Persönliche Erfahrungen und Herausforderungen im Gebetsleben
Jetzt kommen wir zu Römer 9, dem Dienst des Gebets in der Gemeinde.
Ich wurde gebeten, auch etwas über mich zu sagen. Es ist ein bisschen schwierig, über mein Gebetsleben zu sprechen, denn ich bin oft nicht zufrieden damit. Es gab Zeiten, in denen es recht gut lief, und Zeiten, in denen es weniger gut war.
Ich habe verschiedene Bücher gelesen und versucht, etwas nachzuahmen. Dabei habe ich gemerkt, dass das nicht funktioniert. Einfaches Nachahmen kann das Gebet zu einer Qual machen. Ich habe erkannt, dass es so nicht sein kann.
Dennoch habe ich auch erlebt, wie der Herr einem sehr schöne Zeiten im Gebet schenken kann. Vor allem als junger Mensch hatte ich viel mehr Zeit. Als ich verheiratet war, habe ich immer nachgetrauert, dass ich so wenig Zeit hatte.
Was mir geholfen hat – und das darf ich hier als Zeugnis weitergeben – ist, dass ich den Tag unterbreche und rausgehe, irgendwo in die frische Luft, in die Stille.
Ich habe oft in meinem Zimmer gebetet, aber manchmal wurde ich dabei so müde. Vielleicht lag es an der schlechten Luft oder an anderen Faktoren. Dann habe ich gemerkt: Wenn ich rausgehe, tut mir das sehr gut.
Ich bin in den Wald gegangen, habe zu Gott gerufen, und das war so befreiend. Einfach den Tag unterbrechen oder nach der Arbeit oder am Abend noch Zeit nehmen, wenn man die Möglichkeit hat, in den Wald oder auf die Wiese oder irgendwohin zu gehen, wo man laut mit dem Herrn reden kann.
Das waren für mich immer erquickende Zeiten. Das sind so schöne Momente, in denen das Gebet zur Freude wird. Wenn ich mal Zeit hatte, konnte das auch mal zwei Stunden dauern – einfach zwei Stunden gehen und mit dem Herrn alles besprechen.
Manchmal nehme ich mir Notizblätter oder eine kleine Bibel mit, oder etwas anderes, womit man auch nachdenken und beten kann. Dann wird das Gebet zu einer schönen Sache.
Für manchen ist Gebet „ah ja, das ist mühsam“, oder für andere ist Beten immer mit schlechtem Gewissen verbunden, weil sie denken, sie tun es zu wenig. Das kann es nicht sein. So darf unsere Beziehung zu Jesus Christus nicht sein.
Das muss etwas Schönes sein. Dann darf ich einfach auch darum bitten: Herr, motiviere mich, mach mir das schön. Ich möchte die Gemeinschaft mit dir genießen.
Das ist ja der Sinn der Sache: Die Gemeinschaft mit Gott muss etwas Schönes sein. Wenn Gott ein glückseliger Gott ist, wenn Gott das schönste, das herrlichste Wesen im ganzen Universum ist, der das ganze Universum geschaffen hat, dann muss die Gemeinschaft mit ihm etwas Schönes sein.
Und dann dürfen wir darum beten: Herr, verändere mein Herz, dass ich ein Verlangen bekomme, wie David und andere, die sagen: „Ich habe Durst nach Gott, ich habe Durst nach Gemeinschaft mit Gott.“
Also man darf aus all dem ein Gebet machen, und...
Umgang mit Fürbitte und Gebetslisten
Ich war oft unzufrieden mit meiner Fürbitte. Ich hatte Listen angelegt, doch ich kam nie richtig durch sie hindurch, und die Listen wurden immer länger. Am Anfang, als ich in Österreich zum Glauben kam, war das Beten noch etwas Schönes für mich. Es trieb mich sehr ins Gebet.
Damals sagte ich mir, ich möchte jetzt für alle Christen beten. In Österreich war das kein Problem, denn man kannte nicht viele Christen. Ich hatte eine Liste mit zwanzig Leuten – das waren alle Christen, die ich kannte.
Mit der Zeit wurde die Liste aber immer länger. Ich nahm mir dann bewusst Zeit zum Beten. Damals besuchte ich das Gymnasium und wir hatten von 13:00 bis 13:30 Uhr eine Pause. In dieser Zeit ging ich immer raus. Ich war im Internat, also in der Internatsschule, und zwischen dem Ende des Unterrichts und dem Beginn des Mittagessens war hinter der Schule ein Wald.
Dort hatte ich einen Platz bei einem Baum, an dem ich mich hinkniete. Das war immer mein Ort. Ich erinnere mich, wie gut mir das tat. Dort betete ich meine Gebetsliste durch.
Mit der Zeit lernte ich immer mehr Christen kennen. Ich teilte die Liste auf die Wochentage auf, weil sie immer länger wurde. Doch bald bekam ich Schwierigkeiten damit. Ich merkte, dass ich es anders machen musste. Man muss dann hart aussuchen: Für wen soll ich beten?
So entwickelte sich das weiter. Doch ich war wieder unzufrieden, weil ich nachlässig wurde. Schließlich sagte ich mir, ich höre auf, für die Christen zu beten – es sind einfach zu viele. Als junger Christ durchlebte ich viele Höhen und Tiefen.
Damals hat mich ein Buch sehr angeregt: „Sieg des Gebetes“ von David Brainerd. Es ermutigte mich zum Beten. Auch das Buch von Georg Müller war für mich wichtig. Ich las es langsam, denn immer wenn ich ein paar Seiten gelesen hatte, sagte ich mir: Jetzt muss ich wieder beten oder die Bibel lesen. Ich wollte nicht zu viel in den Büchern lesen, sondern mehr die Bibel.
Das waren sehr schöne Zeiten. In dieser Zeit hat der Herr auch in Österreich einiges getan. Ich hatte damals in Österreich gewohnt, und es war ein Aufbruch in der Gemeinde.
Wir hatten oft Gebetskreise am Abend, meist sonntagabends. Diese fanden in Privathäusern von Geschwistern statt. Dort waren etwa zwölf bis fünfzehn Leute zusammen. Das waren schöne Zeiten.
Wir knieten uns auf den Boden im Wohnzimmer. Dann beteten wir nacheinander. Das war sehr erquickend und überhaupt nicht ermüdend. Es war eine Freude, diese Gebetszeiten zu erleben.
Gebetsgemeinschaften und Herausforderungen im Alltag
Das war Sonntagabend, und am Montagmorgen hatten wir noch eine andere Gebetsgruppe. Es waren etwa fünf Jugendliche. Wir beteten für ein anderes Tal in der Nähe von uns, wo ich gewohnt habe und wo ebenfalls ein Aufbruch stattfand. Das war sehr schön. Die Jugendlichen kamen dann um fünf oder halb sechs, und wir beteten eine Stunde lang. Danach mussten alle zur Arbeit.
Ich studierte damals, hatte es also leichter und musste nicht so schnell zur Arbeit. Trotzdem hatte ich immer wieder Leute, mit denen ich zusammen betete. Später wurde das schwieriger, als wir umgezogen sind. Dort hatten wir Probleme mit der Gemeinde, weil wir nicht viele Christen fanden, die ähnlich dachten wie wir.
Heute ist das wieder anders, weil ich viel unterwegs bin. Ich bin mit der Gebetsgemeinschaft nicht ganz zufrieden. Ich wünsche mir, öfter mit Brüdern beten zu können. Wir wohnen eine halbe Stunde entfernt von unserem Versammlungssaal. Wenn ich zu Hause bin, müsste ich morgens eine halbe Stunde fahren, um mich mit jemandem zu treffen. Dann würden wir eine Stunde beten, und ich müsste wieder eine halbe Stunde zurückfahren. Das überlegt man sich natürlich.
