
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Als Gemeinde haben wir in einer Predigtreihe an verschiedenen Stellen des Alten Testaments Hinweise auf Jesus entdeckt. Durch diese Hinweise verstehen wir teilweise noch besser, was Jesus bewegt hat und was er für uns getan hat.
Thomas, du hast vor kurzem eine Predigtreihe gehalten mit dem Thema „Jesus im Alten Testament“. Warum war es dir wichtig, das zu machen? Jesus finden wir ja vor allem im Neuen Testament.
Es stimmt, Jesus finden wir vor allem im Neuen Testament, aber eben nicht nur dort. Wir finden Jesus auch im Alten Testament. Er selbst hat ja gesagt, dass wir ihn im Alten Testament finden können.
In Lukas 24 heißt es: „Er sprach aber zu ihnen: Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und den Psalmen.“ Dann öffnete er ihnen den Sinn, die Schriften zu verstehen, und sprach zu ihnen: „So steht geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen von den Toten, und in seinem Namen muss Buße zur Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen, anfangend von Jerusalem.“
Hier sagt Jesus selbst, dass im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen – das ist die Aufteilung der hebräischen Bibel – über ihn geschrieben steht. Er sagt seinen Jüngern sogar, dass im Alten Testament schon steht, dass der Christus leiden musste.
Deshalb finde ich es spannend, gerade nach Hinweisen im Alten Testament zu suchen, wo wirklich von Jesus die Rede ist. Und da habe ich mich auf die Suche gemacht. Das war der eine Grund.
Der zweite spannende Grund ist: Wir haben ja auch neutestamentliche Autoren, die über das Alte Testament sprechen. Mich hat interessiert, wie sie das Alte Testament auslegen. Wenn das, was Jesus sagt, stimmt – und davon gehe ich aus –, dann müssen sie ja immer wieder bei Jesus landen.
Um es vorwegzunehmen: Das ist bei ihnen tatsächlich der Fall.
Im Alten Testament ist es oft nicht ganz eindeutig, ob eine Stelle tatsächlich von Jesus spricht oder ob es sich nur um eine Andeutung handelt. Es gibt dabei verschiedene Wege der Auslegung. Zum einen den normalen Weg, zum anderen auch Seitenwege, die manchmal in eine problematische Richtung führen.
Ich denke dabei an Verkündiger, die in einem Baum, einem Blatt oder einem Nagel im Alten Testament bereits Jesus sehen. Manchmal ist dann nicht klar, ob das wirklich so im Text steht oder nicht. Wie würdest du das einschätzen? Meiner Meinung nach will das Alte Testament in diese Richtung gar nicht gehen.
Solche Interpretationen sind meist allegorisch. Wie du schon sagst, sieht man in allem Möglichen Jesus. Diese allegorische Auslegung unterstütze ich nicht. Der Ansatz ist grundsätzlich gut: Man möchte Jesus im Alten Testament suchen. Aber die Ausführung geht meines Erachtens oft über das Ziel hinaus.
Jesus selbst hat gesagt, dass das Alte Testament von ihm redet. Wenn man das aber missbraucht und über das Ziel hinausschießt, heißt das nicht, dass man es nicht richtig gebrauchen kann. Das ist sehr wichtig zu beachten.
Deshalb müssen wir genau hinschauen: Wo sagt denn das Neue Testament, dass hier im Alten Testament wirklich Jesus gemeint ist? Wo sind die Parallelen so offensichtlich, dass wir zu Recht vermuten können, dass von Jesus die Rede ist? Dazu gehört aber natürlich nicht jedes Blatt, jeder Nagel oder jeder Baum im Alten Testament.
Wo finden sich im Neuen Testament Stellen, die ganz klar Bezüge zu Jesus im Alten Testament herstellen? Ein Beispiel dafür ist 1. Korinther 5,7. Dort heißt es: „Unser Passalam Christus ist geschlachtet.“ Hier wird Jesus tatsächlich als unser Passalam bezeichnet.
Zur Erinnerung: „Passa“ bedeutet „vorübergehen“. Es beschreibt, wie der Zornesengel Gottes in Ägypten an den Häusern der Israeliten vorüberging, weil sie Blut an die Pfosten gestrichen hatten. Dies geschah auf Gottes Auftrag. Er hatte gesagt: Ihr sollt ein Lamm in euer Haus nehmen und es schlachten. Das Blut dieses Lammes sollt ihr an eure Pfosten streichen. Wenn der Engel das Blut sieht, wird er vorübergehen.
