Ich möchte Sie heute Abend herzlich begrüßen. Wahrscheinlich haben wir uns noch nicht gesehen, aber ich war schon einmal hier, vielleicht einige von Ihnen, bei einer Missionstagung von Aquila vor einiger Zeit. Ich danke auch für die Einladung, hierher zu kommen.
Ich soll ein paar Worte zu meiner Person sagen. Ich bin Österreicher und lebe in der Schweiz. Also erwarten Sie keinen Schweizer Dialekt, denn ich kann gar nicht so gut Schweizerdeutsch. Meine Frau ist Schweizerin, und wir sind seit einiger Zeit verheiratet, nämlich seit 26 Jahren.
Wir haben vier Kinder. Bei allen Kindern kann man nicht mehr von „Kindern“ sprechen, da sie inzwischen älter sind. Unser erstes Kind haben wir in Österreich bekommen, als es etwa 15 Monate alt war. Das zweite Kind haben wir aus Rumänien adoptiert; als sie zu uns kam, war sie eineinhalb Jahre alt. Der dritte Sohn war zwei Monate alt, als er zu uns kam – er ist Schweizer. Die vierte Tochter war zehn Jahre alt, als sie zu uns kam; sie stammt ebenfalls aus Rumänien.
Wir haben also ein buntes Gemisch von Kindern.
Ich bin oft unterwegs gewesen und auch immer noch unterwegs in den Ländern im Osten, wie Rumänien, Ungarn, Moldawien, Ukraine, Russland und Kasachstan. Der Herr hat es so geführt, dass ich seit 1997 recht viel herumkomme, auch in Österreich, Deutschland und der Schweiz.
Persönlicher Hintergrund und geistliche Prägung
Ich habe mit Herbert Janssen zusammengearbeitet – vielleicht kennen Sie ihn. Mit ihm arbeite ich schon seit fast zwanzig Jahren zusammen und bin sehr von ihm geprägt. Kennengelernt habe ich ihn auf der Akademie in Basel, wo ich studiert habe. Viele Jahre später traf ich ihn ein zweites Mal, und daraus entwickelte sich eine Zusammenarbeit.
Wir arbeiten viel mit Literatur. Herbert Janssen wurde gefragt, ob er seine Arbeit, die er am Text geleistet hatte, mit ins Grab nehmen wolle. Er hatte den griechischen Text immer wieder für sich selbst ins Deutsche übersetzt. Daraufhin machte er sich daran, eine neue Übersetzung des Neuen Testaments zu erstellen. Zunächst übersetzte er nur die Briefe des Paulus. Er fasste also zusammen, was er bereits hatte.
Ich stieß dazu, sah das Projekt und schlug vor, weiter daran zu arbeiten. Es sollten Fußnoten, Parallelstellen und die Übersetzung der Evangelien hinzukommen. So entstand das Neue Testament mit den Psalmen. Jetzt sollen auch noch die Sprüche dazukommen.
Die aktuelle Ausgabe ist die dritte Auflage des Neuen Testaments. Durch diese Arbeit habe ich erfahren, wie mühevoll es ist, eine Bibelübersetzung anzufertigen. Seitdem schätze ich es sehr, wenn ich höre, dass jemand eine Bibel übersetzt. Wir haben viele Jahre investiert, um eine möglichst genaue Übersetzung zu schaffen – mit Parallelstellen, Fußnoten und allem, was dazu gehört.
Geistlicher Werdegang und Erweckungserfahrungen
Ja, das ist ein bisschen etwas über mich. Früher habe ich in Österreich eine erweckliche Arbeit kennengelernt. Das heißt, ich kam dort zum Glauben. Ich war erst 17 Jahre alt, als ich zum Glauben kam.
Im Salzburger Land gab es damals nur wenige Christen. Doch der Herr schenkte dort eine Erweckung. Insgesamt sind zwanzig Gemeinden entstanden. Diese waren zwar nicht so groß wie hier, aber für Österreich gelten hundert Menschen als eine sehr große Gemeinde. Die Gemeinden sind dort normalerweise sehr klein.
Der Herr hat viel Gnade geschenkt, und ich durfte dort meine ersten geistlichen Schritte machen. Außerdem konnte ich mithelfen in der Arbeit, bis der Herr uns in die Schweiz führte.
