Einführung in den Auftrag Jesu
Wir haben als Predigttext aus der Aussendungsrede Jesu Matthäus 10, Verse 7 bis 15:
„Geht aber hin und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.
Kranke heilt, Tote erweckt, Aussätzige reinigt, treibt böse Geister aus.
Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch.
Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Tasche für die Reise, nicht zwei Röcke, keine Schuhe und keinen Stock. Denn der Arbeiter ist seiner Speise wert.
Wenn ihr aber in eine Stadt oder in ein Dorf geht, erkundigt euch, ob jemand darin ist, der es wert ist. Bleibt dann bei diesem, bis ihr von dort weiterzieht.
Wenn ihr in ein Haus kommt, so grüßt es. Wenn das Haus es wert ist, wird euer Friede auf es kommen. Ist es aber nicht wert, wird euer Friede zu euch zurückkehren.
Wenn euch jemand nicht aufnehmen will und eure Worte nicht hören will, so geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. Wahrlich, ich sage euch: Am Tag des Gerichts wird es dem Land von Sodom und Gomorra erträglicher gehen als jener Stadt.“
Herr, präge du uns dein Wort selbst ein.
Eine der schönsten Gaben, die uns unser Herr gibt, ist die Gemeinschaft. Es ist eine Freude, dass wir heute Morgen so zusammenkommen dürfen, hier in dieser Kirche. Ich hoffe und wünsche, dass es Ihnen ebenso geht, mit anderen Christen zusammenzukommen, zu singen, zu loben und zu beten.
Der Auftrag zum Aufbruch in die Welt
Nun geschieht etwas Unerwartetes: Wir erhalten heute ein Wort unseres Herrn, der sagt: Geht! Er ruft uns also hier auf, uns jetzt wieder zu trennen und hinaus in die Welt zu gehen. Das gehört tatsächlich ganz eng zusammen.
Er hat uns diesen Auftrag gegeben, dass wir uns hier als Versammlung wieder auflösen. Das ist nicht bloß ein schmerzlicher Schluss am Ende, so nach dem Motto: „Jetzt wäre diese Stunde auch wieder vorbei am Sonntagmorgen.“ Vielmehr ist es der Wille Jesu, dass er seine Jünger als Kreis auch wieder sprengen kann und sagt: Geht hinaus in die Welt!
Mich hat das bei der Vorbereitung natürlich ein wenig umgetrieben, weil ich weiß, dass jetzt einige unter uns sitzen, die mich in den letzten Wochen mehrfach darauf angesprochen haben. Sie fragten: Warum kommt denn unser Besuchsdienst nicht zusammen? Was ist da falsch gelaufen? Wenn das Drängen aus der Gemeinde kommt – wir wollen doch Besuche machen, in den Häusern hin und her.
Und die, die das gesagt haben, haben Recht. Denn es gibt keine Entschuldigung dafür, zu sagen: Wir hatten gerade ein paar andere Dinge in der Gemeinde, und wir wollten nicht alles miteinander tun. Das ist ein so klarer Befehl Jesu: Geht hin! Aber nicht nur, um Besuche zu machen, sondern viel weitergehend.
Das, was wir jetzt in den nächsten sechs Tagen treiben und tun, soll ja nicht nur unser Privatvergnügen sein. Es soll im Namen Jesu begonnen werden. So ist unser Gottesdienst dann nur die Einstimmung, die Einübung in diese Aufgaben, die wir wahrnehmen – ob wir in der Familie ein Amt haben oder einsam durchs Leben gehen, ob wir in einem Freundeskreis zusammenkommen, ob wir Berufsaufgaben haben oder Pflichten an der Welt.
Unser Herr hat seine Jünger genommen, damit sie in dieser Welt einen Dienst tun. Es ist unverzeihlich, ja sogar eine böse Sache, wenn es Christen gibt, die diesem Dienst in der Welt keine große Verheißung mehr geben können, weil sie sagen: Das ist doch alles schon längst entschieden, wie die Welt ist.
