Die Macht Jesu über Natur und Leben
Was ist das für ein Mann, dem selbst Wind und Wellen gehorchen? Die Jünger haben mitbekommen, wie er den Mann befreit hat, der von Dämonen zerfressen war. Dieser Mann war danach ganz neu.
Und dann war da dieses Mädchen, sie war zwölf Jahre alt und wirklich tot. Jesus weckte sie zu neuem Leben auf.
Die Jünger haben so viele wunderbare Dinge mit Jesus erlebt. Jesus sagte ihnen etwas Wundersames: „Ich werde sterben, und nach drei Tagen werde ich wieder auferstehen.“ Das war ihm sehr wichtig. Er hatte es ihnen nicht nur einmal gesagt, nicht nur zweimal, sondern dreimal.
Und dann trat es ein: Er starb.
Zweifel und Angst der Jünger nach Jesu Tod
Und was machen seine Jünger? Verkriechen sie sich irgendwo und fragen sich, wie es wohl sein wird, wenn Jesus aufersteht? Nein. Sie verbarrikadieren sich aus Angst in einem Haus.
In dieses Haus stürmen Frauen. Es waren nicht irgendwelche Frauen, sondern solche, die die Jünger sehr gut kannten. Diese Frauen berichten: „Wir waren am Grab, der Stein war weg, und das Grab war leer. Dort waren zwei Engel, die gesagt haben, Jesus ist auferstanden, wie er es angekündigt hat.“
Doch ihre Worte erscheinen den Jüngern wie Geschwätz. Sie glauben ihnen nicht. Die Jünger glauben nicht an die Frauen. Das wird als Geschwätz abgetan – und es kommt noch viel besser.
Der Weg nach Emmaus: Zweifel und Begegnung
Und siehe, an diesem Tag gingen zwei von ihnen zu einem Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt lag. Die beiden blieben nicht in Jerusalem, sondern gingen etwa elf Kilometer weit nach Emmaus.
Nein, sie warteten nicht darauf, dass Jesus aufersteht. Ja, genau, obwohl sie all das mit Jesus erlebt hatten – obwohl sie gesehen hatten, wie das zwölfjährige Mädchen, das tot war, wieder zum Leben erweckt wurde – und obwohl Jesus gesagt hatte, dass es bei ihm genauso sein werde: Er werde sterben und auferstehen.
Wie kann es sein, dass die beiden Jünger sich auf den Weg nach Emmaus machen? Wie kann es sein, dass sie nicht glauben, dass Jesus der Messias ist und dass seine Auferstehung möglich ist? Wir müssten doch zwei Tage warten, bis das geschehen ist!
Die beiden sagen etwas, das uns hilft zu verstehen, warum sie so gehandelt haben. Auf dem Weg nach Emmaus begegnet ihnen ein Mann. Dieser Mann ist Jesus, aber sie erkennen nicht, dass es Jesus ist.
Sie erzählen diesem unbekannten Mann, was sie über Jesus denken.
Die falsche Hoffnung der Jünger
Jesus von Nazareth war ein Prophet, mächtig im Werk und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Dennoch überlieferten ihn die Hohenpriester und unsere Obersten zum Todesurteil und kreuzigten ihn. Wir aber hofften, dass er derjenige sei, der Israel erlösen würde.
Die beiden dachten: Ja, Jesus ist ein mächtiger Prophet. Aber unsere Hoffnung, die hatte er nicht erfüllt. In ihren Augen hatte er Israel nicht erlöst.
Zweitausend Jahre später, mit einer abgeschlossenen Bibel, spürt man diese Spannung. Vor den beiden steht derjenige, der nicht nur Israel, sondern die ganze Welt durch seinen Tod und seine Auferstehung erlöst hat. Und die beiden sagen zu ihm: „Na, Jesus, du hast irgendwie unsere Hoffnung nicht erfüllt.“
Um zu verstehen, warum Jesus ihre Hoffnung nicht erfüllt hat, müssen wir die Geschichte verstehen, an die die beiden glaubten. Diese Geschichte besagte, dass der Messias kommen würde, um die Römer mit dem Schwert zu besiegen. Danach würde er auf dem Thron Davids herrschen.
Die prägende Geschichte vom Messias
Das war die Geschichte, die ihre Hoffnung geprägt hat: Es wird jemand kommen, der uns befreien wird. Diese Unterdrückung und Ungerechtigkeit wird nicht mehr existieren, und wir werden frei sein.
Diese Geschichte haben sie von Mama und Papa gehört, vom Rabbi in der Synagoge und von all ihren Freunden. Zu dieser Geschichte gab es sogar passende Lieder. Damals hatten sie noch Liederbücher.
Nun etwas, das nicht aus der Bibel stammt, sondern aus einem ihrer Liederbücher, den sogenannten Psalmen Salomos. Dort steht, und das haben sie wahrscheinlich mit ihren Freunden gesungen:
"Richte ihn, Herr, und setze ihn als König ein. Umgürte ihn mit Stärke, damit er ungerechte Fürsten zermalmt. Reinige Jerusalem von den Heidenvölkern. Schlage sie mit eisernem Stab, zerstöre all ihre Macht. Vernichte gesetzlose Völkerschaften, und setze einen gerechten, von Gott gelehrten König über sie."
So ist der König, so ist der Christus, so ist der Gesalbte. Das war ihre Hoffnung auf den, der Israel erlösen sollte: Er würde die Besatzer zerschlagen und vernichten.
