Dank und Eröffnung des Glaubensgesprächs
Danke, Herr Jesus, für die Zeit, die du uns jetzt schenkst. Danke, dass du uns begegnen willst und dass du uns hier in dieser Zeit schon begegnet bist. Wir bitten dich, mach uns ganz los von all dem, was uns jetzt belastet und ablenkt. Lenk du unsere Gedanken und Sinne, unsere Ohren. Lass uns hören, was du uns ganz persönlich zu sagen hast. Segne auch Hans-Peter, gib ihm die Worte, die wir brauchen, und schenke ihm Kraft und Konzentration.
Danke, dass du hier gegenwärtig bist, in unserer Mitte. Amen.
Am Morgen war ich auch in England, in einer Gemeinde in Carlisle, ziemlich weit im Norden. Nach der Predigt kam ein kleiner Junge auf mich zu. Er hieß Isaiah und war zwölf Jahre alt. Er fragte, wie ich heiße, und dann fragte er mich: "Mr. Preacher, haben Sie auch Zweifel? Wissen Sie nicht genau, ob Sie wirklich Christ sind oder nicht? Oder bin das nur ich?"
Ich fragte ihn, ob er sein Leben schon Jesus gegeben habe. Er antwortete: "Ja." Dann sagte ich: "Weißt du, mir geht es genau wie dir. Ich kann dir hundertprozentig versichern, dass du zu Jesus gehörst. Er wird dich nie verlassen, auch wenn du nicht ganz glauben kannst, ob du sein Kind bist. Das ist ziemlich normal."
Dann leuchteten seine Augen, er ging einfach und bedankte sich.
Persönliche Erfahrungen mit Glauben und Zweifel
Ich kann sagen, mein Leben mit Christus oder sein Leben mit mir hat begonnen, als ich etwa 15 Jahre alt war, also als Teenager. Das geschah in unserer kleinen evangelischen Kirche in der Ramsau, einer ganz konservativen Gemeinde. Dort gab es einen lieben Jugendpfarrer, durch den ich zum Glauben an Jesus gefunden habe.
Gott hat mir den Glauben geschenkt, sodass ich an ihn glauben kann. Auch das ist eine Gnade. Gleichzeitig hat er mir aber noch einen zweiten Begleiter gegeben: den Zweifel. Glauben ist mir nie leicht gefallen, und bis heute fällt es mir nicht leicht. Manchmal ist der Zweifel nicht mehr so stark wie in früheren Jahren, und ich genieße es, wenn das so ist.
Aber es gab Zeiten, in denen ich die Bibel gelesen habe – und ich lese relativ viel – und ich dachte mir: Das ist doch alles Gehirnwäsche, was ich da betreibe. Das ist doch nur ein Buch, und ich glaube es einfach. Weil ich es glaube, funktioniert es auch ein Stück weit. Psychologen würden mir das bestätigen: Wenn du etwas nur lange genug und fest genug glaubst, dann funktioniert es bis zu einem gewissen Grad.
Oft komme ich zu der Überzeugung und denke mir: Das bin ich. Und nicht nur das, es geht nicht nur um mich, sondern ich predige es jetzt auch noch und bringe andere Menschen damit in diese Lage.
Diese Zweifel in meinem Leben sind manchmal sehr fundamental. Wahrscheinlich mehr, als ich es anderen gegenüber zeige. Ich rede oft mit anderen Christen, mit Leidenden und Persönlichkeiten, und Gott sei Dank geht es nicht allen so extrem wie mir. Aber zum Teil haben alle damit zu tun.
Ich habe Fragen an die Bibel. Manchmal frage ich mich: Stimmt das alles, was da steht? Im Alten Testament zum Beispiel, dass eine Axt auf Wasser schwimmt, dass Jona vom Wal verschluckt wurde, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist – stimmt das alles?
Dass es gefallene Engel gibt, dass es heilige Engel gibt, dass es Himmel und Hölle gibt – stimmt das wirklich? Die Entrückung, das ist ja alles fantastisch.
Die Archäologie bestätigt zum Beispiel vieles, was in der Bibel steht. Aber es gibt auch Dinge, die nach wie vor ein Rätsel sind. Wir haben so gut wie nichts gefunden von David oder Salomo. Dabei müssten wir viel von Salomo finden, denn er hätte eine große Bautätigkeit gehabt. Irgendetwas müsste doch von ihm übrig sein.
Zweifel am Christsein und persönliche Herausforderungen
Was mich aber oft am meisten zum Zweifeln bringt, ist das Christsein an sich. Die Bibel sagt: Wer ein Christ ist, der ist eine neue Kreatur. Warum sehen dann viele Christen so alt aus? Warum ist nicht so viel neu in Christen? Sind wir jetzt neu? Und wenn wir neu sind, warum sieht man so wenig davon? Warum unterscheiden sich Christen so wenig von Nichtchristen? Das gibt mir zu denken. Ich habe Zweifel.
Vor einiger Zeit habe ich eine liebe Bekannte angerufen. Sie kämpft sehr mit Zweifeln. Sie will Gott vertrauen, aber über Jahre erfährt sie nichts mit Gott. Sie hat ein gesundes Kind und ein behindertes Kind. Gerade als ich angerufen habe, hat eine liebe Freundin von ihr, die ebenfalls ein gesundes und ein behindertes Kind hat, erlebt, dass das gesunde Kind gerade vom Zug überfahren wurde.
Sie hat gesagt: „Weißt du, Hans-Peter, ich habe genug von diesem Dennochglauben.“ Ja, Dennochglaube. Und sie hat weiter gesagt: „Weißt du, es ist so: Wenn ich mit einem Freund einen Treffpunkt ausmache, zum Beispiel in einem Café, und der Freund kommt nicht einmal, zweimal, sogar dreimal, damit kann ich leben. Aber wenn ich mit einem Freund einen Treffpunkt ausmache und er kommt dreißigmal nicht, dann frage ich mich, ob dieser Freund überhaupt existiert. Und genau so geht es mir mit Gott.“
Freunde, ich kann diese Frau gut verstehen.