Das ist eine kleine Einleitung zu mir. Ich wollte aber noch einen Vers ganz an den Anfang stellen: 2. Petrus 1,2. Es geht um das Thema, Gott kennenzulernen oder Gott besser kennenzulernen.
Wachstum in Gnade und Friede durch Erkenntnis Gottes
Petrus schreibt dort: Gnade sei euch zuteil und Friede werde euch vermehrt in Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn. Was Petrus hier sagt, ist, dass er den Christen, an die er schreibt, Gnade und Frieden wünscht. Aber er wünscht ihnen nicht einfach nur Gnade und Friede als eine Formel. Nein, er wünscht ihnen, dass Gnade und Friede vermehrt werden, also dass sie zunehmen.
Wie sollen Gnade und Friede bei den Gläubigen zunehmen? Manche sagen: Ja, wir haben ja schon Gnade, wir sind begnadigt durch Jesus Christus, und was soll jetzt noch mehr Gnade geben? Nun, Gnade haben wir als Vergebung, ja, aber wir brauchen auch jeden Tag Gnade als Kraft und als Hilfe.
Gnade heißt ja, wenn Gott uns beschenkt. Gnade kann die Gestalt von Kraft annehmen oder Befähigung. Gaben und jegliche Hilfe sind aus Gnaden, sind geschenkt. Überhaupt ist alles Gnade, was wir tun. Es ist alles ein Geschenk, was wir für den Herrn tun dürfen.
Und Petrus sagt, es soll vermehrt werden bei ihnen, und auch der Friede soll vermehrt werden. Je nach Übersetzung sagen manche: Gnade und Friede werde vermehrt, andere übersetzen: Gnade sei euch zuteil und Friede werde vermehrt. So oder so – eines ist sicher: Es soll zu einem Wachstum kommen.
Die Christen sollen zunehmen. Sie sollen heute mehr Gnade und Friede haben als gestern und morgen mehr als heute. Ich weiß nicht, ob Sie schon über diesen Vers nachgedacht haben. Aber wie soll denn die Gnade vermehrt werden? Oder wie soll denn mein Friede vermehrt werden?
Friede haben wir durch den Herrn Jesus Christus, sagt Paulus. Er ist in unser Leben gekommen, und wir haben jetzt Friede mit Gott – wunderbar. Aber nachdem wir Friede mit Gott haben, soll der Friede vermehrt werden.
Friede heißt im Hebräischen Schalom, und Schalom ist eigentlich mehr als das Wort, das wir unter Friede verstehen. Schalom bedeutet eigentlich Wohlergehen. Es bezieht sich darauf, und im Griechischen sagt man auch, dass Friede mehr bedeuten kann als einfach ein Waffenstillstand.
Friede ist, wenn es innerlich ruhig wird in unserem Herzen und wenn ich innerlich ruhen darf in Gott. Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.
Paulus sagt an vielen Stellen in seinen Briefen am Anfang, dass die Christen Friede haben sollten. Er wünscht ihnen Friede. Paulus weiß, dass ein Christ nicht immer innerlich Friede hat.
Aber wie können Friede und Gnade vermehrt werden? Das steht hier im Text: in Erkenntnis Gottes. Das heißt, indem man Gott mehr kennenlernt und Jesus Christus in der Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn.
Also werden Gnade und Friede mehr da sein, innerlich, wenn ich Jesus Christus und Gott mehr kennenlerne.
So wie Petrus den Brief begonnen hat, so schließt er ihn auch ab. In 2. Petrus 3,18, dem letzten Vers, heißt es: „Wachset aber in Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Retters, Jesu Christi.“
Petrus möchte, dass wir vorwärtskommen. Und um vorwärtszukommen, müssen wir Gott besser kennenlernen.
Die Bedeutung einer tiefen Beziehung zu Gott
Man fragt sich oft: Wie kann ich Gott besser kennenlernen? Wie kann ich die Beziehung zu Gott vertiefen?
In diesen Tagen wollen wir uns einige sehr kostbare Themen anschauen und darüber sprechen. Diese Themen sind deshalb so wertvoll, weil die Person, um die es geht, so kostbar ist. Das wichtigste Thema überhaupt ist, Gott kennenzulernen. Es gibt kein schöneres Thema, als diesen Gott, die kostbarste Person im Universum, besser zu verstehen.