Die lebendige Bewegung der Christenheit
Unser Herr möchte, dass seine Jünger in die Welt hinausgehen und dort Dienst tun. Sie sollen durch die Straßen und Dörfer ziehen. Das war die große, reiche Eigenart der Christenheit, wo sie gewachsen ist. Dort war sie eine bewegliche und lebendige Christenschar, die hinauszog.
Dies war auch ein Kennzeichen einer lebendigen Gemeinde. Junge Menschen ließen sich rufen, in den Missionsdienst zu gehen, und sagten: „Ich will mit meiner Jugendkraft noch etwas in der Weite der Welt bewirken.“
Ich danke Ihnen auch, dass Sie immer mitgegangen sind, wenn wir in unseren Gottesdiensten den Blick weit hinaus in die Welt richteten, um etwas von den Bewegungen der Christenheit zu hören.
Es hat mich in meinem Studium in Heidelberg tief berührt, als ich in einer Vorlesung über Missionswissenschaften hörte, dass es in Korea für Christen selbstverständlich ist, im Urlaub ihren Rucksack zu nehmen und vier Wochen durch die Dörfer ihres Landes zu ziehen – um zu missionieren.
Wenn wir heute hören, dass sich die Christen in Korea in wenigen Jahren verdoppelt haben, dann liegt das daran, dass sie dieses Wort Jesu ernst genommen haben. Darauf liegt eine Planung unseres Herrn.
Wenn wir uns an die Weisungen Jesu halten, ihm gehorsam werden und ihm folgen, dann muss etwas daraus entstehen. Der Herr will uns auf diese Weise segnen.
Ich halte nicht viel von allen großen Plänen der Kirchenreform, wenn sie nicht mit den Planungen Jesu übereinstimmen. Denn darauf liegt Verheißung und Segen.
Drei zentrale Aspekte des Auftrags Jesu
In diesem Abschnitt sind viele Dinge enthalten. Ich möchte mich jedoch wieder auf drei beschränken.
Ich will nur drei Dinge herausgreifen, die mir wichtig sind.
Das erste ist: Ihr habt etwas zu sagen.
1. Ihr habt etwas zu sagen
Die Worte Jesu sind eigenartig. Sie treffen uns oft mitten in eine Wunde. Deshalb ist es wichtig, dass wir in der Predigt auch diese Wunde wiederfinden, die bei uns berührt wird.
Jesus sagt: Ihr habt etwas zu sagen. Doch genau das ist bei uns oft umgekehrt. Viele von uns sind verlegen, wenn es darum geht, über Glaubensdinge zu sprechen. Wir haben wenig zu sagen, wenn es um unseren Glauben geht. Zum einen liegt das an der Scheu, dass wir uns voreinander verstecken und nicht über unsere innersten Gedanken reden wollen. Zum anderen fällt es uns schwer, uns mit anderen über unseren Glauben auszutauschen.
Wir können über Kirche, Steuern oder andere Dinge reden, auch über Menschen in der Gemeinde. Aber das Evangelium zu sagen, fällt uns schwer. Wenn Sie jetzt einen Zettel vor sich hätten und ich Sie bitten würde, darauf zu schreiben, was Ihnen am Evangelium wichtig ist: Was würden Sie einem Freund oder Kollegen sagen, wenn Sie ihn zu einem Gottesdienst, einer Bibelstunde oder Gemeinschaft einladen? Warum sind Sie Christ? Können Sie das in wenigen Worten ausdrücken?
Jesus sagt: Ihr habt etwas zu sagen. Doch normalerweise fällt es uns sehr schwer. Dann sagen wir: „Ach, ich will lieber keine Worte machen.“ Oder: „Worte sind doch nichts, sie sind so billig.“ Das mag manchmal stimmen, aber oft ist das nur eine Ausrede, weil wir die Worte nicht haben.
Es muss doch möglich sein, einem Kranken in seiner großen Not ein Wort des Glaubens zu sagen. Muss das denn billig sein? Es muss möglich sein, einem gleichgültigen Menschen heute das Wort zu sagen. Jesus sagt: Ihr habt etwas zu sagen. Was denn? Geht, predigt und sprecht!