Umgang mit Schuldgefühlen und biblische Ermutigung
Bis vor wenigen Jahren haben diese Zweifel in mir auch Schuldgefühle ausgelöst. Ich dachte, wenn ich so zweifle, verliere ich meinen Glauben und bin ein Ungläubiger, ein Kleingläubiger – wie immer.
Übrigens haben viele mit Spurgeon und Hudson Taylor gekämpft. Sie hatten Zweifel fast bis zur Verzweiflung.
Vor ein paar Jahren habe ich dann ein Wort gelesen, das mir vorher nie richtig aufgefallen war. Es steht im Judasbrief. Das ist ein kleiner Brief, direkt vor der Offenbarung. Er hat nur ein Kapitel, ein angenehmes Buch.
Im Judas 1,22 steht: „Und der einen, die zweifeln, erbarmt euch.“ Und im Vers 24: „Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren vermag.“
Diese zwei Verse haben mich sehr ermutigt. Erstens steht hier, dass wir uns derer erbarmen sollen, die zweifeln. Wir sollen barmherzig sein.
Zweitens darf jeder Zweifler wissen, dass Gott fähig ist, ihn vor dem Straucheln zu bewahren.
Ich habe also zwei Dinge gelernt: Wenn ich ein Zweifler bin, darf ich wissen, dass Gott barmherzig mit mir ist und dass er mich vor dem Straucheln bewahrt.
Zweifel als menschliche Veranlagung
Das ist das Erste. Zweitens muss uns bewusst sein, dass Zweifeln menschlich ist.
Zweifeln ist nicht nur das Vorrecht eines gläubigen Christen. Auch Atheisten oder Antitheisten, die Gott ablehnen, zweifeln. Ein Mensch, der Gott verleugnet, kämpft genauso mit Zweifeln wie jemand, der an Gott glaubt. Denn Zweifeln ist eine menschliche Veranlagung.
Der Gläubige, der mit Gott lebt und grundsätzlich an seine Existenz glaubt, hat manchmal Zweifel. Er fragt sich: Was ist, wenn es Gott doch nicht gibt? Aber auch derjenige, der grundsätzlich Gott verleugnet und sagt: „Ich glaube nicht, dass es Gott gibt. Das ist Blödsinn, Gott gibt es nicht“, kämpft mit Zweifeln.
Wisst ihr, warum? Weil auch er Momente hat, in denen er sich fragt: Was ist, wenn es Gott doch gibt? Zweifeln ist kein Vorrecht der Gläubigen. Jeder Mensch zweifelt – es ist menschlich.
Die Ungewissheit des Glaubens und Unglaubens
Josef Ratzinger, der jetzige Papst, hat in den sechziger Jahren ein sehr gutes Buch geschrieben: Einführung ins Christentum. Darin steht ein Satz, der bemerkenswert ist: Wer der Ungewissheit des Glaubens entfliehen will, wird die Ungewissheit des Unglaubens erfahren müssen.
Mit einer Ungewissheit lebst du also immer. Denn es braucht Glauben, an Gott zu glauben, und es braucht Glauben, nicht an Gott zu glauben. Diese Ungewissheit bleibt dir nie erspart.
Und wisst ihr, was ein tödlicher Versuch ist? Der Versuch, absolute Gewissheit zu haben. Die gibt es nicht. Absolute Gewissheit hast du nur über banale Dinge, zum Beispiel: zwei und zwei ist vier. Das weiß ich genau. Aber das endet mein Leben nicht.
Der Teil ist kleiner als das Ganze, das ist banal, das ist gewiss. Aber über die wesentlichen Dinge des Lebens gibt es keine Gewissheit, keine hundertprozentige Sicherheit – zum Beispiel über Liebe.
Ich glaube, dass es Liebe gibt, kann sie dir aber nicht beweisen. Ich kann sie nicht auf den Tisch legen und sagen: Schau, das ist Liebe, hier ist sie. Das geht nicht. Du kannst zwar ein Liebespaar beobachten, so wie sie sich benehmen, und daraus den Schluss ziehen, dass es Liebe gibt, aber du kannst sie nicht beweisen.
Ich kann dir nicht beweisen, dass es Freiheit gibt. Ich kann dir Beispiele nennen, warum ich annehme, dass es Freiheit gibt, aber ich kann sie dir nicht beweisen.
Und ich kann dir nicht beweisen, dass es Gott gibt – genauso wenig, wie ich dir beweisen kann, dass es Gott nicht gibt.
Über die wesentlichen Dinge des Lebens gibt es keine hundertprozentige Gewissheit. Das zum Zweiten.
Legitimer und tödlicher Zweifel
Drittens gibt es einen Unterschied zwischen einem legitimen und einem tödlichen Zweifel.
Ein legitimer Zweifel entsteht vor allem durch die harten Lebenswirklichkeiten, die in uns aufkommen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich oft Schwierigkeiten habe, wenn ich diese Welt betrachte und die enorme Ungerechtigkeit sehe. Manchmal macht mich das fast fertig. Ich sehe, wie es den Menschen in Pakistan nach dem Erdbeben geht und wie wenig Mittel zur Verfügung stehen. Dann schaue ich mich selbst an, wo ich alles habe, und denke darüber nach, ob ich einen Opel Astra oder einen Vectra kaufen soll. Da frage ich mich: Wo sind wir eigentlich? Die Welt ist doch verrückt, das ist doch ein Wahnsinn.
