibt es eine Gottesordnung, durch die ich allein selig werde. Diese Ordnung hilft mir, in meinem Leben Dinge wieder zu ordnen. Ich muss versuchen, wieder auf die Grundlinie zurückzukommen. Dabei muss die Aussprache helfen. Wenn Sie jetzt auch anderen helfen, probieren Sie einfach, das so zu sehen: Sicher ist Leid und Unrecht widerfahren, aber es geht jetzt darum, dass wir wieder die richtige Stellung bekommen – auch zu unseren Eltern.
Die Bedeutung der Eltern-Kind-Beziehung und die Gefahr der Loslösung
Nun hat nicht jeder solche Eltern gehabt. Und das wird heute dramatisiert, und zwar aus einer ganz bestimmten politischen Richtung. Man will damit die Befreiungskämpfe stärken und die Kräfte mobilisieren. Darum müssen wir besonders aufpassen, dass wir hier nicht einer Mode unserer Zeit verfallen.
Was haben wir dagegen, wenn Kinder sich von ihren Eltern befreien? Es ist heute in unserem Recht bereits ganz kritisch: Wenn Kinder 18 Jahre alt werden, können sie nicht nur das Elternhaus verlassen und sich über alle Pflichten und Ratschläge ihrer Eltern hinwegsetzen, sondern sie können ihre Eltern sogar verklagen. Dann müssen sie unter Umständen sogar alles bezahlen, was die Eltern brauchen – auch für ein Lumpenleben. Die Eltern können nichts mehr dagegen machen. Das ist unsere Rechtsprechung.
Man kann nur Gott danken für das Wunder, wenn man vor dieser Sache bewahrt blieb, denn es ist wahnsinnig schwierig. Ich will überhaupt niemandem sagen, er habe eine Schuld daran. Niemand kann behaupten, er könne dafür sorgen, dass seine Kinder den rechten Weg gehen. Das wird heute Abend auch deutlich werden. Wir können das nicht mit unserer Macht tun. Es ist ein Wunder Gottes, wenn ein junger Mensch Gott findet. Denn jedes Finden Gottes bleibt ein Wunder Gottes, und kein Mensch kann das bei einem anderen verursachen.
Grundsätzlich gilt, dass Kinder gehorsam sein sollten gegenüber ihren Eltern. Manche bekommen schon Schreck bei dem Wort „gehorsam“, weil sie an Kadavergehorsam denken – also daran, dass jemand wie eine Leiche da liegt. Das ist es aber nie. Es heißt vielmehr, hörbereit und aufmerksam zu sein.
Das Wort „gehorchen“ ist also gar nichts Böses. Wir hören aber schon durch die politischen Deutungen, die man auf Schritt und Tritt im Fernsehen, in der Zeitung usw. sieht, dass man meint, alles, was nach Gehorsam klingt, sei an sich schon falsch.
Wir sagen das jetzt nicht bloß, weil die Kinder heute nicht da sind, sondern wir wollen das in unseren Jugendgruppen lehren. Wir wollen es auch mit den Konfirmanden in den schwierigen Jahren besprechen. Es ist ganz wichtig, dass wir an dieser Stelle das Elternhaus schützen – auch dort, wo es Kindern oft schwerfällt, ihre Eltern zu achten.
Die Bedeutung der Eltern und das Geheimnis der Herkunft
Gerade hier stellt sich die Frage: Warum sollen Kinder ihren Eltern gehorsam sein – und zwar in dem Herrn? Nicht etwa, weil wir die Eltern als Menschen nicht auch in ihren Schwächen sehen dürften, sondern weil Gott uns mit den Eltern immer etwas gegeben hat.
Es ist hochinteressant: Wenn Menschen aufwachsen, die ihren Vater oder ihre Mutter nie gekannt haben, haben sie dennoch ein großes Interesse daran, ihre leiblichen Eltern kennenzulernen. Das ist ein Geheimnis. Denn diese Eltern haben eine Bedeutung für ihr Leben. Sie tragen das Blut und Erbgut dieser Eltern in sich, und das spielt oft eine sehr schwierige Rolle. Kinder, die adoptiert sind, stellen plötzlich fest, dass das nicht ihre leiblichen Eltern sind. Das ist für ein Kind sehr wichtig.
Ich würde immer den Rat geben, Kinder so zu adoptieren, dass sie von Anfang an wissen, dass sie nicht die leiblichen Eltern haben – nur um den Schock zu ersparen. Denn dieser Schock kann so furchtbar sein, dass Menschen am Leben verzweifeln. Darum ist es Kindern sehr, sehr wichtig, zu wissen, wessen Kinder sie sind. Manchmal möchte man sagen: „Forsch doch gar nicht nach, du machst grausige Entdeckungen, es ist vielleicht gar nicht gut, diese Eltern kennenzulernen.“ Aber sie wollen es unbedingt wissen und finden erst Ruhe, wenn sie ihre richtigen Eltern kennen.
Darum ist das eine Gottesordnung. Interessant ist, dass Kinder ganz besonders zu ihren Eltern gehören, vor allem zur Mutter. Der erste Schmerz der Mutter, der auch in der Schöpfungsgeschichte beschrieben ist, ist der Schmerz der Geburt – das Kind verlässt den Mutterleib. Das ist der Grund, warum wir gegen alle natürliche Tötung im Mutterleib sind. Der Mutterleib ist das erste geborgene Plätzchen für ein menschliches Leben. Für uns ist das lebendig, und die grausame Wirklichkeit beginnt mit der Geburt. Ein Schock für das Kind und ein Schmerz für die Mutter: Das Kind löst sich vom Leib der Mutter. Das ist eigentlich das Schwerste.
Dann folgt die Entwöhnung, früher noch viel bewusster erlebt. Das Ende der Stillzeit ist ein weiterer schwerer Moment. Bei Naturvölkern, auch im Orient, wird das noch viel stärker betont, wenn die Mutter das Kind „hergibt“ – wie Hanna, die ihren Samuel im Tempel abliefert. Das war nicht leicht. Samuel war noch ein kleiner Bub.
Der nächste schwere Augenblick ist die Loslösung des Kindes vom Elternhaus. Etwa wie Jesus als Zwölfjähriger. Die Bibel gibt uns viele Beispiele, die das erläutern: Jesus sitzt im Tempel, und die Mutter und der Vater suchen ihn. Für die Eltern ist das eine schlimme Situation – sie denken, ihr Kind sei entführt worden oder in einen Brunnen gefallen oder auf eine schiefe Bahn geraten. Schließlich finden sie ihr Kind, wie Jesus bei den Schriftgelehrten sitzt und mit ihnen die Bibel studiert. Jesus sagt: „Muss ich nicht sein, indem das meines Vaters ist?“ Er meint, er ist nicht nur bei seinen Eltern. Maria hat das oft sehr tief getroffen, weil Jesus darauf hinweist, dass er nicht nur ihrem Willen folgt.
Diese Loslösung und Eigenständigkeit der Kinder wird nicht aufgehalten. Es ist schlimm, wenn Eltern ihre Kinder so erziehen, dass sie sie nicht loslassen können. Das hängt natürlich auch von der Veranlagung und der Gemütswelt ab. Aber wir müssen aufpassen, dass wir die Kinder nie als unser Eigentum betrachten. Das gilt übrigens auch in der Ehe. Der andere ist nicht einfach mein Gut, wie ein Anzug, mit dem ich machen kann, was ich will. Meine Frau gehört mir nicht wie mein Anzug. Es ist eine selbständige Person, die in ihrer Verschiedenartigkeit auch in der Ehe erhalten bleibt.
Es ist wunderbar, dass Eheleute bis zum Schluss verschiedene Ansichten haben und verschieden denken. Das ist oft nicht leicht, aber gerade das ist die Gabe der Ehe. Auch die Kinder müssen ihre eigene Meinung entwickeln, ihren Weg gehen und ihre Gedanken entfalten. Trotzdem gibt es ein Amt, eine von Gott gegebene Verantwortung für die Kinder.
Dieses Amt dient nicht dazu, die Kinder kleinzuhalten, zu sagen: „Jetzt gehst du ins Bett, wenn ich es sage, du kommst wann ich bestimme heim, du putzt meine Schuhe oder machst diese Dienste.“ Es geht nicht darum, einen Hausknecht zu haben. Vielmehr trage ich vor Gott Verantwortung für die Kinder.
