Ich möchte Sie herzlich willkommen heißen zu unserem Gottesdienst. Wir freuen uns, dass unsere Kinder heute eröffnen. Sicher, wie nein, ja, ganz tschüß! Das gibt ungeheuren Mut und neue Freude, wenn man im Glauben auf den lebendigen Herrn, unseren Gott, blickt.
Ich möchte Sie grüßen mit dem Wort: „Bekümmert euch nicht, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“
Diese herrlichen Sommertage genießen Sie hoffentlich auch. Wir wollen miteinander das schöne Sommerlied von Paul Gerhardt singen: „Hin geh aus, mein Herz, und suche Freud“, Nr. 371, Strophen 1 bis 3 und dann noch 7 und 8 vom Lied Nr. 371.
Ah, was die... was die... Hallo, was? Ja, hallo, was die... die was die... die die was die die? Wir wollen beten.
Du großer und mächtiger Herr, wir wollen dir danken für die ganze Schönheit der sommerlichen Welt, die uns umgibt. Wir freuen uns auch in den mächtigen Sonnenstrahlen und wollen nicht klagen über Hitze und Dürre, sondern uns freuen, wie du das alles so herrlich geschaffen hast: diese Welt, die Pflanzen, die Meere, den Himmel und unser Leben.
Wir wollen dir auch jetzt danken, dass du uns diesen Tag heute schenkst, deinen Tag, an dem wir deine Stimme vernehmen können. Wir bitten dich, dass du uns vor die Augen trittst, damit wir erkennen und begreifen, was du an Frucht aus unserem Leben erwartest.
Gib uns jetzt ein Herz, das gerne hört und gehorsam auf dein Reden achtet. Du weißt, was wir auch an Not, Sorgen und Leid mitgebracht haben. Wir wollen das Spiel jetzt in der Stille sagen. Wir beten in der Stille.
Die auf dich harren, kriegen neue Kraft. Danke, Armin.
Einführung und Lobpreis im Gottesdienst
Ich lese aus dem Zweiten Korintherbrief, Kapitel eins. Paulus spricht darin von den Bedrängnissen, durch die er geht, und meint, dass sie enorm fruchtbar für sein Leben sind. Er macht ganz gewinnende Entdeckungen, besonders in Bezug auf den Trost Gottes.
In 2. Korinther 1,8-11 heißt es:
„Denn wir wollen euch, liebe Brüder, nicht verschweigen, welche Bedrängnis uns in der Provinz Asien widerfahren ist. Das ist die römische Provinz Asien, heute Kleinasien genannt, also die Türkei. Dort waren wir über die Maßen beschwert und über unsere Kraft hinaus, so dass wir am Leben verzweifelten.“
Gut, dass Paulus uns diese große und heftige Krise nicht verschweigt. Wäre es bei uns selbst beschlossen, hielten wir es für unmöglich zu überleben. Paulus sagt, wir müssten sterben. Doch das geschah, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt.
Er hat uns aus solcher Todesnot gerettet und wird uns auch weiterhin retten. Auf ihn hoffen wir. Er wird uns auch in Zukunft erretten.
Dazu hilft auch ihr durch eure Fürbitte für uns, damit unseretwegen für die Gabe, die uns durch viele Personen gegeben ist, vielen Dank dargebracht wird.
Die Kraft des Glaubens in Bedrängnis
Wir singen jetzt ein Lied, das uns Johann Albrecht Bengel, der ja sein Leben lang in Denkendorf als Theologe gewirkt hat, geschenkt hat: 544.
Nach dem zweiten Vers wollen wir eine Stille einlegen. Dazu werde ich noch etwas sagen. Wir sind jetzt erst bei Vers eins und zwei, und dann erläutere ich den weiteren Text.
Das Lied 544, das wir Schwaben lieben, zeichnet sich manchmal durch eine drastische Ausdrucksweise aus. Das gefällt mir immer sehr. Besonders im dritten Vers findet sich eine Formulierung, die nicht altertümlich ist, sondern eigentlich die tollste Umschreibung des Unglaubens darstellt: „furchtsame Bleibigkeit“.
Wissen Sie, wie die Kinder vorhin gesungen haben, wie man den Schutz Gottes findet und geborgen ist in seinem Frieden? Das schöne Wort war so klar. Wir müssen eigentlich mutig und entschlossen vorwärts gehen.
Aber Sie wissen auch, wie das ist, wenn man zaghaft und voller Angst nicht den nächsten Schritt wagt. Dabei sind die Zusagen Gottes doch so fest und so verlässlich. Das können Sie erfahren.