Das war die erste Anweisung Jesu: Geht, predigt und sprecht! Ihr habt etwas zu sagen, und diese Menschen warten darauf, dass ihr den Mund aufmacht und über unsere Sache redet.
Was haben wir denn zu sagen? Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Der Augenblick, in dem Gott in diese Welt eingreift, ist jetzt da. Wenn wir heute Menschen ansprechen, müssen wir ihnen diesen Satz sagen: Der Herr ist da.
Wenn wir an ein Krankenbett treten – nehmen wir diese alltägliche Situation – wollen wir doch keine Sprüchlein sagen. Wir wollen einem Menschen, der unter Schmerzen fast vergeht, zusprechen: Du bist jetzt in den Händen des Meisters. Hier, in dieser Krankenstube, ist das Himmelreich da, die Herrschaft unseres ewigen Herrn, der dich prägen und formen will.
Wenn jemand sein Herz ausschüttet und uns klagt, wie schwer er es im Beruf oder mit den Mitmenschen hat, dann gilt Jesu Wort: Geht, predigt und sprecht, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!
Wir reden nicht von Kirchen oder Menschen, sondern von Jesus, der jetzt anfängt, mit solchen Menschen zu arbeiten. Er will ihnen Zeichen seiner Königsherrschaft zeigen und spüren lassen.
Das Wort „verkündigen“ klingt oft nach schwarzem Talar und Bäffchen. Im Griechischen war es jedoch ganz anders gemeint: in der Öffentlichkeit weitersagen, etwas bekannt machen, was man in die Zeitung bringt, unter das Volk bringt, publiziert.
Publiziert doch, dass das Himmelreich nahe herbeigekommen ist! Man muss nicht über Gott reden, als ob er irgendwo fern thront. Verkündet den Menschen, dass die Jesusherrschaft angebrochen ist – mitten in unserer Zeit. Das ist eine aufregende Sache.
Wir sollten nie mehr sagen: „Ich will keine Worte machen.“ Denn Worte sind entscheidend. Redet nicht nur über Traditionen, sondern über die Gegenwart Jesu, der heute unter Menschen wirken will.
Wenn wir unsere Zeitgenossen einschätzen, dann leiden sie, wie wir auch, unter einer allgemeinen Religiosität. Man weiß etwas von Gott, man will Gott nicht bestreiten, man ahnt etwas von ihm. Aber man hat noch nie erfahren, dass er wirklich lebt, dass er heute mein Leben verändern kann, dass ich heute in ein persönliches Verhältnis zu ihm treten kann.
Das meint Jesus, wenn er den Befehl gibt: Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt böse Geister aus!
Ihr habt in eurem Wort, das ihr bringt, in eurem Zeugnis, das ihr sagt, die große Vollmacht, dass das geschieht.
Kann ich Sie beim Wort nehmen, dass das nicht an eine Ordination gebunden ist? Sonst würde ich Sie jetzt alle ordinieren und hinausschicken, Ihnen diesen Auftrag geben.
Unter Ihrem Reden, unter Ihrem Glaubenszeugnis geschieht das, wenn Sie mühselige, beladene, verzweifelte, traurige Menschen aufrichten. Nicht nur, weil Sie sagen „es wird alles besser“. Woher wissen sie das? Sagen Sie doch ein Zeugnis von Jesus, dem Herrn, den man erfahren kann.
Sagen Sie ein Wort von der vergebenen Schuld, von dem neuen Verhältnis, das man mit Jesus haben kann, von der Führung unter seinem Befehl und in seinem Willen. Und in dem Augenblick geschieht es, dass Kranke gesund werden.
Wir denken oft, das sei nur innerlich von Jesus bewirkt. Aber wer weiß, wie schlimm die seelischen Verkrampfungen und Traurigkeiten sind, die Menschen belasten?
