
Es legte sich Adam im Paradies schlafen, da wurde aus ihm das Weib erschaffen. Du armer Vater Adam, dein erster Schlaf war deine letzte Ruh.
Das ist poetisch formuliert, zugleich ein wenig polemisch. Es stammt von Matthias Claudius aus dem 17. oder 18. Jahrhundert.
Nun nehme ich an, dass du heute Abend hellwach sein wirst, wenn es um Männer und Frauen geht, wenn es um Sexualität geht. Besonders wenn du verliebt bist und auf Wolke sieben schwebst, sollte dich das siebte Gebot interessieren, das lautet: Du sollst nicht Ehe brechen.
Die perfekte Ehe müssten tatsächlich Adam und Eva geführt haben. Eva musste sich ja nie Gedanken darüber machen, ob sie vielleicht doch jemand anderen hätte heiraten sollen. Und Adam konnte sich nie bei Eva beschweren, dass seine Mutter die bessere Köchin gewesen sei.
Zum Ehebruch hatten sie anfangs weder einen Grund noch eine Gelegenheit.
Wir lesen vom Anfang: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, also nach Gottes Bild, als Mann und Frau schuf er sie.“ Gott segnete sie und sagte dann auch: „Seid fruchtbar und vermehrt euch.“
Das ist im Grunde genommen das allererste, ich würde sagen das nullte Gebot: Seid fruchtbar und mehret euch.
Vielleicht geht es Ihnen oder Dir ähnlich wie Volker, wenn Du sagst: Diese ganzen Regeln, diese ganzen Gesetze – Christsein bedeutet doch, dass ich ständig gemaßregelt werde.
Nun, mein Gott gebietet mir zuallererst, geschlechtlich aktiv zu werden. Was sagst Du dazu? Die Bibel redet offen über Sex. Vielleicht offener, als sich das so mancher Moralist vorgestellt hätte oder wie es sich für manche aus kirchlichen und gemeindlichen Hintergründen gehört.
Wer das nicht glaubt, der sollte einmal so ziemlich die Mitte der Bibel aufschlagen. Dort findest Du von Salomo das Buch „Hohes Lied“. Da kommen Mann und Frau zusammen und genießen die gegenseitige Sexualität.
Also zumindest das wäre vielleicht für manche Jüngere mal ein Anlass, die Bibel aufzuschlagen und darüber zu lesen, was denn von Gott eingegeben in der Bibel zum Thema Sex steht. Die Bibel jedenfalls, das möchte ich an der Stelle sagen, ist nicht sexfeindlich. Das Christentum mitunter schon.
Die Philosophie Platons hatte einen ganz starken Einfluss auf die Kirchenväter, also schon auf die erste Generation der Gemeinde von Jesus. Platon ist ja eine Philosophie, die noch von vor Christus übrig geblieben war. Er hat seinerzeit den Körper als eher schlecht angesehen. Alles, was körperlich ist, das ist der eher minderwertige Teil des Menschen. Die Seele ist so der wahre Wesenskern, aber der Körper eben nicht.
So wurde die Ehelosigkeit hier in der Kirche als der wirklich geistliche Lebensstil dargestellt. Die Jungfräulichkeit von Maria wurde als das Ideal erklärt. Der Körper und Sexualkontakt galten eher als unrein. Leider herrscht bis heute in vielen Kirchen und in vielen Gemeinden eher so eine Sprachlosigkeit in Sachen Sex.
Dabei prallen inzwischen Welten aufeinander. Von gesellschaftlicher Seite sind wir ja einem Kugelhagel ausgesetzt, bei dem es ständig um Sex geht. So ein Bombardement sucht in der Geschichte seinesgleichen, würde ich sagen.
Wir leben unter dem Dreigestirn von Porno, Pille und Promiskuität, was jahrhundertelang züchtig bedeckt gehalten wurde und längst freigelegt ist. Auf der anderen Seite herrscht dann die bedrückende Schweigsamkeit vieler Christen.
In der Gemeinde lernst Du Sexualität eher als ein Versündigungsfeld kennen. Wenn Du ein junger Mensch bist – und es sind einige Jugendliche heute Abend hier – dann lebst Du in so einem Spannungsfeld zwischen Können und noch nicht Sollen.
Dann denkst Du Dir: Man kann es beim Thema Sex ja eigentlich nur verkehrt machen. Darum leben viele junge Christen ihre Sexualität unheimlich heimlich.
In der Bibel ist Sexualität zwar nicht immer, aber häufig mit Zeugung beziehungsweise Empfängnis verbunden. Ganz am Anfang, im 1. Buch Mose Kapitel 4 Vers 1, lesen wir: Adam schlief mit seiner Frau Eva, und sie wurde schwanger.
Dieser kausale Zusammenhang begegnet uns immer wieder, gerade zu Beginn der Bibel. Es heißt, dass er seine Frau erkannte oder mit ihr schlief, und sie wurde schwanger.
Seitdem hat sich einiges verändert. 1961 kam die Antibabypille auf den Markt. Sexualität wurde vom Kinderkriegen abgelöst und wurde plötzlich selbständig.
Darüber hinaus wurde Sexualität auch von der Ehe getrennt. Menschen gehen heute eher unverbindliche Partnerschaften ein.
Dann wurde Sexualität auch von der Beziehung gelöst. Stattdessen sucht man vorübergehende Affären, wie One-Night-Stands.
