Einführung und Kontext der Glaubenskrise
Glaubenskrisen erkennen, verstehen und überwinden
Bei mir ist gerade ein bisschen viel los. Deshalb bekommst du in dieser Woche genau zu diesem Thema einen Vortrag.
Psychohygiene als Schlüssel zur inneren Balance
Fünfter Punkt: Psychohygiene
Drei Fragen: Schläfst du genug? Kommst du innerlich über die Woche hinweg regelmäßig zur Ruhe? Und das Wichtigste: Kannst du deine negativen Gefühle regulieren?
Ich sage das, weil meine Gemeindereferentin vor ein, zwei Wochen Gespräche geführt hat. Sie berichtete mir, Jürgen, das sei total schlimm. Viele Menschen hätten irgendwie komische Gefühle in sich, besonders bei einer Jugendkonferenz. Sie wüssten überhaupt nicht, wie sie diese Gefühle regulieren könnten.
Wenn du deine Gefühle nicht regulieren kannst, hast du ein großes Problem. Denn dann werden die Gefühle in dir zum Antreiber deines Lebens. Du wirst tun, was deine Gefühle wollen – und das ist nicht biblisch. In meiner Bibel steht, und ich mag diesen Vers sehr, Psalm 43, Vers 5:
Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und was stöhnst du in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen.
Ich übersetze das mal so: „Ey Bauch, was soll das denn? Was bist du da so aufgeregt? Ich glaube, das geht jetzt zu weit. Das wollen wir nicht. Wir wollen jetzt auf Gott harren.“ Das ist Regulation.
Ich bin innerlich aufgeregt, aber mein Kopf, mein Wollen und mein Intellekt dürfen mir sagen, was gilt. Das ist ganz, ganz wichtig – wirklich wichtig, dass wir das an dieser Stelle verstehen.
Du brauchst im Umgang mit Emotionen eine Selbstregulation. Diese gibt dir die Gesellschaft nicht mit, denn die Gesellschaft will dich genau über deine Emotionen erreichen. Sie spricht deine Emotionen an, wenn sie so tut, als würde sie dir Wahrheit verkaufen – tut sie aber nicht.
Sie spricht deine Emotionen an, wenn sie dir Werbung verkauft. Sie spricht deine Emotionen an, wenn sie dir kleine Videoclips zeigt. Das muss ja immer sofort auf der emotionalen Ebene passieren.
Und irgendwann passiert alles nur noch auf der emotionalen Ebene. Die Kehrseite der Medaille ist: Du kannst die emotionale Ebene nicht mehr kontrollieren.
Herausforderungen der Jugendkultur und die Bedeutung von Englischkenntnissen
Letzter Punkt: Englisch. Wir haben hier eine Checkliste, die euch als Jugendkultur besonders verwundbar macht. Verwundbar, weil ich glaube, dass euer Gebetsleben unterdurchschnittlich ist, euer Fleiß entwicklungsfähig, und eure Freundschaften nur in einem begrenzten Rahmen bestehen. Euch fehlen gute Freunde. Wenn ihr welche habt, versucht ihr oft, diesen Mangel durch Freundschaften in YouTube-Videos auszugleichen – was aber nicht funktioniert.
Zu den Überzeugungen: Ich will immer, dass Leute Bibelverse lernen. Das habe ich zwar noch nicht gesagt, sage es aber immer wieder. Lernt mindestens tausend Verse auswendig.
Zur Psychohygiene: Das völlige Durcheinander-Sein, das übertrieben ängstlich-emotionale Verhalten in der Jugendkultur ist verrückt.
Und dann kommt Englisch. Was soll ich sagen? Alle wirklich gute geistliche Literatur, vor allem wenn es um Fragen zum Glauben und zur Bibel geht, ist auf Englisch – oder sie ist dort mindestens zwei bis drei Jahre früher verfügbar. Wenn heute ein Trend in Deutschland viral geht, wisst ihr, warum mich das in neun von zehn Fällen überhaupt nicht überrascht? Weil ich die Originalliteratur schon gelesen oder zumindest eine Buchbesprechung im Original gesehen habe.
