Einführung in die Bedeutung des Gebets und der Beter in der Bibel
Jetzt rühme ich eine Theologie über das Gebet, eine Begründung des Gebetes, und stelle zwei Vorbilder des Gebetes vor.
Da haben wir A, groß A, Beter in der Bibel, ihre persönliche Beziehung zu Gott. Betrachtet man die Menschen in der Bibel, so waren die Knechte Gottes Beter. Sie waren Gerechte, sie beteten, sie waren Gerechte. Elija wird als ein Gerechter genannt. Das Gebet eines Gerechten vermag viel, und so ein Gerechter war Elija.
Wenn hier von Gerechten die Rede ist, dann wird das im Lebenswandel sichtbar, sowohl bei Elija als auch bei anderen. Die Betonung liegt also auf dem Lebenswandel. Jeder Christ, der in Christus Gerechtigkeit empfangen hat, ist ein Gerechter. Das ist klar, das ist unsere Rechtfertigung aus Gnade. Dennoch möchte Gott auch, dass wir Gerechte im Wandel sind, sodass man das auch sehen kann.
Deshalb bedeutet das, wenn hier vom Gebet des Gerechten gesprochen wird, zum Beispiel in Jakobus 5,16, dass auch dem Lebenswandel Wert beigemessen wird. Henoch wandelte mit Gott. Henoch war ebenfalls einer dieser Gerechten. Er wandelte mit Gott.
Jeder Christ wandelt mit Gott, und doch wandelt nicht jeder Christ wirklich mit Gott. Einerseits wandelt er mit Gott, weil er gerechtfertigt ist und Christus in ihm wohnt. Andererseits sollte aber jeder Christ auch in der Praxis sein Leben so einrichten, dass deutlich wird: Er wandelt, er tut seine Schritte mit Gott.
Das nur allgemein.
Die herausragenden Beter des Alten Testaments
Die größten Beter im Alten Testament waren wohl Mose und Samuel. In Jeremia 15,1 heißt es: „Der Herr sagte zu mir: Wenn auch Mose und Samuel vor mir stünden, so würde meine Seele sich nicht zu diesem Volk wenden.“ Daraus kann man schließen, dass Mose und Samuel als die größten Fürbitter im Alten Testament gelten.
Der Vers zeigt, dass Gott sein Gericht über das Volk bestimmt hat. Selbst wenn die besten Beter, wie Mose und Samuel, für das Volk eintreten würden, würde sich Gottes Seele nicht zu ihm wenden. Mose und Samuel werden hier als besondere Fürbitter erwähnt.
In Hesekiel 14,13-18 werden noch drei weitere besondere Gerechte des Alten Testaments genannt: Noah, Daniel und Hiob. Dort heißt es:
„Wenn ein Land gegen mich sündigt und Treulosigkeit begeht, und ich meine Hand gegen es ausstrecke, den Stab des Brotes zerbreche und Hunger hineinsende, Menschen und Vieh ausrotte, und diese drei Männer wären darin – Noah, Daniel und Hiob –, so würden sie durch ihre Gerechtigkeit nur ihre eigene Seele retten“, ist der Ausspruch des Herrn Jachwes.
Weiter heißt es, wenn Gott böse Tiere durch das Land ziehen lässt, damit es entvölkert und zu einer Öde wird, so dass niemand hindurchzieht, dann würden diese drei Männer auch nicht ihre Söhne oder Töchter retten können. Sie allein würden gerettet werden, das Land aber würde eine Öde bleiben.
Ebenso, wenn Gott das Schwert über das Land bringt und Menschen und Vieh ausrottet, oder wenn er die Pest schickt und seinen Grimm über das Land ausgießt, so wahr der Herr lebt, würden Noah, Daniel und Hiob weder Söhne noch Töchter retten können. Sie würden durch ihre Gerechtigkeit nur ihre eigene Seele retten.
Diese drei Männer werden hier als besondere Gerechte im Alten Testament erwähnt. Sie waren auch Beter: Noah wandelte mit Gott, Daniel war ein Zeitgenosse Hesekiels und Hiob war ebenfalls ein Gerechter, der betete.
Somit haben wir nun fünf Namen, die als bedeutende Beter genannt werden: Samuel und Mose als Fürbitter und Noah, Daniel sowie Hiob als Gerechte.
Der größte Beter war jedoch ganz sicher der Herr Jesus Christus. Er lebte sein ganzes Leben im Gebet. Dazu werden wir noch näher eingehen.
Charakteristika der Beter im Alten Testament
Ich habe hier einige Punkte zum Allgemeinen, nämlich: Was für Leute waren diese Beter im Alten Testament?
A: junge Beter
B: ältere Beter
C: verheiratete Beter
D: vielbeschäftigte Beter
E: ringende Beter
Nun zu den jungen Betern:
Junge Beter
Da denken wir ganz sicher an den jungen Josua. In 2. Mose 33,11 am Ende heißt es, dass Josua nicht aus dem Zelt der Begegnung wich. Josua war ein Beter und erlernte das Beten von Mose. Mose war in diesem besonderen Zelt, das aufgestellt wurde, und Josua war ebenfalls dort. Josua hat es ihm nachgemacht und verharrte in der Gegenwart Gottes. In 2. Mose 33,11 am Ende wird betont, dass Josua nicht aus dem Zelt wich.
Ein anderer junger Beter ist Joseph, der junge Joseph. In der Grube, in Potifars Haus und im Gefängnis – im Alter von siebzehn bis dreißig Jahren – wurde er in ganz besonderer Weise zugerüstet. Über sein Beten lesen wir wenig, aber wir sehen die Auswirkungen. Man kann nur so handeln, wenn man eng mit Gott lebt.
Als Joseph dann erhöht wurde, merkt man, dass der Mann ein Mann des Gebetes sein musste. Die Dinge, die er dem Pharao in kurzer Zeit sagte, kann man nicht einfach so ad hoc hervorbringen. Joseph war ein Mann, der viel nachdachte und Zeit zum Gebet hatte. So konnte er dem Pharao einen guten Vorschlag machen, der seine Begabung zeigte. Doch so kann man nur handeln, wenn man im Gebet lebt.
Auch seine entschiedene Haltung im Hause Potiphar zeigt dies. Als er verführt wurde, sagte er: „Wie sollte ich gegen Gott sündigen?“ Das zeigt seine feste Überzeugung.
David, der junge David, lernte in seiner schweren Zeit das Beten. Er war unter zwanzig Jahre alt, denn er war noch nicht im Krieg. Er konnte noch nicht in den Krieg ziehen, war möglicherweise etwa sechzehn Jahre alt. Einige seiner Brüder waren bereits im Krieg, aber nicht alle. David war der Jüngste, also deutlich unter zwanzig.
