In den letzten Jahren haben wir in diesem Neujahrs-Gottesdienst immer die Jahreslosung als Predigttext verwendet. Das soll auch heute so sein.
Unsere Jahreslosung steht im Buch Amos, Kapitel 5, Vers 4: „Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Sucht mich, so werdet ihr leben.“
Herr, mach uns dieses Wort groß! Amen!
Ein bewegender Beginn und die Bedeutung der Jahreslosung
Es war am Silvestertag im Jahr 1969, als ein neunzehnjähriges Mädchen in Leningrad auf dem Nevsky Prospekt, der belebten Hauptstraße, Karten verteilte, die sie selbst geschrieben hatte. Sie konnte gerade 46 Karten verteilen, dann griff die Polizei zu und setzte sie zum ersten Mal fest.
Der Name dieses Mädchens wurde in den folgenden Jahren weltweit bekannt. Besonders Christen nahmen das Schicksal dieses Mädchens zur Kenntnis. Sie war im Laufe ihres Lebens viermal in Haft und litt mehrere Jahre im Straflager. Ihr Name war Aida Skrypnikowa.
In diesem Jahr wurde sie zu einem Symbol für einen Glaubensaufbruch in der damaligen Sowjetunion. Auf diese Karten schrieb sie als Neujahrswünsche für ihre Volksgenossen den Satz: "Suchet Gott, solange er sich finden lässt." Diese Parole erregte Aufsehen in einem Staat, in dem Unglaube und Gottlosigkeit propagiert wurden. Schon die Kinder in der Schule wurden darauf hingewiesen, dass es keinen Gott gibt.
Wir könnten heute Morgen denken: Diese Jahreslosung passt auch für uns. Wenn wir unseren Zeitgenossen, die nicht mehr viel von Gott wissen, das Evangelium neu verkünden wollen, dann trifft es bestimmt zu. So wie es die neunzehnjährige Chemielaborantin in Leningrad begriffen hat: Man muss Gott suchen, solange man ihn finden kann.
Die Jahreslosung als Wort an das Volk Gottes
Aber die Jahreslosung richtet sich, so wie es bei Amos zuerst gemeint war, an das Haus Israel, an das Volk Gottes. So wollen wir heute Morgen diese Jahreslosung hören.
Was mir zuerst wichtig ist: Es besteht Not. Amos hat sehr spitze und boshafte Worte gesprochen. Wenn man diese heute wiederholt, werden viele von uns aufhorchen und fragen: Kann man überhaupt so reden?
Amos sprach zum ersten Mal auf einem großen Tempelfest, dem Erntefest, das mit unserem Erntedankfest vergleichbar ist. Es war ein feierlicher Gottesdienst, bei dem viele Menschen anwesend waren. Amos redete davon, wie die ganze Herrlichkeit dieses Tempels und seiner Gottesdienste zerbricht.
Dann kam der Priester gerannt und fragte: Was tust du? Amos antwortete: Ich muss im Namen Gottes reden. Daraufhin sagte der Priester: Nun gut, wenn du reden musst, dann tue es wenigstens nicht hier. Lass uns hier den Frieden bewahren. Amos aber erwiderte: Ich muss es reden.
Er provozierte damit einen unglaublichen Kirchenkampf innerhalb der Mauern des Tempels. Schon die nächsten Verse unseres Predigttextes greifen dieses Thema wieder auf. Amos sagt: Lauft nicht hinunter nach Bethel, lauft nicht nach Gilgal, lauft nicht nach Beerscheba. Dort standen große Heiligtümer und Tempel.
Für die Gläubigen damals waren diese Orte sehr bedeutsam. In Gilgal hatte Joshua zwölf Steine aufrichten lassen, als sie durch den Jordan gezogen waren. Diese großen Flusssteine hatten sie in der Mitte des Stroms aufgehoben als Denkmal für den Durchzug durch den Jordan. Diese Stelle war eine Erinnerungsstätte an die großen Taten Gottes.
Wie kann Amos nur sagen: Geht nicht mehr nach Gilgal? Oder wenn er sagt: Geht nicht mehr nach Bethel? Bethel war doch eine heilige Stätte, die an das Reden Gottes erinnerte. Dort war einst der heimatlose Jakob geflohen. Er lag dort in der Nacht, ohne Bett, ohne Dach über dem Kopf, nahm einen Stein und betete darauf. Im Traum sah er den Himmel offenstehen, eine Leiter, auf der Engel Gottes herauf- und heruntergingen. Er stand auf und sagte: Hier ist der Herrsitz, hier wohnt Gott selbst.