Wenn ich euch einen Tipp geben darf: Lernt Englisch! Es gibt unglaublich glaubensstärkende Kanäle von geistlich sehr fitten Christen. Also, wenn ihr manchmal denkt, ich bin der einzige Intellektuelle in der Gemeinde und alle anderen sind blöd – es gibt da draußen Leute, die definitiv klüger sind als ihr, und die haben etwas zu sagen.
Das sind die sechs Punkte, die es meiner Meinung nach für euch nicht unbedingt leichter machen. Aber natürlich ist es so: Wenn ihr die sechs Punkte im Blick habt, könnt ihr etwas dagegen tun. Ihr könnt sagen: Ja, die packe ich an. Das ist keine Quantenphysik, versteht ihr? Das sind einfache Dinge, die man angehen kann.
Umgang mit einer Glaubenskrise: Erste Schritte
Kommen wir zum Schluss. Was tue ich, wenn ich doch in eine Glaubenskrise gerate oder wenn ich jemanden kenne, der darin steckt?
Wenn das passiert, kann es zum Beispiel sein, dass jemand in der Gemeinde unangenehm auf mich zukommt und ich an dem Punkt stehe und sage: „Ich werfe jetzt alles hin, ich habe genug.“ Oder ich bin völlig überfordert mit der Situation zu Hause und frage mich, warum Gott nichts tut. Vielleicht warte ich schon lange auf einen Partner, aber es will einfach niemand mit mir zusammen sein. Alle anderen bekommen eine Freundin, nur ich nicht. Was mache ich dann?
Punkt eins: Gestehe dir ein, dass du in so einer Krise steckst. Ich weiß, das klingt banal, aber es ist wichtig, einfach mal zu sagen: Mir geht es geistlich schlecht. Gerade in der evangelikalen Szene sagt man das nicht so gerne, wenn man geistliche Probleme hat. Es herrscht oft die Haltung: Allen geht es gut. „Wie geht es dir?“ – „Gut, wie immer.“ Und die Familie? „Der geht es auch gut.“ Nein.
Wenn du eine Glaubenskrise hast, gestehe dir das ein.
Ursachenforschung und Unterstützung suchen
Der zweite Punkt ist: Du musst herausfinden, was die Krise ausgelöst hat. Die Krise an sich, also das Zweifeln, ist zunächst noch nichts Dramatisches.
Was war am Anfang der Auslöser? War es der Tod meines Großvaters? Oder vielleicht die Frage, warum Gott die Welt erschaffen konnte, obwohl er vorher schon wusste, dass Millionen und Abermillionen Menschen verloren gehen würden? War es vielleicht doch die ältere Schwester, die nach dem Gottesdienst auf mich zukam und mir unbedingt sagen musste, dass mein Outfit nicht zum Gottesdienst passt? Bin ich enttäuscht von Gott? Überlege dir genau, was es ist.
Wenn du das weißt, kommt Punkt drei. Ja, ich weiß, was mich in diese Krise hineingetrieben hat. Das kann natürlich auch Sünde sein, Mobbing in der Schule oder etwas ganz anderes.
Dann Punkt drei: Ich suche mir Verbündete. Hier ist Folgendes wichtig: Du brauchst zwei Arten von Verbündeten. Auf der einen Seite Menschen, die dir zuhören. Der größte Teil einer Glaubenskrise wird oft schon dadurch bewältigt, dass du jemanden hast, der einfach zuhört. Jemand, dem du sagen kannst, wie es dir geht.
Ich weiß nicht, ob ihr das auch kennt: Wenn man so richtig fertig ist, muss man manchmal einfach nur sagen, wie fertig man ist. Dann ist man fertig mit dem Fertigsein, und eigentlich geht es schon fast wieder.
