Die Bedeutung des Festhaltens an der Hoffnung für das Haus Christi
Sein Haus sind wir, wenn wir das Zutrauen, die Freimütigkeit und das Rühmen der Hoffnung als eine feste Gewissheit bis zum Ende festhalten. Sein Haus sind wir nur dann, wenn wir festhalten.
Er spricht hier natürlich die Zukunft an. Es geht um die Ewigkeit, die im Mittelpunkt steht. Es geht um das ewige Haus Christi. Das Ziel ist, dass Christus ein ewiges Haus hat, ein ewiges Volk, mit dem er regieren wird.
Und wir sind sein Haus an jenem Tag nur dann, wenn wir hier bis zum Ende festhalten. Was genau gilt es festzuhalten? Das haben wir bereits gesagt: die Freimütigkeit des Bekenntnisses, das Zutrauen und das Rühmen der Hoffnung.
Rühmen bedeutet, dass man sich schon heute auf etwas in der Zukunft freut. Die Hoffnung ist so sicher, so fest, so bestätigt und gewiss, dass ich mich heute darauf freuen kann, stolz darauf sein kann und es bekenne. Ich spreche es aus. Das Rühmen hat mit dem Aussprechen zu tun.
Im Gebet spreche ich es aus, und auch im Zeugnis vor anderen. Das Rühmen ist also die Antwort auf die Freimütigkeit, die wir innerlich empfangen, weil wir auf ihn schauen und ihn vor Augen haben. Rühmen ist die Antwort, wir rühmen uns dieser Hoffnung, die wir haben.
Wir sollen den Mund auftun, wir dürfen ihn auftun. Das Rühmen ist ein Ausdruck des Glaubens. Wenn wir jemanden zum Herrn führen und er das Evangelium wirklich verstanden hat und zum Herrn betet, dann sagen wir ihm: „Danke dem Herrn für das, was er für dich getan hat.“ Vielleicht tut er es auch selbst.
Er erkennt, was der Herr getan hat, und dann kommt eine Antwort. Diese Antwort ist ein Dank: „Herr, ich danke dir, dass du mich gerettet hast, ich danke dir, dass du für mich gestorben bist.“ Das Danken ist eine große Hilfe. Es zeigt, dass derjenige das Geschenk angenommen hat.
Wenn wir jahrelang, monatelang oder wochenlang immer nur bitten – „Bitte rette mich, bitte rette mich“ – und nie zum Danken kommen, dann ist etwas nicht in Ordnung. Dann haben wir etwas nicht ganz richtig akzeptiert oder angenommen, was er für uns getan hat.
Also: Sein Haus sind wir, wenn wir bis zum Ende, bis zum Ziel festhalten.
Warnung vor der Verhärtung des Herzens
Und jetzt folgt ein längerer Abschnitt von Kapitel 3, Vers 7 bis Kapitel 4, Vers 13. Es handelt sich um eine Reihe von warnenden und aufrufenden Versen, die sich auf eine Bibelstelle aus Psalm 95, Vers 7 bis 11 beziehen. Zunächst ist hier eine Warnung oder besser gesagt ein ernstes Wort, ein ernster Aufruf.
Möchte jemand die Verse 7 bis 11 lesen?
Was hier auffällt, ist, dass der Schreiber nicht sagt: Im Alten Testament hat David einmal gesagt, und dann folgt ein Doppelpunkt: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört...“ und so sollten wir es auch machen. Er sagt auch nicht, wir sollten unsere Herzen nicht verhärten. So spricht er nicht.
Er wendet das, was im Alten Testament steht, direkt an, ohne Einleitung. Er sagt nur: „Wie der Heilige Geist spricht“, aber er sagt nicht: „Im Alten Testament steht geschrieben“. Nein, er sagt: „Der Heilige Geist spricht heute, jetzt spricht der Heilige Geist“ und er zitiert Psalm 95. Er übernimmt es eins zu eins: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht.“
Das heißt, wir können hier einiges von diesen Versen lernen. Zum ersten Mal wird deutlich, dass es für einen Christen die Möglichkeit gibt, sein Herz zu verhärten. Offensichtlich, denn sonst würde es nicht die Aufforderung geben, das nicht zu tun.