Da ist kein Unterschied, ob ich zu einem körperlich Kranken oder zu einem tief betrübten Menschen ein Wort des Zuspruchs spreche und sage: „Daher will ich dich jetzt in dieser Zeit aufrichten, stärken und trösten.“ Das geschieht.
Dass böse Geister weichen, dass man dem Teufel mitten in dieser Welt das Land streitig machen kann und Menschen aus der Herrschaft der Finsternis herausreißt – das geschieht in unseren Tagen, wenn wir sein Wort verkünden.
Geht! Aber das Erste, was Jesus sagt: Ihr habt etwas zu sagen. Das Zweite: Denkt nicht an euch.
2. Denkt nicht an euch
Ich spüre bei mir immer wieder die Versuchung, dem Evangelium einen besonderen Nachdruck verleihen zu wollen. Gleichzeitig denke ich oft, dass es billig klingt, einfach ein Bibelwort zu zitieren. Wir haben das schon erlebt, dass es so billig klang.
Die größte Lektion in meinem Leben erlebte ich bei meinem ersten Krankenbesuch im Krankenhaus in Tuttlingen, am Sterbebett eines jungen Mannes. Ich dachte, ich wolle mit meinen eigenen Worten etwas sagen. Doch gerade bei diesem ablehnenden, hartgesottenen jungen Menschen erreichte ein ganz einfaches Bibelwort, das unter Zittern und Angst gesprochen wurde, sein Herz. So fand er zu einem lebendigen Glauben an Jesus Christus.
Es ist nicht falsch, eigene Worte zu verwenden. Wir sollten uns immer wieder überlegen, wie wir den Menschen unserer Zeit gerecht werden. Aber wenn wir meinen, dem Wort Gottes noch einen besonderen Glanz verleihen zu müssen, dann ist das falsch. Wir können das Evangelium unseres Gottes nicht attraktiver machen.
Wie oft schleicht sich bei uns allen das Missverständnis ein, als müssten wir gerade im zwanzigsten Jahrhundert dieses etwas verstaubte Evangelium wieder auf Vordermann bringen. Wir meinen, wir müssten vor unseren Zeitgenossen sagen: „Ein bisschen müsst ihr auch noch an die Bibel glauben, es gehört ja auch noch zum Christentum dazu.“ So, als ob das das Unwichtige wäre, das wir zurückdrängen müssten.
Das Große, das wir zu verkündigen haben, sind die großen Taten unseres Gottes und sein Wort, das er uns verkündet hat. Wir dürfen es mit unseren eigenen Worten, modernen Übersetzungen und selbst Erlebtem weitergeben. Aber nicht so, dass wir dem Evangelium einen besonderen Glanz verleihen könnten.
Ich bin immer wieder erschrocken, wenn Menschen sagen, sie wollten durch ihren Lebenswandel glänzen. Nicht nur, weil ich Zweifel habe, ob diese Menschen wirklich glänzen. Denn das, was unsere Zeitgenossen von uns sehen, sind oft die schmutzigen Seiten.
Es ist richtig, dass wir das auch im Leben verwirklichen müssen. Aber leider reift kein Christ so sehr, dass er wie eine Plakatsäule durch die Straßen gehen kann und die Leute sagen: „Da ist doch noch ein Heiliger unter uns.“ Welch eine Einbildung!
Wir können nicht sagen: „Ich will kein Wort sagen.“ Gerade unseren Mitmenschen müssen wir sagen: „Ärgert euch nicht an mir, ich bin einer, der täglich von der Vergebung Jesu lebt.“ Wie befreiend ist es, dass uns Jesus dieser Schwärmerei wehrt!
Auch bei den damals Ausgesandten war ein Judas dabei, und Jesus hat ihn trotzdem gesandt. Er hätte doch wissen können, wie dieser später an seiner Berufung scheitert. Und Jesus sendet ihn trotzdem. Ein Petrus war dabei, der später kläglich versagte, und Jesus sendet ihn ebenfalls.