Die biblische Grundlage ihrer Erwartung
Und der Rabbi in der Synagoge hatte sogar den passenden Bibelvers für sie: Jesaja 11,4.
„Und er wird den Gewalttätigen schlagen mit dem Stab seines Mundes, und mit dem Hauch seiner Lippen wird er den Gottlosen töten.“
Und ihre Eltern, die ihm das beigebracht hatten, sagten: Genau so könnt ihr die Bibel verstehen. Von Adam über Abraham, Mose und David ist der Höhepunkt von Gottes Geschichte, dass der Messias uns befreit und dann als König herrscht.
Der Messias wird kommen. Er wird die Römer mit dem Schwert besiegen und dann auf dem Thron Davids herrschen.
Das war diese Geschichte. Sie wurde geprägt von ihrer Familie, von ihrer jüdischen Gemeinschaft und von ihrer Gesellschaft.
Die Folgen der falschen Geschichte
Und diese Geschichte hat ihr Denken, ihr Fühlen und ihr Handeln geprägt. Sie haben sich gefragt: Ist Jesus der Messias? Nein, warum nicht? Er ist tot, und er hat uns nicht befreit. Der Messias wird, wenn er kommt, mit dem Schwert siegen; er wird nicht im Grab liegen.
Das hat ihr Denken geprägt, ebenso ihr Fühlen. Anfangs waren sie voller Hoffnung: Der Befreier ist da. Doch dann waren sie völlig enttäuscht und am Ende.
Diese Enttäuschung hat auch ihr Handeln beeinflusst. Als sie dachten, Jesus sei der Befreier, sagten sie: Ja, dann sind wir mit dir unterwegs, wir sind dabei – ganz und gar. Aber als sie meinten: Nein, Jesus ist es nicht, da gingen sie einfach nach Emmaus.
Meine Frage war: Wie kann es sein, dass die beiden nach allem, was sie mit Jesus erlebt hatten, nicht glaubten, dass er der Messias ist, sondern enttäuscht nach Emmaus gingen?
Der Grund dafür ist, dass sie eine bestimmte Geschichte tief verinnerlicht hatten, die sie immer wieder gehört hatten. Diese Geschichte besagte: Der Messias wird mit dem Schwert kommen, wir werden befreit werden. Doch Jesus hatte es nicht so gemacht. Deshalb erkannten sie den Messias nicht, obwohl er direkt vor ihnen stand.
Die Macht der prägenden Geschichte
Ihre Geschichte, der Sie geglaubt haben, hat das verhindert. Mit der Bibel in der Hand haben Sie den Messias nicht erkannt, obwohl er direkt vor Ihnen stand. So stark ist der Einfluss einer Geschichte.
Wenn eine Geschichte dich prägt, kann das sehr mächtig sein – und umso schlimmer ist es, wenn die Geschichte, die du glaubst, falsch ist. Die Geschichte, die du glaubst, bestimmt das Leben, das du führst.
Ich möchte jetzt nicht darüber nachdenken, wie die beiden Jünger so „doof“ sein konnten. Wenn ich dabei gewesen wäre, hätte ich natürlich sofort erkannt, dass Jesus der Messias ist. Aber mein Punkt ist: Auch wir haben eine Geschichte, die wir glauben.
Diese Geschichte prägt unser Leben. Wenn die Geschichte, die du glaubst – wie bei den Jüngern – falsch ist, kann das ernste Konsequenzen haben. Es kann sein, dass Jesus dir begegnen möchte, du ihn aber nicht erkennst, weil deine Geschichte falsch ist.
Es kann auch sein, dass du dich an eine falsche Hoffnung klammerst. Oder dass du ganz falsche Richtungsentscheidungen für dein Leben triffst.
Die Prägung durch Familie, Gemeinde und Gesellschaft
Auch du hast eine Geschichte, die dich geprägt hat – nicht nur die Jünger wurden geprägt, auch du bist es. Diese Prägung entsteht durch das, was dir deine Familie erzählt, was du in deiner Gemeinde hörst, was in deiner Gesellschaft erzählt wird.
Was du von Mami und Papi hörst, was in deiner Gemeinde gepredigt wird, und sogar das, was auf TikTok läuft – all das prägt ein Weltbild in dir. Es gibt dir eine Art und Weise, die Welt zu sehen: wie sie ist und wer du in dieser Welt bist.
Was ist diese Geschichte? Es sind mehr als nur ein paar lose Gedanken. Es ist deine innere Erzählung darüber, wie die Welt funktioniert. Diese Geschichte malt Bilder in deinem Kopf – von dem, was du dir wünschst, von deinen großen Wünschen und auch von dem, wovor du Angst hast.
Diese Geschichte ist wie eine Brille, durch die du die Welt siehst. Du nimmst die Welt durch deine Geschichte wahr.
Die Wirkung der Geschichte auf Denken, Fühlen und Handeln
Was bewirkt diese Geschichte? Sie ist mächtig und hat Kraft. Sie prägt dein Denken, dein Fühlen und dein Handeln. Ebenso beeinflusst sie die Art und Weise, wie du Gott siehst und wie du dich selbst wahrnimmst.
Sie gibt dir Hoffnung, kann dich trösten und tragen. Gleichzeitig kann sie dich aber auch täuschen und in die Irre führen. Sie beeinflusst die Entscheidungen, die du triffst.
Was sind das für Geschichten? Es sind die Geschichten, die wir heute glauben. Sie zeigen, wie wir von Familie, Gemeinde und Gesellschaft geprägt werden. Und wie diese Prägungen unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen.
