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Der demütige König

23.12.1979Sacharja 9,9

Einführung in die Verheißung des messianischen Friedensreiches

Unser Predigttext steht in Sacharja 9. Dieses Buch gehört zum Alten Testament und befindet sich ganz am Ende, vor dem Malerij. Sacharja ist der vorletzte Prophet des Alten Testaments.

Ich möchte zunächst Sacharja 9,9 vorlesen und dann auch weitere Verse, obwohl ich nur über diesen Vers predigen werde. Es handelt sich um die Verheißung des messianischen Friedensreiches:

„Du Tochter Zion, freue dich sehr, und du Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen, dem Jungen einer Eselin.“

Diese Verheißung hat Jesus in seinem Einzug nach Jerusalem erfüllt – am Palmsonntag, in der Woche vor seiner Hinrichtung.

Die weiteren Verse sind zum Verständnis wichtig. So heißt es:

„Ich will die Wagen wegtun aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden; denn er wird Frieden gebieten den Völkern.“

Wir kennen die nutzlosen Friedensresolutionen, die oft nur leeres Gerede sind. Wenn aber dieser König selbst Frieden gebietet, dann wird Frieden sein. Das ist auch bei Paulus im Brief zu finden, wo er unzufrieden ist und seine Herrschaft wird vom Meer bis zum anderen, vom Strom bis an die Enden der Erde reichen.

Weiter heißt es:

„Auch lasse ich um des Blutes deines Bundes willen deine Gefangenen frei aus der Grube.“

Ich glaube nicht nur, dass dies ein Rückblick auf das Passahopfer ist, sondern auch ein Ausblick auf das Blut des neuen Bundes. Die Gefangenen werden frei gelassen aus der Grube, in der kein Wasser ist.

„So kehrt heim zur festen Stadt, die auf Hoffnung gefangen liegt! Denn heute verkündige ich euch, dass ich dir zweifach, das heißt doppelt, erstatten will.“

Und noch für sechzehn und siebzehn Jahre wird das gelten. Daher wird Gott ihnen zu der Zeit helfen, der Herde seines Volkes.

Es wird zuvor erwähnt, dass es sich um ein kleines und geringes Volk handelt, das übrig bleibt. Diese kleine Herde des Volkes Gottes darf uns nicht niederschlagen oder erschüttern, weil die Gottesfürchtigen wenige sind. Daher wird Gott ihnen zu der Zeit helfen.

„Denn wie edle Steine werden sie in seinem Land glänzen. Denn wie groß ist seine Güte und wie groß ist seine Huld! Korn und Wein lässt er sprossen, Jünglinge und Mädchen.“

Herr, segne dein Wort jetzt auch an uns Armen!

Die Herausforderungen der Gegenwart und die Beständigkeit der Gottes Herrschaft

Mich haben in den letzten Wochen diese Bilder aus Persien nicht losgelassen. Wenn man solche fanatisierten Volksmassen sieht, dann erschrickt man. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, was sich dort ereignet? Man weiß gar nicht, was solche fanatisierten Volksmassen noch alles tun werden.

Das ist ja nicht nur in Persien so unheimlich. Überall auf der Welt, wo diese Unruhen immer wieder aufbrechen, erschrickt man, wie diese Völker wie ein Vulkan plötzlich ausbrechen können. Man weiß gar nicht, ob es da noch irgendwelche Führer gibt, die solche entfesselten Emotionen noch zügeln oder kanalisieren können.

Was wird aus unserer Welt werden, wenn einmal die ganzen Leidenschaften der Menschen losbrechen? Wenn der große Kampf beginnt und die letzten Reserven dieser Erde, die Einkünfte, das, was wir noch besitzen, umkämpft wird? Wenn wirklich die Menschen aufbrechen und sagen: „Wir wollen Gerechtigkeit schaffen“?

Dann bin ich wieder fröhlich geworden an dem, was wir eben in unserer Bibelstunde durchgearbeitet haben. Dass das Reich Gottes feststeht, dass die Gottesherrschaft fest gegründet ist. In prophetischen Weissagungen im Alten Testament wird beschrieben, wie die Völker, jene brodelnden, wie ein Vulkan ausbrechen. Die Leidenschaften der Völker sind vor Gott wie ein Tropfen am Eimer, der langsam überläuft. So groß ist unser Herr.