Wir wollen diese beiden Verse noch singen, nämlich die Verse drei und vier.
Die Verse zeigen, dass man überhaupt erst merkt, dass eine Gefahr kommen könnte, wenn man den Sieg schon vor Augen hat. Solche Gedanken hat später Johann Christoph Blumhardt noch einmal so schön entfaltet, wenn er von Glaubenszuversicht und der Freude am Sieg mit unserem Herrn spricht.
Mut und Zuversicht im Glauben
Jetzt wünsche ich mir, dass Sie heute fröhlich und voller Zuversicht von diesem Gottesdienst weggehen.
Gelesen: Psalm 84. Ein Teil dieses Psalms ist drüben beim Eingang in der Tafel eingemeißelt. Wir sprechen jetzt über die Verse 6 bis 8.
Psalm 84,6-8: Wohl den Menschen, die dich, Herr, für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln! Wenn sie durch das dürre Tal ziehen – früher hieß es Jammertal – wird es ihnen zum Quellgrund. Frühregen hüllt es in Segen. Sie gehen von einer Kraft zur anderen oder von einem Sieg zum nächsten und schauen dann kurz zurück.
Ich muss mich heute im Gottesdienst bei Ihnen entschuldigen. Ich dachte vielleicht, ich sage Ihnen sonntags gar nicht klar genug, was für eine riesige Freude es ist, wenn man den Weg wie Jesus geht, mit dem Herrn. Das ist so eine große, eine gewaltige Sache.
Ich möchte sagen: Jeder Tag im Leben ist schade, an dem man noch nicht ganz bewusst fest auf den Herrn blickt und ihm ganz vertrauen kann. Wie wunderbar ist so ein Gottesdienst heute Morgen, wo wir uns bloß wieder versammeln und sagen: Wir wollen unseren Blick auf den Herrn richten und uns wieder freuen, was wir an ihm haben, was er uns schenken kann.
So fängt dieser Abschnitt hier an: Wohl den Menschen! Ach, das sind doch Leute, die haben das große Glück, die dich, Herr, für ihre Stärke halten. Eine Freudenbotschaft!
Nun ist es leider bei vielen unter uns ein ganz komplizierter Weg, bis man zum Glauben kommt, zu einer bewussten Hingabe an Jesus Christus. Es wäre eigentlich gut, wenn Sie heute im Gottesdienst oder nachher auf dem Heimweg ein wenig den anderen erzählen, wie Sie zum Glauben gekommen sind.
Ich denke, das ist das am meisten Anregende und Bewegendste: Ihre Erfahrungen, die Sie gemacht haben, und wie das bei Ihnen war. Sicher ist das nicht immer gleich typisch oder gleich, aber so viele Züge sind doch ähnlich: Die Freude, die plötzlich in ein Leben kommt, wenn man dem Herrn vertraut, und vorher das lange Ringen und Suchen um Klarheit.
Ich las in einer Biografie von einem großen Juristen, einem Staatsrechtler, der sich sehr viel in der Völkerverständigung einen Namen gemacht hat. Wie er als junger Mensch leidenschaftlich für das Gute und Schöne gekämpft hat, für die Ideale, die er aus den griechischen Klassikern kannte. Er war ein Anhänger des Humanismus, der wahren Menschlichkeit.
Und plötzlich – und deswegen die Frage: Was ist das? – wurde es ihm bewusst. Er hat auch immer wieder in der Bibel gelesen. Da wurde ihm plötzlich klar: Ich komme mit meinen Gaben, mit meinen Möglichkeiten, mit meiner Willenskraft nicht zu dem Ziel, das ich mir gesetzt habe.
Dann schreibt der Niederländer in sein Tagebuch: Die Magnetnadel meines Lebenskompasses ruht auf Jesus Christus. Ich habe meinen Ankergrund geworfen, wo ich allein nach langem Suchen und Ringen zur Klarheit komme. Ihm, Jesus, vertraue ich ganz und völlig. Ich verzichte auf meine eigene Kraft und auf meine eigene Persönlichkeit.
Später wurde er eine große Persönlichkeit, weil er in seinem Leben diese feste Ausrichtung des Glaubens auf Jesus Christus hatte.
Und der Schrecken bei vielen davor zurückschreckt und sagt: Ich habe Angst, dass ich, wenn ich mich in einen Abgrund stürzen möchte, wenn ich mich so selber aufgeben sollte, dann soll ich mich an Jesus Christus festhalten, den ich doch nicht sehe. Ist das nicht ein Sprung ins Ungewisse?