Was heißt verhärten? Luther sagt: verstocken, verhärten. Das ist das gebräuchlichere deutsche Wort. Das Herz verhärten heißt, dass man das Herz durch Widerstreben, durch beständiges, dauerndes Widerstreben gegen Gottes Wort unempfindlich macht.
Denn Gott hat uns ja ein sehr empfindliches Inneres gegeben, ein empfindliches Herz. Und jetzt spricht Gott durch das Wort Gottes. Es ist ja logisch: Durch was sollte er sonst sprechen als durch sein Wort?
Wenn wir dieses Wort Gottes nicht wirklich annehmen, wenn wir es nicht tun, wenn wir nicht darauf reagieren, dann machen wir uns mit der Zeit unempfindlich. Weil wir es längere Zeit tun, weil wir es nicht wollen, wird unser Herz abgestumpft, unser Gewissen wird hart gebrandmarkt.
„Verhärtet euer Herz nicht“, das heißt: Werdet nicht unsensibel gegenüber dem Reden Gottes. Werdet nicht innerlich taub dem Reden Gottes gegenüber.
Das ist ähnlich wie die Warnung in Kapitel 2, Vers 1 bis 2: Missachtet nicht das Wort Gottes. Wie werden wir entfliehen, wenn wir an so einem großen Heil missachten?
Wir sollen es nicht missachten und deshalb das Herz nicht verhärten.
Das Herz als Zentrum des inneren Menschen
Das Herz – was bedeutet Herz? In der Bibel steht das Herz für das Innere eines Menschen. Das verstehen eigentlich auch Kinder. Ich habe mit unseren Kindern immer wieder darüber gesprochen. Ich fragte sie: „Was ist das Wichtigste?“ Ein Kind antwortete sofort: „Das Herz ist das Wichtigste.“
Gut, wenn das Herz das Wichtigste ist, dann haben wir erklärt, was eigentlich das Herz ist. Das Kind wusste es zunächst nicht genau, also habe ich es ihm erklärt. Es sagte: „Wir haben zwei Herzen. Wir haben etwas, das da schlägt, das kannst du hören, das klopft da drinnen.“ Das ist das körperliche Herz. Aber wir haben auch ein inneres Herz. Das heißt: genauso wie dieses Herz verborgen ist und ziemlich in der Mitte unseres Körpers liegt, so haben wir in unserem Inneren, ganz in der Mitte, etwas, das man nicht sehen kann.
Das Innere sieht man nicht, das Äußere schon. Auf das Innere kommt es an. Das Herz ist in der Bibel das Gleiche wie der innere Mensch. Die Bibel verwendet verschiedene Begriffe für das Innere des Menschen. Auch der Geist gehört dazu. Der Geist steht dem Leib gegenüber. Der Mensch hat Geist und Leib. Es gibt Herz und Äußeres, Inneres und Äußeres.
Herz – so sprechen wir auch in der weltlichen Sprache. Wir sagen „das Herzstück von etwas“ und meinen damit das Zentrum. Oder wir sprechen vom „Herzen der Stadt“ und meinen ebenfalls das Zentrum, das Innere. Wenn die Bibel vom Herzen redet, meint sie den inneren Menschen, die eigentliche Person, das, was wir wirklich sind: den Geist im Gegensatz zum Leib. Das ist unsichtbar von außen. Der wichtigste Teil unseres Wesens ist unsichtbar.
Man kann sein Herz verschließen. Das heißt, man verschließt sich selbst. Man zeigt nicht sein Inneres. Oder man öffnet sich: „Er öffnete sein Herz“ oder „Sie öffnete ihr Herz“. Das bedeutet, dass jemand etwas von seinem Inneren preisgibt. Dadurch macht man sich natürlich verwundbar. Je mehr man von sich preisgibt, desto mehr macht man sich verletzlich. Das ist eine Gefahr. Deshalb wollen wir uns nicht jedem gleich offenbaren. Alles, was uns beschäftigt, was wir hoffen und wünschen, erzählen wir nicht jedem.