Das ist für mich nicht befriedigend. Aber wenigstens habe ich dann das Gebet allein, bei dem ich rausgehen kann. Wenn ich das tun kann, wie ich es jetzt mache, wenn ich zu Hause bin und arbeite, kann ich meinen Tag immer wieder unterbrechen. Dann gehe ich raus in den Wald und bete. Manchmal dauert das länger, aber regelmäßig ist es mindestens eine halbe Stunde. So lange dauert die Runde, die ich gehe.
Allein diese halbe Stunde ist sehr, sehr gut. Ich versuche, sie mehrmals am Tag einzulegen, sodass ich eine gewisse Gebetszeit habe. Manche Dinge beschäftigen mich sehr stark, und dann bringe ich alles, was mich beschäftigt, vor den Herrn. Ich habe gemerkt, dass das hilft.
Wenn ich mich nur sklavisch an eine Liste halte, fühle ich mich nicht so frei. Besser ist es, wenn ich meine Liste kenne, sie wiederhole und dann weglege. Danach bete ich einfach frei, was mir in den Sinn kommt. Diese Menschen sind mir dann mehr in Gedanken, und das Gebet fällt mir leichter.
Gebet unterwegs und gegenseitige Fürbitte
Wie gesagt, ich bin nicht so zufrieden mit meinem Gebetsleben. Wenn ich unterwegs bin, ist es oft noch schwieriger, weil die Zeit dann sehr knapp ist.
In solchen Momenten bitte ich viele andere Leute: Betet für mich. Ich weiß, dass ich das Gebet brauche. Außerdem merke ich, dass der Herr Gnade schenkt, wenn andere für mich beten. Das sollten wir unbedingt tun: immer wieder viele Menschen ermutigen, für uns zu beten.
Paulus hat das ebenfalls getan. Ich freue mich auch, wenn jemand zu mir kommt und sagt: „Du, bete für mich.“ Dann frage ich oft: „Wie lange?“ oder „Wofür genau soll ich beten?“ Beten für jemanden ist nicht einfach nur ein kurzer Satz. Es kann zehn Jahre, zwanzig Jahre oder sogar hundert Jahre bedeuten. Wichtig ist, zu wissen, für was konkret und in welchem Zeitraum man besonders Gebet braucht. Das hilft ungemein.
So hat man einen Rahmen, in dem man sich wieder treffen kann, um nachzufragen: Wie ist es mit dieser Sache gelaufen? So bekommt man eine Rückmeldung. Dadurch wird das Gebetsleben interessanter, weil sich etwas bewegt.
Bei Paulus war das auch so. Da kommt Epaphras zu ihm und erzählt ihm von den Anliegen der Kolosser. Die Kolosser sind ihm sehr wichtig, und er betet viel für sie. Jetzt, wo Epaphras da ist – vielleicht auch Aristarchus –, lebt dieses Gebetsleben richtig auf.
Die Freude und Realität des Gebets
Gebet soll eine Freude sein und etwas Schönes. Natürlich führt Gebet manchmal auch in die Traurigkeit, weil es traurige Dinge gibt, die einen beschäftigen. In solchen Momenten ruft man zum Herrn, damit er eine Not ändert.
In meinem eigenen Leben habe ich erlebt, dass wir einige Nöte durchgemacht haben, die mich sehr ins Gebet geführt haben. Das war auch gut so. Die Not selbst ist nicht schön, aber sie hat zum Gebet geführt.
Sehr wichtig ist es, viel mit Geschwistern zusammen zu beten, vor allem, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Es gibt Zeiten, in denen man weniger Gelegenheit dazu hat. Das wechselt in unserem Leben, je nach Beschäftigung und dem Ort, an dem wir sind.
Das sind jetzt einige Dinge, die mir spontan in den Kopf kommen.
Gebet zum Heiligen Geist: biblische Perspektiven
Schauen wir uns noch einmal das Thema „Dienst des Gebetes in der Gemeinde“ an.
Heiliger Geist – den habe ich vergessen. Danke, dass du mich daran erinnerst.
Gebet zum Geist
In der Bibel finden wir keine Gebete, die direkt an den Geist gerichtet sind. Es wird nicht zum Geist gebetet, sondern im Geist und durch den Geist.
Epheser 6,18 sagt: „Mit allem Gebet und Flehen betet zu jeder Zeit im Geist.“
Auch Judas 1,20 ermutigt: „Geliebte, erbaut euch auf dem heiligsten Glauben und betet im Heiligen Geist!“
In Epheser 2,18 lesen wir: „Durch Christus haben wir beide Zugang zum Vater durch einen Geist“ – oder „in einem Geist“, je nachdem, wie man es übersetzt. Der Geist in uns ruft „Vater“.
Galater 4,6 bestätigt: „Gott hat den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, und wir rufen: Vater!“
Ebenso heißt es in Römer 8,15: „Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, der euch wieder zur Furcht bringt, sondern den Geist der Sohnschaft, durch den wir rufen: Abba, Vater!“
Interessant ist, dass es der Geist in uns ist, der „Vater“ ruft. Er ruft nicht sich selbst, also nicht „Geist“. Das ist wichtig für dieses Thema. Wenn der Geist sich selbst rufen würde, hätten wir eine Ermutigung, zum Geist zu beten. Aber der Geist ermutigt uns nicht, zum Geist zu beten. Stattdessen ermutigt er uns, zum Vater und zum Sohn zu beten. Und wir rufen dann nicht „Geist“, sondern „Vater“.
Römer 8,5 sagt: „Der Geist des Sohnes ist in unsere Herzen ausgegossen.“ Der Geist des Sohnes motiviert uns, und dann rufen wir nicht „Geist“, sondern „Vater“. Das lesen wir immer wieder, zum Beispiel in Römer 8,15: „Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, der euch Furcht einflößt, sondern einen Geist der Sohnschaft, durch den wir rufen: Vater!“
Also: Im Geist rufen wir nicht „Geist“, sondern „Vater“. Wir sind im Geist, wir haben ihn empfangen, und er ist in uns. Aber in diesem Geist rufen wir „Vater“.
All das deutet in dieselbe Richtung: Es wird nicht zum Heiligen Geist gebetet, sondern durch den Heiligen Geist und mit seiner Hilfe gebetet.
Römer 8,26 hatten wir schon: Der Geist hilft uns in unserer Schwachheit beim Gebet.
Deshalb müssen wir ein Gebet direkt zum Geist ausschließen.
Bitte.
Gemeinschaft des Geistes: sprachliche und theologische Überlegungen
Ja, 2. Korinther 13 und? Philippa 2, wo? Ja, beide Stellen: Philipper 2, Vers 1 und 2. Korinther 13, Vers 13. Beide Stellen müssen wir uns überlegen, was hier der Genitiv bedeutet.
Wenn hier steht „Gemeinschaft des Geistes“, dann ist es eine Gemeinschaft. Theoretisch sind mehrere Deutungen möglich. Der Genitiv, also der zweite Fall im Griechischen, muss ja irgendwie aufgelöst werden. Er hat eine besondere Bedeutung. Wir haben das auch im Deutschen. Der Genitiv kann entweder ein Genitiv des Besitzes, ein Genitiv des Objekts oder ein Genitiv des Subjekts sein. Im Griechischen ist das genauso.
Man muss also überlegen, welche Art Genitiv hier gemeint ist. Zuerst nehmen wir die Philipper-Stelle. Dort ist es deutlicher: „Wenn es tröstlichen Zuspruch der Liebe gibt, wenn es Gemeinschaft des Geistes gibt.“ Jetzt ist die Frage: Meint er „Gemeinschaft mit dem Geist“ oder „Gemeinschaft des Geistes“ im Sinne von Gemeinschaft, die der Geist bewirkt oder in der der Geist wirkt, also die durch den Heiligen Geist hergestellt ist?