Dann hört man von Kindern, die vergewaltigt werden, und ich frage Gott: Wo bist du? Bist du allmächtig oder nicht? Warum greifst du nicht ein? Freunde, solche Dinge erzeugen in mir riesengroße Zweifel. Ich frage Gott: Gibt es dich überhaupt? Und wenn es dich gibt, warum geschieht das alles? Oft geht es mir dann wie dem Vater in Markus 9, der mit seinem dämonenbesessenen Sohn zu den Jüngern geht, die ihn nicht heilen können. Dann kommt er zu Jesus und sagt: „Wenn du etwas kannst, hilf uns!“ Und Jesus antwortet: „Was heißt ‚wenn du etwas kannst‘? Dem Glaubenden ist alles möglich.“ Daraufhin sagt der Vater: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ So geht es mir oft. Das ist ein legitimer Zweifel.
Es gibt aber auch einen tödlichen oder unehrlichen Zweifel. Ich nenne das gar nicht einen Zweifel, sondern einen willentlichen Unglauben. Das ist eine Person, die sich bewusst entschieden hat, zweifeln zu wollen. Sie kämpft nicht mit ihren Zweifeln, sondern ist stolz auf sie. Sie will zweifeln. Das ist ein tödlicher Zweifel.
Gerade vor kurzem habe ich im Burgenland, das ist im Osten Österreichs, gepredigt. Nach dem Vortrag kam ein Mann, ein ganz sympathischer Kerl, auf mich zu. Er hatte viele Fragen und war sehr nett. Ich habe versucht, seine Fragen gut zu beantworten – zumindest dachte ich das. Er war sich auch nicht mehr sicher, was er noch fragen sollte. Dann habe ich ihn gefragt: „Weißt du was, wenn wir noch zwei Stunden hier sitzen und ich könnte dir alle deine Fragen beantworten, würdest du dann ein Jünger Jesu werden?“ Er antwortete: „Nein, ich werde es sowieso nicht.“ Er sagte dann: „Dann trinken wir einen Kaffee und reden über Skifahren.“
Ihr seht, er kam mit Zweifeln zu mir. Ja, er konnte nicht glauben, weil dies und das ihm im Weg stand. Aber nachdem ich seine Fragen beantwortet hatte, wusste er nicht mehr, was er tun sollte – und trotzdem wollte er seine Zweifel behalten. Das ist etwas anderes. Das nenne ich einen tödlichen Zweifel oder einen willentlichen Unglauben.
Das wird wunderbar im Römer 1,18 beschrieben. Paulus schreibt: „Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten.“ Das Problem ist nicht, dass die Wahrheit nicht erkannt werden könnte, sondern dass die Wahrheit niedergehalten wird. Das Problem ist nicht Ignoranz, sondern Ungehorsam.
Das sieht man momentan am besten in der Debatte um die Evolution, die Entstehung der Welt, über Intelligent Design oder Zufall. Manchmal frage ich mich, in welcher Welt ich eigentlich lebe, weil das so unlogisch ist. Zum Beispiel gibt es, ich weiß nicht, ob das bewusst ist, unter atheistischen Intellektuellen einige Tabus, über die man nicht sprechen darf.
Ein solches Tabu ist, so zu sprechen, als ob hinter dem gewaltigen Universum, als ob hinter der Komplexität der DNA eine Intelligenz stehen könnte. Das darf man nicht sagen, das ist ein Tabu. Letztes Jahr war das sehr deutlich: Bischof Schönborn, ein guter Mann der katholischen Kirche in Österreich, hat eine wissenschaftliche Arbeit über Intelligent Design geschrieben, sehr gut begründet. Dafür wurde er in Stücke gerissen. Das darf nicht sein, das hat mit Wissenschaft nichts mehr zu tun.
Intelligent Design ist mindestens so wissenschaftlich. Wenn man dann atheistische Intellektuelle fragt: „Woher kommt der Urknall?“ – wie denn? – dann ist ihre Antwort: „It just happened.“ Es ist einfach so passiert. Und das Interessante ist, diese Aussage wird wissenschaftlich akzeptiert. Aber wenn ich sage, da steht Gott dahinter, dann heißt es: „Jetzt bringst du Gott ins Spiel, so einfach machst du dir das.“ Aber „it just happened“ ist okay.
Ich sage immer den Jungen: Lasst euch nicht für dumm verkaufen. Benutzt euer Gehirn, wenn ihr über solche Dinge redet.
Es gibt noch ein anderes Tabu unter atheistischen Intellektuellen: Du darfst nicht so über das Leben reden, als hätte es einen Sinn. Wie einer gesagt hat: „I don't want this life to make sense.“ Ich möchte nicht, dass dieses Leben Sinn ergibt, weil ich dann nicht mehr die Freiheit hätte, so zu leben, wie ich will – mein erotisches und materielles Leben. Dahinter steckt eine Philosophie, aber sie hat nichts mit Wissenschaft zu tun.
Das Problem bei ungläubigen Zweiflern, also bei nicht legitimen Zweiflern, ist, dass sie die Wahrheit niederhalten. Das ist keine Ignoranz, das ist Ungehorsam.
Es gibt auch Christen, die nicht legitime Zweifler sein können. Jakobus 1 ist dafür ein Beispiel. In Jakobus 1,5-8 lesen wir: „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben, ohne zu zweifeln! Denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin und her bewegt wird. Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas vom Herrn empfangen werde. Er ist ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen.“
Ein wankelmütiger Mann, ein Zweifler, ist also ein wankelmütiger Mann. Das Wort „wankelmütig“ ist keine gute Übersetzung in der Elberfelder, aber auch Luther macht es nicht viel besser. Das liegt daran, dass uns im Deutschen ein passendes Wort fehlt. Im Englischen wird es am besten mit „double-minded“ übersetzt. Das griechische Wort ist „dipsuchos“, was bedeutet, dass jemand zwei Seelen hat.
Dieser Mensch hat zwei Seelen. Du kannst Christ sein und mit zwei Seelen leben. Das heißt: Du kannst beten, aber während du betest, hast du bereits beschlossen, dass Gott sowieso nichts ändern kann. Aber beten gehört halt dazu. Ändern wird sich trotzdem nichts. Das ist ein Mensch mit zwei Seelen. Wir tun zwar, was christlich ist, aber wir rechnen nicht mit Gott.
