Einführung: Licht und Leiden in der Gemeinde
Ich habe für Sie heute einen Abschnitt aus dem ersten Petrusbrief ausgewählt, Kapitel 4, Verse 12 bis 19, der vom Ausharren in der Verfolgung handelt.
In der Epiphaniaszeit ist immer wieder viel vom Licht die Rede. Wir hören davon oder können es sogar im Planetarium verfolgen, wie Gott durch die Sternekonstellation die Weisen aus dem Morgenland zur Krippe geführt hat. Dabei fragen wir uns manchmal, warum Gott uns nicht auch solche Lichterscheinungen schenkt.
Ich möchte jetzt nicht darüber spekulieren, ob Gott das vielleicht doch in Einzelfällen auch hier bei uns tun kann. Aber es ist auf jeden Fall nicht der Normalfall. Wenn wir vom hellen Licht sprechen, müssen wir wissen, dass Gott dieses Licht heute in der Kreuzesgestalt seiner Gemeinde zeigt.
Das zeigt sich im Leiden seiner Gemeinde, in der verfolgten und getretenen Gemeinde, in der schwachen Gemeinde. Übrigens erleben wir das auch häufig bei unseren schwer kranken Leidenden. Sie können uns oft so viel von der Herrlichkeit Jesu erzählen, gerade auf ihrem schweren Leidensweg.
Die Herausforderung des Leidens und die Haltung der Gemeinde
19 Ihr Lieben, lasst euch durch die Prüfungen, die euch treffen, nicht befremden. Diese Versuchungen sind nichts Ungewöhnliches. Freut euch vielmehr, dass ihr mit Christus leidet.
Das klingt vielleicht ungewöhnlich, aber es ist wichtig: Die Bibel ist nie langweilig. Freut euch also, dass ihr mit Christus leidet.
Denn dadurch werdet ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben. Selig seid ihr, wenn ihr um des Namens Christi willen geschmäht werdet.
Denn der Geist, der Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch. Niemand unter euch soll als Mörder, Dieb, Übeltäter oder als jemand, der sich in fremde Angelegenheiten einmischt, leiden.
Wenn aber jemand als Christ leidet, soll er sich nicht schämen, sondern Gott mit diesem Namen ehren. Denn die Zeit ist gekommen, dass das Gericht am Haus Gottes beginnt.
Gottes Gericht und die Bedeutung des Leidens in der Gemeinde
Sehr merkwürdig ist, dass Gott, wenn er anfängt zu richten und das Böse zu strafen, nicht bei den ganz bösen und gottlosen Menschen beginnt. Stattdessen fängt er immer bei den kirchlichen Gruppen an und bei denen, die Gott dienen. Gerade diese kann Gott schwer züchtigen.
Es ist wichtig, dieses Grundgesetz zu begreifen und zu verstehen. Die Zeit ist gekommen, in der das Gericht am Haus Gottes beginnt. Wenn es also zuerst an uns beginnt, wie wird dann das Ende für diejenigen aussehen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?
Wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird dann der Gottlose und Sünder bleiben? Deshalb sollen auch diejenigen, die nach Gottes Willen leiden, ihre Seelen dem treuen Schöpfer anvertrauen und Gutes tun.
Die Realität des christlichen Lebens: Freude und Leiden
Goldene Worte, die uns wirklich berühren, weil wir sagen: Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Man glaubt kaum, dass sie nicht einmal in der Bibel stehen. Doch man hört sie immer wieder. Dazu gehört auch dieses Wort: Die Christen müssten erlöster aussehen, wenn sie an ihren Erlöser glauben sollten.
Paul Deidenbek hat immer so originell gesagt: Manche Christen sehen aus, als kämen sie gerade vom Finanzamt. Da spürt man gar nichts von der Freude. Dabei sollte man doch hüpfen wie Mastkälber, ausgelassen und fröhlich über das, was man empfängt.
Aber dieses Wort ist eben falsch, denn es stammt von jemandem, der ganz bewusst nichts von Jesus wissen wollte – einem Hasser Gottes, Friedrich Nietzsche. Und Friedrich Nietzsche hat nichts vom Christenleben verstanden.