Schließlich wurde Sexualität sogar vom Menschen getrennt. Das Internet macht es möglich, Sex zu haben, ohne den Kontakt zu einem realen Menschen.
Dass dieser Graben zwischen der Sexualität, wie Gott sie erfunden hat und wie Gott sie will, und der Sexualität, wie sie heute gelebt wird, haufenweise Sexfrust produziert, ist kein Wunder.
Der Heidelberger Theologieprofessor Gerd Theissen hat in einer Predigt über das siebte Gebot gesagt: Mir ist bewusst, wenn alle Menschen, die in dieser Kirche versammelt sind, ihre Erfahrungen zusammenfließen ließen, entstünde ein gewaltiger Strom von Leid.
In diesem Strom schwimmen unsere Beziehungskisten dahin, treiben ans Ufer des Lebens und werden zum Strandgut des Unglücks. Das Schlimme daran ist, dass die meisten sich damit abfinden.
Auf der einen Seite sieht man manchmal Gesichter, wie uns das Volker beschrieben hat. Ich kann das von meinen Schulkameraden – ich bin noch ein bisschen älter – genauso bestätigen. Es ist tatsächlich so: Diejenigen, die früher von allen bewundert wurden, die das Leben in vollen Zügen genossen haben und alles mitgenommen haben, was sich bot, sehen heute auffällig alt und verlebt aus. Viele nehmen das einfach so hin oder leiden ganz still darunter. Das kann ich nicht genau sagen.
Nun, in der Schule wie auch in der Kirche spricht man von Beziehungen und von Partnerschaft. Dabei geht es auch schon mal um Konflikte oder um Begriffe wie Ehe oder Treue. Solche Worte hört man selten oder gar nicht im Religionsunterricht oder im Sexualunterricht, weder in der Schule noch anderswo. Auch Begriffe wie Keuschheit – fragen Sie mal junge Leute, was das überhaupt ist –, Enthaltsamkeit – das sind Worthülsen, mit denen kaum jemand etwas anfangen kann. Wenn von Sünde oder Unzucht gesprochen wird, dann sind das Begriffe, die kaum noch vorkommen.
Dann heißt es, Jugendliche müssten doch die Welt kennenlernen, wie sie ist. Nun, ich finde, wir sollten ihnen eher beibringen, wie sie nach Gottes Willen sein soll, wie sie sein kann. Das wissen junge Leute, das müssen wir Erwachsenen der jungen Generation gar nicht erst erklären.
Das Defizit liegt vielmehr darin, was uns Gott gesagt hat und was sich über Generationen bewährt hat – auch bis heute, in gesunden Familien und Ehen. Viele wollen das nicht wahrhaben, weil sie ihr freizügiges Leben nicht aufgeben wollen. Sie merken gar nicht, dass viele tatsächlich, wie wir es auch schon gehört haben, Sklaven der Sünde sind.
Wir leben nicht mehr im Zeitalter der Gebote, die von Gott aufgestellt worden sind – leider schon lange nicht mehr. Vielmehr leben wir im Zeitalter der Werte, die wir selbst definieren.
Was Gott über Sex sagt, ist an und für sich leicht zu verstehen. Die biblische Sexualethik ist eine eheorientierte Ethik. Um es kurz zu sagen: Kein Sex vor beziehungsweise außerhalb der Ehe. Innerhalb des Eherahmens besteht viel Freiheit, wie soll ich sagen, zur Gestaltung.
Als Anhänger dieser traditionell biblisch-christlichen Ethik riskiere ich natürlich, als Witzfigur verschrien zu werden. Ich wundere mich ja, dass ich noch alle Zähne habe, aber in der heutigen Gesellschaft darf man so etwas fast nicht mehr öffentlich sagen.
Gott hat uns als sexuelle Wesen geschaffen, als Mann und Frau. Gottes Schöpfung, so wie er sie gemacht hat, umfasst sowohl die Tier- und Pflanzenwelt als auch alles, was im Wasser oben und unten lebt. Alles funktioniert miteinander. Es hat das Prädikat "sehr gut" bekommen, inklusive uns Menschen, die Gott als Mann und Frau in die Schöpfung gesetzt hat.
Dann hat Gott für die Sexualität einen Rahmen gesetzt, und das ist die Ehe. Das ist das Thema, über das wir heute Abend reden wollen und auch reden müssen. Die Ehe ist ein sicherer Raum für beide Partner und darüber hinaus vor allem auch ein sicherer Raum für Kinder, die vielfach aus einer Beziehung hervorgehen.
Im Falle der Fortpflanzung ist die Fortsetzung der Ehe eine Familie, eben ein Raum, in dem man das Leben miteinander teilt und wo man das Leben auch miteinander genießen kann. Dort kann man sich aufeinander verlassen, Verantwortung füreinander übernehmen und einander lieben.
Ich sage das aus meiner eigenen Ehe und Familie: Hier teilen wir unseren Glauben miteinander und möchten den Glauben auch an die nächste Generation weitergeben.
Gottes Idee ist eine dauerhafte, treue und exklusive Gemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau. Ich möchte sogar sagen, es handelt sich um eine Dreierbeziehung. Das Wort Ehe besteht ja aus drei Buchstaben: E H E.