Nein! Jetzt müssen wir uns einfach anderen erzählen und sagen: Im Gegenteil, wie wir diesen Schritt gegangen sind. Da fanden wir Gewissheit, da fanden wir Freude, da war auf einmal Zielsicherheit.
Wir können das in unserem Leben gar nicht mehr missen. Wir wollen kein Leben ohne Gott mehr haben. Wir können uns überhaupt nicht vorstellen, wie das sein sollte. Ohne Gott wäre mein Leben leer und sinnlos. Ich hätte keine Freude mehr.
Und wir wollen uns allen dann so weiter sagen: Aller Trost und alle Freude ruht in Jesus Christus.
Wenn wir heute Morgen zum Gottesdienst zusammenkommen und sagen: Ja, wir haben ja auch eine Menge von ärgerlichen Lebensproblemen hierhergeschleppt. Wir haben ja eine Fülle von Dingen, die wir nicht mehr bewältigen. Manchen von uns steht das Wasser bis zum Hals, nicht mal wissen wir, wie es bei uns weitergeht.
Wir haben Kranke unter uns, wir haben Verzweifelte und Schwermütige, die sagen: Du, was weißt denn du?
Dann können wir ihnen sagen: Wegsehen von dir! Der Herr will deine Stärke sein. Das ist der ganze Lebensstil: Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten. Die dich, Herr, für ihre Stärke halten, die allein sich an den Herrn hinklammern und ihn festhalten und ihn niemals loslassen.
In diesem Psalm ist natürlich zuerst von Gottesdienstbesuchen die Rede. Für uns mag das ganz fremd sein. Wir lieben ja unsere schlichte Kirche mit ihrer Bescheidenheit. Wir wissen, dass die Israeliten ihren Tempel wunderbar schön mit allen Kleinodien geschmückt haben.
Der Psalm beginnt eigentlich so: Das sind ja die glücklichsten Leute, die Tag und Nacht im Tempel wohnen können. Das muss doch super sein, wenn man dauernd den Blick auf den Herrn hat.
Aber ich weiß nicht, ob das unsere Nachbarn auch so empfunden haben, die das Glockenläuten der Kirche hören.
Es liegt ja gar nicht an den äußeren Baulichkeiten, es liegt nicht an den Steinen. Das Entscheidende ist doch, dass man den Herrn so vor Augen hat: Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten.
Und auch wenn man jetzt tagtäglich seinen beschwerlichen Weg wandert, wie die Pilger damals auf dem Weg zum Heiligtum, so hatten sie es erst vor Augen, wie wir das haben, wenn wir dort wieder vor Gott stehen.
Für uns ist es wunderbar, dass Jesus Christus alle Tage bis an das Ende der Welt bei uns sein will: im Gedränge des Tages, in der Einsamkeit, im Krankenzimmer, da, wo mich gerade bewegt. Da will er doch zu mir kommen.
Und ich darf einfach dort erleben, wie er mich stärkt, wie er mich aufrichtet und wie er mich erquickt.
Wer mich stärkt? Es ist ja gar nicht leicht, den Herrn für seine Stärke zu halten.
Warum ist das so schwierig? Nicht, weil wir ihn nicht sehen können, nicht, weil wir ihn nicht greifen können mit unseren Händen.
Darf ich das Wort mal umdrehen? Arme Leute sind die, die sich für ihre Stärke halten.
Ach, das habe ich lange Zeit meines Lebens gemacht. Ich habe mich für das beste Stück meines Lebens gehalten, mich für meine Stärke.
Das ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. Ich habe mich an mich gehalten, ich habe auf mich vertraut, auf meine Gaben gebaut.
Und das ist ein ganz schmerzlicher Prozess, wenn man plötzlich an sich selber irre wird.
Das ist die schlimmste Not, durch die man gehen kann. Aber das kann einem niemand ersparen.
Durch die Not muss man hindurch, und es lohnt sich, sich einmal sehr kritisch zu prüfen und zu sagen: Wie steht es denn mit deinen Gaben, mit deinem Können, mit deinem Vermögen?
Das ist das, was uns hier zusammenführt. Wir sind Leute, die kritisch von sich selbst sind, die sehr schlechte Erfahrungen mit sich gemacht haben.
