Liebe Freunde,
eine Frau bekommt ihr erstes Kind. Es ist ein Junge. Nach der Geburt fragt die Krankenschwester: „Wie soll der Junge heißen?“ „Rainer.“
„Oh, da möchte ich Ihnen aber abraten, Frau Zufall“, sagt die Krankenschwester. „Rainer Zufall – so einen Namen gibt es in Wirklichkeit gar nicht.“
Es gibt überhaupt keinen Zufall, und in der Bibel findet sich nicht einmal eine zufällige Bemerkung. In der Bibel hat jedes Wort und jede Kleinigkeit eine tiefe Bedeutung.
Deshalb ist es wichtig, beim Bibellesen auch auf Kleinigkeiten zu achten.
Die Bedeutung von Zufallslosigkeit in der Bibel
Zum Beispiel beginnt das vierte Kapitel des Johannesevangeliums mit der folgenden Bemerkung: Jesus verließ Judäa und zog wieder nach Galiläa. Er musste aber durch Samarien reisen.
Das klingt zunächst wie eine einfache Ortsangabe. Doch dieser Satz enthält bereits das Evangelium, die ganze Liebe Gottes. Er musste durch Samarien reisen. Was bedeutet hier „er musste“? Eigentlich musste er gar nicht. Im Gegenteil: Jeder Jude vermied es, durch Samaria zu reisen. So wie jeder Punker einen Bogen um ein Wohngebiet macht, das von Faschisten kontrolliert wird, um nicht angegriffen zu werden.
Neuerdings ist es für polnische Bürger manchmal lebensgefährlich, durch Deutschland zu reisen, weil sie dort von Rechten wie Freiwild gejagt, überfallen und ausgeplündert werden. Durch das Gebiet der Samariter zu reisen, war gefährlich. Die Samariter waren Ausländer, halbe Heiden. Zwischen ihnen und den Juden herrschte seit fast tausend Jahren Feindschaft.
Es gab nicht nur eine äußere, sondern auch eine innere Grenze zwischen ihnen. Diese Grenze war der gegenseitige, grundlose und gründliche Abfall voneinander. Ein tief verwurzelter Hass. Doch diesen Hass macht Jesus nicht mit. Wer Ausländer hasst oder belästigt, ist kein Christ, denn der Hass gegen Ausländer verstößt gegen die Nächstenliebe.
Jesus ist die Liebe in Person, und lieben heißt in der Bibel „Gott gehorchen“. Deshalb heißt es hier: Jesus musste durch Samarien. Da musste er durch – das ist ein göttliches Muss. Im Urtext steht an dieser Stelle ein Wort, das die Bibel oft gebraucht, wenn es um die eigentliche Sendung von Jesus geht. Und diese Sendung ist die Rettung von Sündern.
Vor Gott sind alle Menschen gleich – nämlich Sünder. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden, und zwar gleichermaßen. Jesus ist unterwegs, um zu retten. Jesus muss durch Samarien wegen einer Person, um einen Menschen zu retten. Darum muss er. Yes!
Begegnung am Brunnen: Menschlichkeit und Vorurteile
Als Jesus mit seinen Jüngern in der Nähe der Stadt Sichar ankommt, ist es mittags um zwölf Uhr. Zu dieser Zeit herrscht im Orient große Hitze, und jeder Mensch macht Mittagsschlaf. Auch Jesus, so heißt es, war müde.
Er sitzt im Schatten an einem Brunnen. Seine Jünger sind in die Stadt gegangen, um im Pennymarkt ein bisschen Salat und Pommes zu kaufen. Jesus schnauft inzwischen nach Luft und würde brennend gern einen Schluck trinken, hat aber kein Gefäß zum Schöpfen.
Wie der gute Mann dort verstaubt, verschwitzt und verdurstet am Brunnenrand hängt, sieht er wirklich ziemlich kläglich aus. Jedenfalls sieht man ihm nicht gerade an, dass er der Sohn Gottes ist. Er sieht eher aus wie ein abgelaufener Penner.
Und genau das denkt auch die Frau, die in diesem Moment zum Wasserschöpfen kommt. Ein verschwitzter Jude – mit so jemandem will sie nichts zu tun haben. Aber Jesus will mit ihr zu tun haben, obwohl das nach allen Regeln des Anstandes einfach unmöglich ist.