Wenn ich mich richtig erinnere, waren drei seiner Brüder im Krieg. Ich weiß es nicht genau, aber einige waren es. Sie mussten schon zwanzig Jahre alt sein. David war vielleicht fünfzehn oder sechzehn, ich weiß es nicht genau. Jedenfalls lernte dieser junge Mann das Beten.
Durch seine Tat, den Sieg über Goliath, wurde er bekannt. Danach wurde er von Saul verfolgt. Diese Zeit der Verfolgung dauerte einige Jahre, bis David dreißig Jahre alt war und König wurde. In dieser Zeit von fünfzehn bis dreißig Jahren lernte David, was es heißt zu beten und sich an Gott zu halten.
Sicherlich hatte er das Beten auch schon vorher gelernt, als junger Hirte. Dort war er viel in der Stille und erlebte Gott, auch in den Versuchen mit dem Bären und dem Löwen. David lernte also das Beten besonders in der Zeit der Verwerfung und Verfolgung durch Saul. Das zeigen auch die Gebete in den Psalmen. Das Psalmbuch ist ja das Gebetsbuch schlechthin.
Samuel, der junge Samuel, lebte in der Gegenwart Gottes. Er wurde in der Gegenwart Gottes auferzogen und diente in der Stiftshütte. Dort lernte er ein Leben in der Gegenwart Gottes. Auch von Eli lernte er das Beten und übertraf seinen Lehrer weit. Er wurde bekannt als der Fürbitter schlechthin. Wir werden noch auf ihn zu sprechen kommen.
Dann gibt es eine andere junge, relativ junge Beterin. Wir wissen nicht genau, wie alt sie war: Hannah. In 1. Samuel 2 betet sie um einen Sohn. Sie war nicht mehr ganz so jung, denn sie hatte schon einige Zeit verstrichen, bis sie in diese Not kam, keinen Sohn zu bekommen. Aber auch hier haben wir eine junge Beterin.
Maria, die Mutter Jesu, war als Mädchen bereit, eine verrufene Frau zu werden – um Gottes Willen. Dafür muss man auch ein Beter sein, um eine solche Haltung zu haben. Maria bewegte die Dinge in ihrem Herzen und brachte sie vor Gott.
Hier haben wir also junge Menschen, die schon früh gelernt haben zu beten. Je früher, desto besser. Das können wir auch unseren jungen Menschen weitergeben.
Ältere Beter, ...
Ältere Beter
Da haben wir die alte Witwe Hanna, die andere Hanna, in Lukas 2, Vers 37. Sie ist eine Witwe von etwa vierundachtzig Jahren, die nicht von der Tempelstätte wich. Mit Fasten und flehendem Gottesdienst diente sie Nacht und Tag. Die Nacht wird zuerst erwähnt, vielleicht ist das wichtiger und größer. Schon in der Nacht begann ihr Dienst, ihr Gebetsdienst, und er dauerte auch am Tag an (Lukas 2,37).
Die alte Witwe Hanna ist eine besondere Witwe. Nach dem Tod ihres Mannes hat sie nicht mehr geheiratet, sondern sich ganz Gott zur Verfügung gestellt. Im ersten Timotheusbrief werden solche Witwen ebenfalls genannt. Kapitel 5, Verse 5 und 6 sprechen von ihnen (1. Timotheus 5,5-6). Diese Witwen sind besonders geehrt. Wir hatten das bereits, als wir den Timotheusbrief unterrichteten.
Die wirkliche und vereinsamte Witwe hat ihre Hoffnung auf Gott gesetzt. Sie verharrt im Flehen und Gebet bei Nacht und bei Tag. Dagegen ist die Witwe, die dem Genuss ergeben ist, zwar lebendig, doch man sagt, sie sei schon gestorben – sie schläft im Todesschlaf. Hier geht es also um Witwen, die ihre Hoffnung auf Gott gesetzt haben und flehen (1. Timotheus 5,5-6).
Eine weitere Stelle ist 1. Samuel 12, Vers 23. Samuel, als älterer Mann, sagt von sich selbst: „Ferne sei es von mir, gegen Jahwe zu sündigen und aufzuhören, für euch zu bitten. Ich werde euch den guten und richtigen Weg lehren.“ Dass er nicht aufhört, für das Volk zu bitten, zeigt einen langen Dienst des Gebets und der Fürbitte vonseiten Samuels, des alten Samuel (1. Samuel 12,23).
Dann folgt Klein C, verheiratete Beter.
Verheiratete Beter
Henoch, 1. Mose 5,22: Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Methuselach gezeugt hatte, dreihundert Jahre. Während dieser Zeit wurde er Vater von Söhnen und Töchtern. Hier sehen wir einen Vater, einen Familienvater, der mit Gott wandelte. Er ging Schritt für Schritt, hielt Schritt mit Gott.
Im Hebräischen heißt das Wort „er wandelte“ „hisch tachawel“, was so viel bedeutet wie „hin und her gehen“ oder „wandeln“. Es beschreibt nicht nur einfaches Gehen, sondern ein beständiges, fortwährendes Wandeln. In 1. Mose 5,22 heißt es also, dass Henoch mit Gott wandelte und Schritt hielt.
Ein anderer verheirateter Beter war Jaebetz. Ob er verheiratet war, wissen wir nicht genau, aber er wird im Geschlechtsregister erwähnt. Wenn jemand dort genannt wird, kann man davon ausgehen, dass er eine Familie hatte. Jaebetz wird in 1. Chroniker 4,9-10 erwähnt. In manchen Übersetzungen heißt er Jabez oder Jabetz; in der Lutherübersetzung ist es Jabetz.
Jabetz war geehrter als seine Brüder (1. Chronik 4,9). Seine Mutter gab ihm diesen Namen, weil sie sagte: „Mit Schmerzen habe ich ihn geboren.“ Die Mutter hatte also große Mühe bei der Geburt, was sie möglicherweise zu Gott führte. Jabetz wurde ein Mann des Gebets. Er rief zu dem Gott Israels und bat: „Oh, wenn du mich reichlich segnetest und meine Grenzen erweitertest, wenn deine Hand mit mir wäre und du das Böse fernhieltest, sodass mich kein Schmerz trifft!“
Hier betet ein Mann, der Schmerzen erlebt hat, dass kein Schmerz ihn mehr trifft. Gott erhörte sein Gebet, erweiterte seine Grenzen und hielt das Böse fern von ihm. Das ist bemerkenswert, denn im Geschlechtsregister werden normalerweise nur Namen genannt. Bei Jabetz wird jedoch etwas Besonderes hinzugefügt. Deshalb habe ich ein Fragezeichen gesetzt, weil ich mir nicht ganz sicher bin. Er wird im Geschlechtsregister genannt, was darauf hindeutet, dass er Familie hatte.
