Persönliche Erfahrungen mit Mission und deren Herausforderungen
Das Wort „Mission“ ist unter die Räuber gefallen. Das war meine ganze Lebensführung. Gott hat mich zur Mission berufen, doch ich hatte nie die Gelegenheit, in der Mission zu dienen. Alle Türen waren verschlossen.
Im Jahr 1961, als ich mein Studium abgeschlossen hatte, fuhr ich nach Basel zur ehemaligen Basler Mission. Dort wurde mir erklärt, dass keine Missionare mehr benötigt würden. Gegen meinen Willen trat ich in den Dienst der Landeskirche ein. Das war ein Schock für mich.
Dann erlebte ich, wie Philipp Potter, der Generalsekretär des Weltkirchenrats, 1970 schrieb: „Mission ist out, Mission ist vorbei.“ Wenn man das Idea-Magazin liest, sieht man, dass unsere Kirche, die EKD, sich nicht scheut zu sagen, man dürfe den Juden von Jesus erst dann erzählen, wenn alle Heiden bekehrt seien. Davor solle man gegenüber den Juden schweigen, obwohl in der Bibel steht: „Den Juden zuerst, aber auch den Heiden.“
Es gibt keine Judenmission von uns. Doch unseren jüdischen Brüdern das Zeugnis von Jesus zu verbieten, ist deutsche Arroganz in großem Format.
Ich habe die Tragik der Mission erlebt. Ich erinnere mich, wie viele Leute hier als Spendensammler unterwegs waren. Wenn ich dann sage, ich kann für diese Mission nichts mehr geben, weil sie kein Jesuszeugnis mehr hat, wissen Sie, dass in traditionellen Großmissionen gelehrt wird: Alle Religionen führen zu Gott. Ich will die Namen dieser großen Missionswerke nicht mehr nennen.
Das war für mich ein Schock, wie ich das erlebt habe. So bin ich dann in die Arbeit von Licht im Osten hineingewachsen. Es war ein ganz, ganz kleiner Verein. Hans Brandenburg war dabei, und ich wurde reich gesegnet durch das, was wir in den großen Jahren der stalinistischen Verfolgung und der nachfolgenden Chruschtschow-Ära erlebt haben. Dort in Russland lebten Menschen ihren Glauben.
Lernen von Christen in Verfolgung und neue Formen der Mission
Und wenn wir von Mission sprechen wollen, dann werden wir von denen angesteckt. Wir können ihnen doch gar nicht viel bringen. Wir können sie ein wenig unterstützen und fördern, aber wir wollen die Stimme dieser Leute immer wieder hören. Deshalb ist es gut, mit dem Durchblick im Zeitgeschehen zuzuhören.
Es geht um Folgendes: Ich war neulich in Bad Berleburg zu einem Gottesdienst in einer russischsprachigen Gemeinde. Da fragte der Bruder: „Wie lange predigst du?“ Ich antwortete: „Also, eine halbe Stunde.“ Er sagte: „Nein, du musst mindestens eine Stunde predigen.“
Dann erzählte er vom Zigeunerbaron aus der Karpato-Ukraine. Mensch, was ist das? Ein Mann, ein Zigeunerbaron, war dort. Er berichtete, wie in Russland die Zigeuner außerhalb der Städte wohnen und wie alle Angst vor ihnen haben. Aber er sagte auch, dass eine Erweckung durch Russland unter den Zigeunern geht.
Aus seinem feurigen Herzen erzählte er, wie er sagte: „Ich bin unterwegs, aber wir sind die schlechtesten Menschen der Welt. Die Zigeuner haben viel gestohlen und treiben dunkle Magie.“ Doch dann fügte er hinzu: „Wir haben Jesus gefunden. Jesus ist der Befreier.“
Wenn man das einmal verfolgt – von Pakistan über Rumänien – sieht man, wie viele neue Gemeinden bei den Zigeunern in den letzten Jahren entstanden sind, bis hinüber in die Pfalz. Dort gibt es auch so einen Zigeunerhäuptling. Er hat seinen jungen Teppichverkäufern gesagt: „Wenn ihr in die Häuser kommt, ist es nicht wichtig, ob ihr Teppiche verkauft. Fragt die Leute, ob sie eine Bibel haben oder ob ihr ihnen eine Bibel besorgen dürft.“
Und das ist in unserem toten Deutschland heute die Stimme der Völker, die zu uns kommt.