In Psalm 2 heißt es: Die Völker der Welt toben gegen Gott. Sie wollen sich emanzipieren und von Gott losreißen. Sie wollen nicht mehr bevormundet sein. Sie sagen: „Lasst uns die Fesseln Gottes abwerfen, wir sind selbst mündig. Wir machen uns eigene Gesetze und haben eine neue Moral, nach der wir leben.“

Und dann heißt es, der im Himmel wohnt, lacht. Warum lacht Gott? Er hat seinen Sohn eingesetzt auf dem Berg Zion. Das ist das Kommen Jesu, die Geburt Jesu in Bethlehem.

Seit dem Kommen Jesu können die Völker toben, wie sie wollen. Die Herrschaft Gottes steht fest.

Der Blick des Glaubens auf die Herrschaft Jesu

Wir haben einen ganz anderen Blick auf die Herrschaft Jesu. Wir denken oft: „Die kippt gerade zusammen, die bricht in sich zusammen.“ Dabei ist immer viel los.

Sie müssen mit den Augen des Glaubens das Reich Gottes sehen. Dann werden Sie sich freuen können und sagen: Auch wenn sich heute in der Weltgeschichte die aufregenden Nachrichten jagen, wollen wir in diesen Weihnachtstagen auf die Herrschaft Gottes schauen. Wir wollen nur, dass er der König und Herr bei uns einziehen kann und dass unser Leben ein Stück dieses großen Reiches Gottes wird.

Kennen Sie den Vers, den man so gern singt? „Jesus Christus, König und Herr sein ist das Reich, die Kraft, die gilt. Kein anderer Name heut und ewig, Amen.“

Dieser große König will also jetzt bei uns, heute einkehren. Die Weihnachtsbotschaft ist eine Botschaft des Königs. Dieser König will zu dir. Das heißt zuerst einmal: So tief beugte er sich hinab. Ist Ihnen das bewusst? Wenn dieser ewige König Jesus, dieser Weltherrscher ohnegleichen, in diesen Tagen zu uns einziehen will, ist das eine Erniedrigung.

Dann haben wir gar keinen Blick für dieses Erscheinen Jesu. Man muss einmal im Neuen Testament in der Offenbarung des Johannes lesen, wie Johannes nur einen Blick auf die Majestät Jesu tun darf. Und das ist schlecht für ihn. Wie dieser Herr steht, kann man mit den Ausdrücken unserer Welt gar nicht vergleichen.

Versucht man, Eisen, Gold und Silber, den ganzen Glanz der Welt zur Beschreibung dieser Gewalt Jesu überhaupt zu benutzen, bleibt das ein ganz dürftiges und kümmerliches Bild.

Heute, in unserer Welt, wo der Machtkampf losgebrochen ist, wünscht man sich ein machtvolles Erscheinen Jesu. Es wird nicht kommen bis zum Ende der Tage.

Auch wir Christen sind so dumm, dass wir manchmal meinen, Jesus müsste machtvoll in unseren Krankheitsnöten oder bei unseren Schwierigkeiten seine Herrlichkeit demonstrieren. Doch Jesus demonstriert seine Herrlichkeit, indem er sich ganz tief herunterbeugt.

Jetzt will er in dieser Zeit seine Macht und Herrlichkeit verhüllen. Er wählt den unansehnlichen Weg. Er wählt den Weg der Niedrigkeit und entäußert sich aller Gewalt.

Wenn Sie die Macht Jesu erleben wollen, müssen Sie wegschauen von den Begriffen Einfluss, sperrige Größe und Macht. Das haben die irdischen Könige.

Die Demut Jesu als Zeichen seiner Herrschaft

Wir sind neulich auf der Autobahn kurz hängen geblieben, als der König von Tonga über die Autobahn fuhr. Wir mussten eine halbe Stunde im Stau warten, und dann kam der große König von Tonga angefahren.