Da ist der Ehepartner vorne, der andere Ehepartner hinten, und in der Mitte das H. Das steht für den Herrn. Eine christliche Ehe ist eine Dreierbeziehung, in der der Herr eine wesentliche Rolle spielt.
Wenn zwei Ehepartner nicht gut miteinander klarkommen, aber sich grundsätzlich bewusst sind, dass der Herr da ist und dass er sowohl den einen als auch den anderen liebt – so sehr, dass er sogar alles dafür getan hat, damit dieser Mensch gerettet werden kann –, dann müssen sich die Ehepartner voreinander gar nicht profilieren. Sie wissen: Ich bin geliebt. Der Herr ist die einigende Mitte einer christlichen Ehe.
Wenn zwei Ehepartner miteinander beten, ist das im Grunde genommen der Leim oder der Mörtel, der die Ehe zusammenhält.
Gestern Abend habe ich von einem Zuhörer einen Zettel bekommen. Darauf stand eine Umfrage eines Evangelisten – also wahrscheinlich ein Kollege von mir, ich weiß aber nicht, wer genau das ist. Er hat herausgefunden: Wenn beide Ehepartner regelmäßig beten, gibt es keine Ehescheidungen. Betet ein Ehepartner regelmäßig, aber der andere selten, gibt es hin und wieder Ehescheidungen. Betet ein Ehepartner verhältnismäßig selten, kommt es gelegentlich zu Ehescheidungen. Wenn beide Ehepartner nie oder aufgehört haben, gemeinsam zu beten, gibt es die meisten Ehescheidungen.
Das ist ja mal eine interessante Beobachtung. Ich weiß nicht, ob es eine repräsentative Umfrage ist, aber offensichtlich spiegelt sie die Erfahrung eines Seelsorgers wider, der viel mit Ehepaaren zu tun hatte und immer wieder die Frage gestellt hat: Betet ihr überhaupt zusammen?
Ist der Herr die einigende Mitte? Führt ihr nur eine Zweierschaft, die sehr schnell zur Konkurrenz werden kann? Oder seid ihr euch dessen bewusst, dass da einer ist, der uns durch und durch liebt und uns auch die Bereitschaft geben kann, einander zu vergeben und wirklich zueinander zu halten?
Wenn Mann und Frau einander lieben und einander ehren, so wie sie es von Gott, von Jesus Christus, kennengelernt haben, dann halten sie zueinander – in guten und in bösen Tagen, bis dass der Tod sie scheidet.
Und jeder gesunde Mensch, der in der Lage ist zu lieben, wünscht sich doch nichts mehr als das, oder? Kein Soziologe, kein Studienrat, kein Songschreiber hat sich je etwas Besseres ausgedacht als das, was Gott für uns vorgesehen hat. Andere mögen sich etwas ausdenken, aber unser Schöpfer selbst hat die Liebe gewollt und die Ehe erfunden.
Nun, weil wir fähig sind, Leben zu zeugen, ist das etwas, das uns adelt. Gott schafft Leben, und wir können als Mann und Frau gemeinsam Leben schaffen. Ein neuer Mensch kommt zur Welt, wenn zwei Menschen geschlechtlich aktiv geworden sind und die Schwangerschaft durchgestanden ist.
Doch weil wir fähig sind, Leben zu zeugen, tragen wir auch eine große Verantwortung. Wir müssen uns dieser Verantwortung bewusst sein. Seht, was Wasser bewirken kann, wenn man es kontrolliert. Es kann beispielsweise Turbinen antreiben.
Oder wir waren neulich im Hessenpark: Schon früher gab es dort Mühlen, die an einem Bach standen und innen einen riesigen Mühlstein bewegten. Man kann Wasser, das eine große Kraft besitzt, kontrollieren und nutzbar machen. Unkontrolliert kann Wasser jedoch verheerende Zerstörungen anrichten. Zuletzt war das in Japan der Fall, wo ich glaube, drei Millionen Menschen evakuiert werden mussten aufgrund starker Regenfälle, Erdrutsche und einer unglaublichen Zerstörung.
Ähnliches hat man in kleinerem Maße auch bei uns in manchen Regionen schon erleben müssen. Was würde passieren, wenn wir unserer menschlichen Natur freien Lauf ließen? Wenn wir, wie wir manchmal meinen, tun und lassen könnten, was wir wollen, und Freiheit in diesem Sinne missverstehen? So wie man es vor nicht allzu langer Zeit lesen konnte: Der Mann ist von Natur aus polygam. Also lasst doch die Männer mit verschiedenen Frauen zusammen sein, denn von Natur aus sei der Mann polygam.
Dann schaut man in die Tierwelt: Es gibt Tiere, die sich treu sind, ich glaube, das trifft auf Störche zu, zum Beispiel, und vielleicht noch ein paar andere Tiere. Aber es gibt auch andere, die mit mehreren Partnern zusammen sind. Dann sagt man, wenn man sich die Menschen anschaut, der Mensch sei eben nicht treu, und der Mann sei polygam. Das wird dann wie eine wissenschaftliche Erkenntnis hingestellt.
Doch hier wird das Biologische über das Ethische gestellt. Wo kämen wir hin, wenn wir die bewährten Werte, die uns als Menschen immer zusammengehalten haben, einfach über Bord werfen? Der Mensch ist nicht nur ein Triebwesen; er ist auch ein moralisches Wesen, ein Wesen mit Gewissen. Er besitzt auch einen Verstand, mit dem wir vorausschauen können.
