Einführung in die Versuchung Jesu
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 73: Das Einmaleins der Versuchung, Teil I.
Lasst uns heute mit dem Thema Versuchung weitermachen. Gestern habe ich versucht zu zeigen, dass Jesus als wahrer Mensch zwar in der Lage war zu sündigen, aber trotz aller Bemühungen des Teufels standhaft geblieben ist. Dabei waren seine Voraussetzungen alles andere als günstig.
Adam und Eva wurden in einem Garten versucht, bei Jesus war es die Wüste – und nicht nur das. Er wurde versucht, nachdem er wochenlang gefastet hatte und dadurch schwach geworden war. Einsam und hungrig stellt er sich dem Versucher gegenüber, der ihn natürlich sofort an der offensichtlichsten Stelle angreift: dem Hunger. „Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden.“
Diese Begegnung mit dem Teufel ist an sich nicht falsch. Natürlich ist sie falsch im Sinne dessen, dass der Teufel etwas Böses tut, aber sie ist nicht falsch im Hinblick auf den Auftrag, den der Herr Jesus zu erfüllen hatte. Diese Begegnung mit dem Bösen ist durchaus von Gott gewollt. Sie war nötig, so wie es im ersten Petrusbrief über unsere Versuchungen heißt, dass sie notwendig sind (1. Petrus 1,6-7):
„Darin frohlockt ihr jetzt, wenn es nötig ist, in mancherlei Versuchungen betrübt worden seid, damit die Bewährung eures Glaubens viel kostbarer erfunden wird als die des vergänglichen Goldes.“
Die Bewährung oder Echtheit des Glaubens wird also durch Versuchungen offenbart – Versuchungen, die uns traurig machen, aber notwendig sind.
Die Versuchung in der Wüste als Teil von Jesu Mission
Und so war auch die Versuchung Jesu in der Wüste kein Fehler. Es scheint sogar, dass sie genau zu diesem Zeitpunkt notwendig war.
Matthäus 4,1: Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden.
Bei Markus wird es sogar noch deutlicher formuliert: Markus 1,12: Und sogleich treibt ihn der Geist in die Wüste hinaus.
Hier wird eine besondere Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit spürbar. Der Sohn Gottes hatte seine Mission begonnen, und jetzt blieb keine Zeit zum Ausruhen. Taufe, Wüste, Versuchung – alles geschah unmittelbar nacheinander.
Eben noch hatte der Vater sich öffentlich zum Sohn bekannt und ihm zugesprochen: „Du bist mein geliebter Sohn.“ Und schon fordert der Teufel ihn heraus, genau das zu beweisen.
Matthäus 4,2: Und nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn schließlich.
Ist es nicht erstaunlich, wie nüchtern die Bibel das beschreibt? Natürlich hungerte er.
Matthäus 4,3: Da trat der Versucher zu ihm und sprach: „Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden.“
Erkenntnisse aus der Versuchung für das eigene Leben
Lasst uns an dieser Stelle zwei Dinge festhalten, die wir für unser Leben wirklich gut im Gedächtnis behalten müssen.
Erstens: Der Teufel wird dich besonders dann angreifen, wenn du schwach bist. Schwäche ist kein Zeichen dafür, dass du irgendetwas falsch gemacht hast. Jesus befand sich in der Wüste, hundertprozentig genau dort, wo ihn der Heilige Geist haben wollte. Trotzdem muss uns eines klar sein: Wenn wir uns schwach fühlen, dürfen wir uns gerade nicht gehen lassen. Ganz im Gegenteil, dann müssen wir davon ausgehen, dass der Versucher die Gelegenheit nutzen wird, um uns zu schaden.
Bitte lasst uns nicht naiv sein. Der Teufel kennt uns sehr gut und hat jahrtausendelange Erfahrung im Umgang mit Menschen. Ich sage das deshalb, weil ich erlebe, dass notvolle Zeiten – und ich denke dabei an lang anhaltende Krankheiten, gerade auch psychische Erkrankungen, Probleme mit den Kindern, Arbeitslosigkeit oder die unerfüllte Sehnsucht nach einem Ehepartner – belastende Umstände sind, die die Macht haben, Christen mürbe zu machen.
