Einführung in das Thema und biblische Grundlage
Wir denken über das Mahl des Herrn nach und wollen dazu noch einmal 1. Korinther 11 aufschlagen.
1. Korinther 11 befindet sich im Neuen Testament. Nach den vier Evangelien folgen die Apostelgeschichte, der Römerbrief und dann der erste Korintherbrief, Kapitel 11.
Ich lese zunächst die Verse 23 bis 28:
1. Korinther 11,23-28:
Der Apostel Paulus schreibt: „Denn ich habe es von dem Herrn empfangen.“ Er hat sich das nicht selbst ausgedacht, sondern Paulus empfing es von dem Herrn, von Jesus Christus.
Was ich euch gegeben habe: Der Herr Jesus nahm in der Nacht, da er verraten wurde – zu diesem Zeitpunkt war Paulus noch nicht dabei, er war auf der anderen Seite – das Brot, dankte, brach es und sprach: „Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis.“
Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: „Dieser Kelch ist das Neue Testament in meinem Blut. Solches tut, so oft ihr es trinkt, zu meinem Gedächtnis.“
Denn so oft ihr von diesem Brot esst und von diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis dass er kommt.
Wer nun unwürdig von diesem Brot isst oder von dem Kelch des Herrn trinkt, der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn.
Der Mensch prüfe aber sich selbst, und dann esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch.
Das Mahl des Herrn als Gedächtnismahl und Gemeinschaftsmahl
Wir haben gesagt, dass das Mahl des Herrn ein Gedächtnismahl ist. An zwei Stellen steht: „Solches tut zu meinem Gedächtnis.“ Jesus Christus hat nicht geboten, dass wir das Mahl feiern, um sein Opfer zu wiederholen. Er hat nicht gesagt, wir sollen sein Opfer erneut darbringen, wie es in der römisch-katholischen Kirche als unblutige Wiederholung des Opfers verstanden wird. Stattdessen hat er gesagt, wir sollen uns daran erinnern.
Das Mahl des Herrn ist außerdem ein Gemeinschaftsmahl – nämlich mit Jesus Christus und auch mit den anderen Gliedern des Leibes.
Vor einer Woche haben wir gesagt, dass es unmöglich ist, das Mahl in Unversöhnlichkeit zu feiern, also mit einer Herzenshaltung, die nicht mit einem anderen Menschen versöhnt ist. Wenn wir jedoch mit Gott und den Menschen Frieden haben, so viel an uns liegt, dann sollten wir von Herzen das Brot brechen.
Das Mahl des Herrn als Verkündigungsmahl
Jetzt fahren wir fort mit dem dritten Punkt: Das Mahl des Herrn ist ein Verkündigungsmahl. Interessant ist, dass das Brotbrechen eine Form der Verkündigung ist. Paulus schreibt: „Denn so oft ihr von diesem Brot esst und von diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis dass er kommt.“
Die versammelte Gemeinde der wiedergeborenen Gläubigen verkündigt durch das Brotbrechen den Tod des Herrn Jesus. Das gebrochene Brot spricht von dem gebrochenen Leib des Heilandes, und der Kelch erinnert an sein vergossenes Blut. Die Mahlfeier ist also eine Form der Verkündigung.
Daraus ergibt sich die Frage: Was soll denn verkündigt werden? Die Antwort lautet: Der Sieg des Herrn. Wenn es heißt, wir verkündigen den Tod des Herrn, ist das gleichbedeutend mit „den Sieg des Herrn“. Denn Jesus starb mit den Worten „Es ist vollbracht.“ Er starb nicht wie Buddha mit der Erkenntnis, es nicht geschafft zu haben, sondern mit der Vollendung seines Werkes.
Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten. Der Sieg von Golgatha soll und muss also beim Brotbrechen proklamiert und ausgerufen werden. Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat Tod, Teufel, Hölle, Sünde und Welt besiegt. Der alten Schlange, Satan, ist der Kopf zertreten.
Wolfgang Dick, ein Evangelist, der in unserem Land zwölf Jahre unermüdlich das Wort gepredigt hat, war Sohn einer Prostituierten und verbrachte die meiste Zeit seines Lebens im Gefängnis. Man nannte ihn das „Maschinengewehr Gottes“, weil er so schnell redete, wie ein Wasserfall.
Wolfgang Dick sagte einmal in einer Predigt: So wie ein Huhn, dem der Kopf abgeschlagen wurde, noch Blut verspritzen und herumfliegen kann, so tobt der Teufel hin und her. Er verspritzt noch das Blut der Sünde und des Todes und besudelt alle, die in seine Nähe kommen. Doch er ist besiegt.
Entschuldigt dieses etwas unästhetische Bild mit dem Huhn, aber es beschreibt die Situation gut: Dem Teufel ist der Kopf zertreten, und doch wehrt er sich noch, zappelt und verspritzt Blut. Er kann noch alle besudeln, die in seine Nähe kommen. Dennoch ist er rechtmäßig am Kreuz besiegt und muss alle hergeben, die sich von ihm abwenden und Jesus Christus anvertrauen.