Man könnte sagen, vielleicht war er eine der wenigen Ausnahmen in Israel, die nicht geheiratet haben. Das wissen wir nicht genau, aber ein Fragezeichen ist berechtigt. Wir können nicht beweisen, dass er verheiratet war. Dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass er verheiratet war, denn der Segen in Israel äußerte sich oft in einer reichen Familie und viel Land, wie die Erweiterung der Grenzen zeigt.
Man muss also nicht unbedingt ledig bleiben, um ein Beter zu werden. Einige bekannte Beter aus der Kirchengeschichte waren ledig, wie David Brainerd oder Jim Fraser. John Fletcher heiratete erst mit 54 Jahren, lebte aber bis dahin ledig. Wesley hätte ledig bleiben sollen, war es aber nicht. Er hatte große Schwierigkeiten in seiner Ehe, lebte aber dennoch wie ein Lediger.
Wir werden noch auf diese Personen zurückkommen. Es ist aber wichtig zu wissen, dass man nicht ledig bleiben muss, um ein Beter zu sein. In 1. Korinther 7,5 heißt es: „Entzieht euch einander nicht, außer nach Übereinkunft für eine bestimmte Zeit, damit ihr Muße zum Fasten und Beten habt.“
Das bedeutet, dass Ehepaare sich bewusst Zeit nehmen können, um sich dem Fasten und Gebet zu widmen. Sie nehmen sich eine Auszeit von der ehelichen Gemeinschaft, um sich ganz auf Gott zu konzentrieren. So können auch vielbeschäftigte Beter ihre Zeit für Gott finden.
Vielbeschäftigte Beter
Klein d bei mir, vielbeschäftigte Beter. Nun, der Herr Jesus Christus selbst war so stark beschäftigt, dass er nicht einmal Ruhe hatte. Die Leute ließen ihn nicht in Ruhe. Er musste ganz früh aufstehen und an einen einsamen Ort gehen, um zu beten. Doch dann kamen schon wieder die Jünger und andere Menschen. Dennoch war er ein Beter. Wir kommen darauf noch zurück.
Daniel, ein Politiker und Staatsmann höchster Stufe, war äußerst beschäftigt. Sein Leben war von Gebet geprägt. In Daniel 6,13 heißt es: Mehrmals am Tag kniete er nieder. Es steht nicht genau, wie lange, aber es waren keine kurzen Gebete von zwei Minuten. Dreimal am Tag kniete er auf seine Knie und betete, lobte und dankte vor seinem Gott, so wie es seine Gewohnheit war.
Auch der König, der über ihm war – der einzige, oder einer der wenigen –, wusste um Daniels Gebetsdienst. Daniel war wie der zweite Mann im Staat. Deshalb waren die anderen so eifersüchtig auf ihn. In Daniel 6,17 sagt der König zu ihm: „Dein Gott, dem du ohne Unterlass in Verehrung dienst...“ Und in Vers 21 fragt er: „Hat dein Gott, dem du ohne Unterlass in Verehrung dienst, dich retten können?“ Der König wusste also, dass Daniel ohne Unterlass dient. Dieser Dienst zeigte sich besonders im Gebet, aber natürlich auch in seinen sonstigen Handlungen. Gebet war ein sehr wichtiger und starker Punkt – dreimal am Tag.
Ebenso David. Wer war so beschäftigt wie David? Wenige waren es. David, der König, betete ebenfalls häufig. In Psalm 55,18 heißt es: „Abends, morgens und mittags will ich klagen und stöhnen, und er hört meine Stimme.“ Auch David betete also mehrmals am Tag.
Dann haben wir einen Heiden, der noch kein Christ war, aber sehr viel betete. Wer war das? Cornelius, ein Hauptmann, ein Zenturio, also ein Offizier über hundert Mann. Von ihm heißt es in Apostelgeschichte 10,30: „Vor vier Tagen betete ich in meinem Haus bis zu dieser Stunde, der neunten Stunde.“ Die neunte Stunde war die jüdische Gebetsstunde um 15 Uhr, also von 14 bis 15 Uhr.
Cornelius war den Juden sehr zugetan und hatte die jüdischen Gebetsgewohnheiten übernommen. Er betete lange und fastete auch. Später lernte er den Herrn Jesus kennen. Wir wissen nicht genau, wie es mit ihm weiterging, aber wir nehmen an, dass er auch weiterhin gebetet hat.
Ringende E, klein e, ringende Beter.
Ringende Beter
Menschen, die man sieht, haben das Gebet als Kampf verstanden.
Ein Beispiel dafür findet sich in 2. Mose 17. Dort findet tatsächlich ein physischer Kampf statt, während Mose betet. Mose kämpft durch das Gebet. In 2. Mose 17 steht Mose am Berg und betet, während unten der Kampf tobt.
Man findet auch in anderen Bibelstellen Ausdrücke, die den Kampf im Zusammenhang mit Gebet beschreiben. So heißt es in Kolosser 4,12-13, dass Epaphras allezeit für die Gläubigen im Gebet ringt. Das Wort „ringen“ ist hier ein sehr starkes Wort, das aus dem Griechischen „agonizomai“ stammt. Es beschreibt einen Kampf um Leben und Tod – davon leitet sich auch das Wort „Agonie“ ab.
Auch der Apostel Paulus versteht das Gebet als Kampf. In Römer 15,30 bittet er die Gläubigen in Rom, gemeinsam mit ihm zu ringen, also zu kämpfen, wenn sie für ihn zu Gott beten. Auch hier wird wieder das starke Wort „Agonizomai“ verwendet, beziehungsweise in der Form „Synagonizomai“, was „zusammen kämpfen“ bedeutet. Es beschreibt einen intensiven Kampf, ähnlich wie die Agonie.
Der Herr Jesus selbst verwendet dasselbe Wort in Lukas 22,44. Dort heißt es, dass er in „Agonie“ geriet und inbrünstiger betete. Agonie bedeutet einerseits Angst, andererseits einen ringenden Kampf. Die Übersetzung ist nicht ganz eindeutig. Die Elberfelder Bibel übersetzt mit „Angst“, die Schlachter-Bibel mit „ringender Kampf“. Vielleicht trifft beides zu: „Als er in Angst und Ringen war“ oder „Als er in Angst und Ringen geriet, betete er inbrünstiger.“
Dieses gleiche Wort wird also verwendet, um das Gebet als Kampf zu beschreiben. Dabei geht es natürlich nicht darum, gegen Gott zu kämpfen. Vielmehr ist das Gebet selbst Teil eines Kampfes – eines geistlichen Kampfes.