Was wird der nächste und übernächste Tag bringen, wenn ich mich jetzt auf diese oder jene Beziehung einlasse, auch geschlechtlich? Die Folgen kann man doch ein wenig abschätzen. Doch manche scheinen den Verstand abzuschalten, wenn der Trieb die Oberhand gewinnt.
Ich wünsche mir, dass Männer wieder Verantwortung übernehmen. Das habe ich gestern schon angedeutet. Ich bitte nachher in meiner Gesprächsrunde alle Männer, nach vorne zu kommen. Ich habe mit euch zu reden.
Ohne Werte gilt das Recht des Stärkeren. Dann ist es wirklich wie in der Tierwelt, so wie man sich das in der hochgelobten Evolution vorstellt. Aber das ist kein Fortschritt, sondern ein Rückfall in moralische Barbarei. Ich sehe unsere Gesellschaft auf dem besten Weg dorthin.
Daher ordnet Gott Schutzräume an: Entweder die Ehe oder die Enthaltsamkeit. Das ordnet Gott im Blick auf die Sexualität an. Innerhalb dieses Rahmens, dieser heilsamen Leitplanken – wie Sie hier vorne auf dem Bild sehen können – gibt es viel Gestaltungsraum. Aber Gott gibt diesen Rahmen vor, und wir tun gut daran, ihn ernst zu nehmen und nicht einfach wegzulächeln oder sogar zu ignorieren.
Ehe ist die lebenslange Gemeinschaft von Mann und Frau. Was ist dann Ehebruch? Das ist das Gebot, mit dem wir uns heute Abend auseinandersetzen.
Ehebruch ist nicht gleichbedeutend mit Ehescheidung. Das müssen wir klar unterscheiden. Warum legt Jesus wohl so großen Wert darauf, dass Geschiedene nicht wieder heiraten sollen? Das finden wir im Matthäusevangelium, Kapitel 5 und noch einmal in Kapitel 19. Jesus sagt: Wer einmal geschieden worden ist, soll nicht wieder heiraten.
Warum ist Jesus das so wichtig? Die Antwort ist, dass die Ehe die von Gott vorgegebene lebenslange Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau ist. Eine Scheidung ist schmerzlich, und in den allermeisten Fällen ist das so. Es gibt zwar Menschen, die sagen, sie seien im besten Sinne auseinandergegangen und blieben Freunde, doch meistens ist eine Scheidung schmerzhaft.
Aber genau genommen ist die Scheidung nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem ist die Wiederheirat. Erst mit der Wiederheirat geschieht Ehebruch. Dann lässt sich einer der beiden Partner, der seinem früheren Ehepartner einmal die Treue versprochen hat, auf eine andere Person ein. Erst dann wird das verletzt, was in diesem Gebot angesprochen ist: Du sollst nicht Ehe brechen.
Solange die beiden geschieden sind, aber nicht mit jemand anderem zusammenleben, besteht immer noch die Chance auf Versöhnung. Gott liebt Versöhnung, Gott will Versöhnung, und wir Menschen sehnen uns nach Versöhnung. Das haben wir vorhin beim Singen erfahren, als wir die einzelnen Strophen von Jürgen Werth gesungen haben. Dort hatten wir viele schöne Bilder vor Augen, wie ein Fest nach langer Trauer, die Erleichterung, wenn zwei Menschen, die sich gestritten haben und nicht mehr miteinander klarkamen, wieder zusammenfinden. Wenn etwas geheilt wird, das aussichtslos schien.
Ich habe eine Tante, die sich nach vielen Ehejahren von ihrem Mann, meinem Onkel Karlheinz, scheiden ließ. Drei oder vier Jahre später haben die beiden, die sich scheiden ließen, wieder geheiratet.
Bei einem Seminar, das ich gehalten habe, lernte ich einzelne Teilnehmer kennen. Einer sagte mir: „Diese Frau habe ich zweimal geheiratet. Wir waren zwischendurch geschieden, aber Gott hat Versöhnung geschenkt.“
Ich habe eine Cousine, die von ihrem Mann wegen einer anderen verlassen wurde. Eine alte Schulfreundin erzählte, dass er zu ihr gezogen sei und meine Cousine mit einem kleinen Mädchen sitzen ließ. Meine Cousine war ausgemergelt, nahm ab und wurde richtig krank.
Meine Frau und ich haben ein halbes Jahr lang jeden Tag gebetet, dass Axel, ihr Mann, zurückkommt. Ich sprach mit Axel und fragte, ob er eine Chance für Versöhnung sehe, auch wegen des Kindes. Axel antwortete: „Nein, ich sehe keine Chance.“
Meine Frau und ich gaben nicht auf, wir beteten weiter. Nach einem halben Jahr kam meine Cousine nach dem Gottesdienst zu mir und sagte: „Er ist wieder da.“ Ich konnte es kaum glauben, aber selbst mein Onkel, der eigentlich ein strenger Mann ist, nahm Axel wieder auf.
Axel bereute, was passiert war. Wir luden Katja und Axel ein. Meine Frau und ich sagten hinterher: „Sie sind verliebter denn je.“ Mittlerweile ist das Baby von damals eine fast erwachsene Frau, sechzehn oder siebzehn Jahre alt, also schon lange her. Die beiden haben wieder zusammengefunden.