Wie gut ist das für uns alle: Wir müssen nicht erst im Glauben wachsen oder bewährter werden, bevor Jesus uns als Zeugen in die Welt nimmt. Vom ersten Augenblick an sagt er: „Predigt, sprecht, geht!“ Denkt nicht an euch und nicht daran, erst noch etwas erledigen zu müssen, bevor er euch gebraucht.
Wir reden ja nicht von uns, sondern von ihm. Das Wichtigste ist, dass wir von uns wegweisen und sagen: „Das darf ich dir bezeugen, das kannst du erfahren, so wie ich es in meiner Schwachheit und Ohnmacht selbst erlebt habe.“ Es ist uns wichtig, dass durch unseren Dienst Jesus groß wird.
Wir sollen nicht unseren Lebensstil oder unsere Eigenarten predigen, sondern unseren Herrn. Ludwig Hofacker hat das in seiner ihm eigenen Sprache in einem bekannten Brief an die Kandidaten im Basler Missionshaus sehr deutlich ausgedrückt. Viele kennen diesen Brief. Ich möchte ihn an dieser Stelle einmal lesen:
„Dass wir Diener bleiben und nicht Herren werden sollen. Und dass wir immer wissen: In all dem Dienst, den wir tun, stehen wir unter dem Wunder, dass der Herr uns überhaupt annimmt. Nicht wir verleihen ihm Glanz, sondern es ist ein Wunder, dass der Herr sich unserer nicht schämt und sich unserem Dienst gefällt.
Werdet in eurem Missionsdienst keine Herren und Herrlein, sondern Knechte. Denn auch Christus war ein Knecht. Ich weiß, ihr habt die Versuchung, Herren zu werden, aber keine Herren. Das steht jedem schlecht, besonders aber einem Knecht Jesu Christi.
Spaltet Holz, fegt aus, wascht einander die Füße! Wer es am besten kann, der ist der Größte. Ihr seid keine Studenten, sondern arme, einfältige Brüder, die durch Einfalt und Glauben siegen müssen.
Lernt unbedingt Gehorsam gegen eure Oberen, soweit es mit Gottes Gebot übereinstimmt. Richtet nicht über sie, sondern denkt, ihr seid viel zu gering, sie zu beurteilen. Wisst, dass der Heiland keine Weltstudenten brauchen kann, sondern Tagelöhner, Knechte, Lastenträger, die ihn aber lieben. Leute, die schwitzen, frieren und hungern und sich eine Lust daraus machen um seines Willens.
Es geht in den Feldzug, da kann man keine Leute brauchen, die ihre Kleider schonen. Ihr seid keine Paradepferde, sondern sollt Karrengeule werden. Lebt wohl, euer Hofacker!“
Wenn uns das im Dienst wieder bewegt, ist es so groß, dass der Herr sich nicht schämt, an irgendeinem Ort, sei es in einem Büro oder in einem Wohnhaus in Stuttgart, einen Zeugen zu haben. Und dass wir von ihm weitersagen dürfen, wenn er nur meine Worte benutzt.
Es ist viel zu viel Einbildung und Hochmut, wenn wir sagen: „Ich kann das nicht, weil ich noch nicht genug gewachsen bin.“ Gerade in unserer Schwachheit, mit all unseren notvollen Charaktereigenschaften, die wir haben, dürfen wir auf diesen Herrn hinweisen – als seine Karrengeule.
3. In Jesu Namen hingehen
Und dann sagt Jesus: Wir brauchen gar nicht viel Geld dazu, nicht Silber, nicht Kupfer. Ja, das bezieht sich auf das Pfarrgehalt, obwohl es heißt, ein Arbeiter sei seiner Speise wert. Es ist ein bisschen mehr als nur Speise, was wir bekommen. Wo liegt das mit dem Geld? Ich bin darüber nicht ruhig geworden.
Ich denke, es ist gut, wenn wir nicht ruhig werden über solche Dinge. Wir sollten nicht traurig sein, wenn diese Dinge in unserer Welt einmal anders werden und die Finanzierung der Kirchengemeinden anders gelöst wird. Wenn dort ein wenig Unsicherheit entsteht, liegt das nicht daran, dass der Herr sagt, das mache jetzt gar nichts aus.