Das Wort Gottes als Zentrum der Mission
Darum möchte ich Ihnen heute nur ein paar Dinge sagen, um was es geht. Es geht um das Wort Gottes, das Zentrum der Mission. Bei uns sagt man zu allem Mission. Alles, was die Kirche macht, ist missionarisch – der Kindergarten, die Diakoniestation –, aber nirgendwo wird von Jesus gesprochen. Das ist tragisch. Das Evangelium muss verkündigt werden.
Ein 17-jähriger Äthiopier sitzt im Flugzeug. Das ist vielleicht 20 Jahre her. Er hat endlich ein Ausreisevisum bekommen. Während er dort im Flugzeug sitzt, sagt er: „Nie mehr kriegt mich einer hier nachts zurück in mein Heimatland.“ Er ist unter der marxistischen Militärdiktatur geflohen und ins Ausland gegangen. Dort hat er viel gelitten, besonders unter der Christenverfolgung in Äthiopien.
Er kommt nach Indien und geht dort in die internationale Gemeinde. An diesem Sonntag ist ein Gast da, Herr Doktor Goernsee, der die Missionsmannschaft Rotes Meer geleitet hat. Er ist schon ein erfahrener Missionsmann und schon beim Herrn. Er schaut den jungen Mann an und erkennt: „Mensch, das ist ein Äthiopier.“ Er fragt ihn: „Wo kommst du her?“ „Aus Äthiopien.“ „Nein, du kommst aus Tigre.“ „Ja.“ Der Arzt, Doktor Goernsee, den ich kannte, weil er dort schon gewirkt hat, sagt zu diesem jungen Mann: „Jesus sende dich wieder zurück.“
„Nein, wie mehr!“ Der junge Mann geht nach Amerika, studiert dort Theologie bei der Christian Missionary Alliance. Das sind die besten evangelikalen Theologen. Danach kehrt er zurück nach Tigre. Dort gibt es keine evangelischen Gemeinden. Wo Missionare waren, wurden sie von der orthodoxen Kirche mit Steinen beworfen.
Die Kopten haben ja 800 Bücher, die alles verdunkeln, was im christlichen Glauben eigentlich klar ist. Sie haben die Bibel nicht. Dieser Mann sagt: „Ich möchte dort oben das Evangelium eintragen.“ Und es ist ihm gelungen. Er hat nicht viel geredet, sondern mit Vertrauen gewirkt. Er war höflich in der orthodoxen Kirche und wollte gar nicht von Gemeinde sprechen, auch nicht von evangelisch. Er sagte nur: „Wir brauchen doch die Bibel.“ Das Tigre-Testament versteht kein Mensch mehr, weil es eine hunderte Jahre alte Kirchensprache ist.
Dann erfuhren wir davon und sagten: „Oh, das ist toll.“ Ein Missionsarzt, Doktor Schmoll, heute 81 Jahre alt und im Ruhestand, wurde von Gott gebraucht. So ein Ruheständler traf ihn und sagte: „Ich besorge euch Geldquellen.“ So entstand ein Übersetzungsteam, das das Neue Testament in eine moderne Sprache übersetzte.
Als ich dorthin kam, sagte man mir: „Du musst zum Predigerseminar gehen.“ Der Leiter der koptischen Kirche, der noch nie etwas von einer Erwägung gehört hatte, schickte uns einen Mann, der uns das Neue Testament erklärt und Jesus großmacht. Wir haben nur Evangelisch, das macht nichts. Wir brauchen jemanden, der uns die Bibel öffnet.