Beispiele besonderer Beter im Alten Testament
Das war zunächst eine Einleitung.
Zweitens, also das war allgemein. Zweitens beten im Alten Testament diejenigen, die hier genannt werden. Einige von ihnen haben wir bereits erwähnt. Wir müssen daher nicht bei jedem ausführlich verweilen.
Henoch
Henoch, von dem es heißt, dass er mit Gott wandelte, wird besonders dadurch hervorgehoben, dass er fortwährend mit Gott ging. Es ist interessant, dass hier betont wird, dass er nicht nur für einen kurzen Abschnitt in seinem Leben so lebte, sondern dass dies sein Lebensstil war.
Dies geschah jedenfalls nachdem er seinen ersten Sohn geboren hatte. Henoch wandelte mit Gott, und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg (1. Mose 5,24). Ich möchte den ganzen Abschnitt lesen: Vers 22 sagt, dass Henoch fortwährend mit Gott wandelte, nachdem er Methusalem gezeugt hatte, also nach fünfundsechzig Jahren seines Lebens.
Nachdem er Methusalem gezeugt hatte, wandelte er dreihundert Jahre fortwährend mit Gott und wurde Vater von Söhnen und Töchtern. Alle Tage Henochs waren dreihundertfünfundsechzig Jahre. Zum zweiten Mal wird betont, dass Henoch mit Gott wandelte, und es heißt, dass er nicht mehr war, denn Gott nahm ihn hinweg.
Ein junges Mädchen hatte einmal gesagt: Wahrscheinlich ist Henoch mit Gott spazieren gegangen, und jeden Tag wurde der Spaziergang länger und länger. Einmal sagte Gott dann: „Jetzt sind wir schon so weit von zu Hause, heute gehst du mal mit mir nach Hause.“ Und so ging Henoch mit Gott. Wenn er schon so eng und so viel mit Gott zusammen war, warum dann nicht gleich ganz? Gott nahm ihn hinweg.
Von Henoch lesen wir auch im Hebräerbrief 11, Verse 5 und 6. Dort heißt es: Im Glauben wurde Henoch versetzt, oder durch den Glauben wurde Henoch versetzt, so dass er den Tod nicht sah. Er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn versetzte. Vor seiner Versetzung, also vor seiner Aufnahme in den Himmel, ist ihm bezeugt worden, Gott wohlgefallen zu haben.
Ohne Glauben ist es jedoch unmöglich, Gott wohlzugefallen. Folglich muss Henoch ein Mann des Glaubens gewesen sein. Denn wer zu Gott kommt, muss glauben, dass er ist, und dass er denen, die ihn mit Fleiß suchen, ein Vergelter sein wird. Es heißt hier „denen, die ihn suchen“, und das griechische Wort ist ein starkes Wort. Es meint diejenigen, die ihn ernsthaft und mit Fleiß suchen. Das Suchen hier bedeutet, Gott im Gebet aufzusuchen.
Denjenigen, die Gott ernsthaft und mit Fleiß häufig aufsuchen, wird er vergelten. Es wird also vorausgesetzt, dass der Beter viel betet. Gebet ist nicht einfach eine Sache von einem Augenblick, sondern es ist eine beständige Sache. Später werden wir noch sehen, dass Gott möchte, dass man beständig betet. Er will, dass seine Leute intensiv, immer wieder und beharrlich beten.
Henoch war so einer, der Gott mit Fleiß suchte, emsig suchte, und Gott hat ihm das vergolten. Das steht in Hebräer 11,5-6. Henoch ist hier also ein strahlendes Beispiel.
Noah
Aber auch Noah wird beschrieben, ähnlich wie Henoch, dass er mit Gott wandelte. In 1. Mose 6,9 heißt es: Noah war ein gerechter Mann, untadelig unter seinen Zeitgenossen. Mit Gott wandelte Noah fortwährend. Er ging beständig mit Gott, immer wieder wird dieses Bild des Hin- und Hergehens, des beständigen Wandels verwendet.
Ganz gleich wie bei Henoch, obwohl sie sich nie begegnet sind. Noah wurde vier Jahre nach der Hinwegnahme Henochs geboren. Wahrscheinlich wurde viel von Henoch erzählt. Metuschelach wurde alt genug, um mit Noah zu sprechen und lange von seinem Vater zu berichten.
Methuschelach starb im Jahr der Sintflut.
Noah, Daniel und Hiob
C, das haben wir schon erwähnt: Noah, Daniel und Hiob, die Gerechten, die beteten. Hesekiel 14,13-20 habe ich bereits genannt. D, Abraham.
Abraham
Bei Abraham ist besonders interessant sein Lebensstil. Mindestens viermal lesen wir davon, dass er Altäre baute. Zum ersten Mal steht dies in 1. Mose 12,8. Dort kommt er ins Land und wohnt zwischen Bethel und Ai. Am Ende des Verses heißt es: „Und er baute dort dem Jachwe einen Altar und rief den Namen Jachwes an.“ Dieses Ereignis prägte sein weiteres Leben.
Von Abraham lesen wir zwei charakteristische Merkmale: Zum einen, dass er in Zelten wohnte, und zum anderen, dass er Altäre baute. Er fühlte sich als Fremdling oder verstand sich selbst als Fremdling auf der Erde und in dieser Welt. Er sehnte sich nach der himmlischen Stadt und richtete sich darauf aus. Gleichzeitig baute er auf der Erde Altäre, also Anbetungsstätten.
Weitere Stellen, in denen von den Altären Abrahams die Rede ist, finden sich in 1. Mose 13,4. Auch hier wird wieder ein Altar erwähnt, den er gebaut hatte. In 1. Mose 13,10 heißt es, dass er Zelte aufschlug, und am Ende von 1. Mose 13,18 wird berichtet, dass er bei Mamre einen Altar dem Herrn baute. Dort wohnte er lange Zeit, also jedenfalls in einem Zelt.
Dann lesen wir von Abraham, wie er betet. In 1. Mose 15,2 wendet er sich zu Gott. Hier nennt er ihn nicht Yahweh, sondern Adonai, mein Herr, mein Meister. Anschließend sagt er: „Yahweh, mein Herr Yahweh, was willst du mir geben?“ Er beklagt sich, dass ihm noch kein Nachkomme geschenkt wurde. Dieses Gebet finden wir in Kapitel 15.