Wer biblische Erziehung wahrnehmen will, muss sehr genau unterscheiden zwischen Wichtigem und Unwichtigem. In der biblischen Erziehung ist es nie wichtig, die Kinder auf unsere Art zu erziehen. Wir müssen aufpassen, dass wir die Kinder nie als minderwertige Hilfsknechte sehen. Viele Spannungen zwischen Eltern und Kindern entstehen, weil wir unsere Laune an ihnen auslassen oder ihnen Unrecht tun. Oft haben wir kein Ohr für sie, wenn sie etwas erzählen wollen oder in ihren Eigenheiten sind. Am meisten ärgern wir uns an unseren Kindern, wenn wir entdecken, dass sie die gleichen Unarten haben wie wir selbst.
Darum sollten wir vorsichtig sein. Wir haben an den Kindern das Interesse, dass ihr Leben nicht umsonst gelebt wird, dass sie das Ziel bei Gott nicht verlieren. Wenn wir von unseren Kindern Gehorsam verlangen, kann es nicht um unwichtige Dinge gehen – etwa welche Partei sie wählen oder ob sie ein paar Bubeleien lassen. Solche Schäden sind nicht schlimm. Alles, was man mit Geld regeln kann, ist nicht schwierig, selbst wenn sie mal eine Strafe von der Polizei bekommen.
Aber wenn es um das Böse geht, wenn dunkle, dämonische Mächte in den Kindern Einzug halten, dann soll uns das umtreiben, dass sie beim Herrn bleiben und unter seiner Führung sind. Das können wir nicht erzwingen. Ich bin unendlich dankbar, dass Gott es gefügt hat, durch viele Menschen in der Gemeinde und der Jugendarbeit. Denn ab einem gewissen Alter – das beginnt schon mit zwölf, dreizehn Jahren – haben Eltern oft keinen Einfluss mehr auf das geistliche Leben der Kinder. Im Gegenteil, die Kinder sperren sich dagegen. Dann brauchen sie Vorbilder, oft Gleichaltrige, und es ist wichtig, dass sie Freunde finden, denen sie nachstreben können – solche, die sie nicht von Gott wegführen, sondern im Wort Gottes festigen.
Das ist das Schöne in der Gemeinde, wofür ich unendlich dankbar bin. Diesen Gehorsam wollen wir. Wir wollen unseren Kindern sagen: Wir sind alle fehlbare Personen, wir machen viele Fehler, wir brauchen täglich Vergebung. Wir dürfen ihnen jeden Tag sagen, dass wir sie um Verzeihung bitten, wenn wir Unrecht hatten.
Warum sollten wir nicht abends an ihr Bett treten und sagen: „Es tut mir leid, dass ich heute Morgen so über dich weggegangen bin und dir das Wort abgeschnitten habe.“ Das ist für unsere Kinder ganz wichtig. Sonst können sie unseren Glauben nicht annehmen, wenn wir nicht auch davon reden. Wie wollen wir denn sagen, wir sind alle Sünder, wenn wir es nicht zugeben?
Wir wollen den Gehorsam, weil es uns um die Nachfolge Gottes geht. Heute ist das Thema Selbstverwirklichung eine Not. Ich weiß, dass Selbstverwirklichung manchen geholfen hat, aus psychischen Belastungen herauszukommen. Aber mich hat beeindruckt, was Viktor Frankl, der Wiener Professor, sagt: Selbstverwirklichung sei eigentlich das Elend des Menschen, wenn er nur noch an seinen eigenen Egoismus glaubt.
Wir müssen aufpassen. Gerade hier wollen wir unsere Kinder erziehen und ihnen sagen: „Wir sind Menschen, die das Leben empfangen haben, und wir geben es dir weiter. Gott hat uns gewürdigt, mitzuhelfen, dass es dich gibt. Aber uns ist wichtig, dass du dieses Leben vor dem heiligen Gott lebst und in Ehrfurcht vor ihm und seinem Wort.“
Mit dem Gehorsam ist also nicht etwas gemeint, das tyrannische Väter ausüben, die nervös und brutal sind. Es steht nirgends, dass Prügel erlaubt sind. Es geht darum, dass wir in dem Herrn unsere Kinder erziehen. Heute merken wir, dass unsere Denkweise oft falsch ist. Sie meint, der Mensch sei erst dann groß, wenn er ganz allein an der Spitze steht und alle anderen Menschen nur am Rand sieht.
Unsere Kinder müssen lernen, dass wir in einem Geflecht von Autoritäten leben – echten, guten, gesunden Autoritäten. Das hat Kindern nie geschadet, und auch uns nicht. Wir müssen Untermenschen sein, auf das Wort anderer Rücksicht nehmen. Es kommt vor, dass man beim Essen auf andere warten muss oder auf Schwächere Rücksicht nimmt. Das ist wunderbar.
Es schadet keinem Menschen, wenn er sich nicht verwirklichen kann. Dienen ist nach christlicher Überzeugung das Höchste, was es gibt. Unsere Kinder sollen das lernen und bis ins hohe Alter ehren – auch gegenüber Schwachen. Ich freue mich, wenn Kinder früh Gelegenheit haben, das einzuüben und auf das Wort der Alten hören – auch der Alten.
Das ist heute eine Not, dass das Wort der Alten oft abqualifiziert wird. Man sagt: „Das sind die Alten von gestern.“ Es wird kaum Interesse gezeigt, auf die Erfahrungen der Geschichte zu hören. Dazu könnte man viel sagen. Sie sollten mal Churchills Memoiren lesen, sein Leiden an Chamberlain, und dann die deutsche Kriegsgeschichte von 1938, das Münchner Abkommen und so weiter verstehen. Das wollen wir jungen Menschen vermitteln: „Schau mal, das ist der Grund, warum wir nicht vom Friedensgeschreibsel leben.“
Wir leben aus Erfahrungen und wollen Fehler weitergeben. Die Bibel hat viele Beispiele vom Rat der Alten. Ein erschütterndes Beispiel ist Absalom. Er begann früh, in Hochmut das Vertrauen seines Vaters zu stehlen. Er setzte sich vor das Tor des Schlosses und sagte den Leuten: „Wo wollt ihr hin zum König? Das ist doch ein alter Dackel, der macht nichts mehr. Wenn ich König wäre, würde ich euch helfen.“ So baute er sich seine Hausmacht für eine kommende Revolution auf.
Absalom umgab sich mit einer Leibgarde von fünfzig jungen Männern, fuhr mit einem schnellen Wagen vor und glänzte vor dem Volk. Er scheute nicht davor zurück, die Frauen seines Vaters öffentlich auf dem Dach zu schänden. Die Bibel zeigt hier die Stellung eines Menschen, der sich selbst absolut setzt. Das ist das Unheimlichste.
Schließlich stirbt Absalom am Baum – nicht, weil er in den Haaren hängen bleibt, sondern weil er sich am Ast aufspießt und dann erschlagen wird. Ein erschütterndes Beispiel, das ich auch für wichtig halte, um es Kindern zu erzählen.
Dann kommt die Geschichte von Jerobeam und Rehabeam. Als Rehabeam König werden wollte, fragte er seine jungen Ratgeber, was er tun solle. Sein Vater Salomo hatte hohe Steuern erhoben. Die Jungen rieten ihm: „Wenn du König bist, musst du den Leuten zeigen, wer Chef im Haus ist. Zeig ihnen keine Milde, gib nicht nach!“
Die Alten hingegen baten: „Mach das Joch der Steuern leichter, sei weise.“ Doch Rehabeam folgte dem Rat der Jungen, weil er immer für Härte und Furchtlosigkeit war. Junge Leute haben Schwung und Ideen, aber darüber zerbrach Israel.
Die Bibel spricht ein hartes Urteil, wenn man dem Rat der Alten nicht folgt. Das heißt nicht, dass alte Leute nicht auch starrsinnig oder voreingenommen sein können. Darüber brauchen wir nicht zu reden. Es geht um die Verantwortung, die sie vor Gott in ihrem Amt tragen. Gerade die Alten sind mit ihrem Glaubens- und Lebenszeugnis so wichtig.
