Herr Präsident! Danke, Herr, dass wir auf dich blicken dürfen und dich vor Augen haben dürfen, auch jetzt in dieser Stunde. Amen!
Ich wollte noch ankündigen, wer Interesse hat: Ich habe hier drei Bücher liegen. Es sind Neue Testamente und Psalmen. Ich glaube, ihr habt schon Bücher, so ein Buch, die Bibel. Aber vielleicht hat der eine oder andere Interesse.
Dieses Buch ist eine Übersetzung ins Deutsche mit dem Versuch, möglichst genau zu übersetzen. Es stammt von Herbert Jantzen, mit dem ich seit dreizehn Jahren zusammenarbeite. Ich habe ihm ein paar Exemplare mitgenommen, weil mich immer wieder der eine oder andere danach fragt.
Das Besondere an dieser Übersetzung ist, dass hinten etwa 200 Seiten Übersetzungskommentare enthalten sind. Dort kann man auch bei schwierigen Fragen nachlesen, warum etwas so übersetzt wird.
Außerdem gibt es bei den Psalmen einen Anhang über den Aufbau und die Struktur der Psalmen. Das ist sehr schön, denn die Psalmen sind nach hebräischer Poesie, also poetischer Form, geschrieben und gedichtet worden.
Der hebräische Psalter, das hebräische Gedicht, funktioniert nicht wie bei uns mit Endreimen. Stattdessen zählen die Hebräer die Wörter oder Zeilen und achten darauf, dass alles auf ein Zentrum zuläuft.
Im Anhang habe ich von jemandem, der das veröffentlicht hat und mir die Erlaubnis gegeben hat, sehr viele Informationen hineingepackt. Zum Teil sind es eigene Anmerkungen, aber sehr viele stammen von diesem Mann.
Das ist eine große Hilfe, um die hebräische Poesie zu verstehen. Also, wer noch möchte, kann gerne ein Exemplar haben. Ich muss dafür etwa zehn Euro verlangen. Ich habe es leider nicht gratis, aber wer möchte, kann sich gerne bedienen.
Dann habe ich noch zwei kleine Büchlein von Herbert Jantzen und mir, die wir gemeinsam geschrieben haben. Das Thema ist: Kann ein Christ zu einem Nichtchristen werden?
Außerdem gibt es noch ein Buch, das nächste Woche herauskommt. Leider ist es noch nicht fertig, sonst hätte ich es mitnehmen können. Es handelt sich um eine gründliche Abhandlung über die Erwählung, also was das in der Schrift bedeutet.
Dieses Buch kommt vom gleichen Verlag wie das kleine Büchlein, nämlich vom CMV, dem Christlichen Missionsverlag Bielefeld.
Ich wollte nur sagen, dass ich noch ein paar Exemplare da habe. Wer möchte, kann sich gerne bedienen.
Simsons Leben und Gottes Gnade trotz Schwächen
Zurück zu Richter Kapitel 15 – ach, wir sind ja schon bei Kapitel 16, Richter Kapitel 16. Kapitel 16 ist dann schließlich der Fall Simson und das Ende Simsons.
Jeder hat seine schwachen Stellen, und es ist ein Wunder, dass Gott Simson trotz seiner Sünden gebraucht hat. Aber es ist ja auch ein Wunder, dass Gott uns trotz unserer Sünden gebraucht.
Simson war alles andere als ein Vorbild. Er musste gedemütigt und gezüchtigt werden, damit er nicht noch weiter in Sünde fällt und schlussendlich sogar ganz abfallen könnte. Simson ging schon sehr gefährliche Wege, doch Gott ging ihm nach und nahm ihn weiterhin an.
Das Schöne ist, Simson ließ sich demütigen und auch züchtigen. Das sieht man ganz am Ende seines Lebens. Er ging also doch auf Gottes harte Wege mit ihm ein und wurde nicht verbittert. Das ist das Schöne an Simson.
Zum Schluss sehen wir, dass er eine große Glaubenstat vollbringt, auch wenn er bei dieser Tat selbst sterben muss. Aber er errang einen Sieg über die Philister, und das ist schön – wenn ein Sieg über die Feinde Gottes errungen wird.
Wir alle haben unsere schwachen Stellen – sei es nun das unbeherrschte Wesen und der Zorn, der Stolz, das Hochdenken von sich selbst, die umherschweifenden Augen, die böse Lust, der Eigensinn, der Wankelmut oder etwas anderes. Wir haben schwierige Seiten, und der Feind wird versuchen, uns gerade dort zu Fall zu bringen, wo unsere Schwäche liegt.