Es ist doch ganz praktisch, wenn man auf manche Zusatzeinkünfte verzichten muss, weil es um einen Dienst hier für Jesus in dieser Welt geht. Er selbst sagt, die Kleidung ist nicht einmal wichtig, das Äußere ist nicht entscheidend.
Ich bin Ihnen so dankbar, dass Sie auch über manches in unserem Gottesdienst hinwegsehen und sagen, es kommt nicht so sehr auf das Äußere an, sondern Hauptsache ist, dass der Herr jetzt groß gemacht wird und dass es uns um eine Einfältigkeit geht.
Wir haben in dieser Welt eine große Gabe zu bringen. Wir haben den Herrn zu verkünden, der sich dieser Welt erbarmt. Und da sind wir schon beim letzten Punkt: In Jesu Namen hingehen.
Drei Dinge von diesem Hingehen: Ihr habt etwas zu sagen, denkt nicht an euch und nun in Jesu Namen hingehen.
Wir kennen ja den Satz, den man heute oft hört: Man könne den Menschen heute nicht mehr so kommen. In allen möglichen Zusammensetzungen wurde immer wieder gesagt, was heute geht und was nicht mehr geht.
Wenn es etwas Überraschendes gab in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren, dann war es das Wunderbare, dass Menschen es gewagt haben, auf dieses Wort hin zu gehen. Ob sie nun in ihrem Beruf Zeugen ihres Herrn waren, einen Hauskreis gründeten, sich einer Gemeinschaft anschlossen oder irgendwo begannen, ein Missionswerk zu unterstützen – was ist daraus geworden?
Es sind wunderbare, große Wirkungen entstanden, die der Herr gesegnet hat. Ich kann gar nicht alles erzählen, wie viele Beispiele wir heute in den freien Werken haben, wo Menschen einfach gewagt haben, im Auftrag und Befehl unseres Herrn hinzugehen, in die Welt hinauszugehen und anzufangen zu reden.
Oft waren es Leute, die nicht dafür geschult waren. Ich würde Ihnen heute sogar sagen – nicht nur wegen der anstößigen Formulierung –, dass sie es leichter haben, wenn sie kein Theologiestudium haben. Leider ist es so, dass sie unkomplizierter für ihren Herrn missionieren können.
Doch dann sagen uns andere immer wieder: Ihr habt es ja so gut, ihr seid ja freigestellt, ihr habt die ganze Zeit.
Und dann denke ich gerade, vielleicht ist das heute die große Gabe für Menschen, die sich nur wenige Minuten von ihrem anderen Geschäft losreißen können, um Zeugen ihres Herrn zu sein. Mit welch einer Treue tun sie dann ihren Dienst! Welch ein Segen liegt darauf!
Im Namen Jesu kommen – das ist etwas Großes. Wenn ich im Namen eines anderen komme, dann komme ich nicht bloß in meinem eigenen Auftrag.
Wir haben das immer wieder auch in der Gemeinde erlebt: Mir zittern die Finger, wenn ich an einer Tür läute, selbst wenn es nur ein harmloser Geburtstagsbesuch ist. Ich bewundere diejenigen, die das so natürlich können. Das ist uns ja glücklicherweise angeboren.
Ich denke, die, die gar keine Hemmungen mehr haben, können manchmal auf dem Weg fallen. Das ist eine gute Bremse bei uns, dass wir manchmal diese Hemmung überwinden müssen – bei einem Besuch und bei einem Dienst für unseren Herrn.
Aber wir dürfen uns in diesem Augenblick sagen: Im Namen Jesu komme ich. Und jetzt soll auch dieser Dienst von mir so von ihm benutzt und gesegnet werden, dass etwas daraus entsteht.
Briefe, die wir schreiben, Trostworte, die wir einander sagen, Einladedienste, die wir tun, Menschen, die in unser Haus kommen und mit denen wir reden – das soll alles für unseren Herrn geschehen.