Heute Nachmittag geht es mir um den legitimen Zweifler.
Umgang mit Zweifeln – persönliche Erfahrungen und Ermutigung
Wie gehen wir nun mit Zweifeln um? Dazu habe ich ein paar Gedanken.
Ich habe das große Vorrecht, Menschen auf der ganzen Welt von Jesus zu erzählen, und es ist meine Leidenschaft. Aber manchmal überkommt mich eine regelrechte Angst, die aus meinen Zweifeln entsteht. Dann frage ich mich: Was, wenn das alles nicht stimmt? In solchen Momenten fühle ich mich nicht nur betrogen, sondern auch als großer Betrüger.
Manchmal habe ich mich schwer damit getan. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich solche Zweifel hatte – und sie sind nicht ganz vorbei. Manchmal stehe ich hier und rede mit tiefer Überzeugung, doch im Moment glaube ich eigentlich nicht an das, was ich predige. Das hat mich früher innerlich fast zerrissen. Ich dachte: Was bin ich für ein Heuchler? Ich kann den Menschen doch nicht etwas predigen, was ich selbst nicht glauben kann. Wirklich, es kam fast so weit, dass ich dachte, ich höre damit auf.
In genau diesem Moment, in dieser Zeit, hatte ich nur ein Blatt Papier vor mir. Darauf stand ein Zitat – von Wesley oder Spurgeon, ich weiß es nicht genau, irgendjemand aus England. Dort stand: „Wenn du an das Evangelium nicht mehr glauben kannst, dann geh auf die Straße und predige es.“ Über diesen Satz habe ich lange nachgedacht.
Am Anfang schien mir das ein Widerspruch zu sein. Doch dann habe ich verstanden: Das ist die Freiheit in Christus. Denn seht ihr, Jesus hat gesagt: „Die Wahrheit wird euch freimachen.“ Er hat nicht gesagt: „Deine Überzeugung von der Wahrheit wird dich freimachen.“ Sondern: „Die Wahrheit wird dich freimachen.“
Ob ich in diesem Moment hier oben völlig überzeugt bin oder nicht, ist irrelevant. Wisst ihr, was relevant ist? Ich muss die Wahrheit predigen, denn durch die Wahrheit werden Menschen frei. Und daran glaube ich, selbst in meinen Zweifeln. Ich glaube, dass Gott die Wahrheit ist, auch wenn ich mich nicht danach fühle. Die objektive Wahrheit Gottes wird durch meinen subjektiven Zweifel kein Stück angegriffen. Man muss lernen, das auseinanderzuhalten.
Besonders getröstet hat mich Matthäus 28. Das ist der große Missionsbefehl, den die meisten von uns kennen. Dort sagt Jesus zu seinen Jüngern, nachdem er auferstanden ist: „Als sie ihn sahen“ (Matthäus 28,17), „warfen sie sich vor ihm nieder, einige aber zweifelten.“ Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Nationen ...“
Wisst ihr, was mich hier fasziniert? Da war der auferstandene Jesus, auferstanden von den Toten am Ostersonntag. Er begegnet seinen Jüngern, die vor ein paar Tagen oder Wochen noch in Angst davongelaufen sind. Jetzt treffen sie ihn wieder, und einige fallen nieder in Anbetung, während andere sagen: „Was ist das? Ganz sicher bin ich mir nicht.“ Manche zweifeln also.
Und wisst ihr was? Jesus hat nicht gesagt: „Ihr, die ihr mich anbetet, geht und predigt. Und ihr, die ihr zweifelt, macht erst noch eine Bibelschule. Und falls ihr dann normal seid, könnt ihr auch gehen.“ Nein, er hat beide gesandt: die Zweifler und die Anbeter.
Wisst ihr warum? Weil Jesus gesagt hat: „Mir ist alle Macht gegeben.“ Darum ist es völlig okay, wenn du subjektiv Zweifel empfindest. Aber du sollst trotzdem gehen und die Wahrheit predigen.
Das hat mich sehr ermutigt. Darum bin ich heute hier – auf das Wort Jesu hin.
Praktische Tipps im Umgang mit Zweifeln
Das zweite Ich spricht über den Umgang mit Zweifeln. Übrigens, falls jemand von euch damit nichts zu tun hat und nie Zweifel hat, wird er nicht ganz verstehen, wovon die Rede ist. Trotzdem ist es gut, das zu hören, weil man Menschen kennenlernen wird, die damit kämpfen.
Wenn du selbst Zweifel hast, möchte ich dir helfen, wie du gut damit umgehen kannst. Das Problem ist, dass selten darüber gesprochen wird. Deshalb wissen die meisten Christen nicht, wie sie mit Zweifeln umgehen sollen. Dabei ist es normal zu zweifeln. Es ist menschlich und nichts Falsches daran.
Das zweite, was ich tue, wenn mich Zweifel überkommen: Ich drehe mich um und schaue, was die Welt sonst noch zu bieten hat. Wenn Jesus und das, was die Bibel über Gott und Jesus Christus bezeugt, nicht stimmt, was soll ich dann glauben? Wohin soll ich gehen?
Wisst ihr was? Die Zweifel haben mich hineingetrieben. Ich kann euch nicht sagen, wie viel ich in den letzten fünfzehn Jahren gelesen habe – hunderte Bücher. Meine Zweifel haben mich dazu getrieben, herauszufinden, ob es stimmt.
Wisst ihr was? Wenn die Bibel und Jesus Christus nicht die Wahrheit sind, dann will ich nicht an ihn glauben. Wenn er nicht die Wahrheit ist, will ich mit ihm nichts zu tun haben. Aber wenn er die Wahrheit ist, habe ich keine andere Wahl.