Simson hat seine Warnung bekommen: Verliebe dich nicht in die Philisterinnen dieser Welt! Der Herr hat ihn aus den Folgen seines ersten unglücklichen Fehlers befreit, nämlich eine Philisterin zu heiraten. Der Herr hat ihn befreit – das ist Gnade. Der Herr ist ihm weiterhin nachgegangen.
Doch Simson hat seine Lektion nicht gelernt. Das Ganze wiederholt sich jetzt mit einem gravierenden, ernsten Unterschied: Simson wird diesmal nicht befreit. Diesmal geht es an den Kragen, das heißt, er kommt in die Gefangenschaft. Er hat seine Hausaufgaben nicht gemacht, und es geht wieder um eine ähnliche Sache, oder?
Simsons erneute Schwäche und Gottes zurückgezogene Führung
Die Frau drängt ihn: „Sag mir das Geheimnis, sag mir das Geheimnis!“ Und er wird genau an der gleichen Stelle wieder schwach wie zuvor.
Zuerst die Verse eins bis drei: Simson ging nach Gaza und sah dort eine Frau, eine Hure. Er ging zu ihr hinein. Hier taucht wieder das Wort „sehen“ auf, die Augen werden erneut zur Falle. Ohne zu heiraten fällt er selbst in die gleichen Sünden, von denen er Israel befreien sollte. Diesmal kommt der Heilige Geist nicht über ihn.
Der Heilige Geist holt uns nicht immer aus der Patsche, wenn wir ganz bewusst ungehorsame Wege gehen und uns nicht korrigieren lassen. Aber es kommt eine Züchtigung – das ist die Treue Gottes.
Unter den Gazitern sprach sich herum, dass Simson hierher gekommen war. Sie umstellten ihn und lauerten ihm die ganze Nacht am Stadttor auf. Sie verhielten sich die ganze Nacht still und sagten: „Bis zum Morgenlicht, dann bringen wir ihn um.“ Simson lag bis zur Hälfte der Nacht, also bis zur Mitternacht, und dann stand er auf.
Er ergriff die Türflügel des Stadttors und die beiden Pfosten, riss sie mitsamt dem Riegel heraus. Dann legte er sie auf seine Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges, der in Richtung Hebron liegt.
Hier zeigt sich seine übernatürliche Begabung: Er trägt das Stadttor davon. Die Begabung ist immer noch da, trotz seiner sündigen Wege. Es ist nicht so, dass Gott uns sofort die Begabung wegnimmt. Der Herr hat uns ja durch den Heiligen Geist mit Gnadengaben begabt und ausgerüstet. Auch in unserem Leben ist das so: Wenn wir sündige Wege gehen, nimmt Gott uns nicht sofort die Begabung weg.
Die Begabung ist da, die Kraft ist da, aber sie wird nicht mehr unter der Führung des Heiligen Geistes verwendet. Das heißt, der Geist Gottes kam nicht mehr über ihn, aber die Kraft wird noch eingesetzt.
Der Berg, auf den er das Stadttor trägt, liegt in Richtung Hebron. So ist es jetzt bei mir. Steht es bei dir anders? Was bedeutet das? Wenn der Nächste den Berg auf der Straße nach Hebron hinaufträgt – genau, in Richtung Hebron.
Ich muss jetzt nachschauen, wie weit Hebron entfernt ist. Hast du geschaut? Zwölf Kilometer? Also, er ist jetzt in Gaza, und Hebron dürfte sogar weiter entfernt sein. Das müssten wohl 50, oder? Sechzig Kilometer sein? Ja, danke.
Der Berg liegt vor Hebron. Im Hebräischen steht in Kapitel 16, Vers 3: „Der Berg, der angesichts von Hebron ist“, also der Berg, der gegenüber von Hebron liegt. Das heißt, es ist schon die Richtung, aber nicht in Hebron selbst. „Angesichts“ bedeutet hier „gegenüber“ oder „in Richtung“ Hebron.
Die Tatsache, dass der Herr uns mit Gnadengaben begabt hat, garantiert nicht, dass wir jedes Mal, wenn wir die Gnadengabe einsetzen, vom Heiligen Geist geführt sind. Das ist nicht der Fall.
Ein Irrlehrer kann zum Beispiel die Gnadengabe des Lehrens haben, aber er lehrt eine falsche Lehre mit dieser Gnadengabe. Das gibt es doch. Gnadengabe allein bedeutet nicht, dass man vom Geist geleitet ist. Geist bedeutet Leitung.