Erstens ist die Frau eine Frau, und mit einer fremden Frau spricht ein anständiger Jude nicht. Das ist unter der Würde eines jüdischen Mannes. Zweitens ist die Frau nicht nur eine Frau, sondern ein Frauenzimmer, ein Flittchen. Mit so jemandem spricht man gleich gar nicht.
Drittens ist die Frau eine Ausländerin, und das ist schon mal schlecht. Viertens hat sie eine andere Religion, liegt theologisch schief, eine Art Sekte sozusagen. Mit so jemandem trinkt man nicht aus einer Tasse, denn die Trinkgefäße der Samariter gelten als unrein und sind deshalb für Juden verboten.
Aber das alles juckt Jesus überhaupt nicht. Er setzt sich über solche Unterschiede, Grenzen, Sitten, Vorschriften und Vorurteile einfach hinweg. Er spricht die Frau einfach an. Der Gottessohn benimmt sich einfach menschlich.
Menschlichkeit versteht sich nämlich leider nicht von alleine. Allein die göttliche Liebe macht es möglich, dass Menschen zwischenmenschliche Mauern überspringen können. Jesus spricht die Frau einfach an und bittet sie: Gib mir zu trinken.
Das Missverständnis um das lebendige Wasser
Gleich bei diesem ersten Annäherungsversuch lässt die Frau Jesus voll abblitzen: „Du bist ein Jude und bittest mich, eine Samariterin, um Wasser.“ Mit anderen Worten: „Ich habe auch meinen Nationalstolz. Trink gefälligst bei euch zu Hause am Jordan. Bilde dir nicht ein, du könntest dich hier bei uns durchschlagen. Für Juden gibt es hier keine Drinks.“
Darauf antwortet Jesus: „Wenn du wüsstest, was Gott dir geben will, und wer dich hier um Wasser bittet, würdest du mich um das Wasser bitten, das du zum Leben brauchst, und ich würde es dir geben.“
Doch die Frau meint: „Du hast doch gar nichts, womit du Wasser schöpfen kannst, und der Brunnen ist tief. Wo willst du denn das Wasser für mich hernehmen?“
Die Frau versteht überhaupt nicht, wovon Jesus redet. Sie denkt bei „Wasser“ an das Wasser im Brunnen. Aber Jesus spricht inzwischen von etwas ganz anderem. Er hat schon ein ganz neues Thema angefangen – das Thema unseres heutigen Abends, das Thema unseres Lebens, das Thema überhaupt: nämlich lebendiges Wasser, Wasser des Lebens.
Er redet längst nicht mehr vom Brunnenwasser, sondern von einer anderen Sorte. Bei ihm hat das Wort „Wasser“ eine doppelte Bedeutung. Die Frau bekommt den Doppelsinn zunächst überhaupt nicht mit. Sie hört immer nur „Wasser“ und versteht immer nur Bahnhof. Die beiden missverstehen sich also. Jeder redet von etwas anderem, das Gespräch ist ein Missverständnis.
Doch die Möglichkeit des Missverständnisses gehört zum Wesen der Botschaft von Jesus. Es ist möglich, Jesus misszuverstehen. Vielleicht muss jeder ihn missverstehen, der noch nicht vom lebendigen Wasser getrunken hat – das heißt, der den Heiligen Geist nicht hat. Wasser ist in der Bibel nämlich auch ein Bild für Geist.
Den Sinn der Worte von Jesus erkennst du nur, wenn du Jesus anerkennst. Du musst trinken, um zu wissen, wie es schmeckt. Du musst glauben, um zu wissen, ob es stimmt, was Jesus sagt.
Ich habe es schon oft erlebt, dass Menschen mich beim Predigen missverstanden haben – absichtlich oder eben tatsächlich –, obwohl ich dachte, ich hätte mich ganz klar ausgedrückt. Manchmal sind die Missverständnisse so grotesk, dass ich mich frage, ob sie überhaupt zugehört haben.
Aber das steht ja schon in der Bibel: Der Mensch, so wie er von Natur aus ist, versteht nichts vom Geist Gottes. Damit jemand Verständnis für göttliche Dinge bekommt, muss Gott ihn selbst ansprechen. Deshalb muss, auch wenn die Leute noch nichts von Gott wissen, immer fest weiter gepredigt werden. Denn der Glaube kommt aus der Predigt.