Persönliche Beispiele für prägende Geschichten
Ich möchte euch ein bisschen mehr von mir erzählen. Wir haben ja gerade schon ein wenig angefangen. Ich bin in einem nichtchristlichen Elternhaus aufgewachsen. Gott hat für uns keine große Rolle gespielt.
In der weiterführenden Schule habe ich mich mit Freunden über Gott lustig gemacht. Ich habe gerne Fernsehen geschaut, das gab es damals noch, und dort liefen die Simpsons. In den Simpsons gab es Ned Flanders, der Christ war. Über ihn wurde sich ständig lustig gemacht. Das hat meine Geschichte geprägt: die Freunde, die Medien und das, was ich mitbekommen habe.
Die Geschichte, die ich glaubte, war: Gott gibt es nicht. Ich bin ein Produkt des Zufalls. Meinen Wert, meine Vorstellung davon, wer ich bin, muss ich mir selbst geben. Das hat mein Denken geprägt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es Gott gibt. Für mich war das wirklich undenkbar.
Das hat mein Handeln geprägt. Ich war derjenige, der im Rallyeunterricht hinter dir saß und Witze über dich machte, wenn du gesagt hast, du glaubst an Gott. Ich war ein richtig missionarischer Atheist.
Das hat auch mein Fühlen geprägt. Ich habe mich viel besser gefühlt als all die Idioten, die an Gott glauben.
Denkt an Timothy von gestern. Ihn hat eine ganz andere Geschichte geprägt. Er ist in einer Gemeindefamilie groß geworden, wie wahrscheinlich viele von euch. Vor ein paar Wochen hat er das auf Instagram geschrieben. Ich habe es gelesen, und es hat mich sehr berührt. Er schreibt: „Ich habe mein ganzes Leben darüber definiert, was ich tue und was ich leiste. Ich habe meinen Wert davon abhängig gemacht und geglaubt, dass ich all diese Dinge tun muss, damit ich geliebt werde, damit ich wertgeschätzt werde.“
Die Geschichte, die er geglaubt hat, war: Ich werde wertgeschätzt, wenn ich etwas leiste.
Unsere Gesellschaft kann uns sehr prägen. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Wir können etwas sein, etwas erreichen, wenn wir viel leisten.
Auch unsere Familien können uns in Richtung Leistung prägen. Das war bei meiner Familie so. Meine Eltern haben immer gut und gerne viel gearbeitet. Wir haben selbst im Urlaub geleistet.
Wir sind manchmal Ski gefahren. Dann haben wir ganz früh gefrühstückt, die erste Gondel genommen, sind den Berg hoch, sind Ski gefahren, Ski gefahren, Ski gefahren. Nach einer kurzen Pause ging es weiter: Ski gefahren, Ski gefahren, Ski gefahren. So sind wir mit dem letzten Lift ganz nach oben auf die Spitze des Berges gefahren. Dort haben wir die letzten Leute vorbeigelassen. Dann war es uns wichtig, als Letztes die Talabfahrt zu machen.
Wir haben selbst im Urlaub geleistet.
Es kann auch sein, dass du so lernst, in deiner Gemeinde zu leisten. Das ist richtig wichtig. Du handelst, bekommst Schulterklopfer, machst viel, setzt dich mehr ein. So kommst du in den Inner Circle deiner Gemeinde, gehörst dazu, bekommst Bestätigung und hast den Eindruck: Ich bin geistlich wertvoll, ich bin hier etwas wert in meiner Gemeinschaft – aber nur, wenn ich etwas leiste.
Das kann dein Denken prägen. Du verstehst gar nicht, warum die ganzen anderen Leute nicht so viel tun wie du.
Das prägt dein Fühlen. Du bist stolz auf deine zerlesene Bibel und schaust ein bisschen auf die herab, die nicht so viel tun wie du.
Das prägt dein Handeln. Du bist immer aktiv, immer aktiv irgendwie für Gott. Aber schon auch, um dich besonders zu fühlen.
Die Geschichte, die du glaubst, prägt das Leben, das du führst.
Das Beispiel der jungen Frau und Gottesbild
Ein letztes Beispiel: Es war auf einer meiner ersten Freizeiten. Ich habe über die Liebe Gottes gepredigt. Nach der Predigt gehe ich so durchs Freizeithaus und komme am Speisesaal vorbei. Der Speisesaal ist dunkel, drinnen sitzt eine junge Frau, und ihr laufen die Tränen übers Gesicht.
Ich frage sie: Was ist los? Sie sagt zu mir: Gott war für mich immer wie ein Polizist, der nach den Fehlern in meinem Leben sucht. Ich kann mir ihn einfach nicht als liebenden Vater vorstellen.
Niemand hat zu ihr gesagt: Gott ist wie ein Polizist. Aber da waren all diese kleinen Regeln: Das darfst du nicht, da solltest du nicht hingehen, das nicht anziehen, lass das Hobby doch lieber sein. Und das, was sie so von Familie und Gemeinde gehört hat, hat in ihr eine Geschichte entstehen lassen.
Diese Geschichte lautete: Gott ist es wichtig, dass ich keine Fehler mache. Darum geht es ihm vor allem. Das hat ihr Denken geprägt. Sie hört diese Predigt über die Liebe Gottes und weiß, dass das in der Bibel steht. Aber in ihrem Herzen kann sie es nicht glauben.