Wenn Sie sich nachher hier in der Versammlung umblicken, dann sehen Sie, dass man manchen wirklich im Gesicht ansieht, dass sie durch schwere Not hindurchgehen und Leiden tragen müssen. Es gibt Leute unter uns, die haben gearbeitet wie ein Pferd, und am Ende war alles umsonst.
Andere sagen: Ich bin in meinem Leben so oft enttäuscht worden, ich habe gar keinen Mut mehr – und das sind gläubige Christen. Deshalb sehen Christen nicht immer heiter und gelassen aus. Oft steht ihnen im Gesicht geschrieben, dass sie durch viel Not und Leiden gehen.
Petrus als Vorbild und Ermutiger der jungen Christen
Petrus hat diesen Brief geschrieben. Es ist immer gut, daran zu denken: Wer war Petrus eigentlich? Wir wissen es aus dem Neuen Testament. Er war ein Mann, der die ganze Nacht gearbeitet hat und nichts gefangen hat. Ein Mann, der Enttäuschungen im Leben erlebt hat.
Er spricht in seinem Brief zu jungen Christen. Diese jungen Christen möchte er stärken und vorbereiten. Er sagt: Passt auf, dass ihr nicht enttäuscht werdet. Es gibt Dinge im Leben, bei denen man wirklich enttäuscht sein kann. Denkt daran, dass das Leiden zum Glauben dazugehört.
Im ersten Petrusbrief zeigt er den jungen, zum Glauben gekommenen Menschen natürlich auch die Freude des Christenglaubens. Er spricht von der Macht der Auferstehung Jesu und von all dem, was uns dadurch geschenkt ist. Aber er warnt auch: Vergesst nicht die Sitte in der Gemeinschaft Jesu, die Hausordnung. Diese Hausordnung ist das Leiden.
Früher haben die Lehrer des Glaubens in den vergangenen Jahrhunderten uns gelehrt, dass Christen das Leiden so tragen, wie eine Braut an ihrem Hochzeitstag ein herrliches Hochzeitskleid anzieht. Darüber sollten wir heute nachdenken und uns damit beschäftigen.
Fünf zentrale Gedanken zum Umgang mit Leiden
Ich habe aus diesem Abschnitt heute fünf Dinge ausgewählt. Beim letzten Mal waren es sieben, jetzt sind es fünf, und später werden wir wieder auf drei kommen.
Sie können ganz unbesorgt sein, dass Sie das Erste behalten.
1. Nicht befremdet sein über Leiden
Lasst euch doch nicht befremden. Ja, Petrus hat Angst, dass das die jungen Christen ein wenig strapaziert. Sie fragen sich vielleicht: Wie, ist Jesus von uns gewichen? Oder hat Jesus keine Kraft mehr?
In unseren Tagen spielt das wieder eine große Rolle: Inwieweit dürfen wir im Glauben auch Wunder herbeiführen? Ich kann Sie nur immer wieder bitten, diese biblischen Linien nachzuzeichnen. Unser Herr kann große und gewaltige Dinge tun, die unser Verständnis übersteigen.
Im Erscheinungsfest sagten wir, selbst bei unseren Gebeten ist die Antwort oft schneller da als ein Fax. Das ist so herrlich bei unserem Gott. Er beschämt uns, wenn wir gar nicht daran gedacht haben, löst uns aus dem ganzen Elend und bringt uns heraus aus den Schwierigkeiten. Das ist doch wunderbar, wie er das macht.
Auf der anderen Seite sagt Petrus: Seid nicht überrascht. Lasst euch nicht befremden, lasst euch nicht durcheinanderbringen, wenn es bei euch anders läuft. Viele hier unter uns sagen: Ich habe oft gebetet und nichts erfahren. Sie sind nicht unter einer Pechsträhne, nicht unter dem Bann Gottes und auch nicht von heimlichen, okkulten Mächten belastet. Aber das kann Jesu Weg mit seinen Leuten sein, die er besonders lieb hat.
Neulich hatten wir einen Gast aus Asien, einen bedeutenden Evangelisten. Ich weiß, dass er sogar bei der Militärregierung unter den Ministern Freunde hat und große Anerkennung im Land genießt. Er erzählte uns, wie auch bei ihnen in Asien – ich möchte das Land nicht nennen, weil es schwierig sein kann – sogar unter Muslimen sehr viele Bekehrungen stattfinden.