Deren Königreich ist so groß wie Heslach und Kaltental zusammen. Das sind die weltlichen Könige. Vierzehn oder achtzehn Motorradfahrer begleiteten ihn, dazu einige Mercedes 600 und andere Fahrzeuge. Ich wusste gar nicht, dass so viele schon gebaut wurden.

Und dann Jesus, der den Esel nimmt. Hier ist ein Esel. Wir sind uns heute kaum noch bewusst, was ein Esel ist. Er schleift die Füße auf dem Boden, und das sieht lächerlich aus, wenn ein großer Mensch darauf sitzt. Da muss man fast lachen, das passt überhaupt nicht. Jesus reitet auf einem Esel. Er will sich verhüllen, er will seine Macht nicht demonstrieren. Es ist ein Spottbild, meint man. Gerade so, als käme doch keiner daher, der irgendwo Einfluss haben will.

Dann hat Jesus sich verhüllt in die Gestalt des Mannes von Nazareth. Ich empfinde manchmal einen ganz ungeistlichen Krempel und eine Bitterkeit, warum Jesus sich so verhüllt in die Niedrigkeit seines fleischgewordenen Erdenlebens. Wo doch hin und her jeder kleine Pimpf in seiner Bibelkritik die Macht Jesu bestreiten kann. Wo es ohne Widerspruch in den christlichen Kirchen hin und her die Göttlichkeit Jesu bestritten wird.

Er, der große Herr der Welt, der wiederkommen wird, um die Welt zu richten, und jeder kann hinstellen und so tun, als sei das ein Mythos. So tief hat er sich erniedrigt, dass jeder, der nicht viel versteht von göttlichen Dingen, all sein Wirken auf dieser Welt, seine Heilstat, bestreiten kann. So tief hat er sich erniedrigt. Er ist ein Spottbild in den Augen der Menschen geworden.

Das ist eine große Herablassung, und wir fragen: Warum hat er sich denn so tief erniedrigt? Weil er unser menschliches Leben, unseren Leib tragen wollte. Dieser Leib, der mir Kümmernisse macht. Und ich wollte jetzt mit den Kranken sprechen, die immer wieder warten und fragen: Wann wird denn mein Leib gesund?

Diesen Leib, der uns so viele Sorgen macht, den hat Jesus angenommen, weil er diesen Leib in seiner göttlichen Herrlichkeit tragen wollte. Und gerade im Leiden hat er darin seine Herrlichkeit und Macht demonstriert.

Der Kreuzweg, den Jesus gegangen ist, war ja gleichzeitig für seine Nachfolger der Weg. Er hat die Ängste der Menschen durchleiten und durchführen wollen bis zur größten Verzweiflung. Er hat unsere Gottlosigkeit büßen wollen, unsere Gottferne erdulden wollen. Er hat unsere Versuchungen durchleiden wollen. Darum ist er den Weg in die Niedrigkeit gegangen.

Das Bild des Einzugs Jesu in Jerusalem und seine Bedeutung

Dort, wo Jesus durch das Tor nach Jerusalem einzog, nicht weit von der Stätte, an der der Tempel stand, erzählen die Moslems heute, die nach der Weltherrschaft greifen, dass ihr Prophet gen Himmel geritten sei – nicht auf einem Esel. Für sie war es schon eine Herablassung, dass Mohammed ein Pferd hatte bei seiner Himmelfahrt.

In der Geschichte heißt es, Jesus nehme die tiefste Niedrigkeit auf sich. So etwas werden sie niemals irgendwo in allen religiösen Gedanken der Menschen finden können: dass darin die Größe und Herrlichkeit Gottes liegt, dass er sich am niedrigsten, in die tiefste Tiefe unseres irdischen Menschenlebens hinunterbeugt und darin wieder seine Herrlichkeit offenbart.

Es war seine Erniedrigung, dass er sich Freunde suchte – und was für Freunde das sind! Uns sind sie noch weit überlegen: ein Petrus und Johannes in seiner scheidenden Stunde. Von ihnen waren untreue Leute dabei, sogar ein Verräter. So tief hat Jesus sich erniedrigt. Das ist doch unsere Freude! Dann will er doch auch uns haben. Wir sind ja noch untreu. Dann kann er doch auch mit uns noch anfangen.