Jedenfalls werden hier keine Philister getötet. Für den Herrn gibt es keinen Sieg in dieser Sache. Es ist Kraftverschwendung. Hätte er die Kraft besser gegen die Philister eingesetzt!
Kein einziger Philister liegt am Boden, kein Feind wird besiegt. Wir wollen das immer mit neutestamentlichen Augen betrachten.
Aber anstatt Gott zu danken und Buße zu tun oder etwas in der Art, geht Simson zum dritten Mal in die Falle.
Die letzte Versuchung und die Entscheidung über das Leben
Verse vier und folgende: Dieses Mal ist es das letzte Mal. Simson konnte wählen. Man könnte ihn fragen: Wofür willst du dein Leben hingeben? Simson, für was willst du eigentlich leben? Willst du dein Leben dafür geben, Philister zu töten, oder willst du für deine eigene Lust leben? Lass dich von deinem Fleisch leiten oder vom Geist?
Auch wir dürfen uns fragen: Für was will ich eigentlich mein Leben leben? Verleben müssen wir es sowieso, und es dauert gar nicht so lange. Wenn man jung ist, denkt man, das Leben dauert furchtbar lange. Aber wenn man älter wird, merkt man: Ach so, das Leben ist schon fast vorbei. Es geht sehr schnell.
Wir müssen täglich wählen, welches Leben wir leben wollen. Es liegt an uns, wie eng unsere Beziehung sein soll. Es liegt an uns. Oswald Sanders hat das so formuliert – ich kann den Satz nicht mehr wörtlich wiedergeben, ich habe ihn mir nur notiert: Es liegt an dir, wie eng du deine Beziehung zu Gott haben möchtest. Es liegt an dir, wie eng du mit Gott in dieser Welt leben möchtest.
Es liegt nicht an Gott, es liegt an dir, ob du mit dem Herrn in einer ganz engen Beziehung leben wirst oder nicht, ob deine Beziehung weniger eng sein wird. Das wählst du.
Was möchtest du vom Herrn erbitten? Wenn du jetzt eine freie Bitte hättest, und Gott würde dir sagen: Bitte heute Nacht, was du willst – was würdest du beten? Salomo hat so eine freie Bitte bekommen, nicht wahr? Der Wunsch stand frei. „Bitte, was du willst, was soll ich dir geben?“ Salomo betet dann weise.
Aber was tut Gott mit uns? Er sagt: Bitte mich, bitte mich um alles, was du im Gebet brauchst. Wenn wir im Sinn Jesu Christi beten, wird der Herr es uns geben. Also sollen wir dafür beten und immer wieder dafür beten, dass wir eine enge Beziehung zum Herrn Jesus Christus aufbauen und haben. Dass unser Leben fruchtbar wird – und nicht so wie das von Simson.
Delilah und die Falle der Welt
Also geschah es danach, dass er eine Frau im Tal Sorek liebte, das ist das Traubental. Die Trauben mochte er gern, der Philister Simson im Traubental. Ihr Name war Delilah, was „die Schmachtende“ bedeutet, die mit Verlangen schmachtet. Wieder war er also verliebt in eine Philisterin.
Die Fürsten der Philister gingen zu ihr hinauf und sagten zu ihr: „Berede ihn und sieh, worin seine große Stärke besteht und wodurch wir ihn überwältigen können, damit wir ihn binden und zwingen.“ Die Philister wollten also nicht das Geheimnis der großen Kraft erkennen, um selbst verwandelt zu werden und diese Kraft zu erhalten, sondern sie wollten das Geheimnis nur kennen, um die Kraft zu zerstören und den Träger der Kraft zu vernichten.
Sie sagten: „Wir geben dir jeder 1.100 Schekel Silber.“ Delilah antwortete Simson: „Tu mir bitte kund, worin deine große Stärke besteht und womit du gebunden werden kannst, um dich zu bezwingen.“ Diese Delilah liebte nicht Simson, sondern die eintausendeinhundert Schekel Silber. Das heißt, sie bekam noch mehr – ich weiß nicht, wie viele Philisterfürsten es waren. Wenn es fünf Fürsten der Philister waren, dann wären es 5.500 Schekel Silber. Es gab ja fünf Fürsten, fünf große Städte bei den Philistern, möglicherweise waren es fünf. Also wartete viel Geld auf sie.