Als Pfarrer komme ich ja viel mit Menschen zusammen, die sagen: Herr Pfarrer, ich kann nicht so glauben. So sagen sie: Ach wissen Sie, ich traue mir lieber selber einiges zu, und ich kann ja... ich kann das nicht mehr so, ich kann nicht mehr so sprechen wie Sie.
Und auf einmal merke ich, dass meine Zweifel tiefer gehen und realer sind. Dort, wo Zweifel Not sind: An mir ist nichts Gutes, und ich darf auf den Herrn bauen, auf den Herrn vertrauen, der mir seine Zusagen gibt und der zu mir spricht durch sein Wort.
Der gerade zu mir kommen will, zu mir, dem schwachen Menschen, zu mir, dem gefallenen Menschen, zu mir mit meinen Krisen und meinen Schwächen.
Es war mir in meiner Jugend eine ganz große Hilfe, dass ich durch mancherlei tiefe Ängste und Krisen ging.
Und ich denke, unsere jungen Leute, die Meister, aber auch die dazwischen sitzen, für die ist das jetzt ganz wichtig, dass sie das einmal in ihrem Leben prüfen:
Worauf will ich mein Leben bauen? Dass ich ein gutes Herz habe, angeblich auf mein Können, auf meine Leistung? Oder dass der Herr Jesus gekommen ist, verlorene und gescheiterte Menschen zu suchen und zu selig zu machen?
Das ist der Grund, warum ich Vertrauen und Glauben habe, und davon will ich immer und immer reden, von diesem Punkt.
Denn das ist der Anfang des Glaubens: Ich bin an mir irre geworden, ich habe den Herrn vertraut.
Persönliche Glaubenserfahrungen und die Kraft des Vertrauens
Darf ich noch einmal die Geschichte aus meiner Kindheit erzählen? Die wird mir immer am deutlichsten bewusst, und ich habe sie hin und wieder schon erzählt. Ich glaube, ich war etwa fünf Jahre alt, als einer dieser furchtbaren Luftangriffe über Stuttgart hinwegzog – im Herbst, im September 1943.
Wir waren im Stuttgarter Westen und stürzten dann in der dunklen Nacht in den Keller hinunter. Es war furchtbar. Wir saßen nur im Souterrain. Natürlich war gar kein Schutz da. Das ist ja wie wenn ein Kaufhaus in Seoul zusammenstürzt, wenn es dann ernst wird. Die Luft war voller Staub.
Da war der Luftschutz, der hat mir in der damaligen Zeit am meisten imponiert. Er hatte so eine Kuppel, so einen breiten Gürtel – das habe ich bis heute noch gern. Das war so männlich und stark. Wenn dieser große Mann aus der Perspektive von mir als Fünfjährigem vor mir stand, war das für mich ein Zusammenbruch von Welten. Plötzlich lag dieser große und starke Mann in jener Nacht des Fliegerangriffs auf dem Boden im Souterrain und schrie sich alles aus: „Es ist alles aus!“
Es war nachher gar nichts aus. Es hat nicht mal eine Bombe bei uns eingeschlagen. Aber dass die mutigsten Männer fallen und umkommen, sie stehen immer durch in den Angstproben. Und dann war da die Mutter, die uns in den Schoß drückte und mit uns den 23. Psalm betete.
Der Herr ist mein Urerlebnis einer Kindheit, bei dem Herr, Stärke in jeder Lebenskrise. Du kannst ihm einfach vertrauen. Und der Herr ist daher wohl den Menschen, die sich für ihre Stärke halten, und die von sich gar nicht viel halten, aber die dem Herrn alles zutrauen und alles auf die Verheißungen und Zusagen Gottes setzen. Da ist Energie ohne Ende. Energie ohne Ende – das ist unsere Zeit heute.
Das große Problem ist: Woher nimmt man die Energie, die man braucht? Unsere Welt braucht viel Energie, sonst laufen die Maschinen nicht und die Lichter gehen aus. Woher nimmt man die Energie?
Jetzt, weil mir das ganz eindrücklich wurde, als ich in Mosambik, in diesem Land im südlichen Afrika, diese Starkstromleitungen sah – so etwas habe ich noch nie gesehen. Sie führen vom Staudamm Cabora Bassa tief hinunter, weit über tausend Kilometer. Die Leitungen hat man extra über einen Kilometer weit voneinander spannen müssen, damit diese Stromfelder nicht in Berührung zueinander kommen.