Ich fragte ihn: Habt ihr denn auch schon Widerstand erlebt? Er antwortete: Dreimal wurde ich von radikalen Fundamentalisten entführt, als Geisel genommen und wochenlang verschleppt. Niemand wusste, ob ich überleben würde. Einmal war ich monatelang unschuldig in Haft. Dann fügte er hinzu: Aber bitte, sagt nichts darüber! Das ist doch normal, wenn wir Christen in der Welt leben.
Sehen Sie, das ist für viele Menschen in Asien der Normalzustand. Für viele im Buddhismus, Hinduismus und Islam ist es so, dass sie ihr Christsein nur als Fremdkörper in ihrer Gesellschaft leben können. Sie werden gehasst, angegriffen und ihnen wird der Freiheitsraum beschnitten.
Wir reagieren dann oft so, als müssten wir jetzt etwas Politisches unternehmen – vielleicht Briefe schreiben oder Demonstrationen organisieren. Nein, das ist nicht der biblische Weg.
Wenn im Neuen Testament berichtet wird, wie die Urchristen unter Verfolgungsdruck kamen, haben sie nie Beschwerdebriefe geschrieben oder Demos organisiert. Sie haben nie über die schlimmen politischen Verhältnisse geschimpft. Sie hätten die Menschenrechte einklagen können, aber was haben sie getan?
In Apostelgeschichte 4 steht, dass sogar der Apostel Petrus, eine wichtige Säule des Jüngerkreises, inhaftiert war. Doch sie beteten nicht einmal darum, dass der Herr die Türen öffnet. Es war nicht wichtig, ob sie Freiheit bekamen. Sie baten: „Gib deinen Knechten Freimut zu reden dein Wort.“ So sollte im Gefängnis das Evangelium zu den Gefangenen erschallen.
So, wie es unsere Margarete Roth erzählte, als sie in Zair, weil sie kein Visum hatte, in Haft kam. Sie sagte: „Das war herrlich. Was habe ich in dieser Nacht in Kinshasa Gespräche führen können mit den Ärmsten und Menschen mit der dunkelsten Vergangenheit.“ Das ist Christenart: Nicht klagen über die Dinge, die geschehen, sondern wissen, dass Gott seine Regie hat.
Ich darf wissen: Es widerfährt mir nichts Seltsames, nichts Außergewöhnliches. So schreibt Petrus hier: Lasst euch nicht befremden.
Auch Sie erfahren oft in Ihrer Umgebung, in Ihrer Familie oder im Bekanntenkreis Widerstände. Nur einmal wird uns im Neuen Testament erzählt, wie Jesus in Caesarea Philippi ankündigt, dass er den Weg des Leidens gehen muss. Der Menschensohn muss leiden.
Jesus kleidet das so ein, dass der wiederkommende Menschensohn leiden muss. Da sagt Petrus: „Das darf nicht passieren, das widerfahre dir nur nicht.“ Wissen Sie, was Jesus ihm antwortet? „Satan, Satan, wer so denkt, denkt satanisch.“
Heute ist das bei uns Christen in der Zeit des Materialismus weit verbreitet, dass wir immer sofort alles fühlen, sehen und spüren müssen. Sie müssen die Gefahr kennen: Nicht, dass ich gegen die Wundermacht Jesu bin. Aber wer dem Leiden wehrt und nicht mehr weiß, dass im Leiden oft Gottes größte Segenshandlungen verborgen sind, der handelt satanisch.
Das zweite Leiden ist ganz normal.
2. Leiden als normaler Bestandteil des Glaubens
Wir gehen einfach den Text gemeinsam durch, damit ihr nicht denkt, ich erzähle euch etwas Seltsames. Ich kann immer nur die schöne Geschichte erzählen: Als wir hier ganz frisch waren in Hofacker und mit einem kleinen Bibelkreis in unserer Wohnung begannen, war einer aus unserem Bibelkreis ganz aktiv. Ich möchte den Namen der Schule nicht nennen, denn dort hing in der Nähe ein großes Plakat, das zum Schülerbibelkreis an seinem schwarzen Brett einlud.
