Einführung in das Thema: Der Umgang mit den Kleinen im Glauben
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 405: Vom Umgang mit Kleinen, Teil 4.
Schauen wir uns ein letztes Mal die Sache mit dem Mühlstein an.
Matthäus 18,6:
„Wenn aber jemand eines dieser Kleinen, die an mich glauben, zu Fall bringt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.“
Möchte Jesus uns damit Angst machen?
Antwort: Ja, genau das will er. Wir müssen nur weiterlesen, um das zu erkennen.
Warnung vor Anstößen zur Sünde und die Ernsthaftigkeit der Worte Jesu
Matthäus 18,7-8: "Wehe der Welt der Anstöße zur Sünde wegen, denn es ist notwendig, dass Anstöße zur Sünde kommen. Doch wehe dem Menschen, durch den der Anstoß zur Sünde kommt! Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir Anstoß zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, lahm oder als Krüppel in das Leben hineinzugehen, als mit zwei Händen oder mit zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden."
Jesus spricht hier nicht zu irgendwelchen Außenstehenden, nicht zu Pharisäern, Sadduzäern oder Herodianern, sondern zu seinen Jüngern. Mir ist bewusst, dass wir das kaum glauben wollen. Wie kann Jesus seinen Jüngern mit dem ewigen Feuer drohen, wenn sie den Kleinen im Glauben durch ihr Verhalten zum Anstoß werden? Wie passt das dazu, dass wir nicht ins Gericht kommen oder dass niemand uns aus der Hand des guten Hirten reißen kann?
Das sind berechtigte Fragen. Es ist gut, wenn wir in unserer Theologie genügend Raum für Stellen wie Matthäus 18 und Markus 9 lassen. Wo dieser Raum fehlt und wir uns Jesus nicht mehr als einen Rabbi vorstellen können, der seine Jünger vor dem ewigen Feuer warnt, da stimmt etwas nicht – und zwar nicht mit Jesus, sondern mit unserer Theologie.
Jesus droht hier seinen Jüngern mit Gericht. Das "Wehe" ist ein Fluch. Weil Jesus das tut, sollten wir diesen dramatischen Text bitte ernst nehmen.
Umgang mit biblischen Texten, die herausfordern
Und lass mich dir noch einen Tipp geben: Ich treffe immer wieder auf Christen, die, konfrontiert mit Texten, die nicht in ihre Theologie passen, mir dann in etwa so antworten: „Jürgen, das kann ich mir nicht vorstellen.“
Bei solchen Worten tue ich zwei Dinge: Ich höre auf zu diskutieren und schüttle innerlich den Kopf.
Bei einem Bibeltext geht es nämlich nie darum, ob ich ihn mir vorstellen kann, sondern ob ich ihn verstehe. Eine saubere Auslegung mal vorausgesetzt. Ich muss mir einen Text nicht vorstellen können, und er muss sich auch nicht in meine Erwartungen an Gott oder das Leben einfügen.
Lasst uns das bitte gut verstehen: Der Text der Bibel ist uns vom Geist Gottes gegeben, damit wir die Realität erkennen. Es geht um Wahrheit. Wenn mir eine Aussage in der Bibel nicht schmeckt, weil sie nicht zu dem passt, was ich über Gott denke, dann muss ich mein Denken über Gott ändern. Dann muss ich mein Denken an die Realität anpassen – eine saubere Auslegung vorausgesetzt. Ich hoffe, das ist klar.
Und in unserem Text ist die Auslegung recht einfach. Jesus bringt auf höchst eindrückliche Weise zum Ausdruck, wie sehr er es hasst, wenn die Kleinen im Glauben zu Fall kommen.
Wir tun gut daran, wenn wir darüber nachdenken, wo wir selbst an den Kleinen schuldig werden.
Reflexion über den Umgang mit Kleinen im Glauben
Deshalb möchte ich noch einige Fragen in den Raum stellen. Wenn ich über Gemeinden nachdenke, worum dreht sich dann mein Denken? Ist es mir ein absolutes Anliegen, die Kleinen im Glauben voranzubringen? Will ich in diesem Bereich ein Vorbild sein?
Investiere ich genug geistige Kraft im Gebet? Habe ich Zeit für junge Gläubige? Bin ich ihr Ermutiger und Förderer? Können sie sich mir mit ihren Zweifeln, Problemen und Fragen bedingungslos anvertrauen?