Das ist eine Deutungssache. Wir können das nicht hundertprozentig sagen. Nur der Zusammenhang kann uns helfen. Vom Zusammenhang her scheint es hier so zu sein, dass er nicht vom Gebet zum Geist spricht. Das Thema ist hier nicht das Gebet zum Geist, sondern die Gemeinschaft der Gläubigen untereinander, die durch den Heiligen Geist hergestellt wird und durch ihn geschieht.
Diese Stelle ist meines Erachtens durch den Zusammenhang eindeutig.
Die andere Stelle im 2. Korintherbrief ist etwas unklarer. Dort heißt es: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus“, also die Gnade, die der Herr Jesus Christus uns gibt, mit der er uns beisteht, „die Liebe Gottes“, mit der er uns liebt, und „die Gemeinschaft des Heiligen Geistes“.
Jetzt ist die Frage, ob es eine Gemeinschaft mit dem Geist ist oder eine Gemeinschaft, die der Heilige Geist uns gibt, die der Heilige Geist uns beflügelt oder motiviert. Ist es also eine Gemeinschaft, die der Heilige Geist mit uns hat beziehungsweise wir mit ihm? Oder ist es eine Gemeinschaft, die durch den Heiligen Geist vorhanden ist?
Es heißt: „Sei mit euch allen die Gnade, die Liebe und die Gemeinschaft“ – Gnade vom Herrn Jesus Christus, Liebe von Gott, Gemeinschaft vom Heiligen Geist. Das ist die Frage: Heißt das Gemeinschaft mit dem Geist oder nicht?
Rein theoretisch muss man es offenlassen. Vom Zusammenhang her tendiere ich dazu, dass es eine Gemeinschaft ist, die vom Heiligen Geist herkommt, weil auch die Liebe Gottes und die Gnade des Herrn Jesus Christus hier genannt werden. Außerdem gibt es keine andere Stelle in der Bibel, die sagt, dass wir mit dem Heiligen Geist in dem Sinn Gemeinschaft haben, dass wir also zum Heiligen Geist sprechen.
Von daher bin ich durch den Zusammenhang mit der ganzen Bibel ermutigt, diese Stelle so zu deuten, dass es die Gemeinschaft ist, die vom Heiligen Geist kommt und durch den Heiligen Geist hergestellt wird. Nämlich die Gemeinschaft mit Gott und mit den Heiligen, die eine Geistgemeinschaft ist, eine geistgewirkte Gemeinschaft.
Sonst wäre das die einzige Stelle, wo steht, dass wir mit dem Heiligen Geist Gemeinschaft haben. Wenn wir mit ihm Gemeinschaft haben, können wir natürlich mit ihm sprechen. Das stimmt. Aber diese Deutung müsste man erst einmal hundertprozentig haben, und das haben wir nicht, weil das Griechische das nicht unbedingt hundertprozentig hergibt.
In der Folge müssen wir es offenlassen. Weil aber alle anderen Stellen nicht zeigen, dass wir mit dem Heiligen Geist in diesem Sinne Gemeinschaft haben, dass wir mit ihm sprechen, meine ich, dass diese Deutung nicht zu wenig ist.
Vor allem sagt Johannes: Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit dem Sohn (1. Johannes 1,3). Der Geist wird dort nicht erwähnt (1. Johannes 1,3). Der Geist hat immer das Anliegen, Christus zu verherrlichen und zu Christus hinzuführen, nicht zu sich selbst.
Der Geist ist es, der in uns wohnt. Durch den Heiligen Geist wohnt der Herr Jesus Christus, der Vater, in uns – aber durch den Geist. Wenn wir jetzt sprechen, sprechen wir durch den Geist zu dem Vater und zu dem Sohn, nicht durch den Geist zum Geist.
Das ist so weit.
Der Dienst des Gebetes in der Gemeinde: biblische Grundlagen
Römisch neuntens: Der Dienst des Gebets in der Gemeinde
Wir hatten bereits erwähnt, dass der Fortgang der Arbeit und die Ausbreitung des Werkes Gottes in die Hände der Gemeinde gelegt sind. Der Herr Jesus Christus hat, als er ging, das Werk in die Hände seiner Jünger gelegt.
Der Herr Jesus selbst hat bereits einiges über das Gebet gelehrt. Zuerst begann er in der Bergpredigt, wo er den Jüngern die wichtigsten Lektionen über das Gebet beibrachte. Er zeigte ihnen, dass sie wie Kinder kommen sollen, die bitten, und dass der Vater ihnen geben wird. Sie sind täglich auf Gott angewiesen – das war eine zentrale Lektion, die Jesus in der Bergpredigt vermittelte.
Als Nächstes sagte der Herr Jesus den Jüngern, sie sollten beten, dass der Herr Arbeiter aussende. Gemeint ist der Herr der Ernte, der Arbeiter in seine Ernte schicken soll. Damit lehrte er sie, dass nicht Gott selbst einfach die Arbeiter aussendet, sondern dass sie einen Beitrag leisten müssen, indem sie beten, damit Gott die Arbeiter aussendet. Er hätte auch sagen können: „Die Ernte ist groß, und jetzt werde ich den Vater bitten, Arbeiter auszusenden.“ Das tat er jedoch nicht. Stattdessen sagte er: „Ihr sollt den Vater, den Herrn der Ernte, bitten, dass er Arbeiter aussendet.“ Das bedeutet, die Jünger bekommen den Auftrag, durch ihre Gebete dafür zu sorgen, dass es mehr Arbeiter gibt.
Das war eine wichtige Lektion vom Herrn an die Jünger, wie wir in Matthäus 9,36-38 lesen können. Das Aussenden von Arbeitern hängt also unter anderem von unseren Gebeten ab. Manche meinen, das sei allein Gottes souveräne Sache, ob er Arbeiter in der Ernte aussendet oder nicht. Der Herr Jesus hat das nicht gesagt. Er sagte, dass es Sache eurer Gebete ist, ob Gott Arbeiter aussendet oder nicht. Jedenfalls ist es unter anderem eure Aufgabe, durch Gebete dazu beizutragen. Diese Gebete tragen entscheidend dazu bei, wie viel Arbeit es gibt. Das war für die Jünger wichtig. Sie lernten: Gott will, dass wir mitarbeiten – hier durch unsere Gebete. „Bittet den Herrn der Ernte!“ Das war die zweite Lektion.
Drittens schließlich lehrte der Herr Jesus seine Jünger in den letzten Stunden vor seinem Weggang, wie wir in Johannes 14 lesen können. Er sagte ihnen, dass sie das Werk, das er angefangen hatte, fortführen sollen. Dabei ist es eigentlich er selbst, der in den Jüngern weiterwirkt. Sie beten, und er handelt. Das bedeutet: Das Werk geht weiter. Jesus sagt: „Ich gehe zum Vater, ihr bittet in meinem Namen, und ich werde handeln!“
Was wir bitten, steht in Johannes 14,12-14: „Ihr werdet größere Werke tun, weil ich zum Vater gehe.“ Vom Vater her werden die Werke geschehen. Die Jünger beten in seinem Namen zum Vater, und Jesus Christus wird daraufhin handeln.
Das bedeutet, dass der Dienst der Gemeinde Jesu nicht nur aus dem Predigen besteht, sondern auch aus dem Beten. Die Gemeinde betet und verkündigt. So sehen wir es auch im Neuen Testament: Die Apostel, allen voran Petrus, sagten, sie beten und verkündigen. Das geht so weiter. Es gibt bestimmte Leute, die sind besonders begabt im Predigen, andere im Gebet. Aber jeder Christ ist auch ein Beter, und jeder Christ ist auch ein Lehrer – sei es, dass er nur seine eigenen Kinder oder seine Nachbarn lehrt.