Es sollte unser Wunsch sein: Herr, ich möchte eine tiefe Beziehung zu dir aufbauen.
Vor kurzer Zeit war ich auf einer Freizeit und traf dort einen älteren Bruder, den ich schon kannte. Er ist 83 Jahre alt. Wir sprachen über das Thema Beziehung. Ich merkte, dass er viel darüber weiß. Er erzählte mir von seiner Beziehung zu seiner Frau, die er verloren hatte.
Er sagte: „Ich hatte so eine Beziehung zu meiner Frau, wie es sie kein zweites Mal gibt.“ Sie war durch einen Unfall früh verstorben. Sie waren 26 Jahre verheiratet. Er hat spät geheiratet.
Er erzählte weiter: „Als ich meine Frau verlor, war das wie eine Entrückung. Sie war mit einem Schlag weg. Ich habe sie nicht mehr gesehen, nicht einmal tot. Ich durfte sie nicht anschauen, denn sie war durch den Unfall so schlimm zugerichtet. Plötzlich war sie einfach weg.“
Wir sprachen noch ein wenig über Beziehung. Er erzählte, dass er ein Traktat zu diesem Thema geschrieben hat – eigentlich für Nichtchristen. Ich habe mir dieses Traktat durchgelesen und möchte einige Gedanken daraus als Aufhänger für die heutige Botschaft verwenden.
Das heißt, ich werde einige Dinge daraus aufnehmen und mit Ihnen teilen.
Grundlegende Voraussetzungen für eine ernsthafte Beziehung
Wenn uns bewusst wird, auf welchen Elementen eine Freundschaft zwischen zwei Personen beruht, wird klar, was wichtig ist, wenn man eine völlig unbekannte Persönlichkeit nicht nur flüchtig kennenlernen möchte.
Normalerweise ist Gott für den Menschen völlig unbekannt. Doch er ist die schönste und herrlichste Persönlichkeit, die es gibt. Diesen Gott kennenzulernen – das ist das zentrale Thema der ganzen Bibel. Es geht darum, Gott kennenzulernen und eine Beziehung zu ihm zu haben.
Eine angestrebte, ernsthafte Beziehung beruht auf Freiwilligkeit, ist zeitintensiv und lebt vom Gespräch, vom regen Gedankenaustausch. Eine ernsthafte Beziehung mit einer Persönlichkeit braucht Freiwilligkeit, Zeit und Gespräch.
Ich möchte hier noch etwas vorlesen: Zwei Dinge sind für viele Menschen überraschend. Zuerst die Entdeckung, dass der Mensch nach Aussagen der Heiligen Schrift eigens dazu geschaffen wurde, über eine ganz persönliche Beziehung zum Schöpfer an dessen Glück teilzunehmen. Uns zu beglücken – das ist sein Ziel für das Leben jedes Menschen, den er geschaffen hat. Nicht weniger als das.
Zweitens erstaunt nicht wenige, dass ein persönliches Verhältnis zum Schöpfer nach denselben Spielregeln möglich ist wie eine gute Beziehung unter Menschen. Die engste Beziehung unter Menschen, die wir kennen, ist die Ehebeziehung. Und die Beziehung zum Schöpfer und die Beziehung zum Ehepartner haben sehr, sehr viel gemeinsam.
Ich möchte gerne, dass wir uns heute ein bisschen darüber Gedanken machen: Wir Menschen sind also geschaffen, um von Gott beglückt zu werden. Manche Christen haben das vergessen. Es ist gut, wenn auch Christen darüber nachdenken – neu darüber nachdenken.
Seligkeit als Ziel der Beziehung zu Gott
In Psalm 1, Vers 1 lesen wir das Wort „glückselig“. Ich weiß nicht, welche Bibelübersetzung Sie haben, vielleicht die Schlachter oder die Luther, aber bei manchen steht hier „wohl dem Menschen“. Wohl dem Menschen.
Wenn Sie jedoch das Hebräische lesen würden, sehen Sie, dass das erste Wort, das in den Psalmen steht, „glückselig“ heißt, oder noch besser übersetzt „selig“. Denn es gibt eine Steigerungsform von glücklich: glücklich, glückselig, selig. Das ist so etwas wie oberstes Glück.