Obwohl es in der Bibel steht und sie ganz fest daran glauben will, kann sie es nicht. Die Geschichte, die sich in ihr herausgeprägt hat, verhindert es, Gott als liebenden Vater zu sehen. Das Ganze prägt ihr Fühlen. Sie fragt sich immer: Bin ich genug? Reiche ich aus?
Und sie spürt: Nein, ich bin nicht genug, ich reiche nicht aus, ich bin irgendwie falsch. Das prägt ihr Handeln. Sie ist immer darauf bedacht, keinen Fehler zu machen. Nicht weil sie das selbst will, sondern weil sie Gottes Liebe nicht verlieren will.
Die Geschichte, die du glaubst, prägt das Leben, das du führst. Ob es so eine Geschichte von Regeln und Leistung ist oder ob Gott in deiner Geschichte gerade gar nicht vorkommt – es ist eine ganz bestimmte Geschichte.
Die Geschichte, die du glaubst, prägt das Leben, das du führst.
Die Begegnung mit Jesus auf dem Weg nach Emmaus
Die Geschichte, an die die beiden Jünger geglaubt hatten, lautete: Der Messias wird kommen. Er wird die Römer mit dem Schwert besiegen und dann auf dem Thron Davids herrschen. Doch nun war Jesus, ihre Hoffnung auf Befreiung, tot.
Sie unterhielten sich miteinander über alles, was geschehen war. Während sie miteinander sprachen und nachdachten, näherte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Doch ihre Augen wurden gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten.
Auf dem Weg unterhielten sie sich: Wie passt das Ganze jetzt zusammen? Das, was wir mit Jesus erlebt haben – und jetzt ist er tot. Die Frauen erzählen, er sei auferstanden, aber das ist doch nur Gerede. Die beiden unterhielten sich, und es war schon einmal gut, dass sie nicht allein waren. Es ist hilfreich, wenn man Fragen hat und jemanden zum Austausch findet.
In diese Situation kommt Jesus, den sie immer noch nicht erkennen, und er beginnt, ihnen Fragen zu stellen: „Was sind das für Reden, die ihr im Gehen miteinander wechselt? Worüber unterhaltet ihr euch? Was ist denn bitte in Jerusalem passiert?“ Jesus, der alle Antworten kennt, stellt ihnen zunächst Fragen.
Warum tut er das? Macht er einen Witz mit ihnen? Bestimmt nicht. Er weiß, dass sie durcheinander sind, dass sie ihre Welt gerade nicht mehr verstehen. Sie müssen sich erst sortieren, in ihrem Inneren hören, was in ihnen vorgeht, und es selbst formulieren können.
Sie antworten dann: „Aber auch einige Frauen von uns haben uns aus der Fassung gebracht.“ Manchmal wird die Geschichte, an die man glaubt, irritiert. Die beiden Jünger hatten das erlebt.
Die Geschichte, an die sie so fest geglaubt hatten – dass der Messias kommt, die Römer mit dem Schwert besiegt und als Messias herrscht – machte plötzlich keinen Sinn mehr für sie. In ihrem Kopf waren nur noch Fragezeichen.
„Was wir erleben, passt nicht mehr zu dem, was wir glauben. Wir sind verwirrt, durcheinander, wir bekommen die Dinge nicht mehr in uns geordnet. Wir merken, unsere Hoffnung ist falsch.“
Ich weiß nicht, ob du solche Momente kennst, in denen du merkst, dass du irritiert bist und alles nicht mehr zu stimmen scheint. Normalerweise mögen wir es nicht, verwirrt zu sein oder die Sicherheit zu verlieren, die wir haben.
Doch diese Fragezeichen-Momente sind besondere Augenblicke, in denen Gott dich neu prägen kann. Manchmal ist es wichtig, für sich selbst zu formulieren: „Ich bin aus der Fassung. Ich verstehe die Welt gerade nicht mehr.“ Denn genau das sind Momente, in denen Gott dich prägen kann.
Die Jünger wurden durch den Tod von Jesus und das Gerede von der Auferstehung aus der Fassung gebracht.
Persönliche Erfahrungen mit Irritation und Zweifel
Was bringt dich aus der Fassung?
Bei mir war es so: Menschen sind in mein Leben gekommen, zu mir als missionarischem Atheisten. Ich habe Christen kennengelernt, und sie haben mich irritiert, weil sie gute Gründe für ihren Glauben hatten. Was mich noch mehr aus der Fassung brachte, war, dass ich Witze über sie gemacht habe und sie trotzdem freundlich zu mir waren. Das hat mich irritiert.
Oder bei Timothy gestern: Das Leben, das Leid, das er erfahren hat, hat ihn irritiert. Ich hatte eine Panikattacke, und er, der sich durch Leistung definiert hat, konnte auf einmal nichts mehr tun. Derjenige, der immer für andere da war, brauchte plötzlich selbst Hilfe. Das hat ihn aus der Fassung gebracht, das hat ihn irritiert.
Oder diese junge Frau, die sich Gott als Polizisten vorgestellt hat: Eine Predigt, die sie gehört hat, hat sie irritiert. Sie möchte glauben, dass Gott Liebe ist, aber sie merkt, dass sie nicht so viel Liebe in sich hat. In ihrem Herzen kann sie es nicht glauben. Sie spürt diese Zerrissenheit in sich, sie ist irritiert, sie ist aus der Fassung.