Eines Morgens, als er zur Schule kam, stand eine große Traube von Leuten um diese schwarzen Bretter herum. Er schaute in den Kasten – dort warteten die Warter schon alle, bis er kam. Dann begann das höhnische Gelächter. Irgendeiner hatte ein Pietkongspiel gemacht. Der arme junge Kerl wusste nicht einmal, was Pietismus ist. Darüber predige ich normalerweise auch nicht. Trotzdem haben sie ihn gleich veräppelt, nur weil er einen Bibelkreis leitete. So ist eben die Welt.
Am Abend, als er zu mir in mein Zimmer in der Doppelstraße 14 kam, sehe ich noch, wie er da stand. Ich spürte plötzlich, dass dieser junge Mann, schon groß, sagte: „Es ist alles nicht schlimm. Ich möchte nur die Erlaubnis haben, mich zu rächen. Ich weiß, wer es war. Einmal zuschlagen, und dann kommt das nie mehr vor in der Schule.“
Wir haben lange gebraucht, bis wir mit ihm durchgesprochen hatten, dass man in der Nachfolge Jesu die Art eines Lammes braucht. Jesus sagt: „Siehe, ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe.“ Und jetzt gerade nicht zurückschlagen, sondern für die Verfolger beten.
So war Jesus, als sie ihn am Kreuz verspotteten. Er sagte: „Vater, vergib ihnen!“ Das kann man lernen, und man muss es lernen. Uns kommt das oft seltsam vor. Vielleicht für die jungen Christen, die noch ganz in der Freude sind und wissen: Wir haben doch einen mächtigen König, Jesus, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gehört. Und dann muss man alles zurückstecken. Das ist etwas Fremdes, das uns widerfährt.
Nein, wir sollen nicht denken, es sei fremd. Wir sollten unruhig werden, wenn es um uns keine bösen Gerüchte gibt. Neulich kam eine junge Referendarin vom Gericht zu uns in den Jugendbibelkreis. Da fragte ich sie, wie sie uns gefunden habe. Sie sagte, in Schlütz habe man gerade so Schlechtes über Hofacker gesprochen. Da wusste ich, wo ich hingehöre. Prima, das hat mir gefallen.
Also denkt nicht, ich erzähle euch etwas Seltsames. Das ist nichts Fremdes, das ist normal. Noch einmal: Apostelgeschichte 5, aus einer anderen Verfolgungssituation. Wieder waren Apostel in Haft, und man wandte eine grausame Methode an. Diese war damals die sicherste Methode: Man ließ sie durchpeitschen. So wussten sie wenigstens, was sie zu erwarten hatten, wenn sie etwas anstellten.
Auch wenn sie unschuldig waren – man wusste nicht genau, ob man sie verurteilen konnte – wurden sie unschuldig geprügelt, nur wegen ihres Bekenntnisses zu Jesus. Und dann heißt es: Sie gingen fröhlich vom Hohen Rat, weil sie es als Ehre ansahen, für Jesus Schmach zu leiden. Sie hörten nicht auf, täglich im Tempel und in den Häusern das Evangelium zu verkünden.
Das ist die Art von Christen. So geschieht heute Mission in aller Welt. Jesus ist ein Fremdkörper, und die Welt kann das nicht ertragen. Das Schlimmste ist die Langeweile. Aber das Evangelium ist so aufregend, dass Langeweile nie sein darf.
Wenn ihr von Jesus sprecht, wird das immer eine Reaktion auslösen. Wenn nicht, haben wir etwas falsch gemacht. Freut euch, wenn ihr mit Christus leidet! Freut euch, wenn ihr mit Christus leidet!
Wer nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich.
Ein dritter Punkt...
3. Leiden als notwendiger Prüfstein
Das ist ein notwendiger Test. Die Hitze, die uns da widerfährt, ist nötig; es ist eine Versuchung. Warum lässt Gott solche Dinge zu? Das ist ein Test, sagen wir. Wie wir den Materialtest kennen, muss unser Glaube eine Prüfung bestehen, um zu zeigen, ob er bewährt ist oder nicht.