Jesus lädt zur Lebensquelle ein
Deshalb redet Jesus immer weiter mit der Frau und versucht, sie neugierig zu machen. Er sagt: „Wenn du wüsstest, wer ich bin und was ich zu bieten habe.“
So predige ich auch immer wieder und sage: Mensch, wenn du wüsstest, was und wie Leben mit Gott ist, würdest du nicht so ablehnend dasitzen. Du würdest dich nicht länger mit deinen kümmerlichen Göttern begnügen, die dir nicht helfen können. Du würdest dich nicht mit deinem heidnischen Sternzeichen behängen, das dich nicht schützen kann. Du würdest dich nicht länger an verseuchten Quellen aufhalten, die deinen Lebensdurst nicht löschen können.
Wenn du wüsstest, möchte Jesus, dass du über den Rand deiner bisherigen gottlosen Weltanschauung hinauskommst. Er möchte, dass die Frau über den Horizont ihres Brunnenrandes hinausblickt. Deshalb sagt er: „Jeder, der dieses Wasser trinkt, wird bald wieder durstig. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer Quelle, die bis ins ewige Leben hineinfließt.“
Mit Durst meint Jesus hier nicht den Durst, den wir mit einem Getränk stillen können. Er nimmt diese Erfahrung unseres Lebens und verwendet den Begriff „Durst“, um etwas ganz anderes zu beschreiben: den Lebensdurst.
Wir alle haben in uns einen Lebensdurst, einen Hunger, einen Drang, eine Gier nach Leben, nach Erfüllung, nach Glück, nach Befriedigung. Jeder versucht auf seine Weise, diesen Durst zu löschen. Manche im Sex, andere im Surfen oder im Siebald-Hören. Wieder andere füllen sich den Wanst mit Essen voll, ihre Häuser mit Besitz, ihre Konten mit Geld. Doch je voller die Bäuche, Buden und Bankkonten sind, desto weniger sind sie zufrieden.
Ich kann nicht feststellen, dass die Menschen bei uns zufriedener geworden sind, obwohl viele viel mehr haben, als sie vor der Wende zu hoffen wagten. Die ehemaligen, jetzt neuen Ost-Bundesbürger reisen bis an die Küsten des Atlantiks und meckern. Sie kraxeln auf die Gipfel der Alpen und meckern. Sie fahren im neuen Golf nach Hof einkaufen und meckern. Die Gier nach immer mehr macht sie immer unzufriedener.
Die Menschen unternehmen die abenteuerlichsten Dinge, um ihren Lebensdurst zu stillen. Sie sind in ständiger Unruhe und finden keine Ruhe, bis sie Jesus gefunden haben. Das gilt sowohl für die östlichen als auch für die westlichen Bundesländer.
Das Elend der Sucht und die Rettung durch Jesus
In Kühlung geht eine Frau auf der Straße, begleitet von einem Mann. Sie trägt einen Krug auf dem Kopf und will wohl zum Brunnen. Allein verlässt sie die Stadt.
Noch ein paar Schritte weiter schlägt die Frau den Krug zusammen, sodass nun jemand sitzt. Ein Fremder bittet um Wasser, denn die Wanderung hat ihn erhitzt. Fragend schaut man ihn an: Wie kann er es wagen? Das entspricht doch nicht der Sitte.
Wer aber dem Durst nach Leben steht, erfüllt die Hoffnung auf Leben. Er versorgt diejenigen, die an ihn glauben, großzügig mit allem, was sie brauchen. Wer will es wissen und sehen, ob es wahr ist, dass er Kranke gesund machen kann?
Fast auf dem Hügel versammelt sich die Menge mit seinen Getreuen, als er spricht. Er sieht all die Menschen und weiß, was sie brauchen. Den ganzen Tag haben sie nichts gegessen.
Fünf Brote und zwei Fische – der Proviant eines Kindes – liegen vor ihm. Er dankt Gott für das, was er hat. Dann teilt er das Essen mit offenen Händen aus und versorgt fünftausend andere satt.
Sie schmecken und sehen, dass dies ein Wunder ist.
Vor ein paar Wochen war ich mit Wolfgang zu einer Jugendwoche in Kassel. Dort hatten wir zum ersten Mal Kontakt mit Drogenabhängigen. Zum Beispiel wurde einer auf der Toilette überrascht, wie er sich gerade einen Schuss gab, und sagte: „Jetzt habe ich wieder zweihundert Mark in meinem Körper.“
Aber das hält nicht lange an. Bald braucht er wieder zweihundert Mark für den nächsten Schuss. Das Teuflische an der Sucht ist, dass die Sehnsucht nie zum Ziel kommt. Stattdessen beginnt alles immer wieder von vorne, bis schließlich nichts mehr geht und alles kaputt ist.