Dann ziele in diesen Weihnachtstagen auf uns da wieder wohnen. Nirgendwo anders finden wir seine Herrlichkeit. Es war ihm das Wichtigste, dass er bei Zöllnern und Sündern Tischgemeinschaft suchte, sich mit ihnen zusammensetzte.

Wissen Sie, warum Jesus seine Macht und Herrlichkeit verhüllt? Wir könnten ja mit ihm gar nicht an den Tisch sitzen – wir mit unseren schmutzigen Händen, mit unserem schmutzigen Leben. Wenn er sich nicht so erniedrigt hätte und gesagt hätte: „Kommt her, ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch erquicken.“

Er wurde ganz arm. Nicht bloß, dass er auf dem Esel eingeritten ist – das ist nur ein Symbol für sein ganzes Leben. Er hat nie etwas besessen. Er wusste nicht, wo er sein Haupt hinlegen sollte. Wenn es Nacht wurde, wusste er nicht, wo er übernachten konnte. Er war angewiesen auf die Liebe der Menschen.

Ja, der Herr über alle Themen, der die ganze Welt besitzt, wurde ein Bittender. So wie er bis heute ein Bittender ist und so oft zu uns gerufen hat: „Kommt doch, lass mich doch in deinem Lächeln wohnen.“ Er könnte sich doch den Zugang zu uns verschaffen. Es wäre doch ein Leichtes zu sagen: „Ich übernehme die Herrschaft in deinem Leben.“

Doch er bittet. Steht er da. Hast du nicht viertelstündlich Zeit, morgens zur Stille über meinem Wort, zum Zweigespräch im Gebet? Hast du nicht eine Stunde Zeit am Sonntagmorgen zum Gottesdienst? Also nicht ein bisschen Zeit, damit du Gemeinschaft mit denen haben kannst, die mich lieben?

So arm ist er geworden – und das hat ihn nie, nie bedrängt.

Die Bedeutung der Gemeinschaft mit Jesus und der Kirche

Dass ein junger Kreis ein einfacher Kreis war, mit dem man keinen Staat machen konnte, zeigt sich immer wieder an der Niedrigkeit der Gemeinden. Wenn uns jemand fragt: „Wo ist denn die Gemeinde?“, dann ist die Antwort: „Da, wo zwei oder drei im Namen Jesu beieinander sind.“ Rede nicht viel Großes von Kirchen, Organisationen und Menschen, denn die Ehre Gottes liegt nicht in der Stärke dieser Welt.

Jesus hat sich nie geniert, zu sagen: „Das sind meine Brüder.“ Und dann hat er einen Judas genommen und einen Petrus. Er hat sich zu ihnen gestellt. So ist Jesus. Er will in diesen Tagen zu dir kommen. Er hat sich erniedrigt – das ist ein Programm, in dem sein ganzes Heil am Werk steht.

Jesus wurde nie unruhig, wenn man ihn beschimpft hat. Ich will noch viel mehr von Jesus lernen, wie er selbst, als sie anfingen, dummes über ihn zu sagen. Sie sagten: „Seht, er ist ein Fresser und Weinsäufer.“ Jesus, ein Fresser und Weinsäufer? Ich hätte doch diese Menschen gestraft, aber er ließ es einfach auf sich sitzen.

Was macht es aus, wenn Menschen Nachrede halten? Er ist der König und Herr. Das reicht. Er hat die Kraft und braucht sich doch nicht rechtfertigen. Das ist das Wunderbare: Jesus hat sich erniedrigt, und da kannst du lernen, was Demut ist.

Demut ist nicht jenes geheuchelte, dumme Reden, wo man macht: „Ich bin nichts und ich kann nichts.“ Doch Jesus kann viel, er kann alles, und er ist der wahre Gott. Aber er kann sich erniedrigen, er kann der Knecht der Menschen werden. Er kann sich für den letzten Verlorenen hingeben.

