Die Gefahr der Versuchung und die Bedeutung des Liedes von Allendorf
Dieses Lied von Allendorf sollten Sie, falls Sie es noch nicht schätzen oder auswendig kennen, liebgewinnen. Es kann Ihnen helfen, in Ihrem eigenen Leben zu erkennen, wo der Teufel ein Eingangstor hat und wo er das Herz lahmlegt, das von der Einfältigkeit abgewichen ist.
Die Versuchungen kommen oft so listig, weil die Welt sagt, sie seien doch ganz unschuldig. Doch die Welt kennt sich selbst nicht mit ihrem ganzen verhängnisvollen Einfluss.
Auf unserer Reise in Kalimantan, der größten Insel Indonesiens, haben wir in unbeschreiblicher Armut einen jungen Kirchenführer getroffen. Er war auf dem Kongress für Evangelisten in Amsterdam und wir konnten mit ihm ein wenig über die Gefahren sprechen. Er sagte, dass er schnell erkannt habe, wie das Christentum in Europa in Gefahr sei. Gleichzeitig trifft das genau auf sie selbst zu.
Auf der Konferenz wurden durch ein amerikanisches Hilfswerk für Evangelisten in Amsterdam Kleidungsstücke angeboten. Jeder dritte Weltevangelist sollte Kleidung erhalten. Rustam Balang erzählte, dass viele Evangelisten so darauf aus waren, sich mit allen Tricks ein zweites und drittes Mal in die Schlangen zu stellen, dass sie viele Bibelarbeiten und Vorträge versäumten.
Er selbst sagte, er habe sich nicht angestellt, weil er gar nichts mitnehmen wollte. Für ihn war es eine entscheidende Frage, ob er nach Amsterdam gegangen sei, um neue Kleider zu holen oder um einen Segen zu empfangen. Diese Entscheidung sei für ihn die wichtigste des Kongresses gewesen.
Manchmal können unschuldige Dinge zur Gefahr werden. Vielleicht liegt die Gefahr bei Ihnen auf einem anderen Gebiet. Doch das sollen wir heute aus der schrecklichen Geschichte von Ahab lernen: Der Teufel will uns lahmlegen. Und das kann er mit Leichtigkeit, weil wir den Ernst des Kampfes oft nicht richtig einschätzen.
Gottes Gericht über Ahab und die Herausforderung der Schuld
Jetzt lesen wir weiter ab Vers 17. Das Wort des Herrn kam zu Elija, dem Tisbiter: „Mach dich auf und geh hinab, Ahab, dem König von Israel, in Samaria entgegen! Siehe, er ist im Weinberg Nabots, wohin er hinabgegangen ist, um ihn in Besitz zu nehmen. Rede mit ihm und sprich: So spricht der Herr: Du hast gemordet und dazu auch fremdes Erbe geraubt.“
Ahab antwortete: „Das stimmt ja überhaupt nicht. Ich habe nicht gemordet. Objektiv falsch! Ich habe nur meinen Schreibtisch nicht abgeschlossen, wo der Stempel drin lag.“ Doch Gott macht da keinen Unterschied. Wir haben immer Entschuldigungen, wenn es um Sünde geht. Dann sagen wir oft, die Verhältnisse seien anders gewesen.
An der Stätte, wo die Hunde das Blut Nabots geleckt haben, sollen Hunde auch dein Blut lecken. Ahab sprach zu Elija: „Hast du mich gefunden, mein Feind?“ Er aber antwortete: „Ja, ich habe dich gefunden, weil du dich verkauft hast, Unrecht zu tun vor dem Herrn.“
„Siehe, ich will Unheil über dich bringen und dich vertilgen samt deinen Nachkommen. Ich will von Ahab ausrotten, was männlich ist, bis auf den letzten Mann in Israel. Ich will dein Haus machen wie das Haus Jerobeams, des Sohnes Nebats, und wie das Haus Baschas, des Sohnes Ahias – um des Zornes willen, dass du mich erzürnt und Israel sündigen gemacht hast.“
Es steht hier im Wort Gottes, dass unser Leben den Zorn Gottes herausfordert. Wir denken vielleicht immer nur, dass Gott gütig da sitze, und wir ahnen gar nicht, wie wir ihn reizen.