Umgang mit Irritation: Festhalten oder Aufgeben
Wie reagierst du, wenn du aus der Fassung bist oder irritiert? Ich habe zwei typische Reaktionsmuster kennengelernt: Das eine ist Festhalten, das andere Aufgeben. Beide sind mächtig und haben Kraft.
Hältst du die Geschichte, die du glaubst, fest? Ich habe einen Freund, mit dem ich mich viel unterhalte. Sein Glaube ist von vielen Regeln geprägt. Wir haben darüber gesprochen, und er merkt immer mehr, dass es Regeln sind, die er gar nicht wirklich aus der Bibel entnehmen kann. Trotzdem hält er daran fest, weil sie ihm Sicherheit geben. Diese Regeln sind wie ein Korsett für ihn. Sie geben Halt, aber sie engen ihn auch ein.
Eigentlich will er das nicht. Aber er merkt, dass immer, wenn eine Krise in sein Leben kommt, er in alte Muster zurückfällt. Dann schlüpft er wieder in dieses Korsett, weil es ihm Sicherheit gibt. Er will diese Sicherheit nicht verlieren, obwohl er merkt, dass sie die Freiheit einschränkt, die Gott ihm eigentlich schenkt. Er hält also die Geschichte fest, die er glaubt, weil sie ihm Sicherheit gibt.
Manchmal haben vielleicht manche von uns die Tendenz, die Geschichte, die sie glauben, aufzugeben. Vielleicht sitzt du hier und hast immer gehört: „Hey, wir als Christen sind anders, als Gemeinde sind wir eine Familie.“ Doch dann hast du Heuchelei erlebt, wurdest verletzt und festgestellt, dass das, was dir immer als biblische Wahrheit erzählt wurde, irgendwie nur Tradition ist.
Jetzt sitzt du hier mit Fragezeichen im Kopf und fragst dich, warum du eigentlich zu dieser Konferenz mitgefahren bist. Die ganze Geschichte, die du von Kindheit an gehört hast, stimmt doch irgendwie nicht. Du brauchst etwas ganz Neues. Die Geschichte, die du geglaubt hast, willst du eigentlich aufgeben.
Ich möchte sagen: Ich fühle dich. Wenn du solche Verletzungen erlebt hast, tut mir das ernsthaft leid, wirklich. Aber ich möchte dir auch sagen, dass es einen besseren Weg gibt. Hältst du deine Geschichte fest? Gibst du deine Geschichte auf? Oder bist du bereit, dich immer mehr von Gottes Geschichte prägen zu lassen?
Bist du bereit, darüber nachzudenken, was dich bis jetzt geprägt hat? Wie dich deine Familie, deine Gemeinde und deine Gesellschaft geprägt haben? Bist du bereit, Gott zu fragen: „Gott, wie bist du wirklich? Wie siehst du mich? Wie ist das Leben, das du für mich siehst?“ Bist du bereit, Gott zu bitten: „Bitte präge du meine Geschichte immer mehr.“
Die Herausforderung, Gottes Geschichte anzunehmen
Wisst ihr, was ich jetzt befürchte? Ich befürchte, dass die meisten von euch sagen werden: Ja, ich möchte das. Ja, ich möchte mich immer mehr von deiner Geschichte prägen lassen.
Ich habe aber oft erlebt, dass Menschen an ihrer Geschichte festhalten. Die Geschichten, die uns bisher geprägt haben, besitzen eine große Kraft. Manchmal merken wir das gar nicht. Sie geben uns viel Sicherheit. Außerdem haben wir oft Angst davor, was andere denken, wenn wir Fragen stellen.
Manchmal fehlt uns einfach der Mut, loszugehen. Auf der anderen Seite gibt es die Tendenz, aufzugeben. Auch das ist eine starke Kraft. Denn manchmal sind die Verletzungen, die wir erlebt haben – die du erlebt hast – so tief, dass sie dich dazu bringen, alles aufgeben zu wollen.
Ich habe Angst, dass wir sagen: Ja, ich will mich von dir mehr prägen lassen. Und ich habe diesen tiefen Wunsch, dass das in dir und in mir zu einer großartigen Realität wird.
Ich möchte dich mitten in der Predigt jetzt einmal bitten, ein kurzes Gebet zu sprechen – wenn du das möchtest. Das Gebet könnte so sein: „Gott, ich möchte mich immer mehr von deiner Geschichte prägen lassen.“
Schließe hier unter allen Leuten nur für dich die Augen. Sei ehrlich, wie es dir gerade geht, und werde vor Gott so. Wenn es wirklich dein Wunsch ist, bete für dich: „Gott, ich möchte mich immer mehr von deiner Geschichte prägen lassen.“
Ich lade euch ein, ganz kurz die Augen zu schließen. Wenn du das gerade willst, sag für dich: „Gott, ich möchte mich immer mehr von deiner Geschichte prägen lassen.“
Die Schwierigkeit, alles zu glauben
Aber wie funktioniert das? Wie kannst du dich immer mehr von Gottes Geschichte prägen lassen?
Nochmal zurück zu diesen beiden Jüngern: Sie haben viele Fragezeichen im Kopf. Jesus hört endlich auf, Fragen zu stellen, und sagt zu ihnen: „Ihr Unverständigen und im Herzen zu Träge, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben.“
Ihr seid unverständlich. Ihr könnt die göttliche Realität kaum erfassen. Und ihr seid träge; eure Herzen reagieren so langsam auf Gott. Selbst wenn Gott euch sagt, dass er sterben wird, dass alles so steht und so passieren wird, könnt ihr ihm nicht glauben.