Ist das nicht eine schöne Geschichte? So ist Versöhnung. Gott möchte, dass wir versöhnt leben – mit Gott, wie ich die ganze Woche gepredigt habe, und miteinander. Gott hasst Trennung und Scheidung. Er will das nicht. Er möchte, dass wir aufeinander zugehen.
Ich weiß, dass es Fälle gibt, die unglaublich kompliziert sind. Oftmals leidet man mit, wenn man solche Geschichten hört. Menschlich gesehen ist da oft nichts mehr zu machen. Aber Gott ist ein Gott, der Wunder tun kann. Wenn wir ihm Großes zutrauen, können wir oft Großes erleben – etwas, das wir nie für möglich gehalten hätten.
Ich wünsche mir, dass wir nicht so schnell aufgeben. Dass wir neu lernen, Gott zu vertrauen, ihm Großes zuzutrauen und für Versöhnung zu kämpfen. Verantwortung für den anderen zu übernehmen und im Sinne dessen zu lieben, wie Gott es meint.
Lieben heißt immer, dem anderen zu dienen und etwas für den anderen zu tun. Die Haltung vieler Menschen ist jedoch, nur zu erwarten, zu erwarten, zu erwarten. So kann eine Beziehung nicht gut funktionieren.
Wenn ich aber mit der Einstellung herangehe: Ich möchte geben, ich möchte geben, ich möchte geben, ich will ihr jeden Tag Freude machen, ich will ihr jeden Tag meine Liebe zeigen, dann sind das ganz andere Voraussetzungen für jede Beziehung.
Jetzt weiß ich, dass der Fragekasten später vielleicht voll wird, aber ich denke nicht, dass ich morgen Abend meine Meinung dazu ändern werde.
Wahrscheinlich sind auch einige Singles hier. Du hast vielleicht überlegt, ob du überhaupt hingehen sollst, und fragst dich: Was habe ich mit Ehebruch zu tun? Ein Wurm kann sich keinen Knochen brechen, weil er keinen hat. Und wie soll ich die Ehe brechen, wenn ich nicht verheiratet bin? Das siebte Gebot betrifft mich also scheinbar gar nicht.
Nun möchte ich euch gerne kurz ins Neue Testament entführen. Korinth war im Jahr 55 nach Christus eine römische Stadt, und Partys gehörten damals zur Kultur der römischen Elite. Diese römische Elite gab es auch in der christlichen Gemeinde, der sehr alten Kirche in Korinth, die von Paulus, dem Apostel, gegründet worden ist.
Die gesellschaftliche Lage damals in Korinth, dieser griechischen Stadt mit römischem Einfluss, war geprägt von Schwelgen, Saufen und Sex. Ein junger Mann erhielt mit achtzehn Jahren, wenn er das römische Bürgerrecht hatte, die sogenannte Toga Virilis – eine Männlichkeitstoga.
Es gab die Tunika, ein kurzärmeliges Hemd, und darüber das Gewand, die Toga, die auch den gesellschaftlichen Stand ausdrückte. Mit der Toga Virilis durften die jungen Männer an diesen Partys teilnehmen. Zeitgenössische Philosophen warnten zwar, dass das die Jugend verderbe, doch die Römer, die das Leben genossen, lächelten nur müde und hatten einen coolen Spruch parat: Alles ist erlaubt.
Dieses Lebensgefühl greift der Apostel Paulus im ersten Brief an die Korinther auf, im sechsten Kapitel. Ich möchte mal daraus vorlesen:
„Ihr sagt: Mir ist alles erlaubt. Mag sein. Aber nicht alles ist gut für euch. Alles ist mir erlaubt, aber das darf nicht dazu führen, dass ich meine Freiheit an irgendetwas verliere. Ihr sagt: Die Nahrung ist für den Magen und der Magen für die Nahrung. Gott wird ja doch beiden ein Ende machen. Aber unser Körper ist deshalb noch lange nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, der auch der Herr über unseren Körper ist. Hütet euch vor der Unzucht! Alle anderen Sünden, die ein Mensch begehen kann, betreffen nicht seinen Körper. Wer aber Unzucht treibt, vergeht sich an seinem eigenen Leib. Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt? Gott hat euch seinen Geist gegeben, und ihr gehört nicht mehr euch selbst.“
Im Hintergrund dieses Textes steht also die römische Partykultur. Es ging damals schon heiß her. Wer sich ein wenig mit dem römischen Reich und auch mit dessen Niedergang beschäftigt hat, weiß das.
Sexuelle Versuchungen waren für junge Leute damals nicht leichter zu meistern als heute. Und dann kommt Paulus in Vers 13 vom Essen und vom Bauch plötzlich auf Porneia zu sprechen. „Porneia“ wird hier mit „Unzucht“ übersetzt. Schwelgen, Saufen und Sex gehörten damals zusammen.
Experten haben den Begriff Porneia, wie er in der gesamten Bibel, aber auch in der jüdischen und griechischen Literatur verwendet wird, untersucht. Sie haben klargemacht, dass Porneia jede Form von Sexualverkehr bezeichnet, die nicht in einer legitimen Ehe stattfindet. Das machen auch außerbiblische Texte deutlich.
Hier fordert Paulus in Vers 18 kompromisslos auf: „Ihr sollt vor Porneia fliehen“, also auf aussereheliche Sexualkontakte verzichten.