Auch über Isebel hat der Herr gesprochen: Die Hunde sollen Isebel fressen an der Mauer Jesuels. Wer von Ahab in der Stadt stirbt, den sollen die Hunde fressen. Und wer auf dem Felde stirbt, den sollen die Vögel des Himmels fressen.
Niemand hat sich so verkauft, Unrecht zu tun vor dem Herrn, wie Ahab. Seine Frau Isebel verführte ihn dazu. Doch auch das ist keine Entschuldigung. „Das Weib, das du mir gabst“, ist keine Rechtfertigung. Er hatte eine Frau gewollt, die ihn total in ihrem Griff hat. Auf solche Typen fuhr er immer nur ab, und diese hat ihn dann auch anders ausgenommen.
Er versündigte sich dadurch über die Maßen, dass er den Götzen nachwandelte, ganz wie die Amoriter, die der Herr vor Israel vertrieben hatte.
Als Ahab diese Worte hörte, zerriss er seine Kleider, legte ein Heernes-Tuch um seinen Leib, fastete und schlief darin. Er ging bedrückt einher.
Demut und Vergebung als Schlüssel zum Umgang mit Schuld
Auf das will ich heute den Schwerpunkt legen bei der Predigt: Vergebung und wie man Vergebung erhalten kann. Das Wort des Herrn kam zu Elija, dem Tisbiter: „Hast du nicht gesehen, wie sich Ahab vor mir gedemütigt hat? Weil er sich nun vor mir gedemütigt hat, will ich das Unheil zu seinen Lebzeiten nicht kommen lassen. Aber zu seines Sohnes Lebzeiten will ich das Unheil über sein Haus bringen.“
Ich möchte heute lebendige Eindrücke vermitteln und mich ganz auf das Wesentliche beschränken. Am Anfang möchte ich etwas erzählen von den Christen in Ost-Malaysia, an der Nordküste der Insel Borneo. Dort leben sie unter schwierigen Verhältnissen in der Provinz Sabah, in einem muslimisch geprägten Staat.
Manche von Ihnen werden sich noch daran erinnern, wie über Jahre hinweg Missionare ausgewiesen wurden und dort kaum noch das Recht hatten zu leben. Dass das Land nach muslimischen Gesichtspunkten regiert wird, ist in der Verfassung festgeschrieben.
Wir trafen dort einen jener Pioniere mit seiner Frau, die seit 46 Jahren in den Bergen von Sabah als Zeugen Jesu unterwegs sind. Er ist 72 Jahre alt. Einige seiner Freunde sind damals von den Japanern erschossen worden – die Märtyrer dieses Gebiets.
Aber dort, wo der Islam seine Herrschaft aufgebaut hat, gibt es heute 30 Prozent Christen in der Bevölkerung. Das wusste ich nicht. Das hat Gott getan. Als wir abends zusammen saßen, sagte ich zu diesem Missionar: „Erzählen Sie doch noch einmal, wie Gott das getan hat, dass plötzlich das Feuer des Evangeliums übersprang auf diese Heidenstämme und bis hinein in die Zunge dieser riesigen Insel drang.“
Und dann sagte er: „Es war eigentlich merkwürdig. Wir haben gearbeitet und gearbeitet.“ Er erzählte von Reisen, die sie bis ans Ende ihrer Kraft viereinhalb Monate lang durch den Dschungel machten. Aber das war es nicht.