Delilah sagte zu Simson: „Tu mir bitte kund, worin deine große Stärke besteht.“ Simson sagte zu ihr: „Würde man mich mit sieben frischen Sehnen binden, die nicht ausgetrocknet sind, würde ich schwach werden und wie jeder andere Mensch sein.“ Jetzt fing er an zu spielen oder führte sie ein Stück weiter heran. Er spielte mit ihr, hatte seine Freude daran. Aber wir sollen nicht mit der Welt spielen und auch nicht mit den Verführungen der Welt.
Die Fürsten der Philister brachten sieben frische Sehnen, die nicht ausgetrocknet waren, zu ihr hinauf. Sie band ihn damit, aber die Auflauern saßen in ihrer Kammer oder versteckten sich. Sie sagte zu ihm: „Philister über dir, Simson!“ Da zerriss er die Sehnen wie einen Flachsfaden, wenn er das Feuer riecht, und seine Kraft wurde nicht erkannt.
Das heißt, die Ursache seiner Kraft wurde nicht erkannt. Wenn hier steht, „seine Kraft wurde nicht erkannt“, meint das den Grund seiner Kraft. Im Hebräischen gibt es manchmal solche verkürzten Sätze. Wenn hier steht, die Kraft werde nicht erkannt, dann ist damit der Grund der Kraft gemeint. Man muss hier einen logischen Verstand einsetzen, das ist klar. Nicht, dass sie seine Kraft nicht hatten, sondern dass sie nicht wussten, warum er diese Kraft hat.
Delilah sagte zu Simson: „Siehe, du hast mich getäuscht und Lügen zu mir geredet. Nun tu mir bitte kund, womit du gebunden werden kannst.“ Simson ist töricht; er merkt immer noch nicht, dass diese Philisterin ihn gar nicht liebt.
Warnung vor der Liebe zur Welt
Wir haben ja schon gelesen und ich möchte noch einmal wiederholen, was im ersten Johannesbrief steht: „Liebt nicht die Welt, weil die Welt euch nicht liebt“ (1. Johannes 2,15). Außerdem heißt es in 1. Johannes 3,13: „Die Welt hasst euch.“ Diese Verse müssen wir miteinander verbinden.
Wir sollen nichts lieben, was uns nicht liebt. Die Welt liebt uns nicht, und der Fürst dieser Welt schon gar nicht. Es ist unweise, etwas zu lieben, das uns nicht liebt. Viel besser ist es, den Vater zu lieben, denn er liebt uns. Wir können nicht beides lieben: weder die Welt noch den Vater. Denn wer die Welt liebt, der hat die Liebe zum Vater nicht in sich.
Übrigens, diese Stelle im ersten Johannesbrief ist nur ein kurzer Ausflug: 1. Johannes 2,15 sagt: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ Mir geht es jetzt um den zweiten Teil des Satzes: „Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“
Das ist doppeldeutig. „Die Liebe des Vaters“ ist ein Genitiv, ein Wesfall. Im Griechischen kann dieser Genitiv entweder subjektiv oder objektiv verstanden werden. Was bedeutet das? Es kann entweder die Liebe zum Vater sein oder die Liebe des Vaters.
Das heißt: Entweder bedeutet es, dass jemand, der die Welt liebt, die Liebe zum Vater nicht in sich hat, oder dass die Liebe des Vaters nicht in ihm ist. Man kann das also auf beide Arten übersetzen. Am besten ist es, beides zu verstehen, denn beides ist richtig. Wenn jemand die Welt liebt, ist weder die Liebe des Vaters noch die Liebe zum Vater in ihm, weil die Liebe bereits auf etwas anderes gerichtet ist.
Wenn die Liebe auf die Welt gerichtet ist, dann ist es eine geteilte Liebe. Und das funktioniert nicht. Man kann nicht sagen: „Ein bisschen liebe ich die Welt, ein bisschen liebe ich den Vater.“ Das geht nicht. Gott will, dass die Liebe von ganzem Herzen kommt.
Ich kann nicht zu meiner Frau sagen: „Ja, weißt du, 50 Prozent meiner Liebe gehören dir, und 50 Prozent einer anderen Frau.“ Das funktioniert nicht. Sie wird damit nicht einverstanden sein. So funktioniert echte Liebe nicht. Die Liebe muss gebündelt sein, eine ganze Liebe. Liebe Gott von ganzem Herzen, mit ganzer Kraft, mit deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Gemüt und mit deinem ganzen Denken.
Wenn du die Welt liebst, dann ist weder die Liebe des Vaters noch die Liebe zum Vater in dir. Die Liebe des Vaters kann dich dann nicht zurücklieben. Im praktischen Sinne kannst du seine Liebe nicht erleben und auch nicht genießen. Wenn du etwas anderes liebst, wird der Vater nicht einverstanden sein, und seine Liebe wird nicht spürbar sein.