Jetzt ist es so, dass sogar der Patriarch aus Addis Abeba, 1000 Kilometer entfernt, zur nächsten Stelle kam, wo man eine Bibel kaufen konnte. Dort ist die Bibel neu übersetzt und revidiert worden, in neuen Sprachen. Unter dem Patriarchen kam sein Prediger und sagte: „Ihr müsst das Neue Testament lesen, ihr müsst das Evangelium von Jesus hören.“
Dort oben in Tigre läuft das Evangelium, eine Erwägung ist da. Das ist so wunderbar. In unseren Tagen geschieht das. Gott gebraucht plötzlich Leute, die ihm treu dienen und sich führen lassen. Es wird nicht viel geredet.
Wir haben darüber gesprochen: In der Zwischenzeit ist ein Kanadier dort, der am Bibelseminar in Mekele, dort oben, junge Priester biblisch schult. Das hat es in der koptischen Kirche Äthiopiens noch nie gegeben.
Sie müssen wissen: Die großen Missionspioniere vor 140 Jahren – Gopat oder Ludwig Krapff – wurden alle aus dem Land rausgeflogen. Sie konnten kaum ihre Bibeln abgeben. Jetzt auf einmal ist man offen fürs Evangelium, weil das Evangelium das Allerwichtigste ist.
Wir beten, dass dort oben in Tigre neue Aufbrüche kommen und neue Erweckungen.
Bibellesen als Grundlage für weltweite Erweckung
Das ist sehr ermutigend: Alle Aufbrüche in der Welt sind immer aus dem Bibellesen entstanden – in allen Teilen der Welt, immer nur aus dem Bibellesen. Die Musik hat dabei stets nur eine dienende Rolle gespielt. Die Figuren der Pastoren und die Gottesdienste waren immer zweitrangig gegenüber der Verkündigung des Evangeliums, dass Jesus der einzige Retter ist und Lösungen bringen kann.
Das ist in China auf wunderbare Weise geschehen, selbst dort, wo es keine Bibeldrucke gibt. Ähnliches hat man in Russland erlebt: Die Untergrundgemeinden haben aus dem Wort Gottes gelebt. Dort sitzen auch unsere lieben Planks.
Die liebe Frau Blank ist in Kirgisistan, in Almaty – wenn Sie das einmal sehen könnten. Warum Kirgisistan? Denn in Zentralasien hat es in zweitausend Jahren überhaupt keine Verkündigung des Evangeliums gegeben – in ganz Zentralasien: Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Kasachstan. Erst mit der Wende waren es ein paar mutige Leute, die dort geblieben sind.
Solche Leute wie diese Frau Blank, die einen russischen Mann geheiratet hat, der für das Reich Gottes tätig ist. Wissen Sie, was da lief? Sie haben uns gefragt: „Können Sie uns den Druck von Neuen Testamenten bezahlen?“ Ich habe zu einem dieser Brüder gesagt, Heinrich Voth hieß der eine, und der andere Franz Thyssen: „Ihr könnt doch keine Neuen Testamente verteilen, das gibt doch bloß Zündpapier für den Ofen.“ Da hat er gesagt: „Wenn du wüsstest! Die Kasachen und die Kirgisen greifen nach dem Wort Gottes. Dort sind Hunderte Gemeinden entstanden.“
In Zentralasien herrscht heute eine ganz blutige Verfolgung. Die meisten Gemeinden sind illegal, da die Regierung ein ganz neues, schweres Religionsgesetz erlassen hat. In Usbekistan sind viele Christen umgebracht worden, andere wurden vertrieben. In Tadschikistan ist die Lage ganz kritisch.
Aber aus dem Feuer der Unterdrückung ist immer Erweckung entstanden. Darum dürfen wir uns heute nur freuen. Wir können nur lernen, aus dem Wort Gottes zu leben.
Deshalb sollten unsere Gemeinden sich bewusst sein: Wir wollen alles missionarisch tun. Erst einmal hinhören, wie heute die Christen der Dritten Welt uns zeigen, was Mission ist – in Nepal und in all den Ländern, wo das Evangelium noch nie verbreitet wurde. Dort, wo das Evangelium läuft und wächst in großer Weite.