Dieses Bild ist ein wunderbares Symbol für Erlösung. Gott geht an mir vorüber und straft mich nicht, wenn das Blut seines Sohnes über meinem Leben steht. Es ist spannend, dass Gott dieses Beispiel des Passa so bildlich verwendet, damit ich tiefer verstehe, was Gott in meinem Leben tut.
Nebenbei ist das Passamahl dann zum Abendmahl geworden. Jesus macht deutlich: Sein Blut wird zur Vergebung der Sünden vergossen. Die Juden feiern weiterhin das Passamahl, aber wir im Neuen Testament feiern das Abendmahl. Auch dort sehen wir sehr anschaulich, was Gott für uns getan hat.
Deshalb ist es sinnvoll, sich auch mit dem Passa zu beschäftigen und zu sehen, wie dieses Fest gefeiert wurde. Es gab mehrere Kelche, und Jesus nahm nach dem Mahl den Kelch. Das hat eine ganz besondere Bedeutung. Diese Thematik sprengt hier zwar den Rahmen, aber es lohnt sich, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen.
Wir haben hier also eine Stelle aus dem Korintherbrief, die ganz klar sagt, dass das Passalam Christus war. Im Alten Testament ist es ein Bild, das Gottes Erlösungswerk vom Alten zum Neuen Testament durchgängig entwickelt. Es bringt uns auch ein Vorbild für das Heil, das uns in Jesus Christus geschenkt wird.
Was ist denn bei dem Gang durchs Alte Testament, es waren ja mehrere Predigten bei dir, noch hängen geblieben? Was hat dich da noch begeistert?
Also, was mich noch begeistert hat, war Melchisedek. Das ist ja auch so eine spannende Figur im Alten Testament. Er ist plötzlich da: Abraham, der Stammvater Israels, kommt von der Schlacht zurück, zieht in Jerusalem vorbei, und dann steht Melchisedek plötzlich im Text. Er hat Brot und Wein dabei, und Abraham gibt ihm den Zehnten von allem, was er hat.
Der Schreiber des Hebräerbriefes schmückt diese Geschichte aus oder nimmt Bezug darauf. Er macht deutlich, dass Melchisedek einen Vergleich mit dem Herrn Jesus wert ist. Dabei macht er etwas ganz Entscheidendes: Er sagt, dass Jesus ja gar nicht aus dem Stamm Levi kommt. Levi waren die Leute, die eigentlich Priester in Israel waren.
Melchisedek hingegen – wir wissen gar nicht, woher er kommt. Der Verfasser nimmt Melchisedek und macht deutlich, dass er damals der Hohepriester und König des Friedens war. So ist Jesus mein König des Friedens und mein Hoherpriester. Er hat nicht nur sein Blut gegeben, wie wir es im Passah sehen, sondern tritt auch vor Gott für mich ein.
Das ist wieder so ein Bild, das Gott verwendet. Im Alten Testament würde man da ziemlich schnell drüber hinweglesen. Aber da der Hebräerbrief sehr stark auf das Alte Testament eingeht, begreife ich: Hier ist wirklich Jesus gemeint, und ich kann das vom Neuen Testament her beweisen.
Der Verfasser des Hebräerbriefes nimmt da auch einen Psalm auf, wo steht, dass Jesus Priester nach der Weise Melchisedeks ist. Das wird also an mehreren Stellen im Alten und Neuen Testament entwickelt, nicht nur an einer.
Richtig, richtig.
Du hast uns auch noch einmal von einer tatsächlichen Erscheinung Christi im Alten Testament berichtet. Genau, dort ist es nicht nur ein Symbol oder ein Vergleich, sondern Jesus selbst erscheint im Alten Testament, und wir können ihn sehen.
Zum Beispiel in 2. Mose, Kapitel 3, im Dornbusch. Genau, das ist es: 2. Mose 3,1. Ich lese es mal vor, weil es ein spannender Text ist.
Da heißt es: Mose aber weidete die Herde Jethrus, seines Schwiegervaters, des Priesters von Midian. Er trieb die Herde über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Das ist der Berg, an dem Israel später stehen wird und die Gebote und Gesetze empfängt.
Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Er sah hin, und siehe, der Dornbusch brannte im Feuer, doch der Dornbusch wurde nicht verbrannt. Mose sagte sich: Ich will doch hinzutreten und diese große Erscheinung sehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt.
Als aber der Herr sah, dass er hinzutrat, um zu sehen, rief ihm Gott mitten aus dem Dornbusch zu und sprach: „Mose, Mose!“ Er antwortete: „Hier bin ich.“ Und Gott sprach: „Tritt nicht näher heran, zieh deine Sandalen von deinen Füßen, denn die Stätte, auf der du stehst, ist heiliger Boden.“
Dann sprach er: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“
Weiter lesen wir: Da verhüllte Mose sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Aber hier sieht er ja definitiv nur den Engel des Herrn.