„Ich weiß noch genau, 1952. Wir hatten eine Versammlung. Wir waren eigentlich müde. Ich legte das Wort aus. Über der Versammlung lag etwas Merkwürdiges. Die Leute waren aufgewühlt. Eigentlich wurde gar nichts Besonderes gesagt. Man sprach über Schuld, über Vergebung.“
„Dann standen Menschen auf und sagten: ‚Ich kann nicht nach Hause, ich muss ein Bekenntnis ablegen. Ich habe in meinem Leben schlimme Dinge gemacht. Ich kann heute Nacht nicht mehr schlafen, wenn ich nicht weiß, dass Gott das aus meinem Leben wegnimmt.‘“
„Und da fiel plötzlich über diese Menschen ein Schrecken über unvergebene Schuld. Wir können nicht beschreiben, was das war. Das ging über unser Land hinweg. Es war das Feuer der Erweckung.“
„Es ist nichts Außerordentliches passiert, als morgens, wenn wir in den Schulen Morgenandachten hielten, die jungen Leute kamen und sagten: ‚Wir wollen eine Aussprache haben. Ich kann so nicht weiterleben. Mein Leben muss frei werden. Ich habe ungehorsam gelebt, ich habe gesündigt.‘“
„Und in diesen Tagen wurde uns Jesus so groß, Jesus allein. Es ging nicht um Gaben des Geistes, es ging um Jesus allein, der für unsere Schuld am Kreuz starb. Die Menschen, die es hören wollten und die es weitergesagt haben – da sind unsere jungen Leute aufgebrochen.“
„Wenn diese Last von ihrem Rücken genommen war, zogen sie in die Dörfer durch die Berge und haben dieses Evangelium weitergesagt. Es hat gar nichts ausgemacht, dass die Missionare des Landes verwiesen wurden.“
„Jahre später hat es plötzlich aufgehört. Es war in den Kreisen der Kirchenleitung und der Missionare Streit, der nicht mehr bereinigt werden konnte. Plötzlich brach die Erweckung ab.“
Ich habe gedacht, das muss ich Ihnen erzählen, wenn ich heute über Nabot predige. Gott kann uns heute in dieser Stunde nur groß machen, wenn er in unserem Leben Schuld aufdeckt.
Vielleicht erwarten Sie heute Morgen gar nichts anderes, als dass ich Ihnen sagen kann, dass ich über Schuld und Versäumnisse in unserem Leben rede. Aber wenn Gott das auf einmal anleuchtet, kann man ihm nicht mehr entrinnen.
Die verdrängte Schuld und ihre Folgen
Ich möchte zuerst über die verdrängte Schuld sprechen – die verdrängte Schuld. Ahab hat das meisterhaft gekonnt. Und heute ist es bis zu einem gewissen Grad eine Gefahr für uns hier im Gottesdienst, dass wir uns über Ahab unterhalten. Dabei steht dieser Ahab nur stellvertretend für uns da. Zug um Zug und Stück für Stück finden wir uns in ihm wieder.
Ahab war ein Meister darin, mit seiner Schuld religiös zu leben. Er wurde ein tugendhafter Mensch, ein Mann, der sich bemühte, das Gute und Rechte zu tun. Seien Sie doch nicht so streng: Wer will schon den anderen genau messen? Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Wer in einem verantwortlichen Amt steht – wie ein König Ahab –, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er sich die Hände schmutzig macht. So kann man immer reden – und dann will man das vergessen.
Wir erschrecken, wenn plötzlich in unserer Nähe etwas passiert. Heute drehen immer mehr Menschen durch. Ich frage mich immer wieder, ob wir hellhörig genug sind, wenn Menschen sagen, dass sie nicht mehr schlafen können, wenn Ängste ihr Leben überschatten. Sind wir als Seelsorger wirklich wach genug, um zu helfen? Um dafür zu sorgen, dass alte Schuld, die verdrängt wurde, zuerst ans Licht kommt – damit sie vergeben werden kann?
Als Elia, der Seelsorger, kommt und Ahab auf seine Schuld anspricht, wissen Sie, wie er reagiert? Er bricht auf und fragt: „Hast du mich gefunden, mein Feind?“ In unseren Tagen ist es verpönt, dass Christen über Sünde und Schuld reden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Thema im Zentrum unserer Verkündigung steht. Dabei steht es bei Elia im Mittelpunkt seines gesamten Dienstes. Nichts anderes wollte er tun, als Sünde zeigen und wegnehmen. Das empfand er als seinen Auftrag. So geht er auf Ahab zu und spricht ihn auf seine Schuld an.
Sie brauchen gar nicht zu erschrecken, wenn Sie erschütternde Erfahrungen machen. Vielleicht haben Sie einmal versucht, in einer Ehekrise zu helfen. Vielleicht haben Sie einmal versucht zu vermitteln, wo Kinder und Eltern sich nur noch im Streit gegenüberstanden. Sie haben dann versucht, ein wenig Verständnis zu wecken, ob nicht viel Schuld da liegt. Wie Menschen heute gereizt aufbrausen – das brauchen Sie mir nicht zu sagen! „Ich will mit Ihnen nichts mehr zu tun haben!“ „Müssen Sie wissen, dass Ihr Einfluss heute auch in meinem Dienst als Pfarrer drastisch sinkt!“ Wenn Sie bei Hausbesuchen und anderen Anlässen von Schuld und Versäumnissen reden – auch am Grab.