Das war für alle Nachkommen eine Erinnerung. Dort pilgerten die Väter mit ihren Kindern hinaus und erzählten ihnen die Geschichte noch einmal. Doch all das weist Amos zurück und sagt: Geht nicht mehr dorthin, lauft nicht mehr dorthin.
Er greift noch viel tiefer in das fromme Leben damals ein. Er sagt, Gott kann die Lieder nicht mehr hören, die ihr singt. Weg mit dem Geblech eurer Lieder! Gott sagt: Mir braucht ihr keine Opfer zu bringen, mir müsst ihr es nicht tun.
Die Herausforderung an das Volk Gottes heute
Wenn wir die Jahreslosung hören, zunächst als ein Wort an das Volk Israel, an diejenigen, die Gott kennen, dann hören wir eine klare Stimme Gottes: Eins ist Not.
Gott kann uns vieles aus der Hand nehmen. Es wird mir sehr schwer, wenn ich daran denke, wie in den letzten Jahren schöne und gesegnete Traditionen, auch des Volkes Gottes, zerbrochen sind. Manchmal möchte man darüber klagen und traurig sein.
Was ist allein in den letzten Jahren fortgezogen? Was war noch als Glaubensbesitz, als Reste christlichen Denkens in unserem Volk vorhanden? In dieser Situation hat mir der Prophet Amos weitergeholfen. Er sagt: Lauft nicht mehr dorthin!
Es geht in unseren Tagen nicht um das Überleben der Kirchen. Es geht nicht um das Überleben der Heiligtümer, so heilig sie in unseren Augen sind und so groß das ist, was einmal hier geschehen ist. Wir wollen nicht nur eine christliche Tradition retten.
Das gemeinste Wort, das man mir nachsagen kann, ist im christlichen Sinn, ein Konservativer zu sein – ein Bewahrer der Äußerlichkeiten. Darum kann es hier nicht gehen.
Amos zeigt uns das Wesentliche, und dafür wollen wir alle Kraft einsetzen: Sucht den Herrn, sucht den Herrn, so werdet ihr leben. Das ist eine ganz große Ankündigung.
Und selbst wenn in Bethel und in Gilgal Trümmersteine liegen, wird Gott auch in der kommenden Zeit groß unter seinem Volk erscheinen.
Ich habe die große Hoffnung, dass die Sache unseres Gottes nicht verloren gehen kann. Selbst wenn Priester das Wort des Amos nicht mehr verstehen und ihn zur Seite schieben, hat Gott einen Schafzüchter aus Tekoa berufen – einen Ungebildeten.
Gott hat ihm das Wort gegeben, das er sprechen musste. Er trat vor seine Zeitgenossen und rief ihnen zu: Sucht Gott, und ihr werdet leben. Sucht den Herrn!
Die persönliche Begegnung mit Gott als Lebensquelle
Ich nehme dies für das neue Jahr als ein Versprechen unseres Gottes an. Jeder von uns darf eine fortwährende persönliche Begegnung mit dem Herrn aller Herren haben.
Unser Glaube soll sich nicht an äußeren Stützen, Gewohnheiten oder Traditionen festhalten. Wir wollen in unseren Gottesdiensten und in unserer persönlichen Gebetsstille stets aus der unmittelbaren Begegnung mit dem Herrn aller Herren kommen.
Er verspricht uns, dass er unter uns sein will. Das ist das Wesentliche, vor allem anderen. Dieses Prinzip gilt für unsere Veranstaltungen und für unsere Pläne. Wenn jetzt jemand fragt, was wir in den nächsten neun Jahren tun sollen, oder wie wir das Leben wieder beleben und neues Leben Einzug halten lassen können, dann ist die Richtung klar: Wir sollen miteinander den Herrn suchen. Alles andere darf zurücktreten.
Wenn wir den Herrn suchen und finden, dann leben wir.
Der Weg zu Gott und die Einfachheit des Glaubens
Das Zweite: Ein Weg wird uns gewiesen.
Heute sehen wir viele Probleme rund um die Frage, wie man eigentlich Gott finden kann. Das ist gar nicht so leicht. Wie soll ich Gott in unserer Zeit finden? Das ist wirklich nicht einfach.
Wir Theologen sprechen oft in einer so komplizierten Sprache, dass man Gott manchmal kaum verstehen kann. Andere sagen dann: „Ich verstehe die Sprache gar nicht, die mir hier gezeigt wird.“ Wie soll man da den Weg finden, der einem gezeigt wird?