Unsere Herzen sind oft langsam darin, darauf zu reagieren, was Gott uns sagen will. Wir sind häufig unverständlich, und es fällt uns eine Sache besonders schwer: alles zu glauben.
Was uns schwerfällt, ist, alles zu glauben. Wir glauben oft nur Teile – die Teile, die besser zu dem passen, was unsere Familien oder unsere Gesellschaft uns erzählt haben. Unser Problem ist, alles zu glauben.
Die Balance zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
Die junge Frau, die sich Gott in ihrer Geschichte als Polizistin vorgestellt hat, bringt wichtige Aspekte in ihrer Erzählung zum Ausdruck. Gott ist es nicht egal, was du tust. Er ist gerecht und heilig.
Gleichzeitig ist Gott unbegreifliche Liebe. Er liebt dich unermesslich. Er ist der Vater, der mit offenen Armen immer für dich da ist. Zu ihm kannst du jederzeit zurückkehren und Vergebung finden.
Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gehören zusammen. Über Jesus wird gesagt, dass er Gnade und Wahrheit ist. Wenn du nur einen dieser Aspekte betonst, wird deine Geschichte verzerrt.
Die Einladung zur Selbstreflexion
Was kannst du von der Erzählung dieser beiden Jünger lernen? Die Geschichte, die sie gehört haben, war falsch, weil sie einseitig war. Dadurch haben sie den Messias, obwohl er direkt vor ihnen stand, nicht erkannt.
Deshalb stellt sich die erste Frage: Wo ist meine Geschichte falsch? Wo ist die Geschichte, die ich glaube, falsch? Darüber kannst du später in drei Bereichen nachdenken: in meiner Familie, in meiner Gemeinde und in unserer Gesellschaft.
Jetzt musst du gut aufpassen, denn gleich bilden wir Kleingruppen, und dort gibt es diese Fragen. Was ist in deiner Familie total wichtig, und welche Themen werden dadurch weniger beachtet? Diese Fragen könnt ihr später noch lesen. Worüber wird in deiner Gemeinde oft geredet? Welche Themen kommen dadurch vielleicht zu kurz? Was ist den Menschen in unserer Gesellschaft besonders wichtig, und welche Themen oder Personen geraten deswegen in den Hintergrund?
Wo ist meine Geschichte falsch? Weißt du, die Geschichte vom Leben und von Gott, die du hast, ist nicht perfekt. Sind wir uns einig? Wer von euch denkt, dass er alles richtig verstanden hat? Jeder von uns hat blinde Flecken, Bereiche im Leben, in denen seine Geschichte falsch ist. Ich bin überzeugt, dass ich selbst viele solcher Bereiche habe. Jeder Mensch hat zu jeder Zeit solche Bereiche.
Luther, der große Reformator, hat sehr merkwürdige Dinge über Juden und Frauen gesagt. Gleichzeitig hat er aber auch klar erkannt, wie Gier und Geiz uns Menschen schaden. Die meisten von uns – ich hoffe, alle – sind weder Judenfeinde noch Frauenfeinde. Doch wir haben uns oft gut mit der Gier und dem Geiz in unserer Gesellschaft arrangiert.
Nicht nur die merkwürdigen Jünger oder Luther hatten Fehler in ihrer Geschichte. Auch deine Geschichte ist falsch, auch du bist geprägt. Die Frage ist nicht, ob die Geschichte, die du glaubst, falsch ist, sondern wo sie falsch ist.
Deshalb lade ich dich ein, dir diese Frage zu stellen: Wo ist meine Geschichte falsch?
Die Erklärung Jesu für das Leiden des Messias
Die Geschichte der beiden Jünger war falsch, weil sie nur einen Teilglauben hatten. Jesus erklärte ihnen, dass der Christus leiden musste und in seine Herrlichkeit eingehen sollte. Die Jünger hatten Jesus als König erwartet und hatten dabei vergessen, dass er leiden muss.
Deshalb machte Jesus etwas mit ihnen: Von Mose und allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf. Jesus machte gewissermaßen ein Bibelstudium. Er ging durch den ersten Teil der Bibel und zeigte ihnen Beispiele: Bei Adam gibt es doch den, der der Schlange den Kopf zertritt. Könnte das auf jemanden hinweisen?
Bei Abraham und Isaak wird ein Sohn geopfert – ein Sohn wird geopfert. Beim Auszug aus Ägypten wird ein Lamm geschlachtet, dessen Blut an die Türpfosten gestrichen wird, damit der Todesengel vorübergeht. Kann es sein, dass es jemanden gibt, der kommt, um uns von unserer Schuld mit seinem Blut zu befreien?
Dann zeigte er ihnen Jesaja 53,5, und dort wird es sehr deutlich: „Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünde willen, die Strafe lag auf ihm, zu unserem Frieden. Durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“
Die Jünger, die noch viele Fragezeichen im Kopf hatten, merkten nun, dass die Geschichte mit dem Schwert falsch war. Das mit dem Kreuz hingegen machte Sinn. Es erklärte ihre Geschichte. Sie hatten die Bibelstellen früher einseitig betont. Jetzt, nachdem Jesus es ihnen erklärt hatte, erkannten sie: Der Messias muss leiden. Das mit dem Kreuz ist das, was Sinn macht und unsere Geschichte prägen muss.
Christus als Zentrum der biblischen Erzählungen
Damit Gottes Geschichte deine persönliche Geschichte immer mehr prägen kann, brauchst du eine gute Antwort auf die Frage: Was bedeutet es, dass Christus das Zentrum von Gottes Geschichte ist?