Paulus schreibt im Kolosserbrief: „Getilgt hat er, Gott, den Schuldbrief, der gegen uns war und durch die Satzungen gegen uns stand, die ganze Liste der Verfehlungen unseres Lebens und hat ihn aus der Mitte getan und an das Kreuz geheftet. Er hat die Reiche und die Gewaltigen ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.“
Das ist der Sieg.
Zwischenfrage: Ist dieser Sieg Jesu auch in unserem Leben, in deinem Leben, schon Wirklichkeit geworden? Wem gehörst du: dem Sieger oder dem Besiegten? Ist die Kraft des Heiligen Geistes in unserem Leben schon sichtbar als lebenserneuernde Kraft? Wenn nein, warum noch nicht?
Als Jesus ausrief „Es ist vollbracht“, waren alle Menschen eingeschlossen, auch diejenigen, die sich bisher noch durch ihren eigenen Unglauben ausgeschlossen hatten. Vielleicht würde heute Morgen jemand unter uns sagen: Herr, wenn du am Kreuz alles besiegt hast, auch alle Mächte, die mich binden und schinden wollen, dann will ich nicht länger der Sünde und dem Teufel gehören.
Dann sollen meine Hände nicht dem Teufel dienen. Dann will ich dir gehören, mich dir ganz bewusst übereignen und dir dienen – und nicht länger der Sünde.
Prophetischer Hinweis auf das Brotbrechen im Alten Testament
Noch ein Gedanke zu dem Sieg, der beim Brotbrechen verkündigt wird. Wir sagten vorhin, die Wurzeln des Mahles liegen im Alten Testament in der jüdischen Passafeier, und das ist richtig. Aber es gibt im Alten Testament einen Hinweis auf das Brotbrechen, der sogar noch weiter zurückliegt als das Passamahl in 2. Mose 12.
Dieser Hinweis findet sich in 1. Mose 14,17-20. Wer seine Bibel zur Hand hat – was immer gut ist – darf gerne mit aufschlagen. Es ist etwas Köstliches, was wir dort lesen. In 1. Mose Kapitel 14 geht es um Abraham, der gerade vom Sieg über die Könige Kedor-Laomer und seine Verbündeten zurückkommt. Er kehrt aus einer Schlacht, aus einem Krieg zurück.
Nun lesen wir in 1. Mose 14,17: „Als Abraham nun zurückkam von dem Sieg über Kedor-Laomer und die Könige mit ihm, ging ihm entgegen der König von Sodom in das Tal Schabe, das ist das Königstal. Aber Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein heraus. Er war ein Priester Gottes des Höchsten und segnete ihn und sprach: ‚Gesegnet seist du, Abraham, von dem höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, und gelobt sei Gott der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat.‘ Und Abraham gab ihm den Zehnten von allem.“
Melchisedek ist eine geheimnisvolle Gestalt. Wir werden in ein paar Wochen mittwochs im Hebräerbrief mehr von ihm hören, wenn Kapitel 7 behandelt wird. Hier kommt er nach dem Sieg über die Könige Abraham entgegen und bringt Brot und Wein heraus.
Die Ausleger der letzten Jahrtausende haben dies immer auf das Mahl des Herrn bezogen – als prophetischen Hinweis. Nach dem Sieg tauchen hier Brot und Wein auf. Das ist die Parallele zu dem, was wir heute feiern: Nachdem der Herr Jesus am Kreuz gesiegt hat über die Mächte, haben wir die Zeichen von Brot und Wein, so wie damals bei Abraham und Melchisedek.
Wir fragen: Was soll verkündigt werden? Die Antwort lautet: Der Sieg des Herrn. Die andere Frage lautet: Wem soll verkündigt werden? Der sichtbaren und der unsichtbaren Welt.
Der sichtbaren Welt – bei der Mahlfeier sind gläubige Menschen anwesend. Auch für uns Gläubige ist es immer wieder wichtig, dass der Sieg von Golgatha ausgerufen wird. Das kann uns stärken. Wie oft hat mich das gestärkt, wenn wir das Brot gebrochen haben! Für mich war das manches Mal ein Stück Himmel auf Erden, wenn der Sieg Jesu so richtig vor unsere Augen trat.
Denn man sitzt ja da in einer bestimmten Lebenssituation. Vielleicht hat man gerade Versagen erlebt, vielleicht ist man bedrückt, oder es gibt widrige Umstände in der Umgebung. Dann kann man sagen: Herr Jesus, ich danke dir, dass du der Sieger bist – auch über dieses Problem, mit dem ich mich gerade rumschlage, über diesen Menschen, der mir gerade zu schaffen macht, und über diese Umstände, in denen ich gerade lebe. Du bist der Sieger.