In der Biografie von Fritz Grünzweig ist es ergreifend zu lesen, wie ein so geheiligter Mann offen darüber schreibt, wie er zur NSDAP-Mitgliedschaft kam und wie ihn das sein Leben lang drückte. Er, der im Dritten Reich so viel gelitten hat, sagte, er hatte nie den Mut, diese Mitgliedschaft aufzugeben.
Das ist wichtig für die Erfahrung, wenn jemand so offen seine Fehler nennt. Dann kann man darüber reden, wie es wirklich war. Auch heute ist es wichtig, dass junge Menschen mit den Alten Verbindung haben. Ich rate dringend: Weicht nicht aus!
Gerade in unserer Gemeinde sagen junge Leute oft, sie sind so dankbar für die Alten und das, was sie aus dem Schatz des Glaubens sagen können. Denn viele junge Leute haben kaum christliche Elternhäuser.
Das ist das Untertansein unter den Eltern: Ehre Vater und Mutter. Darauf liegt eine Verheißung. Die Loslösung der Kinder von den Eltern ist unnatürlich, wenn sie total und plötzlich geschieht. Es ist wunderbar, wenn sie in der Gottesordnung geschieht.
Franz Gellner sagte: Kinder sind mehr da als vorher, wenn sie verheiratet aus dem Haus gegangen sind. Es ist interessant, dass Kinder es nicht als Strafe ansehen, unter den Eltern zu sein, sondern es suchen – wenn es in Freiheit geschieht.
Darum wollen wir diese Ordnung der Bibel betonen, weil eine Segensverheißung darauf liegt. Sagen Sie das den Kindern – nicht im Streit. Prüfen Sie immer, ob es nur Ihre Eigenheit ist oder ob Sie die Kinder wirklich in die Weite führen, ob Sie sie hergeben und ihnen Freiraum geben, anders zu sein als Sie, aber sie mit Liebe begleiten.
Das wäre zu diesem Abschnitt der Autorität. Sie haben ja einiges aufgeschrieben: Die Autorität wird von Gott gefüllt und bestätigt. Es ist schwierig, Autorität darzustellen. Wie hat man Autorität? Das muss Gott schenken. Dafür muss man beten.
Eltern können für ihre Kinder nur in ihrer Schwäche da sein. Sie haben keine äußere Macht. Die Kinder wissen genau, wo die Schwächen der Eltern liegen und zeigen sie manchmal. Aber Gott schenkt manchmal, dass die Kinder das Wort der Eltern in Autorität annehmen. Ich sage noch einmal: Die Autorität wird von Gott bestätigt. Das ist wichtig.
Die Persönlichkeit muss reifen, und Gott muss das Gelingen schenken. Geben Sie Ihren Kindern auch Freiraum. Viele Kinder wenden sich bewusst von den Eltern ab und machen weite Umwege.
Karl Heim erzählt von einem Studenten, mit dem er ein Glaubensgespräch führte. Am Ende der Freizeit entschied sich der junge Mann, Atheist zu werden. Für Heim war das ein Schock. Der junge Mann wurde ein wüster Feind der Gemeinde Jesu, bis er schließlich aufwachte und heute als Missionar dem Herrn dient.
Wo die Wege von Menschen hinführen, wissen wir oft nicht. Wir wollen sie im Gebet begleiten. Gerade das ist für Eltern wichtig: Wir sollten nicht verzagen, wenn Kinder nicht in unsere Fußstapfen treten. Wahrscheinlich tun sie das in ihrer Jugend nicht spontan.
Darum sollten wir nicht verzagen und wissen: Es ist dennoch unser Platz, für unsere Kinder da zu sein. Das gilt auch für Patenkinder und Kinder in der Familie und Nachbarschaft, für die wir Verantwortung tragen.
Zum Missbrauch der Elternwürde steht in Vers 4: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn.“ Ich habe das auch einmal meinem Vater gesagt und dafür eine gefangen, als er mir das Elterngebot vorhielt. Er sagte: „Da steht auch noch etwas anderes in der Bibel.“ Man muss vorsichtig sein.
Es ist interessant, wie aufmüpfig man selbst war. Vielleicht braucht man das auch, sonst kommt man später nicht durchs Leben. Auch für Eltern ist das eine Warnung, ihre Elternwürde nicht zu überstrapazieren – besonders gegenüber Schwachen und Wehrlosen.
Diese stehen auch unter dem Schutz Gottes. Wer eines dieser Geringsten ärgert, dem wäre es besser, ein Mühlstein würde ihm um den Hals gehängt. Das ist eine Gefahr.
Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Kinder nicht nur als unser Eigentum oder Spielzeug sehen. Das Wort ist wunderbar, weil es zeigt: Er zieht sie in Zucht und Ermahnung des Herrn. Nicht in unserem engen Bild von Zucht, das wechseln darf.
Wenn wir sagen, man duscht sich morgens kalt, lieben es unsere Kinder zu sagen: „Nein, wir duschen warm.“ Sie sind nicht ganz für die Mannestugend, die wir ihnen vorleben wollen. Es ist schön, dass manches im Haus durch die Kinder anders wird, weil sie auch manches korrigieren.
Manche Eltern meinen, sie müssten ihre Kinder so erziehen, wie sie es wollen. Das ist oft tragisch. Beim Teppichhopfen etwa ist es häufig so, dass Kinder bewusst nicht den Betrieb des Vaters übernehmen wollen. Manchmal sind es viele Generationen, die in einem Beruf arbeiten, aber der letzte Sohn will etwas ganz anderes machen. Dann wäre es unsinnig, Druck auszuüben. Ein Kind würde darunter nur kaputtgehen.
Deshalb müssen wir locker und gelassen gegenüber unseren Kindern sein. Wir dürfen sie nicht auf Eigenheiten festzurren, sondern ihnen Freiraum lassen. Es tut uns natürlich weh, wenn sie sich nicht benehmen können, etwa beim Essen. Aber ab einem gewissen Alter ist das vorbei.
Ein anderer Vater hat mir einmal den Rat gegeben: „Wenn sie 14 sind, darf sie nichts mehr sagen.“ Das hat mir sehr geholfen, bevor meine Kinder in dieses Alter kamen.
Es gibt Dinge, die wir nicht mehr erziehen können. In der heutigen freizügigen Zeit ist es schwierig, in äußeren Dingen zu erziehen. Aber wir müssen aufpassen, dass die wesentlichen Fragen zur Persönlichkeitsbildung bewahrt werden.
Nun zum Thema Sklaven – bei Ihnen steht noch „Knechte“. Ab Vers 5: Es sind wirklich Sklaven, Leute, die rechtlos sind. „Ihr Sklaven, seid gehorsam euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern.“ Paulus ruft sie nicht zur Revolution auf.
Ich habe oft gehört, wie Marxisten Christen vorhalten, sie hätten die Sklavenordnung nicht aufgelöst. Das ist Quatsch. Die Sklaverei wurde hauptsächlich durch sogenannte Evangelikale abgeschafft.
Neulich las ich in der Financial Times einen tollen Artikel über den Mann, der das Lied „Amazing Grace“ schrieb. Er war Kapitän eines Sklavenschiffs. O Gnade Gottes wunderbar! Dieses Lied wird überall auf der Welt gesungen. Er kam zum Glauben, warf alles weg und wurde Prediger in London.
Diese Sklavenschiffe waren grausam. Die Menschen wurden übereinandergestapelt. Als er zum Glauben kam, sang er: „Ich kam aus der Finsternis ins Licht.“ Er lebte in großer Demut und Bescheidenheit.
Als er hörte, dass im Parlament ein junger Abgeordneter namens Wilberforce, ein gläubiger Evangelikaler, war, der eine Traumkarriere hatte, segnete er ihn in einer Nacht. Wilberforce sagte: „Es gibt nur eines, was du tun musst: Setze deine ganze Lebenskraft ein, um diese elende Sklaverei zu beseitigen.“
Wilberforce führte einen unermüdlichen Kampf und begrub alle Karriere, weil er nur ein Ziel hatte: die Befreiung von der Sklaverei. Im Alten Sonntagsblatt aus dem letzten Jahrhundert kann man nachlesen, wie die Missionen für das Ende der Sklaverei in Afrika beteten.