Ich habe mich viel mit anderen Religionen und mit Philosophie beschäftigt. Wisst ihr was? Mir geht es wie Petrus im Johannes 6. Jesus hat damals eine ziemlich direkte Predigt gehalten. Die Leute sind alle abgehauen und haben gesagt, das ist uns zu viel. Die zwölf Jünger standen noch da, und Jesus fragte: „Wollt ihr auch gehen?“ Er sagte: „Ist okay, ihr könnt auch gehen.“
Petrus antwortete: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“
Wenn ich Zweifel habe, schaue ich mich um und frage mich: „Hans Peter, wenn Jesus nicht die Wahrheit ist, welche Alternative hast du?“ Je mehr ich diese Dinge untersuche, desto mehr komme ich zu dem Schluss: Es gibt keine Alternative.
Du hast Worte des ewigen Lebens. Es gibt kein anderes Kreuz, an dem man Vergebung erfährt. Es gibt keinen anderen, der auferstanden ist und Leben geben kann. Es gibt keinen anderen, der mir Frieden in der Beziehung mit ihm geben kann.
Das hilft mir und tröstet mich. So gehe ich mit meinen Zweifeln um.
Der persönliche Umgang mit Gott im Zweifel
Das Dritte, was ich immer tue, wenn ich Zweifel habe: Ich gehe meistens mit Gott spazieren. Ich habe schon vieles ausprobiert. Ich lese die Bibel, ich rede mit Menschen. Manchmal hilft mir das auch, aber meistens hilft mir, dass ich einfach mit Jesus spazieren gehe.
Jetzt wirst du vielleicht sagen: Warum gehst du mit ihm spazieren, wenn du nicht glaubst, dass es ihn gibt? Gute Frage. Ich gehe mit ihm spazieren und sage: Herr Jesus, es kann sein, dass es dich gar nicht gibt. Es kann sein, dass ich jetzt mit der Luft rede, aber das ist egal, ich rede. Wenn es nicht so ist – denn die Möglichkeit besteht – dann möchte ich dir Folgendes sagen.
Dann sage ich ihm alles, was mir am Herzen liegt und wie es mir geht. Und wisst ihr, was das Wunderbare dabei ist? Das ist die Art und Weise, wie Gott durch seinen Heiligen Geist mir immer wieder eine Gewissheit schenkt und sagt: Hans Peter, es ist okay, ich bin die Wahrheit.
Ich bekomme nicht immer die Antwort auf meine Fragen, aber wisst ihr was? Ich bekomme eine Gewissheit, die nur Gott dir geben kann. Diese Gewissheit ist wesentlich wichtiger als die Beantwortung meiner Fragen. Wisst ihr warum? Wenn du heute Zweifel hast, könnte ich dir vielleicht alle deine Fragen beantworten, aber das würde dir nicht helfen. Denn in zwei Wochen hättest du wieder eine neue Frage.
Was wir brauchen, ist nicht die Beantwortung aller unserer Fragen. Das ist nicht die Lösung. Die Lösung ist die Gewissheit, die nur von Gott selbst kommen kann – durch den Dienst des Heiligen Geistes, den Tröster, den Barakletos.
Übrigens: Wir haben ja viele Fragen an Gott, besonders Zweifler. Aber ich erinnere mich und zweifle manchmal daran: Ist dir bewusst, dass Gott auch Fragen an dich hat? Es geht nicht nur um unsere Fragen an ihn. Was tust du mit den Fragen von Gott an dich?
Zweifler sind manchmal Menschen, die nicht sehr viel denken oder nur einseitig denken. Wenn wir schon zweifeln, dann müssen wir auch zu denken beginnen – nicht nur auf meine Seite schauen, sondern auch auf die andere.
Dankbarkeit für Zweifel und Gottes Gegenwart
Die Idee ist die nächste: Ich danke Gott für meine Zweifel. Seht ihr, ich habe Zweifel noch nie genossen, und du wirst es auch nicht genießen. Ich wünschte mir immer, ich hätte sie nicht, ich will sie nicht, aber ich kann sie nicht einfach weg erklären – sie sind da. So habe ich begonnen, auch für meine Zweifel Gott zu danken. Gott sagt: Danket in allen Umständen zu jeder Zeit. Das ist ein Gebot.
Rückblickend glaube ich, dass ich heute sagen kann: Wenn Gott mir neben meinem Glauben nicht auch den zweiten Begleiter Zweifel geschenkt hätte, würde ich heute nicht das tun, was ich tue.
Der zweite Punkt, den ich noch sagen möchte, ist: Ein unwiderlegbarer Beweis seiner Gegenwart. Im Alten Testament gibt es eine Stelle – schlagt mal auf, wenn ihr die Bibel dabei habt – im 2. Mose 17,1-7.
Die Israeliten sind gerade aus Ägypten ausgezogen, sind durch das Meer gegangen und jetzt in der Wüste. Dann passiert Folgendes. Wir lesen nur die Verse durch, dann weißt du, was ich meine.
2. Mose 17,1: Die ganze Gemeinde der Söhne Israel brach nach ihrer Aufbruchsordnung aus der Wüste Sinai auf, nach dem Befehl des Herrn, und sie lagerten sich in Rephidim. Aber da war kein Wasser zum Trinken für das Volk.
Da geriet das Volk mit Mose in Streit, und sie sagten: Gib uns Wasser, damit wir zu trinken haben! Mose aber erwiderte ihnen: Was streitet ihr mit mir? Was prüft ihr den Herrn?
Als nun das Volk dort nach Wasser dürstete, murrte es gegen Mose und sagte: Wozu hast du uns überhaupt aus Ägypten herausgeführt, um mich und meine Kinder und mein Vieh vor Durst sterben zu lassen?
Da schrie Mose zum Herrn und sagte: Was soll ich zu diesem Volk tun? Noch ein wenig, und sie steinigen mich!