Das Bekenntnis zu Jesus als Kern der Mission
Und noch eine letzte Vorbemerkung, die ich einfach noch sagen möchte: Ich will heute Abend in der Bibelarbeit weiter ausführen, dass es darum geht, den Namen Jesus vor den Menschen zu bekennen. Es gibt kein anderes Heil und keinen anderen Erlöser.
Das Größte, was heute geschieht, ist im Iran zu beobachten. Dort steht im Staatsgesetz, dass die Bekehrung eines Muslims zum Christentum mit dem Tod bestraft wird. Sie können es auch in der Dea des lieben Bruders mit seiner Familie lesen, der mit seinen zwei Kindern seit Monaten im Gefängnis ist. Können Sie sich vorstellen, wie diese Menschen gefoltert werden, bevor man sie umbringt? Sie werden gefoltert, um sie zum Widerruf zu zwingen. Das ist heute ein Zeugnis im Iran.
Sie ahnen gar nicht, wie viele Muslime für ihren Glauben einstehen. Gott fordert dieses große Opfer von ihnen, und für uns ist das eine Ermutigung, wieder zu wissen: Die Kraft liegt im Evangelium von Jesus. Es gibt keinen anderen Grund für einen Muslim, Christ zu werden, als dass er zu Jesus gehören will. Er weiß, dass Jesus der Herr ist, ihm alles gehört und es keine andere Rettung und kein anderes Heil gibt.
Das Gleiche erleben wir heute unter den Buddhisten, zum Beispiel in Sri Lanka, während der Verfolgungswellen in Laos und Kambodscha. Auch in diesen buddhistischen Ländern geschieht eine große Ernte. Wenn man in der Welt hinschaut, sieht man, dass auch in Afrika eine große Ernte bricht. Die große Missionsbewegung wird nicht durch unsere Missionsgesellschaften getragen – das ist ein falscher Blick –, sondern durch etwa hunderttausend einheimische Missionare. Diese sind oft in großer Armut unterwegs, lassen sich für Jesus senden und sammeln dort eine ganz große Ernte ein.
Daran wollen wir uns freuen. Wir brauchen Missionsgesellschaften, die uns davon berichten. Aber wenn die Missionsgesellschaften nicht von dem berichten, was Gott heute Großes in seiner Ernte tut, dann brauchen wir diese Berichte nicht.
In allen Nationen dieser Welt gibt es heute Jesusgemeinden. Der Aufbruch unter allen Religionen ist sehr groß. Unsere Väter haben das nicht erlebt. Ein Hudson Taylor hat nie erlebt, was heute in China geschieht: 100 Millionen gläubige Jesusleute, die mutig für ihren Herrn stehen und sich hingeben. Wir können in Büchern verfolgen, wie sie ihre Leiden gerne tragen, wie es auch in Afrika der Fall ist, trotz großer Armut und wirtschaftlicher Nöte.
Diese wirtschaftlichen Nöte sind nicht entscheidend. Die erste Begegnung, die wir mit diesen Brüdern hatten, war im Jahr 1975. Für mein Leben waren das die größten Begegnungen überhaupt. Für uns sind nicht die wirtschaftlichen Nöte entscheidend, sondern die geistlichen Nöte: dass wir keine biblischen Ausbildungsstätten haben.
All diese Kirchenführer haben gesagt: „Ihr macht uns mit eurer modernen Theologie und Bibelkritik unsere Gemeinden kaputt. Wir brauchen bibeltreue Hochschulen.“ Es ist wunderbar, dass solche Hochschulen heute überall in Afrika und Asien entstanden sind und dass dort jesustreue Bibelleute wirken.
In Südamerika ist der Aufbruch enorm groß, und das möchte ich Ihnen einfach vorher nochmals sagen: Wir müssen immer wieder betonen, dass nicht alles, was sich Mission nennt, auch Mission im Sinne von Jesus Christus und dem Wort Gottes ist. Darum wollen wir ganz vorsichtig sein.
Das genügt als Vorsprung, wenn wir nun diesen Film sehen. Er betrifft unsere koptischen Schwestern und Brüder, und da müssen wir unterscheiden.