Er braucht sich nicht einmal entschuldigen oder sich gar rechtfertigen vor den Menschen, weil er seine Würde bei Gott hat. Das ist Demut: zu wissen, welchen Wert man bei Gott hat, aber sich vor den Menschen als ein Knecht zu ergeben und sich von den Menschen wie einen Putzlumpen behandeln zu lassen. Das macht nichts aus, um der Liebe willen, weil man den Menschen etwas weiter sagen will von der Tiefe der Niedrigkeit.

In dieser Tiefe hat Jesus ein Königreich aufbauen wollen. Er ist ein König auch in unseren Tagen, und er baut sein Reich. Wo geschieht das? Dort, wo heute in diesem Gottesdienst Menschen sich ihm öffnen, wo sie sagen: „Jesus, komm, kehre in mein Leben ein, und dann fange du bei mir an, das Neue aufzurichten.“

Da geschieht die Herrschaft Jesu.

Die doppelte Bewegung: Erniedrigung und Erhöhung

Noch einen zweiten Gedanken möchte ich anfügen: So tief beugte er sich hinab – das war das Erste. So hoch hebt er uns hinauf.

Als Jesus dann in Jerusalem einzog, auf einem Esel, war das nicht nur ein Bild der Niedrigkeit, nicht nur ein Bild der Erniedrigung. Sie wissen, dass die Leute die Palmzweige trugen – bitte sammeln Sie die noch nicht zusammen, wir brauchen sie noch. Und dann haben sie ihm zugejubelt, "Hosanna" gerufen, dem Sohn Gottes, dem Sohn Davids. Sie freuten sich an dem Herrn, dem Einzigen.

Das war auch ein Bild der großen Hoheit. Das wollen wir nicht vergessen: So armselig ist die niedrige Gestalt Jesu nicht. Wir haben das ja begriffen und haben das Kreuz. Warum? Weil in seiner elenden Niedrigkeit das Sterben liegt als unser Siegeszeichen. Das haben wir begriffen. Da kommt Gottes Königreich zur Entfaltung und zum Sieg.

Und wenn Jesus dort am Tisch saß mit den Zöllnern und Sündern, da hat er nicht einfach nur mit ihnen Kaffee getrunken und Mitmenschlichkeit gepflegt. Sondern dort ist es geschehen, dass Menschen etwas erlebt haben, was es sonst nie mehr gibt in der ganzen Welt. Nie mehr, dass ein Mensch aus seinen unheilvollen Bindungen frei werden kann.

Sie dürfen alle Psychologen und Psychotherapeuten dieser Welt abklappern, aber sie werden alle Ihnen bezeugen, dass ein Mensch von seinen Gebundenheiten und Prägungen nicht mehr frei wird, dass er mit denen leben muss. Und Jesus kündigt dieses ungeheure Anderssein an: Der König und Herr macht eine neue Geburt möglich, ein neues Menschsein, ein neues Wesen.

Darum haben sich diese verzweifelten Menschen, deren Geld sie gebunden hatte, Menschen, die an ihre tierische Liebe gebunden waren, um ihn gedrängt: "Herr, kann mein Leben noch einmal neu werden? Kannst du diese Prägungen meines Lebens, die Schulden, auslöschen?"

Und das ist das Wunder: Er sammelt Menschen nicht bloß um sich wie ein Betreuungsverein und sagt: "Ich werde euch immer so lieb behandeln und ich werde euch so hochpäppeln." Sondern er nimmt diese gestrandeten Menschen und setzt sie ein als schöne Gottes mit einer Würde ohnegleichen.

Die Bedeutung der neuen Würde und der Nachfolge Jesu

In diesen Tagen, wenn Jesus bei ihnen einziehen will, will er doch nicht nur den Schmutz in ihrem Leben wegputzen. Er möchte sie gleichzeitig als seine Statthalter in dieser Welt bevollmächtigen. Er will sie tauglich machen für große und wichtige Aufgaben.

Dabei geschieht etwas Wunderbares: Wenn die Söhne zu ihm heimkehren, werden sie geehrt und gewürdigt. Paulus sagte: „Er wurde arm, damit wir reich werden.“ Das ist der Anfang für unser ganzes Verhalten, weil wir überwältigt sind von dem, was wir jetzt tun können.