Diese Selbstbefriedigung wird zur Folter, und die Folge ist Selbstzerstörung. Wir sahen junge Männer, die so voll mit Drogen waren, dass sie kaum stehen konnten. Einer von ihnen wollte während unseres Gesprächs eine Banane essen, schaffte es aber kaum, sie zu schälen.
Sie waren fertig, kaputt – junge Menschen, die ihren Lebensdurst an einer teuflischen Quelle löschten und bis ins Innerste vergiftet waren. Man könnte weinen, wenn man dieses Elend sieht.
Deshalb war ich sehr froh, als an einem Abend eine junge Frau ans Mikrofon trat und erzählte, dass sie auch einmal drogenabhängig war – abgemagert, ausgelaugt und hoffnungslos.
Dann kam ein Tag im Leben dieser Frau, an dem sie Jesus begegnete. Das war ihre Rettung.
Die Frau am Brunnen erkennt das Angebot Jesu
Diesen Tag erlebt auch die Frau am Brunnen. Am Ende kann sie zusammen mit vielen anderen von Jesus sagen, dass er wirklich der Retter der Welt ist. Mit diesem Satz endet unsere Geschichte. Doch noch sind wir nicht so weit.
Noch sieht sie in Jesus nicht den Retter, sondern einen Rumtreiber. Aber Jesus erkennt, dass auch in dieser Frau ein Lebensdurst steckt, eine Sehnsucht nach Glück und Erfüllung. Deshalb sagt er: Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst bekommen.
Da wird sie hellhörig. Obwohl sie immer noch nicht genau versteht, wovon hier eigentlich die Rede ist, ist sie inzwischen an dem Angebot von Jesus interessiert. Sie denkt, es gehe um eine äußere Lebenserleichterung. Sie müsste nicht mehr die schweren Wassereimer schleppen. So denken viele Leute, die glauben, die wichtigste Aufgabe der Kirche bestehe vor allem darin, die irdischen Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.
Es ist geradezu rührend, wie manche Theologen, die keine Ahnung von Ackerbau und Viehzucht haben, auf internationalen Konferenzen mit großartigen Reden eine neue Weltwirtschaftsordnung und Ähnliches fordern. Jesus fordert die Frau nicht auf, das Joch des Wassertragens abzuwerfen. Er hält keine feurige Rede über Probleme der Wasserwirtschaft.
Er hängt am Brunnenrand kein Betttuch auf, auf dem die Losung steht: „Frauen Samariens, emanzipiert euch, werft die Wassereimer weg!“ Stattdessen sagt er zu einem einzelnen Menschenkind, das unter den Zwängen der Gesellschaft, unter dem Joch der Arbeit und unter den Ketten ihrer Süchte leidet: Wenn du von dem Wasser trinkst, das ich dir gebe, wirst du nie wieder Durst haben. Dann hast du in dir eine Quelle, die bis ins ewige Leben fließt.
Ewiges Leben – das ist das Thema von Jesus. Das ist das Thema der Kirche, der Christen. Es ist das Thema, zu dem außer uns niemand in der Welt etwas zu sagen hat und zu dem wir den Menschen in der Welt etwas zu sagen haben.
Bei Jesus gibt es ewiges Leben. Wenn du wüsstest! Werde!
Die Überwindung der Sünde als Voraussetzung für das Leben
Die Frau weiß immer noch nicht genau, worum es geht, aber sie merkt immerhin: Dieser Mann macht mir ein Angebot, das mir noch keiner gemacht hat. Dabei hatte sie schon viele Angebote von Männern bekommen. Also sagt sie: „Dann gib mir dieses Wasser, damit ich nie wieder durstig bin und nicht mehr herkommen und Wasser holen muss.“
Sie denkt dabei immer noch an ihr Brunnenwasser und vermutet, sie bekommt jetzt so eine Art Zaubertrank. Damit wäre das tägliche Geränne zum Brunnen und das Wasserschleppen erledigt – ähnlich wie die Juden dachten, als Jesus tausende Menschen mit ein paar Broten sattmachte. Sie glaubten, das tägliche Geränne auf Arbeit und das Geschufte fürs tägliche Brot hätten sich damit erledigt. Jeden Tag Jesusbrötchen gratis – das gefiel der Masse. So wollten sie Jesus haben, so war Jesus der King. Sie wollten einen König, einen Semmelkönig, und Jesus zum König machen.