In Kapitel 17,18 betet Abraham ein weiteres Gebet, diesmal für Ismael. Er bittet, dass Ismael doch in Israel leben möge. In Vers 20 erhält er eine Antwort von Gott.
So geht es weiter bis zu dem berühmten Fürbittegebet in Kapitel 18, Vers 23. Gestern habe ich noch mit Rudolf darüber gesprochen. Es war sehr interessant, wie Abraham für Sodom und Gomorra Fürbitte einlegt. Er beginnt bei zehn Personen und handelt mit Gott, indem er immer weiter herunterzählt. Er wagt es, weiterzugehen und fragt: „Herr, wenn noch zehn gefunden werden, verschonst du dann die Stadt?“ In Kapitel 18, Vers 32 bittet er: „Ich will nur noch dieses eine Mal reden, vielleicht mögen zehn dort gefunden werden.“
Woody meinte, dass wenn Abraham noch weitergegangen wäre und gewagt hätte, noch weniger Personen zu nennen, Gott vielleicht die Stadt wegen eines einzigen Gerechten, in diesem Fall Lot, verschont hätte. Wer weiß? Vielleicht hätte Gott das Gericht verzögert. Es ist bekannt, dass Gott das Gericht öfter verzögert, weil jemand für die Menschen betet.
Gestern hatten wir auch ein Gespräch über Mose. Mose tut Fürbitte für das Volk, und Gott geht darauf ein. Er verschont das Volk, obwohl er es eigentlich vernichten wollte. Das geschieht zweimal: einmal in 2. Mose 32 und einmal in 4. Mose 14. Beide Male bittet Mose, und Gott reagiert darauf.
Beim zweiten Mal, in 4. Mose 14, gibt es allerdings eine Konsequenz: Die sündige Generation wird nicht ins Land einziehen, sondern in der Wüste sterben. Die Kinder hingegen werden später ins Land kommen. Die Strafe trifft also diese Generation, aber zeitversetzt.
Es ist wichtig zu beachten, dass Gott zwar auf das Gebet des Mose einging und das Volk nicht vollständig vernichtete, aber die Strafe dennoch nicht aufhob. Diese Generation wurde vertilgt, wenn auch später.
So ist es auch bei Abraham.
Jakob
Jakob als Beter ist sehr interessant, weil er sehr ermutigend ist. Er beginnt schlecht und ganz anders, als man es erwarten würde. Er unterscheidet sich nicht viel von seinem Bruder Esau. Es gibt jedoch einen grundlegenden Unterschied: Jakob will den Segen, während Esau sich nicht um den Segen kümmert. Beide sind Betrüger. Esau ist ganz klar ein Lügner, wie es in 1. Mose 27 deutlich wird. Jakob ist ebenfalls bereit, zu betrügen und zu lügen.
Doch bei Jakob sieht man, dass er den Segen Gottes wirklich will. Der Herr kann ihn verändern, und so wird Jakob zu einem Beter. Eine berühmte Gebetsnacht findet sich in 1. Mose 32. Dort ringt ein Mann mit ihm, ein Ringkampf, der in 1. Mose 32, Vers 25 beschrieben ist: "Jakob blieb allein zurück, und es rang ein Mann mit ihm bis zum Morgengrauen. Als er sah, dass er ihn nicht überwältigen konnte, rührte er Jakobs Hüftgelenk an, und das Hüftgelenk wurde verrenkt, als er mit ihm rang."
Der Mann sagt: "Lass mich los, denn die Morgenröte ist aufgegangen." Jakob antwortet: "Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du segnest mich." Der Engel des Herrn fragt ihn: "Wie heißt du?" Jakob antwortet, und der Engel sagt: "Nicht mehr Jakob soll dein Name sein, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und hast gesiegt." Hier ist der Engel des Herrn als der Herr selbst in Engelsgestalt dargestellt.
Jakob wird dadurch zu einem Beter. Er lernt, mit Gott jeden Schritt zu gehen. Bei jedem Schritt muss er wohl an diese Nacht denken, an die Schmerzen in seiner Hüfte, die er seitdem hat. So lernt er, mit Gott zu leben. Auch Hosea 12,4 erinnert an dieses Ereignis und legt großen Wert darauf. Es war gleichsam die Bekehrung Jakobs. Im Mutterleib hielt er die Verse seines Bruders fest, und in seiner Manneskraft kämpfte er mit Gott. Er kämpfte mit dem Boten, dem Engel, und überwältigte ihn. Er weinte und flehte zu ihm. Im Beten fand er Gott, und dort redet Gott mit uns.
Jakob hat in dieser Nacht einen Sieg davongetragen. Es ging um Leben und Tod für ihn, denn er wusste, wenn Esau mit einem Heer auf ihn zukommt, ist er ein toter Mann. Er tut das Richtige: Er wendet sich an Gott und kämpft dort. "Ich lasse dich nicht, ich möchte deinen Segen." Und Gott gibt ihm den Segen. Jakob hat Gott überwunden. Der Mensch Jakob hat mit Gott gerungen und gesiegt.
Dann berührt der Engel ihn, und Jakob kann nicht mehr gehen. Hier wird das Gebet als Kampf dargestellt, ein Ringen. Es geht darum, den Segen zu erhalten, um die Gemeinde, das Leben und die Bewahrung vor Esau, seinem Bruder.
Als Parallelstelle habe ich Psalm 123,2 notiert: "Wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin gerichtet sind und die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, so sind unsere Augen auf den HERRN, unseren Gott, gerichtet, bis er uns gnädig ist." Hier betet das Volk Jakob, also das Volk Israel, und richtet seine Augen zu Gott, bis er gnädig ist. Sie flehen um Gnade, um das gnädige Eingreifen Gottes. Das ist Psalm 123, Vers 2.
Mose
Klein F, Mose, haben wir ja schon erwähnt. Bei Mose ist interessant, dass er schon früh beginnt zu beten. Mose verbringt vierzig Jahre in der Wüste. Hier wird deutlich, dass Mose offensichtlich zugerüstet wird. Er ist in der Stille, in der Abgeschiedenheit. Wir lesen nicht viel über diese Zeit, aber wir merken, dass dieser Mann ganz anders ist als zuvor.