Dort, wo wir Vertrauen haben, öffnen wir uns ein bisschen mehr und mehr. Hier geht es um das Herz gegenüber Gott: Wie steht unser Herz zu Gott? Lasse ich mich von ihm treffen oder mache ich innerlich zu? Höre ich auf Gott und reagiere ich, oder verschließe ich mich? Wenn ich mich oft verschließe und das immer mehr tue, dann stumpfe ich innerlich ab.
Gott spricht im Herzen, zum Beispiel durch das Gewissen. Das Gewissen gehört zum Inneren des Menschen, also auch zum Herzen. Ebenso das Denken. Kopf und Herz sind nicht zwei Gegensätze. Man sagt oft: „Du hast es im Kopf, aber noch nicht im Herzen.“ So redet die Bibel nicht, aber in der Alltagssprache meinen wir damit: Du hast es noch nicht wirklich erfasst und tust es nicht. Du hast es nur als bloßes Wissen gespeichert, aber handelst nicht danach.
Die Bibel sagt, dass das Denken im Herzen ist. Jesus sagt in Markus 7: Im Herzen des Menschen entstehen die bösen Gedanken, denn dort ist das Denken. Das Herz ist das Schaltzentrum des Menschen, also die eigentliche Person, der wichtigste Teil unseres Wesens.
Das Herz sollen wir nicht verhärten. Im Gewissen sollen wir sensibel bleiben und auf Gott eingehen. Wir sollen auf Gottes Wort reagieren, gut hinhören und nicht einfach darüber hinweglesen. Wir sollen uns Zeit nehmen, darüber nachzudenken. Wenn man von einer Sache zur nächsten hetzt, denkt man nicht wirklich nach. Man macht schnell seine stille Zeit, liest zehn Minuten in der Bibel und dann geht es weiter mit dem Alltag.
Dabei hat man keine Zeit, das Wort Gottes wirklich zu verinnerlichen und darüber nachzudenken. Aber genau das brauchen wir: Zeit zum Nachdenken.
Selig ist der Mensch, der über das Wort Gottes nachdenkt (Psalm 1). Selig zu sein heißt, glücklich zu preisen, das höchste Glück zu erfahren. Selig ist, wer Tag und Nacht über Gottes Wort nachdenkt. Das bedeutet, er beschäftigt sich intensiv damit. Er hat es nicht nur gelesen und weiß es, sondern denkt weiter darüber nach.
Jemand hat mir eine Frage gestellt, und ich denke immer noch darüber nach. Ich kann sie noch nicht beantworten. Deshalb bin ich nicht darauf eingegangen. Vielleicht kommen wir am Abend noch einmal darauf zurück. Es ist gut, nachzudenken. Mit der Zeit kommt vielleicht die Antwort.
Es geht nicht nur darum, über lehrmäßige Dinge nachzudenken, sondern auch darüber, wie ich das Gelernte umsetze. Wie setze ich das, was ich jetzt gelernt habe, praktisch um?
Das Wort Gottes im Leben verarbeiten statt nur lernen
Ich freue mich sehr über den Intensivkurs und über die Geschwister, die hier sind. Was ich besonders schön finde, ist, dass ihr keine Bibelschule habt, in der man fünf Jahre lang von Montag bis Freitag nur mit Stoff vollgepackt wird. Dort lernt man einfach ununterbrochen, bis man nach fünf Jahren ein fertiger, gebackener Prediger oder etwas Ähnliches ist. So funktioniert es aber nicht. Gott macht das anders.