Ich habe Ihnen gesagt: In Äthiopien hat es noch nie eine Erweckung in der koptischen Kirche gegeben. Sie hat sich gesperrt. Dort gibt es 40 Millionen Kopten, die aber unter einem Aberglauben gefangen sind. In Äthiopien ist die evangelische Bewegung neben der orthodoxen Kirche entstanden. Heute ist die Wort-des-Lebens-Kirche die größte evangelische Kirche, daneben die Mekane-Jesus-Kirche und die lutherische Kirche. Allein die Wort-des-Lebens-Kirche hat heute über zehn Millionen Mitglieder.
Die ersten Christen kamen dort 1944 zum Glauben, während der Mussolini-Revolution und der Besetzung des Landes.
In Ägypten ist es anders. Dort hat sich die koptische Kirche früh für erweckliche Bewegungen geöffnet. Das werden wir nachher sehen.
Es gibt Evangelisationen in den Höhlen hinter den Müllvierteln von Kairo, wo sich neun Leute an einem Wochenabend versammeln. Jede Woche wird evangelisiert. Die Mönche tragen für uns ungewohnte Trachten, predigen aber das Evangelium von Jesus.
Wir müssen wissen: Mit dem Sturz von Mubarak haben die Christen immer gesagt, dass dann niemand mehr sie retten wird. Wenn Mubarak fällt, seien sie Kinder des Todes, obwohl zehn Prozent der Bürger Ägyptens Christen sind, koptische Christen.
Herausforderungen und Hoffnung im Nahen Osten und Nordafrika
Bei uns wird häufig der Begriff „arabischer Frühling“ verwendet. Dabei handelt es sich jedoch um eine Totalislamisierung dieser Länder. Das ist natürlich eine Falschinformation, und das weiß jeder, der den Islam kennt. Für die Christen gibt es dort inzwischen kaum noch Hoffnung.
Es sind schreckliche Übergriffe vorgekommen. Kirchen wurden in Brand gesetzt, und sogar die Feuerwehr wurde daran gehindert, einzugreifen. Die Christen befinden sich in großer Not. Deshalb wollen wir die mutigen Christen, die dort ihren einheimischen Dienst leisten, näher kennenlernen.
Mir liegt besonders viel daran, diese einheimischen Dienste zu unterstützen. Was diese Menschen wagen und tun, was sie begonnen haben, ist beeindruckend. Ein schöner Film, den die holländische Filmgesellschaft Ömrup Evangeliumsrund von Holland gedreht hat, gibt uns einen kleinen Einblick in das Leben dieser mutigen evangelikalen Christen – so nenne ich sie einmal.
Diese Menschen leben mit der Bibel. Das Erste, was die Kinder bekommen, wenn sie in die Kinderheime aufgenommen werden, ist die Bibel. In diesen Heimen werden Tausende von Kindern ausgebildet, und dies bis hin zur Berufsausbildung. Das vermittelt einen sehr plastischen Eindruck von ihrer Arbeit.
Den ersten Teil dieses Einblicks wollte ich Ihnen geben, denn es ist wichtig für Missionen, das Zeitgeschehen zu verstehen.
Nun, Herr Schröder, vielen Dank! Es ist immer wieder eindrucksvoll, solchen Jesusleuten zu begegnen – so nenne ich sie –, die in allen Nationen, Völkern und Sprachen leben. Das ist heute das Reich Gottes: Wie Jesus Menschen ruft, in seinem Dienst zu stehen. Wir dürfen daran teilhaben, und das ist eine Ermutigung und Stärkung für uns in unserer oft toten Gemeindeleidenschaft.
Gerade in den schwierigen Verhältnissen, in denen wir leben, ist es wichtig, fröhliche Zeugen von Jesus zu sein.
Gebet und Ermutigung für die weltweite Gemeinde
Lieber Herr Jesus Christus, wir wollen dir danken, dass du solche Menschen durch dein Wort berufst und sie reich beschenkst. Es ist niemals ein Opfer, wenn wir unser Leben für dich hingeben; vielmehr werden wir dadurch reich beschenkt.