Man darf also nicht behaupten, Christen hätten die Sklaverei geduldet. Paulus wollte in der ersten Christenheit, als Christen nur kleine, versprengte Gruppen waren, nicht, dass sie sich in gesellschaftsumstürzlerische Kämpfe stürzen. Sie sollten durch Liebe die Gesellschaftsordnung durchbrechen.
Er sagt den Sklaven, die rechtlos waren und denen abgesprochen wurde, eine Seele zu haben: Bleibt in der unmenschlichen Ordnung und dient dem Herrn. Das ist für uns hilfreich.
Für alle, die an einem schwierigen Platz leben – in schwierigen Familien oder Arbeitsverhältnissen: Dient dem Herrn mit Furcht und Zittern. Nicht den Menschen. Schaut nicht auf böse Leute, die sagen: „Der Chef ist so böse.“
In Ephesus gab es viele Sklaven in der Gemeinde. Die Sklavenordnung war aufgehoben, denn in der Gemeinde war einer der andere. Aber Paulus sagt: Ihr könnt für die kurze Zeit des irdischen Lebens an euren Platz zurückgehen. Das ist nicht wichtig.
Paulus behauptet, dass wir im Römerreich dem Herrn Jesus dienen können. Im Kleinen treu sein, mit Furcht und Zittern. Denn wir wollen dem Herrn nicht untreu sein.
Heute schleicht sich oft der Wunsch ein, groß zu sein und etwas Besonderes zu tun. Doch es ist wunderbar, Menschen zu finden, die dem Herrn dienen und sagen: „Ich mache gern Schmutzarbeit für den Herrn.“
Das Große im Reich Gottes geschieht nicht durch spektakuläre Dinge, sondern durch kleine Dinge, in Einfalt des Herzens, ohne Hintergedanken. Wohl denen, die solche Mitarbeiter haben – auch in der Gemeinde und in christlichen Werken.
Manche ertragen manches Wunderliche, das in Betrieben nie fehlt – auch in christlichen Betrieben oft besonders schlimm. Mir hilft das sehr. Heute Abend will ich einen Brief an unsere Entwicklungshelfer schreiben. Ich sehe viele Briefe, in denen Menschen bis zur psychischen Depression belastet sind, weil sie mit ihren afrikanischen Chefs nicht mehr klarkommen und sagen: „Das können keine Christen sein, wenn sie so mit uns umgehen.“
Es ist wichtig, ihnen dort Hilfe zu geben. Wenn man isoliert irgendwo hängt und körperlich durch Krankheit geschwächt ist, wird es schwer, diesen Dienst zu tun.
Ich will Ihnen heute sagen: Es ist eine Gottesordnung, auf die der Herr Segen legt. Nicht mit Dienst allein vor Augen, nichts simulieren. Man kann höflich sein und hinter der Tür das Maul aufreißen – nicht zum Gefallen der Menschen, sondern als Knecht Christi.
Jesus selbst war ein Lastenträger. Wir geben uns auch in Abhängigkeiten von Menschen hinein. Die größten Dienste sind oft von solchen Leuten geleistet worden, die treu im Hintergrund dienten. Unsere Diakonissen waren nicht die Einzigen. Viele tun still ihre Arbeit in Küche und anderen Bereichen.
Wir sagen immer wieder: Unsere geringen Dienste sind wichtig. Was ist das in diesen Tagen, wenn man zu Hause weiß, was für Dreck ins Haus geschleppt wird? Wie viel in unserer Gemeinde aus Liebe zum Herrn sauber gemacht wird, ohne bezahlt zu werden? Wenn man kommt, ist alles sauber. Das ist so schön dem Herrn, und er möge segnen.
Als Knechte Christi tun wir den Willen Gottes von Herzen, weil das eine Gottesordnung ist. Es ist ein Traum, dass es eine freie Welt gibt, in der jeder völlig frei lebt. Eine Welt der Individuen ist eine grässliche Welt. Wir leben in einer Welt der Abhängigkeit, in der die Liebe herrscht.
Dieser Dienst der Liebe ist das Wichtigste. In der Freizeit haben wir das im 1. Johannesbrief wiederentdeckt: Weil die Liebe mächtig ist, ist unser ganzes Tun darin bezeichnet. Wir geben Liebe weiter. Diese Liebe ist das Mächtigste, was man geben kann.
Tut euren Dienst mit gutem Willen, richtig absichtlich, und nehmt es euch vor als dem Herrn und nicht den Menschen. Wir wollen nie Menschen hörig werden und sind auch nie von Menschen abhängig. Denn was jeder Gutes tut, wird er vom Herrn empfangen – ob Sklave oder Freier.
Das ist wichtig: Der Herr sagt, du tust das nicht umsonst. Er wird dich segnen. Kein guter Trunk bleibt unvergolten. Der Herr gibt reichlich zurück. Er lässt sich nicht beschenken.
Darum ist es wunderbar, wenn wir unsere Kinder früh in dieser Ordnung erziehen. Es ist keine aufrührerische Revolution, die Christen leben, sondern eine Liebesordnung. Wir wollen keine formelle Pflichterfüllung, sondern eine innerliche, wirklich um Jesu willen.
Nun wird auch ein Wort an die Herren gerichtet: Tut ihnen gegenüber dasselbe und lasst das Thron. Das ist schlimm. Das Thron ist eine Sache. Wer einmal als Lehrer tätig war, weiß, wie man eine schwierige Klasse im Zaum halten kann – indem man ihnen Angst macht.
Man kann ungeheuer Angst machen. Wer dann noch mit schlechten Noten droht, sagt: „Mein lieber Freund, das Thron ist in jeder Form nicht gestattet.“ Angst machen ist verboten – mit welcher Art auch immer.
Denn euer Herr und ihr Herr ist der Herr Jesus, und wir dienen beiden. Darum ist das unser Auftrag und unsere Pflicht.
Ich weiß, wie schwierig das für alle ist, die in leitender Verantwortung stehen. Das wird heute nicht leicht gemacht. Nach dem Krieg erinnere ich mich, dass mein Vater für das Berufsschulwesen verantwortlich war.
Bei Veranstaltungen, die von der Kirche organisiert wurden, wurden Lehrlinge aufgehetzt, alles zu melden, wo Lehrherren Unrecht tun. Mein Vater sah das mit Sorge, weil so Misstrauen zwischen Lehrlingen und Lehrherren gesät wurde.
Er sagte, es gebe sicher Fälle, in denen einem überarbeiteten Bäcker die Hand ausrutscht. Man kann jeden Fall prüfen. Aber die Kirche sollte das nicht noch schüren.
Es wäre viel wichtiger, Vertrauen aufzubauen. Ich weiß, wie mein Vater eine Versammlung verließ, bei der er Podiumsredner war, weil die Atmosphäre durch solche Reden zerstört wurde.
Wir Christen müssen Gräben zuschütten und schauen, wo Recht ist, aber nicht grundsätzlich hetzen. Das ist auch heute eine Not. Viele in leitender Verantwortung überlegen, wie sie Verantwortung wahrnehmen und doch Bruderschaft zeigen können.
Es ist nicht leicht, aber wenn man immer wieder weiß, dass man beide unter Jesus steht und sagt: „Lasst uns zusammenarbeiten, vielleicht auch gemeinsam beten und zusammenfinden,“ ist das Herrliches und Schönes.
Wir haben heute ganz Praktisches über Unterordnung gehört. Ich hoffe, es hatte direkte Konsequenzen für Sie und wird Ihnen brauchbar sein.
Das Beispiel Jesu und die Loslösung der Kinder
Es ist interessant, wie die Bibel uns viele Beispiele gibt, die solche Situationen erläutern. Zum Beispiel wird erzählt, wie Jesus als Zwölfjähriger im Tempel sitzt, während seine Mutter und sein Vater ihn suchen. Für die Eltern ist das eine große Sorge: Sie fragen sich, ob er entführt wurde oder vielleicht in einen Brunnen gefallen ist. Sie überlegen, was passiert sein könnte oder ob er auf eine schiefe Bahn geraten ist.