Aber diese großen Hochspannungsmasten sind tot. Da ist nichts drin, da fließt kein Strom durch. Wegen des langjährigen Bürgerkriegs sind die Leitungen abgeschaltet, und bis heute hat niemand das Geld zusammengebracht, um sie wieder anzuschließen. Der Staudamm oben, Cabora Bassa, ist intakt. Das ist so ein riesiger Staudamm. Mir wurde gesagt, er könnte das halbe südliche Afrika mit Strom versorgen. Der Staudamm liefert Energie – jede Menge.
Aber die Leitungen sind nicht intakt, sie sind nicht gespannt. Und sehen Sie, das ist das Problem bei so vielen Menschen: Der gute Herr hat Kraft und Energie. Der Gott, der die Welt geschaffen hat, der diese ganze Natur ins Leben gerufen hat, will unendliche Kraft in unser Leben hineingehen lassen. Haben Sie die Verbindung dorthin zu Gott, sodass er Sie erquicken kann?
Warum sind wir denn oft so erschöpft? Wir sprachen letzten Sonntag davon: Warum sind wir oft so erschöpft? Ich glaube nicht, dass es die Arbeit ist. Arbeit ist eigentlich schön und unterhaltsam. Es wäre langweilig, wenn man nichts zu tun hätte. Die Arbeit ist es nicht.
Auch wenn Menschen manchmal gemein sein können – haben Sie auch schon ganz, ganz böse Erfahrungen gemacht, die einem das Leben schwer machen – trotzdem ist das eigentlich nicht, was einen zur Erschöpfung bringt.
Wenn Sie Ihre Bibeln dabei haben, schlagen Sie mal auf Epheser 6. Dort schreibt Paulus, dass wir in einen Kampf hineingestellt sind. Wir sind in einem Kampf. Und er sagt: Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen.
Das wäre also unser eigener Feind. Manchmal stehen uns Menschen gegenüber, die uns wie Not oder böse Mitmenschen erscheinen. Aber wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit den Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt in dieser Finsternis, mit den bösen Geistern im Himmel.
Der Lebenskampf ist deshalb so erschütternd schwer, weil der Teufel, der Fürst dieser Welt, uns auf unendliche Weise mitsetzen will. Hinter den täglichen Schwierigkeiten stehen Mächte der Finsternis. Das wissen doch die, die in der Trauer von schweren Anfechtungen geplagt sind. Das wissen die, die mit der Schwermut kämpfen.
Wir versuchen mit unserer eigenen Energie, mit unserem frohen Herzen drüber wegzukommen und wundern uns, dass die Kraft nicht reicht. Die Energie, diese schwarzen Mächte, siegen. Wir kommen nicht dagegen an.
Dann haben wir oft Stunden des fröhlichen Verzagens. Wieder sagt Paulus, dass man im Leben versagt. Das kann ich natürlich, weil wir mit diesen Mächten nicht fertig werden. Die können wir nicht niederbringen. Diese Mächte sind so groß und stark.
Natürlich ist es toll, was heute die Medizin uns gibt, die Säfte, die man im Reformhaus kauft, die Medikamente, die Meditationen, die Bücher, die Gruppendynamik und was man alles gibt, damit man Menschen wieder ein wenig aufbaut, damit sie wieder Mut haben für den Lebenskampf.
Ich halte etwas anderes für viel größer: Wohl denen, die sich für ihre Stärke halten, die dem Herrn vertrauen – durch Glauben allein stark, dem Herrn vertrauen, die von Herzen zu ihm wandeln. „Dieser Herr, deine Wege sind wunderbar, und ich gehe nur mit dir von Herzen.“
Das heißt doch: Ich sage bereitwillig Ja dazu. Ich vertraue dir, ich glaube dir, ich gehe meinen Weg fröhlich. Wohl denen, die haben Kraft ohne Ende. Die kann man nicht niederdrücken.
Es ist ja so, wie Paulus das erzählt: „Ich war ganz am Ende, und dann habe ich erlebt, Jesus hat mich wieder aufgerichtet.“ Erleben Sie das bei Menschen, die schwere Wege geführt werden, und plötzlich wieder Mut bekommen, wie ein Wort stärkt und erquickt.
Jetzt steht es auf einmal so: Verstehen wir jetzt erst in der Bibel überall. Darf ich mit Ihnen gerade ein bisschen durchgehen, gerade wenn Sie die Bibel dabei haben.