Es gibt oft einen Glauben, bei dem jemand nur deshalb Christ wurde, weil er kein Zahnweh mehr haben wollte oder weil Gott ihm geholfen hat und der Schnupfen verschwunden ist. Wirklich! Ich freue mich, wenn Sie solche Erfahrungen mit Jesus machen. Das kann Jesus wunderbar tun. Aber das kann nicht die Grundlage unseres Glaubens und die Reife unseres Glaubens sein.
Wir wollen an Jesus auch festhalten, wenn wir nichts mehr fühlen, nichts mehr sehen und nichts mehr erfassen können.
Ich möchte Ihnen einfach erzählen, dass ich in den letzten Wochen von den Pionieren der Weltmission gelesen habe. Dort, wo das Werk der Weltmission von Gott später benutzt wurde, um eine große Ernte einzubringen, hat Gott die Menschen zuerst sehr hart leiden lassen.
Vor etwa hundert Jahren gab es in den USA einen Mann namens Peter Scott. Sein Bruder war in der Mission am Kongo. Peter Scott, damals 23 Jahre alt, wollte ihm helfen. Früher war das ein Abenteuer, bis man mit dem Schiff dorthin fuhr. Einige Wochen konnte er seinem Bruder helfen. Dann starb sein Bruder an Fieber auf dem Friedhof des weißen Mannes – so nannte man damals Afrika.
Da stand der junge 23-Jährige, nahm Bretter und Zimmermannswerkzeug, baute den Sarg, grub das Grab und legte seinen Bruder hinein. Danach fuhr er zurück nach England. Er war seelisch und körperlich völlig erschöpft, von den vielen Krankheiten gezeichnet. Er wusste nicht mehr, wie er weitermachen sollte.
Er ging in die Westminster Abbey, lief entlang und kam an das Grab von Livingston. Dort standen viele Menschen. Er las die Inschrift auf dem Grabstein: Das Jesuswort, das Johannes sah: „Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; die will ich auch noch herbringen.“
Das ging Peter Scott tief ins Herz. Trotz der Leute, die um ihn herumstanden, kniete er nieder und sagte: „Herr, tot oder lebendig, du sollst mich haben; mein Leben gebe ich dir.“
Dann suchte er in den USA andere Leute, und sie wurden ein Team von acht. Sie brachen auf nach Ostafrika, dorthin, wo zuvor Ludwig Krapf gewirkt hatte und inzwischen Vertreter der anglikanischen Mission tätig waren.
Peter Scott sagte: „Wir gehen gleich ins Landesinnere.“ Er lief und lief so viel er konnte, mit seiner Jugendkraft – 4000 Kilometer im Jahr. Das sind täglich 20 bis 25 Kilometer, und das bei diesen Temperaturen und Krankheiten. Nach 16 Monaten war er tot. Er ist der Gründer der Afrika Inlandmission.
Nach drei Jahren war nur noch einer vom Team übrig. Heute ist daraus die größte evangelische Kirche Kenias geworden, die Kirche von ganz Ostafrika bis in den Sudan hinein. Der Präsident von Kenia, Arab Meubi, besucht heute jeden Sonntag einen Gottesdienst der Afrika Inlandmission. Es ist eine mutige, evangelistische Kirche.
Sehen Sie, wir Christen würden oft abbrechen und sagen, „Jetzt hat Gott bestätigt, dass es nicht sein soll.“ Aber Gott will uns prüfen, ob wir nur seinem Wort glauben.
Das ist die Reife des Glaubens. Du hast mir zugesagt – wie wir gerade im Lied gesungen haben: Keiner wird zu Schanden, der auf das Wort Gottes vertraut. Ob ich es fühle, ist nicht wichtig.
Darum sind wir gegen das Wohlfühl-Christentum. Es ist kein Wunder, dass wir heute wundersüchtig sind – in einer Zeit, in der wir im Überfluss leben, im Reichtum und Wohlstand wie kein anderes Volk der Welt.
Gerade dort wollen wir das letzte Quäntchen Krankheit als Heimsuchung noch wegnehmen. Wir haben kaum noch Gefährdungen, weil für alle Situationen ein Sozialstaat und eine Sozialordnung aufkommt.
Gott will uns irgendwo prüfen. Unser Glaube ist wie im Gewächshaus, wo die Temperatur genau eingestellt wird. Dort kann man nur noch unter besonderer Behütung glauben.