Der Herr antwortete Mose: Geh dem Volk voran und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir, auch deinen Stab, mit dem du auf den Nil geschlagen hast. Nimm ihn in deine Hand und geh hin.
Siehe, ich will dort vor dich auf den Felsen am Horeb treten. Dann sollst du auf den Felsen schlagen, und es wird Wasser aus ihm hervorströmen, so dass das Volk zu trinken hat.
Mose machte es so vor den Augen der Ältesten Israels. Er gab dem Ort den Namen Massa und Meriba, wegen des Streitens der Söhne Israel und weil sie den Herrn geprüft hatten, indem sie sagten: Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?
Die Frage lautet: Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht? Gibt es Gott oder nicht? Das ist ihre Frage.
Was muss ich wissen, damit ich weiß, dass Gott hier ist? Muss ich ein bestimmtes Gefühl haben, um zu wissen, dass Gott da ist? Muss ich Gebetserhörungen und Wunder erleben, um zu wissen, dass Gott da ist? Muss ich etwas erleben – ob es Zungenrede oder eine Heilung ist –, um zu wissen, dass Gott da ist?
Weißt du, was ich euch sagen möchte? Wenn du die Kapitel vor Kapitel 17 liest, weißt du, was du feststellst: Die Israeliten hatten all das. Nur ein paar Tage zuvor hat sich das Meer geteilt – das nenne ich ein Wunder. Gott war anwesend durch die sichtbare Wolken- und Feuersäule. Das ist auch ein Wunder.
Vor ihnen lagen alle Versprechungen Gottes, hinter ihnen waren die Wunder. Über ihnen war die Wolken- und Feuersäule, unter ihnen das Manna, das sie jeden Tag aßen. Jetzt haben sie einmal kein Wasser zum Trinken, und sie fragen: Ist Gott unter uns oder nicht?
Wo suchen wir die Gegenwart Gottes? Ich möchte euch etwas wirklich ans Herz legen: Ob Gott da ist oder nicht, die Antwort findest du nie in dir selbst. Dein subjektives Gefühl, ob Gott da ist oder nicht, besagt nichts über die Gegenwart Gottes – nichts!
Jesus sagt zwar: Meine Schafe hören meine Stimme – wir werden heute Abend darüber reden –, aber Jesus sagt nicht: Meine Schafe fühlen mich von innen heraus. Das steht nicht in der Bibel.
Spurgeon hat gesagt: Die Gegenwart Gottes zu fühlen, ist etwas Wunderbares, aber an die Gegenwart Gottes zu glauben, auch wenn du ihn nicht fühlst, ist mehr.
Welchen Gottesbeweis bekamen damals die Israeliten? Sie fragten: Ist Gott unter uns oder nicht? Wie hat Gott ihnen gezeigt, dass er unter ihnen ist?
Vers 6 ist die Antwort: Siehe, ich will dort vor dich auf den Felsen am Horeb treten. Dann sollst du auf den Felsen schlagen, und es wird Wasser aus ihm hervorströmen. Das wird der Beweis sein, dass ich gegenwärtig bin.
Horeb heißt übrigens Fels. Mose und die Ältesten gingen hinauf auf den Berg. Mose schlug den Felsen, und Wasser strömte hervor. Das ist der Beweis der Gegenwart Gottes.
Frage: Welchen Gottesbeweis haben du und ich heute, wenn wir fragen: Ist Gott in unserer Mitte oder nicht? Die Antwort ist haargenau dieselbe.
Im 1. Korinther 10 lesen wir nämlich Folgendes: Der Apostel Paulus spricht dort über den Auszug Israels aus Ägypten. Er sagt in 1. Korinther 10,1-4:
"Ich will euch aber nicht, Brüder, dass ihr nicht wisst, dass unsere Väter alle unter der Wolke waren und alle durch das Meer hindurchgingen, und alle in der Wolke und im Meer auf Mose getauft wurden. Und alle aßen dieselbe geistliche Speise und tranken denselben geistlichen Trank; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. Der Fels aber war Christus."
Symbolisch war dieser Felsen, den Moses schlug, Christus. Und was ist mit Christus geschehen? Die Jünger, zwar von ferne, mit den Ältesten gingen auf den Berg hinauf, und dort wurde der Fels am Kreuz geschlagen. Er wurde ans Kreuz geschlagen – der Fels ist Christus.
Seitdem strömen aus Christus Ströme lebendigen Wassers! Die Kreuzigung und die Auferstehung sind der ewige Beweis der Gegenwart Gottes.
Seht ihr, wir sind alle mehr oder weniger wundersüchtig. Wir wollen ein Wunder sehen, um zu glauben, dass Gott gegenwärtig ist.
Petrus wollte auf dem Wasser gehen, Judas wollte die Wunden Jesu fühlen, die Pharisäer wollten, dass Jesus ein paar spektakuläre Dinge tut.
In Johannes 4,48 sagt Jesus: "Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht." Aber Jesus hat es klipp und klar gemacht.
In Matthäus 12,38-40 sagt Jesus Folgendes – und ich bitte euch, dass wir uns daran erinnern, speziell wenn ihr mit Zweifeln kämpft:
Dann antworteten ihm einige der Schriftgelehrten und Pharisäer und sprachen: "Lehrer, wir möchten ein Zeichen von dir sehen."
Jesus antwortete ihnen: "Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden außer dem Zeichen Jonas des Propheten. Denn wie Jonas drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein."
Jesus sagt: Ich werde euch ein Zeichen geben – eine Kreuzigung und Auferstehung.
In Johannes 2,18-19 sagt Jesus im Prinzip dasselbe, nur verwendet er eine andere Symbolik:
Die Juden antworteten und sprachen zu ihm: "Was für ein Zeichen der Vollmacht zeigst du uns, dass du dies tust?"
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: "Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten."