Aber Jesus will für uns kein Schlaraffenleben. Er will uns unsere Schuld vergeben, damit er uns das ewige Leben geben kann. Als die Frau sagt, „Gib mir das Wasser“, muss er erst einmal die Sünde aus dem Weg räumen, damit die Frau das Wasser, um das sie bittet, wirklich trinken kann. Die Frau hat nämlich sozusagen noch etwas im Hals, das sie daran hindert, das Wasser von Jesus zu schlucken.
Und das, was ihr da im Hals steckt, muss erst einmal raus. Die Sünde, die sie in sich trägt, muss erkannt, bekannt, ausgespuckt und ausgesprochen werden. Als die Frau also sagt, „Gib mir dieses Wasser“, schießt Jesus, der große Seelsorger, einen Pfeil ab. Er bringt in geradezu verletzender Weise die Rede auf das Intimleben der Frau.
Er sagt nämlich: „Gut, geh und ruf deinen Mann, dann kommen beide hierher.“ Der Pfeil sitzt, die Frau fühlt sich im Innersten getroffen, aber sie gibt es nicht zu – so wie man selbst nicht zugibt, dass man von einer Bemerkung über das eigene Sternzeichen getroffen wurde.
Als Jesus sagt, „Bring deinen Mann mit“, antwortet sie ganz cool: „Ich bin nicht verheiratet.“ Damit, so denkt sie, hat sie die Kurve gekratzt und das peinliche Thema abgewendet. Aber Jesus lässt sich nicht abwimmeln. Er antwortet, und jedes Wort ist hier ein Hammerschlag:
„Das stimmt, verheiratet bist du nicht. Fünf Männer hast du gehabt, und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, ist nicht dein Mann.“ Da hat sie die Wahrheit gesagt.
Ich möchte nicht wissen, wie viele von euch mit jemandem zusammenleben, ohne verheiratet zu sein. Fünf Männer gehabt zu haben oder als Mädchen mit mehreren Partnern zusammengelebt zu haben, ist heute nichts Besonderes. Aber es ist etwas Besonderes, dass es einen Mann gibt, der das nicht für normal hält.
Er hält uns die Norm Gottes, die Gebote, vor und sagt: „Du sollst nicht Ehe brechen.“
Die befreiende Begegnung mit Jesus
Ganz am Ende des Gesprächs lässt die Frau ihren Wasserkrug stehen, rennt in die Stadt und erzählt allen Leuten: „Kommt mit, ich habe einen Mann getroffen, der alles von mir weiß, was ich getan habe.“
Du, Jesus weiß alles von dir. Er kennt alle deine Sünden. Aber er macht dich deswegen nicht fertig, sondern er macht dir ein Angebot: Wasser des Lebens, Reinigung von deiner Schuld, Vergebung deiner Sünde.
Weißt du, warum die Frau ausgerechnet in der größten Mittagshitze Wasser holen ging? Weil sie wusste, dass zu dieser Zeit normalerweise niemand dort war. Sie wollte niemanden treffen. Denn die anderen, die ja wussten, wie sie lebte, machten sie nur fertig.
Wenn sie mit den anderen Frauen in der Morgenkühle Wasser holen gegangen wäre, wäre es ihr gegangen wie überall, wo sie auftauchte: Geflüster „Achtung, das Flittchen!“, Geschimpfe „Verpiss dich, du Schlampe!“, Gemeinheiten „Sowas wie du gehört vergast!“ Das hatte sie satt.
Deshalb ging sie lieber in der Mittagshitze zum Brunnen, weil dann keiner dort war, der sie volllappen konnte. Und ausgerechnet mittags ist einer da, der sie aber nicht volllappen, der sie liebt. Der verurteilt sie nicht, obwohl er alles von ihr weiß.
„Ich habe einen Mann getroffen, der alles von mir weiß.“ Jesus ist nicht in die Welt gekommen, um uns zu verurteilen. Er ist gekommen, um uns zu retten.
Wir sind ja bereits wegen unserer Sünde verurteilt. Aber Jesus hat unsere Strafe auf sich genommen, hat an unserer Stelle die Strafe abgebüßt, hat für unsere Schuld mit seinem Leben bezahlt. Das ist Liebe.