Wir bitten dich für die Arbeit in Kairo, die jetzt so stark von radikalen Muslimen bedroht ist. Deine Sache kann jedoch nicht untergehen. Stärke die Christen vor Ort – nicht nur in Kairo, sondern auch an anderen Orten in Ägypten, wie in Alexandria, Aswan und überall sonst. Ebenso bitten wir für die Christen in anderen afrikanischen Ländern, im Südsudan, im Kongo und in Äthiopien sowie an allen Plätzen der Welt.
Oft sind deine Nachfolger unter Druck, so wie du den Kreuzesweg gegangen bist: verfolgt, gehasst und von der Welt abgelehnt. Dennoch konnten sie das Leben geben – das Wort des Lebens.
Herr, baue auch bei uns deine Gemeinde auf, so wie du es dort tust. Wir dürfen dich ganz einfach darum bitten, denn wir können nur bei dir betteln, dass du deine Gnade über unser Land ausschüttest. Lass uns dich, den Heiland, ganz neu erkennen und dein Wort wieder neu entdecken.
Wir danken dir auch für diesen herrlichen Platz hier auf der Laahö, an dem du so viel Leben geschenkt hast – in den Versammlungen, in den Gottesdiensten und durch die Mitarbeiter. Wir danken dir, dass wir erfüllt und mit neuer Freude an den Ort zurückkehren dürfen, an den du uns gestellt hast. Sende uns neu von dir zum Dienst.
Amen!
Begegnung mit Maggie Gobran und ihr Dienst
Du hast mir etwas über diese Frau erzählt, dass sie für einen besonderen Preis vorgeschlagen wurde, und du weißt da besser Bescheid. Amerikanische Senatoren, die schon lange mit ihren Verbindungen arbeiten, haben immer wieder versucht, auch im Rahmen der UNO, den Blick auf ihr Werk zu lenken. Sie ist nun vorgeschlagen worden, das kann man auch im Internet lesen, als Friedensnobelpreisträgerin: Maggie Gobran.
Ihr geht es nie um äußere Ehre. Ich habe selten eine so schlichte und bescheidene Frau erlebt. Es war schön, als ich vor einigen Jahren dort war. Ihr Bruder war einer der Stararchitekten von Kairo, mit Chauffeur und einem dicken Mercedes. Sie hat all das abgelegt. Ihr Mann hat dem zugestimmt. Als Professor lebt sie in sehr bescheidenen Verhältnissen, und das ist wunderschön.
Wir wollen das weiterverfolgen, aber die äußere Ehre ist nicht wichtig. Uns freut es einfach, dass es solche Menschen gibt. Es war auch schön, wie wir das kennenlernen durften. Als ich sie durch die Stiftskirche in Stuttgart führte, sagte sie: „Ja, ihr habt ja auch Bilder in den Kirchen.“ Das habe ich ihr natürlich erklärt: Das sind Steinbilder. Andere evangelische Christen werfen uns oft vor, dass wir solche Bilder haben. Wir beten die Bilder nicht an, sondern Jesus. Die Bilder illustrieren etwas von der Geschichte des Reiches Gottes.
Man lernt dadurch, nicht so vorschnell zu urteilen, wie ich das manchmal tue, sondern auf das zu schauen, was Jesus wirklich dient. Das sind jesusgläubige Menschen, und das ist wunderbar, wenn man das weiterverfolgen kann.
Wer mehr darüber wissen möchte, kann den Namen Maggie Gobran im Internet suchen und sicher Näheres finden. Die äußere Ehrung der Welt ist uns nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass wir wissen, dass Gott überall seine Leute hat. Das ist für uns ermutigend und stärkend.
Politische und religiöse Hintergründe im Nahen Osten
Setz dich mal nicht so schnell hin. Ich dachte, weil ich am Anfang, ich weiß nicht, ob du heute Morgen darauf eingegangen bist, das Stichwort vom Frühling, das sollten wir ganz kurz noch einmal einfügen. Denn das ist etwas, was in unserer literarisch-journalistischen Welt mächtig hindurchgeht.