2. Mose 15,2: Da waren die Israeliten durchs Rote Meer gezogen. Vorher schrieben sie noch: „Alles verloren, wir können immer weiter, es hat keinen Wert mehr, wir kommen um.“ Und dann hat Miriam eine Pause genommen. Sie wusste, Moses hat mit aller Macht auf die Pauke gehauen, und dann sang sie: „Ich will dem Herrn singen, er hat eine herrliche Tat getan.“
„Daher ist meine Stärke.“ Können Sie so singen? „Daher ist meine Stärke.“ Ich hatte schon aufgegeben, aber dann habe ich gemerkt: Dem Herrn kann ich vertrauen.
1. Samuel 2,4: Da lesen wir von der Mutter Samuels, von Hanna, die so verzweifelt war im Heiligtum und hemmungslos weinte, weil sie mit ihren Schmerzen nicht fertig wurde. Und dann sagt sie: „Die Schwachen sind umgürtet mit Stärke, die auf den Herrn trauen. Sie werden nicht betrogen, sondern sie erleben die Macht voll, wenn der Herr sich zu ihnen stellt.“
Da war der Landrat Nehemia. Ich habe Ihnen das Wort vom Anfang des Gottesdienstes zugerufen, und die Versammlung war plötzlich erschüttert, als sie die Schule des Volkes merkten und mehr entdeckten: Die Zerstörung Jerusalems ist die Quittung Gottes für unseren Ungehorsam.
Dann standen sie da und ließen den Kopf hängen. Da ruft der Landrat neben mir: „Bekümmert euch nicht! Die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Darauf bauen wir.
Und dann können wir, auch wenn wir schuldig sind, wieder fröhlich unser Haupt erheben.
Psalm 18 – waren wir bei den Psalmen? Bleiben wir da. Es kommt oft vor, in Psalm 18, Vers 40 – das ist nur eine kleine Auswahl von den vielen Stellen.
David, der als junger Kerl schon so mutig war, dass er dem Löwen das Schaf noch einmal aus seinem Maul rausholte, aber dann durch die schwere Verfolgung durch Saul wirklich am Leben verzagte. Und dann hat er entdeckt: „Der Herr, du rüstest mich mit Stärke zum Streit. Mit dir bin ich stark, und wenn ich Gutes zu sagen habe, dann kann ich alles wagen und siegen.“
Und am Anfang dieses Psalms steht es auch so herzlich: „Ich hab dich lieb, Herr, meine Stärke, mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, mein Hort, dem ich traue, mein Schild, mein Becher meines Heils und mein Schutz.“
Ach, was sind wir reich, weil wir uns einfach an diesen Herrn hängen können und ihm vertrauen.
Und dieser Paulus, der das vorhin vom Kampf gesagt hat: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke, gerade im Kampf, wenn es mit den dunklen Mächten zu kämpfen gilt.“ Er sagt: „Wir glauben, weil die Macht seiner Stärke uns wirksam wurde, weil uns Gott überwunden hat und der durchgestoßen ist durch den Panzer der Ablehnung.“
Da ist Energie ohne Ende. Die Verbindungslinien müssen gezogen werden. Denn Sie kennen den Staudamm. Sie müssen im Glauben fest vertrauen. Wir brauchen keine Starkstromleitungen. Der Glaube ist Gefäß, der empfängt und auch der Weg durch Wüste und Tal.
Das heißt hier in diesem Saal, um durch das dürre Tal zu gehen. Luther hat es übersetzt mit „Jammertal“. Wissen Sie, warum wir uns so nennen? Das haben ja so viele verspottet. Das können Sie in vielen volkskundlichen Beschreibungen von Württemberg lesen, wenn sie sagen: Dort in Korntal, da ist das Jammertal der Frommen.
Da steht doch hier in der Bibel drin: Sie können auch sagen „die durch Tränental wandern“ oder „durch Tal der Todesschatten“. Lassen Sie doch die anderen spotten.
Ich sehe an diesem Sommertag auch das herrliche Wetter und die Freude. Aber sehen wir auch das andere: Dass es trotz aller Schönheit ein Tränental ist. Und viele unter uns leiden ja.
Wir haben jetzt unsere Kranken vor Augen, die niedergeschlagen sind über die Macht ihrer Krankheit. Warum führt uns daher diese Wüstenstrecke? Die Sonne brennt unbarmherzig herunter, und man kann kaum mehr, weil man so durstig ist. Man ist erschöpft und kraftlos. Man weiß nicht, wohin man sich fliehen, wohin man sich hinsetzen soll, wenn irgendwo ein Schattenplatz wäre.
Aber dieser Psalm heißt: Die den Herrn für ihre Stärke halten, die gehen durch Tal der Todesschatten, durch Tränental, durch heiße Wüstental. Und sie finden fortwährend frische Quellen. Das ist das Geheimnis.