Denkt mal an dieses Bild: Wenn der Herr Jesus Christus am Kreuz hundert Kilo gehoben hat, dann kann er auch dreißig Kilo heben, vierzig Kilo und fünfzig Kilo. Wer hundert Kilo heben kann, der kann auch viel weniger heben. Wenn er dort am Kreuz den Sieg über die ganzen Mächte errungen hat, wenn er hundert Kilo gestemmt hat, dann kann er auch die Gewichte meines Lebens heben. Dann ist er auch darüber Sieger.
Im Vergleich zu dem, was am Kreuz geschehen ist, ist die Last meines Lebens höchstens ein Mikrogramm gegen die hundert Kilo, die Christus dort gehoben hat. Sein Sieg ist auch mein Sieg, und ich darf ihn in jede Situation meines Lebens hineinnehmen. Daran werde ich erinnert beim Brotbrechen.
Wenn der Sieg des Herrn verkündigt wird, dann darf ich ihn für mich nehmen und sagen: Herr, ich nehme ihn im Glauben.
Ich kannte eine alte Diakonisse hier aus Mannheim-Neckarau, die in Karlsruhe Diakonisse war, Schwester Frieda Kupferschmidt. Sie war ein besonderes Original des Herrn. Sie hat immer wieder gesagt: „Bruder Block, den Sieg Jesu rühmen und einfach im Glauben nehmen und dafür danken.“ Das ist wichtig.
Bedeutung des Mahls für Gläubige und Nichtgläubige
Beim Mahl des Herrn sind Gläubige anwesend, und es ist wichtig, dass der Sieg des Herrn für uns proklamiert wird. Allerdings kann es auch sein, dass noch nicht gläubige Menschen anwesend sind.
Wir feiern das Mahl nicht so exklusiv wie in manchen Gemeinden, wo mit Argusaugen darauf geachtet wird, dass kein Ungläubiger dabei ist. Das kann man gar nicht vollständig ausschließen, da niemand in die Herzen der Menschen schauen kann.
Auch für einen noch nicht gläubigen Menschen kann das Abendmahl eine sehr wichtige Erfahrung sein, wenn er es in biblischer Weise miterlebt, bei der der Sieg des Herrn verkündet wird. Eckhart erzählte mir vor einigen Tagen, dass er in einer Gemeinde erlebt hat, wie während einer Abendmahlsfeier ein Mensch zum lebendigen Glauben kam. Dort wurde gesagt: „Wer den Herrn Jesus noch nicht als seinen Retter kennt, der kann sich jetzt in diesem Augenblick ihm anvertrauen.“ Einige Zeit später stellte sich heraus, dass ein Mann in dieser Stunde sein Leben dem Herrn Jesus Christus übergeben hatte.
Ich selbst habe 1987 Folgendes erlebt: Ich leitete eine Mahlfeier in Karlsruhe und sagte, wie ich es immer tue: „Wer mit Gott und mit Menschen Frieden hat, den lade ich ein, jetzt teilzunehmen. Wer das nicht hat, der soll bitte mutig sein und Brot und Wein an sich vorübergehen lassen.“ Dabei habe ich nicht darauf geachtet, wer Brot und Wein vorübergehen ließ.
Ein paar Tage später besuchte ich einen 84-jährigen Mann, der gelegentlich zu uns kam. Er empfing mich an der Tür mit den Worten: „Ach, Sie kommen sicher, weil ich das Abendmahl an mir vorübergehen ließ.“ Ich antwortete: „Nein, deswegen komme ich nicht. Das weiß ich gar nicht, ich habe das gar nicht gesehen.“ Er sagte: „Nein, es ist gut, dass Sie kommen. Ich möchte Ihnen sagen, ich habe noch keinen Frieden mit Gott.“ Vierundachtzig Jahre alt und noch keinen Frieden mit Gott.
Ich war nicht darauf vorbereitet und hatte nur wenig Zeit, deshalb sagte ich: „Ich komme morgen früh wieder.“ Am nächsten Tag kam ich zurück. Dieser 84-Jährige bekehrte sich in einer Weise, wie ich es selten erlebt habe. Er erkannte klar seine Schuld, durchlebte 84 Jahre seines Lebens, die am Ziel vorbeigegangen waren, und vertraute sich dem Herrn Jesus an. Er empfing Vergebung.
In zwei Wochen wird er neunzig Jahre alt sein. Er ist ein Kind Gottes und ein Zeuge Jesu im Altersheim, in dem er jetzt lebt. Der Anstoß dazu war die Mahlfeier, die er miterlebt hatte.
Das soll jedoch nicht bedeuten, dass das Abendmahl eine missionarische Veranstaltung ist. Das möchte ich ganz klar sagen: Das Abendmahl ist keine missionarische Veranstaltung. Aber dort, wo der Sieg des Herrn verkündet wird, können Menschen zum Glauben kommen oder in ihrem Glauben vertieft werden.