Doch Gott weist hier den Weg ganz einfach: Sucht mich! Wenn jemand sagt, er ist sich in seinem Glauben nicht sicher, wie er Gott finden kann, dann sagt Gott ganz klar: Wer mich sucht, der findet mich.
In der Bibel finden wir oft ähnliche Aussagen wie „Suchet, so werdet ihr finden“ oder „Klopft an, so wird euch aufgetan“. In dem Moment, in dem ich rufe, werde ich auch hören.
Nun fragt jemand: Wo steht das denn klar in der Bibel? Ich grüble über Gott nach und finde keine Klarheit. Dann sagt Amos ganz einfach: Wer Gott sucht, der bekommt eine klare Antwort.
Amos sagt: Es ist der Herr, der Recht liebt und gern Gerechtigkeit hat. Er spricht nicht in fernen, abstrakten Gedanken über Gott. Es geht nicht um die Tiefen des Alls oder das Wesen des Seins und was sich hinter dem Sternenzelt verbirgt.
Stattdessen sagt Amos, wer Gott sucht, der soll sein Recht kennen. Dann spricht er wieder die ganz einfachen Grundtatsachen Gottes aus. Er kündigt noch einmal die Gebote Gottes an.
Dann fragt er: Wie ist es möglich, dass es in eurer Mitte arme Menschen gibt und ihr an ihrem Elend vorübergeht? Ihr tragt das Recht doch nicht!
Amos, ein Schafhirte aus Tekoa, spricht eine Sprache, wie sie nur das einfache Volk sprechen kann. So sollen auch wir reden, wenn es um Gottes Sache geht.
Er spricht von den Kühen von Basan, damit meint er die geschmückten Frauen, die stolz umhergehen und sich herausputzen. Dann sagt er: Merkt ihr nicht, wie Gott euch all das aus der Hand schlägt?
Er spricht vom Wohlstand der Tage und sagt, dass all das vergeht. Das sollte uns nicht überraschen, wenn im Jahr 1978 das Geld entwertet wird und Wirtschaftskrisen bleiben.
Amos würde uns darauf hinweisen und sagen: Wir finden Gott gerade dann, wenn wir wieder anfangen, seinen Befehl zu leben und seine Gebote zu halten und danach zu handeln.
„Sucht den Herrn, so werdet ihr leben!“ Dieses Suchen bedeutet, nach seinem Wort zu fragen. Er hat versprochen, dass man ihn in seinem Wort finden kann. Wer sein Wort hält und tut, der findet ihn. Das ist ein klar gewiesener Weg.
Wenn heute immer wieder lange Diskussionen über den Glauben beginnen, wollen wir uns ihnen nicht entziehen. Aber wir wollen immer wieder sagen: Wo man Klarheit im Glauben empfängt, hat Jesus noch einmal betont:
„Wer den Willen Gottes tun will, der wird erkennen, ob diese Lehre von Gott ist.“ Erst im Gehorchen und im Tun wird man finden.
Gott will sich auch heute in unseren Tagen finden lassen. Wir wollen die Jahreslosung als eine Hinführung zu einem neuen Gehorsam nehmen:
Sucht mich, so werdet ihr leben!
Lebensfülle jenseits äußerlicher Ansprüche
Und noch ein drittes, was ich hier sehe, ist ein verlochenes Angebot. Wir haben einen großen Lebenshunger. Wenn man sich heute umsieht, dann erkennt man viele Angebote, die den Menschen vor Augen geführt werden, damit sie Lebensfreude empfinden.
In den letzten Jahren ist zu den Essensangeboten noch ein ganz neuer Luxus hinzugekommen: Man muss, um leben zu können, möglichst weit verreisen. Für viele unserer Freunde muss es ein schwerer Schreck gewesen sein, wenn sie zu Weihnachten wegfahren und sich nicht auf die Skier schwingen können. Das ist doch kein Leben. Und der andere sagt: „Ich bin in Acapulco und kann im Winter nicht schwimmen, wie schrecklich, das Leben fehlt mir.“
Es gibt so viele Lebensziele, die man sich erträumt. Wenn diese nicht genau so eintreffen, wie man es sich gewünscht hat, dann fühlt man sich, als wäre das Leben nicht da. Es sind oft Äußerlichkeiten, die man sich ersehnt.