Dieser Engel des Herrn lässt sich an dieser Stelle und an anderen Stellen im Alten Testament anbeten. Wir wissen jedoch aus Offenbarung 19, dass ein Engel sich nicht anbeten lässt. Johannes will in der Offenbarung diesen Engel anbeten, der als Bote auftritt, doch er wird aufgefordert: „Bete Gott an!“
Hier aber nimmt der Engel Anbetung an und wird auch als Gott bezeichnet. Im Text wechselt es: Zuerst steht „der Engel sprach“, dann auf einmal „Gott sprach“. Das ist eine ganz spannende Geschichte, über die man noch einmal extra einen Podcast machen könnte. Sollten wir mal.
Ja, das ist der Engel des Herrn. Man muss nur vorsichtig sein, dass nicht überall, wo „der Engel des Herrn“ steht, auch dieser Engel des Herrn gemeint ist, also Gott selbst, der Herr Jesus. Der Kontext macht es deutlich, zum Beispiel wenn dieser Engel Gottes Taten vollbringt oder angebetet wird, dann ist es der Engel des Herrn, den man dort sieht.
Ja, darüber haben wir auch eine Predigt gehört, das stimmt.
Jesaja darf natürlich nicht fehlen, man spricht ja sogar vom Jesaja-Evangelium. Wo hast du denn in Jesaja Jesus entdeckt? Das Buch bietet viele Stellen, in denen man Jesus finden kann.
Die klassischen Weihnachtstexte, die bald wieder gelesen werden, sprechen ebenfalls von Jesus. Ich denke zum Beispiel an Jesaja 9: Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht. Oder an Jesaja 11: Ein Spross wird aus dem Stumpf Isais hervorgehen, und der Geist des Herrn wird auf ihm liegen. Hier geht es darum, dass der Messias kommen wird.
Vor allem aber haben wir uns in den Predigten auf die sogenannten Gottesknechtslieder konzentriert. Diese finden sich in Jesaja 42, 49, 50 und 53. Dort geht es darum, dass der Knecht Gottes, den Gott eingesetzt hat, Erlösung bringt.
Im Kontext des Jesajabuches wird deutlich: Jesaja beginnt mit Gericht und endet mit Gnade. Wenn du in deiner stillen Zeit nur oberflächlich gelesen hast, denkst du vielleicht: „Wie komme ich denn auf die Gnade? Ich bin doch beim Gericht gestartet.“ Dann hast du diese Kapitel zwar wahrgenommen, aber nicht wirklich verstanden.
Denn es wird deutlich gemacht, dass dieser Gottesknecht für meine Schuld stirbt – das heißt auch für die Sünde des Volkes. Er nimmt diese Schuld auf sich, und deshalb kann Gott mir gnädig sein.
Das Spannende ist, dass genau das im Neuen Testament noch einmal deutlich gemacht wird. Zum Beispiel in der Apostelgeschichte 8: Ein äthiopischer Finanzminister fährt nach Jerusalem und liest auf seiner Rückfahrt genau diese Stelle aus dem Jesajabuch. Da begegnet ihm Philippus, der fragt: „Wovon redet der denn, dieser Prophet Jesaja?“
Philippus verkündet ihm ausgehend von dieser Stelle das Evangelium von Jesus. Der Äthiopier hatte noch nicht das Neue Testament, sondern nahm das Alte Testament und hörte daraus das Evangelium von Jesus.
Ich kann mich an eine archäologische Tagung erinnern, bei der so viel Schnee lag, dass der Referent nicht mehr kommen konnte. Der Hausleiter, der zwischen evangelikal und liberal stand, hat dann stattdessen die Gottesknechtslieder gebracht.
Aus dieser Erfahrung heraus stellt sich die Frage: Muss in Jesaja 53 zwangsläufig von Jesus die Rede sein? Manche sagen, das beziehe sich eher auf Israel, auf diese Gottesknechte, je nach Lied oder Kontext. Jesaja 53 ist, glaube ich, relativ deutlich, aber die anderen Stellen sind oft weniger eindeutig.
Was sagt man dazu? Es ist eine gängige jüdische Auslegung, vor allem nach dem Rabbi Raschi, der im Mittelalter lebte. Man muss ihn etwa um das Jahr 1100 bis 1200 einordnen. Er hat einfach gesagt: Nein, hier sind die Juden gemeint, nicht der Messias – auch in Jesaja 53.