Das Mahl des Herrn vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt
Der Sieg des Herrn gilt sowohl vor der sichtbaren als auch vor der unsichtbaren Welt. Wir, die wir die Bibel kennen und an die Wahrheit der Schrift glauben, wissen, dass es eine Engelwelt gibt. Auch jetzt, während wir hier versammelt sind, nehmen Engel in unsichtbarer Weise an unserer Versammlung teil. Sie schauen zu und sind daran interessiert, was hier verkündigt wird und wie die Gemeinde zusammenkommt.
Paulus schreibt im 1. Korinther 11,10: „Auch um der Engel willen.“ In diesem Zusammenhang erleben auch die Engel mit, wie der Sieg Jesu proklamiert wird. Wir erkennen, dass das Mahl des Herrn ein Verkündigungsmahl ist.
Darum möchte ich schon jetzt sagen: Wenn wir uns sonntags in der Zukunft hier versammeln, schadet es nichts, wenn die Predigt an diesem Tag etwas kürzer ist. Die Predigt ist Verkündigung, und das Brotbrechen ist ebenfalls Verkündigung. Deshalb kommen wir nicht zu kurz, wenn die Predigt etwas kürzer ausfällt.
Das Mahl des Herrn als Vergewisserungsmahl
Viertens: Das Mahl des Herrn ist ein Vergewisserungsmahl.
Wenn wir das so ausdrücken, meinen wir damit, dass durch die Teilnahme am Mahl die bereits zuvor erfahrene Vergebung der Sünden eine Vergewisserung erfahren kann. Ich möchte jedoch nicht sagen, dass beim Abendmahl Vergebung der Sünden geschieht. Das ist eine falsche Sicht. Vielmehr kann die zuvor geschehene Vergebung beim Brotbrechen vergewissert, gestärkt und vertieft werden.
Sündenvergebung geschieht nach der Bibel nur durch den Glauben an das vergossene Blut Jesu Christi. An keiner Stelle im Neuen Testament lesen wir, dass durch eine sakramentale Handlung Sünden vergeben werden können. Vergebung geschieht ausschließlich durch den Glauben an den Erretter Jesus Christus und sein vergossenes Blut.
An dieser Stelle geraten wir nicht nur mit der römisch-katholischen Lehre in Konflikt, was ich bereits vor einer Woche erläutert habe, sondern leider auch mit dem Abendmahlsverständnis von Doktor Martin Luther.
Ich möchte heute Morgen etwas bei Martin Luther verweilen. Es muss nicht betont werden, dass ich ihn persönlich außerordentlich schätze. Es gibt kaum eine Predigt, in der ich ihn nicht zitiere. Was er für unser deutsches Volk und weltweit für die Menschen getan hat – auch für mich persönlich – kann ich kaum in Ansätzen beschreiben. Wir verdanken ihm, als Gottes Geschenk, das Evangelium von der freien Gnade Gottes. Dass wir ohne Werke, Verdienst und ohne all diese Dinge errettet werden dürfen, hat er vor bald fünfhundert Jahren neu ins Licht gestellt.
Aber ich glaube nicht an Martin Luther. Ich bin dankbar für vieles, was er gesagt hat, doch ich glaube nicht an Martin Luther, sondern an Jesus Christus. Ich glaube auch nicht uneingeschränkt an seinen Katechismus oder die lutherischen Bekenntnisschriften. Dort steht zwar viel Gutes, aber auch einige Dinge haben sich eingeschlichen, die nicht mit der Bibel übereinstimmen – durch Luther und Melanchthon.
Wenn wir in einigen Wochen abends hier auch einmal über die evangelische Theologiegeschichte sprechen wollen, mittwochs, werde ich versuchen, deutlicher aufzuzeigen, wo schon bei Luther falsche Weichen gestellt wurden. Auch die Abendmahlslehre Martin Luthers ist nicht in Ordnung, das möchte ich gleich zeigen.
Zuvor möchte ich jedoch noch etwas ausholen: Als Werkzeug Gottes löste der Augustinermönch Martin Luther am 31. Oktober 1517 durch den Anschlag seiner 95 Thesen an der Schlosskirche von Wittenberg die Reformation aus. Diese neue Lehre verbreitete sich in Windeseile nicht nur über Deutschland, sondern über ganz Europa.
Als viele Menschen den falschen Lehren Roms den Rücken kehrten, mussten sie in neuen Kreisen und Gemeinden aufgefangen werden. Es gab zunächst nichts außer der römisch-katholischen Kirche. Luther hatte zu wenige geistliche Mitarbeiter und unternahm dann einen verhängnisvollen Schritt: Er setzte die zum evangelischen Glauben übergetretenen Landesfürsten – damals vergleichbar mit heutigen Ministerpräsidenten –, wie Philipp von Hessen, zu Notbischöfen ein.