Was bedeutet es, dass Christus das Zentrum von Gottes Geschichte ist? Christus steht im Mittelpunkt der biblischen Erzählungen. Mir wurde das besonders deutlich, als ich mich mit der Geschichte von David und Goliath beschäftigt habe.
Ihr kennt sicher David, der Gott vertraut hat und den Riesen besiegt hat. Was lernen wir daraus? Lasst uns alle Gott vertrauen und die Riesen besiegen. Ist das der beste Weg, diese Geschichte zu verstehen? Zum Teil ist das richtig. Aber ich glaube, es gibt einen viel besseren Weg.
Wir alle, du und ich, haben Riesen in unserem Leben. Und ganz oft sind wir wie die Soldaten im Heer des Königs – wir haben Angst. Aber es gibt einen Sohn Davids, einen Nachkommen Davids, und das ist Jesus. Er hat die Riesen besiegt, den größten Riesen – den Tod.
Weil Jesus gesiegt hat, stehen wir auf der Seite des Siegers. Lies die Bibel einmal so. Mit meinen Jungs lese ich abends oft die „Gott hat dich lieb“-Bibel. Das Besondere daran ist, dass nach jeder biblischen Erzählung ein kleiner Hinweis darauf steht, was das mit Jesus zu tun hat.
Immer wenn ich das meinem großen Siebenjährigen Jaron vorlese, sagt er: „Das ist Jesus.“ Der Name wird zwar nicht genannt, aber Jesus steht im Zentrum der biblischen Erzählungen. Und Jesus steht im Zentrum von Gottes großer Geschichte.
Das ist der Ursprung von allem, das Ziel von allem, und alles dazwischen zählt wirklich nur, weil es zu Jesus führt und auf ihn hinweist. Alles ist durch ihn möglich. Nur wenn du die Bibel so verstehst, verstehst du Gottes Geschichte richtig.
Die praktische Anwendung im Alltag
Was nun? Du beschäftigst dich mit der Bibel und versuchst, beim Lesen der einzelnen biblischen Erzählungen zu verstehen, was sie bedeuten und was das mit Jesus zu tun hat. Je länger du das machst, desto mehr lernst du: Jesus steht im Zentrum von Gottes Geschichte.
Wir haben dabei zwei Fragen: Wo ist meine Geschichte falsch? Und was bedeutet es, dass Christus das Zentrum von Gottes Geschichte ist?
Jetzt sind wir an einem Punkt, wo die Frage lautet: Wie passt das zusammen? Wo ist meine Geschichte falsch? Wo sind meine Fehler? Was ist die Wahrheit bei Gott und wie findet das alles zusammen?
Ich möchte das an einem konkreten Beispiel zeigen. Du fährst heute Nachmittag nach der Steps-Konferenz, die um 16:00 Uhr endet, nach Hause. Natürlich redest du mit deinen Freunden darüber, was euch besonders bewegt hat. Ihr stellt fest: Ja, bei uns ist das auch so. Wir hatten oft das Gefühl, nur dann wertvoll zu sein, wenn wir etwas leisten, wenn wir uns engagieren.
Dann denkt ihr darüber nach und wendet an, was Olli gesagt hat. Was steht denn in der Bibel, wenn wir sie mit Christus lesen? Ist Überleistung von Jesus ausgedacht?
Und dann sagt einer: Ja klar, Jesus hat uns ja aus Gnade gerettet. Das hat nichts mit dem zu tun, was wir tun. Er hat uns zu guten Werken geschaffen, aber nicht damit wir uns dadurch einen Wert geben.
Jesus hat viel gemacht, aber er hat sich auch immer wieder zurückgezogen, Pausen gemacht. Er ist weg vom Tun hin zum Vater gegangen. Und wir wissen doch, Jesus liebt alle, aber besonders die, die gerade nicht so viel leisten können.
Ihr merkt, wie das euer Denken prägt. Was hat das mit unserem Denken zu tun? Ihr sagt euch: Ja, unser Wert stimmt, er ist nicht abhängig von dem, was wir tun. Uns für andere einzusetzen ist super, aber das definiert uns nicht.
Klar, wenn wir Pausen machen, dann ist das doch ein Vertrauen, dass Gott handelt, obwohl wir gerade loslassen. Wir dürfen doch denken: Selbst wenn wir scheitern, verlässt uns Gott nicht.
Ihr redet darüber und stellt fest: So einfach ist das nicht. Die Gefühle, die wir haben, halten sich manchmal nicht an diese Wahrheiten. Dann redet ihr darüber, werdet ehrlich und erzählt, wie verzweifelt ihr seid, wenn ihr scheitert, obwohl ihr wisst, dass das eigentlich nicht sein müsste. Oder ihr werdet stolz, weil ihr etwas erreicht habt, obwohl ihr einfach nur dankbar sein wollt. Ihr werdet unruhig, wenn ihr gerade nichts tut, obwohl ihr wisst, dass das in Gottes Augen vollkommen okay ist.
Ihr nehmt das wahr, werdet offen füreinander und betet miteinander, dass ihr verändert werdet. Dass sich also Wahrheiten und Gefühle abgleichen, dass sich eure Gefühle an die Wahrheit halten.
Dann redet ihr darüber, wie das euer Handeln in der letzten Woche beeinflusst hat. Ihr sprecht über die Morgenroutine, die in der Woche wirklich gut geklappt hat, und wie ihr Zeit und Ruhe bei Gott gefunden habt.