Man hört manchmal, es stehe ja gar nichts in der Bibel über Sex vor der Ehe. Das sind oft junge Leute, die sich ausleben wollen. Wo steht denn der Vers: Du sollst keinen Sex vor der Ehe haben? Diese Formulierung finden wir tatsächlich nicht. Aber dass das Thema nicht behandelt wird, stimmt nicht.
Ich möchte hier einige Beispiele zeigen:
Im Alten Testament, Jesaja 62, heißt es ganz nebenbei: „Denn wie der junge Mann die Jungfrau...“ – so ganz selbstverständlich, ein Nebensatz.
Oder 1. Korinther 7: Wenn die Unverheirateten und die Witwen gemeint sind, heißt es: „Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten, denn es ist besser zu heiraten, als vor Verlangen zu brennen.“ Wenn das kein göttliches Prinzip wäre, müsste hier nicht gesagt werden: Wenn sie füreinander brennen, sollen sie heiraten. Dann würde man sagen: Ja, dann lass sie doch machen. Ein solcher Vers ist doch eindeutig.
Oder 1. Thessalonicher 4: „Dies ist Gottes Wille, eure Heiligung, dass ihr euch von der Porneia, also der Unzucht, fernhaltet.“
Gottes Gebote entspringen Gottes Liebe. Das möchte ich hier betonen. Es geht nicht darum, uns einzuengen. Sie entspringen immer seiner Liebe und dienen immer zu unserem Besten.
Wieder sollen wir den Nächsten schützen. Beim vorherigen Gebot, über das wir gestern sprachen – „Du sollst nicht töten“ – ging es um den Schutz meines Nächsten.
Jetzt, beim Ehegebot, geht es um den Schutz des Allernächsten, nämlich der Frau oder des Mannes, der mir von Gott zugeführt worden ist.
Außerdem dient das Gebot nicht nur dem Schutz des Anderen, sondern auch dem Schutz für mich selbst. „Jeder ist sich selbst der Nächste“, sagen wir manchmal. Je nach Perspektive bedeutet das auch: Ich werde geschützt, ich werde nicht ermordet (sechstes Gebot) beziehungsweise ich werde nicht im Herzen verletzt durch Ehebruch (siebtes Gebot).
Es geht also um unseren Schutz, um unser Bestes. Jeder, der sich an Gottes Wort hält, wird das so erleben und bestätigen – und er sieht dabei auch gut aus.
Wir haben gesehen: „Du sollst nicht Ehe brechen“ bedeutet, keinen Sex außerhalb der Ehe zu haben – also auch keinen Sex vor der Ehe. Ich möchte einige gute Gründe nennen, warum es sich lohnt, bis zur Ehe zu warten. Dabei sind besonders junge Leute angesprochen.
Wenn du wartest, kannst du deine Jugend unbeschwerter genießen. Die Jugendzeit ist zu kurz für schlechte Musik und Beziehungsstress. Es gibt viele andere Dinge, die glücklich machen – gute Musik zum Beispiel. Oder Reisen, oder Freundschaften pflegen.
Wenn Sex der ultimative Ausdruck von Liebe und Erfüllung wäre, müssten Prostituierte die glücklichsten Menschen auf Erden sein. Stattdessen sind viele von ihnen nicht mehr in der Lage, echte Liebe zu geben oder zu empfangen.
Ein zweiter Grund: Wenn du wartest, entwickelst du Persönlichkeit, Charakter, Willen und Selbstbeherrschung. Das Warten bis zur Ehe führt auch zu Vertrauen in der Ehe. Wenn dein Partner weiß, dass du auf ihn gewartet hast, stärkt das das Vertrauen. Dadurch wachsen Achtung und Geborgenheit in Familie und Ehe.
Ein Mann kann warten. Nimm das ernst. Wenn du gleich nicht in die Runde kommst, dann nimm diesen Satz auf jeden Fall mit: Ein Mann kann warten.
Ein dritter Grund: Wenn du wartest, statt vorher mit anderen herumzumachen, kannst du dich vor Krankheiten schützen. Keuschheit ist Katastrophenschutz. Die Aids-Seuche hört man vielleicht hier in Mitteleuropa nicht mehr so oft, aber sie droht nach wie vor, ganze Völker auszurotten.
Südlich der Sahara hat sie zigtausenden Kindern die Eltern weggerissen. 25 Millionen Menschen in der Subsahara sind HIV-positiv – das sind Zahlen von 2024. Über 20 Prozent der Menschen in Simbabwe oder Uganda sind infiziert.
Ein Besucher berichtet, er habe in Uganda keinen Gottesdienst erlebt, in dem nicht zu Enthaltsamkeit und ehelicher Treue ermahnt wurde. Warum nicht mit solchen Predigten beginnen, bevor die Seuche zuschlägt?
Wenn man sich dann die Kondom-Werbung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung anschaut, frage ich mich, ob diese Werbung tatsächlich zur Benutzung von Kondomen beiträgt oder eher zur Verbreitung von Porneia und damit zu einer Zunahme von Infektionen führt.
Ein vierter Grund: Wenn du wartest, erlebst du Treue von ihrer schönsten Seite. Es gibt nur eine erste große Liebe! Wer möchte schon mit einem verheiratet sein, der ständig daran denkt, wie schön es mit dem oder der anderen gewesen ist?