Das Wort Gottes muss ins Leben hinein vermischt werden. Es geht nicht, dass man sagt: „Fünf Jahre mache ich Bibelausbildung, und dann lebe ich 50 Jahre lang ohne weitere geistliche Entwicklung.“ So funktioniert es nicht. Auch unser Körper funktioniert nicht so. Ich kann nicht sagen, ich esse jetzt fünf Jahre lang viel und dann 50 Jahre lang gar nichts mehr. Das geht nicht. Das heißt, das Lernen muss ins Leben verteilt werden.
Genauso ist es mit dem Wort Gottes. Wir haben gewisse Zeiten, in denen wir uns intensiv damit beschäftigen. Aber danach brauchen wir auch Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten. Ein Schulbetrieb, ein richtiger Schulbetrieb im Wort Gottes, im Lernen des Wortes Gottes, funktioniert nicht.
Ich selbst war in so einem Schulbetrieb. Ich habe Theologie studiert, und es war sehr schwer für mich. Man hat viel aufgenommen und geistliche Dinge gelernt, aber man konnte nichts richtig verarbeiten, weil es zu viel auf einmal war. Wir brauchen Zeit zum Verarbeiten.
Übrigens, weil ich gerade dabei bin: Prüfungen sind auch nicht ideal. Wir haben uns jetzt bewusst gegen Prüfungen oder Tests entschieden, weil man im Geistlichen nicht auf einen Test lernen kann. Das funktioniert nicht. Was will ich mir mit einem Test beweisen? Will ich beweisen, wie gut mein Gedächtnis ist? Oder was eigentlich?
Man sagt oft, dann habe ich eine gute Motivation. Aber wenn die ganze Motivation darin besteht, nur für den Test gut zu sein, dann ist sie nicht richtig. Die wahre Motivation ist etwas anderes. Ich möchte dem Herrn dienen und so viel wie möglich lernen – ohne Test. Ich brauche keinen Test.
Ich habe einmal Griechisch gelernt, und ich wollte so viel wie möglich Griechisch lernen. Dabei war es mir egal, ob es eine Prüfung gab oder nicht. Natürlich gab es Prüfungen, aber die waren für mich nicht wichtig. Wichtig war, dass ich Griechisch können wollte. Ich brauchte keine gute Prüfung.
So ist es auch mit geistlichem Lernen. Unsere Kinder müssen in der Schule auch lernen. Ich sage ihnen: Du lernst nicht für die Prüfung, du lernst für das Leben. Und im Geistlichen gilt das noch viel mehr.
Wir können geistliche Inhalte eigentlich nicht prüfen. Wenn der Herr uns etwas beigebracht hat, dann war der Herr das. Und dann sind das vielleicht ganz andere Dinge, als die, die ich in einem Test wissen sollte.
Vielleicht sagst du: „Ich möchte auch Dinge wissen, ich möchte Fakten wissen.“ Gut, dann lernen wir sie. Aber ich brauche keinen Druck. Ich weiß nicht, warum man Druck braucht.
Gehen wir ins Gebet und sagen: Herr Jesus, mach du mir die Motivation, dass ich Feuer und Flamme für dich bin. Ich möchte lernen ohne äußeren Druck. Ich möchte einfach lernen. Das ist viel besser, wenn ich vom Herrn her motiviert werde und nicht wegen einer Prüfung.
Eine richtige Schule im üblichen Sinne ist nicht gut, weil man dort keine Zeit zum Verarbeiten hat. Ich habe viele Studenten erlebt, die vollgestopft mit Wissen sind, aber innerlich verhärtet.
Mein Bruder hat einmal gesagt: So eine Bibelschule ist wie ein Krankenhaus. Sobald du ins Krankenhaus gehst, wirst du krank. Dort gibt es lauter Viren und Bakterien. Ich weiß nicht, was alles. Und dann wird man krank.
Unsere Tochter war noch sehr klein, ich glaube, sie war zwei Jahre alt, als wir sie ins Krankenhaus brachten. Danach wurde sie krank und kam lange nicht mehr heraus. Es dauerte lange, bis sie alles ausgeheilt hatte.