Denn einer muss für deine Schuld bezahlen – entweder du oder Jesus. Und da sagt er: „Komm, lass mich mal, ich mache das schon für dich.“
Wenn es keinen Gott gäbe, der uns Menschen die Gebote gab und gedroht hat, alle, die seine Gebote übertreten, mit der ewigen Verdammnis zu bestrafen, dann wäre es absurd, dass Jesus Vergebung anbietet.
Wenn es kein jüngstes Gericht, keine ewige Seligkeit und keine ewige Verlorenheit gibt, dann wäre das Angebot von Jesus überflüssig. Dann bräuchten wir keinen Jesus.
Aber wir brauchen heute nötiger denn je den Mann Jesus, der uns sagt, was wir getan haben, nämlich gesündigt, und der uns sagt, was er getan hat, nämlich gerettet.
Sicher braucht unsere Welt, brauchen wir noch alle möglichen anderen Dinge: eine gerechte Wirtschaftsordnung, einen unbestechlichen Bürgermeister, mehr Arbeitsplätze, mehr Geld.
Aber was wir am meisten brauchen, ist Jesus, weil unsere Seelen sonst verhungern – trotz siebzig Sorten Brot und Käse. Weil unsere Seelen ohne ihn verdursten – trotz Cola und Kulmbacher.
Die Wahl der Quelle für das Leben
Von irgendeiner Quelle muss jeder trinken. Von welcher Quelle lebst du?
Du kannst mit allen Wassern der Philosophie gewaschen sein. Du kannst dich mit Schnaps volllaufen lassen und deine Adern mit Drogen vollpumpen. Du kannst aus dem Ozean der Weltreligionen Weisheit schlürfen. Du kannst aus den trüben Tümpeln der Horoskope und Wahrsager saufen. Du kannst das eiskalte Wasser des atheistischen Materialismus schlucken. Doch deine Seele wird dabei verdursten.
Auf dem Marktplatz der Weltanschauungen wirst du von Parolen überschwemmt, die dir alle möglichen Dinge als Heilsquellen anbieten. Jesus hat dir auch ein Angebot zu machen.
Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zur Quelle, die bis ins ewige Leben hineinfließt. Damit meint Jesus: Ich kann deinen Lebensdurst stillen.
Wenn du zu mir kommst, ist die Suche vorbei, die Sucht zu Ende, die Sehnsucht erfüllt. Dann bist du am Ziel, dann bist du zu Hause – geborgen, im Frieden, zufrieden.
Heute Abend kannst du heimkommen, wenn du Jesus annimmst. Sag ihm: Jesus, ich nehme dein Angebot an, vergib mir meine Schuld, gib mir das ewige Leben.
Am Ende der Bibel, im allerletzten Satz, den Jesus sagt, da heißt es: Wer Durst hat, der komme. Und wer will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst. Das ist buchstäblich der letzte Wille von Jesus, deinen Lebensdurst zu löschen. Er will.
Die Frage ist jetzt: Willst du?
Einladung zur ehrlichen Begegnung mit Jesus
Jesus, zu dir kann ich so kommen, wie ich bin. Du hast gesagt, dass jeder kommen darf. Ich muss dir nicht erst beweisen, dass ich besser werden kann, dass mich etwas vor dir besser macht. Das hast du längst am Kreuz getan.
Weil du mein Zögern siehst, streckst du mir deine Hände hin. So kann ich zu dir kommen, genau so, wie ich bin.
Jesus, bei dir kann ich mich geben, wie ich bin. Ich muss vor dir nicht mehr sein als ehrlich. Ich muss nichts vor dir verbergen, denn du kennst mich schon so lange. Du siehst, was mich zu dir zieht und auch, was mich noch von dir trennt.
So lege ich Licht und Schatten meines Lebens vor dich hin, denn bei dir darf ich mich geben.
Jesus, bei dir muss ich nicht bleiben, wie ich bin. Nimm fort, was mich und andere zerstört. Du willst aus mir einen Menschen machen, der mich nicht zerstört. Einen Menschen, der dir gefällt, der ein Brief von deiner Hand ist, voller Liebe für die Welt.
Du hast schon seit langer Zeit nur das Beste mit mir im Sinn. Darum muss ich nicht so bleiben, wie ich bin. Du hast schon seit langer Zeit nur das Beste mit mir im Sinn, deshalb muss ich nicht so bleiben.