Bei Gebrauchsartikeln achten wir darauf, dass sie originalverpackt sind, oder? Sollten wir das nicht auch bei einem Menschen tun, den wir heiraten wollen – oder selbst jemand sein, der nicht gebraucht auf dem Markt erscheint? Second Hand im übertragenen Sinne nicht.
Enthaltsamkeit ist Treue vor der Ehe. Ich wiederhole: Enthaltsamkeit ist Treue vor der Ehe. Vielleicht kennst du deinen späteren Ehepartner noch gar nicht, aber du kannst ihm jetzt schon treu sein, bevor ihr zusammengekommen seid.
Den Menschen, für den man zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre gewartet und enthaltsam gelebt hat, wird man lieben und wie einen Schatz hüten. Deshalb nennen wir uns oft auch so: Schatz. Meine Frau und ich tun das jedenfalls.
Wenn du wartest, bewahrst du dich auch vor der Tötung deines eigenen Kindes. Ich erinnere an das Stichwort von gestern Abend: Abtreibung. Das eigene, unschuldige, wehrlose Kind im Mutterleib zu töten – das ist erkaufte Lust.
Ich habe von einem Studenten gehört, der eiskalt erklärte: „Ich kann mir meine Freundin nicht als Frau vorstellen.“ Weil er das nicht konnte, musste das Kind sterben. Können sich solche zwei Menschen je wieder in die Augen schauen?
Abtreibungsverfechter sagen, es gibt kein hundertprozentiges Verhütungsmittel. Doch natürlich gibt es das! Das hundertprozentige Verhütungsmittel existiert seit eh und je und heißt: Enthaltsamkeit bis zur Ehe.
Hätte der Student gewartet oder seine Freunde Nein sagen können, wären sie von Blutschuld bewahrt geblieben.
Wenn Gott sagt: „Du sollst nicht Ehe brechen“, dann ist das keine Geschmackssache. Es ist keine schrullige Marotte. Ich finde, dass das starke Argumente sind, sich vor Aids zu schützen, die Voraussetzung für die große Liebe zu schaffen oder dem Tötungskonflikt zu entgehen – und das wiegt viel schwerer.
Die Bibel sagt: "Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Lustknaben werden das Reich Gottes erben."
Im Hebräerbrief Kapitel 13 heißt es außerdem: "Denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten."
Hier geht es nicht um Glück oder Unglück im Leben eines Menschen oder um dessen Biografie. Es geht auch nicht um eine mögliche Infektion. Vielmehr geht es um das ewige Leben.
Welcher Lehrer oder Autor, der sich zur Sexualität äußert, kann es verantworten, ohne auf Gottes Gebote hinzuweisen?
Gott wird das Blut der verführten Jugendlichen und der abgetriebenen Kinder von den Händen jener Sexualrevolutionäre fordern – jener tabulosen Wertewandler.
Nun, was ist mit den vielen, die in Porneia und Ehebruch hineingeraten sind, ungebremst und ungewarnt? Gibt es für sie keine Rettung mehr? Doch, Gott sei Dank, wir brauchen nur den Bibeltext weiterzulesen.
Paulus schreibt den Korinthern, und das sind manche von euch gewesen: „Aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.“ Es gibt eine vollkommene Errettung für alle, die sich daraus retten lassen wollen, die das hören, wo etwas angestoßen wird, eine Sehnsucht geweckt wird und sagen: Herr Jesus, wenn das wahr ist, dass du die Lösung bist, der Herr Jesus Christus, von dem hier die Rede ist, der abwaschen kann.
Wissen wir, was das Reinigungsmittel ist? Das ist sein Blut. Unsere Sünden werden laut des Neuen Testamentes durch sein Blut abgewaschen. So werden wir rein, weil er für uns starb. Wir können Vergebung bekommen, ein reines Herz erhalten und so gerechtfertigt vor Gott stehen und ein reines Gewissen bekommen.
Für jeden ist ein Neuanfang möglich, ganz egal, was bisher in deiner Seele Narben hinterlassen hat, was sich vielleicht sogar äußerlich bei dir zeigt und dich niederdrückt. Komm zu Jesus, lade es bei ihm ab und nimm seine Vergebung in Anspruch. Lass dir deine Sünden wegwaschen! Es gibt nur dieses eine einzige Reinigungsmittel. Es gibt keine Alternative.
Es wäre schön, wenn ich Ihnen so ein paar Alternativen anbieten könnte. Versuchen Sie es mal mit Buddhismus, ein bisschen Meditation oder versuchen Sie es mal mit dieser oder jener Ideologie. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass das den Menschen nicht die Befreiung bringt.
Nur dieser eine Weg, der Jesus Christus heißt, in Person, der sagt: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit“ – nicht eine Wahrheit, sondern die absolute Wahrheit – „ich bin das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Das ist das Evangelium.
Und dann sagt der Apostel Paulus: „Seid abgewaschen und seid geheiligt.“ Dann kann ein Mensch ein Leben führen, das Gott entspricht. Plötzlich kann ich mich wieder selbst im Spiegel anschauen und habe ein gutes Gewissen meinen Mitmenschen gegenüber, vielleicht auch denen, denen ich schuldig geworden bin. Weil ich mich versöhnt habe, mich entschuldigen konnte und weil Gott mir diesen Neuanfang gegeben hat.