Wir gehen ja so gern mit denen, die noch gut laufen können, am Toten Meer hinauf, diese steilen Felswände hoch, hoch. Und oben über der Oase von En Gedi, da gibt es plötzlich mitten in dem Geröll, in diesem wahnsinnig heißen Geröll, richtig hell sprudelnde Süßwasserquellen, normales Trinkwasser, und das in diesem Gebiet, wo es nur Salz gibt.
Und das Wunderbare hat auch David besungen: „Er führt mich zum frischen Wasser.“ Das ist die Quelle von En Gedi.
Und die Erfahrung dürfen Menschen machen, die den Herrn für ihre Stärke halten, dass sie plötzlich mitten in diesen schweren, kranken Zeiten, in großer Not, erleben: „Daher ist da ...“ Dann schlagen sie sein Wort auf, stehen vor dem Herrn und erleben seine Liebe, die mich hält und nicht loslässt. Nichts kann mich von seiner Liebe trennen.
Er führt mich zum frischen Wasser. Das wird Ihnen zum Quellgrund. Der Herr führt uns nicht um die Wüstentäler herum, sondern mittendrin. Erleben wir das mit den Wasserquellen, und dort werden wir erquickt und erfrischt.
Dann gehen wir von einer Kraft zur anderen, von einem Sieg zum nächsten. Und wir entdecken plötzlich, wie überall herum der Herr vorangeht. Das ist merkwürdig, wunderbar, wieder Herr, das löst. Und wer mir hier vorangeht, wird hier wieder erquickt und für mich bereit.
Sie müssen nur aufpassen: Es gibt unter uns Menschen, die glauben, Gott sei überall. So im Rauschen des Waldes und der Meereswogen könne man ihn finden. Und das ist der schlimmste Betrug, denn da findet man nirgendwo Gott.
Ich liebe auch Wasserquellen, aber ich finde es nicht gut, wenn jemand sagt, Gott sei überall. Wer Gott überall sucht, findet Gott nirgends.
Wo ist Gott? In seinem Wort, worin Jesus zu mir kommt. Da finde ich ihn, wo ich mit ihm rede. Jesus, dich brauche ich, wo ich ihn anrufe, da gibt er meiner Seele neue Kraft.
Und Sie dürfen das wieder erleben jetzt und sagen: „Ich will dir ganz neu vertrauen.“ Und das ist dann so schön: Sie gehen von einer Kraft zur nächsten. Sie sitzen nicht ermattet im Schatten, sondern sie schreiten noch einmal beflügelt aus.
Und das soll uns kennzeichnen als glaubende Menschen: So lange ich lebe, will ich nicht aufhören zu danken und zu rühmen, und ich will fröhlich meinen Weg ziehen. Ich will nicht klagen, ich will nicht in Selbstmitleid über meine Schwierigkeiten reden.
Heute Morgen sagt meine Frau beim Frühstück zu mir: „Denk mal daran, wie es Paul Gerhardt ging.“ Ich dachte, das passt in die Predigt heute.
Paul Gerhardt hatte Kollegen, die ihm das Leben zur Hölle machten. Es gibt ja manchmal Pfarrer, wissen Sie, warum ich allein bin? Gerhardt war ganz verzweifelt. Ja, das war doch die Quelle seiner Lieder.
„Warum sollt ich mich denn grämen? Habe ich doch Christus noch. Wer will mir nehmen?“ Dieser Mann, dem Gott nicht nur vier von fünf Kindern nahm, sondern auch die Frau.
„Fröhlich soll mein Herze springen, habe ich doch Christus noch. Wer will mir den nehmen?“
In dieser Zeit freut sich alle, Engel singen. Das sind Weihnachtslieder in der güldenen Sonne über der Jugendfreudenton.
Das ist gut für mich, so trete ich. Lass doch alles Schwierige kommen, ich nehme den Weg durch Wüsten.
Das ist schön bei Paul Gerhardt. Er bleibt nicht nur in der Schwermut sitzen und hat die Härte ganz mächtig, sondern er überwindet sie. Er siegt im Glauben und Vertrauen dem Herrn, der seine Stärke ist – meine Stärke, der ihr vertraut.
Ich ganz fest, und er erlebt einen Sieg nach dem anderen.
„Wer nur den lieben Gott lässt walten“, Psalm 208 und 298, die ersten beiden und die beiden letzten Verse, Psalm 208 und 298, und dann 5 und 6, 1 und 2 und 5 und 6.