Jeder Christ ist also beteiligt an der Fortführung des Werkes Jesu Christi auf Erden. Das hat der Herr Jesus seinen Jüngern beigebracht.
Gebetsanliegen und Gebetsprioritäten der Gemeinde
Es ist sehr wichtig, dass die Gemeinde bereit ist, den Willen Gottes zu tun und auch für diesen Willen zu beten. Das hat er ihnen gesagt: Betet! Eure Gebete müssen von diesen Anliegen geleitet und geprägt sein. Der Name Gottes muss geheiligt werden, das Reich Gottes soll kommen, und der Wille Gottes soll auf der Erde geschehen, so wie im Himmel. Das muss der Inhalt eurer Gebete sein. Darum muss es sich immer wieder drehen und drehen.
Die anderen Dinge, wie zum Beispiel das tägliche Brot, dürft ihr ebenfalls im Gebet vorbringen. Doch das Brot braucht ihr, damit ihr beten und verkündigen könnt. Ebenso sollt ihr um Vergebung eurer Verschuldungen bitten, denn ihr seid Sünder. Das Schuldenerlassen dient dazu, dass ihr besser beten könnt. Es soll dazu beitragen, dass der Name Gottes geheiligt wird, dass sein Reich komme und dass sein Wille auf der Erde geschieht, wie im Himmel.
Auch eure Versuchung, nicht in Versuchung geführt zu werden, soll im Gebet stehen. Das hat ebenfalls das Ziel, dass die ersten drei Anliegen besser erfüllt werden können: dass Gottes Name geheiligt wird, sein Reich kommt und sein Wille geschieht. Die Gemeinde Jesu muss also bereit sein, den Willen Gottes zu tun und entsprechend zu handeln.
Die Gemeinde Jesu ist dazu aufgerufen, und der Weg dazu ist unter anderem das Gebet. In gewissem Sinne vertritt die Gemeinde Jesu heute den Willen Gottes auf Erden. Watchmanee hat in seinem Buch „Der Gebetsdienst“, besonders im ersten Kapitel, einiges Gutes geschrieben. Er zeigt, dass die Gemeinde Jesu betet, um den Willen Gottes zu erfüllen. Weil die Gemeinde betet, handelt sie auch. Sie erfährt den Willen Gottes, betet im Willen Gottes, und weil sie betet, handelt der Himmel.
Die Reihenfolge ist also so: Was die Gemeinde auf der Erde betet, das tut der Himmel. Das gilt auch für das Binden und Lösen: Was die Gemeinde auf der Erde bindet, das bindet der Himmel; was sie löst, das löst der Himmel. Die Erde beginnt, der Himmel zieht nach.
Dazu ist es wichtig, zuerst zu wissen, was der Wille des Herrn, was der Wille Gottes ist. Man muss im Willen Gottes beten. Botschmeni schreibt dazu: Wenn die Gemeinde imstande ist, seinen Willen zu erfüllen, wird Gott nicht eingeschränkt sein. Wenn sie jedoch unfähig ist, Gottes Willen zu entsprechen, ist Gott eingeschränkt.
Wenn die Gemeinde sich nicht für den Willen Gottes interessiert, dann wird sie nicht beten, und dann wird Gott nicht handeln. Folglich hat Gott sich freiwillig eingeschränkt. Er hätte zwar gerne gehandelt und würde gerne handeln wollen, aber weil die Gemeinde nicht betet, handelt er nicht.
Das ist genau das, was Jakobus sagt: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Gott will etwas tun, er will handeln, aber das, was er tun möchte, will er durch die Gemeinde tun. Dazu hat er sich entschieden, und der Weg ist das Gebet der Gemeinde. Dann zieht der Himmel nach. So ist immer die Reihenfolge: Die Gemeinde erfährt, was Gott will, wartet, betet, und dann handelt der Himmel.
Rochmini schreibt: Gott ist im Himmel, doch in all seinem Handeln auf Erden wartet er zuerst auf die Einwilligung und den Anstoß des freien Willens auf Erden. Gott übergeht den Willen auf Erden nicht und schiebt ihn auch nicht beiseite, um unabhängig davon zu handeln.
In allem, was mit ihm im Zusammenhang steht, wird Gott nichts unternehmen, ehe er erreicht hat, dass der Wille auf Erden bereit ist, mitzuarbeiten. Der Wille der Gemeinde muss bereit sein, mitzuarbeiten. Sobald dieser Wille auf der Erde vorhanden ist, wird Gott handeln.
Was auf Erden gebunden wird, wird im Himmel gebunden, und was auf Erden gelöst wird, wird im Himmel gelöst. Ich weiß nicht, ob Botschmeni mit seiner Auslegung des Verses zum Binden und Lösen Recht hat, darauf will ich jetzt aber nicht eingehen. Das Prinzip bleibt jedoch gleich.
Dieses Prinzip ist schon in Johannes 14 klargelegt. Der Herr Jesus sagt: Ihr werdet größere Werke tun. Wann? Wenn ihr betet. Wenn ihr nicht betet, werden keine größeren Werke entstehen. Also hängt es von den Gebeten der Jünger ab. Die Gemeinde muss beten, dann wird Gott handeln. Dieses Prinzip haben wir.
Gebet als Dienst und Mitarbeit der Gemeinde
Wotschmini schreibt, dass unsere Gebete, wenn sie nur der Andacht dienen oder lediglich der Gemeinschaftspflege, und wenn sie nur zum Vorbringen von Bitten genutzt werden, recht armselig sind. Ein Gebet, das Arbeit oder Dienst ist, bedeutet, dass wir auf Gottes Seite stehen und nach dem verlangen, wonach ihm verlangt. Nach Gottes Willen zu beten, ist höchst wirkungsvoll.
Für die Gemeinde bedeutet Beten, dass sie Gottes Willen entdeckt hat und diesen Willen nun in Worten ausdrückt. Beten heißt nicht nur, Gott um etwas zu bitten, sondern auch, Gott etwas in Erinnerung zu rufen. Indem die Gemeinde betet, stellt sie sich klar auf Gottes Seite und erklärt ihm, dass das, was sie haben möchte, auch das ist, was er haben möchte.
Die Gemeinde betet zum Beispiel: „Herr, wir wollen, dass Menschen gerettet werden. Herr, wir wollen, dass die Gemeinde Jesu geheiligt und gereinigt wird, dass die Gemeinde Jesu wächst.“ Dabei kann man ganz konkret werden: „Herr, wir sind bereit, und wir bitten dich.“ Dann betet die Gemeinde – das heißt jeder einzelne Christ, ob zusammen oder allein. Und wenn sie beten, handelt Gott.
Die Geschichte beweist, dass es so war. So ist es immer wieder geschehen, in der Apostelgeschichte und auch danach in der Kirchengeschichte. Wo die Gemeinde gebetet und Gott gesucht hat, wo Gott eine Last aufs Herz legen konnte und viel gebetet wurde, geschah viel. Wo nicht gebetet wurde, geschah nichts.
Es ist immer Gott, der anfängt. Gott ist immer der Initiator von allem, was geschieht. Die Frage ist jedoch, ob wir mitmachen. Wenn Gott anfängt, uns zu drängen, dass wir beten – es geht immer von Gott aus – dann ist die Frage, ob wir diesem Drängen nachgeben. Wenn wir das nicht tun, hindern wir Gott. Das ist gemeint.
Natürlich ist Gott immer Initiator. Er tut sehr viel, um uns zum Beten zu bewegen und uns dazu zu bringen, nach seinem Willen zu fragen. Aber die Frage ist immer, ob der Mensch diesem Wirken und Drängen des Geistes nachgibt oder ob er sich auf die faule Haut legt, sich auf das Diesseitige und seinen Körper konzentriert, statt um das Reich Gottes zu bemühen.