So kann man sich auch verhärten durch zu viel Wort Gottes, durch theoretisches Ansammeln von Wissen und Stoff, wenn man es nicht ins Leben umsetzt. Das Eigentliche fehlt dann. Das ist eine große Gefahr für Bibelschulen – solche Bibelschulen, wie sie hier sitzen.
Ich rede jetzt nicht von dem, was ihr macht. Das ist im Leben verteilt, und das finde ich sehr, sehr gut. Die Gefahr der Verhärtung gibt es bei allen Christen. Und wir sollten nicht denken: „Bei mir ist das nicht so schlimm, ich bin nicht so arg verhärtet.“
Wir meinen das oft, aber es gibt auch Teilbereiche, in denen man sich verhärten kann und nicht mehr ansprechbar ist. Man lässt sich einfach nichts mehr sagen in diesem Bereich.
Wenn man sich lange Zeit nichts sagen lässt, und wenn der Herr einem etwas zeigt, was man tun soll, man es aber nicht tut, dann verändert man mit der Zeit seine Theologie und sagt: „Ach, so schlimm ist es ja nicht.“ Oder: „Gott will das vielleicht gar nicht.“
Warum die Warnung vor Verhärtung?
Die Gründe für diese Warnung beginnen mit dem Wort „darum“. Wenn „darum“ steht, fragen wir uns automatisch: Warum? Welcher Zusammenhang besteht hier?
In Hebräer 3,7 heißt es: „Darum verhärtet eure Herzen nicht.“ Die Frage ist: Warum sollen wir unsere Herzen nicht verhärten? Was ist der Zusammenhang? Diese Fragen sind sehr wichtig, wenn wir die Bibel studieren. Warum steht dort „darum“? Worauf bezieht sich das? Warum genau soll ich mein Herz nicht verhärten?
Diese „darum“-Aussage bezieht sich auf etwas, das zuvor gesagt wurde. Es ist ein Rückbezug auf einen vorherigen Gedanken. Es ging um das Haus Christi. Wir sind sein Haus – aber nur, wenn wir festhalten. Das heißt, es gibt die Möglichkeit, dass wir nicht festhalten. Es kann passieren, dass wir unser Herz verhärten, uns nicht mehr treffen lassen und nicht mehr sensibel gegenüber Gottes Wort sind. Dann können wir nicht mehr festhalten, weil wir uns innerlich verhärtet haben.
Darum heißt es heute: Man ist jederzeit in Gefahr, sich zu verhärten. Heute will ich mich nicht verhärten, und morgen sage ich wieder: Heute will ich mich nicht verhärten lassen.
Der Autor mahnt uns. Er sagt nicht einfach nur „Ich mahne euch“, sondern ruft uns auf, einander täglich zu ermutigen. So heißt es in Hebräer 3,12-13: „Solange es heute heißt...“ Das bedeutet wirklich heute – nicht nur diese Woche oder diesen Monat, sondern heute, an diesem Tag.
Diese tägliche Ermahnung ist wichtig, damit wir nicht verhärten und immer wieder neu offen bleiben für Gottes Wort.
Die Ursache der Verhärtung im Alten Testament
Im Alten Testament heißt es, dass sich das Volk Gottes verhärtet hat. Warum war das damals so? Was war die Geschichte dahinter? Warum wurde ihr Herz hart an den Orten Meribah und Massa? Kann jemand kurz erklären, was damals das Problem war?
Es stellt sich die Frage: Ist Gott noch in unserer Mitte? Diese Frage taucht immer wieder auf. Ja, offensichtlich haben sie Unglauben gezeigt. Sie haben Gottes Wort infrage gestellt. Sie haben nicht mehr richtig hingehört und Gottes Wort nicht mehr für bare Münze genommen. Auch auf Mose haben sie nicht mehr gehört.
Mose hatte gesagt, dass Gott mit ihnen ist. Er versprach, sie ins verheißene Land zu führen. Aber warum verhärteten sie sich? Helft mir bitte: Es geht um mehrere Fälle. Es waren Massa und Meribah. In 2. Mose 17 kommt der Fall von Meribah vor, und auch in 4. Mose 20. Beide Male wurde Gott herausgefordert.