Ich habe Freunde gesehen, die anfangs noch kämpften, aber dann im Kampf gegen die Sünde irgendwann aufgegeben haben. Sie sind bitter geworden, kommen schon lange nicht mehr zum Gottesdienst und verabschieden sich Schritt für Schritt vom Glauben.
Weil das in meinem Lebensumfeld eine Realität ist, lasst uns bitte ganz nüchtern sein: Der Teufel wird notvolle Zeiten ausnutzen. Er wird warten – im Fall des Herrn Jesus vierzig Tage – und dann, wenn wir schwach sind, damit anfangen, seine Lügen zu streuen. Er wird erst damit aufhören, wenn er möglichst viel Vertrauen in Gott erschüttert und möglichst viel geistliches Leben zerstört hat.
Also Punkt eins: Der Teufel wird dich besonders dann angreifen, wenn du schwach bist.
Die Tarnung der Versuchung und ihre drei Hauptformen
Und wenn das stimmt, dann heißt das im Umkehrschluss natürlich auch, dass ich im Blick auf meine Lieblingssünden gerade dann besonders aufmerksam sein muss, wenn ich eigentlich andere Probleme habe.
Das klingt ein wenig verrückt, ich weiß, aber so ist halt das Leben. Es sind die herausfordernden Zeiten, die der Satan nutzt, um Sünde in mein Leben hineinzuschmuggeln – so wie beim Herrn Jesus. Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine Brot werden.
Das klingt doch erst einmal gar nicht so dramatisch, oder? Deshalb ein zweiter Punkt, den wir gut verstehen müssen: Versuchung ist nicht deshalb Versuchung, weil sie als eine offensichtliche Versuchung daherkommt. Eigentlich ja logisch, oder? Die Versuchung zur Sünde wird sich immer tarnen. Sie wird immer so tun, als wäre sie nicht der erste Schritt Richtung Sünde, sondern als wäre sie völlig okay.
Jesus ist in der Wüste, er ist vierzig Tage lang gehorsam. Das bedeutet für ihn, dass er vierzig Tage hungert. Am Ende der vierzig Tage, wenn Jesus nicht weiß, was der einundvierzigste Tag bringen wird, kommt der Teufel. Er spricht einen Punkt an, der so leicht im Leben von Christen zu einem wunden Punkt wird, nämlich unsere ganz normalen körperlichen Bedürfnisse.
Haben wir denn nicht ein Recht darauf, satt zu sein? Ein Recht darauf, unsere Bedürfnisse mit unseren Möglichkeiten zu stillen? Sollte Gott etwas dagegen haben, dass ich satt bin? Achte auf dich selbst, nimm deine Bedürfnisse ernst, Achtsamkeit – das sind die Slogans der Welt, in der wir leben, und der Teufel greift sie auf.
Natürlich stecken zwei fiese Ideen hinter dieser Versuchung. Erstens: Gott meint es gar nicht gut mit dir, schau nur, was er dir alles vorenthält. Zweitens: In deinem Leben ist vor allem eines wichtig – dass deine natürlichen Bedürfnisse gestillt werden.
Diese Bedürfnisse kann man grob in drei Kategorien einteilen: Versuchung Nummer eins sind körperliche Bedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlaf und Sexualität. Versuchung Nummer zwei ist das Bedürfnis nach Anerkennung, danach, jemand zu sein. Versuchung Nummer drei umfasst Reichtum und Macht.
Diese Bedürfnisse sind an sich nichts Schlechtes. Problematisch werden sie erst, wenn der Teufel sie im Rahmen einer Versuchung instrumentalisiert und uns einredet, dass die Erfüllung dieser Bedürfnisse wichtiger ist als unsere Beziehung zu Gott.
Praktische Anwendung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir eine Liste mit Freundinnen und Freunden anlegen, die gerade durch schwere Zeiten gehen und vom Teufel angefochten werden.
Tu dies, um regelmäßig für sie zu beten.
Das war's für heute. Wenn du ihn noch nicht kennst, schau doch mal auf meinem YouTube-Kanal vorbei.
Der Herr segne dich, lass seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.