Das ist ganz klar, und viele Christen haben das erkannt. Es ist auch eine klare Lehre der Heiligen Schrift: Gott ist in allem der Initiator. Die Frage ist, wie ich auf Gottes initiierendes Wirken reagiere. Wenn ich widerstrebe und nichts tue, geschieht nichts. Wenn ich aber mitmache und mich drängen lasse, dann geschieht etwas.
Wotschmini schreibt: Das ist wie mit einem Wasserreservoir und der Wasserleitung. Obwohl das Reservoir des Wasserwerks riesengroß ist, wird der Wasserfluss durch den Durchmesser der Leitungsrohre in den Häusern begrenzt. Wenn jemand mehr Wasser wünscht, muss er seine bisherigen Leitungsrohre durch größere ersetzen.
Heute kann die Kraft Gottes nur dem Fassungsvermögen der Gemeinde Gottes entsprechend kundwerden. Genau wie damals, als Gott sich in Christus offenbarte, und die Offenbarung der Fassungskraft Christi entsprechend war, so ist auch gegenwärtig das Maß der Offenbarung Gottes in der Gemeinde gegeben – diesmal durch die Fassungskraft der Gemeinde.
Je größer das Fassungsvermögen der Gemeinde ist, desto mächtiger kann Gott sich offenbaren und desto umfassender ist die Erkenntnis Gottes. Wir müssen erkennen, dass Gott in allem, was er heute auf Erden tun möchte, zuerst die Gemeinde auf seine Seite bringen will, um dann das Werk durch sie zu tun. Gott will nichts unabhängig verwirklichen.
Was immer er heute tut, tut er in Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Sie ist es, durch die Gott sich offenbart. Das ist ein ganz biblischer Gedanke, bei dem Wotschmini Recht hat. So geschah es ja auch in der Apostelgeschichte.
Natürlich kann Gott auch anders wirken. Die Frage ist, ob er es tut. Bei Cornelius zum Beispiel hat er gesagt, die Engel sollen es nicht tun. Dennoch schickte er einen Engel, der Petrus holen sollte. Aber das Evangelium erhielt Cornelius nicht durch den Engel, sondern durch Petrus. Das heißt, Petrus musste bereit sein.
Wäre Petrus nicht bereit gewesen, hätte Gott zwar noch andere Arbeiter, aber für uns ist wichtig zu erkennen, dass viele Dinge nicht geschehen, weil wir oder die Gemeinde nicht beten. Jakobus 4,2 sagt: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Hätten sie gebetet, wäre etwas geschehen.
Man kann nicht sagen, Gott habe es so gemacht, dass sie nicht gebetet haben. Die Sünde und eigene Faulheit auf Gott zu schieben, ist nicht in Ordnung. Es steht fest: Gott will und möchte etwas tun. Er drängt immer wieder Menschen, einzelne Personen. Einige lassen sich drängen und der Herr gebraucht sie. Andere nicht, und der Herr gebraucht sie nicht.
Das ist klar aus der Bibel ersichtlich. Es gab Menschen, die ungehorsam waren, und Gott konnte sie nicht verwenden. Andere waren gehorsam, ließen sich drängen und wurden mächtig gebraucht. Manche ließen sich eine Zeit lang gebrauchen, sündigten dann und wurden nicht mehr gebraucht.
So geht Gott vor. Auch in unserem eigenen Leben erleben wir das: Als wir Gott gehorchten, beteten und uns demütigten, konnte der Herr durch uns wirken. Als wir stolz wurden, nichts mehr taten oder uns auf das Fleischliche konzentrierten und innerlich faul wurden, tat Gott nichts durch uns. Das ist die Praxis.
Das ist die Lehre der Schrift, die wir in der Praxis und in der Geschichte erleben. Gott wartet darauf, dass seine Gemeinde den Himmel zum Handeln veranlasst. Natürlich drängt er die Gemeinde dazu, aber sie tut es nicht immer.
Es gibt Menschen, die der Herr ruft, die als Boten predigen, mit der Hilfe des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist mahnt die Geschwister, doch manche lassen sich nicht mahnen, bleiben hart und tun nichts. Der Prediger ist nicht schuld, er hat gepredigt, aber diese Geschwister tun nichts und lassen sich nichts sagen.
Dann wird Gottes Wille gehindert, und Gottes Wunsch, dass etwas geschehe, wird durch Menschen verhindert, die ihm nicht gehorchen. Deshalb ist Gott so ernst mit Menschen, die nicht gehorchen. Und deshalb ruft er immer wieder auf. So geschah es im Alten und im Neuen Testament.
Ich möchte hier noch einen Abschnitt von Wotschmini zitieren: Gott wartet darauf, dass seine Gemeinde den Himmel zum Handeln veranlasst. Das darf aber nicht so verstanden werden, als wäre Gott nicht allmächtig. Er ist und bleibt der allmächtige Gott.
Seine Allmacht kann jedoch nur durch einen Kanal auf Erden offenbar werden. Wir können Gottes Macht nicht vermehren, aber wir können sie hindern. Der Kanal sind wir Menschen. Wenn wir nicht bereit sind, wird dieser Kanal verstopft.
Dann muss Gott sich andere Kanäle suchen. Der Mensch kann Gottes Macht nicht vergrößern, aber er kann ihr Wege versperren. Wir können von Gott nicht fordern, was er nicht tun will, aber wir können ihn hindern, das zu tun, was er tun möchte. Das hatten wir schon am Anfang gesagt.
Die Gemeinde ist das von Gott erwählte Gefäß. Ihr offenbart Gott seinen Willen, damit sie sich auf seine Seite stellt und auf Erden seinen Willen im Gebet zum Ausdruck bringt. Wenn die Erde will, dann will der Himmel. Und warum will die Erde? Weil Gott sie in diese Richtung drängt.
Wenn die Gemeinde auf Erden nichts tut, geschieht das nicht. Vieles, was Gott tun würde, bleibt ungetan. Gott hat Werke vorbereitet, in denen wir wandeln sollen. Wenn wir nicht in ihnen wandeln, liegen diese Werke brach.
Gott sucht sich natürlich andere Werkzeuge, aber auch dann bleibt das, was ich zu tun hätte, brach. Ich habe schon gesagt: Gemeinde, Jesus und das Werk Gottes sind nicht statisch. Manche verstehen den Willen Gottes als statisch: So wird alles ablaufen.
Nein, Gott reagiert. Er sieht, hier reagiert jemand, hier können wir etwas tun. Hier reagieren sie nicht, also geschieht dort nichts. Aber dort, wo sie reagieren, geschieht etwas. So geht Gott mit den Menschen um.
Wann immer Gott etwas tun möchte, wird er einem Bruder, einer Schwester oder der ganzen Gemeinde eine Last auferlegen. Wenn die Gemeinde dann betet und ihren Dienst tut, wird die Last von ihren Schultern genommen. Je länger sie betet, desto mehr geht die Last weg, und Gott wird handeln.
Was ist also der Gebetsdienst? Er besteht darin, dass Gott der Gemeinde offenbart, was er tun möchte, und die Gemeinde auf Erden betet, woraufhin der Himmel handelt. Das ist eine großartige Sache: Gott betrachtet die Gemeinde als seine Mitarbeiterin.
Er müsste das nicht, das braucht er nicht, aber er hat sich so entschlossen, damit wir uns freuen können, dass wir mitarbeiten dürfen in seinem Königreich.
Gemeinsames Gebet in der frühen Gemeinde
Das gemeinsame Gebet im Neuen Testament war zunächst eine Gewohnheit der ersten Christen. In der Apostelgeschichte finden sich zahlreiche Stellen, die belegen, dass sie gemeinsam beteten. Das beginnt bereits in Kapitel 1, Vers 14, und setzt sich fort in Kapitel 2, Vers 42, Kapitel 6, Vers 46, Kapitel 4, Vers 23, Kapitel 5, Vers 12 und Kapitel 12, Vers 5. Die Gemeinde traf sich immer wieder zum Gebet.