Oder wie ist es, wenn du dem Vater nicht gehorchst? Spürst du dann seine Liebe? Vielleicht spürst du seine Zucht, aber sonst nicht. Das heißt aber nicht, dass die Liebe des Vaters damit aufhört. Während der Vater den Jungen züchtigt, liebt er ihn ja auch. Aber der Junge spürt das nicht oder spürt es auf eine andere Weise, als er es gerne möchte.
Also zurück zum Thema: Das war nur ein kleiner Ausflug. Ich wollte zeigen, dass man nicht beides lieben kann, wie Simson hier. Er merkt immer noch nicht, dass diese Philisterin ihn gar nicht wirklich liebt. Und diese Philisterin bleibt eine Philisterin. Sie bleibt den Fürsten der Philister treu und loyal, trotz ihrer Liebesbeteuerungen an Simson.
Er sagte zu ihr: „Binde mich fest mit neuen Stricken, mit denen keine Arbeit geschehen ist. Dann würde ich schwach werden und wäre wie jeder andere Mensch.“ Dann nahm Delilah neue Stricke und band ihn damit. Sie sagte zu ihm: „Philister, über dir, Simson!“
Wahrscheinlich hatten sie ihn, wie immer, eingeschläfert. Es saßen aber Auflauern in der Kammer, die die Stricke von seinen Armen rissen wie einen Faden. Bitte glaubt nicht den Kinderbüchern oder Kinderbibeln, manchmal sind die falsch. Dort steht nicht geschrieben, dass die Philister jedes Mal aus der Kammer herausstürmten und nachschauten.
Simson wäre sehr töricht gewesen, wenn er dieses Spiel dreimal mitgespielt hätte, oder? Versteht ihr? Die Auflauern waren natürlich versteckt, aber sie kamen nicht heraus, wenn es nicht funktionierte. In Kinderbibeln heißt es oft, sie stürzten dann heraus, und er befreite sich und machte etwas mit ihnen. Aber das steht nicht im Text.
Im Text steht nur, dass sie sich versteckt haben in einer Kammer, falls er wirklich überwunden ist, damit sie ihn dann mitnehmen können.
Die letzte Täuschung und der Verlust der Kraft
Er riss sie von seinen Armen wie einen Faden, und Delila sagte zu Simson: Bisher hast du mich getäuscht und Lügen zu mir geredet. Tu mir kund, womit du gebunden werden kannst.
Er antwortete ihr: Wenn die sieben Haarflechten meines Kopfes mit den Kettfäden am Webstuhl verwebt sind, dann kannst du mich binden.
Bisher hast du mich getäuscht und Lügen zu mir geredet, sagte er. Ja, und was hat sie gemacht? Sie hat ihn ebenfalls getäuscht. Vertrau mir, sagt sie, vertrau mir. Er hat mit dir gespielt.
Und wie ist es mit der Welt? Die Welt sagt: Vertrau mir, vertrau mir, bei mir gibt es Befriedigung, bei mir gibt es Leben, vertrau mir doch. Ja, und es ist ein Betrug.
Im Hebräerbrief Kapitel 3, Vers 13 lesen wir vom Betrug: "Ruft euch einander auf, jeden Tag, solange es heute heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch den Betrug der Sünde."
Der Betrug der Sünde – die Sünde wird hier wie eine Macht beschrieben. Wilde Menschen werden durch sie verführt. Wenn du der Sünde nachfolgst, wenn du ihr gehorchst, gerätst du in eine Sklaverei.
Aber die Sünde betrügt uns und sagt: Nein, nein, das ist keine Sklaverei, das ist schön für dich. Wenn du nach deinen Lüsten lebst und die Sünde in deinem Leben herrschen lässt, dann ist das gut für dich.
Das ist der Betrug. Ähnlich ist es, glaube ich, auch im Epheserbrief 4, Vers 22. Dort geht es nicht direkt um Sünde, sondern um Lüste. Doch der Gedanke ist derselbe: Man soll ablegen, was die frühere Lebensführung betrifft, den alten Menschen, der zugrunde geht infolge der betrügerischen Lüste.
Diese Lüste versprechen Befriedigung, geben sie aber nicht. Letztlich ist es keine wirkliche Befriedigung. Es lässt einen enttäuscht zurück.