Was sagt Jesus? Ich werde euch ein Zeichen geben: Kreuzigung und Auferstehung. Mit anderen Worten: Jesus sagt, ein anderes Zeichen werdet ihr von mir nicht mehr bekommen. Mein Tod am Kreuz und das leere Grab sind meine Zeichen.
Darum ist es so wichtig, dass wir uns erstens um das Kreuz und die Auferstehung kümmern. Das bleibt das Zentrum.
Manchmal kommen Zweifel nicht deshalb, weil irgendetwas nicht stimmt, sondern weil wir schlecht informiert sind.
Angenommen, du gehst jetzt nach Hause und jemand fordert dich heraus und sagt: "Jetzt zeig mir mal, wie ist das mit der Bibel, der Kreuzigung, dem Leben Jesu und der Auferstehung – ist das überhaupt geschichtlich gut belegt? Kann man das nachvollziehen? Kann man das geschichtlich wirklich gut nachvollziehen?"
Es kann sein, dass du nicht viel Ahnung davon hast. Und jetzt denkst du dir: Vielleicht stimmt es. Der andere sagt: Jesus hat doch nie gelebt, das ist doch alles nur Erfindung.
Jetzt kommst du in Bedrängnis und denkst: Vielleicht hat er Recht.
Aber deine Zweifel in dem Fall haben nichts mit der objektiven Wahrheit zu tun. Sie haben nur damit zu tun, dass du nicht gut informiert bist.
Das Schöne ist: Wenn man sich dann damit auseinandersetzt und wirklich die Fakten beleuchtet – auch die historischen –, erkennst du: Keine Person ist so belegt wie Jesus Christus.
Wenn Jesus Christus nicht gelebt, gestorben und auferstanden wäre, dann brauchst du den Rest der Geschichte auch nicht zu glauben.
Es gibt keine andere Sache, die so belegt ist.
Aber wenn man das weiß, dann beugt man Zweifeln vor.
Und wenn du Zweifel hast, möchte ich dich ermutigen: Befasse dich mit allen Dingen des Lebens. Jesus Christus ist und bleibt die Wahrheit darin.
Konzentration auf Jesus als Schlüssel gegen Zweifel
Das nächste Thema ist die Konzentration auf Jesus. Zweifel entstehen meistens dann, wenn unser Blick nur auf die Probleme und die Ungerechtigkeit dieser Welt gerichtet ist. Wenn wir ausschließlich darauf achten, kommen Zweifel auf.
Wir müssen aber gleichzeitig auch unseren Blick auf Jesus richten. Hans Joachim Eckstein hat das einmal sehr schön bei der Auslegung des Römerbriefes beschrieben. Als Petrus auf dem Wasser ging, sagte er zunächst: „Mit Jesus kann ich auf dem Wasser gehen.“ Am Anfang ging er hinaus und ging auf dem Wasser. Doch dann verlagerte sich sein Blick immer mehr von Jesus auf die Wellen, die Tiefe und die Umstände des Lebens. Schließlich begann er zu sinken.
Der Unterschied liegt darin, dass sein Blick zuerst auf Christus gerichtet war, dann aber immer mehr auf die Umstände. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir die Umstände auch betrachten, aber nicht nur das. Wir müssen gleichzeitig auf Jesus schauen.
Genauso kann ein ehrlicher Zweifler ruhig die Beweise betrachten, die gegen die Existenz Gottes sprechen. Er muss aber auch die Beweise ansehen, die dafür sprechen, dass es einen Gott wahrscheinlich gibt.
Übrigens liest jemand von euch PM, Peter Moosleitner? Das ist eine sehr gute Zeitschrift, ähnlich wie Geo, eine populärwissenschaftliche Zeitschrift, vor allem mit Geschichten. In der Dezember-Ausgabe hatten sie ein interessantes Thema: den Gottesbeweis.
Sie haben eine wissenschaftliche Methode angewandt und mit dieser Methode geprüft, wie wahrscheinlich es ist, dass es Gott gibt oder nicht gibt – völlig unabhängig von Religion, rein wissenschaftlich. Interessanterweise ist das Ergebnis, dass es wissenschaftlich wahrscheinlicher ist, dass es Gott gibt, als dass es ihn nicht gibt.
Es ist gut, wenn wir Christen solche Dinge wissen. So können wir Menschen helfen und unsere eigenen Zweifel besser begründen. Wir müssen nicht untergehen mit unseren Zweifeln.
Wenn wir als Christen immer nur auf uns selbst schauen – auf das, was wir sind und tun – dann beginnen Zweifel. Wenn du nur auf dich schaust und denkst: „Ich bin ja so ein schlechter Christ, ich habe meine stille Zeit schon wieder nicht gemacht, gebetet habe ich auch schon lange nicht, und ich war unfreundlich zu meinen Kindern“, dann wird dein Zweifel immer größer.
Du musst auf Christus schauen. Du kannst auf dich selbst schauen, aber nicht nur das, denn das ist einseitig. Auch auf Gott musst du schauen.
Wir sagen oft: „Gott, schau, was ich für dich tue.“ Und Gott antwortet: „Weißt du was? Schau viel lieber, was ich für dich getan habe.“
Wir sagen: „Schau, wie ich in die Kirche gehe.“ Und Jesus sagt: „Warum schaust du nicht lieber, wie ich ans Kreuz gegangen bin?“
Wir sagen: „Schau, wie großzügig ich mein Geld gebe.“ Und Jesus sagt: „Schau, wie großzügig ich mein Leben gegeben habe.“
Wir sagen: „Schau, wie ich gegen Sünde ankämpfe.“ Und Jesus sagt: „Schau, wie viel Liebe ich habe und wie ich über die Sünde gesiegt habe.“
Wir sagen: „Schau, wie ich die Kranken heile und Wunder tue.“ Und er sagt: „Schau, wie viel Liebe ich habe und wie ich den Toten Leben gebe.“
Wir sollen auf Jesus schauen.
Die entscheidende Frage: Ist Gott ein Lügner?