Gemeinde bedeutet dabei nicht unbedingt, dass alle an einem Ort zusammenkamen, sondern es konnten auch mehrere Gruppen an einem Ort oder Teile der Gemeinde sein. Sie beteten also gemeinsam und einmütig. Das ist besonders schön zu sehen, zum Beispiel in Apostelgeschichte 2, Vers 46: „Mit Einmütigkeit waren sie Tag für Tag beharrlich in der Tempelstätte.“
Der Geist konnte sie drängen und ihnen helfen, diese Einmütigkeit zu bewahren. Sie waren wirklich auf Gott konzentriert, nicht auf ihre eigenen Belange, ihren Körper oder ihre eigene Ehre. In dieser Anfangszeit waren sie stark auf Gott und sein Königreich fokussiert. Das ist oft so, wenn Menschen sich bekehren: Da ist diese erste brennende Liebe, und sie vergessen alles andere.
Ein Bruder erzählte mir, dass er am liebsten den ganzen Tag Gemeinschaft mit Christen hätte. Er war ganz jung bekehrt und hatte ein starkes Verlangen danach. Einmal haben wir zusammen bis drei Uhr nachts Bibelfragen besprochen. Ich dachte, jetzt muss ich wirklich nach Hause fahren, aber er wollte nicht aufhören.
Sie beteten also einmütig, beharrlich und anhaltend. Das hatten wir schon besprochen, als wir die Apostelgeschichte im Hinblick auf das Gebet durchgingen. Der Herr ermutigte sie, beharrlich zu beten, und sie machten mit. Sie beteten lange und viel.
Ein Beispiel dafür ist Kapitel 12, wo sie bis tief in die Nacht für Petrus beteten. Sie beteten und fasteten, und der Herr wählte dann Paulus und Barnabas aus (Apostelgeschichte 13, Verse 2-3). Das war nur möglich, weil sie beteten. Warum wurde klar, dass Barnabas und Paulus ausgesandt werden sollten? Weil sie beteten. Hätten sie nicht gebetet, wäre nichts klar geworden. So konnte der Geist wirken und es deutlich machen.
Sie beteten regelmäßig. Jeden Tag gab es in der Tempelstätte eine Gebetsstunde von etwa 14 bis 15 Uhr, und sie kamen in großen Scharen zusammen. Das Gebet hatte für sie Priorität, wie Apostelgeschichte 6, Vers 4 zeigt: „Wir wollen beten und am Dienst des Wortes festhalten.“ In Apostelgeschichte 2, Vers 42 heißt es: „Sie waren beständig im Gebet beisammen.“
Das ist das Erste: Das gemeinsame Gebet war eine Gewohnheit der ersten Christen.
Das Zweite: Das gemeinsame Gebet war ein unerlässlicher Bestandteil ihrer Zusammenkünfte. Wenn sie zusammenkamen, dann kamen sie nicht nur zum Predigen, Hören und Lernen zusammen, sondern auch, um ausgiebig zu beten.
Ein Blick in 1. Korinther 14 zeigt, wie das in einer Versammlung ablief. Dort geht es auch um das Zungenreden, aber vor allem um das Gebet in der Versammlung. In 1. Korinther 14, Vers 6 heißt es: „Nun, Brüder, wenn ich zu euch komme und in einer Fremdsprache rede, was werde ich euch nützen?“ Es geht hier um das Zungenreden.
Weiter heißt es: „Wenn ich aber weder in Offenbarung zu euch rede, noch in Erkenntnis, noch in Weissagung, noch in Lehre, was werde ich euch nützen?“ Paulus spricht hier vom Gebet, auch vom Zungengebet, also vom Gebet in einer fremden Sprache.
In Vers 16 heißt es: „Wie sonst soll der, der die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sagen, wenn du mit dem Geist lobst?“ In Vers 15 steht: „Ich werde mit dem Geist beten, ich werde aber auch mit dem Verstand beten.“ Hier werden zwei Arten des Betens gegenübergestellt: das Zungenreden und das normale Beten in der eigenen Sprache.
Das ist aber nicht das Thema an dieser Stelle. Wichtig ist nur zu zeigen, dass das Gebet ein großer Punkt in der Versammlung war. Es wurde viel gebetet, nicht nur ein kurzes Gebet am Anfang oder am Ende, sondern das Gebet nahm in den Zusammenkünften einen großen Raum ein.
Ziel und Wirkung der Verkündigung: Gemeinschaft mit Gott
Drittens: Das Gebet war Ziel der Verkündigung. Was meine ich damit?
In 1. Johannes 1 spricht der Apostel zu den Christen über die Verkündigung des Evangeliums. Er sagt in Vers 1: „Das, was von Anfang an war...“. In Vers 2 heißt es weiter: „Was wir gesehen und bezeugen, das Leben wurde geoffenbart.“ Sie berichten euch das ewige Leben. In Vers 3 steht: „Das, was wir gesehen und gehört haben, berichten wir euch.“
Es geht hier also um die Verkündigung. Der Apostel sagt, dass sie verkündigen, was sie von Anfang an gesehen und erlebt haben. Es geht also um die Verkündigung des Evangeliums.
Wozu dient die Verkündigung? In Vers 3 heißt es: „Das berichten wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt.“ Gemeinschaft haben bedeutet jedoch noch nicht unbedingt Gebet. Gemeinschaft haben heißt einfach, miteinander verbunden zu sein.
Aber er meint nicht, dass man einfach zusammen Kaffee trinkt oder Fußball spielt. Was meint er dann? Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.
Das heißt, es ist eine Gemeinschaft, die wir untereinander haben, aber zugleich zusammen mit dem Vater und mit dem Sohn Jesus Christus.
Das Ziel der Verkündigung war also eine Gemeinschaft, die eine Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn ist. Das bedeutet, das Ziel der Verkündigung war eine Gebetsgemeinschaft oder eine Gemeinschaft, die hineinführt in die Gemeinschaft mit Gott.
Beten war somit ein wichtiger Bestandteil der Zusammenkünfte und der Gemeinschaft der Christen.
Nur so viel soll hier gesagt sein: Es war ein Ausdruck von Gemeinschaft untereinander, dass man miteinander gebetet hat.
Beten als Kennzeichen geistlicher Erweckung
Viertens: Beten war das Kennzeichen der Gemeinden zur Zeit der Apostel und auch in jeder geistlichen Erweckung. Dort, wo viel gebetet wurde, konnte Gottes Geist kraftvoll wirken und Frische entstehen.
Der Herr Jesus sagt, die Gemeinde sei ein Bethaus. Das Haus Gottes soll ein Bethaus sein. Ein Bethaus ist ein Ort, an dem viel gebetet wird. Dabei ist nicht ein Gebäude gemeint, sondern das Bethaus besteht aus Menschen.
Der Tempel damals war tatsächlich ein Gebäude und ein Bethaus. Doch der Tempel wurde zerstört. Mit dem Kommen Jesu Christi entstand ein anderes Haus, das aus lebendigen Steinen besteht. Dieses andere Haus ist ebenfalls ein Bethaus.
Der Heilige Geist wohnt in den einzelnen Gläubigen und hat Wohnungen in ihnen bezogen. Die Gemeinde, die jetzt hier entsteht, diese Gruppe namens Gemeinde Jesu, ist ein Bethaus.
So war Gebet ein Kennzeichen, und zwar gemeinsames Gebet war ein Kennzeichen.