In 2. Mose 17, Verse 1 bis 7, ging es um Wasser. Es gab kein Wasser zum Trinken, und das Volk haderte mit Mose. Sie forderten: „Gebt uns Wasser!“ Mose fragte sie: „Was hadert ihr mit mir? Was versucht ihr den Herrn?“ Sie sagten: „Warum hast du uns aus Ägypten herausgeführt, um mich, meine Kinder und mein Vieh verdursten zu lassen?“
War es Gottes Wort, dass er die Kinder Israels in der Wüste sterben lassen würde? Nein, ganz klar hatte Gott gesagt, er werde sie ins verheißene Land führen. Er versprach, sie herauszuführen, zu befreien und ihnen ein Land zu geben, in dem Milch und Honig fließen. Doch sie akzeptierten Gottes Wort nicht mehr.
Sicher, es war große Not. Nicht nur die Kühe schrien, auch die Kinder und Frauen litten. Es waren mehr als zwei Millionen Menschen. „Wir verdursten!“ Das war eine schwere Anfechtung. Trotzdem hätten sie auf Gottes Wort hören sollen. Gott würde sie nicht in der Wüste verdursten lassen, nachdem er sie so mächtig herausgeführt hatte. Das zeigt, dass sie unsensibel gegenüber Gottes Wort geworden waren.
Der zweite Fall war in 4. Mose 20. Danke, Herr Streitzig, für den Hinweis. Auch hier geht es um das Wasser von Meribah. Das Volk haderte mit Mose, wie in Vers 3 beschrieben. Sie sagten: „Wären wir doch umgekommen, als unsere Brüder vor dem Herrn starben! Warum habt ihr die Versammlung des Herrn in diese Wüste gebracht, dass wir dort sterben – wir und unser Volk?“
Die Situation war ähnlich: Kein Wasser. Sie beklagten sich, dass sie und ihr Vieh sterben würden, und fragten, warum sie aus Ägypten herausgeführt wurden, um an einen so bösen Ort zu kommen. Gott züchtigte sie daraufhin mit seinem Zorn.
Nun zurück zum Hebräerbrief Kapitel 3: Sie haben sich verhärtet, weil sie nicht auf Mose hörten. Heute sind Gläubige in Gefahr, sich zu verhärten, weil sie nicht auf Christus hören – das neue Reden Gottes in Christus. Christus hat gesagt, er wird sie ins himmlische Heimatland führen.
Doch die Schwierigkeiten bleiben: Die Rabbis, die harte Verfolgung, die Zukunft unserer Kinder und vieles mehr. Hat Gott nicht versprochen, uns ans Ziel zu bringen? Die Gefahr besteht darin, sich gegenüber Christus und seinem Wort zu verhärten. Das Wort Christi ist das Wort des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist spricht heute dasselbe wie vor tausend oder dreitausend Jahren.
Wenn wir das Reden des Heiligen Geistes hören wollen, müssen wir uns dem Wort Gottes stellen. Wir müssen uns ernsthaft damit befassen und darüber nachdenken. Es gibt nicht zwei Reden Gottes.
In manchen pietistischen Kreisen besteht das Problem, dass Christen beim Lesen der Bibel auf ein besonderes Wort Gottes warten. Sie sagen: „Heute hat der Herr nicht zu mir gesprochen. Das Wort hat mir nichts gesagt.“ Dabei steht doch alles in der Bibel. Wir haben eine ganze Bibel voll Wort Gottes.
Das Problem liegt nicht beim Wort, sondern oft bei uns selbst. Vielleicht nehmen wir uns nicht die Zeit, über das Gelesene nachzudenken. Oder wir erwarten etwas Falsches, zum Beispiel ein Gefühl im Bauch oder einen besonderen Vers, der uns anspringt. Aber im Neuen Testament lesen wir nirgends, dass die Israeliten oder Christen so auf ein Wort Gottes beim Lesen der Bibel gewartet haben.