Das hat Ahab schonungslos getan. Man muss immer an junge Leute denken, die man heute in Hülle und Fülle trifft. So wie es mir in den letzten Wochen oft passiert ist, hier in Stuttgart, in Gesprächen. Sie sagen dann: „Oh, ich war ja auch mal im EC, ich war auch mal in einem Bibelkreis. Aber das habe ich längst durchschaut. Das Reden von der Sünde ist nur eine Masche gewesen, um uns unmündig zu halten, um uns unter Druck zu setzen.“ Ich denke heute mit blutendem Herzen daran, dass aus unserem Jugendkreis Leute weggelaufen sind, die eines Tages sagten: „Zuerst habt ihr uns Angst gemacht mit der Sünde, um uns nachher die Sündenvergebung zu predigen. Ich brauche das nicht mehr. Ich bemühe mich, ein ordentlicher Mensch zu sein und so zu leben.“
Aber jetzt wollen wir ja heute Morgen von uns selbst reden – und nicht von den anderen. Dass es heute Morgen bei uns sein kann, dass wir uns hier über Ahab und andere Leute unterhalten, die Schuld leugnen. Wie ist das in Ihrem Leben, wenn Sie plötzlich erkennen, dass Sie gesündigt haben? Es kann ja monatelang so sein, dass wir leiden und fragen: Warum geht es mir eigentlich so schwer? Mein Leben ist mühselig, meine Arbeit läuft nicht mehr, ich habe keine Freude mehr, keinen Frieden.
Wissen Sie, dass das ein großes Wirken Gottes ist, wenn er Ihnen Schuld zeigt? Und doch – ich muss jetzt von mir reden – da erschrickt man ungeheuer! Es ist plötzlich, als stünde man nackt vor den Leuten. Da kann man sich nicht mehr fassen: „Ich, ich, ich habe gesündigt, mein Leben ist so schlecht!“ Unsere Sünde tut nicht nur irgendwo unserem Bild ein paar schlechte Züge anmalen, sondern es ist viel schlimmer.
Mit unserer Sünde reizen wir Gottes Geduld. Gott sagt: „Ich will euch wegtun vor meinem Angesicht. Ich kann euch nicht mehr sehen. Ich kann eure Versammlungen nicht mehr riechen.“ Wir sind ihm ein Gräuel. Es hat sich so breitgemacht in unseren evangelischen Gemeinden, dass man so tut, als ob es für Gott das Geschäft sei, uns die Sünde zu vergeben – und dann kann man eben wieder weitermachen.
Ich muss Ihnen heute Morgen sagen: Es wird keine Erneuerung unseres Christenlebens, unserer Gemeinden und Kirchen geben, wenn der heilige Gott unser Leben nicht durch und durch neu gestalten und verändern kann. Er will uns zu Gerechten machen, zu Menschen, die in seinen Geboten wandeln, zu Leuten, die Lust haben, nach dem Gebot Gottes zu leben.
Warum kann Gott uns nicht ausstehen? Warum steht er mit uns auf Kriegsfuß? Er wird uns im Leben den Weg versperren. Er wird uns gegenübertreten – so wie er Ahab in den Weg trat, als Feind, durch den Propheten Elia.
Ahab reagiert bitter, wenn Schuld aufgedeckt wird. Ach, wollte das heute Morgen doch keiner! Diese Kirche verlässt er nicht, ohne alles in seinem Leben mit Gott ins helle Licht gebracht zu haben – und dass er mit anderen redet und Seelsorge sucht, bis er Frieden hat.
Ich denke, dass heute sehr viele Dinge vorliegen, auch bei alten Menschen: unbereinigte Schuld mit Eltern und Vorfahren. Wissen Sie, dass auch das Sünde ist? Wenn Sie sich noch in Bitterkeit gegen Ihren Vater auflehnen, der schon lange gestorben ist. Ich weiß, dass er Ihnen Unrecht getan hat. Aber Bitterkeit und Hass sind auch Sünde. Sie vergiften Ihr Leben und können Sie in die schlimmsten Leiden stürzen.
Die Unreinheit unserer Gedanken, das Spielen mit dem, was Gott uns vorenthalten hat, weil es unser Leben zerstört. Das Rennen nach Besitz und Habenwollen hat Ahab schon so sehr belastet, dass er gar nicht mehr merkte, wo er den Maßstab von Recht und Gesetz verlassen hatte.