Nun sagen Sie vielleicht bei mir, es sei anspruchsloser: „Ich wünsche mir zum neuen Jahr Gesundheit“, oder „Ich wünsche mir im Beruf mehr Verständnis“, „Ich wünsche mir nette Mitmenschen, die gut zu mir sind.“ Aber wenn man all das nur vom Äußeren her beurteilt, dann liegt dort die Lebensfülle nicht!
Jesus hat dieses Angebot in diese Welt hineingerufen, genauso klar wie der Prophet Amos. Die Lebensfreude und die Lebenserfüllung beruhen darauf, dass man ihn hat und findet – den lebendigen Herrn, den Herrn aller Herren.
Zeugnis von Lebensfreude trotz schwerer Prüfungen
Ich war gestern Nachmittag bei einer großen Gemeinschaftsstunde, in der jemand von einem Krankenbesuch erzählte, den er kürzlich gemacht hatte. Dieser Besuch fand in der berufsgenossenschaftlichen Klinik in Tübingen statt, wo eine Christin liegt, die bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde.
Er berichtete, dass er einen solchen kranken Menschen noch nie gesehen habe. Sie liegt nur auf dem Bauch, vollständig gelähmt, und kann nur noch sprechen. Er wollte sie trösten, doch diese Christin sprach nur von der großen Freude, die sie in Jesus findet.
Da möchte man den Kopf schütteln und fragen: Ist es möglich, dass Menschen so etwas erfahren? Dabei werden alle unsere Maßstäbe auf den Kopf gestellt. Was diese Christin bezeugt, bestätigt nur das, was in der Bibel steht und was unsere Jahreslosung sagt: „Sucht den Herrn, so werdet ihr leben.“
Wenn man ihn findet, lebt man in einer Intensität und Dichte, wie es andere Menschen heutzutage kaum noch erfahren. Man lebt in einer Weite und Freude, die andere Menschen staunen lässt und sie nicht verstehen können.
Biblische Beispiele für das Leben in Gottes Nähe
Ich würde jetzt am liebsten mit Ihnen noch einmal die Bibel durchgehen. Ich möchte nur einmal bei David Halt machen, der von seinem Leben erzählt und wie es war.
Es war eine dunkle Stunde, als er ins Ausland fliehen musste, weil König Saul hinter ihm her war. Es ging um sein Leben, und er hatte Angst. Dann ging er zu den Philistern, die ja seine Todfeinde waren. Das war sehr riskant, denn er hatte einst den ersten Kämpfer der Philister, den Goliath, erschlagen. Es war nicht klar, ob sie ihn entdecken oder finden würden.
Man kann sagen, das Fahndungsfoto nach David war in den Herzen eines jeden Philisters eingeschrieben. Sie erkannten ihn und brachten ihn vor ihren König. Dort, in dieser großen Lebensangst, erzählt David später: „Ich suchte den Herrn; da antwortete er mir und rettete mich aus aller meiner Furcht.“ So hat er erfahren, wie Gott ihm das Leben schenkt – im Rachen der Angst.
Viel später, bei den Nachfolgern von König David, war es König Josaphat, als Feinde gegen Jerusalem heraufzogen. Sie wussten gar nicht mehr, was sie tun sollten. Josaphat sagte: „Kommt, bemüht euch gar nicht mehr, die Waffen zusammenzuholen und euch auf die Stadtmauer zu stellen. Wenn wir so militarisieren, sind wir doch verloren. Kommt lieber hinauf in den Tempel.“
Also gingen sie in den Tempel, und Josaphat betete dort oben: „Du hast es verfügt, Herr, wenn wir dein Angesicht suchen, willst du von dieser Stätte reden. Jetzt sind wir da und bringen dir unsere Not.“
Dann erhielten sie eine Antwort Gottes durch einen jungen Mann namens Jehasiel, der im Heiligen Geist sprach: „Keine Angst, Gott wird für euch streiten, er wird diese Sache für euch erledigen.“
So wollte ich Ihnen das ins neue Jahr hinein zurufen: Sie werden das durch das ganze neue Jahr hindurch erfahren. Sucht den Herrn und steht unter seinem Schutz. Wenn Sie sein Eigentum sind und er durch Sie wirken kann, dann können Sie in dieses neue Jahr hineingehen. Er wird für Sie streiten, und Sie werden still sein können.
Die praktische Umsetzung des Suchens nach Gott
Dieses Suchen meint nicht ein Suchen, wie wir es kennen, wenn wir „Blinde Kuh“ spielen. Es bedeutet nicht, dass Gott ein verborgener Gott ist. Vielmehr heißt dieses Suchen, dass ich in meinem Alltag, in dem vieles andere so wichtig erscheint, hindurchdringen muss.