Wir können Erfahrungen haben und uns an ihnen erfreuen. Aber unser Glaube ruht nie auf Erfahrungen, sondern auf dem Wort Gottes, dem wir vertrauen.
Noch das vierte.
4. Leiden als Quelle großer Hoffnung
Leiden eröffnet großartige Aussichten. Freut euch, wenn ihr mit Christus leidet, damit ihr zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt.
Aha, wenn es Jesus gefällt, dann werden wir sehen, wie ein Petrus sich gefreut hätte, wenn er diese Ernte gesehen hätte. Er hat sie nie gesehen. Das ging fast allen großen Arbeitern im Reich Gottes so. Sie haben nie die Ernte gesehen, die sie gesät haben.
Die Worte Gottes sind wie Schecks, die eingelöst werden müssen. Ihr könnt euch im Himmel daran freuen und sagen: Ich habe auch in meinem Leben der Verheißung Gottes nachgeglaubt und gewusst, dass er sie eines Tages erfüllen wird. Dann könnt ihr ungeniert auf dem Weg des härtesten Widerstandes weitergehen.
Ihr braucht keine Sorge zu haben. Wer euch verachtet, sagt Jesus, der verachtet mich. Und wenn ihr mich vor den Menschen bekennt, dann will ich euch auch vor meinem himmlischen Vater bekennen.
Treue ist gefordert. Und es ist etwas falsch in unserem Denken, wenn wir es anders wollen.
5. Gott ehren durch treues Ausharren im Leiden
Darf ich noch einmal eine Geschichte erzählen? Wir setzen hier einfach die Predigt vom Erscheinungsfest noch einmal fort. Vielleicht können Sie die Geschichten ja nicht alle behalten, aber vielleicht ein bisschen.
Die ersten Missionare, die nach den langen Jahrzehnten der Abschottung Äthiopiens überhaupt das Land erreichen durften, kamen 1927 in dieses Land. Darunter war ein Arzt, Doktor Lambi. Er musste seine amerikanische Staatsangehörigkeit aufgeben und lebte ohne Pass. Was das heute bedeutet, kann man sich kaum vorstellen. Nur um Zugang nach Äthiopien zu gewinnen, gewann er das Vertrauen von Haile Selassie.
Er zog sofort mit diesen Missionaren in den Sudan und nach Tirimisch, die im Süden bis zum Jahr 1935 gearbeitet haben – also acht Jahre lang. Woleitha und Wollamo sind die Orte, wo wir heute viele Verbindungen nach Äthiopien haben. Die Missionare hatten in ihrer Arbeit fast keinen Erfolg. Das war ein sehr schwerer Boden.
1935 begann der Abessinienkrieg mit Mussolini, dem italienischen Diktator. Es wurde sehr gefährlich, und die Botschaften riefen sofort alle ausländischen Arbeiter zurück. Der Leiter dieser Mission, Roland Bingham, sagte zu den Missionaren: „Ihr steht unter einer größeren Autorität als der des Königs von England oder des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Entscheidet mit der Autorität des lebendigen Herrn Jesus, was ihr tun wollt.“
Die Missionare sagten, sie bleiben. Sie blieben zwei Jahre, was sehr, sehr schwer war. Am Ende dieser zwei Jahre konnten sie 48 Menschen taufen – das war alles. Sie nutzten die Zeit, um diese jungen Christen zu schulen. Das war das Allerwichtigste.
Es war für sie ein ganz furchtbarer Moment, als sie sich verabschiedeten. Sie winkten dann hinter dem Berg, und die Missionare dachten, sie würden untergehen. Tatsächlich, als die Truppen Mussolinis kamen, wurden diese 48 Christen als Erste in Haft genommen. Jeder bekam 100 Peitschenhiebe, einer sogar 400. Drei starben sofort an diesen Peitschenhieben.
Die Christen kamen aus der Haft nicht mehr heraus. Sie konnten nichts tun, außer wortlos dieses Leiden zu ertragen.