Und das Letzte, und damit will ich schließen: Die alles entscheidende Frage ist diese – ist Gott ein Lügner oder nicht?
Darauf kommt es letztlich an. Wie ich euch vorhin gesagt habe, wisst ihr, was mich manchmal Menschen fragen? Es sind meistens Menschen, denen es recht gut geht. Sie sind erfolgreich, haben gesunde Kinder, einen guten Beruf, sind gesund, vielleicht Sportler oder Ähnliches. Dann sagen sie manchmal: „Hans-Peter, sag mir, warum soll ich eigentlich Christ werden?“
Wisst ihr, was diese Frage beinhaltet? Sie beinhaltet: „Hans-Peter, wie könnte das Christsein mein Leben überhaupt noch verbessern?“ Aber wisst ihr, diese Frage ist eigentlich völlig falsch, wenn man darüber nachdenkt. Ob das Christsein dein Leben verbessert oder nicht, ist nicht ausschlaggebend. Ob du als Christ ein besseres Gefühl hast als ein Nichtchrist, das ist nicht ausschlaggebend. LSD gibt dir auch ein gutes Gefühl.
Wisst ihr, was die Frage ist? Ist es die Wahrheit oder nicht? Wenn Jesus Christus die Wahrheit ist, dann will ich an ihn glauben, auch wenn es mir dabei schlecht geht. Wenn Jesus Christus eine Lüge ist, dann werde ich nicht an ihn glauben, auch wenn mein Leben zehnmal besser funktionieren würde.
Seht ihr, die Frage ist nicht, was wir jetzt davon haben. Die Frage ist: Ist Christus die Wahrheit? Und dahingehend müssen wir uns als Christen befassen, besonders wenn du Zweifel hast.
Und die alles entscheidende Frage lautet: Ist Gott ein Lügner oder nicht?
Das möchte ich nur mit einer Geschichte begründen, anstatt mit theologischen Fakten.
Geschichte vom Glauben einer alten Frau
Geschichte einer alten Frau, die man in Schottland „Old Nanny“ nannte. Sie lebte in einer Hütte in Schottland. Ein alter Freund von mir, der Schotte war, erzählte mir oft diese schottischen Geschichten. Ich weiß nicht, ob sie wahr sind oder nicht, aber das ist auch egal.
Diese alte Nanny war arm und schwer krank. Sie war ans Bett gefesselt, aber reich im Glauben. Ein junger Pfarrer besuchte sie regelmäßig. Eher deshalb, weil er immer etwas von ihr lernte, als um ihr Trost zu spenden.
Eines Tages dachte sich der junge Pfarrer: Heute werde ich die Nanny prüfen. Ich möchte wissen, ob ihr Glaube wirklich so stark ist. Er sagte zu ihr: „Nanny, nehmen wir an, dass dich Gott trotz all deiner Gebete und deines Vertrauens am Ende doch für immer verstoßen würde. Was dann, Nanny?“
Die Geschichte erzählt, dass die alte Frau sich auf ihren Ellbogen stützte, dem jungen Pfarrer in die Augen schaute und sagte: „Du bist auch noch nicht allzu weit gekommen in deinem Glauben. Warum sollte Gott mich verstoßen? Gott selbst wäre der größte Verlierer, wenn er das täte.
Wenn Gott mich verstoßen würde, würde ich meine Seele verlieren, das wäre tragisch. Aber Gott würde seinen Charakter verlieren. Denn Gott weiß, dass ich mein ganzes Leben, meine ganze Hoffnung nur auf ihn gebaut habe. Wenn diese Hoffnung gebrochen wird, dann ist Gott ein Lügner, und vielleicht würde das Universum kollabieren.
Wiederum erkannte ich: Wenn ich vor Gott stehe, weiß ich, dass ich angenommen werde. Wenn er mich nicht annimmt, dann ist er ein Lügner. Ich baue mein Leben auf ihn – mit all meinen Zweifeln und mit all meinem Glauben. Ich glaube, dass Gott kein Lügner ist. Darum bin ich gerne Christ, trotz all meiner Zweifel.
Schlussgebet
Ich bitte dich noch, lieber Vater, und danke dir von Herzen für deine Geduld mit uns. Für deine Liebe zu uns, die du bewiesen hast, indem du deinen Sohn gesandt hast. Er ist am Kreuz für uns gestorben und am Ostersonntag auferstanden.
Ich danke dir, Herr Jesus, für deine große Gnade, dass wir an dich glauben dürfen. Es ist ein Geschenk, das wir dankbar annehmen wollen. Auch für diejenigen unter uns, denen du einen anderen Begleiter gegeben hast: den Zweifel. Auch diesen wollen wir dankbar annehmen und daraus lernen, damit wir recht leben.
Ich bekenne, dass wir legitime Zweifler sind und bleiben. Ich danke dir, Herr Jesus, dass du es absolut aushältst, wenn wir dich hinterfragen und in jedem Bereich des Lebens und des Glaubens prüfen. Denn wenn du die Wahrheit bist, dann musst du überall die Wahrheit sein.
Ich danke dir, Herr Jesus, dass du der Einzige bist, der Leben gibt. Du hast Petrus gesagt: „Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Auch das durfte ich erfahren, ebenso viele von uns. Dafür danken wir dir.
Herr, ich bete, dass wir lernen, barmherzig zu sein mit den Zweiflern, weil du barmherzig bist mit den Bezweifelnden. Ich danke dir für die Gewissheit, dass du fähig bist, uns zu bewahren, damit wir nicht abfallen.
Du bist es, der unseren Glauben begonnen hat, und du bist es, der unseren Glauben vollendet. Darum gehöre ich so gerne zu dir. Es liegt nicht an mir, sondern alles hängt davon ab, was du bereits vollbracht hast.
Danke, Herr, für dieses Geschenk der Gewissheit auch im Zweifel. Amen.