Wir lesen die Schrift so, wie sie zu lesen ist – wie ein Buch. Wir lesen, was da steht, denken darüber nach, beten um Verständnis und darum, das Gelesene auch anwenden zu können. Wir bitten: „Herr, öffne mir die Augen, dass ich sehe, wie du bist. Dass ich die Wunder an deinem Gesetz erkenne. Dass ich dich sehe. Ich möchte Jesus sehen, ich möchte in meinem inneren Auge neu an die Dinge erinnert werden, die ich in Christus habe.“
Manchmal beten wir auch: „Herr, ich weiß nicht, wie mein Weg weitergehen soll. Gib mir Leitung.“ Wir erwarten nicht, dass uns plötzlich ein Vers anspringt. Das kann zwar vorkommen, wenn Gott es will, aber das ist nicht die Regel.
Der normale Weg ist, regelmäßig die Bibel zu lesen, etwas zu lernen und dann weiterzulesen. Manchmal entdeckt man etwas Neues, manchmal nicht. Aber wir lesen weiter, erinnern uns an Gelerntes und danken dem Herrn. Wir erwarten nicht, dass es ein zweites Reden Gottes gibt, zusätzlich zur Bibel.
Wenn ich meiner Frau sage: „Sprich mal durch dein Wort zu mir“, schaut sie mich verständnislos an. Wie soll sie das tun? Gottes Wort ist die Bibel. Wenn wir sie lesen, haben wir es mit dem Wort Gottes zu tun.
So macht es auch der Schreiber im Hebräerbrief. Er zitiert Psalm 95 und sagt: „So spricht der Heilige Geist.“ Gott spricht nicht zusätzlich zum Bibellesen. Ein zweites Reden Gottes gibt es nicht.
Das war eine Ansicht von Karl Barth, einem ungläubigen Theologen. Er sagte, die Bibel werde erst zum Wort Gottes, wenn wir sie lesen. Das ist eine Irrlehre. Die Bibel ist nicht erst dann Gottes Wort. Diese Lehre nimmt der Bibel ihre historische Glaubwürdigkeit und macht sie zu einem psychologischen oder magischen Mittel.
Der Heilige Geist lebt in der Heiligen Schrift. Dort spricht er. Und wenn wir die Bibel lesen, spricht er durch sie. Das heißt nicht, dass er nicht auch anders sprechen kann.
Ich hatte einmal ein Erlebnis, das ich hier schon erzählt habe. Der Heilige Geist kann uns auch ohne Bibellesen auf etwas aufmerksam machen. Mein Vater war schwer krank, 500 Kilometer entfernt. Ich war im Wald und betete wie immer bei meinen Spaziergängen.
Es war Samstag, und meine Mutter hatte angerufen, dass es meinem Vater schlecht ging. Während ich betete, hatte ich ständig den Gedanken: „Fahr nach Hause, fahr zu deinem Vater.“ Ich sagte zu meiner Frau, dass ich fahren wolle, sagte alle Termine ab und fuhr zum Krankenhaus.
Ich konnte gut mit meinem Vater reden. Er war kein gläubiger Mann, sondern ein Suchender. Trotzdem konnte ich mit ihm beten und ihn ermutigen, Jesus anzunehmen und Gott zu danken. Er nickte, konnte aber wegen einer geschwollenen Zunge nicht sprechen.
Am nächsten Sonntag konnte ich noch einmal mit ihm reden. Am Montag durfte ich nicht mehr zu ihm, und am Dienstag wurde er ins künstliche Koma gelegt, aus dem er nicht mehr erwachte. Das war die letzte Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.
Es war klar, dass der Heilige Geist mich innerlich gedrängt hatte zu handeln. Solche besondere Führung gibt es, aber sie ist nicht alltäglich. Wir dürfen nicht erwarten, dass Gott jeden Tag so zu uns spricht. Es sind spezielle Momente, in denen er uns etwas klar machen will.