Diese Notbischöfe wollte er später ablösen, doch zunächst hatte er niemand anderen. Dieser Schritt war verhängnisvoll, denn so entstand die evangelische Landeskirche. Luther wollte ursprünglich keine neue Kirche in der Form der katholischen Kirche, sondern lediglich Gemeinden von Gläubigen. Doch es entstand dennoch eine Landeskirche.
Warum ist das verhängnisvoll? Weil auf diese Weise zum zweiten Mal in der Kirchengeschichte ein Bündnis von Kirche und Staat eingegangen wurde. Im Jahr 313 hatte der römische Kaiser Konstantin ein Bündnis mit der Kirche geschlossen, aus dem die römisch-katholische Kirche hervorging. Kirche und Macht, Staat und Kirche – das passt wie Feuer und Wasser zusammen, so steht es auch in der Bibel. Dennoch kam es damals zusammen, und hier, 1525 bei Luther, entstand erneut ein Bündnis von Kirche und Staat, von Geistlichem und Politik.
Das gehört nach der Bibel nicht zusammen und kann keine Ehe bilden. So entstand die christlich-religiöse Anstalt der Volkskirche. Darin lag viel Gutes: Wir sind mit den Zehn Geboten und vielem anderen christlichen Gedankengut aufgewachsen. Das will ich nicht infrage stellen. Aber zugleich wurden auch falsche Weichenstellungen mitgeliefert.
Im Jahr 1525 wurde aus dem reformatorischen Luther durch dieses Bündnis mit dem Staat der landeskirchliche Luther. Nachdem er dieses Bündnis eingegangen war, kann man beobachten, wie in seinen Lehren die alten Elemente des katholischen Sakramentalismus immer stärker in den Vordergrund treten.
Luther spricht bei Taufe und Abendmahl zunehmend davon, dass dort Heil vermittelt wird – als Sakrament, als heilbringendes Mittel. So lehrt er, dass in der Taufe der Bund mit Gott geschieht und dass man Christ wird durch die Säuglingstaufe. Später lehrt er auch, dass man durch das Abendmahl Vergebung der Sünden empfängt.
Ich habe hier ein Zitat: „Allein Sünder gehören zu des Herrn Christi Nachtmahl“, sagt er einmal. „Niemand soll hingehen, der voll Sünde ist oder ein böses Gewissen hat, den seine Sünden nagen und beißen, damit er ablege und Vergebung der Sünden darhole.“
Im Abendmahl zeigt sich eindeutig Luthers Verständnis: Vergebung der Sünden durch das Abendmahl. Und wenn man heute in die volkskirchliche Praxis schaut, haben die meisten, die zum Abendmahl gehen, tief im Innern das Verständnis, jetzt wieder Vergebung der Sünden zu empfangen.
Als ein Pfarrer einer schwerkranken Frau das Abendmahl geben wollte, ohne dass sie es bestellt hatte, sagte sie erschrocken: „Herr Pfarrer, Sie kommen zu mir, ich habe doch gar nichts Schlimmes getan. Warum soll ich denn das Abendmahl nehmen? Ich brauche doch keine Vergebung der Sünden.“
Man merkt, wie tief dieses Verständnis sitzt: Durch das Abendmahl Vergebung der Sünden – nicht bei allen, aber bei vielen. Das geht zurück bis auf Martin Luther.
Konrad, danke.
Also: Das Mahl des Herrn ist ein Gedächtnis- und Vergewisserungsmahl, kein Sündenvergebungsmahl. Christus spricht: „Solches tut zu meinem Gedächtnis.“ Er sagt nicht: „Solches tut, damit ihr neue Vergebung empfangt.“ Die Bibel lehrt hier etwas ganz anderes.
Wenn wir als Christen fallen und sündigen, dürfen wir sofort zum Herrn kommen, im Gebet. Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er vergibt und reinigt von aller Ungerechtigkeit. Dafür muss ich nicht zum Abendmahl gehen.
Übrigens hat die Neuapostolische Kirche diese Lehre noch ins Extrem getrieben. Sie feiert an jedem Sonntagmorgen – auch jetzt, während wir hier sind – das Abendmahl und lehrt ganz offiziell, dass man nur im Abendmahl Vergebung der Sünden bekommen kann.
Für einen Neuapostolischen ist es ganz schlimm, wenn er am Samstag stirbt, kurz vor dem Abendmahl, denn die Vergebung der Sünden bekommt er ja erst am Sonntag. So sieht man, wie verzerrt es werden kann, wenn man die klaren biblischen Aussagen nicht beachtet.
Damit später niemand zu mir kommt und sagt: „Aber es steht doch auch in Matthäus 26,28 beim Einsetzen des Abendmahls: ‚Das ist mein Blut des neuen Bundes, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.‘ Also doch zur Vergebung der Sünden?“
Nein. Christi Blut ist vergossen zur Vergebung der Sünden, aber nicht durch das Trinken des Kelches bekomme ich Vergebung der Sünden. Das ist ein großer Unterschied.