Jetzt wird er zu einem Menschen, der mit Gott rechnet und sich immer wieder zu Gott wendet. In 2. Mose 5,21-22 lesen wir, dass Mose zurück zum Volk Israel in Ägypten kommt. Das Volk reicht ihm nicht aus, er geht zu Pharao. Doch dann wird es nur noch schlimmer für das Volk. Die Ältesten Israels lehnen sich gegen Mose auf und sagen: „Jahwe sehe auf euch, also auf Mose und Aaron, und richte euch, dass ihr unseren Geruch stinkend gemacht habt vor dem Pharao und vor seinen Knechten, sodass ihr ihnen das Schwert in die Hand gegeben habt, uns zu töten.“
Da wendet sich Mose an Jahwe und sagt: „Mein Herr.“ Das ist die erste Reaktion, der Widerstand. Doch anstatt zurückzuschlagen, wendet er sich reflexartig an Gott. Das beweist, dass er ein Mann ist, der das gelernt hat. So reagiert man nur, wenn man ein gewohnheitsmäßiger Beter ist. So geht es weiter. Auch an anderen Stellen lesen wir immer wieder, dass er sich sofort an Gott wendet.
In 2. Mose 6,12 redet Mose vor dem Herrn und sagt: „Siehe, die Söhne Israels haben nicht auf mich gehört.“ Hier spricht Gott mit ihm, und Mose klagt sein Leid. Immer wieder lesen wir solche Stellen. In Kapitel 8, Vers 4, spricht Mose vom Gebet: Der Pharao ruft Mose und Aaron und sagt: „Fleht zu Jahwe, dass er die Frösche von mir nehme.“ Mose antwortet dem Pharao: „Bestimme über mich, wann ich sie wegnehmen soll.“ „Morgen“, sagt der Pharao. „Gut, nach deinem Wort soll es geschehen“, antwortet Mose in Vers 6, „damit du weißt, dass niemand ist wie Jahwe, unser Gott.“ Mose hat gelernt, mit Gott zu rechnen. Er weiß, wenn er betet, wird Gott die Frösche wegnehmen.
In Kapitel 9, Vers 29 sagt Mose zum Pharao: „So wie ich zur Stadt hinausgehe, werde ich meine Hände zu Jahwe ausbreiten, und der Donner wird aufhören.“ Was weiß er? Dass der Hagel nicht mehr sein wird, damit du erkennst, dass die Erde Jahwe gehört (2. Mose 9,29). In Vers 33 geht Mose vom Pharao zur Stadt hinaus und breitet seine Hände zu Jahwe aus. Der Donner und der Hagel hören auf.
Hier sei angemerkt: Wir hatten gestern das Thema „Hände ausbreiten“ oder „Hände erheben“. Es steht nicht, dass er betete, sondern nur, dass er seine Hände ausbreitet. Das steht für Gebet. Übrigens bedeutet „Hände“ hier im Hebräischen „Handflächen“. Die Handflächen werden vor Gott ausgebreitet. Hände heben heißt eigentlich, die Handflächen zu erheben. Es ist nicht so wie bei manchen, die einfach nur die Hände hochheben, sondern es sind die Handflächen, die man zu Gott hin erhebt. Man zeigt dem Herrn seine leeren Handflächen, damit er sie füllt und jetzt antwortet. Man zeigt seine Hilflosigkeit: „Herr, ich habe nichts zu bringen.“ Vielleicht soll genau das gezeigt werden: dass man mit Gott rechnet und sich zu ihm wendet, mit offenen Händen, um zu empfangen.
In Kapitel 10, Vers 17 geht es so weiter. Immer wieder sehen wir Mose als Beter. Pharao bittet Mose: „Nun vergib bitte meine Sünde nur dieses Mal und flehe zu Jahwe, eurem Gott, dass er diesen Tod von mir wegnehme.“ Mose ging vom Pharao hinaus und flehte zu Jahwe. Hier steht „flehte“, ein starkes Wort für Beten. Jahwe wandte den Ostwind in einen starken Westwind, der die Heuschrecken aufhob.
Ein Beter wie Mose weiß, dass Sieg und Niederlage gegen den Feind in Gottes Händen liegen. Darum erbittet er alles von ihm. Später sehen wir eine weitere beeindruckende Gebetshaltung Moses beim goldenen Kalb. In 2. Mose 32,11 flehte Mose zu Jahwe – wieder das starke Wort. Manche Übersetzungen sind zu schwach, aber im Schlachter wird gesagt, dass Mose das Angesicht des Herrn besänftigte. Das ist schon bedeutend. Elberfelder übersetzt hier „Mose flehte“. Das Wort kann auch mit „besänftigen“ übersetzt werden.
Mose besänftigt durch sein Gebet das Angesicht des Herrn, seines Gottes, und sagt: „Warum, Herr, sollte dein Zorn entbrennen gegen dein Volk, das du aus Ägypten geführt hast?“ Interessant ist, wie Mose hier für das Volk eintritt. In Vers 10 sagt Gott zu Mose: „Ich habe dieses Volk gesehen, es ist ein hartnäckiges Volk. Nun lass mich, dass mein Zorn gegen sie entbrenne und ich sie vernichte. Dich aber will ich zu einem großen Volk machen.“
Erstens nennt Gott es „dieses Volk“, nicht „mein Volk“, sondern einfach „dieses Volk“. Zweitens sagt Gott quasi zu Mose: „Geh mal aus dem Weg, wenn du noch da bist, kann ich nicht handeln. Lass mich jetzt machen.“ Mose sagt: „Nein, Herr!“ Er fleht und besänftigt das Angesicht des Herrn.
Er argumentiert: „Herr, es ist dein Volk! Dein Volk, das du aus Ägypten geführt hast mit großer Kraft und Stärke. Warum sollen die Ägypter so sprechen: ‚Zum Unheil hat er sie herausgeführt, um sie im Bergland zu töten‘? Kehre um von der Glut deines Zorns und lass dich des Übels gegen dein Volk gereuen.“ Er betont „dein Volk“.
„Gedenk, Herr, Abrahams, Isaaks und Israels, deiner Knechte! Denk an deine Verheißungen für dieses Volk! Gedenke Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen hast und gesagt hast: ‚Ich will euren Samen vermehren wie die Sterne des Himmels, und dieses ganze Land, von dem ich geredet habe, werde ich deinem Samen geben, dass sie es als Erbteil besitzen auf ewig.‘“
Mose argumentiert hier. Man hätte sagen können, dass wenn Gott das ganze Volk umbringt und nur Mose leben lässt, die Verheißung nicht erlischt, denn in Mose bleibt das Volk erhalten. Aber Mose macht das nicht. Er sagt: „Nein, Herr, das ist dein Volk, diese halsstarrigen Leute, und denen hast du doch versprochen, sie zu segnen. Das kannst du nicht tun.“ Er bringt die Verheißung Gottes vor und argumentiert so.
Der Herr geht darauf ein. Es reute Jahwe das Übel, von dem er gesprochen hatte. Der Herr überlegte es sich und änderte sein Vorhaben. Er ließ das Volk am Leben.