Ich habe mir einen langen Podcast von einem Rabbi angehört, der versucht zu beweisen, dass Jesaja 53 niemals Jesus sein kann. Christliche Missionare nehmen nämlich genau dieses Kapitel, um es den Juden zu zeigen, die das Kapitel meist nicht kennen, und sagen: Schau mal, das ist euer Messias.
Das ist auch eine Entwicklung. Früher haben die Juden diese Gottesknechtsliebe auf den Messias bezogen – also vor Raschi, vor dem Mittelalter. Raschi lebte ungefähr um das Jahr 1100 bis 1200. Später kam es ihnen natürlich gelegen, zu sagen, dass es die Juden seien, die durch die Konzentrationslager gejagt wurden, die immer verfolgt waren und gelitten haben.
Aber die Frage bleibt: Wenn es heißt, „er hat unsere Leiden auf sich genommen“ – wer ist denn „unsere“? Das „unsere“ ist Israel. Aber wer ist der Gottesknecht, der diese Last auf sich genommen hat? Wenn es heißt, „die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden hätten“ – Israel hat Frieden, aber auf wem liegt die Strafe?
Das beste Argument für mich ist Apostelgeschichte 8, wo der Text eindeutig auf Jesus bezogen wird. Ich denke auch an Matthäus 8. Dort heißt es: „Als es Abend geworden war, brachten sie viele Besessene zu ihm. Er trieb die Geister mit seinem Wort aus und heilte alle Leidenden. Damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist: ‚Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten.‘“
Hier bezieht sich Matthäus also ausdrücklich auf Jesaja 53. Das wird im Neuen Testament eindeutig auf Jesus angewendet. Mir war gar nicht so präsent, dass Matthäus das auch zitiert hatte.
Ein anderes Thema war Jesus, der Fels in der Wüste. Ja, das ist eine ganz spannende Bibelstelle gewesen. Es handelt sich um einen direkten Vergleich mit dem Herrn Jesus. In 1. Korinther 10 heißt es: „Alle tranken aus dem geistlichen Felsen, der Fels aber ist der Christus.“
Das ist ein Vergleich: Der Fels bleibt Fels, und Christus bleibt Christus. Es ist also nicht so, dass der Fels irgendwo mitgehüpft wäre oder so. Aber so wie Israel damals in der Wüste Wasser aus dem Felsen bekam – was sehr wichtig war –, so bekommen auch wir für unser geistliches Leben unser Wasser von Jesus.
Das ist es, was Paulus hier deutlich machen möchte. Ich finde diesen Text aus 1. Korinther 10 sowieso sehr spannend. Das wurde mir erst bei der Vorbereitung zur Predigt bewusst: Er enthält viele geistliche Vergleiche zum Alten Testament.
So wird zum Beispiel der Durchzug durch das Rote Meer mit der Taufe verglichen, also der Auszug aus dem Land der Gefangenschaft in das Land der Freiheit. Oder es wird vom Manna gesprochen, dem Brot, das Gott ihnen gab. Jesus sagt, er sei dieses Manna. Er vergleicht sich selbst damit.
Paulus spricht auch davon, dass Israel Christus versucht hat. Dabei kommt Christus im Alten Testament offiziell gar nicht vor, aber das bedeutet, dass er in der Wüste gegenwärtig war. Jesus selbst sprach von der Schlange, die ebenfalls in diesem Text vorkommt.
Von dieser Schlange in der Wüste vergleicht er sich selbst. Das geschieht gegenüber Nikodemus, meinst du? Genau, gegenüber Nikodemus.
Also ein genialer Text, um zu lernen, wie Paulus das Alte Testament verstand und wie er daraus predigte. In diesem Text steckt sehr viel drin.
Dann gab es ja einige Predigten, in denen David natürlich als Vorbild des Königs, des zukünftigen Messias, dargestellt wurde – Jesus als Messias. Gott hat diesem Messias auch ein Versprechen gegeben. Darauf bist du ja etwas näher eingegangen.
Genau, es ging um den Sohn Davids, wie es in 2. Samuel 7 beschrieben ist. Dort hat Gott David versprochen, dass einer seiner Nachkommen ewig auf dem Thron sitzen wird. Das wird dann der Herr Jesus sein.
Der Begriff "Sohn Davids" kommt im Neuen Testament immer wieder vor. Zum Beispiel, als Jesus nach Jericho kommt und dort den Blinden Bartimäus trifft. Dieser ruft Jesus „Sohn Davids“ an. Oder als Jesus in Jerusalem einzieht, kommen die Massen ihm entgegen und rufen „Hosanna dem Sohn Davids“. Den Israeliten war also bewusst, dass Jesus der kommende König Israels ist.