Das Wort „selig“ verwenden wir im Deutschen nur ganz selten. Manchmal im Spaß, aber auch manchmal im Ernst. Wir sagen zum Beispiel: „Die Kinder, siehst du, jetzt sind sie selig“ oder „Er schläft selig“. Selig ist die höchste Form von Glück.
So beginnen die Psalmen: Glückselig, nein, selig ist der Mensch, der nicht bei den Gottlosen verweilt, sondern seine Lust hat am Wort des Herrn, am Gesetz des Herrn, und darüber nachdenkt Tag und Nacht.
Psalm 1 beginnt also mit Glückseligkeit, mit höchster Seligkeit. Und Psalm 2 endet mit diesem Wort, oder besser gesagt, nicht ganz mit dem Wort, aber im letzten Vers. In Psalm 2, Vers 12, heißt es:
„Selig sind alle, die Zuflucht nehmen bei ihm.“
In Psalm 2, Vers 12 heißt es weiter: „Küsset den Sohn, dass er nicht zürne, und ihr umkommet auf dem Wege; denn gar leicht entbrennt sein Zorn.“ Selig sind alle, die Zuflucht nehmen bei ihm. Auch hier im Hebräischen steht das Wort „selig“.
Psalm 1 beginnt also mit selig, und Psalm 2 endet mit selig. Das ist die Einleitung zu dem größten und schönsten Liederbuch, das die Hebräer, die hebräischen Menschen, hatten.
Diese Psalmen 1 und 2 sind zwei Einleitungspsalmen. Psalm 1 spricht vom Wort Gottes. Psalm 2 spricht vom Sohn Gottes. Und das sind die zwei Dinge, die der Mensch braucht, um glücklich zu sein.
Um wirklich selig zu sein, braucht der Mensch eine Beziehung zum Wort Gottes und eine Beziehung zum Sohn Gottes, bei dem er sich bergen kann.
Gott weiß warum. Gott ist ein Gott der Beziehung, und eine Beziehung lebt vom Wort, vom Sprechen. Deshalb beginnt er mit dem Wort. Er sagt: selig ist, wer über mein Wort nachdenkt und Freude daran hat, seine Lust hat am Wort des Herrn, am Gesetz.
Wir sagen „Gesetz“, aber das steht nicht so im Hebräischen. Dort heißt es „die Tora“. Und die Tora ist nicht einfach das Gesetz, sondern die Weisung des Herrn. Die Weisung – genau das Wort „Lehre“ oder „Weisung“ meint dieses Wort eigentlich.
Wenn ein Mensch eine Beziehung zu Gott haben möchte, braucht er das Wort und er braucht den Sohn, den Sohn Gottes. Bei ihm kann er Gott kennenlernen.
Gott möchte den Menschen beglücken und an seiner eigenen Glückseligkeit teilhaben lassen. Diese persönliche Beziehung zu diesem Herrn und Schöpfer läuft nach gewissen Regeln ab.
Zwölf Prinzipien für eine gelingende Beziehung
Ich möchte jetzt gerne mit Ihnen zwölf Dinge besprechen, die für eine Beziehung wichtig sind – und zwar zwölf Paare.
Das erste Wort jedes Paares beschreibt etwas, das für eine Beziehung hinderlich ist. Das zweite Wort steht jeweils für etwas, das für die Beziehung hilfreich ist.
Diese Prinzipien gelten für jede Beziehung zwischen Menschen. Vor allem aber sind sie wichtig für die Beziehung mit Gott.
Also: Hinderliches und Hilfreiches.
1. Druck und Freiwilligkeit
Erstens: Druck ist hinderlich für eine Beziehung. Fremdbeeinflussung ist ebenfalls hinderlich für eine Beziehung. Das, was fördert und hilfreich ist, ist Freiwilligkeit. Gott weiß das, und wir wissen es auch.
Wir wissen, dass wir auf Druck keine wirkliche Beziehung mit jemandem herstellen können. Wenn ich mich jedoch freiwillig für einen Menschen entscheide, dann kann ich eine Beziehung beginnen. Diese wird echt und schön.
Der Schöpfer möchte uns unvorstellbar glücklich machen. Den letzten Schritt tun jedoch nicht er, sondern wir. Er bereitet alles vor, um uns glücklich zu machen. Aber den letzten Schritt macht nicht er. Er steht vor der Tür und klopft oder ruft, so wie man das früher gemacht hat, als es noch keine Klingel gab – man hat einfach draußen vor der Tür gerufen. Er steht draußen vor der Tür, klopft und ruft, aber er drängt sich nicht auf.