Weil Jesus hier die Kinder mit den Kleinen im Glauben verbindet, möchte ich noch weiter fragen: Bin ich ein Grund dafür, dass Kinder gern in die Gemeinde kommen? Beschäftigen sie sich gern mit der Bibel? Ist das Christentum für sie positiv belegt, weil sie sich von mir wahrgenommen und geliebt fühlen?
Und wisst ihr was? Wenn ich mir diese Fragen stelle, dann weiß ich eines: Ich habe den Mühlstein schon oft verdient. Ich mache mir da gar nichts vor.
Genau deshalb ist es so wichtig, dass ich beim Lesen unseres Textes die Ernsthaftigkeit, mit der Jesus spricht, nicht verpasse. Ich darf nicht einfach weiterlesen und das Thema unangenehm berührt möglichst schnell hinter mir lassen. Tu das nicht!
Die Bedeutung von Demut und wahrer Größe im Umgang mit Kleinen
Erinnern wir uns noch einmal an die Frage, mit der die Jünger zu Jesus kommen: Wer ist der Größte? Aus dieser Frage entwickelt sich das Thema, wie man mit den Kleinen im Glauben umgehen soll.
Einerseits definiert Jesus in seiner Ekklesia Größe durch Demut. Der Große macht sich klein, um den Kleinen zu dienen. Jesus macht es uns vor, und wir folgen seinem Beispiel. Der wahrhaft Große macht andere groß und wird nicht dadurch groß, dass er andere kleinmacht.
Doch jetzt geht Jesus noch einen Schritt weiter. Dort, wo die vermeintlich Großen den Kleinen im Glauben schaden, zeigen sie nicht nur, dass sie wahre Größe noch nicht verstanden haben. Ihr Umgang mit den Kleinen offenbart nicht nur eine völlige Fehleinschätzung ihrer eigenen Person – das auch –, aber das ist hier nicht der entscheidende Punkt.
Die vermeintlich Großen, die ihren Einfluss missbrauchen, um den Kleinen zu schaden, betreten damit ganz dünnes Eis. Wer die Kleinen, die an Jesus glauben, zur Sünde verleitet, der macht sich zum Feind Jesu selbst. Wehe dem Menschen, durch den der Anstoß zur Sünde kommt!
Die Verbindung von Sünde, Schutz von Kindern und Gemeinde
Was mit einer vermeintlich harmlosen Frage beginnt, wird zum Lackmustest für die Echtheit unserer Beziehung zu dem Herrn Jesus.
Wir stoßen hier auf ein zweites Thema, bei dem wir nicht mit Sünde spielen dürfen. Das erste Thema war Ehebruch. In der Bergpredigt lesen wir dazu in Matthäus 5,27-29:
„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht Ehe brechen. Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen. Wenn aber dein rechtes Auge dir Anstoß zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir; denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.“
Wisst ihr, was die beiden Themen – also Ehebruch und der Umgang mit den Kleinen im Glauben – miteinander verbindet? Es geht in beiden Fällen um den Schutz von Kindern.
Wenn Gott Ehebruch im mosaischen Gesetz mit dem Tod bestraft, dann nicht deshalb, weil die Eltern die Ehe bräuchten, sondern weil eine funktionierende Ehe den Kindern dient. Ehe und Gemeinde sind Schutzräume. So wie eine Ehe der Raum ist, in dem Kinder gesund heranwachsen, so ist eine Gemeinde der Raum, in dem aus „Kleinen im Glauben“ einmal Glaubenshelden werden.
Und so wie Jesus uns auffordert, beim Thema Ehebruch wirklich jedes Mittel einzusetzen, um diese Sünde bloß nicht zu begehen, so tut er dasselbe auch im Blick auf den Umgang mit den Kleinen im Glauben.
Praktische Konsequenzen und Abschlussgedanken
Wenn du zwei Sünden in deinem Leben vermeiden möchtest, dann beginne mit diesen beiden: Geh nicht fremd und versündige dich nicht.
An diejenigen, die im Glauben noch klein sind: Was könntest du jetzt tun? Überlege doch einmal, ob es Bibeltexte gibt, die du mit dem Slogan „Das kann ich mir nicht vorstellen“ ausblendest, weil sie dich irritieren.
Das war's für heute. Wenn du die Texte noch nicht hast, besorge dir doch die Frogwords-App. So hast du immer zum jeweiligen Podcast auch das Skript zur Hand.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