Ihr redet über die Anfrage, ob ihr bei der Jugendarbeit mitmachen wollt. Macht ihr das, um Erwartungsdruck zu erfüllen oder weil das eure Berufung ist?
Ihr werdet offen miteinander, betet zusammen und lebt auf dem Weg, wie ihr verändert werdet. Vor allem erlebt ihr echte Veränderung – die passiert dort, wo Jesus zum Zentrum eurer Geschichte wird.
Echte Veränderung passiert dort, wo Jesus zum Zentrum deiner Geschichte wird.
Die Offenbarung Jesu beim Abendmahl
Noch einmal zurück zu diesen beiden Jüngern. Man könnte denken, Jesus hat dieses Bibelstudium mit ihnen gemacht. Wenn Jesus Bibelstudien macht, verstehen sie alles. Aber so war es noch nicht.
Sie näherten sich dem Dorf, wohin sie gingen. Jesus stellte sich so, als wolle er weitergehen. Doch sie nötigten ihn und sagten: „Bleibe bei uns, denn es geht Abend, und der Tag hat sich schon geneigt.“ Er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben.
Sie erreichen Emmaus. Jesus tut so, als ob er gehen will. Er sagt nicht: „Komm, lass uns noch Abendbrot zusammen essen.“ Nein, die beiden müssen aktiv werden. Sie müssen sagen: „Bleibe bei uns.“ Es braucht unsere Aktivität, unser „Bleibe bei uns“, unsere Fragen, die wir stellen.
Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch lag, nahm er das Brot, segnete es, brach es und reichte es ihnen. Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn. Sie gehen zum Essen, Jesus bricht das Brot, und sie erkennen ihn.
Hier steht nicht, sie öffneten die Augen, sondern: ihre Augen aber wurden aufgetan. Es ist Gottes Eingreifen, dass die Jünger Jesus erkennen. Es braucht unser „Bleibe bei uns“, unsere Aktivität, und nur durch Gottes Eingreifen können wir ihn dann erkennen.
Es braucht beides: unsere Aktivität und Gottes Eingreifen. Ganz oft greift Gott genau dann ein, wenn du offen für ihn bist und seine Fragen an ihn richtest.
Und sie sprachen zueinander: „Brannte nicht unser Herz in uns, wie er auf dem Weg zu uns redete und wie er uns die Schriften öffnete?“ Sie standen zur gleichen Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück.
Sie fanden die Elf und die, die mit ihnen waren, versammelt. Diese sagten: „Der Herr ist wirklich auferweckt worden, und dem Simon ist er erschienen.“ Brannte nicht unser Herz in uns?
Als Jesus dieses Bibelstudium mit ihnen machte, fing ihr Herz an zu brennen. Tinus hat das mal so formuliert: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“
Sie erzählten, was auf dem Weg geschehen war und wie er von ihnen erkannt worden war am Brechen des Brotes. Ihre Herzen brannten, ihre Augen wurden geöffnet.
Aus zwei Männern, die weg waren, weg von Jesus, werden zwei Menschen, die Gottes Geschichte erzählen, die Jesus im Zentrum hat.
Persönliche Zeugnisse und Einladung zum Glauben
Ich habe euch erzählt, dass ich missionarischer Atheist war. Dann begegneten mir diese Christen. Zuerst habe ich sie ausgelacht, doch dann irritierten sie meine Geschichte. Sie hatten Argumente, und vor allem waren sie irgendwie freundlich zu mir. Ich merkte, dass in meiner Geschichte Fehler waren, dass etwas nicht stimmte.
Irgendwann, nach langer Zeit, bete ich zu Gott: „Wenn es dich wirklich gibt, dann komm du in mein Leben.“ Und Gott hat aus einem missionarischen Atheisten einen Erzähler seiner Geschichte gemacht. Ich habe den ganz tiefen Wunsch in mir, dass seine Geschichte mein Denken, mein Fühlen und mein Handeln prägt.
Diesen Wunsch wünsche ich dir auch: dass Gottes Geschichte dein Denken, dein Fühlen und dein Handeln prägt. Ich möchte dir sagen: Wenn du hier sitzt und es dir geht wie Myrfiruja – dass du gar nicht an Gott glaubst –, dann möchte ich dir Mut machen, dieses Gebet zu sprechen: „Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann möchte ich, dass du in mein Leben kommst.“
Und wenn du hier sitzt und Christ bist, dann wünsche ich mir – und ich habe für euch gebetet –, dass Gott dich und euch zu Menschen macht, die ihren Freunden Gottes Geschichte erzählen. So können Leute wie ich, die Gott nicht kannten, Jesus kennenlernen und Jesus zum Zentrum ihrer Geschichte machen.
Ich werfe jetzt ein Gebet an die Wand und lade euch ein, aufzustehen. Lasst uns miteinander beten!
Jesus, du bist das Zentrum von Gottes Geschichte, und ich möchte, dass du auch das Zentrum meiner Geschichte wirst. Ich gebe zu, dass ich oft unreflektiert die Meinungen und Erwartungen von anderen übernommen habe, ohne mich bewusst damit auseinanderzusetzen. Hilf mir, zu erkennen, was wahr ist und wo ich meine Gedanken und Überzeugungen hinterfragen muss.
Ich bitte dich, dass du mein Leben immer mehr prägst, damit mein Denken, mein Fühlen und mein Handeln immer mehr Wert wie deins. Amen.