Später sehen wir Mose als Beter in Kapitel 33, das sind sehr ergreifende Kapitel. Es ist nicht von ungefähr, dass Mose zusammen mit Samuel als die größten Fürbitter genannt werden. In 2. Mose 33,12 sagt Mose zu Jahwe: „Siehe, du sprichst zu mir: Führe dieses Volk hinauf. Aber du hast mich nicht wissen lassen, wen du mit mir senden willst. Und du hast doch gesagt: ‚Ich kenne dich mit Namen‘ und du hast Gunst und Gnade gefunden in meinen Augen. Wenn ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, so lass mich deinen Weg wissen, damit ich erkenne und Gnade finde in deinen Augen. Siehe, dieses Volk ist dein Volk.“
Da sagt der Herr: „Mein Angesicht soll mitgehen, ich werde dir Ruhe geben.“ Manche Übersetzungen geben das als Frage wieder, etwa: „Soll mein Angesicht mit dir gehen und dir Ruhe verschaffen?“ (2. Mose 33,14). Elberfelder übersetzt es als Aussage: „Mein Angesicht wird mitgehen.“ Schlachter als Frage. Hier besteht Unklarheit.
Mose antwortet: „Wenn dein Angesicht nicht mitgeht, so führe uns nicht hinauf.“ Wenn du nicht selbst mitgehst, führe uns nicht hinauf. In Vers 16 fragt er: „Woran soll erkannt werden, dass ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, ich und dein Volk? Nicht daran, dass du mit uns gehst und wir ausgesondert werden, ich und ein Volk aus jedem Volk auf Erden.“
Der Herr antwortet: „Auch das, was du gesagt hast, werde ich tun, denn du hast Gnade gefunden in meinen Augen und ich kenne dich mit Namen.“ Mose bittet weiter: „Lass mich deine Herrlichkeit sehen.“ Jahwe antwortet: „Ich werde all mein Gutes vor deinem Angesicht vorübergehen lassen und den Namen Jahwes vor dir ausrufen. Ich werde begnadigen, wen ich begnadigen werde, und mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen werde.“
Wessen erbarmt er sich? Des Volkes, des halsstarrigen Volkes Israel. Hier sehen wir die tiefe und enge Vertrautheit zwischen Mose und seinem Gott. So kann man nur beten, wenn man eine ganz enge Beziehung zu Gott hat. Gott behandelt Mose wie einen Freund. Er redet mit ihm wie Freund zu Freund, von Angesicht zu Angesicht.
In Kapitel 34, Vers 8 neigt sich Mose zur Erde und huldigt: „Wenn ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, mein Herr, so ziehe bitte mit in unsere Mitte. Denn es ist ein hartnäckiges Volk. Vergib unsere Ungerechtigkeit und unsere Sünde und nimm uns an als Eigentum.“
Gott reagiert: „Siehe, ich schließe einen Bund. Vor deinem ganzen Volk will ich Wunder tun, die nicht gewirkt worden sind auf der ganzen Erde und unter allen Völkern. Das ganze Volk, in dessen Mitte du bist, soll das Werk Jahwes sehen, denn furchtgebietend ist, was ich mit dir tun werde. Beachte, was ich dir heute gebiete.“
Er schließt einen Bund mit Mose und sagt ihm, dass er die Feinde vernichten wird. In Vers 11 heißt es: „Siehe, ich werde die Amoriter, Kanaaniter, Hethiter, Peresiter und Jebusiter vor dir vertreiben. Hüte dich, dass du nicht deinen Bund schließt mit den Bewohnern des Landes, wohin du kommen wirst, damit sie nicht zum Fahrstrick werden in deiner Mitte.“
So sollst du also gänzlich ausrotten. Gott verspricht Mose die Vernichtung der Feinde. So wird die enge Beziehung zwischen Mose und seinem Gott sichtbar.
Bei Mose könnte man bleiben. Für heute Abend und morgen Abend, da Sie ja noch eine Arbeit schreiben sollten, nehmen Sie sich Zeit und wählen Sie eines dieser Gebete aus. Beschreiben Sie ein wenig sein Gebetsleben, zum Beispiel Mose, Josua, Samuel, Daniel oder David. Bei David gibt es eine große Fülle von Texten.
Beschreiben Sie sein Gebetsleben, sammeln Sie einige Stellen und arbeiten Sie das heraus. Es muss nicht lang sein, ein oder zwei Seiten, aber so, dass Sie sich ein wenig mit der Tiefe eines dieser Beter beschäftigen und Lektionen herausarbeiten, die man von diesen Leuten lernen kann. Es können auch neutestamentliche Beter sein, zum Beispiel Epaphras, Paulus oder Petrus.
Joshua
Klein G, wir haben noch ein bisschen Zeit. Joshua haben wir bereits erwähnt, aber jetzt schauen wir uns ein paar Stellen zu Joshua an.
In Joshua 7,6 sehen wir, dass Joshua als erste Reaktion, wenn es Probleme oder Schwierigkeiten gibt, sich sofort an Gott wendet. Hier erleben die Israeliten ihre erste Niederlage, als sie gegen Ai gezogen waren (Joshua 7,6). Das Herz des Volkes zerschmolz in Vers 5 am Ende wie Wasser. Joshua zerriss seine Kleider und fiel vor der Lade Jachwes auf sein Angesicht zur Erde – und das bis zum Abend. Ein ganzer Gebetstag. Er fiel auf sein Angesicht bis zum Abend, ebenso die Ältesten von Israel. Sie warfen Staub auf ihre Häupter, also waren sie nicht allein. Joshua nahm auch andere mit, und sie fasteten und beteten. Von Fasten ist zwar nicht explizit die Rede, aber es ist klar: Den ganzen Tag fielen sie vor der Lade nieder. Sie hatten kein Fest dazwischen gefeiert, denn dazu war kein Grund vorhanden.
Dann sagt Joshua: „Ach, mein Herr, Yahweh, warum hast du denn dieses Volk über den Jordan ziehen lassen?“ Er argumentiert und fragt, und Gott gibt ihm Antwort. In Vers 8 heißt es: „Bitte, mein Herr, was soll ich sagen?“ Übrigens, ich weiß nicht, wie eure Übersetzung ist, aber es gibt im Hebräischen Ausdrücke, bei denen ein Partikel an das Verb angehängt wird. Zum Beispiel „na“ – dieses Partikel findet sich auch in „Hosanna“. „Hosanna“ bedeutet „Hilf uns doch“ oder „Hilf uns bitte“. Dieses „na“ wird oft mit „doch“ übersetzt, was eine gewisse Ungeduld ausdrückt. Aber das ist keine Ungeduld, sondern eine Unterstreichung. Im Deutschen sagen wir „Bitte, Herr, hilf uns bitte!“
In Joshua 7,8 sagt er also: „Herr, was soll ich sagen, bitte!“ Viele Übersetzer übergehen das und schreiben gar nichts oder übersetzen es schwach mit „ach Herr!“. Aber das ist zu schwach. Es sollte mit „Bitte, Herr!“ übersetzt werden. Dieses „Bitte“ ist im Deutschen sehr schön, weil es eine eindringliche Bitte ausdrückt. In anderen Sprachen, zum Beispiel im Englischen, sagt man das anders, etwa „we pray“, aber das deutsche „Bitte“ hat eine besondere Bedeutung.