Schließlich finden sie ihr Kind, das oben bei den Schriftgelehrten sitzt und mit ihnen die Bibel studiert. Jesus sagt dann: „Muss ich nicht sein, indem das meines Vaters ist?“ Damit macht er deutlich, dass er nicht nur bei seinen Eltern ist, sondern eine eigene Aufgabe hat – er gehört auch zu seinem himmlischen Vater.
Maria hat es sehr oft tief getroffen, wenn Jesus darauf hinweist, dass er nicht nur zu ihrem Willen steht. Diese Loslösung und Eigenständigkeit der Kinder wird sich auch in anderen Familien zeigen. Es ist wichtig, dass die Kinder sich entwickeln und selbstständig werden.
Es ist ganz schlimm, wenn wir unsere Kinder so erziehen, dass wir sie nicht loslassen können. Natürlich hängt das auch von unseren verschiedenen Veranlagungen und unserer Gemütswelt ab. Aber wir müssen darauf achten, dass wir die Kinder nie ausschließlich als unsere Kinder betrachten.
Die Eigenständigkeit von Kindern und der Umgang in der Ehe
Übrigens gilt das auch in der Ehe: Wird der andere nicht einfach zu meinem Besitz? Das ist mein Anzug, mit dem ich machen kann, was ich will. Aber meine Frau gehört mir nicht, so wie mir mein Anzug gehört. Das ist etwas ganz anderes.
Sie ist eine eigenständige Person, die in ihrer Verschiedenartigkeit auch in der Ehe erhalten bleibt. Es ist wunderbar, dass Eheleute bis zum Schluss unterschiedliche Ansichten haben, verschieden denken und dass es oft nicht leicht ist, das unter einen Hut zu bringen. Genau das ist die Gabe der Ehe.
Auch bei den Kindern ist es so, dass sie ihre eigene Meinung entwickeln müssen. Sie müssen ihren eigenen Weg gehen und ihre Gedanken ausbilden. Trotzdem gibt es ein Amt, eine Verantwortung, die von Gott her für die Kinder da ist.
Dabei sehen wir, dass es sich um ein Gottesamt handelt, bei dem es nicht darum geht, die Kinder kleinzuhalten. Es geht nicht darum zu sagen: „Hey Pürschle, jetzt gehst du ins Bett, wenn ich es sage, du kommst heim, wann ich bestimme, und du putzt mir die Schuhe oder machst diese Dienste.“ So etwas funktioniert nicht. Ich kann ja keinen Hausknecht haben, sonst...
Die biblische Erziehung: Liebevolle Verantwortung statt Zwang
Es geht darum, dass ich vor Gott eine Verantwortung für die Kinder trage. Ich bitte Sie: Wenn Sie biblische Erziehung wahrnehmen wollen, müssen Sie sehr genau zwischen Wichtigem und Unwichtigem unterscheiden.
In der Erziehung nach der Bibel ist es niemals wichtig, die Kinder nach unseren eigenen Vorstellungen zu erziehen. Wir müssen außerdem sehr darauf achten, die Kinder niemals als minderwertige Hilfsknechte zu sehen.
Viele Spannungen zwischen Eltern und Kindern entstehen, weil wir unsere schlechte Laune an den Kindern auslassen oder ihnen Unrecht tun, wenn wir selbst gereizt sind. Oft haben wir kein offenes Ohr für sie, wenn sie mit etwas zu uns kommen und uns etwas erzählen wollen – auch wenn sie ihre eigenen Eigenheiten zeigen.
Am meisten ärgern wir uns an unseren Kindern, wenn wir entdecken, dass sie dieselben schlechten Eigenschaften haben wie wir selbst. Deshalb sollten wir vorsichtig sein und uns nicht an ihnen abarbeiten. Vielmehr tragen wir eine Verantwortung für die Kinder, damit ihr Leben nicht umsonst gelebt wird und sie ihr Ziel bei Gott nicht verlieren.
Wenn wir von unseren Kindern Gehorsam verlangen, dann darf es dabei nicht um politische Parteien gehen oder darum, dass sie ein paar kleine Unarten ablegen sollen. Es ist nicht schlimm, wenn es dabei auch einmal einen Schaden gibt. Dinge, die man mit Geld regeln kann, sind sowieso nicht schwierig – selbst wenn sie einmal eine Strafe von der Polizei bekommen.
Wichtig ist, dass nichts Böses in den Kindern Einzug hält, dass keine dunklen, dämonischen Mächte sie beeinflussen. Das soll uns wirklich beschäftigen: Dass unsere Kinder beim Herrn bleiben und unter seiner Führung stehen. Und das können wir nicht selbst bewirken.
Die Bedeutung von Vorbildern und geistlicher Begleitung
Auch bei uns bin ich unendlich dankbar, dass Gott es gefügt hat, durch die vielen Leute in der Gemeinde und der Jugendarbeit. Denn das Elternhaus verliert ab einem gewissen Alter, das beginnt schon mit zwölf oder dreizehn Jahren, zunehmend seinen Einfluss auf das geistliche Leben der Kinder. Im Gegenteil, die Kinder wehren sich oft dagegen.
In dieser Phase brauchen sie Vorbilder, die oft Gleichaltrige sein können. Es ist wichtig, dass sie solche Freunde finden, denen sie nachstreben können. Dabei sollten es keine Personen sein, die sie von Gott wegführen, sondern solche, die sie gerade im Wort Gottes festigen.
Das ist das Schöne in der Gemeinde, wofür ich unendlich dankbar bin. Denn diesen Gehorsam wollen wir erreichen. Wir wollen unseren Kindern sagen, dass wir alle fehlbare Menschen sind. Wir machen viele Fehler und brauchen täglich Vergebung. Wir dürfen jeden Tag unseren Kindern sagen, dass wir sie um Verzeihung bitten, wenn wir Unrecht getan haben.
Warum sollten wir nicht abends an ihr Bett treten und sagen: „Tut mir leid, dass ich heute Morgen so über dich hinweggefahren bin und dir das Wort abgeschnitten habe“? Das ist für unsere Kinder ganz wichtig. Sonst können sie unseren Glauben nicht mehr annehmen, wenn wir nicht auch darüber sprechen. Wie wollen wir denn sagen, dass wir alle Sünder sind, wenn wir es nicht zugeben?
Aber wir wollen Gehorsam. Wir wollen sagen: Uns geht es um die Nachfolge Gottes.
Selbstverwirklichung und die Gefahr des Egoismus
Und hier zeigt sich heute noch einmal, dass die Selbstverwirklichung auch eine Not sein kann. Ich weiß, dass vielen Menschen die Idee der Selbstverwirklichung geholfen hat, aus psychischen Belastungen herauszukommen. Sie haben Trost darin gefunden, von Selbstverwirklichung zu hören.
Mich hat jedoch besonders beeindruckt, was Frankl, der Wiener Professor, dazu sagt. Er meint, Selbstverwirklichung sei eigentlich das Elend des Menschen, wenn er nur noch an seinen eigenen Egoismus glaubt.
Wir sollten vorsichtig sein, gerade wenn wir unsere Kinder erziehen. Wir können ihnen sagen: „Du bist ein Mensch, der das Leben empfangen hat, und wir geben es dir weiter.“ Gott hat uns die Ehre gegeben, mitzuhelfen, dass es dich gibt. Dabei ist es uns wichtig, dass du dein Leben vor dem heiligen Gott lebst und in Ehrfurcht vor ihm und seinem Wort.
Unter Gehorsam ist also nicht irgendetwas Tyrannisches gemeint, das von nervösen Vätern brutal an ihren Kindern ausgeübt wird. Es steht auch nirgends, dass Prügel erlaubt wären. Vielmehr geht es darum, dass wir unsere Kinder im Herrn erziehen.
Die Bedeutung von gesunder Autorität und gegenseitigem Respekt
Und jetzt merken wir plötzlich, dass unsere heutige Denkweise falsch ist. Sie meint, der Mensch sei erst dann groß, wenn er ganz allein an der Spitze steht. Dabei sieht er alle anderen Menschen nur irgendwo am Rand.