Du hast so ganz nebenbei gestreift, dass man aus einer christlichen Perspektive auch eine etwas andere Sicht auf das, was in Nordafrika, inklusive Syrien, heute passiert, haben kann. Ich denke, es wäre wichtig, dass du da vielleicht noch zwei, drei Sätze dazu sagst.
Es gibt in islamischen Ländern keine Demokratie. Im Islam gibt es überhaupt nicht den Gedanken der Demokratie, weil es dem Islam eigen ist, dass es nur das Haus des Friedens gibt – das ist der Islam – und alles andere ist das Haus des Krieges. Es gibt nur einen Zwischenstand: Für diejenigen, die jetzt noch Christen oder Juden sind, sind die die einzigen, die noch toleriert werden – auf begrenzte Zeit. Das nennt man im Islam den Dimi-Status.
Deshalb sieht das im Westen bei dieser Revolution so aus, als wäre es eine Volksbewegung. Aber es war schon immer klar: Die Muslimbrüder, die die parlamentarische Mehrheit in Ägypten haben, sind die Eltern von Al-Qaida, sie sind die Erfinder von Al-Qaida. Das haben die ägyptischen Christen uns immer gesagt. Was in Afghanistan abgelaufen ist, wurde in den Moscheen von Kairo ausgedacht. Das muss man einfach wissen, um die Zusammenhänge zu verstehen. Es gibt hier gar keinen Gedanken an irgendeine Kooperation.
Nun hat es keinen Wert, denn es versteht uns niemand. Wenn wir das sagen, dann sagen sie, die Christen seien so engstirnig und sagen etwas gegen die Muslime. Unsere Presseleute wissen nicht, dass der Islam etwas anderes ist als unser Christentum. Sie können ihn nur mit dem Christentum im Mittelalter vergleichen. Damals war das Christentum genauso, dass Gesellschaft und Christentum eine Einheit bildeten. Durch die Aufklärung ist das bei uns auseinandergegangen, dann gab es eine weltliche Gesellschaft. Das gibt es im islamischen Denken überhaupt nicht.
Darum ist es so schwer, im Islam überhaupt eine Toleranz sich vorzustellen. Deshalb war es immer so, dass diese säkularen Herrscher – Mubarak oder im Irak Saddam Hussein – noch die Minderheiten besser geschützt haben. Es ist eine Tragik, dass ausgerechnet ein evangelikaler Präsident der USA dieses schreckliche Werk mit dem Irakkrieg getan hat. Es gibt heute schon fast keine Christen mehr im Irak. Sie müssen alle fliehen, denn nach dem Irakkrieg ist dort nur noch der Hass auf die Christen losgebrochen.
Im islamischen Denken ist es so: Amerika sind die Christen. Wenn irgendetwas passiert, dann marschieren sie in die Vororte in Pakistan und demolieren die Kirchen. Denn sie sagen, Amerika habe uns bombardiert. Dieses islamische Denken ist immer so. Beim Terroranschlag in Toulouse wurde das auch wieder gesehen. Dort ist das Denken sehr kurz: Die Palästinenser sind eine Not. Das müssen wir einfach sehen. Das können wir gar nicht ändern. Wir werden das Denken der Zeit nicht ändern können, aber wir müssen sehr viel beten für die letzten Christen im Irak.
Wir sollten auch überall dort, wo irakische Christen in Deutschland Aufnahme finden, versuchen, Kontakt aufzunehmen und ihnen bei der Eingliederung zu helfen. Ich war sehr dankbar, dass Volker Kauter gesagt hat, wir müssen mehr Flüchtlinge aus dem Irak aufnehmen. Sie leben heute alle in Jordanien irgendwo in der Wüste und haben keine Zukunft mehr, denn sie haben keinen Lebensraum mehr nach dem Irakkrieg. An ihnen wird ausgewaschen, was dort geschehen ist.
Das ist die Tragik. Das wird auch in Pakistan so sein. Dort gibt es eine große, mutige Christengruppe. Die Christen in Pakistan sind so mutig, dass sie im Islamstaat im Bus Traktate an die Muslime verteilen und an den Fernkursen der Bibelschulen teilnehmen. Jetzt sind mindestens ein Drittel der Bibelkurse mit Muslimen besetzt. So ist das noch in diesem muslimischen Staat Pakistan bis heute.