Bei Ahab sieht man es so deutlich: In der Mitte der Sünde steht, dass er Gott nicht mehr liebt. Deshalb weiß er nicht mehr, was Recht ist und was gilt. Er sieht nur noch sich und seinen Lebenswillen. „Ich will leben, ich will meinen Kohlgarten gestalten, ich will den Palast ausbauen, meinen Springbrunnen machen, meinen Swimmingpool anlegen. Ich muss leben!“
Diese Sünde vor Gott – dieser Lebenswille, der an Gott vorbeigeht und das Leben nicht findet. Die verdrängte Schuld – man kann Schuld nicht verdrängen. Sie kommt wieder hoch. Und in unseren Tagen kann man es mit Händen greifen, wie die unvergebene Schuld auf unserer gottlosen Generation lastet.
Wie sie hineingeht in das Leben vieler Christen, die meinen, sie bräuchten keine Vergebung mehr zugesprochen zu bekommen – und doch in dem alten Unfrieden weiterleben und nie die Freude erfahren haben, dass die alte Schuld ausgelöscht ist.
Die aufgedeckte Schuld und der Umgang damit
Und nun möchte ich über die aufgedeckte Schuld sprechen. Elija ist ein guter Seelsorger, an ihm kann man lernen, wie man es richtig macht. Er spricht ganz offen, ruhig und langsam über Schuld. Man darf niemals denken, dass Schuld etwas Attraktives sei.
Heute hat man oft den Eindruck, als suche man nach einem Mittel, um unsere Gemeinden auf eine charmante Weise zu beleben. Gleichsam, als würde ein Blitz vom Himmel unsere Gemeinden reformieren. Dabei können wir nur mit Zittern davon sprechen, dass wir in unserem Leben Gottes Zorn gereizt haben und dass uns Gottes Gnade unbegreiflich widerfahren ist.
So spricht Elija mit Ahab nicht von oben herab. Darf ich das noch einmal ein bisschen in unserer modernen Sprache sagen? Heute wird sehr viel von Schuld geredet, auch in christlichen Gemeinden, aber in einem ganz anderen Sinn. Man spricht oft von der Schuld des Apartheidssystems, der Schuld der Generation im Dritten Reich oder der Schuld des Großkapitals. Man kann vieles aufzählen.
Elija hätte ja auch auf die Straße gehen können und ein paar junge Leute sammeln, damit sie faule Eier gegen den Palast Ahabs werfen und Parolen skandieren. Doch das ist nicht das Bild, das uns die Bibel zeigt. Er geht nicht gegen die herrschenden, die schmutzigen Politiker vor, auch wenn Ahab derjenige ist, der den Hebel der Macht zieht.
Damit es keine Missverständnisse gibt: Sie dürfen demonstrieren, so viel Sie wollen. Ich habe nichts dagegen. Sie dürfen gegen Südafrika demonstrieren. Aber das ist nicht das, was die Bibel uns heute Morgen wichtig machen will. Die Bibel macht uns klar, dass wir ohne Vergebung unserer Schuld verloren sind. Unsere Schuld zieht uns in die Tiefe der Hölle.
Alle Errungenschaften, die ein Ahab aufzählen kann – die großen Ordnungen im Staat, die Verkehrsverbindungen, die Erneuerung der Armee oder neue Gesetze – all das zählt nicht mehr, wenn Gott uns an unsere Sünde richtet. Wir werden einmal vor Gott stehen. Dann geht es nur noch um die Frage, wie wir uns verantworten wollen.
In der Bibel steht ein Wort, das uns furchtbaren Schrecken einjagen kann: Wir müssen Rechenschaft geben über jedes unnütze Wort, das wir geredet haben. Wenn wir schon über jedes unnütze Wort Rechenschaft ablegen müssen, wie viel mehr erst über so viel Unsinniges und Böses, das wir getan haben.
Elija wendet sich direkt an Ahab und nennt ihm seine Schuld. Er lässt keine Ausrede zu – nicht „das war nicht ich“, nicht „das waren die Verhältnisse“. Sicher, Ahab lebt in einer schwierigen Ehe. Und doch gibt es keine mildernden Umstände, denn jeder ist haftbar für alles, was mit seinem Tun zusammenhängt.