Unsere Kinder müssen erfahren, dass wir in einem Geflecht von Autoritäten leben – echten, guten und gesunden Autoritäten. Das hat Kindern nie geschadet, und auch uns selbst nicht. Wir müssen Untermenschen sein; das heißt, wir müssen auf das Wort anderer Rücksicht nehmen. Es kommt vor, dass man beim Essen auf den anderen wartet oder hier auf einen Schwächeren Rücksicht nimmt. Das ist wunderbar.
Es schadet keinem Menschen, wenn er sich nicht nur verwirklichen kann. Nach unserer christlichen Überzeugung ist das Dienen das Höchste, was es gibt. Unsere Kinder sollten lernen, das zu ehren – bis ins hohe Alter, auch gegenüber den Schwachen. Das ist das Schönste, wenn sie das lernen.
Ich freue mich, wenn Kinder die Gelegenheit haben, das schon früh einzuüben und auf das Wort der Alten zu hören – auch der Alten. Gerade in unserer Zeit ist es eine Not, dass das Wort der Alten oft einfach abqualifiziert wird. Man sagt, das seien die Alten von vorgestern. Es wird kaum noch Interesse daran gezeigt, auf die Erfahrungen der Geschichte zu hören.
Dazu könnte man in diesen Tagen viel sagen. Man sollte einmal Churchills Memoiren wieder zur Hand nehmen. Darin beschreibt er sein Leiden an Chamberlain. Dann versteht man auch die deutsche Kriegsgeschichte von 1938, das Münchner Abkommen und ähnliches. Das wollen wir den Jungen vermitteln und sagen: „Schau mal, das ist der Grund, warum wir nicht vom Friedensgeschreibsel leben.“
Wir sehen Geschichte, wir leben aus Erfahrungen und wollen etwas weitergeben – von Fehlern. In unserem Leben haben wir viele Erfahrungen gemacht.
Biblische Beispiele für den Umgang mit Autorität und Rebellion
Jetzt wenden wir uns der Bibel zu. Die Bibel enthält viele Beispiele zum Rat der Alten. Ein besonders erschütterndes Beispiel ist das von Absalom. Er begann früh, in Hochmut das Vertrauen der Leute von seinem Vater zu stehlen. Er setzte sich vor das Tor des Schlosses und sagte zu den Leuten: „Wohin wollt ihr zum König? Das ist doch ein alter Dackel, der macht doch nichts mehr. Wenn ich König wäre, würde ich euch helfen.“ So baute er sich seine Hausmacht für die kommende Revolution auf.
Furchtbar war dieser Absalom, der sich mit einer großen Bande von fünfzig jungen Männern als Leibgarde umgab. Er besorgte sich einen schnellen Wagen und glänzte damit vor dem Volk. Schließlich scheute er nicht davor zurück, die Frauen seines Vaters öffentlich auf dem Dach zu schänden. Die Bibel erzählt, dass hier etwas sichtbar wird von der Stellung eines Menschen, der sich selbst absolut setzt. Das ist das Unheimlichste.
Schließlich stirbt Absalom am Baum. Nicht, weil er in den Haaren hängen bleibt, sondern weil er sich am Ast aufspießt und dann erschlagen wird. Absalom ist ein erschütterndes Beispiel. Ich halte es auch für wichtig, Kindern davon zu erzählen.
Dann folgt die Geschichte von Jerobeam und Rehabeam. Als Rehabeam König werden wollte, also Nachfolger von Salomo, fragte er zunächst seine jungen Ratgeber: „Was soll ich tun? Soll ich die Steuern erhöhen?“ Salomo hatte sehr hohe Steuern erhoben. Die jungen Ratgeber sagten: „Wenn du König bist, musst du den Leuten zeigen, wer der Chef im Haus ist. Bitte gib nicht nach, zeig keine Milde!“
Dann fragte Rehabeam die Älteren. Die Älteren rieten: „Bitte mach das Joch der Steuern leichter. Wir können dich nur bitten, sei weise.“ Doch Rehabeam befolgte den Rat der Jungen, weil er immer für Härte und Furchtbarkeit war. Junge Leute sind oft voller Schwung und Ideen, aber dadurch zerbrach Israel.
Die Bibel spricht ein hartes Urteil, wenn man dem Rat der Alten nicht folgt. Das soll nicht heißen, dass es bei alten Leuten nicht auch Starrsinn und fehlerhafte Vorurteile geben kann. Das merken Sie ja selbst. Darüber brauchen wir jetzt nicht zu reden. Vielmehr geht es um die Verantwortung, die sie vor Gott in ihrem Amt tragen. Gerade die Alten können uns mit ihrem Glaubens- und Lebenszeugnis den Weg zeigen. Sie sind dafür so wichtig.
Die Bedeutung von offenem Bekenntnis und Verbindung zwischen Jung und Alt
Ich meine, dass es in der Biografie von Fritz Grünzweig eine ganz ergreifende Sache ist, einmal zu lesen, wie ein so geheiligter Mann ganz offen darüber schreibt, wie er zu dieser unheimlichen Mitgliedschaft in der NSDAP kam und wie ihn das sein Leben lang belastete. Er, der im Dritten Reich so viel gelitten hat, sagte dennoch, er habe nie den Mut gehabt, diese Mitgliedschaft aufzugeben.
Das ist für die Erfahrung wichtig, wenn jemand so offen vor jungen Menschen seine Fehler nennt. So kann man darüber reden: Ach, so war es wirklich, es war ganz anders. Aber auch heute ist es wichtig, dass unsere jungen Leute Verbindung zu den Alten haben. Ich biete das dringend an – sie sollen nicht ausweichen.
Gerade in unserer Gemeinde sagen die jungen Leute oft, sie seien sehr dankbar für die Alten und das, was sie aus dem Schatz des Glaubens weitergeben können. Denn viele junge Leute haben kaum christliche Elternhäuser. Das ist das Untertanensein unter den Eltern, „Ehre Vater und Mutter“, denn darauf liegt eine Verheißung.
Die Loslösung der Kinder von den Eltern ist unnatürlich, wenn sie in totaler Weise geschieht. Es ist aber wunderbar, wenn sie in der Gottesordnung geschieht. Bei Franz Gellner sind sogar mehr Kinder da als vorher, im Haus, auch wenn sie verheiratet sind und aus dem Haus weggegangen sind.
Es ist interessant, dass die Kinder es nicht als Strafe ansehen, unter den Eltern zu sein, sondern dass sie es suchen, wenn es in Freiheit geschieht. Darum wollen wir diese Ordnung der Bibel betonen, weil eine Segensverheißung darauf liegt. Sagen Sie das den Kindern – aber nicht im Streit.
Prüfen Sie immer, ob das nur Dinge Ihrer Eigenheit sind oder ob Sie wirklich die Kinder in die Weite führen, ob Sie sie hergeben und ihnen auch Freiraum geben, anders zu sein als Sie. Aber begleiten Sie sie mit Liebe.
Gut, das wäre dieser Abschnitt.
Die göttliche Bestätigung von Autorität und die Schwäche der Eltern
Die Autorität
Sie haben ja einige Dinge aufgeschrieben. Die Autorität wird von Gott gegeben und bestätigt. Wissen Sie, es ist sehr schwierig, Autorität darzustellen. Wie erhält man Autorität? Das muss Gott schenken, und dafür muss man beten.
Eltern können für ihre Kinder oft nur in ihrer ganzen Schwäche da sein. Sie haben keine äußere Macht über die Kinder. Die Kinder wissen genau, wo die Schwächen der Eltern liegen, und deshalb zeigen sie diese manchmal auch. Doch Gott schenkt es manchmal, dass die Kinder das Wort der Eltern in Autorität annehmen. Ich sage es noch einmal: Die Autorität wird von Gott bestätigt, das ist wichtig.
Die Persönlichkeit der Eltern muss reifen, und dafür muss Gott das Gelingen schenken. Geben Sie Ihren Kindern auch Freiraum. Ich weiß, dass sich viele Kinder oft ganz bewusst von ihren Eltern abwenden und weite Umwege gehen.
Karl Heim erzählt einmal von einem Studenten, mit dem er ein Gespräch geführt hat. Er sagt, es war ganz wunderbar, sie hatten ein herrliches Glaubensgespräch. Doch am Ende einer Freizeit entschied sich dieser junge Mann, Atheist zu werden. Für Karl Heim war das ein Schock. Er berichtet weiter, dass dieser junge Mann ein ganz wüster Feind der Gemeinde Jesu wurde, bis er schließlich aufwachte und heute als Missionar dem Herrn dient.