Manchmal steht in der Bibel ein Gebet, und es heißt „Oh, hilf uns doch“. Das klingt ungeduldig, es sollte aber „Oh, hilf uns bitte“ heißen. Hier sagt Joshua: „Bitte, mein Herr, was soll ich sagen?“ nachdem Israel vor seinen Feinden den Rücken gekehrt hat. Jetzt hören die Kanaaniter und alle Bewohner des Landes davon. Sie werden Israel umzingeln und ihre Namen von der Erde ausrotten. Joshua fragt: „Was wirst du für deinen großen Namen tun?“ Joshua hat von Mose gelernt, dass es um den großen Namen Gottes geht, und er argumentiert auch hier mit Gott.
Der Herr sagt zu ihm in Vers 10: „Steh auf, warum liegst du auf deinem Angesicht? Hör auf zu beten! Jetzt wird gehandelt.“ Dann wird der Grund genannt: Ihr müsst euch reinigen. Es ist Sünde in eurer Mitte, und ihr müsst den Bann aus eurer Mitte austilgen. Es hat also keinen Sinn, den ganzen Tag zu beten, wenn hier gehandelt werden muss, indem die Sünde bloßgelegt wird. Aber der Herr geht auf Joshua ein und hilft ihm, indem die Sünde aufgedeckt wird.
Wir dürfen auch so beten: „Herr, deck die Sünde auf! Was ist der Grund? Deck die Sünde auf!“ Es gibt Fälle, in denen man jemanden verdächtigt, aber keine Beweise hat. Dann darf man beten: „Herr, deck die Sünde auf! Mach es klar, damit wir handeln können!“ Der Herr deckt es auf. Das ist Joshua.
Eine andere Stelle haben wir gelesen in Joshua 10,12-14. Dort ist das Gebet im Tal Ajalon und im Tal Gibeon: „Sonne, steh still im Gibeon, und Mond im Tal Ajalon.“ Das ist Joshua 10,12-14. Wir hatten das gestern schon erwähnt, dass Gott auf die Stimme eines Mannes hört, auf die Stimme eines Menschen. Es gab keinen Tag wie diesen vorher und keinen Tag danach, an dem Gott so eingegriffen und auf ein Gebet so reagiert und gehandelt hat.
Diesem Gebet geht ein langer Umgang voraus. Wenn man so eine Freimütigkeit hat wie Joshua in Joshua 10, so zu beten: „Herr, stoppe die Sonne, lass sie nicht untergehen“, dann tut man das nicht einfach so. Dem geht ein langer Umgang mit Gott voraus.
Das sehen wir auch bei Joshua in 2. Mose 33,11. Ich habe den Vers schon erwähnt: „Der Diener Joshua, der Sohn Nuns, ein Jüngling, wich nicht aus dem Inneren des Zeltes.“ Er hatte gelernt, in der Gegenwart Gottes zu verharren, schon in jungen Jahren (2. Mose 33,11). Das ist die Schule des Gebets. Wie hat Joshua das Beten gelernt? Durch Beten. Man wird ein Beter, indem man betet. Es gibt keine andere Schule des Gebetes.
Die Jünger sagen: „Herr, lehre uns beten!“ Und was macht der Herr? Er sagt: „Wenn ihr betet, dann betet so“ oder „Dann betet in dieser Art.“ Er gibt ihnen also eine Anleitung zum Beten. Er sagt: „Lehre uns beten!“ Dann sagt er: „Gut, fangt an zu beten! Und wenn ihr betet, dann betet in dieser Weise.“
Hanna
Klein H, von Hanna haben wir – das ist die Hanna, die ich bereits erwähnt habe, die Mutter Samuels aus 1. Samuel 2. Die Erweckung in Israel begann mit dem Dienst Samuels. Samuel entstand als Antwort Gottes auf Gebet. Es war ein inniges und besonderes Gebet. Hanna betete nicht laut im Tempel, sondern leise. Ihre Lippen bewegten sich heftig, sodass Eli dachte, sie sei betrunken. Doch sie trug ihre Bitte intensiv vor Gott vor und tat dies nicht nur einmal. Offensichtlich war sie eine Betende.
So beginnt die Erweckung Israels letztlich mit dem Gebet einer Frau um einen Sohn. Dabei ging es ihr um die Ehre Gottes. Sie sagte: Herr, dieser Sohn soll dir gehören und dir geweiht sein. Und genau das tat sie. Gott schenkte daraufhin Erweckung in Israel, einen Aufbruch in einer Zeit, in der der Abfall groß war. Die Söhne Elis hatten schrecklich vor dem Herrn gesündigt.
In 1. Samuel 1,11 lesen wir: Sie tat ein Gelübde und sagte: „Jahwe der Heere, wenn du das Elend deiner Magd ansiehst und meiner gedenkst und deine Magd nicht vergisst und ihr einen männlichen Samen gibst, so will ich ihn Jahwe geben alle Tage seines Lebens. Kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen.“ Er sollte ein Naziräer werden, der ganz dem Dienst Gottes geweiht ist.
Es geschah, dass sie lange vor Jahwe betete – lange, nicht nur eine Minute. Was wir hier lesen, ist nur die Kurzform ihres Gebets. Oft bekommen wir in der Bibel nur die Kurzversion, nicht alles.
Das ist Hannah. Ihr Sohn wird ein Beter. Durch diesen Sohn Samuel wird David zum König gesalbt. Durch Samuel bekommt Israel seinen König. Samuel bringt David auf den Königsthron. Es geht immer wieder um die Ehre Gottes und um das Reich Gottes. Ein König soll auf dem Thron Israels sitzen, der Israel als Stellvertreter Gottes regiert. David war so ein König nach dem Herzen Gottes, und sein Sohn noch viel mehr.
Über Samuel als Person gibt es viel zu sagen. Ich denke, wir machen hier eine Pause und nehmen uns Samuel nach der Pause vor.