Der normale Weg, wie Gott zu uns spricht, ist das Wort Gottes. Wichtig ist, dass wir im Gebet und im Wort Gottes zu Hause sind und in einer reinen Beziehung zu ihm leben. Wir dürfen um Führung beten, auch in schwierigen Lebensfragen. Aber wir sollten nicht meinen, dass Gott immer auf besondere Weise spricht.
Das ist der normale Weg: Gottes Wort, die Bibel, ist das Mittel, durch das der Heilige Geist heute zu uns redet.
Die Konsequenzen der Verhärtung in der Wüste
Verhärtet nicht eure Herzen, wie es am Tag der Versuchung in der Wüste geschah, als eure Väter mich versuchten und meine Werke sahen. Israel hat nun also vierzig Jahre lang gesehen, wie Gott gewirkt hat. Sie haben die Stimme Gottes gehört, sie haben den Donner am Sinai gehört und vieles mitbekommen.
Als die Prüfung dann kam, haben sie ihr Herz hart gemacht? Ja, die Versuchung war sehr schwer, die Situation war schwierig. Dennoch ist das keine Entschuldigung. Wir dürfen nicht sagen: „Ja, aber es ist so schwierig, warum soll ich jetzt noch auf Gott vertrauen? Es ist so schwer, da darf ich doch ein bisschen zweifeln.“ Nein, das dürfen wir nicht. Wir brauchen das nicht.
Darum war ich entrüstet über jenes Geschlecht und sagte immerzu: „Sie irren im Herzen, sie kennen nicht meine Wege.“ Sie haben sie nicht kennengelernt, sie haben sie nicht zur Kenntnis genommen. Im Griechischen bedeutet das Wort „kennen“ auch „zur Kenntnis nehmen“. Sie haben meine Wege nicht zur Kenntnis genommen.
Sie wollten Knoblauch in Ägypten und Zwiebeln. Und weil das Israel widerfahren ist, sagt er jetzt: „Euch soll das nicht widerfahren. Verhärtet nicht eure Herzen.“ So schwor ich in meinem Zorn, dass sie nicht in meine Ruhe eingehen sollen.
Im Griechischen steht hier: „Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden, dann ...“ Das ist eine Schwurformel. In Österreich sagt man zum Beispiel: „Wenn das passiert, dann fresse ich einen Besen.“ Das ist eine umgangssprachliche Redewendung, um auszudrücken, dass etwas ganz sicher nicht geschehen wird.
Im Hebräischen gibt es eine ähnliche Formel: „Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden.“ Das heißt, sie werden hundertprozentig nicht in meine Ruhe eingehen. Das wird hier unterstrichen. Es wird also betont, dass so etwas nicht geschehen wird. Sie sollten nicht in meine Ruhe eingehen. Das ist genau die Schwurformel, richtig übertragen.
Gut, die Ruhe – was ist damit gemeint? Sie dürfen gern antworten, was ursprünglich mit dieser Ruhe gemeint war, in die sie eingehen sollten. Beachten wir den Zusammenhang mit der Wüstenwanderung Israels. Was war damals mit dieser Ruhe gemeint?
Als sie nämlich ins Land kamen, heißt es, dass Gott sie zur Ruhe geführt, zur Ruhe gebracht hat. Das war das verheißene Land, Kanaan. Eine relative Ruhe allerdings, denn wie wir später erfahren, war das nicht die letzte Ruhe. Es war eine Vorstufe zur letzten Ruhe. Das war noch nicht die endgültige Ruhe.
Beachten wir also Vers 12 bis 19 – nein, nicht mehr, es ist schon vier Uhr, wir sind fertig. Es ist genug für heute. Wir machen am Abend weiter. Kapitel 3 werden wir fertig machen, und wahrscheinlich auch Kapitel 4, wobei ich noch nicht weiß, wie weit wir kommen werden.
Bitte sehen Sie sich die Fragen zu den Kapiteln 3 und 4 an und beantworten Sie sie, soweit es geht. Vielleicht wollen wir jetzt noch kurz zum Schluss beten.