Wo die Wege von Menschen hinführen, wissen wir oft nicht. Deshalb wollen wir sie im Gebet begleiten. Gerade das ist auch für Eltern wichtig. Wir sollten nicht gleich verzagen, wenn die Kinder nicht in unsere Fußstapfen treten. Wahrscheinlich tun sie das in ihrer Jugend auch nicht so spontan.
Darum sollten wir nicht verzagen, sondern wissen, dass es dennoch unser Platz ist, für unsere Kinder da zu sein. Das gilt jetzt auch für die Patenkinder und für die Kinder in der Nähe, in der Familie und in der Nachbarschaft, für die wir eine Verantwortung haben.
Warnung vor Missbrauch der Elternwürde und Erziehung in Liebe
Dann gibt es den Missbrauch der Elternwürde im Vers 4, was ist 5,5? Vers 4 sagt: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn.“ Ich habe das auch einmal, ich glaube, meinem Vater gesagt und habe dafür eine gefangen, als er mir das Elterngebot so vorgehalten hat. Er hat gesagt, da steht auch noch etwas anderes in der Bibel drin. Also da muss man vielleicht vorsichtig sein.
Es ist ja ganz interessant, man vergisst gern, wie aufmüpfig man selbst auch schon war. Vielleicht braucht man das auch, sonst kommt man ja später nicht durchs Leben. Für Eltern ist das doch eine Warnung, dass sie ihre Elternwürde nicht überstrapazieren, gerade gegenüber schwachen und wehrlosen Kindern. Sie stehen auch unter dem Schutz Gottes.
Wer einem von diesen Geringsten Ärger bereitet, dem wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt würde. Das ist ja auch eine Gefahr. Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Kinder nicht für uns haben und sie nur als unser Spielzeug sehen.
Das Wort ist so treffend, weil es zeigt, dass die Kinder in Zucht und Ermahnung des Herrn gezogen werden. Also nicht in unserem engen Bild davon, was Zucht heißt. Das darf sich ja ändern. Wenn wir sagen, man duscht sich morgens kalt, dann lieben es unsere Kinder zu sagen: „Nein, wir duschen warm.“ Sie sind ja nicht ganz für die Männertugenden, die wir ihnen vorleben wollen.
Es ist ja auch schön, dass manches im Haus durch die Kinder anders wird, weil sie auch manches korrigieren. Es gibt ja manches Engstirnige, wo wir meinen, wir müssten unsere Kinder so erziehen, wie der Vater, der unbedingt will. Das war es beim Teppichhopfen, das hat mich so bewegt. Das habe ich nur durch die Zeilen gelesen, und es trifft häufig bei Schüttle oder so zu, wo sie das Möbelhaus aufgeben, weil die Kinder ganz bewusst nicht den Betrieb des Vaters übernehmen wollen.
Welche Tragik spielt sich da oft ab, wenn die Eltern nicht weise sind und die Kinder eben bewusst das nicht wollen und nicht die Tradition lieben. Im Hülbener Schulhaus waren es acht oder neun Generationen Lehrer, aber dann wollte der letzte Sohn unbedingt Ingenieur werden. Da wäre es unsinnig, nur ein bisschen Druck auszuüben. Ein Kind würde man damit nur kaputt machen.
Das hat keinen Wert. Deshalb müssen wir aufpassen, dass wir locker und gelassen unseren Kindern gegenüber sind. Wir dürfen sie nicht auf „Mödel“ – wissen Sie, was das im Schwäbischen heißt? – auf Eigenheiten festzurren, sondern sie freilassen in den äußeren Dingen. Natürlich tut es uns weh, wenn sie sich nicht benehmen können, wenn sie beim Essen da sitzen. So kann es doch nicht durch die Welt gehen. Aber wir müssen es halt laufen lassen, ab einem gewissen Alter ist das vorbei.
Es hat mir geholfen, als ein anderer Vater mir sagte: „Das musst du merken, wenn sie mal 14 sind, darfst du nichts mehr sagen.“ Das hat mir sehr, sehr geholfen. So einfach ein brüderlicher Rat, bevor meine Kinder in dieses Alter kamen.
Aber es gibt irgendwo Dinge, bei denen wir sie nicht mehr erziehen können. Auch ist es heute in der freizügigen Zeit sehr schwierig, in äußeren Dingen das durchzusetzen. Wir wollen aber aufpassen, dass die wesentlichen Fragen, die für uns zur Persönlichkeitsbildung gehören, bewahrt werden.
Die Stellung der Sklaven und der Dienst als Gottesordnung
Jetzt kommt ein anderes Thema, nämlich die Sklaven. In manchen Übersetzungen steht dort noch „Knechte“. Ab Vers 5 sind es tatsächlich die Sklaven, also Knechte. Die Sklaven waren Menschen ohne Rechte. Paulus schreibt: „Ihr Sklaven, seid gehorsam!“ Er fordert sie auf, ihren irdischen Herren mit Furcht und Zittern zu dienen. Damit will Paulus verhindern, dass sie zu einer Revolution aufrufen.
Ich habe oft gehört, wie Marxisten behauptet haben, die Christen hätten die Sklavenordnung nicht aufgehoben. Das ist natürlich falsch. Die Sklaverei wurde hauptsächlich durch sogenannte Evangelikale abgeschafft. Neulich habe ich unterwegs eine Ausgabe der Financial Times mitgenommen. Darin war ein großartiger Artikel, der immer noch auf meinem Schreibtisch liegt. Er handelt von dem Mann, der das berühmte Lied „Amazing Grace“ geschrieben hat. Dieser Mann war Kapitän auf einem Sklavenschiff.
„O Gnade Gottes wunderbar“ – dieses weltweit gesungene Lieblingslied – entstand, als er zum Glauben kam und sein ganzes bisheriges Leben hinter sich ließ. Die Bedingungen auf diesen Sklavenschiffen waren grausam: Die Menschen wurden übereinander gestapelt. Nachdem er zum Glauben kam, schrieb er das Lied „Ich kam aus der Finsternis ins Licht“. Später wurde er Prediger in London. Er lebte sein Leben in großer Demut und Bescheidenheit.
Als er hörte, dass im Parlament ein junger Abgeordneter namens Wilberforce saß – ich glaube, er war 22 Jahre alt –, der ein gläubiger Evangelikaler und wiedergeborener Christ war, war er begeistert. Wilberforce hatte eine Traumkarriere, doch in einer Nacht wurde ihm klar: Es gibt nur eine Aufgabe in unserer Zeit. Er müsse seine ganze Lebenskraft einsetzen, um die elende Sklaverei abzuschaffen.
Wilberforce war der Mann, der die Sklaverei im englischen Parlament besiegte. Er führte einen unermüdlichen Kampf und gab dafür seine Karriere auf. Sein einziges Ziel war die Befreiung der Sklaven. Im Alten Sonntagsblatt aus dem letzten Jahrhundert, das in der Landesbibliothek aufbewahrt wird, kann man nachlesen, wie die Missionen immer wieder für die Befreiung Afrikas von der Sklaverei gebetet haben.
Deshalb darf man nicht sagen, dass Christen die Sklaverei geduldet hätten. Paulus ging es damals darum, dass die ersten Christen, die ja nur kleine, verstreute Gruppen waren, sich nicht in einen gesellschaftlichen Umsturz verwickeln lassen sollten. Stattdessen sollten sie durch Liebe die Gesellschaftsordnung durchbrechen.
Er sagt: „Ihr, gerade als Sklaven, die ihr wirklich rechtlos wart und denen man abgesprochen hat, eine Seele zu haben, bleibt in der unmenschlichen Ordnung und dient euren Herren.“ Das ist für uns heute hilfreich. Für alle, die sagen: „Ich lebe an einem schwierigen Ort, in einer schwierigen Familie oder in unerträglichen Arbeitsverhältnissen“, gilt: Dient dem Herrn mit Furcht und Zittern – und nicht den Menschen.