Als 1942 die Schlacht geschlagen war und die amerikanischen Missionare wieder nach Abessinien – oder heute Äthiopien – zurückkehren konnten, schickten sie einen Boten voraus. Sie sagten: „Meldet, vielleicht ist noch jemand da. Ich weiß ja nicht, ob jemand von diesen Christen überlebt hat.“
Am Morgen kamen plötzlich Menschen über den Berg. Man dachte, das sei ein Markt, aber es war kein Markt. Zehntausend waren Christen geworden in der schlimmsten Zeit des Martyriums. Hundert Gemeinden waren von diesen schwachen äthiopischen Christen gegründet worden.
Das ist die Worteslebenskirche, die größte evangelische Kirche Äthiopiens, mit der wir seit vielen Jahren eng verbunden sind. Gerade in der letzten Woche waren unsere Mitarbeiter in unserem Werk wieder ganz begeistert und erregt. Ein Besucher erzählte, was sie alles in der kommunistischen Verfolgung durchlitten haben. Sie haben keine große Kirchenorganisation, aber senden dennoch so viele Evangelisten aus. Und das ist im Leiden gereift.
Ich erzähle Ihnen jetzt gar nicht von den Krankheiten, aber ich mache das ganz bewusst so. Denn die Kranken unter uns, die Trauernden oder alle, die Schmerzen durch Schwierigkeiten im Berufsleben haben, können das in ihre Lage übersetzen. Sie können sagen: „Ich möchte auch so reifen in der Hitze, geprüft werden, ob mein Glaube wirklich trägt und fest wird.“
Das ist doch wunderbar, was Gott tun kann.
Schlussappell: Gott ehren und im Glauben ausharren
Mein letzter Punkt: Lasst uns den ewigen Gott ehren!
Man kann Gott auch Schande bereiten. Das steht hier deutlich. Oft werden wir leiden müssen, weil wir vielleicht mit spitzer Zunge andere verletzen, unrecht handeln oder versagen – weil wir gesündigt haben. Dabei müssen wir genau prüfen, ob das Leiden wirklich um Jesu Willen geschieht. Wenn das der Fall ist, dann tragen wir das Schwere in unserem Leben nicht, weil wir es selbst verursacht haben, sondern weil Gott es uns auferlegt hat. Das gehört viel dazu auf dem Kreuzesweg.
In diesem Sinne möchte ich Gott mit meinem Leben ehren – so wie es Christen immer wieder tun, auch heute in Libyen, im Iran, in Burma oder in China. Dann wollen wir die Hitze, die uns wieder trifft, tapfer aushalten und wissen, dass Gott uns manchmal auch ganz hart zusetzen kann.
Nachher hören wir einen Missionsbericht von Annette Steiner, der Missionarin aus unserer Gemeinde, die bei den Indianern arbeitet. Es ist jetzt genau zwanzig Jahre her, dass diese Arbeit begann – eine Arbeit, die heute viel Frucht sieht, die Gott schenkt. Eine Ernte, die eingebracht wird.
Vor zwanzig Jahren ist ein Missionsflugzeug abgestürzt, sieben Menschen starben. In Paraguay verstand man das nicht. Warum? Es wäre doch Gott ein Leichtes gewesen, sie zu schützen. Man fragte auch: War es nötig, dass sie fliegen? Doch im Bus kommt man nicht weiter, man muss beweglich sein.
Solche Herausforderungen begegnen uns in den verschiedenen Werken immer wieder. Und Gott will das auch in Ihrem Leben auf den Punkt bringen.
Ich freue mich, wenn es Ihnen heute gut geht, wenn Sie einen herrlichen Sonntag haben und fröhlich aus dem Leben schöpfen können. Doch nehmen Sie auch Anteil an denen unter uns und in der Ferne, die Gott ins Leiden geführt hat.
Dann wollen wir umso mehr Fürbitte leisten und für die beten, die so im Feuer, in der Hitze stehen. Beten wir, dass sie dort fröhlich ihren Herrn bekennen.
Wie kann man Gott ehren? Indem wir unsere Seelen dem Schöpfer anvertrauen, dem Herrn, dem wir gehören. Dabei müssen wir wissen: Gott führt alles wunderbar zum Ziel. Er macht es auch bei uns ganz großartig.
Das ist Glaubensfreude, weil wir wissen, dass die Liebe Gottes uns gilt und wir uns geborgen wissen in der Hand dieses Herrn, der uns nicht loslässt. Amen.