Die Welt leidet nicht an ihrer eigenen Bosheit. Auch die Ungläubigen gehen nicht zugrunde, weil sie von Gott gewichen sind. Was unserer Welt heute fehlt, sind Christen, die in diese Welt hineingehen und bewusst ihren Platz in dieser Welt erkennen.
Weil Jesus sie als Salz gedacht hat, muss nicht die ganze Welt Salz werden. Aber Christen stehen mitten in dieser Welt als die Boten unseres Herrn. Dazu hat er uns gesandt.
Darum ist das Versagen der Christen so notvoll – unser Versagen, wenn wir unseren Zeitgenossen dieses Wort und Zeugnis schuldig bleiben.
Es liegt eine große Verheißung darin, dass Jesus sagt: Wenn ihr in ein Haus kommt, wird der Friede Jesu mit euch sein. Eine ganz große Zusage, die dort geschieht.
Da werdet ihr etwas erreichen können. Denken Sie daran: Wenn Sie zu Menschen gehen und der Herr mit Ihnen geht – wenn Sie ihn sehen könnten –, wie beruhigt wären Sie! Wenn Sie auf seine Seite blicken würden.
Dann legt er uns die Worte in den Mund und sorgt dafür, dass diese Worte nicht nur im Gehör des anderen ankommen, sondern tief ins Herz wirken.
Der Herr sagt: Euer, doch mein Friede wird mit euch sein. Und wenn andere euch nicht hören wollen, dann schüttelt den Staub von euren Füßen ab. Das heißt nur, ihr braucht nichts mitzunehmen. Ihr könnt sagen: Das war deine Wahl. Niemand wird euch etwas aufzwingen. Jeder darf wählen.
Welch ein großer Dienst, den uns der Herr aufgetragen hat: in dieser Welt zu stehen als seine Boten und als seine Zeugen. Er sendet sie, er sendet sie alle in seinem Namen. Geht! Amen.
Schlussgebet und Segensbitte
Wir wollen beten.
Herr Jesus Christus, wir danken dir für das Wunder deiner Berufung. Du nimmst uns in deinen Dienst, damit wir in dieser Welt dein Königreich verkündigen. Oft haben wir das auf ganz bestimmte Dienste eingeengt und sind deinem Befehl ungehorsam gewesen. So tragen wir eine große Mitschuld an all den schwierigen Verhältnissen, in denen wir oft stehen – auch in unseren Familien und an unseren Arbeitsplätzen.
Gerade jetzt aber willst du dein Königreich neu aufrichten. Wir lassen uns von dir senden und gehen hin in deinem Namen. Wir sind gespannt, wie du uns auch in den nächsten Tagen zeigen willst, dass wir dort als deine Zeugen leben dürfen, die von sich weg auf dich hinweisen.
Geh du auch mit uns, wenn wir jetzt zu Menschen gehen, die niedergeschlagen, bedrückt und schwermütig sind und denen wir von dir und deiner Herrschaft erzählen wollen. Gib uns die richtigen Worte in den Mund. Wir wissen, dass du auch durch ungeschickte Worte reden und wirken kannst.
Lass deinen Heiligen Geist in uns wohnen, der Früchte trägt – bleibende Früchte für dich und dein Reich. Ich möchte auch für unsere Gemeinde bitten: nicht nur für die Veranstaltungen, sondern für uns alle, die wir uns jetzt von dir zerstreuen lassen an so viele Plätze und Aufgaben.
So weit reicht dein Wirken, so weit geht deine Nähe und deine Gegenwart. Wir danken dir für diese große Zusage, die du uns heute in deinem Wort gegeben hast.
Ich bitte dich auch: Rufe viele junge Menschen heute in deinen großen Missionsdienst. Hast du auch junge Menschen in unserer Mitte, die diesen Ruf hören, dass du welche brauchen kannst, die nicht an sich denken, sondern nur an dich? Die sich ganz für dein großes Evangelium zur Verfügung stellen?
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.