Schaut nicht auf die bösen Menschen, die sagen: „Aber der Chef ist so böse.“ Das war doch in Ephesus so, wo viele Sklaven in der Gemeinde waren. In der Gemeinde war die Sklavenordnung nicht aufgehoben, einer war der Herr, der andere der Knecht. Paulus sagte, ihr könnt an euren Platz zurückkehren. Für die kurze Zeit des irdischen Lebens ist das nicht so wichtig.
Paulus behauptete, dass man auch im Römischen Reich dem Herrn Jesus dienen kann. Treu zu sein im Kleinen, mit Furcht und Zittern, denn man möchte nicht dem Herrn untreu sein.
Die Bedeutung von treuem Dienst und innerer Haltung
Es hat sich heute auch in unserem Glaubensleben oft eingeschlichen, dass wir alle groß sein wollen und meinen, selbst bestimmen zu müssen, was zu tun ist. Es ist etwas Wunderbares, wenn man Menschen findet, die dem Herrn dienen und einfach sagen: „Ich mache gern die Schmutzarbeit, und für den Herrn tue ich das gerne.“ Darin liegt das Große vom Reich Gottes.
Ich glaube nicht, dass es immer durch spektakuläre Dinge läuft, sondern vielmehr durch die kleinen Dinge im Kleinen, in der Einfalt eures Herzens. Das heißt, ohne Hintergedanken dem Herrn zu dienen. Wohl denen, die solche Mitarbeiter haben, wie wir sie auch geschenkt bekommen haben – in der Gemeinde und in unseren Werken. Diese Menschen tun es dem Herrn Jesus zuliebe und ertragen manches Wunderliche, das immer wieder auch in Betrieben vorkommt. Besonders in christlichen Betrieben ist das oft sehr schlimm.
Mir hat das sehr geholfen, denn ich will heute Abend noch einen Brief an unsere Entwicklungshelfer schreiben. Dabei habe ich heute wieder einige Briefe gesehen, in denen manche bis an die Grenze der psychischen Depression belastet sind. Sie können mit ihren afrikanischen Chefs einfach nicht mehr umgehen und sagen: „Das können keine Christen sein, wenn sie so mit uns umgehen.“ Es ist sehr wichtig, ihnen dort Hilfe zu geben, gerade weil man oft so isoliert irgendwo hängt und körperlich durch Krankheit geschwächt ist. Dann wird es sehr schwer, diesen Dienst zu tun.
Ich möchte heute sagen, dass es eine Gottesordnung ist, auf die der Herr seinen Segen legt. Es geht nicht darum, nur den Dienst vor Augen zu haben oder etwas zu simulieren. Man kann zwar höflich sein, aber kaum ist man zur Tür raus, kann man dann das Maul aufreißen – nicht um den Menschen zu gefallen, sondern als Knechte Christi. Jesus selbst war ein Lastträger. So geben auch wir uns in Abhängigkeiten von Menschen hinein.
Die größten Dienste sind immer wieder von solchen Leuten geschehen, die treu gedient haben – oft im Hintergrund. Unsere Diakonissen waren nicht die Einzigen, die das getan haben. Wie viele Menschen tun still und leise in der Küche oder anderswo ihren Dienst! Wir sprechen auch immer wieder von unseren geringen Diensten. Was bedeutet das heute, wenn man zu Hause weiß, wie viel Schmutz man ins Haus schleift und wie viele Menschen hier in unserer Gemeinde alles sauber machen, ohne dafür bezahlt zu werden – aus Liebe zum Herrn?
Man sieht davon nichts, wenn man kommt, denn dann ist alles wieder sauber. Das ist so schön dem Herrn, und er möge es segnen. Als Knechte Christi tun wir den Willen Gottes von Herzen, weil das eine Gottesordnung ist.
Die Liebe als Grundlage des Dienstes und der Gemeinschaft
Es ist ein Traum, dass es eine freie Welt gibt, in der jeder völlig frei lebt. Eine Welt der Individuen wäre eine grässliche Welt. Wir leben in einer Welt der Abhängigkeit, in der die Liebe herrscht. Dieser Dienst der Liebe ist das Wichtigste.
Wir haben das im ersten Johannesbrief so schön wiederentdeckt: Weil die Liebe, Christine, uns mächtig ist, ist eigentlich unser ganzes Tun davon geprägt. Wir geben Liebe weiter. Diese Liebe ist das Mächtigste, was man geben kann.
Tut euren Dienst mit gutem Willen, bewusst und absichtlich. Nehmt ihn euch vor als dem Herrn und nicht den Menschen. Das ist klar: Wir wollen nie Menschen hörig werden und sind auch nie von ihnen abhängig. Denn ihr wisst, dass jeder, der Gutes tut, es vom Herrn empfangen wird – egal, ob er Sklave oder Freier ist.
Das ist auch wichtig: Der Herr sagt, dass unsere Mühen nicht umsonst sind. Er wird uns segnen. Kein kühler Trunk bleibt unvergolten. Der Herr gibt reichlich zurück. Er lässt sich nicht beschenken, deshalb ist es wunderbar, wenn man auch unsere Kinder früh in dieser Ordnung erzieht.
Es ist keine aufrührerische Revolution, die Christen leben, sondern eine Liebesordnung. Wir wollen keine formelle Pflichterfüllung, sondern eine innere Pflichterfüllung – wirklich Pflichterfüllung um Jesu willen.
Die Verantwortung der Herren und der Umgang mit Autorität
Und nun wird auch ein Wort an die Herren gerichtet: Tut ihnen gegenüber dasselbe und lasst das Tyrannisieren. Das ist schlimm. Tyrannei ist ja eine Sache, die jeder, der einmal als Lehrer tätig war, kennt. Man weiß, wie man eine schwierige Klasse im Zaum halten kann – oft nur, indem man ihnen Angst macht. Man kann ihnen ungeheuer Angst einjagen.
Wer dann noch das Szenario der schlechten Noten als Druckmittel nutzt und sagt: „Mein lieber Freund, Tyrannei ist in jeder Form uns nicht gestattet“, der hat Recht. Angst zu machen, in welcher Form auch immer, ist nicht erlaubt. Denn euer Herr und ihr Herr ist der Herr Jesus, und wir dienen beide ihm. Darum ist das unser Auftrag und unsere Pflicht.
Ich weiß, wie schwierig das für alle ist, die eine leitende Verantwortung tragen. Es wird einem heute nicht leicht gemacht. Nach dem Krieg erinnere ich mich noch: Mein Vater war für das Berufsschulwesen hier verantwortlich. Da gab es im alten Landtag Veranstaltungen, die von der Kirche organisiert wurden. Dort wurden die Lehrlinge so aufgehetzt, dass sie alles melden sollten, wo die Lehrherren ihnen Unrecht tun.
Mein Vater sah das mit Sorge, denn wenn zwischen Lehrherren und Lehrlingen grundsätzlich Misstrauen gesät wird, ist das problematisch. Er sagte, sicher gibt es Fälle, in denen einem überarbeiteten Bäcker die Hand ausrutscht. Man kann jeden Fall untersuchen. Aber die Kirche sollte das nicht noch anheizen. Es wäre viel wichtiger, Vertrauen aufzubauen.
Ich weiß, wie er damals sogar eine Versammlung verlassen hat, bei der er als Podiumsredner dabei war, wenn dort so geredet wurde. Da war keine Atmosphäre mehr. Wir Christen müssen doch die Gräben zuschütten. Wir müssen darauf achten, dass zwar Recht gesprochen wird, aber nicht grundsätzlich gehetzt wird.
Das ist auch heute eine gewisse Not. Viele, die in leitender Verantwortung stehen, überlegen sich, wie sie Verantwortung wahrnehmen und dennoch Brüderlichkeit sichtbar machen können. Es ist nicht leicht, aber wenn man immer wieder weiß, dass man beide unter Jesus steht und sagt: „Lasst uns zusammenarbeiten“, dann kann das gelingen. Vielleicht auch durch gemeinsames Beten und Zusammenfinden. Das ist etwas Herrliches und Schönes.
Wir haben heute ganz Praktisches über die Unterordnung gehört. Ich hoffe, dass es auch direkte Konsequenzen für Sie hatte und Ihnen nützlich wird.