So bekennen die Christen ihren Glauben. Das wird aber unter dem radikalen Islam aufhören. Das ist die Zukunft, der wir entgegenblicken. Wir wollen keine Panik machen, aber wir können statistisch sagen, dass wir 2050 in Deutschland eine islamische Mehrheit in der Bevölkerung haben werden. Das wird bei uns schon beginnen, wenn islamische Parteien sich bei der Wahl und bei der Regierungsbildung als Zünglein an der Waage aufspielen.
Wir wollen keine Panik haben, aber wir wollen wach sein und junge Leute aufs Leiden vorbereiten und auf das Bekennen des Namens von Jesus. Darum ist es für uns ganz wichtig, dass wir beim Wort der Bibel bleiben und beim Bekenntnis von Jesus. Das sind die beiden Punkte, die das Einzige sind, was bleiben wird: Das Wort Gottes vergeht nicht und bleibt.
Denn es ist die Tragik, dass es im islamischen Denken so ist, dass sie sagen: Die Bibel ist gar nicht richtig, sie ist verfälscht geschrieben. Genau das Gleiche sagen bei uns die liberalen Theologen. Das bereitet schon den Boden in unserem Volk, dass die meisten Leute nicht mehr an das Bibelwort glauben.
Darum ist es wichtig, dass wir ganz stark beim Bekenntnis bleiben, auch bei den jungen Leuten. Wir müssen wissen: Das ist kein arabischer Frühling, das ist keine Demokratie. Ich glaube nicht, dass es eine säkulare, weltliche Hoffnung für diese Christen gibt. Aber Gott hat bisher seine Gemeinde erhalten und er hat auch Zusagen gegeben.
Es war bisher immer so, dass in der schlimmsten Verfolgung das Reich Gottes nur gewachsen ist. Die Wohlstandszeit heute ist viel gefährlicher als die Verfolgung. Darum wollen wir nur an diese Leute denken und helfen, wo wir helfen können.
Mutige Leute gibt es ja. Die Bibelgesellschaft in Ägypten macht eine tolle Arbeit und verschiedene andere Organisationen, mit denen wir immer wieder Verbindung haben. Was ist das in Aswan? Die Klinik, die in Mainz sitzt, die Evangelische Mission Oberägypten und so weiter. Wir müssen wissen, das sind unsere Aufgaben, wo wir helfen können, und wir wollen das wach beobachten.
Wir wollen hier in aller Liebe Muslimen begegnen und ihnen Jesus bezeugen und bekennen – auf liebevolle Weise, vor allem den Kindern schon, wo wir Einfluss haben. Das hat eine ganz wichtige Bedeutung, denn Muslime leben unter einer großen Zwangsherrschaft, einer Gesetzlichkeit, und erkennen keine Liebe zu Gott, keine Glaubensfreude. Es ist nur ein Gebäude.
Die großen Missionare haben immer gesagt: Die Mauer muss doch mal zusammenbrechen. Das ist so auf Lügen aufgebaut. Es ist eine verballhornte Bibel, die sie im Koran haben. Alles ist verdreht: Isaak ist der uneheliche Sohn, alles in der Bibel wird verdreht, Jesus ist nicht am Kreuz gestorben und so weiter. Das muss irgendwann in sich zusammenbrechen.
Deshalb ist es erstaunlich, dass heute viele Muslime Christ werden. In Indonesien sind wir allein auf der Insel Java dreißigtausend im Jahr. Obwohl sie dadurch ihren Job verlieren und aus der Familie ausgestoßen werden, machen sie das um Jesu Willen und sagen: Nur Jesus ist unser Leben. Davon können wir wieder lernen.
Das ist im Buddhismus genauso. Es ist wichtig, dass sie sich auch das herausschneiden, wenn sie Berichte hören oder mal eine Idee darüber lesen, damit sie ein bisschen Bescheid wissen und einen Durchblick im Zeitgeschehen bekommen.