Sie müssen doch nichts tun, niemand zwingt sie unnötig dazu. Aber es gibt Menschen, die können das nie vergessen. Sie sagen, dass ihr Leben noch einmal neu geworden ist und dass sie mit ihrem Leben etwas Reiches für Gott tun dürfen. Dann entsteht eine Sehnsucht, jede nur freie Minute für das Wichtigste von Wichtigem einzusetzen. Es entsteht eine Liebe, mit der ich Jesus etwas Großes bringen will.

Also, da wo Jesus hinuntergeht in die Tiefe und Niedrigkeit, da hebt er uns ganz hoch hinauf und macht uns ganz groß. Dann löscht er das Alte aus und das Alte ist vergangen. Da stehen Menschen um ihn herum, die plötzlich gewürdigt sind, seine Bodenständigen zu sein.

Die Würde der Ausgegrenzten und die Gemeinschaft der Kirche

Wir meinen ja jetzt schon, es gebe nichts Schöneres als die Hirten von Bethlehem. Dort seien die würdigsten Gestalten und die lieblichen Figuren. Man kann immer nur sagen, dass das damals in der alten Welt zur Zeit Jesu die Notvollen waren, die Ausgegrenzten, die Heimatlosen, die draußen waren. Sie wurden vor Gericht nicht einmal als Zeugen akzeptiert, weil man einem Hirten nicht über den Weg trauen konnte.

Menschen werden neu, wenn sie Boden bei Jesus finden. Das wollen wir erfahren, wenn er uns hoch hinauf hebt. Aber das Große zeigt sich dann wieder darin, nicht dass wir uns jetzt mit Titeln gegenseitig würdigen. Das wird die Herrlichkeit der Kirche vor der Welt beschwören. Gerade weil wir wissen, dass wir schwer sind, sind wir geborgen bei Jesus – im Leben, im Sterben und in der Ewigkeit. Wir haben einen Platz am Thron Gottes.

Darum dürfen wir auch in dieser Welt als Diener und Knechte stehen. Wenn über uns geredet wird, brauchen wir uns doch nicht zu rechtfertigen, wo der Herr uns rechtfertigt. Was soll das? Es macht doch nichts aus, ob wir zur Entfaltung unserer Lust kommen. Wo der Herr uns dient, soll das doch das Wichtigste sein. Sein Wesen und seine Art prägt der demütige König, der uns nicht zu richtig demütigen Leuten macht, sondern zu Leuten, die wissen: Wir sind ja wer. Aber weil wir eine Stellung gewonnen haben, können wir unser Leben verschwenden in der Hingabe an Menschen.

Diese Tage hatte ich einen jungen Tramper bei mir im Auto, auf der Autobahn, ein ganzes Stück miteinander geredet. Er war auf dem Weg nach Marokko, ein Schüler. Ich fragte ihn: „Feiern Sie Weihnachten?“ – „Nein, ich würde kein Weihnachten feiern.“ – „Wie können Sie denn so etwas denken?“ Es war ein nettes Gespräch, so offen, so ehrlich. Ich sagte: „Bedeutet Ihnen das nicht etwas? Schulden?“ – „Das bedeutet mir nichts.“ – „Was ist das eigentlich: Weihnachten?“

Ich erklärte ihm das genauso, wie ich es Ihnen jetzt erklären will: Jesus will in unser Leben einziehen. Ich sagte: „Prüfen Sie doch mal, ob das in Ihrem Leben nicht stimmt, dass Sie mit Ihrem Leben gar nicht weiterkommen.“ Er antwortete: „Ich will das Gute tun.“ – „Das habe ich längst aufgegeben, als ob ich das Gute tun könnte. Ich will nur noch an meinem Platz sein, wo ich stehe, diesem Herrn, der mich beauftragt hat, in seinem Königreich mitzuwirken. Treu sein.“

„Ob es gut ist, weiß ich gar nicht. Ich will nur treu sein und ich will nur schauen, dass er etwas daraus machen kann und dass er es benutzt, dass etwas für sein Reich daraus wird.“

Ein persönliches Zeugnis und der Aufruf zur Treue

Bitte geben Sie den Text an, den ich überarbeiten soll.