Man muss den Knopf des Fernsehers ausschalten, um Stille zu finden. Man muss die Bibel aufschlagen und darin suchen, bis man wieder auf Empfang eingestellt ist und die Stimme Gottes vernehmen kann.
Als letztes Beispiel möchte ich noch erzählen, damit auch die Kinder, die unter uns sind, etwas mitnehmen können: Ein König Israels, der in großer Kriegsnot war, war Hiskia. Er ist ein Bild dafür, wie man mit eigener Kraft meint, sich wehren und durchsetzen zu können.
Dann bringen ihm die Boten, die auf der Mauer stehen, plötzlich die Nachricht. Sie berichten, dass draußen die Feinde gespottet und gelästert haben. Es war ein ganz zynischer Spott. Der General der Feinde kam höchstpersönlich her und sagte: „Ich würde euch sogar die Pferde zur Verfügung stellen. Ihr habt ja nicht einmal Reiter, um darauf zu sitzen. Ihr seid das armseligste Kriegsvölkchen, das da oben sitzt, die mickrigsten Soldaten.“
Wer Offizier ist, weiß, wie sehr einen so eine Schmähung wurmt. Dann kamen sie zu Hiskia und brachten noch einen Brief mit. Einen Brief, in dem dieser General zur Übergabe auffordert: „Gib doch auf, es hat gar keinen Wert mehr!“
Hiskia weiß, dass es keinen Grund mehr gibt. So hell war er. Man kann die Sache verloren geben. Menschen, die Gott glauben und ihm nachfolgen, sind oft in solch einer Lage. Sie sagen: „Es hat wirklich keinen Wert mehr. Wenn ich die Dinge nüchtern überdenke, hat es keinen Wert mehr.“
Dann nimmt Hiskia diesen Brief, nur diesen Schmähbrief, breitet ihn vor Gott aus und kniet nieder. Mehr kann er gar nicht tun. Er sagt: „Gott, zieh dir dies alles einmal an.“ So suchte Hiskia Gott, dringend und durch alles andere hindurch.
Er hätte seinen Schreibtisch hinsetzen können und noch ein paar Notlösungen versuchen. Er hätte ein paar Diplomaten aussenden können, seine Offiziere zusammenstauchen können. Er hätte viel machen können. Aber nein, er suchte den Herrn. Er setzte alles auf diese eine Karte.
Und der Herr hörte. So werdet ihr leben. Leben ist das Wunder, dass man im Angesicht des Todes durch das Wunder des Herrn wieder aufatmen kann. Dass der Herr einem die Widerstände wegräumt, die einen einengen, und man fröhlich atmen kann.
Schlusswort und Gebet zum neuen Jahr
Das ist das Losungswort für dieses neue Jahr. So spricht der Herr: Sucht mich, so werdet ihr leben. Amen.
Wollen beten. Herr, du rufst uns auf, uns in diesem neuen Jahr auf das Wesentliche zu konzentrieren. Du weißt, wie leicht wir viele Pläne schmieden und die vielen Aufgaben und Verpflichtungen sehen, in denen wir stehen. Und gerade jetzt willst du uns das eine wichtig machen: dass du in unserem Leben, in unseren Aufgaben und Diensten der gebietende und bestimmende Herr sein kannst.
Du willst uns ganz nah an dich ziehen. Und wir bringen dir jetzt auch unser Ungehorsam. So oft laufen wir von dir weg und wollen Dinge aus eigener Kraft und eigener Macht anpacken. Doch immer wieder holst du uns zurück unter deine Führung.
Herr, wir danken dir, dass du uns die Zusage gibst, dass wir leben, wenn wir dich suchen. Das gilt auch all denen, die durch besonders schwere Prüfungen gehen, die angeschlagen sind, durch körperliche Krankheit müssen, schwach und bedrückt sind.
Lass Brüder und Schwestern in der weiten Christenheit erfahren, wie du ihnen durchhilfst und Recht schaffst. Gerade die, die in großen Belastungen leben, in großer Armut sind, Verfolgung erleiden oder Unrecht aushalten müssen.
Zeige uns auch, was dein Wort und dein Gebot heute bedeuten. Dass wir das Recht lieben, wie du es liebst. Dass du uns unterweisen kannst in deinen Geboten.
Mach du dieses neue Jahr für uns zu einem Jahr, das dir gehört und das du segnest. Dass es nicht vergebens gelebt ist.
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und nun geht in dieses neue Jahr unter dem Segen des Herrn. Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!