Es ist wichtig, dass wir uns das klar machen. Es wäre schade, wenn wir viel Zeit und Kraft unseres Lebens vergeuden und selbst die Erfahrung machen, dass das stimmt, nachdem wir viele Jahre verloren haben. Dann liegen wir am Boden und sagen: Ja, ich wollte die Welt ausprobieren, und es stimmt – ich habe nicht das bekommen, was ich erwartet habe.
Manche ältere Menschen in der Welt sagen das auch. Sie sind einfach frustriert vom Leben, weil es ihnen nicht das gebracht hat, was sie sich vorgestellt hatten. Natürlich gibt es auch andere Menschen, die bis zum Schluss in Sünden leben, sich darin freuen und so töricht sind, den Gedanken an Gott völlig zu verdrängen.
Zum Schluss liegen sie am Sterbebett und sind die Betrogenen. Aber es ist ein Betrug, und man gewöhnt sich daran. Die älteren Menschen kommen nur schwer aus diesem Denken heraus. Sie haben sich so an ein Leben ohne Gott gewöhnt, dass sie gar nicht mehr auf die Idee kommen, sich an Gott zu wenden.
Man gewöhnt sich an ein Leben in der Lust. In der Welt ist ein Verderben, und dieses Verderben ist aufgrund von Lust.
Die höhere Freude in der Beziehung zu Gott
Noch eine Stelle: 2. Petrus 1,4. Ich möchte nur zeigen, wie die Welt einen einwickelt. Der Begriff „lila“ steht symbolhaft für die Einwickelung durch die Welt oder die Philisterin.
In 2. Petrus 1,4 sagt er zu den Gläubigen, dass sie kostbare Verheißungen haben. Dort heißt es, dass sie durch diese Verheißungen Teilhaber der göttlichen Natur werden sollen, nachdem sie der Verdorbenheit in der Welt entflohen sind. Diese Verdorbenheit besteht in der Lust.
Die Verderbtheit in der Welt richtet einen zugrunde. Worin besteht diese Verderbtheit? Sie besteht in der Lust. Es wird einem etwas versprochen, doch dieses Versprechen wird nicht erfüllt. Es ist ein falsches Versprechen.
Demgegenüber stehen die göttlichen Verheißungen, die kostbaren Verheißungen, die Gott uns gegeben hat. Diese Verheißungen zielen auf die andere Welt hin. Wir sollen nicht meinen, dass die irdischen Freuden die höchsten Freuden sind.
Ich denke hier an fleischliche Freuden, zum Beispiel die geschlechtliche Lust oder die Lust am Essen. Diese sind nicht die höchsten Freuden des Lebens. Der Mensch ist für höhere Freuden geschaffen, und die fleischlichen Freuden bringen keine letzte Befriedigung.
Die höheren Freuden liegen auf einer anderen Ebene, nämlich auf der Beziehungsebene, weil der Mensch ein Beziehungswesen ist. Letztlich ist die schönste Beziehung die Beziehung mit unserem Schöpfer.
Einmal wird die höchste Freude stattfinden, wenn wir Gott sehen werden. Doch wir dürfen jetzt schon Gemeinschaft mit ihm haben und auch Freude mit ihm erleben. Diese sind viel höhere Freuden – Beziehungsfreuden.
Auch in menschlichen Beziehungen gibt es Freuden, unabhängig von fleischlichen Lüsten. Eltern und Kinder, Menschen, die sich lange nicht gesehen haben und sich wiedersehen – welche Freude das ist!
Der Mensch ist ein Beziehungswesen, und die höchste und schönste Beziehung ist die mit Gott. Die Welt gaukelt uns etwas anderes vor und möchte uns von Gott abziehen.
Die Täuschung der Welt und Simsons Gefangennahme
Aber zurück zu Richter 16. Also die Welt sagt: „Vertrau mir nur.“ Als ich das jetzt gelesen habe, musste ich an einen amerikanischen Präsidenten denken, der einfach sagte: „Just trust me.“ Ein Präsident hat dem Volk einfach gesagt: „Vertraut mir einfach, vertraut mir!“ Das war der Kater, der ist schon lange vorbei.
Ja, aber dieses Vertrauen ist ein falsches Vertrauen. Sie hefteten ihn mit dem Pflock fest und sagten zu ihm, den Philistern: Sie heftete, also sie machte diese Kettfäden, sie heftete sie mit dem Pflock und sagte zu ihm in Vers 14: „Verliß dich über dir, Simson!“ Da erwachte er von seinem Schlaf und riss den Weberpflock und die Kettfäden heraus.