Gebet um Kraft und Segen
Wir wollen beten: Du warmherziger und freundlicher Herr, wir wollen mit den großen Erschöpfungen und Erwartungen, so wie wir oft auch kraftlos nicht mehr weiterwissen, zu dir aufblicken und dir danken, dass du unsere Stärke sein willst.
Du willst unser Leben benutzen und darin in deiner unendlichen Kraft Großes Neues wirken, viel Frucht hervorbringen. So kommen wir jetzt einfach und wollen den Blick auf dich richten. Mit neuer Freude und mit neuem Mut wollen wir an den Platz gehen, wo du uns hingestellt hast.
Wir wollen zu den schweren Führungen im Wüstental Ja sagen, weil wir wissen, es sind deine Wege. Wir denken jetzt ganz besonders auch an so manche lieben Menschen, die jetzt so schwer leiden, auch in diesen heißen Tagen. Die krank sind, die im Alter ohne Kraft sind, ohne physische Kraft und ohne Seelenkraft. Mach du in ihnen deine Verheißungen wahr und richte sie auf, dass sie beflügelt werden.
Auch dort, wo Menschen in der Welt leiden an dem Unrecht, in Not und Armut und Hunger, Herr, machst du uns zu Boden deines wunderbaren Evangeliums. So dürfen wir in dieser Welt der Verzweiflung und der Trostlosigkeit Hoffnungszeichen deiner Liebe aufrichten und fröhlich unseren Weg gehen.
Lass uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wiedergeschehen wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigen. Und führe uns nicht in Versuchung, erhöre uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Abschluss und Segensworte
Wir singen noch den Vers: „Seine allmächtige Stärke beweisen in den Ohnmächtigen mächtige Kraft.“
Vierhundertfünfzig und neunzig, den letzten Vers, vierhundertfünfzig und neunzig.
Ja, ich möchte Ihnen nochmal danken. So viele von Ihnen haben das herrliche kalte Buffet im Sommer mitgetragen. Das war eine wunderbare Sache. Auch vielen Dank für all die Beiträge! Wie haben wir das genossen, das schöne Beisammensein.
Einer hat angeregt und gesagt: „Das müsste man eigentlich nach jedem Gottesdienst machen.“ Man braucht nicht mal die Küche dazu. Das war so hochinteressant. Wir müssen mal sehen, wie wir das organisieren.
Sie rennen alle immer gleich da raus, zum Parkplatz oder zur Straßenbahn. Wir haben doch den schönen Hof. Also freuen wir uns, wenn man das im Ständerling miteinbezieht.
Es war am letzten Sonntag ein ganz großes Ereignis – nicht hier, sondern bei Sang Jonah. Das ist unser Harry. Wie, steh mal bitte nochmal auf! Er wurde eingesegnet auf Sankt Chrischona.
Komm, sag mal, wo geht es hin? Guck deinen Platz an! Du hast eine laute Stimme, brüll mal! Ausgebildet als Diakon, sagt ihr? Oder wie heißt das? Ja, immer wieder gibt es manche, die sich interessieren und sagen: „Ich überlege mir auch so eine Bibelschule.“
Das war eine vierjährige Ausbildung, vier Jahre Sankt Chrischona bei Basel, dort an der deutschen Grenze. Wir freuen uns und begleiten dich mit herzlichen Segenswünschen in deinen Dienst.
Wir freuen uns. Wir hatten neulich hier so ein herrliches Zeugnis über seinen Lebensweg gegeben. Und dann ist es immer wieder schön, wenn man sich so begegnet.
Das Opfer ist von der Kirchenleitung heute für das diakonische Werk bestimmt.
Getraut werden am Samstag um 14 Uhr: Andreas Boin, Diplom-Geograph aus der Meistersingerstraße 24 B, und Daniela Hiller, Studentin für das Lehramt, aus der Kautschke 20.
14 Uhr am Samstag. Wir freuen uns immer wieder mit den Brautpaaren, die aus der Jugendarbeit herauswachsen. Wir freuen uns überhaupt an den jungen Familien.
Ich darf das auch mal sagen: Die, die die Übertragung sehen, sollen sich nicht abgehängt fühlen. Ich weiß, was das ist. Aber wir freuen uns so, dass die Familien auch das Angebot mit den Kindern nutzen und den Sonntag zu einem Freudentag machen.
Der Herr ist unsere Stärke. Wir wollen um seinen Segen bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.