Der zweite Timotheusbrief – Vers für Vers – Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Einführung in den zweiten Timotheusbrief
Wir wollen uns gemeinsam den zweiten Timotheusbrief anschauen. Zunächst möchte ich kurz erläutern, worum es in diesem Brief geht, damit ihr eine erste Idee davon bekommt.
Der zweite Timotheusbrief ist vor allem ein Mutmacherbrief. Er wurde von Paulus, dem Apostel, an seinen Freund und Mitarbeiter Timotheus geschrieben. Paulus schreibt diesen Brief aus dem Gefängnis, weil er mitbekommt, dass Timotheus an dem Ort, an dem er gerade seinen Dienst tut – in Ephesus –, mutlos geworden ist. Timotheus hat an Kraft verloren und kämpft nicht mehr mit der alten Stärke.
Paulus möchte das ändern. Er wünscht sich, dass Timotheus ihn noch einmal besucht. Deshalb schreibt er ihm diesen Brief. Im zweiten Timotheusbrief wird man viel darüber hören, wie man damit umgeht, wenn man niedergeschlagen ist und merkt, dass der „Biss“ verloren gegangen ist.
Das kann im geistlichen Leben passieren: Man fällt in ein Loch, wacht eines Morgens auf und denkt sich, dass die erste Liebe sich ganz anders anfühlen müsste. Der „Biss“ ist einfach weg. Was tut man dann?
Vor allem, wenn der „Biss“ nicht einfach deshalb weg ist, weil man mal eine Pause braucht – das kann ja auch vorkommen –, sondern weil man denkt: „Das ist mir zu viel. Die Herausforderungen in der Gemeinde sind mir gerade zu viel.“ Das ist genau die Situation, in der sich Timotheus befindet.
Er steht vor schwierigen Aufgaben und weiß nicht, wie er sie bewältigen soll. Er zieht sich zurück, schämt sich für die Position, die er eigentlich vertritt, und tut immer weniger. Da kommt Paulus und möchte ihn ermutigen.
Das ist der zweite Timotheusbrief.
Beginn der Betrachtung: Der Briefgruß
Wir starten ganz vorne, mit 2. Timotheus, Kapitel 1, Verse 1 und 2. Was wir dort vorfinden, ist klassisch der Gruß.
Es heißt in 2. Timotheus 1,1: Paulus, Apostel Christi Jesu, durch Gottes Willen, nach der Verheißung des Lebens in Christus Jesus.
Das Erste, was uns hier auffällt, ist, dass Paulus sich selbst als Apostel vorstellt. Er sagt: „Ich bin Apostel Christi Jesu.“ Die Frage ist: Warum tut er das?
Ich stelle diese Frage, weil wir an dieser Stelle eigentlich denken müssten: Mann, der schreibt doch einem guten Freund, so fängt man doch keinen Brief an einen guten Freund an.
Die Antwort könnte sein, dass Paulus so anfängt vielleicht aus Gewohnheit. Wenn man alle Briefe so beginnt, dann nuschelt man halt denselben Satz runter – das wäre eine Möglichkeit.
Es könnte aber auch sein, dass Paulus hier schon weiß: Das, was ich schreibe, ist mehr als nur ein persönlicher Brief, eine persönliche Ermutigung. Ich...
Verbindung von Dienst und persönlicher Ermutigung
Timotheus hat verschiedene Dienstbereiche, die eng mit den Aufgaben von Paulus verbunden sind. Paulus war als Apostel Gemeindegründer und trug Verantwortung für die Gemeinden, die er gründete. Timotheus hingegen blieb in Ephesus zurück, um dort Ordnung zu schaffen und den Dienst fortzuführen.
Hinter dem Brief an Timotheus steckt vermutlich mehr als nur ein persönliches Schreiben. Wenn man das Ende des Briefes betrachtet, fällt auf, dass dort steht: "Die Gnade sei mit euch." Das ist sehr bemerkenswert. Obwohl der Brief an Timotheus gerichtet ist, endet er mit einem Gruß, der an die gesamte Gemeinde gerichtet ist. Das deutet darauf hin, dass dieser Brief, trotz seiner persönlichen Note, auch für die ganze Gemeinde bestimmt war.
Der Brief hat somit nicht nur eine seelsorgerliche Funktion, sondern unterstützt auch den Dienst von Timotheus und korrigiert zugleich die Gemeinde. Aus diesem Grund beginnt der Brief mit einem klassischen Statement, das ihm apostolische Autorität verleiht: Paulus stellt sich als Apostel Christi Jesu vor, berufen durch Gottes Willen. Dies war für Paulus keine selbstgewählte Aufgabe, sondern eine Berufung, die ihm von Gott gegeben wurde.
Die Berufung des Paulus und ihre Bedeutung
Ich stelle mir das manchmal so vor: Paulus vor Damaskus. Er frühstückt dort und weiß noch nicht, dass er in wenigen Stunden Gott begegnen wird. Könnt ihr euch das vorstellen? Du hast so einen Tag vor dir, und es ist der Tag, an dem sich alles verändert.