Und sie sagt zu ihm: „Wie kannst du sagen, ich hab dich lieb?“ Also jetzt greift sie ihn an der empfindlichsten Stelle an, der Liebe. „Wie kannst du sagen, ich hab dich lieb, und dein Herz ist doch nicht bei mir?“ Du liebst mich nicht. Das ist eine ganz empfindliche Seite bei Simson, denn da wird er jetzt ganz schwach. „Du hast mich getäuscht, dreimal getäuscht und hast mir nicht kundgetan, wo deine große Kraft besteht. Du liebst mich nicht wirklich.“
Sie liebt ihn auch nicht. Aber die Welt – das ist das Wesen dieser Welt –, wenn wir das übertragen, die Welt möchte unsere Liebe haben, aber sie liebt uns nicht. Diese Philisterin hat gar nichts übrig für Simson, aber sie hat viel übrig für das Geld. Sie ist eben eine Philisterin, die gar nicht aus ihrer Haut herauskann. Fleisch ist Fleisch, und Fleisch bleibt Fleisch.
Deshalb ist es so unmöglich, dass jemand, der ein Kind Gottes ist und den Geist Gottes hat, sich so verbindet mit einem anderen Menschen, der eigentlich nur aus dem Fleisch geboren ist. Es geschah, als sie ihn alle Tage mit ihren Worten drängte. Wir wissen nicht, wie lange das ging, es steht nicht da. Aber irgendwann war es Simson zu viel.
Es heißt hier: „Als sie ihn alle Tage mit ihren Worten drängte und ihn plagte, da zog sich seine Seele zusammen.“ Da ist das gleiche Wort, diesen Begriff haben wir schon gehabt bei Gott. Wenn bei Gott seine Seele sich zusammenzieht, dann aus Barmherzigkeit, innerlich verkrampft, oder? Aber hier wird das gleiche hebräische Wort verwendet, nur in Bezug auf Simson.
Und noch dazu heißt es „zum Sterben hin“. Da zog sich seine Seele zusammen zum Sterben hin, das wird übersetzt mit „er war matt zum Sterben“ oder „innerlich fertig zum Sterben“. Simson wird matt in Richtung Sterben. Die Achsa hat den Othniel aktiv gemacht zum Leben: „Schau dich um, Wasser, wir brauchen Wasserquellen und so weiter.“ Aber die Delila macht Simson matt. Es geht in die andere Richtung.
Was für eine Frau möchtest du? Eine, die dich matt macht für Christus, oder eine, die dich aktiv macht für Christus? Aber es geht hier nicht nur um das Thema Frau, es geht hier um die Welt. Die Philisterin steht hier für die Welt, die Unbeschnittenen, das Fleisch.
Und er tat ihr sein ganzes Herz kund. Sein Herz, das heißt sein Inneres, und das merkt eine Frau, wenn der Mann es wirklich öffnet, das merkt sie. Er sagte zu ihr: „Kein Schermesser ist auf mein Haupt gekommen, denn ein Geweihter Gottes bin ich von Mutterleib an. Wenn ich geschoren würde, würde meine Kraft von mir weichen, und ich würde schwach werden und wäre wie jeder Mensch.“
Übrigens nur ein kleines Detail am Rande: „Ich wäre wie jeder Mensch.“ Wie jeder Mensch? Ist er denn keiner? Doch. Also „wie jeder andere Mensch“ – aber das Wort „andere“ steht nicht im Text, das muss man sich ergänzen. Das ist so, man muss den logischen Verstand gebrauchen beim Bibellesen.
Das Wort „wie jeder Mensch“ heißt eigentlich „wie jeder andere Mensch“. Das wird hier vorausgesetzt. Und das gibt es mehrmals beim Bibellesen, da muss man seinen logischen Verstand einsetzen und manchmal ein Wort ergänzen, weil die hebräische Sprache kurz ist und man sich kurz ausdrückt.
Also wenn es heißt zum Beispiel: „Die Söhne Gottes gingen ein zu den Töchtern der Menschen“, dann ist die Frage, steht es jetzt Gott und Mensch gegenüber, oder heißt es „die Söhne der anderen Menschen“? Waren die Söhne Gottes Menschen oder Nichtmenschen? Da gibt es ja eine Streitfrage unter Christen.
Aber wenn es Menschen waren, dann heißt das „die Töchter der anderen Menschen“. Da gibt es viele solche Stellen, die es in der Bibel gibt. Das habt ihr mal gesammelt. Es gibt also stille Voraussetzungen. Man muss achtgeben, wenn man den Text liest, dass man den Zusammenhang beachtet.