Wenn wir das Neue Testament aufschlagen, beginnt es ja so: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.“ Also haben wir zunächst den Stammbaum im Matthäusevangelium, später noch einmal im Lukasevangelium. Diese Stammbäume sollen im Grunde nur beweisen, dass Jesus wirklich der Sohn Davids ist, auf den sie gewartet haben.
Warum es zwei Stammbäume gibt, ist natürlich immer eine Frage. Im Matthäusevangelium ist es der Stammbaum von Joseph. Interessant ist auch, dass fast nur seine Geschichte dort auftaucht. Im Lukasevangelium hingegen finden wir den Stammbaum von Maria. Dort taucht auch nur ihre Geschichte auf, abgesehen davon, dass wir hören, Joseph erzieht Jesus mit ihr und begleitet sie nach Bethlehem. Das ist sozusagen seine einzige Tätigkeit, die Lukas beschreibt.
Eigentlich ist Eli, der am Ende des Stammbaums genannt wird, der Vater Marias. Man setzt aber Joseph ein, weil das damals üblich war. Beide Stammbäume machen jedoch deutlich: Jesus ist wirklich der Sohn Davids.
Was mich persönlich auch beeindruckt hat, ist Hosea 3,5. Dort wird deutlich, dass Israel umkehren wird, um ihren Gott zu suchen und ihren König David in der Trübsalszeit anzurufen. Das wird unterschiedlich ausgelegt. Die einen sagen, es sei eine nationale Bekehrung Israels in der Trübsalszeit. Andere sehen darin eine individuelle Bekehrung – also dass jeder Jude, der heute zum Glauben kommt, den König David sucht und letztlich nur beim Messias Heil findet.
Je nach theologischer Richtung wird man das verschieden auslegen.
In Apostelgeschichte 15 sagt Jakobus, dass Gott die Hütte Davids wieder aufrichten wird und die übrigen Menschen den Herrn suchen werden, auch alle Nationen. Das bedeutet, dass der Herr Jesus am Ende als der rechtmäßige König Davids herrschen wird – als der Sohn Davids. Er wird auch über alle Nationen herrschen.
Übrigens, wenn man zu der einen oder anderen Predigt mehr Informationen haben möchte, kann man sie noch in unserer Mediathek auf efa-stuttgart.de nachhören. Dort gibt es das Stichwort „Jesus im Alten Testament entdecken“. Diese Predigten sind noch viel ausführlicher, als wir es im Rahmen eines Podcasts machen können.
Das, was wir hier gemacht haben, war eher wie eine Stadtrundfahrt: kurz herumgucken, das Gebäude sehen, zwei, drei Sätze dazu. Es ist gut, um einen Überblick zu bekommen und ein Gefühl dafür, wo überall im Alten Testament Jesus zu finden ist – in verschiedenen, persönlichen Rollen. Zum Beispiel als Vergleich mit dem Felsen oder wirklich als vorhergesagter Messias-König, aber auch in anderen Rollen, die damals schon angekündigt wurden, etwa im Zusammenhang mit der Erlösung oder mit Melchisedek. Das ist sehr facettenreich, wie Christus im Alten Testament dargestellt wird.
Unseren Hörern fallen bestimmt noch viele andere Querverweise ein, die man dort finden kann. Vielleicht ist das auch eine Anregung, selbst ein bisschen zu suchen und zu forschen, was man alles entdecken kann. Ich finde es großartig, dass Gott die Erlösung schon Jahrhunderte vorhergesagt hat. Er ist derselbe im Alten und im Neuen Testament. Es zieht sich wie ein großes Puzzle durch die gesamte Bibel, das alles zusammenkommt. Man merkt wirklich, dass das keine erfundenen Geschichten sind, sondern dass Christus schon da war, bevor er auf der Erde war – und auch in der Zukunft.
Das ist schon das Ende unseres heutigen Podcasts. Wenn ihr Fragen zu einem Podcast habt oder Vorschläge, über die wir mal sprechen sollten, könnt ihr uns gerne schreiben – und zwar unter podcast.efa-stuttgart.de. Traut euch, es gibt keine dummen Fragen, nur schlechte Antworten. Ihr könnt uns auch schreiben, wenn euch etwas gut gefallen hat.
Wir reden ja sozusagen in den Äther hinein, wir können uns leider nicht hören und im Gegensatz zu Predigten oder Bibelstunden auch nicht sehen. Aber das Podcast-Format hat ja auch andere Vorteile.
Wir wünschen euch jetzt Gottes Segen und ganz viele neue Entdeckungen über Jesus im Alten Testament.