Da Christi Blut geflossen ist, nehme ich das im Glauben für mich an und werde errettet. Wenn ich aus dem Kelch trinke, erinnere ich mich an diese Tat und werde dadurch neu vergewissert. Dann darf ich schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist.
Das Mahl des Herrn als Heiligungsmahl
Fünftens: Das Mahl des Herrn ist ein Heiligungsmahl.
Die anderen drei Punkte sind jetzt etwas kürzer, aber ich bitte um Verständnis, dass ich versucht habe, dies einmal aufzuzeigen. Ich hoffe, ich habe niemandem zu nahegetreten. Ich schätze Martin Luther sehr, aber er hat in einigen Dingen geirrt, und das muss man auch deutlich sagen dürfen. Wir glauben nicht an Martin Luther, wir schätzen ihn, aber wir glauben nicht an ihn.
Fünftens: Das Mahl des Herrn ist ein Heiligungsmahl. Wenn wir noch einmal die Verse 27 und 28 in 1. Korinther 11 lesen, heißt es dort: "Welcher nun unwürdig von diesem Brot isst oder von dem Kelch des Herrn trinkt, der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn. Der Mensch prüfe aber sich selbst, und dann esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch."
Der Apostel mahnt die Korinther hier, dass sie das Mahl in einer Haltung der Selbstprüfung halten sollten. In Korinth war nämlich einiges im Argen. Wenn wir zuvor die Verse lesen, sehen wir, dass sie zum Schlimmen zusammenkamen. Vers 17 sagt: "Dies muss ich befehlen, ich kann es nicht loben, dass ihr nicht zum Guten, sondern zum Schlimmen zusammenkommt."
Es gab Spaltungen, wie Vers 18 zeigt: "Zum Ersten, wenn ihr zusammenkommt in der Gemeinde, höre ich, es seien Spaltungen unter euch, Parteiungen, Klickenbildung." Und dann sagt er in Vers 20 sogar: "Wenn ihr zusammenkommt, so hält man nicht das Mahl des Herrn."
Das konnte man schon gar nicht mehr Mahl des Herrn nennen, weil Vers 21 beschreibt: "Ein jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, einer ist hungrig, der andere ist trunken." Die Korinther kamen abends zusammen, nach einem Arbeitstag. Man hatte zuerst Abendessen, man nannte das Liebesmahl, man aß zusammen bei Tisch.
Dann ging das Übergehen in das Brotbrechen über. So kamen sie zusammen, und der eine hatte sich schon vollgegessen, der andere konnte nichts mitbringen und hungerte. Der nächste war schon halb betrunken, weil er vorher dem Wein zugesprochen hatte. Es herrschten also große Missstände in Korinth.
Paulus sagt ganz deutlich, dass man sich prüfen soll, weil man auch unwürdig das Mahl nehmen kann. Was heißt unwürdig? In der Haltung der Oberflächlichkeit, Gleichgültigkeit und geistlichen Sicherheit brachen die Korinther das Brot. Da muss der Apostel mahnen: Passt auf, wenn ihr euch nicht prüft und nicht ablegt, wenn ihr euch nicht verändern lasst, dann kommt Gottes Züchtigung über euch.
Wir lesen noch einmal die Verse 29-32: "Denn welcher also isst und trinkt, dass er nicht unterscheidet den Leib des Herrn, dass er also das Essen nahtlos übergehen lässt in das Abendmahl und dass er nicht unterscheidet die Gemeinde als Leib von den Ungläubigen, vom Nichtleib, der isst und trinkt sich selber zum Gericht. Darum sind auch viele Schwache und Kranke unter euch, und ein Gutteil sind entschlafen."
Aber er sagt weiter: "Wenn wir uns selbst richteten, dann würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, auf dass wir nicht samt der Welt verdammt werden."
Er will damit zum Ausdruck bringen, dass Gläubige, wenn sie in einer so oberflächlichen und ungeistlichen Haltung das Mahl nehmen und vielleicht sagen: "Na, dann wollen wir mal wieder", sich die Züchtigung Gottes zuziehen. Das heißt, ein gläubiger Mensch kann am Abendmahl leiblich oder seelisch krank werden, wenn er es in dieser Haltung empfängt.
In Korinth hat Gott sogar so eingegriffen, dass er einige der Gläubigen plötzlich wegnahm und sie aus dem Leben riss. "Ein Gutteil von euch sind entschlafen", sagt Paulus. Gott musste da ganz mächtig in der Gemeinde von Korinth züchtigen.