Wissen Sie, was ein chinesischer Christ einmal gesagt hat? Er berichtete, dass er sich aufgrund von Lukas 24,28 zu Jesus Christus bekehrt hat. Was steht dort? Der Herr Jesus ging mit den Emmausjüngern bis zu dem Dorf, wo sie wohnten. Als sie dort ankamen, tat er so, als wolle er weitergehen. Er hat sich nicht aufgedrängt und nicht gefragt: „Kann ich nicht bei euch übernachten?“ Nein, er wartete, bis sie selbst sagten: „Ach komm, bleib doch bei uns, es ist schon Abend geworden. Der Tag hat sich geneigt, komm!“
Der Herr hat sich nicht aufgedrängt. Das ist die Art Gottes. Dieses Verhalten hat diesen jungen Menschen so überwältigt, dass er sagte: „Diesen Jesus Christus, dem möchte ich dienen, dem möchte ich gehören.“ Er drängt sich nicht auf, sondern wartet auf eine Beziehung.
Wie tief die Beziehung zu dem Herrn Jesus sein wird, das bestimmen Sie. Das bestimmt nicht er. Ich spreche jetzt zu Christen. Wenn Sie nicht Christ sind, dürfen Sie sich auch angesprochen fühlen, aber in erster Linie spreche ich zu Christen: Wie tief unsere Beziehung zu dem Herrn Jesus wird, bestimmen wir, nicht er. Die Tür ist von seiner Seite her ganz offen. Oder, wenn ich das andere Bild nehme: Er wartet darauf, dass man sich ihm öffnet.
Also: Druck und Freiwilligkeit. Freiwilligkeit ist von höchstem Wert für eine gute Beziehung. Manche Christen haben das nicht verstanden. Es gibt junge Christen, für die war das Christentum immer Zwang. Die Eltern sagten: „Ich muss.“ In der Kirche wurde gepredigt: „Ich muss.“ Und sie haben keine Beziehung zu Jesus Christus.
Sie sitzen jahrelang in der Versammlung, aber haben keine Freude in ihrer Beziehung und vielleicht gar keine wirkliche Beziehung zu dem Herrn. Für sie ist Beten ein Muss. Wie kann Beten ein Muss sein? Mit diesem herrlichen Schöpfer zu sprechen, kann doch niemals ein Muss sein. Das ist ein Bedürfnis. Und wenn ich das nicht habe, dann habe ich Gott noch nicht wirklich verstanden.
2. Vorurteil und Unbefangenheit
Zweitens: Vorurteile sind hinderlich, während Unbefangenheit hilfreich ist.
Vorurteile erschweren eine Beziehung. Wenn man sich von Anfang an ein Urteil über eine Person bildet, die man noch gar nicht kennt, behindert das den Aufbau einer Beziehung.
Auf der anderen Seite steht die Unbefangenheit. Das bedeutet Offenheit und ein positiver Vorsprung im Denken. Man sagt: „Ich kenne diese Person nicht, aber ich bin offen.“
Normalerweise sind wir Menschen so geschaffen, dass wir, wenn wir neue Leute kennenlernen – Menschen, die uns vielleicht noch nie gesehen haben –, ihnen zunächst einen positiven Vorsprung gewähren. Wenn wir uns treffen und begrüßen, geben sie uns in der Regel zuerst Vertrauen.
Sie werden nicht sofort sagen: „Nein, aus der Schweiz kann nichts Gutes kommen.“ So etwas sagen die meisten nicht, es sei denn, sie haben im Leben so viel Schlechtes erlebt, dass sie niemandem mehr vertrauen.
Es gibt Menschen, die Schreckliches erlebt haben und deshalb niemandem mehr vertrauen. Doch normalerweise, wenn man ein gesunder, normaler Mensch ist und in einem normalen Umfeld aufgewachsen ist, hat man einen Vertrauensvorschuss gegenüber Menschen, die man noch nicht kennt. Man schaut sich diese Menschen einfach an und lernt sie kennen.
Genauso verhält es sich bei der Beziehung zu Gott.