Verheissungen und Bedingungen des gemeinsamen Gebets
Prinzipien aus Matthäus 18,19 und 20
Gemeinsames Gebet hat eine große Verheißung. In Matthäus 18,19 heißt es: „Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch sich auf der Erde einigen oder eins werden in Bezug auf jede Sache, um die sie bitten mögen, wird es ihnen bei meinem Vater, der in den Himmeln ist, gewährt werden.“
Eine große Verheißung liegt also auf dem gemeinsamen Gebet. Wenn man sich einig wird, wenn man eins wird, dann entsteht diese Einmütigkeit. Doch warum entsteht diese Einmütigkeit? Weil man sich bemüht hat, den Willen Gottes zu erkennen. Der Heilige Geist drängt die Gemeinde, den Willen Gottes zu erkennen. Die Gemeinde bemüht sich, diesen Willen zu verstehen, und jetzt betet sie – seien es zwei, drei oder mehr – für diese Sache, die Gott gern tun möchte. Auf der Erde beten sie, und der Himmel handelt.
Deshalb ist das Gebet so wichtig. Wenn Christen zusammen beten, ist es entscheidend, dass sie die Dinge beten, die der Geist ihnen gezeigt hat, die Gott will. Welche Dinge zeigt uns der Geist? Welche Dinge will Gott? Dafür schauen wir in die Bibel und erkennen, was Gottes Wille ist. Es gibt allgemeine Prinzipien, und danach beten wir. Vielleicht führt der Herr uns auch dazu, besonders für bestimmte Anliegen zu beten.
Ein Beispiel: Wir hatten für ein Tal in Großaal gebetet. Das Evangelium war dort in Österreich in ein stockkatholisches Tal gekommen. Für uns war es ein großes Anliegen, dass der Herr die wenigen Christen dort stärkt und dass durch sie das Zeugnis ausgeweitet wird. Das war ganz klar der Wille des Geistes. Wir beteten, der Heilige Geist drängte uns dazu, und Gott antwortete.
Natürlich geschah alles nach österreichischen Verhältnissen sehr langsam. Vielleicht hätten wir noch mehr Beter gebraucht. Doch der Herr hat dennoch sein Zeugnis bis heute aufgerichtet. Dort gibt es eine Gruppe, keine Hunderte, aber für Österreich sind schon zehn Christen in einem stockkatholischen Tal eine große Gruppe. Die Gemeinde wuchs. In der ganzen Gegend entstanden mehrere Gemeinden, nicht nur im einen Tal, sondern auch in den benachbarten Tälern. Heute gibt es dort mehrere Gemeinden, und sie sind feste Gemeinden geworden.
Der Kontext ist also klar: Es handelt sich um einen konkreten Fall. Doch wenn Jesus in Vers 18 sagt: „Wahrlich, ich sage euch, was auch immer ihr auf Erden binden werdet...“, geht er schon über den konkreten Fall hinaus. In Vers 19, wenn er sagt „Wiederum sage ich euch, wenn zwei...“, erweitert er die Aussage noch weiter. Es scheint, dass Jesus hier vom Kleinen zum Großen, vom Konkreten zum Allgemeinen geht.
Vers 19 ist bereits allgemeiner, und Vers 20 noch allgemeiner: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Das ist ein gültiges Prinzip für jeden Fall. Von daher geht die Aussage vom Konkreten zum Allgemeinen.
Ein weiterer Punkt: Jesus ist in der Mitte, wo zwei oder drei sind. Zuerst sagt er „zwei“, das ist interessant. In Vers 19 sagt er „zwei“, in Vers 20 „zwei oder drei“. Es werden also mehr. Das bedeutet, es gilt auch für drei, vier, fünf oder sechs.
„Zu meinem Namen hin“ soll heißen, dass sie sich in Einmütigkeit zu ihm hinwenden. Ich hoffe, es steht in der Übersetzung nicht „in meinem Namen“, denn hier wird eine Richtung angegeben: Sie kommen zu seinem Namen hin zusammen. Dort ist Jesus in ihrer Mitte.
Wie ist er in der Mitte? Handelnd. In der Praxis ist er in der Mitte. Seine Gegenwart ist ohnehin immer da, aber hier geht es um ein wirkendes Handeln. Wenn Jesus da ist, dann tut er etwas. Er hört zu. Er hat es ihnen aufgetragen: „Ihr betet, ich handle.“ Das ist das Prinzip: Sie beten, und er handelt.
Voraussetzungen für gemeinsames Gebet
Zweitens hat das gemeinsame Gebet große Bedingungen, insbesondere Einmütigkeit. Einmütigkeit ist nicht nur eine große Verheißung, sondern auch eine wichtige Voraussetzung. Die Beteiligten müssen einig oder eins sein.
In Matthäus 18,19 heißt es am Anfang: Einigkeit im Geist. Ebenso steht es in Epheser 4,1. In Epheser 4,1-6 wird das nochmals betont. Dort heißt es in Vers 3: "Und befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren." Diese Einheit gilt es zu bewahren, denn sie wurde geschaffen. Jetzt ist es wichtig, sie auch in der Praxis zu erhalten.
Anschließend geht es um Wachstum, wie in Epheser 4,12-16 beschrieben. Dort wird deutlich, dass es um geistliches Wachstum geht. Die Einheit gilt es jedoch weiterhin zu bewahren – auch die Einheit der Lehre und des Glaubens. Das ist das Ziel. Die Gläubigen sollen immer wieder danach streben, dass sie alle dasselbe glauben (Epheser 4,13).
Diese Einheit wird natürlich erst in der vollkommenen Fülle erreicht werden, wenn wir am Ziel sind. Aber bis dahin sollen wir darauf hinarbeiten, bis wir alle zur Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen. Das ist ein Prozess des Wachstums. Wir sollen fest werden in der Lehre Gottes und uns in diese Richtung aufbauen.
Einigkeit ist also die Bedingung für erhörtes Beten. Wenn wir nicht einmütig beten, können wir daraus schließen, dass das gemeinsame Gebet sein Ziel nicht erreichen wird. Die Gemeinde soll Großes erwarten, denn der Herr möchte Großes tun. Aber sie müssen eins sein in ihrem Anliegen.
Das Zweite ist: Zum Namen Christi hin müssen sie sich versammeln. Wenn man sich zum Namen Christi wendet, wendet man sich zu einer Person hin. Das ist übrigens auch eine Form des Gebets und der Bitte an Jesus Christus. Zum Namen Jesus Christus hin wendet man sich. Das zeigt, dass man Jesus Christus bitten kann.
Die Frage ist also, ob hier gemeint ist, dass sie sich in einem Anliegen einig sind, für das sie dann beten, oder ob Einmütigkeit eine Voraussetzung ist. Grundsätzlich müssen sie einmütig sein, und dann sollen sie beten, was sie wünschen. Dann wird es ihnen werden. Watchman Nee meint das Zweite. Ich bin mir nicht ganz sicher.
Man muss aber sagen: Wenn die Gemeinde sich sowieso nicht einig ist – nehmen wir an, es sind zehn Christen in einer Gemeinde, und sie sind sich untereinander nicht einig –, wenn keine Einmütigkeit herrscht, wie sollen sie sich dann in einem Anliegen einigen? Sie könnten sagen: "Wir sind uns zwar nicht einig und streiten viel miteinander, aber wenigstens das eine, dass wir für diese Sache gemeinsam beten."
Christen sollen einmütig werden. Sie sollen die Einheit des Geistes bewahren, wie in Epheser 4,3 gesagt wird. Es geht also darum, dass eine grundsätzliche Einmütigkeit vorhanden ist. Wie weit dieses Einssein geht, weiß ich natürlich auch nicht genau.
Rotschmini meint, sie müssen einfach ganz eins sein. Er macht in seiner Predigt nicht klar, wie weit diese Einheit gehen muss. Müssen wir in jeder Frage, in jedem Punkt eins sein? Oder können wir sagen: "Na gut, es gibt ein paar Nebenfragen, zum Beispiel wie es mit der Vorherbestimmung ist. Jetzt hören wir mal auf darüber zu streiten. Wichtiger ist, dass wir dem Herrn gehorchen, seinen Willen suchen und auf sein Drängen reagieren."