Wir sehen, es ist wichtig: Das Mahl ist ein Heiligungsmahl. Ich sollte nicht mit erkannter Sünde in meinem Herzen am Mahl teilnehmen, sondern das soll bereinigt sein. Schon im Alten Testament gibt es eine Parallele. Im 2. Chronik 30 heißt es, dass viele in der Gemeinde sich nicht geheiligt hatten und eine Menge Volk das Passa aßen "nicht so, wie es geschrieben steht" (2. Chronik 30,17-18).
Auch hier in Korinth hatte man sich nicht geheiligt. Man nahm das Abendmahl leichtfertig und oberflächlich, und Paulus musste mahnen. Das Mahl des Herrn ist ein heiliges Mahl. Es ist von jeder anderen Mahlzeit zu unterscheiden. Der Herr will, dass wir innerlich und äußerlich mit der richtigen Einstellung zusammenkommen.
Wir prüfen uns vorher in der Stille und sagen ihm alles, was ihn betrübt hat. Wenn etwas zwischen mir und einem anderen Gläubigen steht, dann darf ich vor dem Mahl zu ihm hingehen und das in Ordnung bringen. Oder ich sollte das Mahl an mir vorübergehen lassen. Dann habe ich trotzdem den Segen der Lieder und Gebete, ich kann mich trotzdem erinnern und werde sicher ermutigt und innerlich gedrängt, das in Ordnung zu bringen, was mich heute hindert, das Mahl zu nehmen.
Paulus schreibt, dass der alte Sauerteig der Sünde ausgefegt werden muss. Wenn ihr zurückblättert in Kapitel 5 des ersten Korintherbriefes, 1. Korinther 5,6-8, lesen wir: "Euer Ruhm ist nicht fein. Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig versäuert?" Das ist ein Bild für negative Vermischung.
Darum fegt den alten Sauerteig aus, auf dass ihr ein neuer Teig seid. Also soll die Sünde aus unserem Leben verbannt werden, so wie der Teig ungesäuert sein soll. Denn auch wir haben ein Passalam, das ist Christus, für uns geopfert.
Darum lasst uns das Passah halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Arglist, sondern im Sauerteig der Lauterkeit und der Wahrheit. Ein ganz eindeutiges Bild.
Das Mahl des Herrn ist ein Heiligungsmahl. Darum sollen wir das ausräumen, was uns hindert, das Mahl in einer inneren Gemeinschaft mit dem Herrn und den Geschwistern zu empfangen.
Das Mahl des Herrn als Hoffnungsmahl
Sechstens und vorletztens: Das Mahl des Herrn ist ein Hoffnungsmahl. In 1. Korinther 11,26 steht, dass wir den Tod des Herrn verkündigen sollen, bis er kommt.
Jesus selbst hat diesen Hoffnungscharakter gegeben, als er das Mahl mit den Jüngern eingesetzt hat. Er sagt dabei: „Und jetzt werde ich es nicht mehr mit euch halten bis an den Tag, da ich es neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.“
Er spannt den Bogen bis zur Vollendung, bis in den Himmel. Das ist ein wunderbarer Horizont. Jedes Mal, wenn wir das Brot brechen, verbinden wir den Hügel Golgatha mit der Vollendung. Das ist eine großartige Sache.
Wichtig ist, dass unser Blick immer wieder auf das Ziel gerichtet wird. Johannes schreibt, dass jeder, der solche Hoffnung hat, nämlich einmal im Himmel bei dem vollendeten Gerechten zu sein, sich reinigt, so wie er rein ist.
Deshalb wollen wir hier schon die Reinheit und Heiligkeit anstreben, die wir im Glauben an Christus bereits haben und die wir dort in Vollendung erleben werden. Das Mahl ist ein Hoffnungsmahl.
Das Mahl des Herrn als Anbetungsmahl
Und zuletzt, siebtens: Das Mahl des Herrn ist ein Anbetungsmahl. Wenn man in der Bibel das letzte Mahl betrachtet – heute Morgen haben wir in Matthäus 26,30 gelesen –, dann ist das eine Sache, über die leider oft hinweggelesen wird. Matthäus 26,30: Jesus Christus hat gerade im Obersaal in Jerusalem mit seinen Jüngern das Brot gebrochen. Dann heißt es in Vers 30: „Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.“
Mit dem Lobgesang sind die sogenannten Hallelpsalmen 113 bis 118 gemeint. Das sind sechs Psalmen des Alten Testaments, die alle mit dem Wort „Halleluja“ beginnen. Deshalb nennt man sie Hallelpsalmen. „Hallel“ heißt auf Hebräisch loben – es sind also Lobpsalmen, die jeder gläubige Israelit auswendig kannte. Diese Psalmen wurden nach der Passafeier gebetet.
Wenn hier steht, dass sie den Lobgesang gesprochen hatten, klingt das fast so, als hätten sie ihn nur heruntergeleiert. Nein, das wurde mit einer tiefen Inbrunst und einer starken Herzensbeteiligung gesungen und gebetet. Im Griechischen steht hier das Wort „Hymne“, was Lobgesang bedeutet. Das war also Anbetung.