3. Misstrauen und Vertrauen
Drittens: Misstrauen ist hinderlich, Vertrauen hingegen ist hilfreich.
Was hat der Satan bei Eva bewirkt? Gott hat Adam und Eva geschaffen, sie in den Garten gesetzt und ihnen alles geschenkt. Dort stellte er einen Baum hin und sagte, dass dieser Baum der Prüfbaum sei, an dem er ihre Liebe prüfen möchte. So hat er es nicht direkt gesagt, aber das war der Gedanke dahinter. Er sagte: „Von dem Baum sollt ihr nicht essen, vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen.“ Das sollten sie nicht tun. Ansonsten hat er sie jedoch nur mit Geschenken überhäuft – alles war ein Geschenk. Adam und Eva hatten eine gute Meinung von Gott, der ihnen alles schenkte.
Aber dann kommt der Satan und sät einen Gedanken in Eva: Misstrauen. Er flüstert, dass Gott es gar nicht gut mit ihnen meint. Deshalb sollen sie nicht vom Baum essen. „Da siehst du, was das für ein Gott ist.“ So kommt zum ersten Mal Misstrauen in das Denken der Menschen.
Wenn Gott mit dem Menschen eine Beziehung beginnt, zeigt er ihm: „Du kannst mir vertrauen.“ Wenn man die Bibel liest, merkt man das an vielen Stellen. Die Bibel ist an vielen Stellen eine Werbung für Gott: „Vertraue mir, vertraue mir!“
Abraham zum Beispiel hat Gott herausgerufen und ihm eine Verheißung gegeben. Abraham musste eins lernen: Vertraue Gott, vertraue ihm noch mehr, vertraue ihm noch mehr. Er musste seine Lektionen durchmachen, seine Schule absolvieren, das ist klar. Aber er hat gelernt. Er kam an den Punkt, an dem er Gott so sehr vertraute, dass er sogar dann gehorchte, als Gott ihm einen Befehl gab, den er wirklich nicht verstand: „Opfere deinen Sohn auf dem Berg Moria.“
Wer will uns Menschen dahin bringen, dass wir lernen, ihm zu vertrauen? Eine Beziehung, auch unter Menschen, beginnt eigentlich mit Vertrauen. Man sagt, der Schlüssel zu einer Beziehung ist das Vertrauen.
Hier sind Menschen, die verheiratet sind. Wenn ich sie frage, wie die Beziehung zu ihrem Mann oder ihrer Frau begonnen hat, erzählen sie oft, dass sie diesem Menschen immer mehr vertraut haben. So sind sie zu der Beziehung gekommen, in der sie heute stehen – durch Vertrauen.
Bei Gott ist es genauso. Der Schlüssel zur Beziehung zu Gott ist Vertrauen. Die Bibel nennt das Glauben: Glauben in seine guten Charaktereigenschaften und in seine guten Verheißungen.
Lesen Sie mit mir Psalm 25, Vers 14: Da gehen wahrscheinlich die Übersetzungen etwas auseinander, aber mich interessiert, was in Ihrer Übersetzung steht.
Psalm 25, Vers 14: „Die Vertrautheit des Herrn ist für die, die ihn fürchten, und ist dazu da, seinen Bund sie kennen zu lassen.“
Der erste Teil lautet: „Die Vertrautheit des Herrn ist für die, die ihn fürchten.“ In der Fußnote steht bei mir: „Der vertraute Umgang des Herrn ist mit denen, die ihn fürchten“ oder „die vertraute Mitteilung des Herrn ist für die, die ihn fürchten.“ Steht es bei Ihnen ähnlich?
Das sind die Geheimnisse – keine Fußnote. In der Elberfelder Übersetzung steht „der vertraute Umgang“. Das ist gut. Der Herr ist demjenigen Freund, der ihn fürchtet. Das ist sehr gut.
Es geht hier um das Wort Vertrauen, das hier drinsteckt. Eine vertraute Mitteilung ist etwas, was man nur einem Freund sagt. Der Herr zieht ins Vertrauen, die ihn fürchten.