Du bist einfach da, stehst auf, machst deine Sachen, steigst aufs Pferd und reitest los. Du denkst: „Jaha, wir kommen heute an. Heute Abend will ich mich mit den Ältesten aus der Synagoge treffen und mal schauen, was wir gegen diese bösen Christen unternehmen können.“ Du hast deinen Tag geplant, und alles läuft super.
Bis zu diesem einen Moment, an dem nichts mehr super läuft. Oder eigentlich läuft ja alles noch viel besser – aber das merkst du in dem Moment vielleicht noch nicht. Du denkst nur: „Wow, das habe ich mir nicht ausgesucht.“ Das ist eine Berufung, mit der du erst mal leben musst. Gott spricht in dein Leben hinein und sagt: „Weißt du was, Freund, du hast dich komplett verrannt. Und weil ich ein lieber Gott bin, ein wirklich lieber Gott, rede ich mit dir, statt dass ich einen Blitz schicke.“ Das hätte er auch machen können, dann wärst du jetzt ein kleines Häufchen Asche. Bist du aber nicht.
Dann sagt Gott: „Ich hätte da ein Jobangebot für dich. Wie wäre es, wenn du Apostel für die Heiden wirst?“ Du bekommst ein bisschen Bedenkzeit. Ich mache jetzt das Licht aus, damit du in Ruhe nachdenken kannst. Das ist die Idee, versteht ihr?
Dann muss er eine Entscheidung treffen. Später sagt er in einem Zeugnis: „Ich war nicht ungehorsam der himmlischen Erscheinung.“ Er trifft diese Entscheidung. Aber er ist nicht am Morgen aufgestanden mit dem Gedanken: „Ich werde einer der größten Apostel, die diese Welt je gesehen hat.“ Das war nicht sein Ziel.
Und deshalb steht hier: „Durch Gottes Willen, nach der Verheißung des Lebens in Christus Jesus.“ Dieses „nach“ beschreibt das Ziel seines Dienstes, wofür ein Apostel oder er als Apostel steht – und das ist die Verheißung des Lebens.
Die Verheißung des Lebens als Ziel des apostolischen Dienstes
Der Begriff Verheißung steht hier für die Erfüllung der Verheißung. Man kann Begriffe für etwas anderes verwenden; vielleicht gehen wir später noch einmal darauf ein. Dies ist eine sogenannte Metonymie für die Erfüllung der Verheißung, nämlich das Leben – Leben in Fülle.
Dieses Leben, das sich Menschen ersehnen, aber außerhalb einer Beziehung zu Jesus Christus nicht erhalten können, ist das Leben in Fülle. Genau dieses Leben wünscht sich Paulus für das Leben von Menschen.
Ich hoffe persönlich für uns, die wir in einem Land leben, das uns viele andere Angebote macht – das ist ja total erschreckend, wie viele Angebote für Leben es in unserem Land gibt –, dass wir, wenn wir hier von Leben lesen, wirklich Leben haben. Ich hoffe persönlich, dass wir es wirklich haben.
Manchmal frage ich mich das auch. Es gibt so viele Dinge, die mir Freude bereiten, die meinem Leben einen gewissen Reichtum verleihen und mein Leben schön machen. Die Frage, die ich mir dann stelle, ist: Ist das, was ich im Zentrum meines Lebens habe, wirklich der Herr Jesus? Gibt mir diese Beziehung zu ihm den meisten Sinn und auch die größte Erfüllung?
Ist also das geistliche Leben, dieses Leben in Fülle, eine Realität für mich?
Ich möchte euch keine Not machen, aber trotzdem diese Frage mitgeben. Denn wir singen so schnell Lieder darüber, dass Jesus uns alles ist und wir alles in ihm haben. Wir lesen, dass er den Durst unseres Lebens gestillt hat – und gleichzeitig sind wir hungrig. Hungrig, wenn wir durch Kataloge, Internetangebote, YouTube oder Serien stöbern. Hungrig, wenn wir das durchgehen, was diese Welt uns anbietet, weil wir merken: Mein Hunger ist noch gar nicht gestillt.
Wenn wir die Möglichkeit haben, lasst uns auch noch darauf eingehen, auch im privaten Gespräch. Ich finde es ganz wichtig, dass wir in einer Kultur des Reichtums und Überflusses, in der die Angebote so vielfältig sind, nicht anfangen, Menschen zu werden, die behaupten, sie haben eine Beziehung, aber eigentlich gar nicht wissen, wie das geht. Menschen, die, wie Petrus sagen würde, die Güte Gottes gar nicht schmecken.
Abschluss und Ausblick
Das war es für heute. In der nächsten Episode wird die Reihe fortgesetzt.
Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele ältere Episoden sind ebenfalls in der App und in den meisten Podcast-Playern zu finden.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.