Bereits beim ersten Mal wurde Anbetung praktiziert. Und wir sehen, dass das unbedingt zum Brechen des Brotes dazugehört. Das Mahl ist ein Anbetungsmahl.
Unsere Herzen sind von Natur aus sehr arm an Anbetung. Wir können nicht einfach auf Knopfdruck anbeten. Wenn wir heute Morgen hier sagen würden: „Jetzt wollen wir mal zehn Minuten den Herrn anbeten“, dann wäre das schwierig. Unsere Herzen sind sehr arm an Anbetung. Im Bitten sind wir stark, im Danken schon schwächer, und in der Anbetung ganz schwach.
Das ist leider auch so in unserer persönlichen Gebetszeit. Anbetung – das freie Liebesgespräch mit Gott, bei dem ich ihn groß mache, ihn erhebe und nichts von ihm will, ohne immer gleich zu betteln – das ist in unserem Leben sehr, sehr mager.
Wir können eigentlich nur dann wirklich von Herzen anbeten, wenn Gott etwas Großartiges getan hat, sei es äußerlich. Als ich unsere Kinder nach der Geburt auf dem Arm hatte, musste ich Gott immer anbeten. Da kann man doch nicht anders, als Gott für dieses Wunder anzubeten.
Man kann Gott auch anbeten, wenn er geistliche Wunder getan hat. Wenn ich miterleben durfte, wie Menschen zum Glauben kommen, war das für mich immer ein Grund zur Anbetung. Oder wenn sein Wort mich im Innersten berührt, wenn er zu mir spricht – und zwar nicht nur oberflächlich, sondern richtig tief, da wo es ins Herz geht. Wenn ich im Innersten getroffen werde, dann kann ich anbeten.
Oder beim Brotbrechen: Wenn die Liebe Gottes, des Vaters, so aufleuchtet, wenn ich vor mir die Zeichen seiner Liebe sehe – das Brot für den gebrochenen Leib und der Kelch für das vergossene Blut –, dann geht mein Herz ganz weit auf.
Ihr Lieben, vielleicht haben wir diesen Charakter des Mahles als Anbetungsmahl bisher noch zu wenig gesehen. Ich möchte uns alle ermutigen, das Brotbrechen in dieser Richtung viel ernster zu nehmen und auch Anbetung zu praktizieren.
Gerade auch in der Gebetsgemeinschaft nach dem Brotbrechen sollten unsere Herzen sich öffnen, damit wir den Herrn loben und preisen. Es sollte nicht nur ein oder zwei Personen sein, immer dieselben, sondern viele, die sich beteiligen, den Herrn loben und ihn anbeten.
Lasst uns das einfach hier lernen: Das Mahl des Herrn ist ein Anbetungsmahl.
Zusammenfassung und praktische Hinweise zur Teilnahme am Mahl
So, ich fasse zusammen: Wir haben es geschafft. Ich wollte heute Morgen gerne damit fertig werden, dass wir nicht noch einen Sonntag über dieses Thema sprechen müssen.
Das Mahl des Herrn ist eines der größten Geschenke, das uns der Herr auf dem Weg durch diese große Wüste mitgegeben hat. Wozu ist es gegeben? Zum Gedächtnis. Es ist kein Sakrament, keine Sündenvergebung, kein unblutiges Opfer. Es heißt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
Wie sollen wir teilnehmen? Gottesfürchtig, dankbar, gläubig, in der Haltung der Selbstprüfung und versöhnt mit unseren Mitmenschen – nach dem Vorbild Jesu.
Und wie sollen wir nicht teilnehmen? Nicht formell, nicht lieblos und nicht rücksichtslos.
Deswegen haben wir durchaus die Freiheit, Traubensaft zu benutzen und bestehen nicht auf Wein. Wir wollen damit vielleicht an heiligster Stätte Menschen nicht in Versuchung führen, die alkoholabhängig waren und sind. Das ist für uns gar keine Frage.
Nur die Sakramentalisten bestehen auf Wein, weil sie sagen, im Wein liege irgendwie eine besondere Kraft der Sündenvergebung usw. In der Regel sind es ganz strenge Lutheraner, die auf Wein bestehen.
In Neuguinea wird das Abendmahl mit Kokosmilch gefeiert. Sie haben keinen Wein und können auch nicht extra aus Deutschland oder Frankreich Wein einführen lassen. Das ist ein Zeichen. Wenn man es als Zeichen versteht, dann ist es nicht wichtig, ob es Wein oder roter Traubensaft ist oder auch anderer Traubensaft.
Also lasst uns an dieser Stelle nicht rücksichtslos sein gegenüber Alkoholgefährdeten. Wir wollen niemanden in Versuchung bringen und auch nicht ungläubig oder schnodderig sein.
In dieser Haltung wollen wir das Mahl feiern.