Wer heilig lebt, in der Heiligung lebt – und ich hoffe, das trifft auf uns in der Gemeinde als Christen zu – der lebt in der Nachfolge Jesu. Ich sage das auch, was meine Person angeht: Da gibt es Höhen und Tiefen. Wir wollen uns gar nicht so hinstellen, als ob es keine Sünde oder Versuchung in unserem Leben gäbe.
Aber wenn wir Jesus im Auge haben und ihn als Vorbild nehmen, den Herrn in unserem Leben, Jesus Christus heißt, dann sind wir auf einem guten Weg der Heiligung. Dann unterscheiden wir uns von anderen, dann werden wir auch zu einem Licht und zu einem Wegweiser für die, die noch in der Dunkelheit herumtappen und sich nicht orientieren können.
Am Ende heißt es dann noch: Ihr seid nicht nur abgewaschen, ihr seid nicht nur geheiligt, sondern ihr seid gerechtfertigt. So jemand kann, wenn er einmal – und das trifft auf uns alle zu – vor Gott steht, sagen: „Ich bin gerechtfertigt, gerechtfertigt durch Glauben.“ Dann wird Gott uns keine Sünde vorwerfen, sondern wir dürfen im Himmel die Ewigkeit in der Gemeinschaft mit Gott verbringen.
Weil wir durch Glauben gerechtfertigt sind, nicht durch Werke. Nicht, weil ich versuche, mich an die zehn Gebote zu halten, sondern hier steht: durch Jesus Christus, durch seine Vergebung. Die Gebote machen uns nur unsere Sünde bewusst. Die Gebote sind wie ein Licht, das in die Dunkelheit hineinscheint.
Vielleicht geht es Ihnen so wie mir als Autofahrer: Man denkt manchmal, man hat die Scheibe von innen und außen geputzt, sie ist sauber. Dann scheint aber in einem gewissen Winkel die Sonne darauf, und auf einmal sieht man, dass sie alles andere als sauber ist – Streifen und so weiter. Ich habe doch die Scheibe geputzt.
Manche denken: Na ja, so schlimm ist es bei mir nicht. Aber wenn wir mal vor Gott stehen und dieses Licht aus der absoluten Heiligkeit Gottes in unser Leben hineinfällt, dann werden wir merken, dass keiner von uns ohne Sünde ist. Auch wenn wir uns noch so sehr angestrengt haben.
Aber Rechtfertigung heißt: Es ist wirklich alles weggenommen, wir sind clean. Geheiligt heißt, wir sind Gott entsprechend. Nur solche, die die Vergebung von Jesus angenommen haben, dürfen berechtigt hoffen, einmal im Himmel bei Jesus zu sein.
Nun möchte ich zum Schluss den Jüngern noch einen bewährten Lebensfahrplan empfehlen – eine Reihenfolge wichtiger Lebensentscheidungen.
Zuerst gilt: Klärt immer zuerst die Gottesfrage. Sucht und findet Gott, und ihr findet ihn in Jesus Christus. Das Thema, das ich jetzt zum Schluss anspreche, ist, dass wir versöhnt mit Gott und gerechtfertigt vor Gott leben müssen. Das ist die erste und wichtigste Frage, die ein Mensch stellen muss.
Danach kannst du die Berufsfrage klären. Lerne also einen Beruf, verdiene Geld und mache dich nützlich. Schließlich kannst du dann die Ehefrage klären: Finde und gewinne den richtigen Ehepartner – und zwar unter Gottes Gebiet.
In Sprüche 24 steht: „Besorge draußen deine Arbeit und bestelle sie dir auf dem Feld, danach magst du dann dein Haus bauen“, also eine Familie gründen. Die schwäbische Version lautet: „Schaffe Schafe, baue Häusle und danach schau den Medle.“ Das ist genau das, was hier in Sprüche 24 bis 27 steht: Erst einmal etwas Vernünftiges bewerkstelligen, und danach magst du dein Haus bauen.
Das nenne ich Verantwortung. Weißt du, wenn der erste Punkt, die Gottesfrage, geklärt ist, dann entscheidest du die anderen Fragen – die Berufsfrage und auch die Ehefrage – unter Gottes Führung. Dann sind die allerbesten Voraussetzungen gegeben, dass du gute Entscheidungen triffst und dein Leben gelingt.
Wenn du aber die Partnerfrage zuerst entscheidest, triffst du die Berufswahl möglicherweise nicht mehr frei, und die Klärung der Gottesfrage wird richtig schwierig.
Heute werden immer weniger Ehen geschlossen und immer mehr Ehen geschieden. Die Politik hat ohnehin ein völlig entstelltes Bild von der Ehe. Lasst uns darum Ehen eingehen, und lasst uns als Christen mehr Sex haben als unsere Mitbürger, weil wir besser und länger verheiratet sind. Ich jedenfalls habe Lust, mit gutem Beispiel voranzugehen.
Heute Abend geht es aber in erster Linie erneut um die Gottesfrage. Kannst du einsehen, dass die Gebote Gottes richtig sind? Musst du einsehen, dass du daran gefehlt hast, daran gescheitert bist? Dann lass dir vergeben, dann komme heute zu Jesus und lass dein Leben neu machen.
Wenn Jesus dir vergibt, dann kommst du heraus aus diesem Kerker der Gewissensbisse und der Erinnerungen an die Vergangenheit. Du wirst frei.