Ja, aber das war nur ein kurzer Ausflug. Gehen wir wieder zurück. Er tat ihr also sein ganzes Herz kund. Wie kann man nur so töricht sein, sich einer Frau anzuvertrauen, die einen dreimal betrogen hat? Das kann man, wenn man verliebt ist. Verliebte handeln nicht logisch. Sie handeln einfach, manchmal auch töricht.
Deshalb muss man sich, bevor man verliebt ist, Prinzipien klarlegen. Er ist innerlich sehr, sehr schwach. Als Delila sah, dass er ihr sein ganzes Herz kundgetan hatte, merkt sie es. Da sandte sie hin und rief die Fürsten der Philister.
Inzwischen waren sie nicht mehr in der Kammer natürlich die ganze Zeit, aber jetzt ist die Gelegenheit. „Kommt diesmal herauf“, sagt sie, „denn er hat mir sein ganzes Herz kundgetan.“ Und die Fürsten der Philister kamen zu ihr hinauf, und in ihrer Hand brachten sie gleich das Geld mit.
Sie ließ ihn auf ihren Knien einschlafen und rief einen Mann, der die sieben Haarflechten seines Hauptes abscheren sollte. Die sieben Haarflechten sind ein bildhafter Ausdruck für das ganze Haar. Also es waren nicht nur sieben Haarflechten, die abgeschnitten wurden.
Auch da müssen wir die hebräische Sprache verstehen. Die sieben Haarflechten stehen hier symbolisch oder bildhaft für sein Haar, sein ganzes Haupthaar. Sie scherten es ab und fing an, ihn zu bezwingen. Seine Kraft wich von ihm.
Sie sagte: „Verliß dich über dir, Simson!“ Da erwachte er von seinem Schlaf und dachte, er werde davonkommen, wie es jedes Mal vorher war, und er werde sich freischütteln. Er wusste aber nicht, dass Jahwe von ihm gewichen war.
Das Haar seiner Weihe an Gott war das äußere Zeichen seines Geweihtseins, seines Nasireats. Und als dieses äußere Zeichen verschwand, zog Gott auch die Kraft zurück.
Und jetzt, für solche Menschen gibt es nur noch Spott. Die Philister haben nur noch Spott übrig. Jetzt ist Simson ein ausgelöschter Vulkan, kein Feuerwerk mehr. Die Philister griffen ihn und stachen ihm die Augen aus.
Er war geistlich blind gewesen, und jetzt wurde er auch physisch blind. Wenn dein Auge dich zu Sünde verleitet, was muss man machen? Ja, wieso ausreißen? Damit es nicht schlimmer wird.
Dort in Matthäus 5 ist das natürlich auch eine Hyperbel, das heißt, es ist ein stark überzeichneter Ausdruck. Das Problem ist ja nicht das Auge gewesen, weder bei Simson noch in Matthäus 5, wo Jesus sagt, man solle das Auge ausreißen.
Das Problem liegt viel tiefer. Aber was wird ausgedrückt? Über das Auge kam die Versuchung, und man muss es beseitigen. Wenn die Versuchung über den Computer oder das Internet kommt, ist es vielleicht manchmal gut, das Internet abzuschalten.
Wenn man nicht Herr darüber ist, muss man es abmelden. Man muss radikal sein, darum geht es. Aber Simson riss sich nicht selbst die Augen aus. Dann half ihm der Herr, und jetzt hatte er keine Augen mehr.
Die Züchtigung Gottes geschieht immer aus Liebe, mit dem Ziel der Wiederherstellung. Offenbarung 3,19 sagt: „Die ich liebe, die züchtige ich.“ Hebräer 12,4-5 haben wir das auch, eigentlich Vers 5: „Ihr habt vergessen den Aufruf: Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und werde nicht matt, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst! Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er und peitscht jeden Sohn, den er aufnimmt.“
Nur dann, wenn es nötig ist, natürlich, aber er tut es. Also Hebräer 12,6: Aus Liebe geschieht die Züchtigung mit dem Ziel der Wiederherstellung, damit es nicht schlimmer wird und der Mensch wieder ganz zurückkommt.
Sie führten ihn nach Gaza hinab, banden ihn mit eisernen Fesseln, und er musste im Gefängnis mahlen. Also sicher ist sicher, denkt man, da nehmen wir jetzt Kupfer- oder Bronzefesseln, Eisenfesseln, wahrscheinlich Ketten.
Bis hierher wollen wir eine Pause machen. Amen.