In Jakobus 1, Vers 5 lesen wir: „Wenn jemand Weisheit mangelt, bitte er sie von Gott.“
Jakobus 1, Vers 5: „Wenn jemand unter euch an Weisheit mangelt, erbitte er sie von Gott, der allen mit Einfalt gibt und nicht Vorwürfe macht.“
Wenn man zu Gott kommt und ihn bittet, darf man wissen: Ich komme zu einem Gott, der mir keine Vorwürfe macht. Wenn ich zu ihm sage: „Ach Herr, ich bin so töricht, ich brauche Weisheit“, dann sagt der Herr nicht: „Mensch, bist du töricht!“ Nein, er macht keine Vorwürfe. Er kommt mit seiner Hilfe und sagt: „Ich weiß, dass du mich brauchst, ich gebe dir die Weisheit.“
Gott gibt mit Einfalt, das heißt ohne Hintergedanken. Gott ist nicht so, dass er sagt: „Dem Thomas habe ich schon einmal früher etwas gegeben, er hat gebetet und es missbraucht, dem gebe ich es nicht mehr.“ Nein, das macht er nicht. Er gibt in seiner Liebe weiterhin. Er gibt und gibt – das ist seine Art.
Das heißt, er selbst gibt einen positiven Vorschuss und setzt ein gewisses Vertrauen in uns. Deshalb hat er uns das Wort Gottes anvertraut, damit wir es weitergeben.
4. Gleichgültigkeit und Interesse
Fünftens, nein viertens – wir sind bei viertens: Hinderlich ist Gleichgültigkeit.
Was eine Beziehung behindert, was hinderlich für sie ist, ist die Gleichgültigkeit. Was hingegen hilfreich für eine Beziehung ist, ist Interesse. Wenn der andere Interesse zeigt, fördert das meine Beziehung. Und wenn ich Interesse am anderen zeige, stärkt das ebenfalls die Beziehung.
Wenn ich mich jedoch nicht interessiere, wenn ich dem anderen gegenüber gleichgültig bin, wird keine Beziehung entstehen. Wenn der andere für mich wie Luft ist, entsteht keine Beziehung.
In Sprüche 28,9 lesen wir: „Wer sein Ohr abwendet vom Hören auf die Tora, auf die Weisung, dessen Gebet sogar ist ein Gräuel.“ Hier sagt Gott: Wenn jemand mir gegenüber gleichgültig ist und nicht hören will, was ich ihm sage und zu sagen habe – meinst du, dass ich dann zuhöre, was du sagst?
Wenn du nicht hören willst, was ich sage, wenn du mir gegenüber gleichgültig bist, wie kannst du dann erwarten, dass ich mich für dich interessiere? Nun, Gott interessiert sich trotzdem für uns. Aber es entsteht keine Beziehung.
Wenn jemand nicht hinhört zum Wort Gottes, dann wird keine Beziehung entstehen. Das gilt auch in der Ehe: Wenn man kein echtes Interesse mehr am Ehepartner zeigt, dann wird die Beziehung sterben.
5. Respektlosigkeit und Wertschätzung
Fünftens: Was einer Beziehung schadet, ist Respektlosigkeit. Was einer Beziehung hingegen hilft, ist Wertschätzung und Achtung.
In Sprüche 15,29 heißt es: „Jahwe ist fern von den Gottlosen, aber das Gebet der Gerechten hört er.“ Im Hebräischen steht hier nicht das Wort „Gottlose“ oder „Gottlosen“. Stattdessen wird ein Wort verwendet, das man entweder mit „Frevler“ oder „Ehrfurchtslose“ übersetzen kann. Es geht also um Respektlosigkeit.
Diese Menschen haben nicht unbedingt keinen Glauben an Gott. Oft sind sie sehr fromm, doch sie zeigen keinen Respekt vor Gott. Sie haben keine Achtung und freveln gegen ihn. Das ist die Bedeutung des hebräischen Wortes an dieser Stelle. Ehrfurchtslosigkeit und Respektlosigkeit zerstören eine Beziehung. Sie sind hinderlich und nicht hilfreich.
Auf der anderen Seite steht die Wertschätzung. Das haben wir gerade in Psalm 25,14 gelesen: „Die vertraute Mitteilung des Herrn ist für die, die ihn fürchten.“ Hier bedeutet „fürchten“ im Sinne von Wertschätzung, nicht im Sinne von Angst.