Auch Ahab muss für sein Leben und alles, was er tut, gerade stehen. Seine Frau war ein merkwürdiges Genie, geboren aus Bosheit. Es wird mit Recht gesagt, dass sie eine Frau war, die mit dämonischen Dingen umging. Sie hat Ahab total um den Finger gewickelt. Trotzdem trägt er die Verantwortung für sein Leben.
Die aufgedeckte Schuld – das ist der zweite Punkt, den ich Ihnen zeigen möchte. Sie muss ins Licht gebracht werden. Und das Letzte...
Die Bedeutung von Demut und die Realität des Gerichts
Lass dich retten!
Wir hören hier, wie dieses Gespräch zwischen Elija und Ahab es tatsächlich schafft, dass ein König sich demütigt. Sie haben völlig recht: Es hat Ahab wahrscheinlich tief getroffen, als ihm Elija ankündigte, welches furchtbare Gottesgericht ihn treffen wird. Deshalb möchte ich noch ein paar klärende Worte dazu sagen, denn ich habe es so oft gehört – auch heute sagen junge Leute, wir dürften den Menschen keine Angst machen.
Machen wir den Menschen wirklich Angst, wenn wir von der Hölle sprechen, oder sprechen wir von Realitäten? Es ist auch nicht richtig, dass Menschen heute im Unglauben sterben und bis zu ihrer Todesstunde davon ausgehen, mit dem Sterben in den Frieden Gottes zu entschlafen. Kein Wort der Bibel deckt das ab. In der Bibel steht, dass Gott uns von seinem Angesicht wegstoßen wird, weil er keinen Kompromiss mit der Sünde eingeht – mit dem, was unser Leben zerstört.
Es ist ein großer Widerspruch unserer Zeit, wenn man sagt, es gehe nicht darum, Angst zu machen, während die Menschen von ganz anderer Angst beherrscht werden. Kein Salatblatt, kein Schnittlauch wird mehr gegessen aus Angst vor dem Tod. Die furchtbare Kriegsangst hat die Menschen besetzt. Jesus hat die schlimmste und wichtigste Angst genannt, die uns tagtäglich bewegen soll: die Angst, im Gericht Gottes verdammt zu werden.
Diese Angst dürfen Sie ein Leben lang nie verlieren. Sie müssen sie klar vor Augen haben, sonst finden Sie nicht den Pfad, den Gott für Sie bereitet. Das, was Elija als Gottesgericht ankündigt, hat sich auf grausige Weise erfüllt. Ich kann es Ihnen jetzt nicht vorlesen, aber vielleicht nehmen Sie heute Mittag noch einmal Ihre Bibel zur Hand und lesen 2. Könige 9 und 10. Dort erfahren Sie, wie Jehu, der von Elisa als Nachfolger eingesetzt wurde, in einem Staatsstreich die Regierung übernimmt. Er trifft auf den Nachfolger Ahabs und fragt: „Ist Friede?“ Und er sagt: „Was ist Friede, wo die Zauberei der Isebel noch über dem Land liegt? Was soll das für ein Friede sein, der in Israel herrscht?“
Wo die dunklen Mächte toben und wüten, wo Lüge herrscht und Sünde triumphiert, da sagt Gott nicht „Friede“. Jehu zieht seinen Dolch und ersticht den König Joram. Dann kommt er zum Königspalast von Samaria. Isebel, dieses kokettierende Weib, tritt oben hin. Sie weiß, dass der Mann, der den Staatsstreich macht, gekommen ist. Sie hat nur einen Lippenstift in der Hand und schminkt sich. Sie spielt noch einmal ihre weiblichen Reize vor dem Hauptmann Jehu, ruft ihm ein paar schnippische Bemerkungen zu.
Jehu ruft zurück, weil oben ein paar Kammerzofen und Kammerdiener zum Fenster hinausschauen: „Zu wem haltet ihr eigentlich da oben?“ Daraufhin packen sie Isebels Füße, werfen sie aus dem Fenster, und ihr Körper schlägt unten an der Mauer Israels auf, wie es in der Bibel heißt.
Die Bibel macht uns keine Angst, sie erzählt uns, wie es ist, wenn man meint, in dieser Welt sein Leben retten zu können, indem man sich durchlaviert. Wer meint, seinen Weg nach den Gesetzen der Welt gehen zu müssen, der ist verloren und hat keine Hoffnung – er kommt in dieser Welt um.