Das ist ja klar. Selbst Wesley und Whitfield haben sich versöhnt. Der eine hat den anderen am Grab predigen lassen, nachdem er gestorben war. Hat er ihm die Erlaubnis dazu gegeben? Nein, eigentlich nicht. Aber Wesley hat in England zur Beerdigung von Whitfield gepredigt. Das war in Amerika, wo Whitfield gestorben war. Wesley hielt die Predigt in England.
Wir beugen uns über die Schrift und wollen den Willen des Herrn erkennen. In dieser Gesinnung tritt man vor den Herrn. Man muss nicht in allen Fragen, zum Beispiel in der Entrückungsfrage, Einmütigkeit haben, um miteinander beten zu können – und zwar so, wie es hier beschrieben ist.
Dann geht es weiter.
Praktische Hinweise zum gemeinsamen Gebet
Die Gemeinde ist ein Bethaus. Darüber habe ich bereits gesprochen, daher muss ich es jetzt nicht noch einmal erwähnen. Diese Aussage findet sich in Matthäus 21,13: „Mein Haus wird genannt werden ein Haus des Gebetes.“ Dieses Zitat stammt aus Jesaja 56, wenn ich mich recht erinnere. Dort steht weiter: „Ihr machtet es aber zu einer Räuberhöhle.“
Das war Matthäus 21,13. Im Alten Testament ist es Jesaja 56,7, wo vom Bethaus für alle Völker die Rede ist. Jesaja 56,7 ist also ein Zitat aus dem Alten Testament.
F, groß F habe ich hier, das war E. War die Gemeinde ein Bethaus? Groß F, praktische Hinweise.
Nun einige Gedanken für unsere Praxis. Diese sind nicht absolut zu verstehen, sondern sollen uns als Anregung dienen.
Erstens: Wenn wir gemeinsam beten, soll nur einer sprechen, nicht mehrere gleichzeitig. Das muss man betonen, denn es gibt bei manchen die Gewohnheit, dass mehrere gleichzeitig beten. Die Schrift kennt das nicht. In 1. Korinther 14 heißt es, dass einer nach dem anderen spricht. Dort geht es zwar um das Reden, aber auch das Zungenreden wird in diesem Zusammenhang erwähnt. Das Prinzip ist dasselbe.
Ich muss mein Amen sagen können. Mein Amen kann ich aber nur sagen, wenn ich weiß, was der andere gesprochen hat. Das kann ich nur, wenn ich ihn verstanden habe. Verstehen kann ich ihn nicht, wenn zehn gleichzeitig gebetet haben. Dann kann ich nicht zu jedem das Amen sagen.
Manche Frauen können das, sie können gleichzeitig auf zwei oder drei Leute hören. Ich kann das nicht. Es geht hier um das laute Gebet. Wenn ich leise bete, während der andere betet, dann bin ich bei meinem leisen Gebet und weiß nicht mehr, was der andere gebetet hat. Dann kann ich mein Amen nicht zu seinem Gebet sagen.
Wenn 500 Leute da sind, entsteht eine Schwierigkeit. Die Gebetsstunde dauert recht lange, wenn alle dran kommen möchten. Aber wir wollen jetzt biblisch denken.
In der Heiligen Schrift finden wir auch große Versammlungen, vor allem im Tempel. Am Anfang gab es Gebetsstunden im Tempel, wahrscheinlich in der Säulenhalle, der Halle Salomos, der großen Halle. Dort, also nicht im Innersten des Tempels, sondern im Vorhof des Tempels, hatte man gebetet.
Es steht nicht ausdrücklich, ob einer gebetet hat, aber in Apostelgeschichte 4,23 heißt es: „Sie erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott und beteten.“ Dann wird etwas zitiert.
Wer war das? Haben sie im Chor gebetet? War es Petrus, Johannes oder einer der anderen Apostel? Es war einer, der für die Gemeinde gebetet hat. Einmütig erhoben sie ihre Stimme. Das heißt: Wahrscheinlich wird nicht alles zitiert. Vielleicht haben dann der eine und der andere sich dazu geäußert, aber man hat etwas gehört und konnte Amen sagen. Es war ihrer aller Gebet. Es war nicht so, dass jetzt sein Gebet zu Ende war und dann mein Gebet kommt. Nein, man hat es als das Gebet aller verstanden.
Von daher werden wir ermutigt: Wenn wir in die Gegenwart Gottes treten, treten wir gemeinsam hin. Jemand leitet, betet die Anliegen, die da sind. Das zeigt, wie wichtig es ist, Gottes Anliegen zu beten.
In Apostelgeschichte 4 beteten sie: „Herr, sieh ihr Drohen, und gib deinen Knecht mit Freimütigkeit zu reden dein Wort.“ Der Herr erhörte sie, gab ihnen Freimütigkeit, das Wort zu reden, und begleitete es mit Kraft.
Man kann sagen: In der Jugendstunde, wenn hundert Leute da sind und nur fünf beten, während die anderen nie laut beten, sind es immer dieselben fünf, die beten. Natürlich müssen wir pädagogisch vorgehen. Wir müssen den jungen Leuten Gelegenheiten geben und sie ermutigen, zu beten. Wenn hundert da sind, beten sie nicht alle. Aber wenn fünf zusammen sind, beten sie schon.
Man kann sich dann aufteilen und kleine Gebetskreise bilden. Auch dort sollen die hintereinander beten, nicht gleichzeitig. Nur einer.
Man muss selbst herausfinden, wie man das macht. Manchmal ist es auch gut, wenn die gesamte Gemeinde vor Gott tritt – selbst wenn es 500 oder 1000 sind.
Warum sollte nicht eine Gemeinde in Einmütigkeit vor Gott treten, wenn tausend Leute dasselbe Anliegen haben? Alle tragen das Anliegen, treten gemeinsam vor Gott. Einer leitet mit dem Mund, die anderen beten innerlich mit. Dann sind das tausend Gebete.
Einmütigkeit ist wichtig, ebenso das Bekräftigen mit dem Amen. Wenn man nicht einverstanden ist, darf man kein Amen sagen. Wenn man nicht hinter dem Gebet steht oder es nicht verstanden hat, kann man kein Amen sagen.
Zweitens: Im Bewusstsein der Gegenwart Gottes. Wichtig ist, sich bewusst zu sein, dass wir in der Gegenwart Gottes sind. Man bringt sich nicht einfach so ein, sondern weiß: Wir kommen, wir stehen in der Gegenwart Gottes.
Drittens: Es gibt einige Bibelstellen dazu. Wenn der Herr Jesus in Johannes 15 sagt: „Bleibt an mir und ich in euch“, zeigt das etwas Wichtiges. Man ist sich bewusst: Er ist da. Ich bleibe an ihm, ich hänge an ihm.
Wenn mehrere Christen zusammenkommen, hat jeder diesen Gedanken: Ich bleibe in ihm. Sie kommen zusammen und beten, jeder bleibt in Christus. So treten sie gemeinsam vor Gott und sind sich seiner Gegenwart bewusst.
Drittens: Mit reinem Herzen und mit heiligen Händen. 1. Timotheus 2,8 spricht von reinen Herzen und heiligen Händen. In Vers 22 heißt es, dass diejenigen, die den Herrn anrufen, ein reines Herz haben sollen.
Die Hände müssen heilig sein. Das bedeutet, sie sollen nicht beschmutzt sein von den sündigen Taten dieser Welt. Wenn wir uns sündig gemacht haben, sollen wir uns waschen, damit die Hände, die wir hochheben, heilig sind.
Die Betonung liegt auf der Heiligkeit, nicht auf dem Hochheben.
Wir machen hier eine Pause und machen in zehn Minuten weiter. Das ist gut.