Der Zusammenhang macht das deutlich. Angst hat mit Dunkelheit und Ungewissheit zu tun. Bei Gott gibt es keine Dunkelheit oder Ungewissheit. Gott ist nicht jemand, der in der Dunkelheit lauert und uns etwas Böses antun möchte. Wenn das so wäre, müssten wir Angst vor ihm haben. Aber wir haben Furcht vor ihm, und Furcht ist etwas anderes als Angst.
Im Hebräischen und Griechischen wird hier dasselbe Wort verwendet. Im Deutschen brauchen wir zwei unterschiedliche Wörter, um den Unterschied auszudrücken. Je nach Zusammenhang muss man sie unterscheiden. Doch wenn von Gott die Rede ist, geht es nicht um Angst, sondern um Furcht.
Das kann man mit der Beziehung zwischen Kindern und Eltern vergleichen. Kinder wissen, dass sie von ihren Eltern geliebt werden, aber sie fürchten sie auch. Wenn sie keine Furcht hätten, würden sie ungehorsam sein. Die Kinder kennen die Konsequenzen ihres Handelns. Sie haben keine Angst vor den Eltern, aber sie respektieren und fürchten sie.
In der Ehe ist das ähnlich. In Epheser 5,33 heißt es: „So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie sich selbst, und die Frauen sollen Ehrfurcht vor ihren Männern haben.“ Das wird oft mit „Furcht haben“ übersetzt, was hier den Sinn von Ehrfurcht ausdrückt.
Die Frau hat Ehrfurcht vor dem Mann, der sie liebt, und respektiert ihn zutiefst. Achtung und Wertschätzung lassen eine Beziehung erblühen. Wenn der andere merkt, dass er respektiert wird – zum Beispiel, wenn man ihn ernst nimmt, keine dummen Witze über das, was er sagt, macht und ihn voll und ganz annimmt – dann fördert das die Beziehung zwischen Menschen.
Genauso ist es mit Gott. Wertschätzung und Respekt sind grundlegend für eine gute Beziehung zu ihm.
6. Selbstsucht und Selbstlosigkeit
Sechstens – nein, sechstens, Entschuldigung – sechstens: Selbstsucht ist hinderlich für eine Beziehung, während Selbstlosigkeit hilfreich ist. Geben ist seliger als Nehmen. Das weiß man in der Ehe, in anderen Beziehungen und Freundschaften, und ebenso in der Beziehung zu Gott.
Es geht darum: Wenn eine Beziehung enger werden soll, dann muss ich jemand sein, der gibt, und nicht jemand, der erwartet. Wenn ich vom anderen nur erwarte, was er alles für mich tun sollte, wird die Beziehung nicht gefördert. Wenn ich aber für den anderen gebe und mich dafür interessiere, dass es ihm gut geht, dann wird das die Beziehung sehr stärken.
Das gilt auch für die Beziehung zu Gott. Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass der Herr Jesus auch etwas gern von uns haben möchte? Dass er Freude an unserer Beziehung haben möchte? Dass er am Morgen wartet, wenn wir so hastig an seinem Zimmer vorbeihuschen, wo er wartet? Dort, wo man normalerweise mit ihm die Bibel gelesen hätte und Zeit mit ihm verbracht hätte? Er hat sich auf die Zeit der Gemeinschaft mit uns gefreut.
Genau so ist es. Warum sagt er mit Schmerz zu der Gemeinde in Ephesus in Offenbarung 2, dass er etwas gegen sie hat? „Ich habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlassen hast. Du hast meine Liebe in Anspruch genommen, aber du hast die Liebe zu mir verlassen.“
Eine Beziehung wird durch Selbstlosigkeit im ganzen Wesen gefördert – auch in der Ehe ist das so. Wenn ich will, dass meine Ehe aufblüht, dann muss ich mich in selbstloser Weise um meinen Ehepartner kümmern, sodass es ihm gut geht. Dann wird die Beziehung aufblühen.
Wenn ich aber nur erwarte, erwarte und erwarte, wird sich die Beziehung nicht verbessern. Das wird eher hinderlich sein. Wenn ich für mich etwas haben möchte und den anderen missbrauche oder für mich gebrauche, dann ist das keine Liebe. In der Welt sagt man oft: „Ich liebe dich“, meint aber eigentlich: „Ich liebe mich und dazu brauche ich dich.“ Das ist eine falsche Vorstellung von Liebe.
Machen wir an diesem Punkt eine Pause, damit wir noch genug Kraft für den zweiten Teil haben.