Das wollte ich Ihnen nur am Rande sagen, und das wissen Sie schon. Was ich aber zum Schluss sagen will, ist etwas viel Wichtigeres: Sie können sich Vergebung nicht erkaufen, auch wenn Sie noch so sehr weinen. Ahab demütigt sich, zerreißt seine Kleider und macht sich selbst ganz klein. Doch das ist wichtig – das gefällt Gott. Gott hat Gefallen daran, wenn man sich selbst erniedrigt.
Auch das ist in unserer Zeit nicht mehr sehr geläufig. Dennoch gehört es zu den wichtigen Aussagen des Gotteswortes, dass Gott Gefallen hat an denen, die zerbrochene Herzen haben. Vielleicht kämpfen Sie immer wieder mit Minderwertigkeitsgefühlen und werden an alte Sünden erinnert. Es ist gut, wenn uns Gott klein hält, aber schwer wird es, wenn wir uns etwas einbilden ohne Gott.
Gott geht auf diesen Ahab zu, doch er kann sich keine Vergebung erkaufen. In dem schönen Lied „Fels des Heils“ heißt es:
„Dem, was dein Gesetz spricht, kann mein Werk genügen.
Nicht mag ich ringen, wie ich will,
fließen auch der Tränen viel,
tilgt das doch nicht meine Schuld.
Herr, mir hilft nur deine Schuld.“
Das gehört gewiss dazu. Und jetzt muss ich Ihnen noch ein ganz wichtiges Stück zeigen, was zur Vergebung gehört: Demut vor dem heiligen Gott. Da ist nichts mehr von dem mündigen Menschen, der das Wort Gottes nach seinem Gutdünken zurechtlegt, sondern das sind Menschen, die über ihre Sünde erschrecken und zu dem heiligen Gott schreien: „Erbarm dich unser!“
Paulus hat es einmal so beschrieben im Römerbrief:
„Als ich das Gesetz hörte, da starb ich,
mein ganzes Leben, das mir ein Stolz war, zerbrach an mir.“
Da war nichts mehr, worauf ich stolz sein konnte. Man muss durch diesen Punkt hindurch. Gott muss unser stolzes Herz zertrümmern. Aber das genügt nicht – das ist noch nicht Bekehrung.
Dazu gehört noch etwas anderes, und das kennt Ahab nicht und kann es nicht wissen: Mehr noch als das Sterben ist das Lieben. Im Neuen Testament gibt es viele Beispiele von Menschen, die aus großer Sünde kamen und Jesus liebten – wie die große Sünderin, die Jesus die Füße küsst.
Wenn Sie heute Morgen Sünde erkennen, dürfen Sie daneben niederknien und sagen:
„Heiland, deine Huld will ich greifen und fassen,
ich will unter deinem Kreuze stehen,
dein Blut floss für mich und meine Schuld
und macht allen Schaden gut.“
Das Wunder ist, dass nichts unser Leben so revolutionär verändern kann wie die Liebe zu Jesus. In dem Augenblick, in dem ein Mensch Jesus so liebt, hat er keinen anderen Grund mehr zum Leben, als dass Jesus ihn angenommen hat – mit der alten Schuld.
Wer von Jesus angenommen ist, kann nur wunderbar danken. Er ist eine neue Kreatur geworden, ein völlig neuer Mensch, in dem neue Gesetze gelten. Er liebt Gott über alle Dinge und vertraut ihm. Darum ist die Kraft des neuen Lebens und der Veränderung nicht nur das Weinen und das Zerbrochensein – das gehört dazu –, sondern vor allem der Anblick Jesu, der mich liebt, der mich nicht loslässt und nicht von mir weicht, der mich ruft und zu sich zieht.
Ich wollte Ihnen heute zum Abschluss der Predigt dieses Bild groß machen, damit Sie es nie vergessen: Jesus nimmt die Sünde an. Mich hat er auch angenommen und mir den Himmel geöffnet, obwohl ich mich so furchtbar vor ihm schäme und am liebsten im Boden versinken möchte.
Dann holt er mich mit seiner starken Hand und zieht mich zu sich. Ich darf ihm gehören. Amen.
Die Notwendigkeit der Demut vor Gott und die Kraft der Liebe
Es scheint, dass kein Text zum Überarbeiten vorliegt. Bitte stellen Sie den Text zur Verfügung, damit ich die gewünschten Anpassungen vornehmen kann.