Du brauchst Menschen, die dir zuhören, dich trösten, für dich beten, mit dir beten und vielleicht auch mit dir fasten. Sie müssen das tun, denn eine Glaubenskrise kann man meistern – das ist nicht der Punkt. Aber eine Glaubenskrise kann auch eine reale Gefahr darstellen.
Eine Glaubenskrise kann ein Turbo für das geistliche Leben sein. Zum Beispiel an dem Punkt, an dem ich merke, dass ich nur halb mit Gott unterwegs bin. Dann kommt die Glaubenskrise, und ich erkenne plötzlich, worum es wirklich geht. Dann sage ich: „Yeah, Turbo rein, ganze Sache machen!“
Das wäre die positive Lösung einer Glaubenskrise. Aber anstelle eines Turbos kann es natürlich auch ein Ausknopf sein – sozusagen Game Over, Fade Out.
Deshalb brauchst du Verbündete. Du brauchst die, die erst einmal zuhören und dich trösten.
Unterschiedliche Arten von Helfern in der Krise
Und dann brauchst du eine zweite Sorte von Verbündeten: du brauchst die Ratgeber, Menschen wie mich. Ich bin kein guter Zuhörer, denn mich nerven Menschen mit ihren Problemen. Ich bin nicht gut im Trösten und auch nicht darin, jemanden tröstend in den Arm zu nehmen. Aber ich bin ein sehr guter Ratgeber.
Warum? Nun ja, ich bin sozusagen der Seelsorger für die schwierigen Situationen. Wenn der Karren richtig im Dreck steckt, dann bin ich gut, weil ich viel gelesen, viel nachgedacht und selbst viel Dreck in meinem Leben erlebt habe.
Du brauchst also den Tröster, der vielleicht nicht immer die besten Ratschläge hat, aber nett ist – und meine Seele braucht diesen Menschen. Und dann brauchst du den Typen, der sagt: „Okay, eins, zwei, drei – das ist die Lösung.“
Lösungswege und praktische Umsetzung
Und das ist dann auch der letzte, der vierte Punkt: Wenn ich das Problem kenne und sage, ich möchte gern gläubig bleiben, dann muss ich es lösen.
Ein guter Ratgeber kommt dann und sagt: „Ich weiß, was du jetzt brauchst.“ Dann musst du einfach mal zuhören und es auch umsetzen.
Es kann sein, dass man ein Buch liest. Es kann sein, dass man eine neue, gute Gewohnheit in sein Leben aufnimmt. Es kann sein, dass man Beziehungen beendet. Vielleicht stellt man sogar das ganze Leben auf den Kopf – ich weiß es nicht. Vielleicht muss man auch einen Ältesten hinzuziehen und dann zu dieser lieblosen Schwester gehen, um die Situation zu konfrontieren. Auch das kann nötig sein.
Ich weiß nicht genau, was es in deinem Fall ist, aber du brauchst jemanden, der in dein Leben hineinsprechen darf. Und du musst einfach zuhören und das tun.
Abschluss und geistlicher Ausblick
Wir sind am Ende. Ich hatte ganz am Anfang gesagt, dass wir uns in einem geistlichen Kampf befinden. Es gibt einen Konflikt, und deine Seele ist der Einsatz.
Würden wir Paulus fragen, würde er sagen: „Hey, das ist ganz einfach! Zieh doch einfach die geistliche Waffenrüstung an, suche die Wahrheit, lebe gerecht, predige das Evangelium, sei dir deiner Errettung sicher, verteidige dich mit Bibelversen, glaube fest und bete viel.“
Und ich bin voll dafür, okay? Das ist die geistliche Waffenrüstung, und ich finde sie großartig. Ich wünsche mir, dass wir alle sie anziehen.
Aber ich habe das Gefühl, dass wir heute in einer Zeit leben, die ein paar aktuelle Ergänzungen braucht. Deshalb habe ich mir erlaubt, das mit euch hier in dieser Stunde im Tiefflug und mit Machtzweigeschwindigkeit einfach mal durchzugehen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.